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Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Adresse. Platz der Demokratie 1, 99423 Weimar; [Karte]
Postfach 2012, 99401 Weimar
Telefon. (03643) 545-205
Telefax. (03643) 545-829
e-mail. [info-haab@klassik-stiftung.de]
Internet-Adresse. http://www.klassik-stiftung.de/haab
Bibliothekssigel. <32>

Unterhaltsträger. Klassik Stiftung Weimar
Funktion. Forschungsbibliothek für Literatur- und Kulturgeschichte mit Schwerpunkt auf der deutschen Literatur der Periode 1750-1850.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Deutsche Literatur der Periode 1750 bis 1850; Literatur allgemein, Germanistik, Geschichte, Philosophie, Kunst, Musik, Literatur zu Weimar. 2. Besondere Sammelgebiete: Faust, Liszt, Nietzsche, Shakespeare. Benutzungsmöglichkeiten: Ausleihbibliothek (bis auf historische Bestände). - Öffnungszeiten: Studienzentrum (Forschungsbibliothek): Montag bis Freitag 9-21 Uhr, Samstag 9-16 Uhr. Sonderlesesaal: Montag bis Freitag 9-16 Uhr. - Leihverkehr: DLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, Buchscanner, Lesegeräte, Reader-Printer, W-LAN. Photothek mit eigener Fotosammlung.
Gedruckte Informationen. Faltblattservice. Informationen auch in der www-Homepage. Hinweise für anreisende Benutzer. Zur Benutzung der historischen Bestände Anmeldung empfehlenswert. Die Bibliothek liegt im Zentrum Weimars, 2 Minuten vom Marktplatz entfernt. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 25 Minuten). Busverbindung ab Bahnhofsvorplatz (Linien 1, 6 und 10) bis Haltestelle Goetheplatz, von dort Fußwegnähe (ca. 10 Minuten). A 4 (E 40), Ausfahrt Weimar. Parkmöglichkeiten begrenzt.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Tradition der Herzoglichen Bibliothek geht auf das Jahr 1691 zurück. Herzog Wilhelm Ernst von Sachsen-Weimar (1662-1728) gilt als ihr Gründer. Am 12. Juli 1691 bestimmte ein Teilungsvertrag zwischen den Häusern Sachsen-Weimar und Sachsen-Eisenach u. a., daß etwa 500 Bücher der erloschenen Nebenlinie Sachsen-Jena an das Weimarer Haus zu fallen hätten. Dieser Zuwachs gab wohl den Anstoß für den kontinuierlichen Ausbau der herzoglichen Kammerbibliothek, jedenfalls wurde die Ankunft der Bücher aus Jena im nachhinein als Gründungsdatum der Weimarer Bibliothek betrachtet. Gelegentlich ( z. B. von Johann Christian Bartholomaei, s. u. 1.11) wurde die Gründung aber auch auf das Jahr 1704 datiert, als die Logauische Bibliothek, eine besonders wichtige Erwerbung, nach Weimar gelangte ( s. u. 1.4).

1.2 Der Ausbau der fürstlichen Büchersammlung darf nicht als Ausdruck einer außergewöhnlichen bibliophilen Leidenschaft von Wilhelm Ernst gedeutet werden, sondern ist im Kontext zahlreicher anderer Bemühungen des Herzogs zu sehen, seine Residenzstadt zu einem kulturellen Zentrum auszubauen. So wurde ein Gymnasium gegründet, eine feste Opernbühne eingerichtet, eine Hofkapelle (mit Johann Sebastian Bach als Konzertmeister) unterhalten sowie das Gelbe Schloß und Schloß Ettersburg errichtet. Auch eine wertvolle Münzsammlung (die bis 1927 zur Bibliothek gehörte) wurde angeschafft und die bereits vorhandene Gemäldesammlung, aus der bedeutende Werke bis heute den Rokokosaal zieren, ergänzt.

1.3 Über die bereits vor 1691 existierende Büchersammlung liegen keine sicheren Erkenntnisse vor. Tatsache ist, daß der sächsische Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige (1503-1554) nach der verlorenen Schlacht von Mühlberg an der Elbe seine bedeutende Wittenberger Bibliothek 1547 nach Weimar, in die neue Residenzstadt, überführen ließ. Von hier aus wurde sie zum größten Teil nach Jena geschafft, wo sie den Grundstock für die neugegründete Universität bildete. Ein im Jahr 1550 erstelltes Inventar mit 426 Titeln beweist jedoch, daß ein Teil der Bücher in Weimar verblieb. Mehrfache Landesteilungen im 16. und 17. Jh haben die Sammlung teils bereichert, teils wieder verstreut. Unter Herzog Wilhelm IV. (1598-1662) wurde 1652 der Dichter Georg Neumark (1621-1681), ein Mitglied der 1617 in Weimar gegründeten Fruchtbringenden Gesellschaft, als Bibliothekar angestellt. Vor dem Zugang aus Jena im Jahre 1691 dürften mindestens 800 Bde, im wesentlichen aus dem Nachlaß Wilhelms IV., im Weimarer Schloß, der sogenannten Wilhelmsburg, vorhanden gewesen sein. Die Herzogliche Bibliothek in der Wilhelmsburg

1.4 Zu Beginn des 18. Jhs wurde die Bibliothek durch den Ankauf von Privatsammlungen rasch ausgebaut. 1701 wurden etwa 1700 Bde aus dem Besitz des Weimarer Kanzlers Moritz von Lilienheim († 1701) erworben. Aus dieser Zeit sind auch die ersten Bücherrechnungen von Leipziger Buchhändlern überliefert. Für die erste bedeutende Erwerbung im Jahre 1704 mußten 5700 Taler aufgewendet werden, was nur durch Verpfändung von Silber aus der Herzoglichen Silberkammer möglich war. Mit dieser Summe gelang der Ankauf der etwa 6500 Bde umfassenden Bibliothek des Barons Balthasar Friedrich von Logau (1645-1702) aus Breslau, eines Sohnes des bekannten Epigrammatikers. Der Anteil der profangeschichtlichen Werke in der Logaviana war mit mindestens 40 Prozent besonders hoch. Die anderen drei im Katalog aufgeführten Fächergruppen waren auf jeweils etwa 20 Prozent zu schätzen: Rechts- und Staatswissenschaften, Theologie und " Literatores", zu denen sowohl die Autoren der Schönen Literatur als auch die bekannten Naturforscher gerechnet wurden. 1706 wurden aus der Versteigerung der Bibliothek des holsteinischen Gelehrten Marquard Gude (1635-1689) ca. 1000 Druckschriften erworben, darunter seltene Ausgaben griechischer und römischer Schriftsteller aus dem 15. und 16. Jh. (Die außerordentlich bedeutenden Handschriften dieses Nachlasses, die dem Weimarer Fürstenhaus zu teuer waren, erwarb vier Jahre später Leibniz für die Wolfenbütteler Bibliothek.)

1.5 In dieser ersten Zeit bis in die zwanziger Jahre hinein waren der Konsistorialsekretär und Kirchenlieddichter Salomo Franck (1659-1725), später auch der Hofmusiker Johann Andreas Ehrbach und der Kammersekretär Johann Benedikt Scheibe mit der Führung der Bibliotheksgeschäfte beauftragt. Das Streben des Herzogs, die Reputation der Weimarer Bibliothek zu erhöhen, führte im Jahre 1706 rechtzeitig vor der Gudeschen Auktion in Hamburg zur Berufung von Konrad Samuel Schurzfleisch (1641-1708), einem berühmten Wittenberger Universalgelehrten, als Direktor der Bibliothek. Schurzfleischs erste und einzig nennenswerte Amtshandlung er starb bereits zwei Jahre nach seiner Ernennung bestand in der Durchführung dieses Erwerbungsgeschäfts. Er durfte seinen Wohnsitz in Wittenberg beibehalten und sollte nur viermal jährlich Bericht über die Bibliotheksverwaltung erstatten. Als Nachfolger amtierte von 1708 bis 1722 sein Bruder Heinrich Leonhard Schurzfleisch (1664-1722), von dem ebensowenig markante bibliothekarische Taten überliefert sind und dessen wissenschaftlicher Ruf nicht an den seines Bruders heranreichte. In einer Zeit, in der Bibliothekare nicht nur Aufseher der Bücherschätze, sondern auch ihre wichtigsten Nutzer waren, sollten sie durch ihre Veröffentlichungen den Ruhm der ihnen anvertrauten Institute vermehren. Diese Erwartungen haben die Brüder Schurzfleisch nur teilweise erfüllt.

1.6 Bei ihrer Berufung hatte wohl auch die Hoffnung des Herzogs auf die private Büchersammlung seines ersten Bibliotheksdirektors eine Rolle gespielt. Sie galt als eine der bedeutendsten Gelehrtenbibliotheken der Zeit und ging 1722 tatsächlich in den Bestand der fürstlichen Bibliothek ein, nachdem es dem Herzog gelungen war, zunächst den Bruder, dann die übrigen Erben mit juristischer Raffinesse auszuspielen. Vierzehn vierspännige Pferdewagen und allein 800 Taler Transportkosten waren nötig, um die ca. 8400 Bde von Wittenberg nach Weimar zu überführen. In dieser Sammlung, die auch aus zahlreichen Handschriften und Karten bestand, besaßen, wie schon bei Logau, das historische Schrifttum und die klassischen Schriftsteller in den maßgeblichen Ausgaben das stärkste Gewicht. Zudem hatten in Schurzfleischs Bibliothek zwei weitere Sammlungen Eingang gefunden: die des Wittenberger Professors und Schriftstellers August Buchner (1591-1661), eines Mitglieds der Fruchtbringenden Gesellschaft, und Teile der Büchersammlung des holländischen Philologen Nicolaus Heinsius (1620-1681). Viele Bücher der Bibliothek Schurzfleischs sind reich mit handschriftlichen Randbemerkungen versehen.

1.7 In dieser frühen Phase der Weimarer Bibliotheksgeschichte gab es noch keinen festen Erwerbungsetat. Gleichwohl wurden pro Jahr etwa 20 Bücher, meist bei den großen Leipziger Buchhandlungen Gleditsch, Fritsch und Weidmann, gekauft. Dazu zählten die ältesten gelehrten Zeitschriften wie das Journal des Sçavans, die Acta Eruditorum, das Giornale de' Letterati und Prachtwerke wie der Hortus Eystettensis des Basilius Besler, der 1714 erworben wurde. Ungefähr gleich viele Bücher kamen durch Geschenk, Widmungsexemplare oder durch kostenfreie Lieferungen der Buchhändler zur Abgeltung der Privilegiengelder ins Haus. Per Dekret vom 3. Juli 1570 bestand auch eine Ablieferungspflicht für im Lande hergestellte Druckwerke (bis 1868), doch scheint der Eingang von Pflichtexemplaren in dieser Zeit keine wesentliche Rolle gespielt zu haben. Das zum Herzogtum gehörende Jena zählte zwar zu den Verlagsstädten mit der höchsten Titelproduktion in Deutschland, aber dies läßt sich am Bestand der Weimarer Bibliothek nicht ablesen.

1.8 Im Jahre 1723 waren also ungefähr 20.000 Bde von hohem wissenschaftlichem Wert im ehemaligen kurfürstlichen Speisesaal der Wilhelmsburg und zwei angrenzenden Räumen aufgestellt und als Herzogliche öffentliche Bibliothek dem Hof und den gelegentlichen anderen Benutzern zugänglich. Der Bestand an internationalen Literaturzeitschriften ebenso wie an großen Enzyklopädien und Quellenwerken ist ein Beleg für den Anspruch des Hofes in den ersten Jahrzehnten des 18. Jhs, sich als Teil der europäischen Gelehrtenrepublik zu begreifen. Doch war in Weimar erst ein Arsenal angelegt, insbesondere zur Erforschung der eigenen Territorialgeschichte, aber noch lange keine Institution mit Ausstrahlung auf Wissenschaft oder Landesverwaltung geschaffen. Die Differenzierung in fünf Teilsammlungen (fürstliche Handbibliothek, Lilienheim, Logau, Gude, Schurzfleisch) erschwerte den Gebrauch. Es gab keine integrierte systematische Aufstellung und keinen einheitlichen Katalog. Weder nach sachlichen noch nach formalen Gesichtspunkten konnten Bücher gefunden werden, sondern nur über das Lokalgedächtnis des Bibliothekars. Nicht einmal ästhetisch konnte die Weimarer Bibliothek Staat machen - es fehlten ein repräsentativer Saal oder eine beeindruckende Fülle an bibliophilen Schaustücken. Sie blieb bis in Anna Amalias Zeiten ein Zwitterding zwischen einer wissenschaftlichen Bibliothek, die schlecht erschlossen war, und einer Fürstenbibliothek, der der rechte Glanz fehlte.

1.9 Eine grundlegende Verbesserung konnte auch der neue Bibliotheksdirektor, Johann Matthias Gesner (1691-1761), in seiner kurzen Amtszeit (1724-1729) und unter Beibehaltung seines Hauptberufs als Konrektor des Gymnasiums nicht bewirken. Er besorgte aber die alphabetische Verzeichnung des gesamten Bestandes. Die Trennung in unterschiedliche Teilbibliotheken, die sich im Prinzip bis heute, leider mit verwirrenden Inkonsequenzen, erhalten hat, wurde nicht aufgehoben. (Der letzte Integrationsversuch wurde 30 Jahre später aufgegeben.) Gesner sind vor allem regelmäßige und gezielte Anschaffungen im Buchhandel zu verdanken, die er dadurch möglich machte, daß er für fast 3000 Taler Dubletten verkaufte. Nicht zustande kam 1727 der Ankauf der Bibliothek des Gothaer Hofpredigers und Bibliothekars Ernst Salomon Cyprian (1673-1745), die 5000 Taler kosten sollte. Das Geld wäre wohl aufzubringen gewesen, aber bezeichnenderweise setzte sich Gesner nur halbherzig für den Handel ein. Vielleicht befürchtete er, daß die Menge an theologischer, d. h. protestantisch-orthodoxer Literatur der Weimarer Sammlung eine bestimmte, nicht mehr zeitgemäße Richtung gegeben hätte. Gesner, der sich unter allen Amtskollegen in den ersten Jahrzehnten der Weimarer Bibliotheksgeschichte die größten Verdienste erworben hatte, wurde nach dem Tode von Herzog Wilhelm Ernst ungnädig entlassen und setzte seine bibliothekarische Arbeit später als erster Direktor der Göttinger Universitätsbibliothek fort.

1.10 Unter der Alleinregentschaft von Ernst August I. (1688-1748) stagnierte die Bibliotheksentwicklung. In den Akten finden sich eher Rechnungen über Mausefallen als über neue Bücher. Zwar wurden einige wenige Titel und Fortsetzungswerke beschafft ( z. B. Acta Eruditorum, Zedlers Universallexicon, Ugolinos Thesaurus antiquitatum sacrarum), doch hatte die Bibliothek das Ansehen, nur aus alten Büchern zu bestehen und keine Novitäten ( z. B. auf den Buchmessen) mehr zu erwerben. Nach dem Tod des mit den Bibliotheksgeschäften betrauten Pagenhofmeisters Justin Henrich Foeckler († 1743) blieben die Bibliotheksräume zwischen 1743 und 1748 versiegelt und somit für die Benutzung unzugänglich. Der Herzog, der ausgeprägte mystische und alchemistische Interessen hatte, hinterließ 1748 seine Büchersammlung der Bibliothek.

1.11 Als erster hauptamtlicher Bibliothekar wurde 1753 der Theologe Johann Christian Bartholomaei (1708-1778) eingesetzt. In dieser Übergangsphase, in der eine obervormundschaftliche Regierung von Coburg aus die Geschicke des Herzogtums lenkte, gelang es ihm erstaunlicherweise, den Geschäftsbetrieb der Bibliothek erstmals zu konsolidieren. Er beschaffte Geld durch Dublettenverkauf und kümmerte sich um die Anlage eines Realkatalogs in 60 Foliobänden, der bei seinem Tod 1776 fertiggestellt war: 6 Bde enthalten die theologische, 12 die juristische, 5 die medizinische und naturwissenschaftliche, 29 die geschichtliche, 2 die philosophische, 4 die philologische und 2 die technische Literatur. Auch an diesem Zahlenverhältnis ist der historische Schwerpunkt der Weimarer Büchersammlung abzulesen. Zu den von Bartholomaei katalogisierten Sondersammlungen gehören ein Bestand von etwa 600 Bibeln (darunter die Lutherschen Übersetzungen des Neuen Testaments vom September und Dezember 1522), eine etwa 1200 Bde umfassende Katechismussammlung aus dem Besitz des Theologen Caspar Binder (1691-1756; s. u. 2.50) sowie eine 2800 Stücke umfassende Sammlung von Flugschriften (darunter 1000 Lutherdrucke des 16. Jhs).

1.12 Herzog Ernst August II. Constantin (1737-1758) ist es zu verdanken, daß erstmals ein regelmäßiger Jahresetat von 400 Talern nur für Bücheranschaffungen (1758) ausgesetzt wurde. Wenige Wochen nach dieser Anweisung starb der 20 Jahre alte Herzog und hinterließ etwa 1000 wertvolle Bücher, darunter viel französische Literatur und die Encyclopédie. Seine Sammlung war eine Musterbibliothek eines im Geist der Aufklärung gebildeten jungen Fürsten, dessen Erzieher einer der größten Büchersammler der Zeit, Heinrich Graf Bünau (1697-1762), gewesen war. Von 1759 bis zur Volljährigkeit des Sohnes Carl August (1775) regierte seine Witwe Anna Amalia, die als eine in Wolfenbüttel aufgewachsene Prinzessin einen klaren Begriff von Charakter und Zielsetzung einer Bibliothek mitgebracht hatte. Die Bibliothek in der Zeit Anna Amalias, Carl Augusts und Goethes

1.13 Einer größeren öffentlichen Wirksamkeit der Bibliothek stand vor allem deren schlechte Unterbringung in den schwer zugänglichen und zu kleinen Räumlichkeiten im Residenzschloß entgegen. Deshalb kam es an erster Stelle auf die Zuweisung eines geeigneten Bibliotheksgebäudes an, das sich in dem zuletzt als Zeughaus genutzten " Grünen Schlößchen", erbaut zwischen 1562 und 1565, fand. Nach mehreren Entwürfen wurde schließlich der Landbaumeister August Friedrich Straßburger (um 1721-1765) mit dem Umbau beauftragt. Er ließ den Bibliothekssaal im Stil des späten Rokoko errichten. Die Übersiedlung im Jahre 1766 gab der Bibliothek ihre eigene Existenz und markiert einen Wendepunkt in der Weimarer Bibliotheksgeschichte. Erst jetzt waren eine Erwerbungstätigkeit in größerem Umfang und eine breitere öffentliche Nutzung möglich. Bartholomaei organisierte den Umzug acht Jahre vor dem Brand des Residenzschlosses übrigens, der von den Büchern wahrscheinlich nichts mehr übriggelassen hätte - und sorgte für die Neusignierung und Wiederaufstellung der inzwischen knapp 30.000 Bde.

1.14 Unter Anna Amalia (1739-1807) wurde der Bücheretat durch " allerhöchste Sonderwünsche" regelmäßig überzogen, im Jahresmittel um 100 Taler. Im Vergleich zu den großen Hofbibliotheken wie München mit 1500 bis 2000 Talern Jahresetat waren die Weimarer Möglichkeiten allerdings immer noch bescheiden. Die großen Zuwächse sind auf Schenkungen des Hofes zurückzuführen: Bereits 1774 überließ Anna Amalia einen Teil ihrer Bücher- und Notenschätze der Bibliothek. Nach ihrem Tod folgte der Rest, insgesamt 5000 Bde. Zu den wertvollsten Teilen gehörten 500 deutsche Dramen aus der Zeit von 1450 bis 1750 aus dem Besitz von Johann Christoph Gottsched (1700-1766), dessen Bibliothek 1767 versteigert worden war. Unter Anna Amalias Musikalien dominieren italienische Opern, wie überhaupt die italienische Literatur und Kunst von ihr besonders geliebt wurden. In der Schönen Literatur sind außerdem französische, englische und deutsche Dichter in z. T. seltenen Editionen und Originalausgaben vertreten. 1808 gelangten auch Teile der Sammlung von Anna Amalias Bruder, dem Herzog Friedrich August von Braunschweig-Lüneburg-Oels (1740-1805), die aus 20.000 Bdn bestanden hatte, in die Bibliothek (ein anderer Teil kam in die Schloßbibliothek Jena). Solche Bücherzuweisungen aus dem herzoglichen Hause waren von den Bibliothekaren so sicher erwartet worden, daß sie ihrerseits darauf verzichteten (1773), unterhaltende und historische Schriften gleich nach Erscheinen zu kaufen. Daß diese Rechnung aufging, zeigt der heutige Reichtum der Bibliothek gerade an europäischer Schöner Literatur, auch an Reisebeschreibungen, Almanachen und Journalen.

