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Bibliothek des Museums der Stadt Güstrow

Adresse. Franz-Parr-Platz 7, 18273 Güstrow [Karte]
Telefon. (03843) 6 11 44

Unterhaltsträger. Stadt Güstrow
Funktion. Bibliothek für die Mitarbeiter des Stadtmuseums, öffentlich zugänglich.
Sammelgebiete. 1. Mecklenburg: Allgemeine Landesgeschichte, Kunstgeschichte, Volkskunde, Naturkunde, Kirchengeschichte, Rechtswesen, Schulgeschichte, Handwerksgeschichte. 2. Deutsche Geschichte: Allgemeine Geschichte, Kulturgeschichte, Kunstgeschichte, Musikgeschichte. 3. Geschichte Güstrows: Belletristik Güstrower Autoren. Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung außerhalb der Öffnungszeiten mit Voranmeldung. Öffnungszeiten: Dienstag 9-15 Uhr, Mittwoch 9-13 Uhr, Donnerstag 9-17 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 15 Minuten). A 19 (E 55), Ausfahrt Güstrow. Parkplatz an der Schanze (5 Minuten).

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bestände der Bibliothek gehen auf mehrere Wurzeln zurück. Die Gründung des Museums erfolgte 1892. Neben volkskundlichen, kultur- und kunstgeschichtlichen Beständen wurde eine Handbibliothek aufgebaut. Hinzu kamen Schenkungen aus dem Privatbesitz einzelner Güstrower Bürger. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden Bestände der Domschulbibliothek übernommen.

1.2 Die fürstliche Domschule zu Güstrow wurde 1552 durch Herzog Johann Albrecht I. (1525-1576) gestiftet. Mit der Vereinigung der alten Domstiftsschule und der Ratsschule wurde eine evangelische Gelehrtenschule geschaffen, deren erster Rektor, Wolfgang Leupold (1517-1583), von Melanchthon empfohlen worden war. Da sich im Bestand der Bibliothek des Domstifts 19 Inkunabeln befanden, ist anzunehmen, daß Teile der Domschulbibliothek den Grundstock der neuen Bibliothek bildeten.

1.3 Nach dem Niedergang der Schule im Dreißigjährigen Krieg wurde die Bibliothek während der Regierungszeit Herzog Gustav Adolfs (1633-1695) durch Schenkungen erneuert. Im Laufe des 18. Jhs verringerte sich der Bestand auf ca. 300 Bde. Eine neue Schulordnung verpflichtete 1789 jeden Schüler zur Zahlung einer bestimmten Summe zur Vermehrung der Bibliothek. Ab 1804 wurde eine Leihbibliothek eingerichtet, vor allem aus Buchspenden der Schüler und deren Eltern. Es wurde zwischen einer Lehrer- und einer Schülerbibliothek unterschieden. Ein Katalog wurde angefertigt; eine systematische Sammlung erfolgte nicht. Die Bibliothek war die einzige öffentliche Bibliothek der Stadt Güstrow. Ihr Bestand war 1853 auf 15.000 Bde angewachsen, nachdem zwei Güstrower Privatbibliotheken (von Johann Brem und Friedrich Scheel) aufgekauft und eingegliedert worden waren. Gegen Ende des 19. Jhs waren vermutlich 60.000 Bde vorhanden. Mit dem Bau des Realgymnasiums (1902-1906) erfolgte eine erneute Katalogisierung. Einzelne Bände wurden in den Bestand des Museums aufgenommen. Hinzu kamen bedeutende Schenkungen Güstrower Bürger.

