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Bibliothek des Mariengymnasiums

Adresse. Terrasse 3, 26441 Jever [Karte]
Telefon. (04461) 9 31 30
Bibliothekssigel. <Je 1>

Unterhaltsträger. Landkreis Friesland
Funktion. Lehrerbibliothek.
Sammelgebiete. Alle gymnasialen Unterrichtsfächer; Lokalgeschichte. Der Altbestand wird bis auf die Jever-Sammlung nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek.

Benutzung vormittags während der Schulzeit nach Vereinbarung möglich, eingeschränkt auch nacttags und während der Schulferien. Leihverkehr: über die Landesbibliothek Oldenburg <45>.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Telefonische Anmeldung erwünscht; unerläßlich, wenn die Bibliothek am Nacttag oder während der Schulferien besucht werden soll. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 7 Minuten). A 29 (Oldenburg-Wilhelmshaven), Ausfahrt Kreuz Wilhelmshaven, B 210. Keine Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek des Mariengymnasiums ist aus verschiedenen Sammlungen zusammengewachsen, deren Bestände der Bibliothek im Laufe der Zeit zugewiesen oder geschenkt wurden. Erst Titel des 19. Jhs sind für die Schulbibliothek angeschafft worden.

1.2 Die älteste Sammlung ist die Remmers von Seediek (ca. 1500-1557), eines von Fräulein Maria von Jever (1517-1573) beauftragten " Kanzlers" des im frühen 16. Jh noch unabhängigen Jeverlandes. Remmer war ein ehemaliger Priester, der sich später ganz dem Dienst an dem kleinen Staatswesen widmete. Neben theologischen Werken, die aus der frühen Reformationszeit und dem ihr vorangehenden Jahrzehnt stammten, besaß er vor allem historische Darstellungen sowie juristische und staatswissenschaftliche Werke. 103 Bde stammen aus seiner Sammlung, ein weiterer Teil (76 Bde) ist später in den Besitz der Oldenburger Landesbibliothek übergegangen. Anhand eines aus dem späten 17. Jh stammenden Katalogs der sogenannten " Marienbibliothek" ( s. u. 3.3), die in der Hauptsache aus den Büchern Remmers bestand, läßt sich die spätere Geschichte seiner Sammlung weitgehend aufklären.

1.3 Den größten und wertvollsten Teil des historischen Bestandes stellt die Jeversche Bibliothek der Fürsten von Anhalt-Zerbst dar, der Herren des Jeverlandes von 1667 bis 1815. Sie entstammt dem Besitz verschiedener Fürsten und Landdrosten, vor allem Johann Ludwig II. (1688-1746), der Jever 1718 bis 1743 verwaltete. Sie ist ein Spiegel weitgespannter Interessen. Teilweise wurden die Bücher auf den Bildungsreisen des jungen Fürsten erworben, vor allem in Italien und den Niederlanden, wo Johann Ludwig II. drei Jahre in Utrecht studierte. Nach ihrem Umfang stehen hier historische Werke an erster Stelle, gefolgt von theologischen. Weitere Schwerpunkte sind Reisebeschreibungen, Topographien und alte Atlanten, staatswissenschaftliche Literatur, Autoren der klassischen Sprachen, französische und italienische Poesie und Prosa, deutsche Barockliteratur, eine kleine Notensammlung sowie lokalhistorische Werke zur friesischen Geschichte. Wie sich aus den Besitzangaben entnehmen läßt, hat Johann Ludwig II. während seiner langen Verwaltungstätigkeit sowohl in den Niederlanden als auch im Lande selbst in großem Umfang ältere Bücher für seine Sammlung angekauft, die er dann, als er 1743 als Landesherr nach Zerbst berufen wurde, in Jever zurückließ. In der zweiten Hälfte des 18. Jhs überwachte der Rektor der Lateinschule die weiteren Neuanschaffungen dieser Bibliothek, die damals anscheinend den Gebildeten als eine quasi-öffentliche Einrichtung zur Benutzung zugänglich war.