1.15 Carl August (1757-1828), der Sohn Anna Amalias, setzte ab 1797 die Geheimen Räte Johann Wolfgang von Goethe und Christian Gottlob Voigt (1743-1819) als neue Oberaufsicht über die Bibliothek ein. Nach Voigts Tod amtierte Goethe alleine bis an sein eigenes Lebensende. Anders als ihre Vorgänger spielten die beiden Beamten eine aktive Rolle bei der Weiterentwicklung der Bibliothek und nahmen starken persönlichen Anteil an allen Verwaltungsfragen. Dieses Engagement ist nicht bloß ihrer individuellen Persönlichkeit zuzuschreiben, sondern zeugt von neuen Anforderungen an den Literaturbestand und die Benutzbarkeit der Herzoglichen Bibliothek. Höfische und bürgerliche Interessen begegneten sich in dem universalen kulturellen Anspruch der Weimarer Klassik.

1.16 Die erste Amtshandlung der neuen Oberaufsicht war der Erlaß einer neuen Bibliotheksordnung am 26. Februar 1798. In der Vorschrift wurden die Dienstobliegenheiten der Bibliothekare und die Rechte und Pflichten der Bibliotheksbenutzer neu festgelegt. Öffnungszeiten und Leihfrist, aber auch die Zulassung von Gymnasiasten (bei Gegenzeichnung der Leihscheine durch Eltern oder Lehrer) wurden geregelt. Wie die vorhandenen Ausleihjournale der Zeit belegen, waren von 1798 bis 1801 475 Personen, darunter 38 Schüler, als Leser registriert. Stellt man in Rechnung, daß Weimar damals nur 6500 Einwohner zählte, war die Bibliothek durchaus zu einer wichtigen Bildungsinstitution geworden. Ein anderes Arbeitsfeld der Oberaufsicht war die räumliche Erweiterung der Bibliothek durch einen Anbau (unter der Bauleitung von Heinrich Gentz, 1766-1811, im Jahre 1804) und durch die Einbindung des nahegelegenen Stadtturmes aus dem 15. Jh in den Gebäudekomplex als zusätzliches Büchermagazin (1825). Schließlich gingen insbesondere von Goethe immer wieder Anregungen für außergewöhnliche Anschaffungen aus, die bei Carl August meist auf fruchtbaren Boden fielen. Goethe legte Wert auf die regelmäßige Durchsicht der Meß- und Auktionskataloge und setzte sich mehrfach gezielt für die Anschaffung besonderer Titel ein. Auch achtete er darauf, daß die Pflichtexemplare, Zeitschriften und Fortsetzungswerke regelmäßig einliefen und Fehlendes angemahnt wurde. 1816 stiftete er der nunmehr Großherzoglichen Bibliothek seine eigenen Werke.

1.17 Es fällt auf, daß zunehmend kleinere geschlossene Bücherbestände auf direktes Angebot oder bei Auktionen angekauft wurden. Die Zeit der Ankäufe großer enzyklopädisch angelegter Sammlungen war vorbei, interessant erschienen jetzt Spezialbestände, die das Vorhandene an bestimmten Stellen vertieften. Besonders das, was alt, schön, selten und teuer war oder Quellenwert hatte, weckte die Sammelleidenschaft. Thematisch war die Territorialgeschichte Sachsens nach wie vor von großer Bedeutung, hingegen wurden die Naturwissenschaften, wenn es sich nicht gerade um prachtvolle Kupferstichwerke handelte, nur am Rande beachtet. Dabei darf das Komplementärverhältnis der Weimarer und der Jenaer Erwerbungspolitik nicht übersehen werden. Es gab einen lebhaften Austausch von Beständen. So erhielt Weimar einzelnes aus der 30.000 Bde umfassenden Hinterlassenschaft des Sprachwissenschaftlers Christian Wilhelm Büttner (1716-1801), die Carl August 1801 für die Schloßbibliothek angekauft hatte, und gab eigene Dubletten nach Jena. Durch Goethe angeregt, wurde 1801 der alte Plan eines Gesamtkatalogs für die Weimarer und Jenaer Bibliotheken erneut aufgegriffen, jedoch letztlich wieder nicht realisiert. Damit hätte man die Erwerbungen besser abstimmen können. Generell hatte Jena für den Bedarf des Lehrbetriebs in den Fakultäten zu sorgen, während Weimar die nicht vertretenen Fächer und das Übergreifende anschaffen sollte, z. B. " Memoiren der Academien, Reisebeschreibungen, Naturhistorische und Kunstwerke" (so der Jenaer Bibliothekar Johann Samuel Ersch 1801).

1.18 Zu den besonderen Erwerbungen der Weimarer Bibliothek in der Zeit Carl Augusts gehören die Sammlung Gottfried David Schöber (1696-1778) aus Gera mit Meistersinger-Handschriften des 14. bis 17. Jhs (erworben 1779), die Manuskripte zur sächsischen Geschichte aus dem Besitz des Gymnasialprofessors Karl Wilhelm Schumacher (1731-1781; erworben 1781), Bekenntnisschriften der Reformationszeit aus dem Besitz des Jenaer Theologen Johann Georg Walch (1693-1775; 1782), Literatur zur sächsischen Geschichte des Jenaer Professors Johann Gottfried Müller (1729-1792; 1793), 275 Stammbücher des Ulmer Bürgers Christian Ulrich Wagner (1722-nach 1777; 1803), nach dem Reichsdeputationshauptschluß vor allem aus Erfurter Klosterbesitz Breviarien, Missalen, Chroniken und eine prächtige Biblia pauperum aus der Zeit um 1340, orientalische Handschriften (1814, während Goethes Arbeit am Divan) und schließlich 1817 noch einmal Meistersinger-Handschriften mit dem Gemerkbüchlein des Hans Sachs aus dem Besitz des Nürnberger Gelehrten Christoph Gottlieb von Murr (1733-1811). Außerdem sind hier Teilnachlässe folgender Personen aus dem Umkreis Goethes aufzuführen: Karl Musäus (1735-1787; 1787), Johann Gottfried Herder (1744-1803; 1805), Charles Gore (1726-1807; 1807), Carl Ludwig Fernow (1763-1808; 1809), Christian Joseph Jagemann (1735-1804; 1809) und Christian August Vulpius (1762-1827; 1828).

1.19 Daneben sammelte Carl August aus eigenem Antrieb und überwies Bestände nach und nach der Herzoglichen Bibliothek: 1798 eine Sammlung von aktuellen Flugschriften und Pamphleten zur Französischen Revolution (zunächst 290 Nummern, später ergänzt), 1805 seine Erotica-Sammlung, 1818 kunsthistorische Werke des 16. bis 18. Jhs aus dem Besitz des Mailänder Malers und Schriftstellers Giuseppe Bossi (1777-1815), 1825 die 4000 Bde umfassende Militärbibliothek und vor allem die an seltenen Stücken reiche, 6000 Einheiten zählende Kartensammlung, deren Kernbestand die 1786 erworbene Sammlung des preußischen Hauptmanns Friedrich Graf Schmettau (1742-1806) war.

1.20 Das starke Wachstum in den ersten Jahren des 19. Jhs führte zu einem Gesamtbestand von 80.000 Bdn im Jahre 1832. Das Verdienst, den Zuwachs katalogisiert und benutzbar aufgestellt zu haben, kommt in erster Linie Christian August Vulpius zu, dem Schwager Goethes. Er arbeitete von 1797 bis 1826 in der Weimarer Bibliothek, ab 1805 als Erster Bibliothekar (des fünfköpfigen Personals). Nebenbei verfaßte er wissenschaftliche Studien, gab zwei Zeitschriften heraus, schrieb erfolgreiche Unterhaltungsromane ( u. a. Rinaldo Rinaldini) und war maßgeblich an der Vereinigung der Jenaer Schloßbibliothek mit der Universitätsbibliothek beteiligt. Auch seinem Wirken ist es zuzuschreiben, daß die Weimarer Bibliothek eine Zeitlang in der ersten Reihe der großen deutschen Bibliotheken stand, insbesondere was ihre öffentliche Wirkung und die Qualität ihrer Druckschriftenbestände betraf. Anders als noch zu Schurzfleischs Zeiten war aber nicht mehr allein bestimmendes Handlungsmotiv, den Ruhm des herzoglichen Hauses zu mehren, sondern zunehmend, Bildung und Wissenschaft zu dienen.

1.21 Nach Carl Augusts und Goethes Tod kann von einer dritten Phase der Weimarer Bibliotheksgeschichte gesprochen werden, weil sich die Bibliothek nicht mehr so spektakulär wie bisher entwickelte, sondern begann, sich als Pantheon der Weimarer Klassik zu präsentieren. Besonders sinnfällig wird dies in der Musealisierung des Rokokosaales, dessen Ikonographie sich seit der Mitte des 18. Jhs nicht mehr wesentlich verändert hatte. Ein erster Höhepunkt der Memorialkultur war die Feier von Goethes 100. Geburtstag 1849 in der Bibliothek. Auch ökonomisch wandelten sich die Verhältnisse. Konnte die Bibliothek im Jahre 1830 durch Sonderzuweisungen des herzoglichen Hauses noch über 10.000 Taler disponieren, mußte sie in den Folgejahren mit Summen zwischen 1000 und 2000 Talern haushalten. Der Ankauf von Novitäten des Buchhandels wurde zum Regelfall, die Erwerbung besonderer Sammlungen zur Ausnahme. Bewährt hatte sich die Zusammenarbeit mit dem Weimarer Lesemuseum, die auf eine Anregung Goethes aus dem Jahre 1830 zurückging. Die Bibliothek erhielt jeweils nach Jahresfrist 80 Zeitungen und Zeitschriften, die vorher unter den Mitgliedern zirkuliert waren. Die Bibliothek ihrerseits stellte den Mitgliedern der Lesegesellschaft 36 Periodika zur zeitweiligen Nutzung zur Verfügung.

1.22 Im Jahre 1875 wurde der Gesamtbestand der Bibliothek auf 170.000 Bde beziffert. Thematisch verengte sich das Sammelprofil angesichts der wachsenden Buchproduktion vor allem auf Geschichte, Schöne Literatur und Literaturgeschichte, Kunstgeschichte und Politik. Bereits damals wurde Vollständigkeit auf dem Gebiet der klassischen deutschen Literatur angestrebt. Die zwischen 1872 und 1914 regelmäßig veröffentlichten Zuwachsverzeichnisse spiegeln das Bemühen der Bibliothekare, den Abschied von der Idee der Universalbibliothek so lange wie möglich hinauszuzögern. Es ist bezeichnend für den enger gewordenen Blickwinkel, daß die einzige große und originelle Sondererwerbung der zweiten Hälfte des 19. Jhs die Privatbibliothek des Direktors der Großherzoglichen Bibliothek, Reinhold Köhler war (1830-1892; erworben 1893). Sie enthielt ca. 2450 Bde, vor allem germanistische Werke, Schriften zur Volkskunde, insbesondere aber seltene Märchen- und Volksliteratur, u. a. aus Italien (s. u. 2.53). Seither gehört die Volkskunde zu den Sammelgebieten der Bibliothek. Ein anderer nennenswerter Zugewinn war die Überweisung der Prinz-Bernhard-Bibliothek durch dessen Sohn Prinz Hermann (1825-1901; überwiesen 1901). Der Besitzer (1792-1862) hatte 2500 Titel zur Militärgeschichte, zur Länderkunde (insbesondere zu den Niederlanden) sowie Reisebeschreibungen und französische Dramen zusammengetragen. Nach 1892 wurden 38 Bde mit Drucken des 16. bis 18. Jhs aus der Stadtkirchenbibliothek übernommen (s. u. 2.73 und Eintrag dort, 1.5). Schließlich wurden seit 1908 immer wieder Einzelwerke als Fideikommisse der Haupt- und Sekundogenitur des fürstlichen Hauses der Bibliothek übergeben. Die Thüringische Landesbibliothek

1.23 Im Jahre 1920 wurde die Großherzogliche Bibliothek in Thüringische Landesbibliothek umbenannt. Von der Bibliothek wurde jetzt erwartet, daß sie auch Bildungsliteratur für ein breites Publikum bereitstellte. Diesem Anspruch konnte sie aufgrund ihres bisherigen Bestandsprofils, das gerade in einer Zeit wirtschaftlicher Not nicht kurzfristig korrigiert werden konnte, und bei ihrer äußerst beengten räumlichen Unterbringung nicht gerecht werden. Die Weimarer Bibliothek hatte nach dem Ende des Großherzogtums ihre Identität verloren, ohne in eine neue Funktion hineinzuwachsen. Der Vermehrungsetat betrug in den zwanziger Jahren etwa 5000 RM, in den dreißiger Jahren weniger als 3000 RM. (Damit lag Weimar etwa auf dem Niveau der Kreisbibliothek Passau. Die Landesbibliothek Darmstadt verfügte damals über 45.000 RM.) Die Finanznot jener Jahre war erbärmlich. Die Bestandsergänzungen in der Regel etwa 1000 Bde sind ein Sammelsurium von Literatur zu den traditionellen Sammelgebieten und von populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen aller Art. Ein glücklicher Ausnahmefall war das Vermächtnis von Wilhelm Fröhner (1834-1925), das in der Amtszeit Werner Deetjens (1877-1939) im Jahre 1927 nach Weimar gelangte: die rund 8000 Bde umfassende Bibliothek (darunter seltene Flugschriften des 16. Jhs und orientalische Handschriften) des Philologen und Altertumswissenschaftlers, der lange in Paris gelebt hatte. Wenig später kam auch der Büchernachlaß des Weltreisenden Ernst von Hesse-Wartegg (1851-1918) in die Bibliothek, darunter Werke aus dem Besitz des Erzherzogs Ludwig Salvator von Österreich (1847-1915).

1.24 Im Jahre 1935 gelangten etwa 500 Bücher als Geschenk eines Vereins ins Haus und erwiesen sich später als Teil der Weimarer Privatbibliothek Harry Graf Keßlers (1868-1937), dessen Besitz nach seiner Auswanderung nach Frankreich zwangsversteigert und verstreut worden war. Die Thüringische Landesbibliothek diente in der Zeit des Nationalsozialismus auch als Sammelstelle für beschlagnahmte Bücherbestände aus SPD-Ortsgruppen, Schulen oder Arbeitervereinen, diese sind jedoch in der Regel nicht in den Bestand aufgenommen worden. Nach heutiger Kenntnis wurden dem Bibliotheksbestand keine Privatbibliotheken jüdischer Bewohner von Weimar einverleibt. Eine gerechte Bewertung der Bibliotheksführung von Werner Deetjen und Hermann Blumenthal (1903-1941) und ihren Nachfolgern ist aufgrund der wenigen bisher ermittelten Fakten noch nicht möglich. Sicher ist, daß die Weimarer Bibliothek die Instrumentalisierung der Weimarer Klassik durch die nationalsozialistische Propaganda nicht aktiv gefördert hat.

1.25 Während des Zweiten Weltkriegs wurden 250.000 von 400.000 Bdn in sechs verschiedene Auslagerungsstellen gebracht. Die Bestände konnten ohne größere Verluste bis 1946 zurückgeholt werden. Schon am 1. Mai 1945 wurde wieder ein provisorischer Bibliotheksbetrieb aufgenommen. Parallel zur Rückführung gehörte die Aussonderung nationalsozialistischen, militaristischen und gegen die Alliierten gerichteten Schrifttums zum vordringlich erscheinenden Alltagsgeschäft der Bibliothekare. Anders als in den Westzonen wurden in der Ostzone Säuberungen auch in wissenschaftlichen Bibliotheken konsequent durchgeführt. Dabei enthielten die " Listen der auszusondernden Literatur" nach Ansicht ihrer Urheber die beanstandete Literatur nicht vollständig, sondern nur beispielhaft. Insgesamt wurden in der Zeit von 1945 bis 1951 fast 10.000 Bde an die vorgesetzten Behörden als " ausgemerzt" gemeldet. Entsprechend spärlich ist heute das Quellenmaterial für die Zeit von 1933 bis 1945 im Weimarer Bibliotheksbestand vertreten. Einige noch immer uneingearbeitete private Sammlungen, die in den späten vierziger Jahren in der Landesbibliothek abgeliefert wurden, lassen für die Zukunft eine Verbesserung des Literaturnachweises für diese Epoche erwarten. Zu nennen ist hier z. B. die Privatbibliothek des völkischen Literaturhistorikers Adolf Bartels (1862-1945). Aber auch solche Bestände sind schon kurz nach ihrer Übernahme " gesäubert" worden, also nicht mehr vollständig erhalten.

1.26 Als wertvoller Zuwachs kam 1945 per testamentarischer Verfügung die Sammlung Georg Haar (1887-1945) ins Haus, darunter vielfach handsignierte bibliophile Ausgaben und Pressendrucke (Cranach-Presse), vorwiegend aus dem ersten Drittel des 20. Jhs ( s. u. 2.44). 1947 erhielt die Landesbibliothek die Arbeitsbibliothek von Werner Deetjen (2500 Bde), dem früheren Bibliotheksdirektor und Präsidenten der Shakespeare-Gesellschaft. Die aus der aufgelösten Landesbibliothek Altenburg in Weimar abgelieferten Bestände wurden an die Universitätsbibliothek Jena weitergegeben. Noch ungeklärt sind Art und Umfang der Einverleibung der Privatbibliothek des Schriftstellers Heinrich Lilienfein (1879-1952) sowie von Teilen der historischen Bestände des Weimarer Wilhelm-Ernst-Gymnasiums (nach 1953) und der Eisenacher Carl-Alexander-Bibliothek (nach 1953). Außerdem wurden 1958 Buchbestände des 15. bis 18. Jhs aus dem Stadt- und Verwaltungsarchiv Weimar (s. Eintrag dort, 1.3) an die Bibliothek abgegeben.

1.27 Von 1953 bis 1982 erhielt die Weimarer Bibliothek Pflichtexemplare aus den Verlagen der Bezirke Erfurt, Gera und Suhl, in der Regel aber keine Zeitungen. Die Literaturversorgung der Stadt und Region (auch mit naturwissenschaftlichem und technischem Schrifttum) wurde in der Zeit bis 1968 als Hauptaufgabe der Landesbibliothek betrachtet. Neben der wissenschaftlichen Forschung wollte man auch der beruflichen Fortbildung und " jedem Bildungsstreben" Rechnung tragen. Die Finanzlage war gegenüber den zwanziger, dreißiger und vierziger Jahren verbessert, die räumlichen Verhältnisse aber wurden bei einem durchschnittlichen Zugang von 5000 Monographien pro Jahr immer beengter. Das 1954 hinzugewonnene Ausweicgazin im benachbarten Gelben Schloß war nur ein Notbehelf.

Die Zentralbibliothek der deutschen Klassik

1.28 Im Gefolge der Bibliotheksverordnung vom 31. Mai 1968 verloren die alten Landesbibliotheken in der DDR (bis auf Dresden) ihre Selbständigkeit und wurden in neue Rechtsverhältnisse überführt. Die Thüringische Landesbibliothek wurde zum 1. Januar 1969 in die seit 1954 bestehenden Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar integriert und mit der unter diesem Dach bestehenden Institutsbibliothek vereinigt. Auch deren Name wurde übernommen: Zentralbibliothek der deutschen Klassik. Die Sprachregelung lautete: Die Landesbibliothek wurde in die Zentralbibliothek " eingegliedert". Der Leiter der alten Zentralbibliothek wurde zum Direktor der vereinigten Bibliotheken bestimmt. Die letzten regionalbibliothekarischen Aufgaben ( z. B. die Thüringen-Bibliographie) wurden 1982 an die Universitätsbibliothek Jena abgetreten und das Erwerbungsspektrum auf die deutsche Literatur der Periode 1750 bis 1850 konzentriert. Das Jahr 1969 markiert rückblickend einen tiefen Einschnitt, weil der Weimarer Bibliothek jetzt die Rolle einer Spezialbibliothek für eine bestimmte Epoche der Literaturgeschichte zugedacht war. Die 50 Jahre dauernde Periode als Landesbibliothek mit Volksbildungsaufgaben erwies sich als Episode.

