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Biblioteca Nazionale Vittorio Emanuele III - Raccolta Maria Carolina d'Austria

Nationalbibliothek Vittorio Emanuele III. - Sammlung Marie Karolines von Österreich


Adresse. . Palazzo Reale, Piazza del Plebiscito, 80132 Napoli
Telefon. . (081) 7 81 91 11 (Zentrale); 40 79 21 (Direktion)
Telefax. . (081) 40 38 20
e-mail. [emanuele@librari.beniculturali.it]; oder [bnn.ec@adnet.it]
Internet. . http://www.adnet.it/bnn/home.htm

Unterhaltsträger. . Ministero per i beni e le attività culturali [Ministerium für Kulturgüter und kulturelle Aufgaben]
Funktionen. . Allgemeine öffentliche Bibliothek, Forschungsbibliothek.
Sammelgebiete. . Alle Wissensgebiete, vor allem Geistes- und Gesellschaftswissenschaften.

Benutzungsmöglichkeiten. . Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand (Bestände vor 1830). Ausleihe nur an Bewohner der Region Campania. - Öffnungszeiten: Montag bis Samstag 8.30-13.30 Uhr. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopierdienst, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegeräte, CD-ROM-Terminal, Online-Recherche,
Internet. -Station.
Gedruckte Informationen. La Biblioteca Nazionale di Napoli. Memoria e orizzonti virtuali [Die Nationalbibliothek in Neapel. Erinnerungen und virtuelle Horizonte]. Napoli 1997 [Führer]. - Faltblatt zur Geschichte der Bibliothek.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftlicher Informationsdienst sowie Kopieraufträge und Versand der Kopien sind möglich. - Vom Hauptbahnhof Busverbindungen (Linien R 2 und R 3) bis Haltestelle Piazza Trieste e Trento, von dort Fußwegnähe (ca. 5 Minuten). - Keine Parkmöglichkeiten bei der Bibliothek.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Als bedeutendste Bibliothek Süditaliens bewahrt die Nationalbibliothek Vittorio Emanuele III. ein bemerkenswertes historisches Erbe. Von der ca. 2 Millionen Bände umfassenden Sammlung ist etwa die Hälfte historischer Bestand. Die Bibliothek geht zurück auf Carl von Bourbon (Borbone, 1759-1788), der als Souverän des Königreichs Neapel die aus der mütterlichen Linie seiner Familie auf ihn übergegangene Sammlung Farnese in die Hauptstadt bringen ließ. Ende des 18. Jhs wurden die Bücher in den Palazzo degli Studi gebracht, wo Ferdinand IV. von Bourbon schließlich im Januar 1804 die Königliche Bibliothek [Reale Biblioteca] eröffnete. Der Sammlung Farnese als Kernbestand wurden mit der Zeit einige bedeutende Kloster- und Privatbibliotheken hinzugefügt, darunter Jesuitenbibliotheken, die Bibliothek des Augustinerkonvents San Giovanni aus Neapel-Carbonara und die Sammlung des Fürsten von Tarsia aus seinem Palast in Neapel. Außerdem erhielt sie die Bibliothek der Accademia Ercolanese (gegr. 1755), einer Institution, deren Aufgabe die Erforschung und Präsentation der antiken Schätze von Herculaneum war. Weitere Zuwächse brachten die Bibliotheken von Orden, die in der Zeit französischer Herrschaft im Königreich Neapel aufgelöst wurden.