1.4 Um 1812 schenkte der aus Jever stammende Pädagoge Christian Heinrich Wolke (1741-1825), ein ehemaliger Schüler, seine Bibliothek der Schule. Wolke begründete gemeinsam mit Johann Bernhard Basedow das Dessauer Philanthropinum und war später in St. Petersburg, Dresden und Berlin als Pädagoge tätig. Seine Schenkung enthielt eine größere Zahl seltener Schriften, die von ihm selbst, von Basedow und aus dem Dessauer Pädagogenkreis stammen.

1.5 Als 1818 das Jeverland nach den Wirren der Napoleonischen Zeit dem Großherzogtum Oldenburg zugesprochen wurde, ordnete Großherzog Peter Friedrich Ludwig (1785-1825) an, die Bibliothek der Schule zuzuweisen. Ein nicht unerheblicher Bestandteil kam damals allerdings in den Besitz der Oldenburgischen Landesbibliothek. Größere Verluste entstanden ferner dadurch, daß ein Direktor um die Mitte des 19. Jhs nach seiner Einschätzung für eine Schulbibliothek unbrauchbare Bestände verkaufte, wohl um von dem Erlös zeitgemäße wissenschaftliche Literatur in größerem Umfang für die nunmehr vor allem als Lehrerbibliothek dienende Sammlung zu erwerben. Etwa 1000 Titel führt die Verkaufsliste ( s. u. 3.3) auf, vor allem Veröffentlichungen aus dem 17. und 18. Jh, das heißt aus der fürstlichen Bibliothek.

1.6 Eine wertvolle Bereicherung der Bibliothek stellte die großzügige Schenkung des bibliophilen Hofrates Heinrich Georg Ehrentraut (1797-1866) dar, der vor allem Chroniken, Urkunden und Archivalien des Jeverlandes und der weiteren ost- und westfriesischen Umgebung gesammelt hatte. Eine reichhaltige, Ostfriesland und Nordholland sowie eine weitere, das Jeverland betreffende historische Abteilung bildet seither einen charakteristischen Teil der Bibliothek. Kleinere, oft wertvolle Schenkungen von Jeveranern, Rektoren und ehemaligen Schülern ergänzten die Bibliothek. Auch konnte die Schule etwa bis zum Ersten Weltkrieg über das an Gymnasien übliche Maß hinaus Werke vorwiegend in den philologischen Fächern erwerben.

1.7 Die so zusammengewachsene Bibliothek wurde im Laufe des 19. Jhs entsprechend den Unterrichtsfächern gegliedert. Die Einteilung veränderte sich zwar in einzelnen Bereichen, doch ergab sich etwa seit 1900 ein Ordnungssystem, das im wesentlichen bis heute besteht. In neuerer Zeit wurde in fast allen Abteilungen der historische Bestand (16. bis 18. Jh) separiert und in einem besonders gesicherten Magazinraum nach dem Numerus currens und z. T. getrennt nach Formaten aufgestellt. 1980 wurde mit einer Neukatalogisierung begonnen, die 1989 abgeschlossen wurde.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtumfang von ca. 27.000 Bdn (ohne Schulprogramme, Noten und die Bibliothek Jürgens, s. u. 2.15-2.17) umfaßt die Bibliothek einen historischen Bestand von 10.236 Titeln. Sie gliedern sich in 3 Inkunabeln, 417 Titel (4 Prozent) aus dem 16. Jh, 1247 Titel (12 Prozent) aus dem 17. Jh, 2495 Titel (24 Prozent) aus dem 18. Jh und 6075 Titel (59 Prozent) aus dem 19. Jh. Ausgezählt wurde der Standortkatalog ( s. u. 3.1), teilweise mußten Bestände geschätzt werden. Ca. 3000 Titel sind fremdsprachig, davon etwa jeweils 800 griechisch und lateinisch, je ca. 500 englisch und französisch, etwa 250 niederländisch und 140 italienisch. Systematische Übersicht

2.2 Die Systematik wurde im 19. Jh für den Zweck einer Lehrerbibliothek entwickelt. Sie ist in den Abteilungen I bis IX ( s. u. 2.3-2.10) den gymnasialen Schulfächern entsprechend geordnet, innerhalb der Fächer alphabetisch. Die Abteilungen X bis XIII ( s. u. 2.11-2.14) enthalten die übrige Literatur, nach dem Numerus currens aufgestellt. Die Beschreibung erfolgt nach der Abfolge der Abteilungen im Standortkatalog.