1.29 Über die Institutsbibliothek der Forschungsstätten kamen vor allem eine auf hohem Niveau arbeitende Abteilung Bibliographie, die literaturwissenschaftliche Erschließungsmittel wie die Internationale Bibliographie zur deutschen Klassik produzierte, aber auch wichtige historische Buchbestände in die neue Gesamteinrichtung. Die Bibliothek selber war 1954 aus der Büchersammlung des Goethe- und Schiller-Archivs (gegr. 1885) und der dort aufbewahrten Bibliothek der Goethe-Gesellschaft als Kernbestand (virtuell auch aus den Buchbeständen des Goethe-Nationalmuseums) gebildet worden. Sie entwickelte sich in den 15 Jahren ihres Bestehens rascher als die räumlich benachbarte Landesbibliothek und konnte ihren Bestand von anfangs 40.000 Bdn auf 140.000 Bde steigern. Einige besonders wertvolle Privatsammlungen waren in ihre Obhut gegeben, an erster Stelle die Privatbibliothek Goethes (s. u. 2.41-2.42). Deren Standort im historischen Wohnhaus am Frauenplan ist unverändert geblieben. Die Reste der Privatbibliothek Schillers werden ebenfalls dort aufbewahrt (s. u. 2.67). Die Familienbibliothek von Arnim aus Schloß Wiepersdorf war zunächst an die Akademie der Künste in Berlin übergeben worden und 1954 nach Weimar gekommen (s. u. 2.27). Sie umfaßt 4800 Bde hauptsächlich aus dem 16. bis 18. Jh. Die Reste der Privatbibliothek Franz Liszts (1811-1886; 200 Bde) sowie einer ergänzenden Sammlung aus dem Besitz der Liszt-Forscherin Lina Ramann (1833-1912) waren ursprünglich Bestandteil des Weimarer Liszt-Museums und wurden 1955 in die Zentralbibliothek eingegliedert (s. u. 2.62). Besonders kostbar ist die Privatbibliothek des in Weimar verstorbenen Friedrich Nietzsche (1844-1900) mit 790 Titeln sowie einer von Elisabeth Förster-Nietzsche (1846-1935) angelegten Ergänzungssammlung, die 1946 zunächst an das Goethe- und Schiller-Archiv gelangt war (s. u. 2.63).

1.30 Auch die übrigen historischen Bestände der Bibliothek der Forschungsstätten stammen weitgehend aus geschlossen übernommenen Privatsammlungen, so die über 10.000 Bde zählende Faust-Sammlung von Gerhard Stumme (1871-1955) mit wertvollen Titeln aus der Geschichte des Faust-Stoffs seit dem 16. Jh. Sie ergänzte die vorhandene Faustliteratur sowie die bereits 1913 an das Goethe- und Schiller-Archiv gelangte Faust-Sammlung Alexander Tilles (1866-1912; 700 Bde) entscheidend. Der dichte Bestand an fast 3000 Bdn Almanachen, Kalendern und Taschenbüchern der Goethezeit geht auf die Sammler Karl Christian Redlich (1832-1900), Artur Goldstein und Gotthilf Weisstein (1852-1907) zurück und fügt sich gut in die Sammeltradition der ehemaligen Herzoglichen Bibliothek ein. Die reichhaltige Bibliothek der Goethe-Gesellschaft, die von der Zentralbibliothek der deutschen Klassik übernommen werden konnte, besteht in ihrem Kern gleichfalls aus mehreren Privatsammlungen (Albert Cohn 1886; Gustav von Loeper, 1822-1891, übernommen 1888; Alexander Meyer-Cohn, 1903, s. u. 2.79, u. a.).

1.31 Neben diesen reichen Zuwächsen führte die Vereinigung der beiden Bibliotheken im Jahre 1969 aber auch zu bedauerlichen Verlusten. Unter dem euphemistischen Motto " Differenzierung des Bestandes" wurden in den siebziger Jahren Bestandseinheiten, die nicht mit den neuen Sammelrichtlinien übereinstimmten, ausgesondert und an das Zentralantiquariat in Leipzig verkauft oder an andere bibliothekarische Stellen abgeliefert. Bei dieser Aktion sind mindestens 20.000 Bde aus Gebieten wie alte Naturwissenschaft, Technik, Landwirtschaft, Medizin, Theologie und Religion, Sport usw. verlorengegangen, in der Regel Bücher mit Erscheinungsjahr ab 1851, im Einzelfall aber auch ältere Bestände. Der Schaden wäre noch größer geworden, wenn Mitarbeiter der Bibliothek diese Aktionen nicht heimlich unterlaufen hätten. Da die abgegebenen Titel nicht durchgängig in den Zugangsverzeichnissen und Katalogen gelöscht wurden, läßt sich ein genauer Überblick über die Verluste noch nicht gewinnen. Dies ist die Kehrseite der 1969 beschworenen " Konzentration" auf den Kernbestand.

1.32 Die mit Widersprüchen behaftete Konzeption der Weimarer Bibliothek als Landesbibliothek war 1969 aufgegeben worden, um einer nicht minder problematischen Funktion als Spezialbibliothek für deutsche Klassik Platz zu machen. Anläßlich des dreihundertjährigen Bibliotheksjubiläums, begangen am 18. September 1991, gab sich die Bibliothek in Erinnerung an ihre größte Förderin Anna Amalia einen neuen Namen. Diese Änderung sollte die Absicht verdeutlichen, die Verengung des Profils aufzubrechen und die Bestandstradition der ganzen Bibliothek als Verpflichtung zu betrachten. Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek versteht sich jetzt als Forschungsbibliothek für Literatur- und Kulturgeschichte mit besonderem Schwerpunkt auf der deutschen Literatur der Zeit von 1750 bis 1850.

1.33 Aus neuester Zeit ist nachzutragen, daß 1993 die Sammlung Wolfgang Rothe (geb. 1929; 1500 Titel zum deutschen literarischen Expressionismus) angekauft werden konnte. Die Deutsche Shakespeare-Gesellschaft hat der Herzogin Anna Amalia Bibliothek 1994 ihre 10.000 Bde umfassende Shakespeare-Bibliothek förmlich als Eigentum übertragen (s. u. 2.69-2.71). Der Bestand war seit Gründung dieser ältesten deutschen literarischen Gesellschaft im Jahre 1864 kontinuierlich aufgebaut und jeweils von den Direktoren der Weimarer Bibliothek als Depositum betreut worden.

Michael Knoche

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Ein allgemeiner Bestandsüberblick ist derzeit nur durch Hochrechnungen zu gewinnen. So wurden von 644 Kästen des Alphabetischen Kataloges 70 ausgezählt. Bei einem Gesamtbestand von 277.000 Drucken sind aus dem 16. Jh 21.000 Drucke vorhanden, aus dem 17. Jh 53.000, aus dem 18. Jh 68.000 und aus dem 19. Jh 135.000.

2.2 An den 21.000 Drucken des 16. Jhs fällt der Anteil der deutschsprachigen Literatur mit 7000 Drucken trotz der starken Präsenz reformatorischer Schriften vor Ort überraschend gering aus. Die 13.000 lateinischen Drucke machen allein zwei Drittel des Bestandes aus. Neben der umfangreichen kontroverstheologischen Literatur ist hier schon der reiche Bestand an Ausgaben antiker und humanistischer Autoren im Kern angelegt. An anderen Sprachen ist das Französische mit 500 Drucken erwähnenswert.

2.3 Auch im 17. Jh bilden die 30.000 lateinischen Drucke mit 60 Prozent den Hauptteil des Gesamtbestandes von 53.000 Drucken. Das Deutsche (13.000 Drucke) ist, verglichen mit der Steigerungsrate des Gesamtbestandes, weiterhin unterdurchschnittlich vertreten. Bereits im 17. Jh deutet sich die besondere Bedeutung der französischsprachigen Literatur für den Bestand der Bibliothek in den folgenden Jahrhunderten an. Gegenüber dem 16. Jh wächst der Bestand um das Elffache an, im 18. und 19. Jh wird der Bestand jeweils mehr als verdoppelt: von 500 Drucken im 16. Jh auf 5500 Drucke im 17. Jh, dann auf 12.000 Drucke im 18. Jh und schließlich auf 26.000 Drucke im 19. Jh. Die Steigerung vom 17. zum 18. Jh verläuft, gemessen an der Rate des Gesamtbestandes, überproportional ein Indiz dafür, daß die Erwerbung französischsprachiger Literatur schon zu diesem Zeitpunkt gezielt vorangetrieben wurde. So erreicht der prozentuale Anteil des Französischen am Gesamtbestand der Bibliothek im 19. Jh mit einem Fünftel seinen Spitzenwert. In der Summe machen die 44.000 französischsprachigen Drucke 16 Prozent des Gesamtbestandes an Literatur des 16. bis 19. Jhs aus. In diesem hohen Anteil findet insbesondere die Rezeption der französischen Aufklärung im 18. Jh ihren Niederschlag. Werke der Weltliteratur wie der Fachliteratur liegen vielfach in französischen Übersetzungen vor. Neben der Schönen Literatur begründet vor allem ein ausgeprägtes Interesse an der Geschichte Frankreichs eine noch im 19. Jh wirksame Tradition des Weimarer Hofes.

2.4 Beachtlich, wenn auch keineswegs atypisch, ist nach wie vor der Anteil der lateinischen Sprache im 18. Jh (22.000 Drucke) und noch im 19. Jh (8000 Drucke). Obwohl das Latein seine Rolle als Wissenschaftssprache einbüßt, gewinnt doch der Anteil an Ausgaben antiker, auch griechischsprachiger Autoren noch einmal an Bedeutung. Von der Mitte des 18. Jhs an wird das Deutsche zur dominierenden Sprache. Über allgemeine Tendenzen der Literaturproduktion hinaus wird hierbei erstmals ein markantes Interesse an der deutschen Literatur greifbar, das den deutschsprachigen Bestand von 30.000 Drucken im 18. Jh auf 85.000 Drucke im 19. Jh ansteigen läßt. Trotz dieses forcierten Aufbaus der Sammlung liegt der Anteil des Deutschen, gemessen am Gesamtbestand der Literatur des 16. bis 19. Jhs, mit 137.000 von 277.000 Drucken nicht einmal bei der Hälfte. So erweist sich der Buchbestand des 18. und 19. Jhs als ausgesprochen polyglotte Sammlung. Diese Aufgeschlossenheit den europäischen Literaturen gegenüber spiegelt sich, abgesehen von der schon traditionell starken Rezeption französischsprachiger Literatur, nun auch in der Verteilung der anderen Sprachen wider. Auffällig ist hier vor allem das Anwachsen der englischsprachigen Drucke von 1000 im 18. Jh auf 8000 im 19. Jh. Das Italienische macht mit 4300 Drucken, verstanden als Untergrenze, ebenfalls einen beachtlichen Anteil aus, der den Kern eines schon im 17. Jh manifesten - qualitativ reichen Bestandes der Bibliothek an Italien-Literatur bildet.

Systematische Übersicht

2.5 Eine systematische Beschreibung des historischen Buchbestandes der Bibliothek steht noch aus. Diese Übersicht versucht eine Erfassung des Gesamtbestandes unabhängig von den vier großen Aufstellungssystemen. Grundlage sind Erhebungen zu den einzelnen Signaturengruppen am Regal, deren Ergebnisse mit den im historischen Realkatalog, im Schlagwort- und im Alphabetischen Katalog verzeichneten Titeln verglichen und gewichtet wurden. Die Ordnung erfolgt grob systematisch nach Wissenschaftsfächern, wobei nähere Angaben zu Mathematik, Kunst und Architektur noch nicht möglich waren. Die angegebenen Bestandszahlen sind Näherungswerte, da die vorhandenen Sortierungen nicht einheitlich zwischen Band- und Titelmengen unterscheiden.

2.6 Philosophie (Gesamtbestand nicht schätzbar): Vergleichsweise gut vertreten sind Ausgaben antiker Philosophen, so Platon, Aristoteles, dazu zahlreiche Aristoteles-Kommentare des 16. Jhs (Signatur XXXX.K,3), ebenso Cicero, Seneca und Lukian, in Ausgaben des 16. und 18. Jhs. Die Philosophie der Frühen Neuzeit wie die Klassiker des 17. und 18. Jhs (Descartes, Spinoza, Leibniz; Locke und Hume vorzugsweise in französischen Übersetzungen) sind nur in geringem Umfang vorhanden. Einen Schwerpunkt bilden neben der Kompendienliteratur zur Logik die Schriften der französischen Aufklärer, u. a. Voltaire mit 300 Titeln. Hinzuweisen ist hier auf eine größere Anzahl von Dissertationen in französischer und deutscher Sprache aus dem 17. und 18. Jh. Es dominieren Schriften im Bereich der Ethik aus dem 16., 18. und 19. Jh (Signatur XXXX) sowie der Staatsphilosophie aus dem 17. und 18. Jh.

Quellenmaterial im Umkreis der Entstehungsgeschichte des deutschen Idealismus liegt in großem Umfang vor. Nahezu vollständig vorhanden sind die Erstausgaben, oft in Mehrfachexemplaren, der Werke von Jacobi, Reinhold, Fichte, Schelling und Hegel. Die Frühgeschichte des Marxismus ist durch einen Sonderbestand an Sozialistica (2684 Bde, Signatur Soz, s. u. 2.72) gleichfalls hervorragend dokumentiert.

2.7 Theologie (Gesamtbestand 24.000 Bde): Außerhalb der Bibelsammlung (Cl) fallen an Bibelausgaben neben den Luther-Bibeln zahlenmäßig die Gallica und Syriaca (20 Drucke) auf. Unter den Kirchenvätern finden sich frühe Werkausgaben des Augustinus, Basilius, Dionysius Areopagita, Johannes I. Chrysostomos, Justinus sowie des Tertullian. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Bereich der protestantischen Theologie im 16. und 17. Jh; hervorzuheben ist die Flugschriftenliteratur der Reformationszeit. Gut vertreten sind Luther, Melanchthon, Erasmus, auch Calixt. In der Dogmatik stehen Schriften der Lutheraner und Reformatoren im Vordergrund (Signatur 4,1; 4,8). Zu nennen sind hier die der Neologie zugerechneten Siegmund Jacob Baumgarten (60 Drucke), Johann August Ernesti (80) und Johann Salomo Semler (60). In der Kontroverstheologie fallen die Judaica auf; nimmt man Geschichte des Judentums hinzu, ergibt sich ein Bestand von 600 Bdn, vorwiegend aus dem 17. und 19. Jh (Signatur 13,7; 30,4; B,3; T,5; IV). Interesse verdient auch eine Sammlung von mehr als 960 religiösen Streitschriften, die durch die Ausstellung des heiligen Rocks in Trier 1845 veranlaßt wurden. Neben der Pastoraltheologie, Predigten, Katechismen (außer Signatur Cat.) und Andachtsliteratur sind Cantionalia und Hymni mit 700 Bdn, meist in deutscher Sprache, aus dem 17. bis 19. Jh zu nennen (Signatur A,5; A,6; Q,5; R,7; 35,2). Auffällig ist ein Sonderbestand an Literatur zu Mönchtum, Klosterleben und Ordensgeschichte; von den 600 Bdn betreffen ca. 100 Titel die Religionsgeschichte des Orients.

2.8 Geschichte und Geographie (Gesamtbestand ca. 57.200 Bde): Erfaßt sind hier Schriften aus den Bereichen Landeskunde; Reisen und Entdeckungen; völkerkundliche Literatur, Geographie; historische Hilfswissenschaften, biographische Literatur, auch Bibliothekskataloge; Universalgeschichte; Geschichte Europas und einzelner Länder. Gut repräsentiert sind die Landeskunde Thüringens und Sachsens, darunter Verordnungen und Kartenmaterial mit 700 Bdn aus dem 18. und 19. Jh (Signatur 32,3; 36,1; 39,6; G,2) und die Stadtgeschichte Weimars mit 130 Bdn (Signatur Aa,6). Den Schwerpunkt bildet Literatur zu Reisen, Entdeckungen, Expeditionen: 12.000 Bde aus dem 18. und 19. Jh, nach Ländern geordnet, in Deutsch, Französisch, Italienisch und anderen europäischen Sprachen. Bestände des 16. und 17. Jhs (410 Bde) finden sich unter Signatur Aa,1; XXXV. Personengeschichte und Biographien umfassen 6150 Bde aus dem 17. bis 19. Jh. Hinzuweisen ist auf die beachtliche Zahl historischer Bibliothekskataloge und Verzeichnisse indizierter, verbrannter oder seltener Bücher, in der Summe ca. 1000 Bestandsverzeichnisse von Fürsten-, Gelehrten- und Privatbibliotheken des 16. bis 19. Jhs (Signatur L,7; M,5; 16,3; 16,4; 16,9; XXXVI). Zusammen mit den historischen Hilfswissenschaften (Signatur Aa,5; Ee,1; XIX; XX; XXII) umfaßt die Alte Geschichte 1700 Bde. Zu nennen ist Flavius Josephus mit 85 Titeln, darunter frühe Werkausgaben (griechisch) des 16. Jhs (Signatur V). Hervorzuheben neben der Numismatik (Signatur Num) ist die Heraldik in landesgeschichtlicher Hinsicht, etwa zur Domus Saxonica. Universalgeschichte und Geographie enthalten 2650 Bde aus dem 17. bis 19. Jh (Signatur Aa,5; XVII). Zu Deutschland, einschließlich einzelner Regionen, finden sich 4150 Bde, vorwiegend aus dem 19. Jh (Signatur XXV; XXVI; 39,7). Ein Schwerpunkt liegt im Bereich der Geschichte Preußens mit 2840 Bdn des 18. und 19. Jhs (Signatur 8,4-8,8). Vergleichsweise stark vertreten ist Literatur zur Geschichte Frankreichs: 2100 Bde aus dem 17. und 18. Jh (Signatur 19; 20; 22-24). Zur Geschichte Rußlands sind 720 Bde aus dem 16. und 19. Jh (Signatur XXIX) vorhanden; zur Geschichte Italiens 380 Bde aus dem 16. bis 18. Jh (Signatur XXIII). Erwähnung verdient außerdem ein Sonderbestand Ostindien-Literatur von 50 Titeln aus dem 17. und 18. Jh (Signatur 6,8).

2.9 Recht (Gesamtbestand 6000 Bde): Die Rechtswissenschaft umfaßt 200 Titel, davon 60 aus dem 16. Jh und 120 aus dem 17. Jh. Zu nennen sind Pufendorf, Grotius, Thomasius oder Cocceji. Auf dem Gebiet der Rechtsgeschichte (870 Bde) und des Staatsrechts ist Conring mit 200 Drucken gut vertreten (Signatur 28,7). Partikuläres deutsches Staatsrecht mit dem Schwerpunkt Preußen macht 110 Titel aus (Signatur 36,8), Quellentexte zur europäischen Gesetzgebung umfassen 170 Titel aus dem 19. Jh (Signatur G,5) und das Corpus iuris civilis ca. 120 Drucke des 17. und 18. Jhs. Es dominieren Schriften zur Rezeption des Römischen Rechts: 180 Titel aus dem 16. Jh, 400 aus dem 17. Jh, jeweils 120 aus dem 18. und 19. Jh. Juristische Handbücher, Kompendien, Reallexika machen 550 Bde des 18. und 19. Jhs aus. Außerdem findet sich Literatur zum Kirchenrecht (300 Bde), vorwiegend aus dem 17. Jh (200). Hinzuweisen ist auf Abhandlungen zum Matrimonialrecht: 150 Bde aus dem 16. und 17. Jh.

