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Hauptbibliothek der Forschungsanstalt

Adresse. Brentanostraße 9, 6222 Geisenheim [Karte]
Telefon. (06722) 50 22 37
Bibliothekssigel. <Gei 1>

Unterhaltsträger. Forschungsanstalt Geisenheim
Funktion. . Wissenschaftliche Spezialbibliothek der Forschungsanstalt Geisenheim; steht außerdem den Geisenheimer Fachbereichen der Fachhochschule Wiesbaden zur Verfügung.
Sammelgebiete. Weinbau, Gartenbau, Getränketechnologie und Landespflege.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. Öffnungszeiten (Lesezimmer, Ausleihe): Montag bis Donnerstag 9-16 Uhr, Freitag 9-12 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegerät, Kopiergerät.
Gedruckte Informationen. Information zur Benutzung.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. - Fußwegnähe vom Bahnhof. Busverbindung bis Haltestelle " An der Linde", Geisenheim. Von Wiesbaden aus B 42 bis Geisenheim. Parkplatz vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Am 19. Oktober 1872 wurde in Geisenheim die Königliche Lehranstalt für Obst- und Weinbau eröffnet. Im Statut der Anstalt hieß es: " Die Anstalt soll gegenüber anderen gärtnerischen Lehranstalten, vorzugsweise einen höheren und möglichst vollkommenen Betrieb des Obst- und Weinbaues sowie der ganzen Nutzgärtnerei auf wissenschaftlicher Grundlage lehren und darstellen." Das Grundstudium umfaßte Botanik, Chemie, Physik, Zoologie, Mineralogie und Mathematik; zu den Hauptfächern gehörten Allgemeiner Pflanzenbau, Obstbau, Weinbau, Gemüsebau, Landschaftsgärtnerei und Gehölzzucht, Plan- und Freihandzeichnung, Feldmessen. Als Nebenfächer wurden Gärtnerische Buchführung, Bienenzucht und Seidenbau genannt. Zu den Lernmitteln der Anstalt gehörten die Baum- und Rebschulen und außer den Modell- und Gerätesammlungen die Bibliothek. 1924 erhielt die Anstalt die Bezeichnung Lehr- und Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau. 1944 wurde ein Teil der Anstalt durch Luftangriffe zerstört. 1946 wurde der Forschungs- und Studienbetrieb wieder aufgenommen.

1.2 Das Fachhochschulgesetz brachte 1971 die institutionelle Trennung von Forschung und Lehre. Die Lehre wurde mit zwei Fachbereichen " Weinbau und Getränketechnologie" sowie " Gartenbau und Landespflege" in die Fachhochschule Wiesbaden übergeleitet. Mit dem Staatsvertrag vom 1. Januar 1987 wurde die Forschungsanstalt in 5 Institute mit 14 Fachgebieten eingeteilt. Fünf Fachgebiete sind für den Weinbau und die Weinbereitung einschließlich Getränketechnologie tätig, vier bearbeiten gartenbauliche Disziplinen einschließlich Obst- und Landschaftsbau. Weitere fünf arbeiten sowohl auf Gebieten des Weinbaues als auch des Gartenbaues.

1.3 Die Hauptbibliothek der Forschungsanstalt besteht ebenfalls seit 1872. In den Anfangszeiten war sie mit anderen Schausammlungen im neuerrichteten Haupt- und Lehrgebäude untergebracht. 1918 zog die Bibliothek in das ehemalige Internat für Schüler der Anstalt um. In diesen Räumen befindet sich die Bibliothek noch heute.