2.3 Die Theologische Abteilung (Gruppe I) umfaßt 709 Titel, davon 2 Inkunabeln, 193 Titel aus dem 16. Jh (davon 115 lateinisch), 164 Titel aus dem 17. Jh, 210 Titel aus dem 18. Jh und 140 Titel aus dem 19. Jh. Hier findet sich eine größere Anzahl von Bibeln aus allen Jahrhunderten, darunter die niederdeutsche Lübecker Bibel von 1494. Hinzu kommen Gesamtausgaben der Patristik vor allem aus dem 16. Jh, Werke zur Kirchen- und Konzilsgeschichte, exegetische Schriften, in großer Zahl Predigten und erbauliche Literatur vor allem aus dem 17. und frühen 18. Jh sowie Gesangbücher verschiedener Zeiten und Landeskirchen (20). Häufiger vertretene Autoren sind neben den Reformatoren und Erasmus Johann Benedict Carpzov Johannes Dürr (Zerbst), Hermann Hamelmann und Johann Lorenz von Mosheim. Bei den Predigtsammlungen und Traktaten überwiegt die orthodoxe lutherische Richtung, doch sind auch pietistische und aufklärerische Schriften in geringerer Zahl vorhanden. Die Schriften des 19. Jhs sind fast ausschließlich wissenschaftlicher Natur.

2.4 Auf Altertumswissenschaft und Humanismus (Gruppe II) entfallen insgesamt 1992 Titel, davon 76 aus dem 16. Jh, 189 aus dem 17. Jh, 310 aus dem 18. Jh und 1417 aus dem 19. Jh. Zur Griechischen Dichtung liegen 375 Titel vor, zur Griechischen Prosa 456, zur Lateinischen Dichtung 177 Titel und zur Lateinischen Prosa 408. Die Vielzahl der vertretenen antiken Autoren und die Menge der Textausgaben erklären sich aus der dominanten Rolle des altsprachlichen Unterrichts im Gymnasium des 19. Jhs. Der umfangreiche Bestand an griechischen Textausgaben und Sekundärliteratur aus dem 18. Jh (ca. 120 Titel) geht darauf zurück, daß der Griechischunterricht schon in der zweiten Hälfte des 18. Jhs an dieser Schule ungewöhnlich intensiv betrieben wurde. Bis ins 16. Jh reicht die Sammlung altsprachlicher Grammatiken und Lehrbücher (insgesamt 246 Titel), davon 94 vor 1800. 223 Titel an Sekundärliteratur vor allem aus dem 18. und frühen 19. Jh kommen hinzu. Ferner ist eine Sammlung von 107 humanistischen Gelehrtenschriften aus dem 16. bis 18. Jh hervorzuheben. Unter den Textausgaben der weniger gelesenen klassischen Autoren finden sich mehrere frühe holländische Editionen von Erasmus, Johannes Lipsius, Thomas Gataker, Joseph Justus Scaliger, Johann Friedrich Gronovius, Peter Scriver und Gerhard Johann Voss.

2.5 Die Deutsche Literatur (Gruppe III) stellt 1050 Titel, davon aus dem 16. Jh 5, aus dem 17. Jh 22, aus dem 18. Jh 138 und aus dem 19. Jh 885 Titel. 205 Titel sind Sekundärliteratur, ausschließlich aus dem 19. Jh. Erwähnenswert ist eine kleine Sammlung von Werken der Barockdichtung und -prosa, häufig in kleinformatigen Prachtausgaben. Daneben finden sich mehrere Gesamtausgaben aus dem frühen 19. Jh. Bemerkenswert sind auch kleine althochdeutsche und plattdeutsche Bestände.