2.10 Naturwissenschaften, Medizin und Technik (Gesamtbestand nicht schätzbar): Eine größere Bestandsgruppe (1800 Bde) läßt sich unter Naturgeschichte des 17. bis 19. Jhs (Signatur Bb. XVI) einordnen; hervorzuheben sind Plinius (80 Drucke) und die Plinius-Rezeption des 16. und 17. Jhs. In der Regel handelt es sich um Mischbestände, einzelne Schwerpunkte liegen in den Bereichen Mineralogie mit 250 Bdn aus dem 17. und 18. Jh (Signatur 15,5), Metallurgie, Chemie und Alchemie, daneben in der Zoologie und Botanik mit Beständen aus dem 16. und vorwiegend dem 18. Jh (Linné mit 35 Titeln). Aus dem umfangreichen, wenn auch nicht vollständigen Bestand an älterer botanischer Literatur sind zu erwähnen: Valerius Cordus (1561), Carolus Clusius (1576), Pierre Belon (1589), Tobias Aldini (1625), Guy de la Brosse (1636), daneben Emanuel Sweerts Florilegium (1615). Hinzuweisen ist auf beachtliche Bestände an medizinischer und pharmazeutischer Literatur: 3900 Bde, vorwiegend aus dem 18. und 19. Jh (Signatur D,4; Bb,7; XV), zahlreiche Hippokrates-Ausgaben und Texte anderer antiker Autoren. Gut vertreten ist Georg Ernst Stahl mit 250 Titeln, darunter viele Dissertationen. Hinzu kommen ca. 230 medizinische Dissertationen aus dem 17. und 18. Jh sowie zahlreiche Lexika zu angewandten Wissenschaften (Bergbau, Forstwissenschaft, Landwirtschaft) und Technik: 1200 Bde aus dem 18. und 19. Jh. Daneben fällt ein umfangreicher Bestand an Literatur zu Beruf und Handwerk sowie zu Erfindungen mit 1060 Bdn auf (Signatur 15,8). Zu Landschaftsarchitektur, Garten- und Wasserbau liegen 500 Bde aus dem 16. bis 19. Jh vor (Signatur 34,3; O,2).

2.11 Sprach- und Literaturwissenschaft, Schöne Literatur (Gesamtbestand 49.000 Bde): Hinzuweisen ist auf eine Sammlung von Nachschlagewerken, 900 Bde Sprachen-Lexika und Grammatiken vorwiegend aus dem 18. und 19. Jh (Signatur L,8-L,10), dazu auf Abhandlungen zur Literaturgeschichte und -theorie. Die Werke der Weltliteratur sind in den Originalsprachen, oft auch in französischen Übersetzungen gut repräsentiert. Zu verzeichnen ist im Ganzen ein hoher Anteil an literarischen Kleinformen wie Poesie, Lehrdichtung, Fabel, Märchen, daneben fallen umfangreiche Volksliedersammlungen auf. (Zur deutschen Literatur von 1750 bis 1850 vgl. die Sondersammlungen DL, K, N.) Bedeutende Bestände des 18. und 19. Jhs finden sich in den Abteilungen Dd,3 mit 10.800 Bdn sowie Dd,4 mit 8160 Bdn. Repräsentiert sind nahezu alle Autoren der Zeit, zu nennen sind insbesondere Johann Baptist von Alxinger, Johann Wilhelm L. Gleim, Christian Fürchtegott Gellert, Albrecht von Haller, Johann Georg Jacobi, Klopstock, Johanna und Adele Schopenhauer sowie Johann Heinrich Voss. Englische Literatur ist vertreten mit 4450 Bdn aus dem 18. und 19. Jh; hervorzuheben sind Byron, Dryden, Milton, Ossian, Pope, vor allem Shakespeare (Signatur Dd,5; Sh). Französische Literatur liegt mit 8200 Bdn aus dem 16. bis 19. Jh vor, darunter Rabelais, Marot, Margarethe von Navarra, Ronsard, Montaigne; Malherbe, Boileau, Perrault, Corneille, Racine; Voltaire, Rousseau; Hugo, George Sand (Signatur Dd,6; Dd,7). Italienische Literatur findet sich mit 3150 Bdn im Bestand, vor allem Werke von Ariost, Boccaccio, Dante (über 150 Ausgaben) und Petrarca (Signatur Dd,8). Hinzuweisen ist auf den reichen Bestand an Italien-Literatur, der nimmt man die auf Italien bezogene Literatur zusammen ca. 15.000 Bde vor 1850 umfaßt. Erstaunlich gut vertreten ist der Zeitraum bis 1600 mit 2700 Titeln sowie das 17. Jh mit 3800 Titeln. Spanische Literatur liegt mit 870 Bdn aus dem 18. und 19. Jh vor, darunter Schriften von Cervantes mit 145 Bdn (Signatur Dd,9). Hinzu kommen ein Bestand an arabischer Literatur, ca. 120 Bde aus dem 19. Jh in deutscher, lateinischer und französischer Sprache (Signatur XLI), ferner Literatursammlungen mit 476 Bdn zum Thema " Frau" (Signatur Hh,3) sowie zum Thema " Morgenland" 750 Bde aus dem 18. und 19. Jh (Signatur 14,9). Antike Literatur: Die antiken Klassiker in Ausgaben des 16. bis 18. Jhs finden sich unter mehreren Signaturen (H, J, Ee, 4, II, insbesondere unter XXXVII und XXXVIII). Es handelt sich um rund 4200 Bde, dazu kommen die Altertumswissenschaften mit 4620 Bdn (Signatur XXXIX). Vergleichsweise gut vertreten, auch in frühen Ausgaben des 16. und 17. Jhs, sind Homer (200 Drucke), Sophokles (120), Theokrit, Plautus, Terenz, Vergil, Horaz (160) und Ovid (120). Zu erwähnen ist auch eine Reihe wichtiger Euklid-Ausgaben des 16. und 17. Jhs.

Jürgen Weber

Überblick über die Aufstellungssysteme

2.12 Ursprünglich hatte es für die Grundbestände drei verschiedene Signiersysteme gegeben, die für die drei Bibliotheksräume in der Wilhelmsburg galten und die dort nach ihrer Provenienz aufgestellten Buchbestände kennzeichneten. Eine erste Gruppe umfaßt die fürstliche Stammbibliothek mit der Lilienheimschen Bibliothek und den ersteigerten Bänden aus der Bibliothek des Marquard Gude sowie den Neuzugängen bis zum Jahre 1723. Hier wurde das Regal durch Buchstaben, der Regalboden durch eine arabische Ziffer und der Individualstandort des jeweiligen Bandes durch eine weitere arabische Ziffer gekennzeichnet ( z. B. C,3:14). Für die Logausche Sammlung, die die zweite Gruppe im zweiten Raum ausmachte, galt das gleiche Prinzip, nur daß hier bei der Regalkennzeichnung der Buchstabe durch eine weitere arabische Ziffer ersetzt wurde ( z. B. 8,5:27). In der dritten Gruppe waren die Schurzfleischiana aufgestellt, die zunächst nach Formaten und innerhalb der Formate alphabetisch nach ihren Verfassern geordnet waren. Das ergab dann als Individualsignatur z. B. 2o, K III, 19.

2.13 Nach 1723 wurde von Gesner im Zuge der ersten Neuaufstellung eine Umsignierung vorgenommen, die wohl der Schwierigkeit bei der Zuordnung von Neuerwerbungen in die bereits bestehende alphabetische Ordnung begegnen sollte: Format ( z. B. 4o), Regal ( z. B. X), Individualsignatur im Regal (z. B. 31). Das ergab: 4o X, 31. Mit dem Umzug in das neue Bibliotheksgebäude 1766 konnten diese alten Standortkennungen nicht mehr benutzt werden. Es entstanden vier neue große Signaturgruppen, innerhalb derer heute mannigfaltige Individualsignaturen auftauchen. Die dem jeweiligen Signiersystem zugrundeliegende Ordnung läßt sich nur selten eindeutig rekonstruieren. So tritt in der Signaturgruppe, in der die Grundsignaturen durch römische Ziffern bestimmt werden, zu der sachlichen Ordnung die Sortierung nach Buchgrößen hinzu, so daß sich die Gliederung unter formalen Gesichtspunkten noch einmal erweitert. Mit dem Umzug in das neue Bibliotheksgebäude wurden die im Laufe der Zeit erworbenen Privatbibliotheken und Sammlungen, die ursprünglich geschlossen aufgestellt waren, bis zur Mitte des 19. Jhs auf die einzelnen Systematikgruppen aufgeteilt, in die dann auch Neuerwerbungen eingeordnet wurden.

Die Aufstellung nach römischen Ziffern

2.14 Diese Aufstellungsart gehört zu den ältesten. Sie folgt der der Bibliothek von Schurzfleisch, die jedoch nach dem Umzug in den Rokokosaal modifiziert wurde, um auch auf andere Bestände angewendet werden zu können. Die Aufstellung umfaßt 42 Abteilungen und sieht eine weitere Untergliederung nach vier Formatgruppen (Folio, Quart, Oktav, Duodez) vor. Diese Bestandsgruppe, die aus ca. 29.300 Bdn vornehmlich des 16. bis 18. Jhs besteht, ist im Kern vom polyhistorischen Denken des 17. und 18. Jhs geprägt. Anhand der Signaturen ergibt sich folgende Aufteilung: I bis IX Theologie (2839 Bde), X bis XIV Rechtswissenschaft (2017), XV Medizin (2929), XVI Mathematische Wissenschaften (567), XVII und XXXV Geographie und Reisebeschreibungen (841), XVIII bis XXXIV Geschichte (8379), XXXVI bis XXXVIII und XLI antike Autoren (5806), XXXIX Genealogie und historische Hilfswissenschaften (4621), XL Philosophie (1310 Bde).

2.15 Einen zahlenmäßig bedeutenden Platz nehmen Hebraica aus dem 16. bis 19. Jh ein, so jüdische Geschichte und andere Judaica. Zu erwähnen ist die beachtliche Zahl an Leichenpredigten, die noch durch entsprechende Bestände anderer Signaturgruppen ergänzt wird. In der Rechtsliteratur stehen Staats- und Völkerrecht im Mittelpunkt, hinzu kommen zahlreiche Schriften zur Rechtsgeschichte. Im Bereich des Bergbaus, der Architektur und der Vermessungslehre sind die großen Kupferwerke hervorzuheben, deren Erwerbung gezielt betrieben wurde. Die umfangreiche Geschichtsliteratur enthält neben allgemeinen historiographischen Erörterungen Schriften zur antiken Geschichte und zum Islam, an die sich die Staatsgeschichte der europäischen Nationen und die Regionalgeschichte der deutschen Staaten anschließen. Dem Wissenschaftssystem der Zeit folgend sind mit der Geschichtsdarstellung die Reiseberichte verbunden, die neben der geographischen Erkundung zugleich die Geschichte des bereisten Landes oder der jeweiligen Landschaft erfaßten. Ergänzend kommen die Historischen Hilfswissenschaften hinzu: Genealogie, Heraldik, Numismatik, Sphragistik. Besonderes Augenmerk galt der numismatischen Literatur, die der Erforschung der reichen Münzsammlung diente, die bis 1927 zum Bestand der Bibliothek gehörte. Die Aufstellung nach arabischen Ziffern

2.16 Ca. 41.300 Bde sind in dieser Bestandsgruppe zusammengefaßt. Es sind vorwiegend Drucke aus dem 16. bis 18. Jh, daneben auch aus dem 19. Jh, mit Ergänzungen aus dem 20. Jh. Aus der Art der Signaturgebung ist zu schließen, daß es sich hierbei um den alten Kernbestand der fürstlichen Sammlungen handelt, der weiter ergänzt wurde. Im Mittelpunkt dieser in 40 Abteilungen aufgegliederten zweiten großen Bestandsgruppe stehen die historischen Wissenschaften: Auf Kirchengeschichte mit 924 Bdn folgen Theologie und Islam mit 404 Bdn. Hier sind neben den Quellen vor allem polemische Schriften aus dem Lager der Reformierten zu finden, Ausdruck der Stellung Weimars in den Glaubensstreitigkeiten der Reformation. Dann kommen die Gruppen zur allgemeinen und zur deutschen Geschichte, hier besonders zur Landesgeschichte, wobei die Geschichte der Schweiz mit einbezogen ist (1387 Bde). Historiographie und Historische Hilfswissenschaften folgen mit 1662 Bdn. Daran schließt sich eine kleine Gruppe " Totengespräche" (16 Bde) an, eine Gattung, die nach antikem Vorbild vor allem in Frankreich zu Beginn der Aufklärung nachgeahmt wurde und dann auch Eingang in die deutsche Literatur fand. Es folgt Literatur zur Kulturgeschichte, vor allem Judaica. 290 Bde Schöne Literatur sind in der 14. Gruppe enthalten, die knapp 2000 Titel umfaßt, wobei die antiken Klassiker in vorzüglichen Ausgaben in Griechisch und Latein vorliegen. Es sei nur auf einige Ausgaben hingewiesen: Homer (Basel 1550), Hesiod (Venedig 1537), Anakreon (Paris 1544 und 1593), Pindar (Augsburg 1566 und 1599), Heraklit (1544 und 1593), Aesop, deutsch von B. Waldis (1555).

2.17 3000 Titel zum breitgefächerten Gebiet der Naturgeschichte sind in der 15. Gruppe zusammengefaßt. Die 16. Gruppe, die bis in das 20. Jh fortgeführt wurde, enthält neben Literatur zur Wissenschaftsgeschichte vor allem biographische Darstellungen, ca. 10.300 Titel. In den Gruppen 17 bis 24 wird wiederum Literatur zur Staaten- und Regentengeschichte zusammengefaßt. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Geschichte Frankreichs und seiner Kultur mit 7766 Bdn. Fünf Gruppen (2685 Bde) enthalten rechtswissenschaftliche Literatur: Rechtsgeschichte, Rechtsquellen, Staatsrecht, Landrecht, Kirchenrecht, Zivil-, Militär- und Kriegsrecht, Römisches Recht und Zeitschriften. Drei weitere Gruppen enthalten eher kulturhistorisch ausgerichtete Darstellungen, Bücher über das Studentenleben, das Handwerkswesen, daneben auch Leichenpredigten, insgesamt ca. 1230 Bde. Andachts- und Erbauungsliteratur, Land- und Forstwirtschaft, Park- und Landschaftsgestaltung, Gartenkunst, Kameralistik, Kunst und Kunsthandwerk, Freimaurerei, aber auch Medizin und Volkskunde sind ohne überschaubare Ordnung in den restlichen Gruppen zusammengefaßt, noch einmal ca. 10.000 Bde. Deutlich erkennbar ist in dieser Gruppe, daß das Schwergewicht auf die Geschichtsdarstellungen gelegt wurde, in die auch die Reisebeschreibungen einbezogen sind. Theologische Literatur ist nur schwach vertreten. Die Aufstellung nach Einzelbuchstaben

2.18 Dieser Signaturenbereich umfaßt ca. 13.985 Bde. Er gliedert sich in 19 Untergruppen (A-T), wobei jede dieser Gruppen sich aus mindestens sieben, in einigen Fällen (G, I, L, M, O, R) aus noch mehr Fachgebieten zusammensetzt. Der Schwerpunkt liegt auf der Literatur aus dem 17. und 18. Jh, daneben findet sich Literatur aus dem 16. und 19. Jh, vereinzelt auch aus dem 20. Jh. Kirchengeschichte, Reformationsgeschichte, Patristik, Kirchenrecht, dazu eine Gesangbuchsammlung mit der dazugehörigen Sekundärliteratur von insgesamt 460 Bdn bestimmen die Gruppe A, die ca. 850 Bde umfaßt. 431 Bde enthält die Gruppe B, darunter Theologie, Kirchengeschichte, Jüdische Geschichte, Rechts- und Personalgeschichte. Die Literatur der Gruppe C umfaßt in 403 Bdn die Bereiche Staatsrecht, Kirchengeschichte und allgemeine Geschichte. In der Gruppe D mischt sich Geschichte (85 Bde) mit Naturgeschichte und Medizin (527 Bde), hinzu kommt Literatur über Sprachgesellschaften, vornehmlich über die 1617 in Weimar gegründete Fruchtbringende Gesellschaft (Palmenorden) und ihre Mitglieder (140 Bde). Insgesamt 752 Bde sind hier vereinigt.

2.19 Die Gruppe E umfaßt mit ca. 300 Bdn vielfältige kleinere Sachgruppen: Bibel-Lexika, Naturgeschichte, Technik, Militaria, Etymologie, Philosophie, Moralia, Historien etc. Die Untergruppe E,3 enthält Rechtsliteratur und Literatur zum Jagdwesen; E,4 Mathematik und Fortifikationswissenschaft; E,6 Geschichtswerke; E,7 Andachts- und Erbauungsschrifttum. Den größten Teilbereich bildet mit 151 Bdn die Gruppe E,5 mit Literatur über wissenschaftliche Gesellschaften. Ähnlich heterogen ist Gruppe F mit 173 Bdn aus den Bereichen Gesellschaft und Geschichte, Philosophie und Theologie, Kunst und Ästhetik, Geographie und Reisebeschreibungen, europäische Geschichte und Nationalgeschichte. Die Gruppen G,1 und G,2 enthalten kameralistische Literatur, darunter auch Landkarten und Spezialatlanten sowie Literatur zum Bergrecht. In den Gruppen G,3 und G,4 findet sich eine Reihe von Standardlexika und Enzyklopädien des 17. und 18. Jhs. Unter G,6 und G,7 sind 316 Bde zur Ländergeschichte und historischen Biographik versammelt. Die letzte Gruppe bilden 50 Titel zur französischen Geschichte. Die Gruppe G umfaßt insgesamt 702 Bde. Die Gruppe H enthält 283 Bde antiker Autoren in den Originalsprachen und Übersetzungen, daneben 20 Bde Geschichtsdarstellungen und 34 Huldigungs- und Jubiläumsschriften. Die Gruppe I gehört mit 1029 Bdn zu den größten dieser Signaturengruppe. Sie umfaßt antike Autoren und alte Geschichte sowie Literatur zur Geschichte und Landeskunde Italiens, Siziliens und Korsikas (905 Bde). Geographie und Astronomie, antike Kunsttheorie, antike Philosophie machen die Gruppe K (433 Bde) aus.

2.20 Staatsrecht, Naturkunde und Medizin in 131 Bdn, Philosophie und Literatur der Antike und des Humanismus in 292 Bdn sowie 136 Bde zur Wissenschaftsgeschichte bestimmen den ersten Teil der Gruppe L, deren zweiten Teil eine größere Sammlung von Wörterbüchern, Grammatiken und Sprachlehren ausmacht (932 Bde). Die Gruppe M ist mit 3852 Bdn die umfangreichste, die auch verstärkt Literatur aus der ersten Hälfte des 20. Jhs enthält. 73 Schriften zur Geschichte, 71 zu Medizin, Pharmazie und Biologie bilden die ersten Teilgruppen. Die Gruppe M,5 (1309 Bde) enthält neben Literatur zur Rhetorik vor allem Bibliotheks- und Auktionskataloge von Privatbibliotheken namhafter Sammler wie Georg Heinrich Ayrer (1776), Jacob Siegmund Baumgarten (1766), Gottfried Christoph Beireis (1811), Heinrich von Brühl (1750), Friedrich Benedict Carpzov (1700) und Caspar Genastius (1666). Mit Literatur zur Alltagskultur und zum Faust-Stoff ist die Gruppe M,6 bestückt (129 Bde). Die Gruppe M,7 enthält 486 Nachschlagewerke unterschiedlicher Art. (M,8 und M,9 s. u. 2.60, Musikalien.) Die Gruppe N wird vorwiegend durch technische Wissenschaften bestimmt: Architektur, Ingenieurwesen, Reitkunst (38 Bde), Volkskunde, Fechtkunst u. a. (39), Geographie und Reisebeschreibungen (121), Religionsgeschichte (66), Mathematik und Naturgeschichte (72 Bde). Dazu kommen noch 88 Bde Briefsteller und Schriften zum Aberglauben sowie 89 Bde Geschichtssatiren.

2.21 Die Gruppe O (1740 Bde) enthält neben theologischer Literatur und 68 Leichenpredigten Schriften zur Kulturgeschichte mit dem Schwerpunkt Florenz (225 Bde). Schriften von den Mitgliedern und aus dem Umkreis der Fruchtbringenden Gesellschaft (72 Bde), Beschreibungen von Naturereignissen (175 Bde) und zur französischen Kulturgeschichte (134) folgen, 85 literarische Texte stellen den Übergang zu einer Sammlung von Opern und Singspieltexten (82 Titel) und dem überlieferten Teil von Gottscheds Dramensammlung dar (328 Titel). 213 theologische Schriften, Andachtsbücher und Erbauungsschrifttum, Kalender und Titel zur Religionsgeschichte des 17. und 18. Jhs enthält die Gruppe Q. In den Gruppen R bis T sind noch einmal 1102 Bde theologischen Schrifttums vereinigt, darunter Bibeln, Predigtsammlungen, liturgische Werke, exegetische Darstellungen, Glaubensstreitigkeiten, Schriften von und über Luther, Leichenpredigten, Andachts- und Erbauungsschrifttum, Titel zur Religionsgeschichte und zur biblischen Geographie. Die Aufstellung nach Doppelbuchstaben

2.22 Es überwiegt die Literatur des 18. und 19. Jhs, wobei auch hier gelegentlich Drucke des 16. und 17. und vor allem bei den Nationalliteraturen Drucke des 20. Jhs mit einbezogen wurden. Insgesamt umfaßt diese Signaturengruppe ca. 75.000 Bde. In diesem Signaturenbereich reduzieren sich die Gruppen auf neun, darunter Europäische Literatur mit 200 Bdn aus dem 18. bis 20. Jh (Gg); Literatur zum Thema " Frau" mit 476 Bdn aus dem 19. und 20. Jh (Hh); Ausgaben antiker Schriftsteller mit 613 Bdn aus dem 19. und 20. Jh (Ii) und schließlich Kriegsgeschichte des 19. Jhs einschließlich der Literatur über den Ersten Weltkrieg, insgesamt 620 Bde (Kk).