1.4 Die Frühgeschichte der Bibliothek von 1872 bis 1882 ist schwer zu verfolgen, da es außer dem Systematischen Katalog, der zugleich als Inventar-Buch diente, keine schriftlichen Unterlagen gibt. Es ist lediglich bekannt, daß ein Teil der Bücher aus dem landwirtschaftlichen Institut Hof Geisberg bei Wiesbaden stammt. Das Institut war 1876 aufgelöst worden. Mit dem Erscheinen des ersten Geisenheimer Jahresberichtes 1881 werden die Informationen zur Bibliothek besser. Aus dem Jahresbericht 1882 geht hervor, daß die Bibliothek 1443 Bde zählte und 20 Fachzeitschriften auslagen. Der Bericht über das Rechnungsjahr 1896 bis 1897 weist bereits 6603 Bde und 36 Fachzeitschriften aus. In den darauffolgenden Jahren wird die Gesamtzahl der Bde nicht mehr aufgeführt. Es werden nur noch einige neuerworbene oder geschenkte Bde genannt. Eine wichtige Anmerkung findet sich noch in dem Jahresbericht von 1900. " Neu ist die Verteilung der Bibliothek an die einzelnen Gebrauchsstellen in wissenschaftlichen und praktischen Abteilungen unter Weiterführung des allgemeinen Registers." Daraus ergab sich, daß die neuesten und wichtigsten Bücher in den Instituten zu finden waren, während die älteren oder nicht so häufig gebrauchten Bde in der Hauptbibliothek standen. Dies ist auch der Grund, warum heute der größte Teil des historischen Bestandes in der Hauptbibliothek zu finden ist.

1.5 Mit dem Umzug der Bibliothek 1918 enden auch die jährlichen Ausführungen über die Bibliothek in den Jahresberichten. Wieder ist der Systematische Katalog bis in die sechziger Jahre die einzige Informationsquelle. Nur in den Führern durch die Forschungsanstalt wird die Bibliothek am Rande erwähnt. So kann man dem Führer von 1930 entnehmen, daß die Hauptbibliothek damals einen Bestand von rund 11.000 Bdn hatte. Erst 1974 finden sich in den Jahresberichten Angaben über die Bibliothek. Aus mündlichen Überlieferungen ist zu erfahren, daß nach dem Krieg die Bibliothek stark verwüstet und ein großer Teil des Bestandes abhanden gekommen war. Der Wiederaufbau ging nur schleppend voran. Dies lag z. T. an den ständig wechselnden Mitarbeitern in der Bibliothek und zum anderen an den sehr anspruchsvoll gewordenen Institutsbibliotheken, die einen Großteil des Bibliotheksetats für sich forderten. Der Buchbestand in der Bibliothek vermehrte sich fast einzig durch Schenkungen. Zu erwähnen wäre hier eine Schenkung aus dem Nachlaß von Eduard von Lade um 1955 sowie eine Schenkung der Lehr- und Versuchsanstalt Obererlenbach in den sechziger Jahren. Im Mai 1969 entschied sich die Gesellschaft für Geschichte des Weines e. V. Wiesbaden, ihre Bibliothek in den Räumen der Hauptbibliothek unterzubringen.

1.6 1972 erfolgte eine Bestandsaufnahme der Hauptbibliothek und der Institutsbibliotheken. Danach wurde der lange vernachlässigte Schlagwort-Katalog überarbeitet. 1978 wurde ein Teil der älteren Bestände, hauptsächlich Zeitschriften, in einem der Bibliothek gegenüber gelegenen anstaltseigenen Gebäude untergebracht. Eine 1988 durchgeführte Zählung sämtlicher Bücher- und Zeitschriftenbände ergab, daß die Bibliothek inzwischen 76.800 Bde verwaltet, davon 48.600 in der Hauptbibliothek. Der historische Bestand wird nicht mehr systematisch vermehrt, gelegentlich kommen durch Schenkungen einige Bde hinzu.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bestände sind in einer sich in 24 Wissensgebiete gliedernden Systematik aufgestellt. Innerhalb der einzelnen Fächer sind die Bde nach dem Numerus currens geordnet. Die Anzahl der Monographien vor 1900 wurde am Regal ausgezählt. Die Anzahl der Zeitschriften vor 1900 wurde anhand des Zeitschriftenkataloges ermittelt, so daß auch die Zeitschriften in den Fachgebietsbibliotheken erfaßt sind. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der historische Bestand bis 1900 in der Hauptbibliothek umfaßt heute 2360 Titel (Gesamtbestand 76.800 Bde). Vor 1600 und 1700 ist je ein Titel erschienen. Aus dem 18. Jh stammen 49 Titel, aus der ersten Hälfte des 19. Jhs 162, aus der zweiten Hälfte 2140 .