2.6 Zur Geschichte und Geographie (Gruppe IV) liegen 1658 Titel vor, davon eine Inkunabel, aus dem 16. Jh 41 Titel, aus dem 17. Jh 258, aus dem 18. Jh 395 und aus dem 19. Jh 963. Die Literatur des 19. Jhs ist fast ausschließlich deutschsprachig, die des 16. bis 18. Jhs gliedert sich in 340 deutschsprachige, ca. 150 französische, ca. 130 lateinische, ca. 40 italienische, ca. 30 holländische und ca. 5 englische Titel. Von den 963 Titeln des 19. Jhs entfallen auf die Neue Deutsche Geschichte 150 Titel, auf die Mittelalterliche Geschichte 141, auf die Alte Geschichte 161, auf die Europäische und Weltgeschichte 251, auf Quellen 104, auf Pädagogik 11 und auf Geographie 145. Der vor 1800 erschienene Bestand enthält allgemeine Darstellungen zur Europäischen Geschichte, vornehmlich aus dem 17. und 18. Jh, die im wesentlichen der Zerbster Sammlung entstammen. Erwähnenswert sind historische Lexika von Johann Jacob Hofmann (Lexicon Universale, Leiden 1698), Louys Moréri (Le grand dictionaire historique, Lyon 1683) und Pierre Bayle; außerdem das Allgemeine Historische Lexikon (Leipzig 1730-1740), das Theatrum Europaeum (Frankfurt a. M. 1642-1692) sowie weitere allgemeine europäische Geschichtsdarstellungen. Als frühester Titel liegt Hartmann Schedel, Weltchronik (Nürnberg 1493) vor. Außerdem finden sich mehrere Geschichten Rußlands, als früheste Sigismund von Herberstein (Basel 1549), über 30 verschiedene Lokal- und Regionalgeschichten aus Italien und mehrere Geschichten der Niederlande (weitere s. u. 2.13). Hinzu kommen Darstellungen, Brief-, Memoiren- und Urkundensammlungen zur französischen Geschichte des 17. Jhs sowie Beschreibungen der zeitgenössischen europäischen Höfe; mehrere Geschichten Englands; Hiob Ludolf, Geschichte Aethiopiens (Frankfurt 1681-1694); Beschreibungen der schwedischen, dänischen und polnischen Geschichte; die Allgemeine Welthistorie (Halle 1744-1794) in 76 Bdn; die Staats-Anzeigen (Göttingen 1782-1795) von August Ludwig von Schlözer und sein Briefwechsel sowie einige Curiosa. Der Bestand des 19. Jhs enthält vor allem Darstellungen zeitgenössischer deutscher Historiker, darunter auch fast alle Schriften des ehemaligen Schülers dieser Schule, Friedrich Christoph Schlosser.

2.7 Zum historischen Bestand zählen auch eine Reihe von Nachschlagewerken (Gruppe V). Hier finden sich die Enzyklopädien von Klügel (Berlin 1800), Brockhaus (Leipzig 1822), Pierer (Altenburg 1849), Ersch und Gruber (Leipzig 1818-1889), die Real-Encyklopädie der classischen Alterthumswissenschaften von Pauly-Wissowa (Stuttgart 1837-1851), die Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (Leipzig 1854-1868), pädagogische Enzyklopädien, die Allgemeine deutsche Biographie (Berlin 1875-1912), Grimms Deutsches Wörterbuch (Leipzig 1854-1984). Hinzu kommen einige frühe Lexika aus dem 18. und frühen 19. Jh, soweit diese nicht bei den Fremdsprachen eingeordnet sind ( s. u. 2.10).

2.8 Zur Mathematik (Gruppe VI) und den Naturwissenschaften (Gruppe VII, Physik, Chemie, Biologie) liegen insgesamt 399 Titel vor, davon 18 aus dem 17. Jh, 27 aus dem 18. Jh und 354 aus dem 19. Jh. Es handelt sich vor allem um Lehrbücher, aber auch um naturphilosophische, kosmologische sowie einige medizinische Werke.