1.4 Nach der Übernahme größerer Bestände aus der Domschulbibliothek leiteten einige Lehrer ehrenamtlich das Museum. Die Bibliothek wurde wie eine kulturgeschichtliche Sammlung geführt und als solche behandelt. Mit der Auslagerung des Museumsbestandes im April 1945 begann die bis 1953 andauernde Zersplitterung der Bibliothek, die mit Verlusten verbunden war. Das Museum bemüht sich seit Jahren, den Restbestand der Domschulbibliothek, heute im Besitz des John-Brinkmann-Gymnasiums, zu erwerben, um diese historisch einmalige Bibliothek in Mecklenburg zu erhalten und zugänglich zu machen. Seit 1953 wurden auch Ankäufe in Antiquariaten und bei Privatpersonen getätigt, um die Sammlung vor allem zur mecklenburgischen Geschichte und zur Geschichte Güstrows zu vervollständigen. Eine wesentliche Erweiterung erfolgt durch neue Publikationen zu den einzelnen Sammelgebieten.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 28.000 Bdn umfaßt der historische Bestand der Museumsbibliothek 3646 Bde (13,2 Prozent). Es ist eine Inkunabel vorhanden; auf das 16. Jh entfallen 48 Titel (1,3 Prozent); auf das 17. Jh 127 (3,4 Prozent), auf das 18. Jh 380 (10,4 Prozent) und auf das 19. Jh 2254 (61,8 Prozent). Ohne Jahresangabe sind 839 Titel (23 Prozent).

2.2 Der Anteil der deutschsprachigen Monographien liegt mit 3538 bei 97 Prozent, der der lateinischen mit 83 Titeln bei 2,3 Prozent. Überdies liegen 19 französische, 3 englische und 7 sonstige Titel vor.

Systematische Übersicht

2.3 Die Systematik der Bibliothek, 1953 neu erarbeitet, erfaßt drei Hauptgruppen: Deutsche Geschichte (einschließlich der Historischen Hilfswissenschaften und der Kunstwissenschaft), Mecklenburgische Geschichte und Geschichte Güstrows.

2.4 Die 19 Inkunabeln, die sich seit 1953 in der Mecklenburgischen Landesbibliothek befinden, stammen aus den Jahren 1473 bis 1500. 11 größere Werke machen 13 Bde aus, 8 Drucke sind in einem Sammelband zusammengefaßt. Unter den Druckern sind Johannes Baemler in Augsburg (dessen deutsche Übersetzung des Liber dialogorum von Gregor I. von 1473 das älteste Buch der Bibliothek ist), Johann Froben in Basel, Melchior Lotter in Leipzig, Uldericus Scinzenzeler in Mailand, Antonius Koberger in Nürnberg und Johannes Rubens in Venedig; weitere Druckorte sind Speyer und Köln.

2.5 Zur Allgemeinen deutschen Geschichte liegen 151 Titel vor. Davon sind 124 in deutscher und 27 in lateinischer Sprache. 12 Titel sind im 16. Jh, 10 im 17. Jh, 29 im 18. Jh und 70 im 19. Jh erschienen, 30 sind ohne Jahresangabe.

2.6 In der zweiten Sachgruppe (455 Bde) sind mehrere Fachgebiete zusammengefaßt. Die Historischen Hilfswissenschaften (270 Bde) sind vor allem durch die Wappen- und Familienkunde und durch die Statistik des 19. Jhs vertreten. Die anderen Teilgebiete, Museumskunde, allgemeine Kunstgeschichte, Volkskunde und Kulturgeschichte (185 Bde), weisen einen (lateinischen) Titel aus dem 17. Jh, 15 Titel aus dem 18. Jh, 86 (davon 2 lateinische und einen französischen) aus dem 19. Jh und 83 ohne Jahresangabe auf.

2.7 In der Hauptgruppe Mecklenburgische Geschichte mit elf Untergruppen machen Vorgeschichte und Geschichte Mecklenburgs 126 Titel aus. Davon entfallen auf das 16. Jh 7 Titel, auf das 17. Jh 12, auf das 18. Jh 29 und auf das 19. Jh 63; 15 sind ohne Jahresangabe. Vier Foliobände des 16. Jhs in lateinischer Sprache stammen aus der Bibliothek des Herzogs Ulrich III. von Mecklenburg-Güstrow (1527-1603); dazu kommen in lateinischer Sprache 6 Bde aus dem 17. Jh und einer aus dem 18. Jh.