2.23 Die mehr als 21.000 Bde umfassende Gruppe Aa weist in zwölf Untergruppen Literatur zu verschiedenen Bereichen nach: Architektur, darunter 32 Abbildungsbände und Pläne aus dem 17. und 18. Jh; allgemeine Geschichte und historische Hilfswissenschaften, darunter 305 genealogische Werke, außerdem Lokalgeschichte, europäische Geschichte und nach Zielländern geordnete Reisedarstellungen (12.320 Bde), amerikanische Geschichte aus dem 18. und 19. Jh, insgesamt 5761 Bde. Den Schwerpunkt der Gruppe Bb (6869 Bde) bildet die theologische Literatur mit 4131 Bdn. Naturkunde, Naturgeschichte, Medizin mit Biologie, Chemie und Pharmazie sind mit ca. 2500 Bdn vertreten. Hinzu kommt eine Reihe von Enzyklopädien. Mehr als 5200 Bde sind unter Cc zusammengefaßt. Die Untergruppe Cc,2 enthält 50 Bde zur altfranzösischen Literatur, Untergruppe Cc,3 174 Schriften zu Naturgeschichte und Kunst. 3747 Bde mit Darstellungen zur Geschichte der Philosophie sind unter Cc,4 aufgestellt. Mit Literatur zu den Naturwissenschaften, der Mathematik sowie der Jagd und Landwirtschaft ist die Gruppe Cc,5 besetzt (1177 Bde).

2.24 Die Gruppe Dd bildet mit der Schönen Literatur des 18. und 19. Jhs den umfangreichsten Teil. Die Untergruppe Dd,1 umfaßt Huldigungsschriften auf das Herzogliche Haus Sachsen-Weimar (s. auch u. 2.45), 15 Drucke aus dem 16. bis 18. Jh. Unter Dd,2 finden sich Italien-Literatur, Wörterbücher, Grammatiken und Sammelbände von literarischen Texten aus aller Welt in ca. 1075 Bdn. Auch hier reichen die Anfänge bis in das 16. Jh zurück. Die Gruppen Dd,3 und Dd,4 umfassen die deutsche Literatur, ca. 19.000 Bde. Es schließen sich die anderen europäischen Nationalliteraturen an: England (4451 Bde), Frankreich (8239), Italien (3145, darunter mehr als 150 Dante-Ausgaben), Spanien (869), Portugal (108), Rußland (307), Schweden (254), Dänemark (231), Norwegen (147), Finnland (11); die Literatur der südosteuropäischen Länder, Ungarn, Polen, Bulgarien, Kroatien, Serbien, Rumänien und Griechenland, ist mit ca. 120 Bdn vertreten. Sprachwissenschaftlichen Fragen und Editionen des 18. und 19. Jhs ( u. a. von den Herausgebern Grimm, Lachmann, von der Hagen) sind die 1054 Bde der Gruppen Ee,1 bis Ee,5 gewidmet. Hinzu kommen noch Andachts- und Erbauungsschriften, Werke zur Religionsgeschichte und zur biblischen Geographie.

Sondersammlungen und Sonderbestände

2.25 Neben den vier großen Signaturgruppen gibt es eine große Zahl von sachlich bestimmten Sammlungen, die einen Bestand von ca. 150.000 Bdn ausmachen. Diese Gruppen wurden zu unterschiedlichen Zeiten gebildet, wobei Umordnungen aus den vier Grundgruppen durchaus gängig waren, wie die unterschiedlichen Signatureintragungen in den Exemplaren belegen. Almanache und Taschenbücher

2.26 In außerordentlicher Dichte sind hier unter den Signaturen A und Ff 3765 Bde literarische Almanache und Taschenbücher der Aufklärung, Empfindsamkeit, Klassik und Romantik zu finden. Mit Erstdrucken sind z. B. die Dichter des Göttinger Hainbundes (Göttinger Musenalmanach), Goethe und Schiller im Cottaischen Musenalmanach (Xenienalmanach von 1797, Balladenalmanach von 1798) vertreten. Im Taschenbuch für 1798 erschien Goethes Hermann und Dorothea, im Historischen Calender für Damen 1791 Schillers Geschichte des Dreyßigjährigen Krieges. Die Sängerfahrt, Gaben der Milde enthalten u. a. Erstdrucke von Achim von Arnim und Clemens Brentano. In den Taschenbüchern des Biedermeier sind die Erstdrucke von Adalbert Stifters Erzählungen zu finden, im Belletristischen Jahrbuch Argo Erstdrucke von Theodor Storm (Ein grünes Blatt) und Theodor Fontane (James Monmouth). Gerade diese oft über Jahrzehnte fortgeführten Reihen sind wichtige Quellen und verschaffen darüber hinaus einen Überblick über die Entwicklung der Druckgraphik in der Buchillustration von Chodowiecki bis Menzel und Hosemann. Genealogisch ausgerichtete Taschenbücher und Kalender, hier vor allem Hof- und Staatskalender, z. B. der Gothaische Adelskalender in seinen unter wechselnden Titeln erschienenen verschiedenen Reihen in deutscher und französischer Sprache, sind ein wichtiges Hilfsmittel für die Familiengeschichtsforschung der regierenden Häuser Europas. Aber auch in ihren Kalendarien, Wert-Tabellen, Messen- und Marktankündigungen, Posttarifen und -kursen vermögen die Almanache, Taschenbücher und Kalender viele Hinweise auf die Kulturgeschichte des Alltags zu geben. Verlagsalmanache haben begrenzten Eingang in diese Bestandsgruppe gefunden. Arnim-Bibliothek

2.27 Diese ehemals auf Schloß Wiepersdorf aufgestellte Familienbibliothek (4800 Bde; Signatur B) enthält eine Fülle wertvoller Ausgaben, die von Inkunabeln (Jean Froissart, Croniques de France, 1495) bis hin zu Johann Gottfried Schnabels Wunderlichen Fata einiger Seefahrer (1768) und deren Bearbeitung durch Ludwig Tieck (Insel Felsenburg, 1827) reicht. Die Titel stammen aus allen Wissensbereichen ( u. a. Musik, Medizin, Sozialgeschichte, Judaica); sie datieren vorwiegend aus dem 17. bis 19. Jh. Schwerpunkt ist die Schöne Literatur. Aus der ersten Hälfte des 19. Jhs sind zahlreiche Widmungsexemplare überliefert. Die Veröffentlichungen aus " Arnim's Verlag" sind fast vollständig vorhanden. Nach Achim von Arnims (1781-1831) Tod prägte Bettines (1785-1859) Schaffen die weitere Entwicklung dieser geschlossenen Sammlung.

Autographa

2.28 Diese Gruppe enthält unter der irreführenden Bezeichnung " Autographa" Flugschriftenliteratur vorwiegend aus dem 16. Jh. Die ursprünglich in Sammelbänden gebundenen Schriften von meist nur einem Bogen Umfang wurden herausgelöst und sind nun einzeln in Kapseln aufbewahrt. Die Sammlung spiegelt die theologischen und politischen Auseinandersetzungen vor allem der Reformationszeit wider. Autographa D. Martini Lutheri

2.29 Die Ordnung der 900 Drucke (Signatur Aut. Luth.) erfolgte in Kapseln chronologisch nach dem Druckjahr, soweit im 18. Jh bekannt. Inzwischen gewonnene Forschungsergebnisse haben diese Ordnung nicht verändert, nur gelten die handschriftlichen, mit Tinte auf das Titelblatt geschriebenen Jahreszahlen nicht mehr in jedem Falle. In dieser Gruppe sind weder Bibelübersetzungen Luthers noch Katechismen ( s. u. 2.50) enthalten.

2.30 1940 Drucke (Signaturen Aut. ben. Aut. und andere mit Aut. beginnende Kennzeichnungen) umfassen Flugschriftenliteratur aus den Jahrzehnten der Reformation. Die erste, umfangreichste Gruppe dieser Abteilung ist mit ca. 1170 Drucken die der " Benannten Autoren", d. h. Verfasserschriften. Ein Teil dieser Flugschriften, der auch in einem alten Sonderkatalog verzeichnet ist, befindet sich in Sammelbänden der anderen Grundbestandsgruppen, wird jedoch hier mit aufgeführt. Nikolaus von Amsdorff, Johannes Brentz, Johannes Bugenhagen, Martin Bucer, Andreas Carlstadt, Johannes Cochläus, Johannes Eck, Hieronymus Emser, Erasmus, Matthias Flacius Illyricus, Johannes Eberlin von Günzburg, Ulrich von Hutten, Justus Jonas, Wentzeslaus Linck, Georg Major, Philipp Melanchthon, Thomas Müntzer, Andreas Osiander, Urbanus Rhegius, Hans Sachs, Georg Spalatin, Cyriacus Spangenberg und Huldrich Zwingli sind jeweils mit mehr als zehn Drucken in dieser Sammlung vertreten, die ein aufschlußreiches Bild der geistigen Auseinandersetzungen zwischen dem katholischen und dem reformierten Lager, aber auch unter den Reformierten selbst bietet. Es folgen 113 Drucke der " Unbenannten Autoren". Es handelt sich hierbei z. T. um Schriften, deren Autoren wegen des polemischen Inhalts auf eine Verfasserangabe verzichtet haben. (Bei manchen von ihnen sind mittlerweile die Autoren ermittelt und zumindest im Katalog vermerkt.)

2.31 " Päpstliche, Kayserliche, Königliche, Churfürstliche, Fürstliche und andere Religionsschriften" umfassen 201 Drucke. In dieser Gruppe sind die Kirchenoberen und die weltlichen Obrigkeiten mit ihren Äußerungen für und wider die Reformation, ihren Regierungsanweisungen und Rechtfertigungen sowie Berichten über hervorragende reformatorische und gegenreformatorische Ereignisse vertreten, so etwa Bulla contra errores Martini Lutter et sequarium (1520) oder Die Hauptartickel aller Pawerschaft vnd Hyndersassen, der Geistlichen vnd Weltlichen Oberkeyten, von welchen sy sich gantz hart beschwert vermaynen (1525).

2.32 Als " Schweizer Schriften, allerley Ordnungen und vom Consilië (79 Drucke) sind die Flugschriften zusammengefaßt, die sich mit der reformatorischen Entwicklung in der Schweiz befassen, sowie die gedruckten Ordnungen in Religionssachen, die für einzelne Städte in der Schweiz und im Reich in dieser Zeit erlassen wurden. Außerdem finden sich Streitschriften zu den Auseinandersetzungen zwischen den Obrigkeiten, wie Handlung der Versamlung zu Zürich wegen des H. Evangelii zwischen der Botschaft von Costenz und Huldrich Zwingel (1523). Hinzu kommt Konzils- und Kalenderliteratur.

2.33 Satirische und Pasquillantische Schriften zur Zeit der Reformation machen 84 Drucke aus. Die Schriften der vorliegenden Sammlung richten sich zumeist gegen die Papstkirche und behandeln den Streitgegenstand in überhöhten, oft derben Sprachbildern. Sie befassen sich aber auch mit dem Bauernkrieg, besonders in der Gestalt des " Karsthans". Bevorzugt wurde das Streitgespräch, z. B. Antitheses figurata vitae Christi et Antichristi (1525) mit Holzschnitten Cranachs.

2.34 Interimistische und Adiaphoristische Schriften belaufen sich auf 42 bzw. 49 Drucke. Infolge des Augsburger Interims (1548) erschienen Drucke, die sich mit den Veränderungen, die Kaiser Karl V. den Reformierten zugestanden oder abgelehnt hatte, auseinandersetzten, so Der Römischen Kaiserlichen Maiestat Erklerung, wie es der Religion halben im heiligen Reich, bis zu Austragung des gemeinen Concilii, gehalten werden soll, auff dem Reichstag zu Augspurg, den XV. Maij im 1548 Jar publicirt. (Notiz im Katalog: " Dieses ist das Interim, welches so viel Aufsehen gemacht und ein sehr seltenes Original.") Die adiaphoristischen Schriften zeigen die Bereitschaft Melanchthons, in bestimmten der sogenannten Mitteldinge (adiaphora) mit der katholischen Tradition einen Kompromiß zu schließen, und die Reaktion der Gnesiolutheraner, an deren Spitze Matthias Flacius Illyricus stand, z. B. dessen Erklerung der schendlichen Sünde derjenigen, die durch das Concilium, Interim, vnd Adiaphora, von Christo zum Antichrist fallen (o. J.). Hinzu kommen Crypto- und anticalvinistische Schriften " et alia Polemica" (58 Drucke).

2.35 " Zur Martyrer Historie gehörige Schriften" umfassen 23 Drucke. Gegenstand dieser Schriften ist das Bestreben seitens der Reformierten, neue eigene Märtyrer als Gegengewicht gegen die Heiligen und Märtyrer der katholischen Kirche zu finden, z. B. Johannes Hus und Hieronymus von Prag und andere für den reformierten Glauben Gestorbene. Als " Prophezeiungen, Praktiken, Zeitungen, wunderliche Geschichten und Traumbüchel" sind 141 Flugschriften vereinigt, die über das 16. Jh hinaus bis in das 18. Jh reichen. Der Wunderglaube, das Vertrauen auf Prophezeiungen und Wahrsagereien wie auch das Interesse an außerordentlichen Naturerscheinungen, weltgeschichtlichen Ereignissen und an Traumdeutungen bestimmt die weitgespannte Literatur dieses Genres.

Bernhard von Weimar

2.36 Die vorwiegend aus dem 19. Jh stammenden 3000 Bde (Signatur Bh) in deutscher, französischer und z. T. auch niederländischer Sprache umfassen Texte der Weltliteratur, Geschichtsdarstellungen, geographische Darstellungen und Reisebeschreibungen, Kunstbände und Militaria. Der Bestand entspricht den Interessen Prinz Bernhards (1792-1862), dem nicht-regierenden Lieblingssohn von Carl August, der sich zuletzt in niederländischen militärischen Diensten in Ostasien aufhielt.

Bibel-Sammlung

2.37 Die reiche Sammlung von Bibeln seit dem 16. Jh (648 Bde, Signatur Cl) schließt sich an die Buchhandschriften und Bibeldrucke der Inkunabelabteilung an. Sie entstand wohl im Zusammenhang mit den Weimarer Bemühungen um eine neue Bibelausgabe im 17. Jh. Zu nennen sind Luthers September- und Dezember-Testament von 1522, eine hervorragend kolorierte Vollbibel von 1534 (Wittenberg: Lufft), zahlreiche polyglotte Bibelausgaben sowie die erste in Amerika gedruckte deutsche Bibel (Germantown 1743). Bismarck-Sammlung

2.38 Die Sammlung der Schriften und Briefe Otto von Bismarcks (1815-1898) sowie der Literatur über sein Leben und Wirken, zumeist deutschsprachig, umfaßt 327 Bde (Signatur Bism.).

Bühnenmanuskripte

2.39 Die deutschsprachige Sammlung von Textausgaben aus dem 19. und der ersten Hälfte des 20. Jhs (ca. 5900 Bde, Signatur Bm) ist z. T. mit dem Stempel " Deutsche Genossenschaft dramaturgischer Autoren und Komponisten" versehen. Sie setzt sich aus Theaterstücken verschiedenster Genres (Tragödien, Schauspiele, Lustspiele, Schwänke u. a.) zusammen, die einen wertvollen Fundus der damals gängigen Theaterliteratur ( z. T. von heute unbekannten Autoren) darstellen. Faust-Sammlung

2.40 Zur weltweit größten Sammlung dieser Art (14.000 Sammlungsstücke, Signatur F) gehören die ersten literarischen Zeugnisse vom Leben des historischen Faust, wie die Epistolae familiares des Trithemius (Johannes Tritheim, Hagenau 1536), und frühe Faust-Buch- und Wagner-Buch-Drucke mit ihren Bearbeitungen. Vorhanden sind die erste Dissertation über das Faust-Thema aus dem Jahre 1683 (Disquisitio historica de Fausto Præstigiatore von Carol Christianus Kirchner unter dem Praeses Johann Georg Neumann), zwölf Drucke des Faust-Buches in der Bearbeitung des " Christlich Meynenden" (aus dem Zeitraum 1726-1812, darunter drei dänische Übersetzungen), die Faust-Dichtungen Goethes und seiner Zeitgenossen. Hervorragend dokumentiert ist die Faust-Rezeption in der Weltliteratur, in der Musik und in der darstellenden und bildenden Kunst bis zur Gegenwart. Ergänzt wird die Sammlung durch die Sekundärliteratur zum Faust-Stoff. Eine Reihe von Puppenspiel-Texten wurde nur handschriftlich überliefert. Die Sammlung enthält auch manches Kuriose, wie eine Vielzahl von Postkarten, Reklamebildern und Abziehbildern, die Zitate aus Goethes Faust humoristisch illustrieren. Ein Teil der Literatur zu Goethes Faust-Dichtung ist auch in anderen Bestandsgruppen aufgestellt, die sich mit der deutschen Literatur befassen.

Goethes Bibliothek

2.41 Im Bibliotheksraum des Goethe-Wohnhauses ist die Privatbibliothek Goethes geschlossen aufgestellt (5424 Titel, Signatur Numerus currens). Die Bestände sind nicht im Alphabetischen Katalog der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, sondern in einem von Hans Ruppert angelegten gedruckten Katalog Goethes Bibliothek (Weimar 1958) verzeichnet, dessen Titelzählung auch zugleich die Standortkennzeichnung darstellt. Die Bibliothek entstand im wesentlichen durch Kauf, Erbgang vom Vater her und durch Dedikationsexemplare. Kataloghinweise verzeichnen die von Goethe benutzte Literatur ebenso wie die von ihm kaum zur Kenntnis genommenen Bücher, die oft noch nicht aufgeschnitten sind. Es finden sich auch Exemplare in der Sammlung, die zahlreiche Bleistiftanstreichungen oder Korrekturen von Goethes Hand enthalten, z. B. sein Exemplar von Des Epimenides Erwachen (1815). Heines Reisebilder (1826) enthalten die Widmung: " Sr. Excellenz d. Herrn Geheimrath v. Göthe übersendet dieses Buch als ein Zeichen der höchsten Verehrung und Liebe der Verfasser".

2.42 Der Bestand setzt sich nach der Kataloggliederung von Ruppert folgendermaßen zusammen: Biographien und Personalschriften (270 Titel), allgemeine Zeitschriften (133), Universitätsschriften und Veröffentlichungen von Akademien und gelehrten Gesellschaften (106), allgemeine wissenschaftliche Werke (32), Buch- und Bibliothekswesen, Auktionskataloge (91), Wörterbücher (137), deutsche Literatur (448), griechische Literatur (139), lateinische Literatur (126), englische Literatur (58), französische Literatur (112), italienische Literatur (60), spanische und portugiesische Literatur (18), nordische Literaturen (6), osteuropäische Literaturen (25), orientalische und indische Literaturen (32), Schriften von und über Goethe (162), Mythologie, Archäologie (188), Bildende Kunst (328), Numismatik (41), Theater, Musik (90), Theologie (137), Jurisprudenz (126), Staatskunde und Politik (59), Nationalökonomie, Land- und Forstwirtschaft (84), Philosophie, Psychologie (154), Freimaurerei, Geheimlehren (30), Ästhetik, Pädagogik (65), Geschichte (241), Frankfurt am Main (67), Sachsen-Weimar-Eisenach (365), Geographie, Ethnographie, Atlanten (202), Mathematik (35), Naturwissenschaften und Medizin (1139), Balneologie (40), Technik (35), Hauswirtschaft, Verschiedenes (42).