2.9 Pädagogik und Philosophie (Gruppe VIII) umfassen 310 Titel, davon 30 aus dem 17. Jh sowie jeweils 140 Titel aus dem 18. Jh und 19. Jh. Die Pädagogische Abteilung enthält außer einer Ausgabe des Comenius vor allem Schriften aus dem Umkreis des Dessauer Philanthropinums. Sie stammen aus der Sammlung Wolke ( s. o. 1.4). Zu den neueren Erscheinungen zählen die Werke namhafter deutscher Pädagogen des frühen 19. Jhs. Zum älteren Bestand der Philosophischen Sektion gehören u. a. Ausgaben von Paracelsus, Agrippa von Nettesheim, Schriften von Friedrich Buerhaus, Johann Scharff, Melanchthon, Descartes, Hobbes und eine Elzevier-Gesamtausgabe der Werke von Francis Bacon (Amsterdam 1685). Daneben sind seltenere Werke des frühen 19. Jhs erwähnenswert.

2.10 Auf die Neueren Sprachen (Gruppe IX) entfallen 1426 Titel, davon 21 aus dem 16. Jh, 76 aus dem 17. Jh, 294 aus dem 18. Jh und 1035 aus dem 19. Jh. Die Französische Abteilung umfaßt 457 Titel, davon 4 aus dem 16. Jh, 41 aus dem 17. Jh, 193 aus dem 18. Jh und 219 aus dem 19. Jh. Sie enthält nicht nur frühe Ausgaben der klassischen Autoren (Montaigne, Rabelais, Fénelon, La Fontaine, Molière, Montesquieu u. a.) sondern auch Sammlungen von Briefen und Memoiren vor allem aus dem 17. und frühen 18. Jh (soweit diese nicht in der Historischen Abteilung stehen, s. o. 2.6), ferner umfangreiche Gesamtausgaben von Rousseau und Voltaire. Die Englische Abteilung mit 749 Titeln stellt 2 Titel des 17. Jhs, 55 des 18. Jhs und 692 des 19. Jhs. Sie beeindruckt mehr durch Quantität als durch Qualität, da die Zerbster Fürsten kaum Bekanntschaft mit England gemacht haben und diese Sprache auch im alten humanistischen Gymnasium wenig gepflegt wurde. Die mit 130 Titeln kleine Italienische Sektion beinhaltet 2 Titel des 16. Jhs, 25 des 17. Jhs, 34 des 18. Jhs und 69 des 19. Jhs. Sie enthält Werke von Scipione Ammirato, Mainardo Piovano Arlotto, Memoiren des Kardinals Guido Bentivoglio, Briefe des Antonio Bulifon und des Annibale Caro (Venedig 1610), Werke von Goldoni, Guarini, Machiavelli, Metastasio und Tasso. Weitere italienische Texte enthalten die Historische Abteilung ( s. o. 2.6) und die Topographische Abteilung ( s. u. 2.14). Die Spanische Abteilung besteht aus 90 Titeln, davon 15 aus dem 16. Jh, 8 aus dem 17. Jh, 12 aus dem 18. Jh und 55 aus dem 19. Jh.

