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  Home > Deutschland > Schleswig-Holstein > Ratzeburg: Lauenburgische Gelehrtenschule

Bibliothek der Lauenburgischen Gelehrtenschule

Adresse. Bahnhofsallee 22, 23909 Ratzeburg [Karte]
Telefon. (04541) 2344

Unterhaltsträger. Stadt Ratzeburg
Funktion. Schulbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: über die Bibliothek der Hansestadt Lübeck. Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung unbedingt erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 5 Minuten). A 24 (E 26), Ausfahrt Talkau; B 207. Parkmöglichkeiten vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Lauenburgische Gelehrtenschule in Ratzeburg wurde 1845 gegründet. Sie kann als Fortsetzung der alten Domschule gesehen werden, die um die Mitte des 12. Jhs eingerichtet wurde. Letztere war einer wechselvollen Geschichte unterworfen, die von unterschiedlichen Zuständigkeiten für die Schule geprägt war. Sie unterstand zunächst den Domherren, die jedoch die Unterrichtsgeschäfte immer mehr vernachlässigten. Nach der Durchführung der Reformation lag seit 1648 die Verantwortung bei den Herzögen von Mecklenburg. Bereits Anfang des 18. Jhs begann der Kampf um die Erhaltung der Schule in Ratzeburg, da sie in die 1726 neugegründete Residenzstadt Neustrelitz und später nach Schönberg, dem Sitz der obersten Verwaltungsbehörden des Landes Ratzeburg, verlegt werden sollte. Ab 1841 kam es zu immer größeren Einsparungen zugunsten der Schönberger Schule, die 1845 zur Aufhebung der Schule in Ratzeburg führten.

1.2 Im selben Jahr genegte Christian VIII., König von Dänemark und Herzog von Lauenburg, auf Antrag Ratzeburger Bürger die Einrichtung einer Gelehrtenschule. An dieser Neugründung im Jahre 1845 hatte auch der Lauenburgische Landessuperintendent Karl Friedrich Wilhelm Catenhusen (1792-1853) großen Anteil, der in seinen Eingaben an die Kanzlei in Kopenhagen darauf hinwies, daß das Herzogtum mit seinen 45.000 Einwohnern dringend eine höhere Schule benötigte. So wurden zunächst die Räume der ehemaligen Domschule angemietet, ehe die Gelehrtenschule 1849 in eigene Räumlichkeiten umziehen konnte. 1960 bezog sie ein größeres Gebäude.

1.3 Zur Geschichte der Schulbibliothek lassen sich keine genauen Angaben machen. Sie scheint 1847 durch eine Schenkung des dänischen Königs Christian VIII. begründet worden zu sein. In den Anfangsjahren erhielt sie Bestände aus der aufgelösten Domschule, unter denen sich auch Bücher aus der Ratzeburger Dombibliothek (s. Eintrag dort, 1.5) und des Ratzeburger Lesevereins befanden. 1873 ist die 5000 bis 6000 Bde umfassende Sammlung des ersten Direktors der Gelehrtenschule, Christian Ludwig Enoch Zander (1791-1872), in den Bestand integriert worden, die von der Ritter- und Landschaft des Herzogtums Lauenburg erworben worden war. Die aus seinem Besitz stammenden Bände tragen sein Exlibris. Bis 1900 war die Bibliothek auf etwa 12.000 Bde und ca. 10.000 Schulprogramme angewachsen und umfaßt heute ca. 20.000 Bde, darunter nur noch wenige Schulprogramme.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 20.000 Bdn umfaßt der historische Bestand 8590 Titel in ca. 10.000 Bdn. Er wurde in Ermangelung eines Systematischen Katalogs durch Auszählung des Alphabetischen Katalogs ermittelt (s. u. 3.1). Davon stammen 32 Titel aus dem 16. Jh, 177 aus dem 17. Jh, 825 aus dem 18. Jh und 6632 Titel (ca. 77 Prozent) aus dem 19. Jh. 924 Werke sind ohne Angabe des Erscheinungsjahres, dürften aber überwiegend aus dem 19. Jh stammen.

2.2 Der Schwerpunkt des Bestandes liegt mit 6205 Titeln (ca. 72 Prozent) auf deutschsprachigen Werken. In lateinischer Sprache sind 1940 Titel (23 Prozent) verfaßt, 252 sind auf Französisch, 152 auf Englisch und 41 in sonstigen Sprachen, überwiegend in Griechisch, erschienen. Systematische Übersicht

2.3 Der Bestand ist in 27 Großgruppen unterteilt, von denen 11 mehr als 300 Titel umfassen. Sie werden nach Bestandsgrößen und inhaltlichen Kriterien zusammengefaßt dargestellt. Differenzen bei der Summenbildung innerhalb der einzelnen Systematikgruppen ergeben sich aus der hohen Zahl von Schriften ohne Angabe des Erscheinungsjahres.