Goethe-Sammlungen

2.43 Diese nicht mehr weitergeführten Sonderaufstellungen (2394 und 4607 Bde, Signaturen G und Goe) enthalten vorwiegend Erst- und Frühausgaben der Werke Goethes. Gesammelt wurden auch fremdsprachige Ausgaben sowie philologisch und bibliophil herausragende spätere Werkausgaben und Einzeldrucke. Die Sekundärliteratur zu Goethes Leben und Werk ist darüber hinaus in der " Literaturwissenschaftlichen Sammlung" ( s. u. 2.57-2.58) enthalten. Die Jahrbücher der Goethe-Gesellschaft, die Schriften der Goethe-Gesellschaft, Bodes Stunden mit Goethe und der Goethekalender sind hier ebenso zu finden wie die erste Ausgabe von Goethes Schriften in drei Teilen, die der Nachdrucker Himburg veranlaßte, sowie die rechtmäßigen Editionen von Göschen, Unger und Cotta. Sammlung Haar

2.44 Die Sammlung geht auf eine Stiftung des Weimarer Industriellen Georg Haar (1887-1945) zurück. Die vielfach handsignierten und handnumerierten bibliophilen Ausgaben, Pressendrucke oder Sonderausgaben (1200 Bde, Signatur Haar) stellen einen wertvollen Bestand an Buchkunst und -illustration dar. Das Spektrum reicht vom Historismus (Klinger, Apuleius, Amor und Psyche, 1880) über Jugendstil ( z. B. Beardsley, Behmer, Vogeler, Hofmannsthal) bis zu den Vorzugsausgaben aus Harry Graf Keßlers Cranach-Presse. Huldigungsschriften

2.45 Die Sammlung (1317 Titel, Signatur Huld.) umfaßt handschriftliche und gedruckte Gelegenheitsgedichte, Trauerlieder und Huldigungsschriften, meist auf Personen aus dem Fürstenhaus Sachsen-Weimar-Eisenach. Als Beispiele für diese bunte Palette der zwischen 1636 und 1910 entstandenen Gelegenheitsschriften seien genannt Unter thänigste Aufwartung als der Herzog Wilhelm IV. und Gemahlin Eleonora Dorothea mit Hochfürstlicher Familie auf der Universität Jena den 24. Oktober 1661 eingefunden. Von den Studierenden daselbst, das Trauergedicht Schuldiges Klagelied über den Eintritt und Ableben Wilhelm IV. bei dessen Leichenbegangniß von Johann Schneider, den 9. August 1666 und Die durchlauchtigste Liebe, ein Vorspiel bei dem Geburtstagsfeste der Fürstin Anna Amalia, den 24. Oktober 1756 auf dem Hoftheater vorgestellt von der Döbbelinschen Gesellschaft verfertiget von Arnold Heinrich Porsch. Inkunabel-Sammlung

2.46 In dieser Sammlung sind Inkunabeln und Postinkunabeln vereint (1309 Titel, Signatur Inc.), vor allem Drucke aus der Offizin des Aldus Manutius und seiner Nachfolger, aus der Giuntinischen Offizin sowie eine Reihe von Drucken des frühen 16. Jhs (bis ca. 1520). Vor allem haben hier Sammelbände Platz gefunden, in denen Inkunabeln und Postinkunabeln zusammengebunden sind. Zahlreiche Postinkunabeln sind auch ohne besondere Kennzeichnung in den weiteren Bestand integriert.

2.47 Die Inkunabeln umfassen 405 Titel: Vertreten sind theologische und profane Literatur, Ausgaben antiker Autoren wie auch zeitgenössische Literatur aus dem 15. Jh. Unter den antiken Autoren sind Plinius (Rom 1470); Sallust (Venedig 1482); Ovid (Venedig 1492); Valturius, De re militaria (Verona 1472); Ptolemäus, Cosmographia (Vicenza 1475); Bulla aurea Caroli IV (Nürnberg 1474) und Enea Silvio Piccolomini, Epistolae familiares (Nürnberg 1481). Es folgen lateinische Bibeln und andere theologische Schriften. Von den 16 vor-lutherischen deutschen Bibeln sind vorhanden die Eggestein-Bibel (Straßburg, vor 1470), die Sensenscdt-Bibel (Nürnberg 1476/78), die Zainer-Bibel (Augsburg 1477); die niederrheinische Kölner Bibel (um 1478); 2 Exemplare der Koberger-Bibel (Nürnberg 1483, eines davon in 2 Bdn ist besonders prächtig ausgestaltet durch die reiche Kolorierung der Holzschnitte, die Buclereien und Vergoldung der Initialen) und die niederdeutsche Lübecker Bibel (Lübeck: Steffen Arndes 1494). Aufmerksamkeit verdient wegen der handschriftlichen Notizen das Konzilienbuch des Ulrich von Richenthal in der Erstausgabe (Augsburg: Sorg 1483). Weiterhin sind zu nennen Konrad von Megenberg, Das Buch von der Natur (Augsburg 1481), Das Leben der Heiligen (Nürnberg: Koberger 1488) und 3 Exemplare von Hartmann Schedels Weltchronik (Nürnberg: Koberger 1493), davon 2 in lateinischer, eines in deutscher Sprache, durchgehend koloriert.

2.48 Postinkunabeln machen 904 Titel aus: Die Zusammensetzung des Bestandes gleicht der der Inkunabel-Abteilung. Aufgenommen sind hier auch die Aldinen und Giuntinen bis zum Ausgang des 16. Jhs. Hingewiesen sei auf Vergil, Opera cum Commentario Sebastian Brantii (Straßburg 1502); Johannes Reuchlin, De rudimentis Ebraicis Libri III (Pforzheim 1506); Avicenna, Liber canonis medicinae (Venedig 1507); Geiler von Kaisersberg und Erasmus. Sebastian Brant ist mehrfach vertreten, gleichfalls Petrarca mit Ausgaben seiner Dialoge De remediis utriusque fortunae (Straßburg: Eggesteyn 1472), der Septem psalmi poenitentiales, in den achtziger Jahren bei Thanner in Leipzig gedruckt, oder der Epistolae familiares (Venedig 1492). Karten

2.49 Die Sammlung umfaßt 7000 Kartenblätter (Signatur K; Buchstaben und Ziffernkombination). Große Landkarten kamen bereits im 17. Jh und zu Beginn des 18. Jhs in den Bibliotheksbesitz, allein aus der Sammlung von Schurzfleisch mehr als 100 Blatt. Dazu gingen in den Grundbestand auch noch einige große Atlanten ein, neben niederländischen Atlanten auch der seltene Atlas mit hervorragend kolorierten Kartenblättern aus dem Verlag des Ortelius, den Koler in Nürnberg 1571 mit deutschem Text und Register herausgab. Durch die Militärbibliothek wurde der Kartenbestand um militärisch-topographisches Material des späten 18. und 19. Jhs angereichert. Stadtpläne und Befestigungsrisse kamen hinzu. Zu den wertvollsten Erwerbungen gehören die im 18. Jh angekauften, auf Pergament gezeichneten spanischen Weltkarten des Diego Ribeiro von 1527 und 1529. Von niederländischen Kartographen sind große Blätter der Erdteile und Weltkarten, Portulankarten des Mittelmeeres sowie von Teilen des Pazifiks vorhanden. Die z. T. handkolorierten Kartenblätter sind überwiegend gut erhalten. Besonders seltene Stücke sind Capot, Weltkarte (1544); Il paese di Roma (1547); Philipp Apianus, Chorographia Bavaria (1568); Arnold Mercator, Colonia Agrippina (1571); Gerardus Mercator, Europae descriptio emendata (1572); Caspar Hennenberg, Prvssiae. Das ist des Landes zu Preussen ...

Beschreibung (1595). Katechismus-Sammlung

2.50 Der umfangreiche Bestand von Katechismen seit dem 16. Jh (1200 Bde, Signatur Cat.) ist hervorgegangen aus der Sammlung Caspar Binder. Hier finden sich Katechismen verschiedener Konfessionen. Anschließend an allgemeine Darstellungen (Historia Catechetica generalis) folgen frühes katechetisches Schrifttum der griechischen und lateinischen Kirchenväter und andere vor-lutherische Texte. Die katechetischen Predigten und Schriften sowie die Katechismen Luthers und die Literatur seiner Gegner und Verteidiger nehmen großen Raum ein. In mehr als 600 Katechismen wird die Breite der lutherischen Katechese von den originalen Ausgaben über orthodoxe Lehrkatechismen bis hin zu den pietistischen Katechismen dokumentiert. Zahlreiche Übersetzungen neben den gängigen Sprachen auch ins Angolesische, Koptische, Portugiesische, Japanische, Chinesische sind Dokumente missionarischer Bemühungen in aller Welt. Klassiker-Sammlung

2.51 Für diese Sammlung von 2100 Bdn (Signatur K) gelten gleiche Abgrenzungen wie in den Goethe-Sammlungen. Sie enthält Erstausgaben und frühe Ausgaben von Schiller, Herder, Wieland und anderen " Klassikern". Innerhalb der Gruppen der einzelnen Autoren erfolgt die Gliederung nach Werkausgaben, Übersetzungen, Einzelausgaben und Sekundärliteratur. Herder-Sammlung Schiller-Sammlung Wieland-Sammlung

2.52 Zur Goethe-Sammlung ( s. o. 2.43) parallel laufend existieren mittlerweile abgeschlossene Kollektionen von Schriften Herders (466 Bde, Signatur Hdr), Schillers (1772 Bde, Signatur Sch) und Christoph Martin Wielands (500 Bde, Signatur Wiel), die z. T. auch in den Gruppen K und N zu finden sind. Den Erst- und Einzeldrucken sowie Werkausgaben folgen Literatur über die Werke, Biographien und Gesamtdarstellungen. Die Drucke entstammen dem 18., 19. und dem frühen 20. Jh. Bei den Erstausgaben wurde Vollständigkeit angestrebt. Sammlung Köhler

2.53 Die Privatbibliothek von Reinhold Köhler (1830-1892) mit 2459 Bdn (Signatur Koe) - überwiegend Titel des 19. Jhs enthält im Schwerpunkt volkskundliche Literatur, Literatur zur Märchenforschung und zur vergleichenden Literaturgeschichte des europäischen Mittelalters. Vorhanden ist u. a. eine Sammlung seltener italienischer " libretti populari". In 89 Kapseln sind Texte unterschiedlicher Genres aus Zeitungen und Zeitschriften ausgeschnitten und aufgeklebt sowie andere die Sammlung ergänzende Ausschnitte aufbewahrt.

Deutsche Kulturgeschichte

2.54 Es handelt sich um eine vorwiegend deutschsprachige Sammlung von Literatur des 19. und 20. Jhs (268 Bde, Signatur DKg), der die Gruppe Kg (Allgemeine Kulturgeschichte) mit 134 Bdn zugeordnet wurde. Ein Teil stammt aus der Bibliothek Wilhelm Fröhners. Kunstkabinett

2.55 Der Bestand (meist großformatige Drucke aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs) umfaßt Geographie und Länderkunde sowie Kunst- und Kulturgeschichte (insgesamt 537 Bde, Signatur Kst.Kb). Hinzuweisen ist auf Literatur zur Entwicklung von Industrie und Technik um die Jahrhundertwende. Deutsche Literatur

2.56 Es handelt sich um eine Bestandsgruppe von 1703 Bdn (Signatur DL) mit Primär- und Sekundärliteratur aus dem späten 19. und frühen 20. Jh zur Geschichte der deutschen Literatur vom Mittelalter bis zur Barockzeit (139 Bde Nibelungenlied, 28 Bde Gudrunlied, 59 Bde Walther von der Vogelweide, 30 Bde Reineke Fuchs u. a.). Literaturwissenschaftliche Sammlung, älterer Teil

2.57 Diese aus den früheren Beständen des Goethe- und Schiller-Archivs und der Goethe-Gesellschaft erwachsene Sammlung (14.000 Bde, Signatur: laufende arabische Ziffern ohne Buchstaben) umfaßt Sekundärliteratur zur deutschen Literaturgeschichte für die Zeit von der Mitte des 18. Jhs bis in die erste Hälfte des 20. Jhs. In vielen Fällen handelt es sich um Dedikationsexemplare sowie Beiträge in Tageszeitungen und sogenannte graue Literatur. Der Schwerpunkt liegt bei der Goethe-Literatur. Später wurden in diese Gruppe auch Textausgaben eingereiht. Literaturwissenschaftliche Sammlung, neuer Teil

2.58 Diese neue Bestandsgruppe von 61.450 Bdn (Signatur N), die die Sammlungen G, Goe, K, F teilweise und die oben beschriebene literaturwissenschaftliche Sammlung aus älterer Zeit fortsetzt, enthält zwar zumeist Primär- und Sekundärliteratur aus dem 20. Jh, daneben aber auch eine große Zahl von antiquarisch erworbenen Titeln, die in den Umkreis der klassischen und romantischen deutschen Literatur und deren literarischen Wirkungskreis gehört. Militärbibliothek

2.59 Der größte Teil dieses Bestandes (5200 Bde, Signatur MB A bis MB M) stammt aus dem 18. und 19. Jh; aus dem 16. und 17. Jh sind einige seltene Drucke enthalten. In einzelnen Bereichen wurde die Signaturgruppe bis ins 20. Jh weitergeführt. Der Bestand setzt sich zusammen aus allgemeinen kriegswissenschaftlichen Darstellungen, aus Schriften zur Militär- und Kriegsgeschichte, wobei allgemeine Darstellungen und Spezialuntersuchungen zu einzelnen Ereignissen wie dem Siebenjährigen Krieg, den Revolutionskriegen oder den Feldzügen Napoleons besonderen Raum einnehmen. Ergänzt wird der kriegshistorische Bestand durch biographische und autobiographische Literatur (Friedrich der Große, Napoleon). Kriegsbaukunst, insbesondere Literatur zur Fortifikationskunst, ist gut vertreten. Hinzu kommen Darstellungen zu Strategie, Taktik und zur militärischen Topographie sowie Literatur über einzelne Truppengattungen (Infanterie, Kavallerie und Artillerie); zugeordnet sind Arbeiten über Logistik, Militär- und Kriegsrecht, Sanitätswesen sowie Feldmeßwesen. Literatur über Pioniertruppen und zu den Ingenieurwissenschaften gehört ebenfalls hierher. Es folgen Schriften zur Marine. Militärzeitschriften und Literatur über Militärgesellschaften bilden den Abschluß.

Konrad Kratzsch

Christine Arnhold

Musikalien-Sammlungen

2.60 Hier sind (unter den Signaturen Mus. M,8; M,9 und andere Bestandsgruppen) verschiedene Bestände zusammengefaßt. An erster Stelle ist die Notensammlung der Herzogin Anna Amalia zu nennen, die fragmentarisch erhalten ist. Die Notenbestände hatten den Schloßbrand von 1774 überstanden und wurden anschließend von der Besitzerin weiter ausgebaut. Sie wurden später durch die Notensammlung der Großherzogin Maria Pawlowna (1786-1859) ergänzt und unter der Signaturengruppe Mus zusammengefaßt. Sie stellt eine in sich geschlossene Gruppe dar, die ca. 2100 Drucke und 700 Hss. umfaßt. Die Sammlung gliedert sich in Geistliche Musik, Bühnenwerke, Orchester- und Kammermusik, Klaviermusik und Liedkompositionen. Neben Autographen aus dem 17. und 18. Jh (Gluck, Haydn, Mozart, J. N. Hummel u. a.) finden sich in diesem Bestand u. a. Drucke von J. P. Krieger, C. F. Witt, Prinz Johann Ernst von Sachsen-Weimar, J. A. Hasse, Gluck, K. F. Abel, Haydn, E. W. Wolf, J. C. Bach, K. S. von Seckendorff, Corona Schröter, Mozart und A. E. Müller. Wie die Sammlung belegt, wurde am Weimarer Hof besonderer Wert auf die Pflege der italienischen Oper gelegt (G. Sarti, P. Anfossi, D. Cimarosa, N. Conforto). Zu nennen sind darüber hinaus die Bestandsgruppen M,8 und M,9 (ca. 1400 Titel, vorwiegend aus dem 18. bis 20. Jh). Vereinigt sind hier Musikgeschichte, Biographien, Tagebücher, Briefe; daneben Textbücher und Literatur zur Ästhetik; Kirchenmusik, Oper und Zeitschriften. Beachtlich ist der Bestand zu Wagner (210 Bde).

2.61 In weiteren Bestandsgruppen mit unterschiedlichen Signaturen finden sich z. T. seltene und wertvolle Musikalien verschiedener Art: O. di Lasso, V. Aleotti, H. L. Haßler, H. Schütz, A. Falckenhagen, J. F. Reichardt u. a. Hinzuweisen ist auf zahlreiche, durch J. Meursius besorgte Ausgaben antiker Musiktheoretiker sowie auf V. Galilei, Dialogo della musica antica e moderna (1602). Zu nennen ist auch die vermutlich umfassendste Sammlung von Hamburger Opern (224 Stücke, 1678-1726), die von Michael Richey (1678-1761) während seiner Tätigkeit am Hamburger Johanneum seit 1717 zusammengetragen wurde (Signatur 14,5:75c).

2.62 Die Liszt-Bibliothek (Signatur L) ist eine Sammlung von Büchern und Noten, die durch Ankauf von Neuerscheinungen und antiquarische Erwerbungen ständig ergänzt und erweitert wird. Sie umfaßt z. Z. 2841 Titel, darunter nahezu alle Erstdrucke der Kompositionen von Franz Liszt. Die Sammlung umfaßt: (1) Bücher und Noten aus dem Nachlaß von Franz Liszt, u. a. das Buch der Lieder (1844) mit Korrekturen Liszts; die Partitur der Hunnenschlacht von 1861, Bücher über Musiktheorie, Geschichte, Politik, Weltliteratur und verschiedene Sprachen, Bücher religiösen Inhalts, z. B. De l'imitation de Jésus-Christ mit einer Widmung von Papst Pius IX. (1865); (2) Bücher und Noten in- und ausländischer Verleger, Buchhändler, Schüler, Freunde und Verehrer Liszts, einschließlich der umfangreichen Bibliothek der ersten Liszt-Biographin Lina Ramann; gesammelt aufgrund eines Aufrufs in der Neuen Zeitschrift für Musik zum " Aufbau einer vollständigen Liszt-Bibliothek" 1886 von Carl Gille (ca. 1813-1899) und von Großherzog Carl Alexander unterstützt; (3) Spätere Schenkungen und Ankäufe.

Konrad Kratzsch

Edelgard Baumgärtel

Nietzsche-Bibliothek

2.63 Der Bestand (6500 Bde, Signatur C) setzt sich zusammen aus 790 Titeln (ca. 1100 Bdn), die aus Nietzsches Besitz stammen; sodann aus den Drucken seiner Werke und Briefe, oft mit den Eingriffen Elisabeth Förster-Nietzsches, die an den vorgenommenen Korrekturen in den Druckfahnen und Drucken nachweisbar sind, sowie aus einem kontinuierlich erweiterten Bestand an internationaler Sekundärliteratur und Übersetzungen der Werke und Briefe. Nietzsches Privatbibliothek gliedert sich in die Gruppen Klassisches Altertum (235 Bde), Neuere Philosophie, Psychologie (98), Religion, Theologie, Mythologie (41), Erziehung (8), Naturwissenschaften, Mathematik (36), Medizin und Gesundheitslehre (13), Geschichte, Erdkunde, Länder- und Völkerkunde, Politik, Volkswirtschaft (43), Rechtswissenschaft (10), Ästhetik, Kunstgeschichte, Kulturgeschichte (20), Musik (28), Literaturgeschichte, Sprachwissenschaft (40), Deutsche Literatur (30), Französische Literatur (58), Englische und amerikanische Literatur (32), Italienische Literatur (12), Nordische, russische, polnische Literatur (10), Reisehandbücher (10) und Verschiedenes (17). Rund 200 Bücher sind mit Anstreichungen und Anmerkungen versehen. Numismatische Literatur

2.64 Der wertvolle, dichte Bestand (1141 Bde, Signatur Num) erstreckt sich vom 17. bis zum Beginn des 20. Jhs. Er enthält Literatur über Numismatik, Sphragistik und Gemmenkunde, darunter Breve notizia delle monete pontifice (1715); Thesaurus morellianus sive familiarum romanorum numismata omnia (1734) und Diccionario numismatico general (1777). Sammlung Petersen

2.65 Die Arbeitsbibliothek des Literaturwissenschaftlers und ehemaligen Präsidenten der Goethe-Gesellschaft Julius Petersen (1878-1941) umfaßt 7500 Bde (Signatur P). Sie besteht vorwiegend aus germanistischer Literatur des 18. und 19. Jhs (Standort: Goethe- und Schiller-Archiv). Russischsprachige Literatur

2.66 Die Sammlung umfaßt die von der großherzoglichen Familie an die Bibliothek abgegebenen Bestände (900 Bde, Signatur Rs), in ihren Anfängen vermutlich aus dem Besitz der Großherzogin Maria Pawlowna, der russischen Zarentochter, stammend. Es handelt sich größtenteils um Werke zur russischen Geschichte und Literatur, häufig in Prachteinbänden. Vorhanden sind auch russischsprachige Zeitschriften (ca. 680 Bde) wie Sovremennik, Severnyj archiv zurnal istorii, statistiki i putesestvii (1822-1842) und Moskovskij sbornik (1856-1865). Schillers Bibliothek

2.67 Schillers Bücherbesitz ist verstreut und nur noch schwer nachweisbar. Ein Teil befindet sich im Schiller-Nationalmuseum in Marbach. Ein größerer Bestand, zunächst in Hamburg aufbewahrt, ist verschollen. Unter den 486 Bdn der Weimarer Sammlung (Signatur Numerus currens) sind noch vorhanden Schillers Werke (30 Titel), Allgemeine und Schöne Literatur (80), Geschichte (49), Philosophie und Ästhetik (20), Naturgeschichte und Medizin (12), sonstige Literatur (42). (Ein Sonderkatalog wird derzeit erstellt.) Schulschriften

2.68 Die umfangreiche Sammlung von Programmen (seit 1861) vor allem aus den Schulen des Großherzogtums Sachsen-Weimar-Eisenach besteht aus 24 Kapseln (Signatur Schul).