2.3 Die vor 1800 erschienenen Werke liegen zu 50 Prozent in deutscher Sprache, zu 48 Prozent in französischer Sprache und zu 2 Prozent in Latein vor. Im 19. Jh sind 94 Prozent in deutscher Sprache, 3 Prozent in französischer, 2 Prozent in englischer, ein Prozent in weiteren Sprachen, darunter einige Titel in Schwedisch und einer in Lateinisch. Systematische Übersicht

2.4 In den Abteilungen Allgemeines, Mathematik, Betriebslehre und Feldmessen befinden sich Lexika, Wörterbücher und Statistische Jahrbücher, außerdem Vermischtes wie Adreßbücher, Ausstellungskataloge, Titel zur gärtnerischen Zeichenlehre, Buchführung und zum Weinhandel. Acht Titel beschäftigen sich mit der Geschichte des Rheingaues und Geisenheims. Insgesamt enthalten die Abteilungen 178 Titel (der größte Teil nach 1850, ein Titel vor 1800) und 4 Zeitschriftentitel.

2.5 In den Abteilungen Allgemeine und spezielle Botanik und Zoologie (insgesamt 585 Titel, davon 20 vor 1800, 25 vor 1850, und 18 Zeitschriftentitel) finden sich Lehrbücher für Botanik, Werke über Morphologie, Physiologie und Krankheiten von Pflanzen; außerdem Literatur zum Bereich Pflanzengeographie, vor allem über die Flora in Deutschland. Neben Büchern über Entomologie, speziell Schädlinge im Wein- und Obstbau, finden sich einige Titel über allgemeine Zoologie, Bienenkunde und 20 Werke über Seidenbau aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs und der ersten Hälfte des 19. Jhs.

2.6 Die Gruppen Mineralogie, Geographie, Physik und Chemie (insgesamt 251 Titel, zu 90 Prozent nach 1850, und 12 Zeitschriftentitel) enthalten u. a. Werke zur Meteorologie, Klimabeschreibungen, Lehrbücher zur Physik und 4 Titel über Astronomie aus der ersten Hälfte des 19. Jhs. Außerdem befinden sich hier Werke zur Lebensmittelchemie, speziell Weinchemie und Weinanalyse, Agrarchemie sowie eine größere Anzahl allgemeiner Handbücher der Chemie.

2.7 Den größten Anteil an alter Literatur weist die Abteilung Obstbau auf. Ein Teil der Werke über Obstbaumzucht (30 Titel) stammt aus dem Nachlaß Eduard von Lades und vom Hof Geisberg. Außerdem finden sich hier Anleitungen zum allgemeinen Obstbau, zur Obstverwertung und Obstweinbereitung. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die Titel zur Obstsortenkunde, die neben meist mehrbändigen Sortenbeschreibungen von Kernobst, Steinobst usw. auch das älteste Werk dieser Gruppe enthalten, Johann Christoph Volkammers Nürnbergische Hesperides (Nürnberg 1708-1714). Neben Citrus-Früchten werden auch Zierpflanzen abgehandelt. Insgesamt umfaßt diese Abteilung 273 Titel, davon 30 zwischen 1750 und 1815. Dazu kommen 19 Zeitschriftentitel zum Obstbau, darunter die älteste der Bibliothek, der Teutsche Obstgärtner (Weimar 1794-1804).

2.8 Unter Landwirtschaft finden sich Bücher zum landwirtschaftlichen Pflanzenbau, zur Bodenkunde und Düngerlehre sowie zur Nutztierhaltung; insgesamt 239 Titel, darunter auch englische (8 Prozent) und französische (ca. 5 Prozent), meistens mehrbändige Werke zwischen 1800 und 1810, außerdem 7 Zeitschriften.

2.9 Zum Allgemeinen Gartenbau finden sich hauptsächlich Lexika und Enzyklopädien, die sämtliche Gebiete des Gartenbaues wie Obstbau, Gemüsebau, Blumenzucht, Landschaftsgärtnerei und Weinbau behandeln. Außerdem enthält diese Gruppe Einführungen in die praktischen Gartenarbeiten sowie 10 Titel zur Technik im Gartenbau, speziell Gewächshausbau. Insgesamt sind 83 Titel vorhanden, davon 7 vor 1800, einer von 1695. Dazu kommen 26 Zeitschriften, darunter die Allgemeine Deutsche Gärtnerzeitung (Passau 1823-1843).