2.8 Von 106 Titeln zur Mecklenburgischen Landeskunde, Geographie, Verkehr, Flora und Fauna stammt einer aus dem 17. Jh, 14 aus dem 18. Jh und 56 aus dem 19. Jh; 35 sind ohne Jahresangabe. Hervorzuheben ist Gustav Lübberts Illustrierter Mecklenburgischer Vogel-Kalender (Schwerin 1880) mit handkolorierten Zeichnungen und der handschriftlichen tabellarischen Übersicht über Aufenthaltsorte, Nahrung, Fortpflanzung usw.

2.9 Die Sachgruppe Naturkunde, die den gesamten norddeutschen Raum einschließt, besteht aus 75 Bdn. Davon ist einer im 17. Jh, 6 im 18. Jh und 11 im 19. Jh erschienen; 57 sind ohne Jahresangabe.

2.10 In der Sachgruppe Politik, Verfassung, Verwaltung und Rechtspflege in Mecklenburg (198 Bde) ist eine Inkunabel vorhanden; je 3 Bde sind dem 16. und 17. Jh, 36 dem 18. Jh und 151 dem 19. Jh zuzuordnen; 5 sind ohne Jahresangabe. Zur Rechtspflege liegt umfangreiches Material vor, darunter die Polizeiordnung (1572), der Landesgrundgesetzliche Erbvergleich (1755), die Canzleiordnung Gustav Adolfs (1669) und das Rostocker Stadtrecht (1757), jeweils in Erstausgaben.

2.11 Die Sachgruppe Mecklenburgische Kulturkunde, Medizin, Schulwesen und Biographien umfaßt 194 Bde, von denen 170 aus dem 19. Jh stammen und 14 aus dem 18. Jh; 10 sind ohne Jahresangabe. Zum mecklenburgischen Schulwesen sind mehr als 120 Titel vorhanden.

2.12 Von den 104 Bdn der Sachgruppe Religion und Kirche sind 4 dem 16. Jh und 14 dem 17. Jh zuzuordnen. Die bedeutendsten Titel sind die September-Bibel Luthers (1522) und die durch Herzog Ulrich III. in Güstrow verlegte Postille von 1595.

2.13 In der Sachgruppe Zeitschriften sind 34 regionalgeschichtliche Periodika mit insgesamt 734 Bdn verzeichnet, darunter der Mecklenburg-Schwerinsche Staatskalender (1786-1927) und das Mecklenburgische Journal (Schwerin und Wismar 1805-1806).

2.14 Die Sachgruppe Mecklenburgische Orte in Einzeldarstellungen zählt 72 Titel, darunter sehr frühe Beschreibungen zur Architektur und Kultur der Städte. Von den 72 Bdn sind je 2 dem 16. und 17. Jh, 3 dem 18. Jh und 37 dem 19. Jh zuzuordnen; 28 sind ohne Jahresangabe.

2.15 Die Sachgruppe Bildende Kunst in Mecklenburg umfaßt nur 32 Bde, da einzelne inhaltlich hierher gehörige Titel in andere Sachgruppen eingegliedert wurden. Ein Band ist aus dem 18. Jh und 15 sind aus dem 19. Jh, ohne Jahresangabe 16.

2.16 Die Sachgruppe " Theater und Musik in Mecklenburg, plattdeutsche und volkstümliche Literatur mecklenburgischer Autoren" umfaßt 111 Bde, von denen 5 im 18. Jh und 62 im 19. Jh erschienen sind. 44 Titel dieser Sachgruppe, der das Museum besondere Aufmerksamkeit schenkt, sind ohne Jahresangabe.