Konrad Kratzsch

Christine Arnhold

Shakespeare-Bibliothek

2.69 Der Bestand von 10.000 Bdn (Signatur Sh), angelegt von der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft, gliedert sich in mehrere Untergruppen, die im wesentlichen bereits 1864 definiert wurden. Die erste Gruppe enthält Gesamt- und Teilausgaben sowie Anthologien und Einzelausgaben der Werke Shakespeares (Signatur A und B). Die ersteren, mit ca. 100 meist mehrbändigen Titeln vor 1900, beginnen bei der frühesten kritischen (und illustrierten) Edition der Werke durch Nicholas Rowe (1709-1710); es folgen weitere Ausgaben des 18. Jhs, z. B. Lewis Theobald (Neuaufl. 1772), Edward Capell (1767-68), und besonders solche des 19. Jhs, darunter allein 11 Fassungen der auf Edmond Malones und George Steevens' Texten beruhenden kommentierten Variorum-Ausgaben, nebst Editionen von Thomas Campbell (1838), John Payne Collier (1842-1853), James O. Haliwell (1853-1865), Nicolaus Delius (1854-1860, samt weiteren Auflagen), Alexander Dyce (1857), Thomas Keightley (1864) sowie frühen photolithographischen Faksimiles der First Folio (Staunton 1866) und der Quartos.

2.70 Vollständiger ist die Gruppe der Shakespeare-Übersetzungen (Signatur C und D). Allein die deutschsprachigen belaufen sich auf ca. 70 (meist mehrbändige) Gesamt- und Teilübersetzungen (einschließlich Dichtungen und Sonette) sowie ca. 180 Einzelübersetzungen mit Erscheinungsdatum jeweils vor 1900. Originalausgaben der Übertragungen von Christoph Martin Wieland (1762-1766), Johann Joachim Eschenburg (1775-1782, samt den nachfolgenden revidierten Ausgaben) und August Wilhelm Schlegel (1797-1801) finden sich ebenso wie die der meisten Übersetzungen des 19. Jhs, u. a. von Johann Heinrich Voss und Söhnen (1818-1819), Joseph Meyer (1824-1828), Johann Wilhelm O. Benda (1825-1826), Ernst Ortlepp (1838-1840), A. Keller und M. Rapp (1854), Max Moltke (1865), z. T. in mehreren, nicht identischen Auflagen. Zahlreich vorhanden sind Auflagen und revidierte Ausgaben der " Schlegel-Tieck"-Gesamtausgabe sowie aus verschiedenen Übersetzungen zusammengesetzte deutsche Shakespeare-Ausgaben, beginnend mit deren frühester ( Wien 1811-1812) und einschließlich der von Julius Körner (1836), Friedrich Bodenstedt (1867), Franz von Dingelstedt (1867) und Max Koch (1882-1884) besorgten. Unter den Übersetzungen einzelner Dramen finden sich zudem adaptierte Bühnentexte ( z. B. fünf Theaterfassungen des Hamlet von Friedrich Ludwig Schröder: 1777, 1778, 1781, 1782, 1795), dazu wie auch bei den englischsprachigen Einzelausgaben kommentierte, künstlerisch illustrierte und bibliophile Bände. Im Verein mit den entsprechenden übrigen Beständen der Herzogin Anna Amalia Bibliothek ergibt sich eine bis zum frühen 20. Jh nahezu lückenlose Dokumentation der Geschichte der deutschen Shakespeare-Übersetzung. Daneben existieren historische Shakespeare-Übersetzungen in 23 weiteren Sprachen, am reichhaltigsten die französischen, polnischen und ungarischen.

2.71 Die umfangreichste Gruppe (Signatur F) vereint in grob alphabetischer, nicht chronologischer Aufstellung - Sekundärliteratur zu Shakespeare. Sie ist besonders wegen der Masse des seinerzeit laufend gesammelten deutschen Schrifttums von der Mitte des 19. bis zum frühen 20. Jh von forschungsgeschichtlichem Interesse und großer Seltenheit. Neben Buchveröffentlichungen gehören auch Sonderdrucke aus z. T. entlegenen Zeitschriften und Privatdrucke dazu. Allerdings ist zu bedenken, daß die Shakespeare-Rezeption gerade in Deutschland zu intensiv war, als daß sie sich nur in der hier versammelten Spezialliteratur erfassen ließe. Ergänzend sind Arbeiten zur englischen Literatur- und Dramengeschichte der Shakespearezeit gesammelt (Signatur E), darunter eine Ausgabe der Englyshe Votaryes (1550) von John Bale. In der Regel handelt es sich jedoch um Ausgaben des 19. Jhs von Werken der bedeutendsten elisabethanisch-jakobäischen Zeitgenossen Shakespeares. Eine kleinere Sektion " Varia" (Signatur G) enthält Material zur Dramentheorie und Theatergeschichte des 19. Jhs, u. a. Theaterchroniken, Schauspielerbriefe und -biographien, ferner Musikalien und Bildmaterial. Eine weitere Abteilung (Signatur H und K) besteht aus älteren, teils seltenen Shakespeare-Zeitschriften und Bibliographien. Eine kleine Sammlung von Handschriften und Autographen (Signatur Hs) enthält u. a. Wilhelm Oechelhäusers annotierte, bei der Erstellung seiner Bühnenfassungen benutzte Handexemplare der Ulricischen Shakespeare-Ausgaben sowie eine Serie Regiebücher von Jocza Savits für dessen Münchener Shakespeare-Bühne (um 1900).

Werner Habicht

Sozialistica

2.72 Es handelt sich um eine bedeutende Sammlung sozialistischer Literatur (2684 Bde, Signatur Soz) zu Ökonomie und Politik, vorwiegend aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs, ein geringer Teil (370 Bde) stammt aus dem 20. Jh. Stadtkirche Weimar

2.73 Die Sammlung umfaßt theologische Literatur vorwiegend des 16. Jhs, Werke zur Kirchengeschichte, Psalter, Lutherschriften, auch Noten; sie ist mit zahlreichen handschriftlichen Eintragungen versehen. Vorhanden sind insgesamt 38 Bde (Signatur StK). Textbücher (Libretti)

2.74 Es handelt sich um eine Parallelsammlung (205 Bändchen, Signatur Tb) zur Signaturengruppe Bm ( s. o. 2.39) und eine Fortführung der Sammlung zu den bereits in den Grundgruppen enthaltenen Textbüchern wie Richeys Sammlung Hamburger Operntexte in 7 Konvoluten. Vorhanden sind 224 gedruckte Textbücher zu Opern von Lully, Conradi, Kaiser, Telemann, Händel u. a. aus den Jahren 1678 bis 1726. Auch hier sind seltene Libretti aus der Zeit vom 18. bis zum 20. Jh zu finden, die in vielen Fällen nur als Bühnenmanuskript erhalten sind. Vorhanden ist u. a. Franz Werfels Nachdichtung des Librettos zu Verdis Die Macht des Schicksals (1926). Theaterzettel

2.75 Diese nahezu vollständige Sammlung enthält Programmzettel und Besetzungslisten des Weimarer Theaters aus der Zeit von 1784 bis 1966 (Signatur ZC 120). Theologisches Schrifttum

2.76 Der gesonderte Bestand enthält apologetische und exegetische Literatur aus dem 18. Jh (70 Bde, Signatur Da), darunter Beweis, daß das Christentum so alt als die Welt sey, nebst Herrn Jacob Forsters Widerlegung desselben (Frankfurt und Leipzig 1741); Von dem Zwecke Jesu und seiner Jünger (Jena 1778); Beantwortung der Fragmente eines Ungenannten, insbesondere vom Zwecke Jesu und seiner Jünger (Halle 1779). Hervorzuheben sind die Schriften aus dem Fragmentenstreit Lessings. Turm-Bestände

2.77 Im Bibliotheksturm wurden z. T. großformatige Kupferstichwerke aufgestellt, die wegen ihrer Größe nicht in die Aufstellung des Rokokosaals einzufügen waren. Dadurch entstand mitunter die unglückliche Situation, daß Textbände von den dazugehörigen Abbildungsbänden getrennt wurden und neue Standortkennzeichnungen erhielten, die durch ein vorgestelltes Th zu erkennen sind (ca. 2500 Bde). Es handelt sich um echte Lokalsignaturen. Auch die auf Carl August zurückgehende Erotica-Sammlung, von der nur noch ein Restbestand von 260 Bdn vorhanden ist, wurde hier aufgestellt. Insgesamt umfaßt der Bestand 15.000 Bde (Signaturen Th. MB. Er. 37,1).

2.78 Der polyglotte Turmbestand (lateinisch, französisch, italienisch, englisch) besteht zum größten Teil aus 2500 Bdn des 18. und 19. Jhs (Signaturen Th A bis Th S). Die ersten Gruppen (Th A bis Th D) enthalten vorwiegend geographische Werke, landeskundliche Darstellungen und Schriften zur Geschichte. In diese Gruppen wurde noch ein Bestand von 140 Bdn an homiletischer Literatur eingefügt ( z. B. Kritische Prediger-Bibliothek, 1833). Die ca. 765 Bde geographischer Literatur sind gekennzeichnet durch Titelformulierungen wie Malerische Reise durch ..., Herrliche Galerie ..., Abbildung von ... u. ä. Die hier vereinten Kupfer- und Stahlstichwerke wie auch die lithographischen Drucke sind von hervorragender Qualität. Es folgen Werke zur Naturkunde mit allgemeinen Darstellungen zur Botanik, Zoologie, Flora und Fauna bestimmter Gegenden oder Länder. In diesen Gruppen Th E bis Th G wurden ca. 620 Bde zusammengeführt, darunter Werke von Pierre Joseph Redouté und Elizabeth Blackwell sowie Literatur zur Gartenkunst, die schon wegen der Lage der Bibliothek am Rande eines ausgedehnten Garten- und Parkgeländes an der Ilm stark beachtet wurde. In der Gruppe Th H ist ein Mischbestand von Werken zu Architektur, Kunst, Naturkunde und Medizin vereinigt (122 Bde). Mit unterschiedlichen, nicht streng systematisch einander zugeordneten kulturgeschichtlichen Themen befassen sich die Gruppen Th I bis Th L. Hier finden sich Schriften zur Architekturgeschichte, Gartengeschichte, Landschaftsgestaltung, Kunst- und Kulturgeschichte, Staatsgeschichte, Biographien und Darstellungen zur Literaturgeschichte, insgesamt 952 Bde. Die Gruppen Th M bis Th O (505 Bde) enthalten mit Schriften zu Kunsthandwerk, Malerei, Baukunst, Ortsgeschichte von Kunststädten und Katalogen einen breiten kunstgeschichtlich geprägten Streubestand. Ganz auf Archäologie und antike Kunst sind die Gruppen Th P bis Th S ausgerichtet. 972 Bde behandeln die ägyptische, die vorderasiatische Kunst und deren Ausgrabungen, die griechische Kunst in Griechenland und Italien, die etruskische Kunst, soweit diese im 18. und 19. Jh bekannt und erforscht war, sowie die römische Kunst diesseits und jenseits der Alpen. Verschiedene kleinere Sammlungen

2.79 In diesen Mischbestand von 10.000 Bdn (Signatur V) aus verschiedenen Zeiten wurden kleinere Bestände aus mehreren privaten Sammlungen eingefügt, die geschlossen aufgestellt bleiben sollten. Eine Gruppe von Drucken aus dem Besitz des Sammlers Alexander Meyer-Cohn, die durch uniforme historisierende Einbände auffällt, reicht von Lessings Ernst und Falk bis zu Heines Tanzpoem Doktor Faustus. Auch aus dem Besitz u. a. von Johann Christian Kestner (1741-1800) sind hier Bücher zusammengeführt worden. Ein bemerkenswertes Exemplar in dieser Sammlung ist die Ausgabe von Diderots und Geßners Moralische(n) Erzählungen und Idyllen (1772) mit dem eigenhändigen Besitzvermerk von Charlotte Buff (1753-1828).

Konrad Kratzsch

Christine Arnhold

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach PI; weist bis auf geringe Ausnahmen den bis 1976 erschienenen Gesamtbestand nach]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach RAK; verzeichnet Titel ab Erscheinungsjahr 1977]

Schlagwortkatalog

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln; erschließt auch die historischen Bestände sachlich; seit 1996 nach RSWK]

Systematischer Katalog

[in Zettelform, nach DK; geführt von 1949 bis 1992; umfaßt naturwissenschaftliche, technische und medizinische Bestände]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; geführt seit 1969; umfaßt die Bestände des Kernsammelgebietes " Deutsche Literatur der Periode 1750-1850"]

Dienstkataloge:

Katalog der Musikalien [alphabetisch, in Zettelform]

Standortkatalog [in Zettelform]

Zeitschriftenkatalog [in Zettelform]

Zentrale Nachweise:

Seit 1993 läuft ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziertes Konversionsprojekt mit dem Ziel, die Titelaufnahmen der Bestände aus der Zeit von 1501 bis 1850 maschinenlesbar zu erfassen und im PICA-Verbund online nachzuweisen (jährlicher Zuwachs ca. 40.000 Datensätze). Zugriff ist über die Homepage der Bibliothek im Internet möglich. Für die Titel des 16. Jhs erfolgt Meldung an das VD 16. Zeitschriften sind in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische allgemeine Kataloge

Catalogus nominalis

[37 Bde, alphabetisch nach Verfassern; geführt von 1776 bis 1928]

Catalogus anonymorum

[19 Bde, systematisch nach Titelstichwörtern oder Schlagwörtern, gelegentlich weitere Unterteilung bei Städten und Ländern; geführt von 1776 bis 1928]

Catalogus Realis

[60 Bde, systematisch, dazu ein Stich- und Schlagwortregister; geführt 1754 bis 1830, gelegentlich finden sich Einträge bis zum Erscheinungsjahr 1945. Bibliotheca theologica: 6 Bde, 1 Register; Bibliotheca iuridica: 12 Bde, 1 Register; Bibliotheca physico-medica: 5 Bde, 1 Register; Bibliotheca historica: 29 Bde, 1 Register; Bibliotheca philosophica: 2 Bde, 1 Register; Bibliotheca philologico-critica: 4 Bde, 1 Register; Bibliotheca technica et opificaria: 2 Bde, 1 Register]

Zu einem Teil der historischen Bandkataloge gibt es einen Registerkatalog in Zettelform mit ca. 40.000 Eintragungen.

3.3 Sonderkataloge

Es liegen gedruckte und ungedruckte Verzeichnisse von Sondersammlungen und Teilbeständen vor, die hier nach Schlagwörtern geordnet aufgeführt werden:

Almanache [gedruckt]

Marwinski, Felicitas: Almanache, Taschenbücher, Taschenkalender. Weimar 1967 (Kataloge der Thüringischen Landesbibliothek 1) [alphabetisch nach Titeln, ergänzt durch Register; Sig. HB 00-0200. Die Publikation eines stark erweiterten Verzeichnisses ist ge- plant.]

Arnim

Zettelkatalog

[systematisch; geführt seit ca. 1955; verzeichnet den Bestand der Arnim-Bibliothek]

Biographien

Vitae et memoriae variorum (Männer)

[24 Bde; verzeichnet selbständig und unselbständig erschienene Biographien nach dem Alphabet der Biographierten; geführt seit ca. 1790]

Vitae et memoriae variarum (Frauen)

[3 Bde, nach dem Alphabet der Biographierten. Es wurden vorwiegend Sammelwerke oder Zeitschriften ausgewertet; geführt von ca. 1790 bis ca. 1900]

Chodowiecki

Verzeichniß der Hauptsammlung von Daniel Nikolaus Chodowieckis (1726-1801) Kupferstichen [1 Bd, nach Jacobys Katalog rangirt]

Dissertationen

Catalogus Disputationum Juridicarum

[1 Bd, alphabetisch nach dem Präses oder Verfasser; geführt von ca. 1750 bis 1830]

Catalogus Disputationum Medicarum

[6 Bde, alphabetisch nach dem Präses oder Verfasser; geführt von ca. 1750 bis 1830]

Conspectus Dissertationum Juridicarum. Bearb. von Carl Schnauß (1825)

[1 Bd, angelegt als Inhaltsverzeichnis von 39 Sammelbänden]

Dramen

Theater der Deutschen

[1 Bd, alphabetisch nach Verfassern; geführt von ca. 1850 bis 1939]

Catalogue du Théétre françois

[1 Bd, alphabetisch nach Verfassern; geführt von ca. 1850 bis ca. 1920]

Erotica

Bibliotheca Aphrodisia

[1 Bd, alphabetisch nach Verfassern; verzeichnet Titel vom Anfang des 16. Jhs bis ca. 1820. Dazu Standortkatalog: Bibliotheca Erotica, 1805, 1 Heft, nach Formaten]

Erotica

[1 Bd, keine erkennbare Ordnung; geführt bis 1842]

Faust

Zettelkatalog

[systematisch nach Sachgruppen: 1. Allgemeines, Grundlagen, Gesamtdarstellungen. 2. Das Faustthema vom 16. Jh bis 1790. 3. Goethes Faust. 4. Das Faust-Thema neben und nach Goethe, Faust seit 1790. Geführt seit ca. 1955]

Fernow

Catalog der Bibliothek des Hrn. Professors Fernow gefertiget im Febr. u. Maerz 1809. (A) Werke in auslaendischen Sprachen, (B) Werke in deutscher Sprache

[2 Bde, alphabetisch]

Französische Revolution

Catalogus Scriptorum de Revolutione Gallica

[2 Bde; Bd 1: Alphabet der Verfasser und Sachtitel; Bd 2: chronologisch mit Stich- und Schlagwortregister; bis ca. 1830]

Fürstenbibliotheken

Anna Amalia (1739-1807):

Catalogue raisonné de la Bibliotheque de son Altesse serenissime madame Anne Amelie Princesse de la maison de Brunsvik et Duchesse douariere de Weimar et Eisenach 1776

[1 Bd, alphabetisch; fortgeführt u. d. T.: Zuwachs von Büchern mit dem Jahr 1776]

Bernhard von Weimar (1792-1862):

Zettelkatalog

[alphabetisch nach Verfassern, Sachtiteln und Schlagworten; angelegt Ende des 19. Jhs]

Carl Friedrich (1783-1853):

Catalog der Bibliothek Ihro des Großherzogs v. Sachsen Carl Friedrich Koenigl. Hoheit. 1 Bd, 1. Abt.: Wissenschaftlicher Theil: I. Bücher in Deutscher Sprache (Biographie, Briefe, Geschichte, Literatur und Kunst, Naturwissenschaften, Reisen, Romane, Poetische Werke, Gesammelte Werke verschiedener Autoren, Theater, Topographie, Vermischte Schriften, Zeitschriften, Woerterbücher, Almanache u. Taschenbücher), II. Bücher in Französischer Sprache; 2. Abt.: Alphabetischer Theil

Ernst August I. (1688-1748):

Catalogus von Ihro Hochfürstl. Durchl. zu Saxen Weimar u. Eisenach Hand-Bibliothek zu Eisenach 1747. Bearb. von C. F. Schnauß

[1 Bd, alphabetisch; Pars I. welcher Philosophische, Alchymische, Chymische, Medicinische, Physicalische und Mystische Bücher enthaelt. Pars II. welcher die Bücher aus denen übrigen Wissenschaften in sich fasset]

Ernst August II. Constantin (1737-1758):

Catalogus derer Bücher welche in des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn Ernst August Constantins, Herzog zu Sachsen usw. Herzoglichen Handbibliothek sich befindlich nach der Ordnung der Materien aufgezeichnet. 1757 [1 Bd, systematisch]

Maria Pawlowna (1786-1859):

Catalogue des livres français, allemands, anglais, italiens et russes, de la bibliotheque de son Altesse imperiale Madame la grande Duchesse de toutes les Russies, Grande Duchesse regnante de Saxe Weimar et Eisenach fait en 1832

[1 Bd, geordnet nach Sachgruppen: Livres français, Livres allemands, Livres italiens, Livres anglais, Livres russes, Journaux, Almanacs, Cartes et plans en etuis (Cartes geographiques, plans et quelques gravures; Paysages, vues des villes, bourgs et mélanges; Portraits des souverains, Princes, généraux russes et grécs; Lithographies russes; Manuscrits en pappe)]

Sammlung Goethe

Göthe

[1 Bd; verzeichnet Gesamtausgaben, einzelne Schriften, Übersetzungen, Kommentare, Biographien]

Katalog der Werke Goethes sowie Sekundärliteratur (Gesamtausgaben, Einzelne Werke, Biographien, Briefwechsel, Illustrationen, Goethe-Feste, Stiftungen und Goethe-Vereine)

[jeweils alphabetisch nach Verfassern geordnet; geführt bis ca. 1920]

Ruppert, Hans: Goethes Bibliothek. Katalog. Weimar 1958

Sammlung Gude

Catalogus Librorum ex Auctione Gudiana [1 Bd]

Bibliotheca Exquisitissimis Libris in Theologia, Jure, Medicina, Historia Literaria omnique alio Studiorum Genere instructissima. Imprimis autem ...