2.10 Die 63 Titel zu Blumenzucht und Gemüsebau umfassen allgemeine Beschreibungen von Zierpflanzen, deren Aufzucht und Pflege, wie auch spezielle Werke z. B. über Stauden oder Topfpflanzen. Acht Titel befassen sich mit der Rose, darunter das Deutsche Rosen-Buch (1889). 23 Titel betreffen Anbau und Verwertung von Gemüse, darunter 8 Werke zur Spargelzucht. 95 Prozent der Titel sind nach 1850 erschienen.

2.11 Unter Landschaftsgestaltung sind Werke zur Gartenkunst und Landschaftsgärtnerei zusammengefaßt (insgesamt 147 Titel, zu 90 Prozent nach 1850 erschienen). Darunter sind Hirschfelds Theorie der Gartenkunst (Leipzig 1779-1783) und Beschreibungen von Gärten und Parks in Deutschland und im Ausland, aber auch Werke mit Plänen und Entwürfen für jegliche Art von Gartenanlagen.

2.12 In der Gruppe Gehölze (insgesamt 56 Titel, davon 8 vor 1850) finden sich Bücher zur Gehölzzucht, Gehölzkunde, speziell Ziergehölze, Forstwesen und Baumschulwesen. Die ältesten Titel dieser Gruppe sind von Henri Louis Duhamel de Monceau (1700-1761), von dem sich 2 weitere Werke unter den Obstbaubüchern befinden.

2.13 Die umfangreichste Abteilung bilden die beiden Bestandsgruppen Weinbau und Kellerwirtschaft mit insgesamt 372 Werken, davon 41 zwischen 1800 und 1850, der größere Teil (330) nach 1850. Hier findet sich das älteste Buch der Bibliothek: Andrea Bacci, De natvrali vinorvm historia de vinis Italiae et de conuiuijs antiquorum libri septem (Rom 1596). In beiden Gruppen ist einiges an Weingesetzgebung und Beschreibungen von deutschen und ausländischen Weinbaugebieten vorhanden. Die Gruppe Weinbau enthält neben Werken über Rebenzüchtung und Ampelographien ca. 20 Titel zum Weinbau am Rhein und im Rheingau. Zur Kellerwirtschaft gehören neben der Literatur zur Weinbereitung ca. 40 Titel über Brauerei und Brennerei sowie Spirituosen. Zusätzlich liegen 27 Zeitschriftentitel zu Weinbau und Kellerwirtschaft vor.

3. KATALOGE

Alphabetischer Gesamtkatalog

[Zettelkatalog, geführt seit 1872, Titelaufnahmen an PI angelehnt]

Schlagwortkatalog [Zettelkatalog, geführt seit 1872]

Systematischer Katalog

[Standortkatalog; Bandkatalog, geführt seit 1872]

Titelkatalog [mechanische Wortfolge, seit 1978]

Die Bestände sind weder im Hessischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Allgemeiner Schriftverkehr der Hauptbibliothek seit 1960 Quittungsbuch der ausgeliehenen Bücher 1893-1907

4.2 Darstellungen

Berichte der Königlichen Lehranstalt für Obst- und Weinbau. Geisenheim 1882-1918

Festschrift zum fünfzigjährigen Jubiläum der Höheren Staatlichen Lehranstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau zu Geisenheim am Rhein. Hrsg. vom Lehrkörper. Mainz 1922

Führer durch die Staatliche Lehr- und Forschungsanstalt für Wein-, Obst- und Gartenbau. Geisenheim 1930

Jahresberichte der Forschungsanstalt für Weinbau, Gartenbau, Getränketechnologie und Landespflege. Geisenheim 1974 ff.

Keutner, P. Emil: Zur Geschichte der Hauptbibliothek. In: Geisenheimer Lindenblatt 33 (1958) [ohne Seitenzahl]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Bibliographie zur Geschichte des Weines. Hrsg. von der Gesellschaft für Geschichte des Weines, bearb. von Renate Schoene. München 1976 ff. [erfaßt u. a. die Weinbauliteratur der Forschungsanstalt]

Stand: Juli 1990

Sabine Muth


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.