1.2 Von 1816 an trug die Bibliothek den Namen Königliche Bourbonische Bibliothek [Reale Biblioteca Borbonica]. Nach der Einigung Italiens erhielt sie die Bezeichnung Nationalbibliothek und nahm auch weitere wichtige Sammlungen auf. Um die Jahrhundertwende kam sie in den Genuß einiger außergewöhnlicher Zuwächse. Graf Lucchesi Palli aus Neapel schenkte ihr seine umfangreiche Theater- und Musiksammlung, eine der bedeutendsten ihrer Art in Italien. Eine ansehnliche Sammlung von Autographen Leopardis schenkte Antonio Ranieri, ein neapolitanischer Freund des Dichters. Überdies nahm sie verschiedene umfangreiche Sammlungen aus der Stadt auf, so die Bibliothek des Palazzo San Giacomo, die Provinzialbibliothek [Biblioteca Provinciale], die Brancacci-Bibliothek [Brancacciana] und die des Museums von San Martino. Um den enormen Bestandszuwachs zu bewältigen, wurde die Bibliothek in den zwanziger Jahren des 20. Jhs dank des Einsatzes von Benedetto Croce in den Ostflügel des Königlichen Palastes [Palazzo Reale] verlegt, den Vittorio Emanuele III. zu diesem Zweck dem Staat schenkte. Von hier aus hat sich die Bibliothek in jüngerer Zeit ausgedehnt auf die ehemaligen Räumlichkeiten des Präsidiums des Regionalrats an der Piazza del Plebiscito.

1.3 Die wertvollen Bestände der Nationalbibliothek dokumentieren umfassend die Entwicklung der süditalienischen Kultur vom Frühmittelalter bis in unsere Zeit: Kodizes, Stundenbücher, Inkunabeln, Autographen, Karten, wertvolle Einbände und besonders seltene Ausgaben repräsentieren einen einzigartigen Bestand. Auch der moderne Bereich der Bibliothek entwickelt sich ständig und erhält Impulse durch die Automatisierung und die Einführung neuer Technologien. Die Nationalbibliothek koordiniert heute den Nationalen Bibliotheksdienst [Servizio Bibliotecario Nazionale] für Süditalien. Von weitreichendem Einfluß ist auch die Ausstellungstätigkeit der Bibliothek.

Sammlung Königin Marie Karolines</DIV>

1.4 Zu den Beständen der Nationalbibliothek gehört auch die Privatbibliothek von Marie Karoline (Maria Carolina), Königin von Neapel. Aus Gründen der Staatsraison wurde Marie Karoline von Habsburg (1752-1814) sechzehnjährig anstelle ihrer frühzeitig verstorbenen Schwester mit Ferdinand IV. von Bourbon, dem jungen König von Neapel, vermählt. Als sie im Mai 1768 in Neapel ankam, fand Marie Karoline, die in Wien eine sorgfältige und vornehme Erziehung genossen hatte, einen wenig kultivierten Hof vor. Das Heimweh nach der Umgebung in der sie aufgewachsen war und nach der Lektüre ihrer Jugendzeit veranlaßten die Herrscherin, eine Büchersammlung in ihrer Muttersprache anzulegen, die zum Symbol der starken emotionalen und kulturellen Bindung zum Heimatland und der Überlegenheit ihrer dynastischen Zugehörigkeit wurde.

1.5 Der genaue Beginn der Erwerbungen ist schwer feststellbar, da keine Rechnungen erhalten sind. Auch wenn die meisten Erscheinungsdaten nahelegen, daß die Sammlung gleich bei der Ankunft der Habsburgerin in Italien gegründet wurde, läßt die Tatsache, daß vor 1768 erschienene Bücher vorhanden sind, keine exakte Aussage zu. Erste Berichte über die Bibliothek liegen erst aus dem frühen 19. Jh vor, als zwei angesehene deutsche Reisende, Johann I. von Gerning und August von Kotzebue, den Palast von Caserta besuchten. Gerning betont in seinem Werk Reise durch Österreich und Italien die beinahe chauvinistische Bedeutung der Sammlung für die Königin, die seines Erachtens mehr am Besitz als am Gebrauch der Bücher interessiert war. Gerning zufolge sammelte Marie Karoline deutsche Bücher nicht nur im Königlichen Palast von Caserta, sondern auch in den Palästen in Neapel und Portici. Bei seinem Besuch einige Jahre später bemängelte Kotzebue die geringe Qualität der Buchauswahl, räumte jedoch ein, daß die Verantwortung dafür nicht gänzlich bei der Königin zu suchen sei, die kaum Zeit habe, einen Blick auf die Frontispize zu werfen, sondern vielmehr bei dem Buchhändler, der ohne jeden Verstand alles schicke, worüber er verfüge, und z. T. bei dem Hofbibliothekar, der die Bücher in der Reihenfolge ihrer Ankunft in die Regale stelle, ohne eine Auswahl vorzunehmen.