2.11 Zu Jura und Staatswissenschaft (Gruppe X) liegen 374 Titel vor, davon 31 aus dem 16. Jh, 76 aus dem 17. Jh, 189 aus dem 18. Jh und 78 aus dem 19. Jh. Neben einer Edition des Corpus iuris civilis (Lyon 1550) finden sich eine Sammlung der Reichsabschiede von 1545, Ordnungen der Städte Worms, Magdeburg, Nürnberg und Soest sowie eine Prozeßordnung von Anhalt-Zerbst. Vorhanden sind die großen Sammlungen des Deutschen Reichsarchivs (22 Bde) und der deutschen Staatskanzley (8 Bde); Johann Christian Lüning, Theatrum ceremoniale (Leipzig 1719-1720); Antonius Faber, Europäische Staatskanzley (Nürnberg 1697-1707); Ausgaben und Kommentare zum preußischen Landrecht und zum Code civil in französischer, deutscher und holländischer Sprache. Hinzu kommt eine größere Zahl von Schriften holländischer und deutscher Juristen aus dem 17. und 18. Jh, in geringerer Zahl auch frühe Werke von Juristen Frankreichs und Italiens, z. T. in späteren Editionen. In Holland erschienene Ausgaben liegen vor von Johannes Jensius, Hugo Grotius, Cornelius van Bynkershoek, Georgius d'Arnaud, Petrus Tullieu, Jodocus Damhouder, Arnold Rotgerius, Marcus Lycklama, Abraham Wieling und Gerhard Noodt. An deutschen Juristen sind vertreten Sebastian Brant, Justus Henning Boehmer (zum protestantischen kanonischen Recht), Johann Schilter, Philipp Reinhard Vitriarius, Johann Althusius, Jacobus Bonjour, Joachim G. Darjes, Johann Gottlieb Heineccius, Johann Nicolaus Hertius, Christian Thomasius, Samuel Pufendorf, Jodocus Hackmann, Ulrich Huber, Samuel Strykius und (zum Feudalrecht) Georg Adam Struve.

2.12 Die Abteilung Jever und Jeverland (Gruppe XI) enthält 339 Titel, davon 17 aus dem 16. Jh, 64 aus dem 17. Jh, 127 aus dem 18. Jh und 131 aus dem 19. Jh. Vorhanden sind in großer Zahl Urkundensammlungen, Gravamina, Rechtsstreitigkeiten, Erlaßsammlungen und dergleichen, dagegen kaum Monographien. Außerdem finden sich Dissertationen und Abhandlungen von Jeveranern sowie Schriften von lokalem Interesse. Hinzu kommt eine anscheinend vom Hause Zerbst angelegte Sammlung von 278 Festgedichten, Trauerpredigten und ähnlichen Werken aus den Jahren um 1700, die vor allem Jever oder das Fürstenhaus Zerbst betreffen. Die Bestände werden ergänzt durch eine Sammlung von ca. 185 handschriftlichen Originalen und Abschriften aus dem 16. bis 19. Jh mit Werken zum Landrecht, zur Lokalgeschichte, Chroniken, Urkunden, Predigerverzeichnissen, Schriften von Ulrich von Werdum und von Johann Cadovius Müller. Die bis 1900 erworbenen Werke sind erschlossen durch ein gedrucktes Verzeichnis ( s. u. 3.3). Die Sammlung wird bis in die Gegenwart ständig erweitert.

2.13 An Literatur zu Ost- und Westfriesland (Gruppe XII) liegen 1556 Titel vor, davon 226 in holländischer Sprache. 29 Titel (davon 5 holländische) stammen aus dem 16. Jh, 196 (davon 54 holländische) aus dem 17. Jh, 508 (davon 58 holländische) aus dem 18. Jh und 823 (davon 109 holländische) aus dem 19. Jh. Die Abteilung umfaßt eine große Zahl von Gesamtdarstellungen und Spezialabhandlungen zur Geschichte Ost- und Westfrieslands sowie weiterer niederländischer Regionen, häufig in holländischer Sprache. Ferner finden sich Gesetzes- und Urkundensammlungen, mehrere unvollständige Zeitschriften und andere Ephemera. Als Autoren seien genannt Georg Friedrich zu Schwarzenberg, Charter-boek van Vriesland (Leeuwarden 1768-1793), Enno Rudolf Brenneysen, Oostfriesische Historie (Aurich 1720), Eduard Meiners, Ostfriesische Kirchengeschichte (Groningen 1738-1739), zahlreiche Schriften von Ubbo Emmius, Sibrand Siccama, Martin Hamconius, Pieter Pypers und Jacob Cats; Saco Herman van Idsinga, Staatsrecht der Niederlande (Leeuwarden 1758-1765); Johannes vom Sande, Opera omnia iuridica (Groningen 1683), Cornelius Kampius, De origine ...