2.4 Mit 875 Titeln (ca. 10 Prozent) stellt die Deutsche Geschichte die größte Gruppe dar. Es handelt sich vorwiegend um deutsche Titel (849), die im 19. Jh erschienen sind (756). Der Schwerpunkt liegt auf der politischen Geschichte sowie auf militärgeschichtlichen Darstellungen (insbesondere Schriften zu den Befreiungskriegen), während kultur- und sozialgeschichtliche Werke in nur geringem Maße vertreten sind. Dabei ist die einschlägige Literatur des 19. Jhs gut dokumentiert.

2.5 Weitere 559 Titel betreffen die deutsche Regional- und Lokalgeschichte. Neben 453 Titeln des 19. Jhs sind 47 des 18. Jhs und 10 des 17. Jhs vorhanden. 539 sind in deutscher und 16 in lateinischer Sprache. Es handelt sich vorwiegend um Literatur zu Mecklenburg, Schleswig-Holstein (besonders zu Lauenburg) und zu Hamburg. Als Beispiel sei Wandalia oder Beschreibung Wendischer Geschicht von Albert Krantz (Lübeck 1600) genannt. In dieser Gruppe sind zahlreiche Zeitschriften vorhanden.

2.6 Die Literatur zur Geschichte einzelner Staaten und Gebiete (476 Titel) besteht aus 389 Titeln des 19. Jhs, 52 des 18. Jhs und 10 des 17. Jhs. Sie sind vorwiegend deutschsprachig (410) oder französischsprachig (44). Der umfangreiche Bestand für die Zeit von der Französischen Revolution bis zu den Befreiungskriegen (ca. 80 Titel) schließt Kleinschrifttum ein, so einen Revolutionsalmanach für die Jahre 1793 bis 1804, Reden, Eingaben etc. Daneben sind zahlreiche Schriften zur Geschichte Dänemarks zu erwähnen. 229 Titel allgemein-historischen Inhalts umfassen Lexika, Überblicksdarstellungen, aber auch eine " Rangliste der Königl. Preußischen Armee" (1796-1834).

2.7 Von 757 Titeln zur Germanistik und der allgemeinen Literaturwissenschaft (die zweitgrößte Abteilung) stammen 576 Titel aus dem 19. Jh und 47 aus dem 18. Jh; 750 sind in deutscher Sprache. Neben Grammatiken, Wörterbüchern (u. a. das Grimmsche Deutsche Wörterbuch 1852 ff.), der Allgemeinen Deutschen Biographie (1875 ff.), der Bibliothek (bzw. Neuen Bibliothek) der schönen Wissenschaften und der freien Künste (1757 ff., unvollständig) und Kürschners Deutscher National-Literatur (1882 ff.) sind die einschlägigen Text- und Werkausgaben der deutschen literarischen Klassiker des 18. und 19. Jhs gut vertreten, so Goethe, Schiller, Lessing, Klopstock, Kleist, Jacob Grimm (sprachtheoretische Schriften wie auch die Kinder- und Haus-Märchen), Uhland, Johann Heinrich Voß, Körner, Jean Paul und Arndt, auch Ganghofer und Willibald Alexis (z. B. Der Roland von Berlin und Die Hosen des Herrn von Bredow).

2.8 Bei den Römischen Prosaikern (531 Titel) stammen 4 Titel aus dem 16. Jh, 33 aus dem 17. Jh, 115 aus dem 18. Jh und 361 aus dem 19. Jh; 388 sind in lateinischer, 140 in deutscher Sprache. Caesars De bello Gallico ist in zahlreichen Ausgaben, Übersetzungen und kommentierten Editionen vorhanden. Von Cicero liegen neben den Reden auch juristische Werke vor. Besonders zahlreich sind Sallust in Drucken des 18. und 19. Jhs, Tacitus in Drucken des 16. bis 19. Jhs, Livius, Plinius und Vitruv vertreten. Die Abteilung Römische Dichtung umfaßt 289 Titel, davon 213 des 19. Jhs, 58 des 18. Jhs und 11 des 17. Jhs; 169 sind lateinisch, 118 deutsch. Neben Florilegien sind Horaz, Ovid, Vergil, Plautus und Terenz die häufigsten Autoren. Hinzu kommen 202 Titel zur lateinischen Sprache (Wörterbücher, Grammatiken, Lexika).

2.9 Von den 325 Titeln zur Römischen Geschichte entfallen 3 auf das 16. Jh, 18 auf das 17. Jh, 52 auf das 18. Jh und 247 auf das 19. Jh (darunter ca. 50 Bde der Gymnasial-Bibliothek aus dem späten 19. Jh); 220 Titel sind auf Deutsch, 87 auf Lateinisch. Es sind besonders Werke zu Hannibal gesammelt worden (auch in englischen und französischen Ausgaben). Theodor Mommsen ist mit zahlreichen Schriften vertreten. Als ein Beispiel für ein Werk des 16. Jhs sei Panvinius' Rei Publicae Romanae commentariorum libri tres (Frankfurt 1597) genannt.