MSS. Codicum Arabicae Graecae Latinaeque Linguae ... à v. i. d. Marquardo Gudio ... congesta Quae publica auctione distrahetur Hamburgi Ad d. 4. August. An. MDCCVI

[gedruckter Gesamtkatalog der Bücherauktion, auf der ca. 1000 Drucke erworben wurden. Sig. 4o XXXVI,77]

Sammlung Haar

Die Sammlung Haar in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Bibliophiler Teil. 1994

[Typoskript. Sig. HB 00-0371]

Huldigungsschriften

Verzeichniß von handschriftlichen und gedruckten Huldigungs-, Gelegenheits- und Trauer-Gedichten auf Begeniße hoher Personen, besonders des Fürstenhauses Sachsen-Weimar-Eisenach von 1636 bis auf die gegenwärtige Zeit in chronologischer Folge geordnet. Bearb. von Louis Sckell

[1 Bd, chronologisch; geführt von 1636 bis ca. 1910]

Verzeichniß von Gedichten etc. dargebracht Höchsten Herrschaften bey Freude- und Trauer-Begebenheiten.

[1 Bd, nach Personen und chronologisch geordnet; verzeichnet Schriften u. a. auf Carl August, Maria Pawlowna sowie Goethe, Schiller und Wieland]

Inkunabeln

Verzeichniß der Incunabeln und alten Drucke der Großherzoglichen Bibliothek zu Weimar. Bearb. von Friedrich Theodor Kräuter. Ca. 1830

[1 Bd, Abt. 1: Inkunabeln ohne Angabe des Erscheinungsjahres, alphabetisch nach Verfassern und Sachtiteln; Abt. 2: Drucke von der Erfindung des Buchdruckes; bis 1520, chronologisch; Abt. 3: Drucke der Aldinischen Offizin, alphabetisch; Abt. 4: Drucke der Giuntinischen Offizin, alphabetisch; bis 1520]

Karten

Catalogus über Serenissimi clementissimi Regentis Caroli Augusti Magni Ducis Saxoniae cel. Charten Sammlung. Bearb. von Louis Sckell. 1825-1826

[3 Bde, systematisch. Bd 3 enthält ein alphabetisches Register der geographischen Namen; geführt von ca. 1790 bis Mitte des 19. Jhs]

Nominal-Catalog der Karten-Sammlung

[1 Bd, alphabetisch nach Kartographen geordnet; geführt von ca. 1790 bis Mitte des 19. Jhs]

Catalog der verschiedenen Plans. Bearb. von Louis Sckell. 1830

[1 Bd, systematisch mit alphabetischem Ortsregister; bis ca. 1830]

Catalog der militairischen Plans. Bearb. von Louis Sckell. 1836

[1 Bd mit alphabetischem Ortsregister, chronologisch nach militärischen Operationen vom Dreißigjährigen Krieg bis 1871]

Katechismen

Bibliothecae theologicae classis XVI sive Theologica catechetica. Bibliotheca catechetica M. Casp. Binderi Pastoris, dum viveret, Mattstadiensis, et Zollstadiensis, opera et studio collecta

[2 Bde, geordnet nach Sachgruppen und Orten; geführt seit ca. 1825. Der Katalog ergänzt Class. XVI des Realkatalogs.]

Sammlung Köhler

[Wernekke, Hugo:] Verzeichnis der von Dr. Reinhold Köhler hinterlassenen Büchersammlung. Weimar 1901

Schenda, Rudolf; Tomkowiak, Ingrid: Istorie bellissime: italienische Volksdrucke des 19. Jhs aus der Sammlung Reinhold Köhlers in Weimar. Wiesbaden 1993

Leichenpredigten

Lengefeld, Selma von: Leichenpredigten der Thüringer Landesbibliothek zu Weimar. In: Ekkehard. Mitteilungsblatt deutscher Genealogischer Abende. Halle 7 (1931) Nr. 6 und 8 (1932) Jg. 10 (1934)

Gesamtverzeichnis der Leichenpredigten. In: Nachrichten der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte e. V. Leipzig. Jg. 10 (1932) Nr. 7-12, Sp. 361-370

[Abdruck des Namensverzeichnisses zu den Leichenpredigten und anderen genealogischen Schriften]

Sammlung Liszt

Liszt-Sachkatalog

[in Zettelform, systematisch; geführt seit ca. 1955; verzeichnet wird die gesamte Literatur von und über Liszt]

Eckhardt, Maria; Liepsch, Evelyn: Franz Liszts Weimarer Büchersammlung. 1993 [Typoskript]

Sammlung Logau

Catalogus Bibliothecae Logavianae

[1 Bd, nach Sachgruppen und Formaten; Anfang des 18. Jhs]

Militärwissenschaft

Catalog der Literatur und Geschichte der Kriegswissenschaften, der Kriegskunst im allgemeinen und besondern nebst denen dazugehörigen Hülfswissenschaften des Kriegs-Medizinalwesens und Kriegsrechts sowie des Seewesens, der Schiffbaukunst und Seetaktik. Bearb. von Louis Sckell. 1832-1835

[3 Bde, mit Inhaltsverzeichnis, systematisch (vereinzelt Einträge bis 1945). Zusatzband: Catalog der Kriegswissenschaften. 3. Teil (Anhang): Weltkrieg 1914-1918; geführt bis 1939]

Nominal-Catalog der Großherzoglichen Militair-Bibliothek. Bearb. von Louis Sckell. 1825

[1 Bd, alphabetisch nach Verfassern und Sachtiteln]

Catalogus der Grosherzoglichen Militair-Bibliothek. Bearb. von Louis Sckell. 1826. Bd 1 und 2: systematisch. Bd 3: alphabetisch nach Verfassern. Anhang: Literatur zum Ersten Weltkrieg [Einträge bis ca. 1830, vereinzelt bis 1918]

Musikalien

Verzeichniss der Musikalien-Sammlung aus dem Nachlasse der Herzogin Anna Amalia. Bearb. von Louis Sckell. 1863

[1 Bd, geordnet nach Partituren, Clavier-Compositionen, Musikalien für blasende Instrumente, Arien, Lieder und Gesänge mit Clavier]

Musikalien-Sammlung Ihro der Frau Herzogin Anna Amalia. Durchlaucht

[1 Bd, nach Sachgruppen; Titel nach 1803 durch andere Hände hinzugefügt]

Musicalien aus dem Nachlasse I. K. H. der Frau Großfürstin Maria Pawlowna in der Großh. Bibliothek. Teil I.: Alphabetisches Verzeichniß mit Angaben der Mappen und der früheren Bezeichnung. Teil II: Inhalt der verschiedenen Mappen und der sich einzeln vorfindenden Werke [19. Jh]

Catalogue de Musique [de Maria Pawlowna]

[1 Bd, nach Sachgruppen; vermutlich zu Lebzeiten Pawlownas erstellt]

Notensammlung der Herzogin Anna Amalia

[5 Bde, Kopien der Katalogkarten des alten Zettelkatalogs, geordnet nach Sachgruppen; verzeichnet nur Musica practica, bis Mitte des 19. Jhs, vorwiegend Notenbestand aus dem Besitz Anna Amalias und Maria Pawlownas]

Naturgeschichte

Historiae naturalis scriptores

[1 Bd, alphabetisch und systematisch; verzeichnet Titel bis Ende des 18. Jhs]

Nietzsche

Nietzsche-Sachkatalog

[in Zettelform, systematisch; geführt seit ca. 1955, verzeichnet die Sekundärliteratur zu Nietzsche]

Oehler, Max: Nietzsches Bibliothek. Weimar 1942 (Jahresgabe der Gesellschaft der Freunde des Nietzsche-Archivs 14)

[Neues Verzeichnis in Bearbeitung]

Numismatik, Gemmenkunde, Sphragistik

Catalog der numismatischen Literatur, sowie der Literatur der Gemmenkunde und Sphragistik

[1 Bd, systematisch, mit Generalregister; bis ca. 1830]

Reformationsschriften

Catalogus Autographorum Lutheri coaevorum aliorumque. 2 Bde. Bd 1: Catalogus autographorum D. Martin Lutheri [getrennt nach Formaten, innerhalb der Formate chronologisch]; Bd 2: Catalogus autographorum variorum [sachlich geordnet]

Kratzsch, Konrad: Verzeichnis der Luther-Drucke 1517-1546 aus den Beständen der Zentralbibliothek der deutschen Klassik. Weimar 1986 (Veröffentlichungen der Zentralbibliothek der deutschen Klassik 1)

Sammlung Schurzfleisch

Catalogi Bibliothecae Schurzfleischianae. Tom. 1-3.

[3 Bde, geordnet nach Formaten, innerhalb der Formate alphabetisch nach Verfassern und Sachtiteln. Ein vierter Bd (Duodez) wird vermißt.]

Menk, Gerhard: Nachlaß der Familie Schurzfleisch. Bestandsverzeichnis und Bibliographie. Bearb. von Gerhard Menk in Verbindung mit Jutta Fulsche und Michael Knoche. Weimar 1994

Sammlung Shakespeare

Katalog der Bücherei der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft in Weimar. Weimar 1951

Katalog der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft. Nachtrag 1950-1960. Weimar 1960

Außerdem steht ein alphabetischer Zettelkatalog der Bestände der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft zur Verfügung. Shakespeareana aus dem Besitz der Herzogin Anna Amalia Bibliothek sind in den allgemeinen Bibliothekskatalogen nachgewiesen.

Städte und Festungen

Catalog von Staedten und Festungen. Bearb. von Louis Sckell. 1828-1830

[1 Bd, alphabetisch nach Städten und Festungen; bis ca. 1830]

Theologische Streitschriften

Catalogus Scriptorum controversorum Ge. Calixti aliorumque

[1 Bd, angelegt als Inhaltsverzeichnis von 32 Sammelbänden; verzeichnet Titel bis ca. 1720]

Katalog der religiösen Streitschriften hervorgerufen durch die Ausstellung des heiligen Rock's zu Trier 1845. Bearb. von Louis Sckell. 1867 [1 Bd, systematisch]

Turmkatalog

Verzeichniß der im Bibliotheks-Thurm aufgestellten naturhistorischen, physikalischen, ethnographischen, historischen, archeologischen, artistischen und technologischen Werke. Am Schluß derselben ein Resumé der kostbarsten Kupferwerke, bemerkenswertesten Handzeichnungen und Seltenheiten. Bearb. von Friedrich Theodor Kräuter. 1831 [3 Bde, Kreuzkatalog]

Varia

Catalogue des livres francais, allemands, russes, anglais, italiens & espagnols des Atlas, Cartes, Geographiques, Estampes & Plans. 1809

[1 Bd, geordnet nach Sprachen, innerhalb der Sprachen nach Sachgruppen]

Catalogue des livres francais, allemands, russes, italiens et anglais, fait en 1809

[1 Bd, geordnet nach Sprachen, innerhalb der Sprachen alphabetisch nach Verfassern]

Verordnungen

Collectio constitutionum, mandatorum Saxo-Vimariensium

[1 Bd, geordnet nach Sachgruppen und chronologisch (1446-1781), alphabetisches Stichwortregister; geführt seit ca. 1750]

Wappenkalender

Marwinski, Felicitas und Konrad: Zu einem glückseligen Neuen Jahr gedruckt ... 43 Wand- und Wappenkalender aus dem Bestand der Thüringischen Landesbibliothek Weimar aus den Jahren 1568 bis 1781. Weimar 1968

Zeitungen und Wochenblätter

Marwinski, Felicitas: Zeitungen und Wochenblätter. Weimar 1968 (Bibliographien, Kataloge und Bestandsverzeichnisse)

Jürgen Weber

Christine Arnhold

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

In der Bibliothek: In der Handschriftensammlung befinden sich einige für die Geschichte der Bibliothek und ihre Wirksamkeit aufschlußreiche Materialien, darunter: Die Benutzungsordnung von 1798: Vorschrift, nach welcher man sich bey hießiger Fürstl. Bibliothek, wenn Bücher ausgeliehen werden, zu richten hat. 26. Febr. 1798. Weitere gedruckte Benutzungsordnungen von 1810, 1817 und 1833

Zugangsbücher. 1817-1919: 7 Bde, alphabetisch; 1909-1919: 2 Bde, chronologisch. Der Aussagewert dieser Bücher ist begrenzt, weil sie zwar Erwerbungsdatum, Verfasser, Titel, Erscheinungsort und -jahr sowie Herkunft und Einbandart angeben, aber eine Standortkennzeichnung oder eine Zugangsnummer fehlt.

Ausleihbücher: 1792-1926. Alphabetisch nach dem Namen der Entleiher, ab 1900 fortlaufendes Verzeichnis der Entleihungen

Besucherbücher. Vom 18. März 1744 22. September 1922. Verzeichniß derer Frembden, welche hiesige Herzogl. Bibliothek besuchet haben. Eintragungen u. a. von Schiller, Fichte, Schlegel, Ibsen und Hofmannsthal Tagebuch. Vom 22. April 1799 1. August 1827.

Diarium über die bey fürstlicher Bibliothek gangbaren Geschäfte. 5 Bde. Im letzten Band sind darüber hinaus statistische Angaben bis 1866 enthalten.

Im Thüringischen Hauptstaatsarchiv, Weimar:

Die älteren Akten, die in der Bibliothek verwahrt worden waren, sind 1940 an das Hauptstaatsarchiv abgegeben und in den Bestand A " Kunst und Wissenschaft/ Bibliothek, Münzkabinett, Kunstkammer" eingereiht worden. Der Bestand hat unterschiedliche Provenienzen: u. a. Hofmarschallamt, Landesadministration, Geheimes Consilium, Bibliothekskommission, Bibliotheksverwaltung. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Akten nach Bad Sulza ausgelagert und sind dort kurz nach Kriegsende teilweise verbrannt. Als besonders schmerzlicher Verlust sind die Akten der Oberaufsicht aus dem Zeitraum 1772 bis 1919 zu bezeichnen. Nur 1 Faszikel (Oberaufsicht über die Herzogliche Bibliothek und das Medaillenkabinett in Weimar, 1795-1803; Sig. 11619b) ist erhalten geblieben. Akten anderer Provenienz aus diesem Zeitraum sind vorhanden, darunter die Rechnungen über Einnahmen und Ausgaben der Bibliothek zwischen 1773 bis 1816. Die frühesten Dokumente stammen aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Die Akten des Volksbildungsministeriums, dem die Landesbibliothek von 1920 bis 1945 unterstellt war, sind ebenfalls vorhanden. In der Bibliothek befindet sich eine chronologisch angelegte Kartei in Regestform, die einen Teil der verlorenen und der noch vorhandenen Akten des Staatsarchivs zwischen 1621 und 1828 erschließt (1940 vermutlich von Hermann Blumenthal erarbeitet).

Im Hauptstaatsarchiv befinden sich auch die Nachlässe der Bibliothekare Conrad Samuel und Heinrich Leonhard Schurzfleisch sowie Justin Henrich Föckler. Im Goethe- und Schiller-Archiv, Weimar: Die nicht an das Hauptstaatsarchiv abgelieferten Bibliotheksakten sind nach der 1969 erfolgten Integration der Thüringischen Landesbibliothek in die Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten, heute Stiftung Weimarer Klassik, an das Goethe- und Schiller-Archiv abgegeben worden. Dieser Bestand (bis 1850 nur einzelne Vorgänge betreffend, dann etwas dichtere Überlieferung, ausführlich die Jahre 1930 bis 1950) umfaßt etwa 40 lfd. Meter. Die Überlieferung ist lückenhaft, in schlechtem äußeren Zustand und so gut wie nicht erschlossen. Eine unzulängliche handschriftliche Kartei bietet kaum Hilfen für die Suche.

Im Goethe- und Schiller-Archiv befinden sich auch die ursprünglich in der Bibliothek verwahrten Nachlässe der Bibliothekare Paul von Bojanowski (1834-1915), Werner Deetjen, Reinhold Köhler, Ludwig Preller (1809-1861), Friedrich Wilhelm Riemer (1774-1845), Gustav Adolph Schöll (1805-1882), Johann Samuel Gottlob Schwabe (1746-1836) und Christian August Vulpius. Diese Nachlässe sind durch Findbücher erschlossen.

4.2 Darstellungen

[Aus Anlaß des 300jährigen Bibliotheksjubiläums 1991 erschien eine Bibliographie, die 968 Veröffentlichungen von der und über die Weimarer Bibliothek nachweist:]

Wilamowitz-Moellendorff, Erdmann von: Dreihundert Jahre Weimarer Bibliothek. Eine Bibliographie zur Geschichte der Bibliothek der deutschen Klassik und ihrer Bestände. Weimar 1991. Wiederabgedruckt in: Historische Bestände der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu Weimar. Beiträge zu ihrer Geschichte und Erschließung. Red.: Konrad Kratzsch und Siegfried Seifert. München u. a. 1992 (Literatur und Archiv 6) [enthält u. a. auch Beiträge über die Weimarer Flugblätter und Flugschriften, die Schriften zur Französischen Revolution und den historischen Realkatalog] [Als Grundlagenliteratur bzw. als nach 1991 erschienene Veröffentlichungen sind zu nennen:]

Keudell, Elise von: Goethe als Benutzer der Weimarer Bibliothek. Ein Verzeichnis der von ihm entliehenen Werke. Hrsg. von Werner Deetjen. Weimar 1931. Repr. Leipzig 1982 Aus der Geschichte der Landesbibliothek zu Weimar und ihrer Sammlungen: Festschrift zur Feier ihres 250jährigen Bestehens ..., hrsg. von Hermann Blumenthal. Jena 1941 (Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde. Beih. 23) Knoche, Michael: Die Forschungsbibliothek. Umrisse eines in Deutschland neuen Bibliothekstyps. In: Bibliothek Forschung und Praxis 17 (1993) S. 291-300 [Fallbeispiel Weimar] Herzogin Anna Amalia Bibliothek Kulturgeschichte einer Sammlung. Hrsg. von Michael Knoche. München u. a. 1999

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

[Vgl. Bibliographie von Wilamowitz-Moellendorff. Darüber hinaus:]

Knoche, Michael: Das Projekt einer deutschen Italien-Sammlung an der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu Weimar. In: Klaus Manger (Hrsg.): Italienbeziehungen des klassischen Weimar. Tübingen 1997, S. 265-279 (Reihe der Villa Vigoni 11)

Kratzsch, Konrad: Kostbarkeiten der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Weimar. Leipzig 1993

Stand: September 1998

Michael Knoche


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.