Frisiae (Köln 1588), Pierus Winsenius, Rerum Frisicarum libri XI (Leeuwarden 1646); ferner Schriften von Nicola Witsen, Eilhard F. Harkenroht, Ocko Scharlensis, Antonius Matthaeus und Joannes Schild. Hinzu kommen etwa 30 Hss. Abgesehen von einigen Erwerbungen Johann Ludwigs II. stammt fast die gesamte friesisch-ostfriesische Sammlung aus der Schenkung Ehrentraut (s. o. 1.6). Die 640 Titel der Untergruppe Landesgeschichte betreffen vor allem die Verwaltung, in geringerem Maße Geschichte und Kultur des Landes Oldenburg. Neun Titel stammen aus dem 16. Jh, 27 aus dem 17. Jh, 124 aus dem 18. Jh und 480 aus dem 19. Jh. Abgesehen von den Schriften Herman Hamelmanns finden sich hier vor allem Veröffentlichungen des späten 18. und 19. Jhs, da das Jeverland erst seit 1815 zum Großherzogtum Oldenburg gehörte. Die Schule besitzt zu den Bereichen Jeverland, Ostfriesland und Westfriesland eine große Zahl z. T. alter Hss. und Archivalien. Diese wurden zu einem geringen Teil, soweit sie gebunden sind, in den entsprechenden Abteilungen eingeordnet. In der Hauptsache bilden sie eine eigenen Handschriftensammlung. Sie sind in einem besonderen Findbuch detailliert erschlossen ( s. u. 3.2).

2.14 Reiseberichte, Topographien und Biographien (Gruppe XIII) stellen 424 Titel, davon 4 aus dem 16. Jh, 154 aus dem 17. Jh, 157 aus dem 18. Jh und 109 aus dem 19. Jh. Hierunter finden sich Matthaeus Merians Topographien (Frankfurt 1642-1654), Caspar Dankwerths Karten Schleswig Holsteins (Husum 1652) sowie eine größere Zahl von Beschreibungen italienischer Städte und Regionen aus dem 17. Jh. Unter den Reisebeschreibungen ragt mit 29 Bdn die von Pieter van der Aa herausgegebene Sammlung von Berichten über Ost- und Westindien (Leiden 1696) heraus. Daneben stehen oft prächtig illustrierte Werke, die den fernen Osten, Japan, China und Afrika betreffen. Hinzu kommen Reisen durch Persien, die arabischen Länder und Rußland. Ferner liegen mehrere Berichte französischer Herkunft vor, hauptsächlich aus dem 18. Jh (Jean de Thevenot, Joseph Pitton de Tournefort, Paul Tachard, Corneille le Brun). Die Sammlung wird durch die in Weimar vom Industrie-Comptoir publizierten Reisebeschreibungen (1792-1805) fortgesetzt. Das weltweite Interesse der Fürsten und auch späterer Sammler ist hier offensichtlich. Genealogische Werke, ältere numismatische Schriften ( z. B. Antonius Augustinus) und eine große Zahl von frühen Biographien stehen gleichfalls in dieser Abteilung, die durch eine Sammlung universaler Pariser Atlanten aus dem 18. Jh und historische Kartenwerke ergänzt wird.

2.15 Die Schule besitzt 365 Schulprogramme, davon 91 vor 1800 und 274 aus dem 19. Jh. Sie stammen aus der eigenen Schule oder aus benachbarten Instituten.