2.10 Die Griechischen Prosaiker sind mit 459 Titeln vertreten, davon 11 Titel aus dem 16. Jh, 21 aus dem 17. Jh, 99 aus dem 18. Jh und 326 aus dem 19. Jh; 104 Titel sind deutsch, 334 lateinisch und 16 griechisch. Neben Schriften von Aristoteles (z. B. Opera quae exstant, Frankfurt 1587), Platon und Euklid (vor allem in Drucken des 17. Jhs) finden sich Ausgaben der Werke von Xenophon, Herodot, Thukydides, Polybios und Plutarch sowie von Appianus, Arrianus und Demosthenes. Zu erwähnen sind Ausgaben der Werke Galens (Leipzig 1821-1833) sowie von Hippokrates (1665) und Julius Caesar Scaliger (Duo libri, qui inscribuntur: De plantis, Paris 1556).

2.11 Bei den 385 Titeln zur Griechischen Dichtung stammen einer aus dem 16. Jh, 5 aus dem 17. Jh, 54 aus dem 18. Jh und 321 aus dem 19. Jh; 154 sind deutschsprachig, 222 in lateinischer Sprache. Es handelt sich um Ausgaben, deutsche oder lateinische Übersetzungen und Kommentare. Neben Anthologien finden sich besonders Werke von Aischylos, Aristophanes, Euripides und Plautus. Zahlreiche Titel entfallen auf Homer und Sophokles. Die Odyssee und die Ilias sind in deutschen und lateinischen Drucken des 17. bis 19. Jhs vorhanden, die Tragödien des Sophokles in griechischen, lateinischen und deutschen Ausgaben vorwiegend des 19. Jhs. Hinzu kommen 110 Titel zur griechischen Sprache (Wörterbücher, Grammatiken, Lexika).

2.12 Bei der Griechischen Geschichte stammen die 256 überwiegend deutschsprachigen Werke größtenteils aus dem 19. Jh (213). Es sind 25 Titel des 18. Jhs und 11 des 17. Jhs vorhanden. Als Beispiel sei Ubbo Emmius' Graecorum respublicae descriptae (Leiden 1632) genannt. Auf das Klassische Altertum allgemein entfallen 339 Titel mit Schwerpunkt im 19. Jh (202). Darüber hinaus stammen 38 Titel aus dem 18. Jh, 14 aus dem 17. Jh und 5 aus dem 16. Jh. Bei 83 Prozent an deutschsprachigen Titeln handelt es sich vor allem um Jahrbücher, Zeitschriften und Reihen.

2.13 Die Theologie (346 Titel) weist eine ähnliche chronologische und sprachliche Verteilung auf. Schwerpunkte sind Ausgaben Luthers sowie die Bibliothek der Kirchenväter in deutscher Übersetzung. In der Gruppe Mathematik und Naturwissenschaften (277 Titel) finden sich eine Flora Danica von Georg Christian Oeder (Kopenhagen 1763-1854) sowie Buffons Histoire Naturelle (Paris 1799). Die Signatur " Faszikel" (506 Titel fast ausschließlich des 19. Jhs, davon 415 in lateinischer Sprache) umfaßt Kleinschrifttum aus allen Wissensgebieten.

2.14 Die getrennt aufgestellten Musikalien enthalten 127 Titel, die häufig undatiert sind. Es handelt sich um deutschsprachige Werke, überwiegend aus dem 19. Jh. Neben Noten sind Libretti von Werken vieler bekannter Komponisten des deutschsprachigen Raumes vertreten. Ergänzend sind hier Biographien vorhanden. Auf die restlichen Systematikgruppen entfallen zwischen 23 und 263 Titel: Verschiedenes (23), Sport (28), Enzyklopädie, Bücherkunde, Zeitschriften (141), Pädagogik, Psychologie, Linguistik (195), Kunst und Musik (190), Romanistik (220), Anglistik (227), Geographie (255) und Philosophie, Ökonomie, Soziologie und Recht (263).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[bis 1950 erworbene Bestände; Kapselkatalog; nach Hausregeln]

Alphabetischer Katalog

[ab 1950 erworbene Bestände; Zettelkatalog; nach Hausregeln]

Die Bestände sind weder im Norddeutschen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Katalog der Lehrerbibliothek der Lauenburger Gelehrtenschule zu Ratzeburg. Ratzeburg 1875

Systematischer Katalog [Nachtrag 1886]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Festschrift zum 100jährigen Jubiläum der Lauenburgischen Gelehrtenschule in Ratzeburg. [Ratzeburg] 1945/49 [Die Bibliothek wird nur kursorisch erwähnt.]

Festschrift zur Einweihung der neuen Lauenburgischen Gelehrtenschule in Ratzeburg am 11. Oktober 1960. [Ratzeburg 1960]

Stand: Dezember 1991

Alwin Müller-Jerina


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.