2.17 Bei den Mecklenburgischen Musikalien, vor allem Notenbücher und Hefte, sind von 73 Titeln 50 deutschsprachig. Je einer ist dem 16., 17. und 18. Jh zuzurechnen, 3 dem 19. Jh; 30 Titel sind ohne Jahresangabe. In lateinischer Sprache sind 2 Titel, je einer aus dem 17. und 18. Jh. Von 15 französischen Titeln stammt einer aus dem 19. Jh, 14 sind ohne Jahresangabe; 3 englische sind ohne Jahresangabe. Ein Teutscdrigal wurde 1592 von Thomas Menkin (1550-1612), Musiker am Hofe Herzog Ulrichs III., verfaßt.

2.18 Die dritte Hauptgruppe mit vier Untergruppen umfaßt Literatur, die zu Güstrow in Beziehung steht. Die Sachgruppe Guestrovensia, die größte der Bibliothek, umfaßt Geschichte, Kunstgeschichte, Geographie, Flora, Verkehr, Wirtschaft, Justiz, Verfassung, Architektur, Kirchen, Reiseberichte, Parteien, Vereine, Schulwesen und Güstrower Dichter, Maler, Grafiker, Persönlichkeiten sowie philosophische und theologische Schriften. Von 563 Titeln, davon 524 deutschsprachige, stammen aus dem 16. Jh 4, aus dem 17. Jh 46, aus dem 18. Jh 57 und aus dem 19. Jh 351, 91 sind ohne Jahresangabe. Von den 36 lateinischen Titeln entfallen auf das 17. Jh 16, auf das 18. Jh 13 und auf das 19. Jh 3. 4 lateinische Titel sind ohne Jahresangabe. 3 Titel des 19. Jhs sind in französischer Sprache.

2.19 Güstrower Drucke und Flugschriften machen 293 Titel aus (16. Jh 4, 17. Jh 10, 18. Jh 39 und 19. Jh 175; 65 ohne Jahresangabe). Neben Erlassen der Güstrower Herzöge sind auch Einblattdrucke und Flugblätter im Bestand.

2.20 Die Sachgruppe Handwerk enthält 299 Titel, vor allem Amtsbücher, Wanderbücher, Innungsbriefe und Urkunden (16. Jh 10 Titel, 17. Jh 22, 18. Jh 87 und 19. Jh 176; 4 ohne Jahresangabe).

2.21 Die Sammlung Güstrower Konzertprogramme und Theaterzettel, eine der größten Norddeutschlands, besteht aus mehr als 12.000 Exemplaren, von denen das älteste ein 1740 in Güstrow gedruckter Theaterzettel ist. Die Sammlung umfaßt 60 Bde und ist überwiegend dem 19. Jh zuzuordnen; bis 1859 sind die Theaterzettel vollständig. Um die Sammlung machte sich Justizrat Friedrich Piper (1776-1859) verdient.

Sondersammlung

2.22 Ein Bestand von ca. 2400 Kupferstichen aus dem 17. Jh ist der Restbestand von ca. 50.000 Kupferstichen, die, zunächst von Senator Georg Wilhelm Hansen (1736-1819) zusammengetragen, Mitte des 19. Jhs der Domschule übergeben wurden und zu Beginn des 20. Jhs in das Museum gelangten. Es sind Stiche von Matthäus Merian (1593-1650), Caspar Merian (1627-1686) und anderen Kupferstechern, die Städte, Burgen, Schlösser, Parks und Schlachten, vor allem aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, darstellen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Autorenkatalog

[in Zettelform, nach Hausregeln]

Systematischer Katalog

[in Zettelform, nach Sachgebieten]

Bestandskatalog nach Sachgebieten (im Gesamtkatalog des Museums)

Zeitungen sind bei Hagelweide nachgewiesen.

3.2 Historischer Katalog

Bibliothek der Domschule Güstrow. Neuzugänge

[in den Schulschriften seit 1804 vermerkt]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Raspe, Georg Christian Heinrich: Einladung zur Jubelfeier des dreihundertjährigen Bestehens der Domschule Güstrow. Güstrow 1853

Stand: Juni 1994

Ira Koch


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.