2.16 Zu erwähnen bleibt eine kleine wertvolle Notensammlung von ca. 40 Titeln aus dem Besitz der Zerbster Fürsten. Sie enthält u. a. Kompositionen jeverscher Kantoren in Drucken oder Manuskripten des späten 17. und frühen 18. Jhs und ist durch einen gedruckten Katalog erschlossen ( s. u. 3.2). Sondersammlung

2.17 Die im Magazin der Bibliothek untergebrachte sogenannte Jürgensbibliothek gehört nicht zur Bibliothek des Mariengymnasiums. Es handelt sich um die Privatsammlung des jeverschen Bürgermeisters Georg Heinrich Bernhard Jürgens (1771-1846; Bürgermeister 1829-1845) aus dem Anfang des 19. Jhs mit ca. 1200 Bdn. Die Bücher sind bisher nur gezählt, aber weder geordnet noch durch einen Katalog erschlossen. Die Bibliothek hat zwei Schwerpunkte: juristische Literatur aus dem 18. und frühen 19. Jh und vor allem botanische Werke aus derselben Zeit.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[nach Abteilungen getrennt; erstellt 1980-1989; nach PI]

Standortkatalog

[beide Kataloge in Zettelform]

Die Bestände sind im Niedersächsischen Zentralkatalog, nicht aber in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Moderne Sonderkataloge

Kindermann, Jürgen (Bearb.): Die Musikalien der Kreisbibliothek Eutin und der Bibliothek des Mariengymnasiums Jever. Kassel 1985, S. 40-64 (Deutsches Musikgeschichtliches Archiv Kassel, Katalog der Filmsammlung 4,1)

Schaer, Friedrich-Wilhelm: Mariengymnasium Jever, Handschriftensammlung (16.-20. Jh). Findbuch. Oldenburg 1993 (Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung: Inventare und kleinere Schriften des Staatsarchivs in Oldenburg 39)

3.3 Historische Kataloge

Catalogus der Fräulein Marien Bibliothec

[hschr.; in Bandform; angelegt ca. 1690]

Catalogus librorum Bibliothecae Johann Ludwig Princ. Anhalt. per Alphabetum

[hschr.; in Bandform; angelegt ca. 1690 von gleicher Hand wie der vorgenannte Katalog; fortgeführt bis 1720]

Verzeichnis der Bücher und Instrumente, welche Wolke für die Bibliothek der Jeverschen Provinzial-Schule bestimmt

[hschr.; angelegt ca. 1812; eigenhändig von Wolke geschrieben; Blätter, nicht gebunden]

Verzeichnis derjenigen Bücher, welche aus der Jeverschen Schulbibliothek ausgeschieden und an die Buchhandlung J. G. Heyse in Bremen verkauft sind. Michaelis 1852 [hschr.; Blätter, nicht gebunden]

Verzeichnis der das Jeverland betreffenden Handschriften und Drucke des Mariengymnasiums Jever. Jever 1900

Katalog der Bibliothek des Mariengymnasiums zu Jever

[hschr.; in einem Katalogfolianten; angelegt ca. 1900; 2 Exemplare, davon eines unvollständig fortgeführt bis ca. 1925; nur nach Abteilungen geordnet; Titelaufnahmen oft unvollständig]

Rubardt, Paul: Der Bestand alter Musikalien im Mariengymnasium zu Jever in Oldenburg. In: Zerbster Jahrbuch 18 (1933) S. 69-85

Katalog der Abteilungen I, II, IV, IX

[hschr.; in Zettelform; Abteilung IX nur unvollständig erfaßt; geführt bis ca. 1950]

Katalog der Abteilung XI (Jeverensien)

[hschr.; in Zettelform; Verfasser- und teilweise Stichwortkatalog]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Die seit 1730 vorliegenden Schulprogramme enthalten teilweise auch kurze Bemerkungen zur Bibliothek. Andrée, Georg: Remmer von Seediek und seine Bibliothek. In: Oldenburger Jahrbuch 57 (1958) S. 1-40

Hinrichs, Focke Tannen: Die Bibliothek des Mariengymnasiums Jever. Jever 1985 Kuhnert, Karl: Die Bibliothek des Remmer von Seediek. Eine Ergänzung. In: Oldenburger Jahrbuch 75/76 (1975/76) S. 81-92

Merzdorf, Johann Friedrich Ludwig Theodor: Die öffentliche Bibliothek in Jever. In: ders.: Bibliothekarische Unterhaltungen. Oldenburg 1844, S. XLVI-LXVI

Stand: August 1997

Focke Tannen Hinrichs


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.