1.6 Wahrscheinlich begleiteten die deutschen Bücher Marie Karoline, sowohl als sie mit Ferdinand vor den republikanischen Truppen aus Neapel nach Palermo floh (1799), als auch in den langen Aufenthalt in Wien (1800-1802) und schließlich auch in das lange Exil in Palermo, das mit der Ankunft der napoleonischen Truppen in Neapel begann (1806). Als sie Palermo schließlich 1813 verließ und ein letztes Mal nach Österreich zurückkehrte, konnte Marie Karoline die Bücher, die sie während ihrer langen und beschwerlichen Regierungszeit ständig mit dem Land ihrer Herkunft verbunden hatten, offenbar nicht mitnehmen.

1.7 Die weitere Geschichte der Sammlung ist nicht mit letzter Sicherheit rekonstruierbar. Die Bücher der inzwischen in Österreich verstorbenen Königin wurden mit der Restauration Ferdinands IV. nach Neapel zurückgeführt. Unklar ist, ob die Sammlung an ihren ursprünglichen Standort, die königliche Privatbibliothek, zurückgekehrt ist. Das Vorhandensein des entsprechenden Stempels in einer großen Zahl von Büchern ist dafür kein absolut sicherer Beleg. In Neapel erfolgte eine Reihe von Eingriffen, die den Originalzustand der Sammlung verändert haben. Ein Teil der Bücher wurde der von Ferdinand IV. im Palazzo degli Studi gegründeten öffentlichen Königlichen Bibliothek (s. o. 1.1) übergeben. Einen kleinen Teil soll auch die Biblioteca Gioacchina, die heutige Universitätsbibliothek von Neapel, erhalten haben. Da jedoch Belegen in Archivmaterial zufolge in den zwanziger Jahren des 19. Jhs noch zahlreiche deutsche Bücher (ca. 2000 Titel) im Bestand der Privatbibliothek waren, darf man annehmen, daß aus unbekannten Gründen die Sammlung erst später geteilt wurde.

1.8 Francesco I., Sohn Marie Karolines und seit 1825 König von Neapel, beauftragte im Jahre 1829 den Präfekten der Königlichen Bourbonischen Bibliothek, Antonio Scotti, eine Sichtung der deutschen Bücher in der Bibliothek vorzunehmen, um versprengte Exemplare aus der Sammlung seiner Mutter zu ermitteln. Durch diese Maßnahme wurden auf der Grundlage des Katalogs der deutschen Bücher (s. u. 3.2 ) 34 Titel in 105 Bdn herausgezogen und Giovanni Ghio, dem Bibliothekar der Privatbibliothek, übergeben. Dieser von Pelagio Rossi zusammengestellte Katalog ist das einzige historische, aber unvollständige schriftliche Dokument, das Aussagen zur Sammlung Marie Karolines ermöglicht. Die Einträge wurden in alphabetischer Ordnung nach Autoren und Anonyma in deutscher und in italienischer Sprache vorgenommen. Man muß jedoch berücksichtigen, daß dieses Dokument aus dem 19. Jh nicht eigentlich ein Katalog der Sammlung Marie Karolines ist, sondern vielmehr ein Katalog der deutschen Drucke in der öffentlichen Königlichen Bourbonischen Bibliothek, in die Teile der Sammlung gelangten, die die Herrscherin zusammengestellt hatte. Zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt, vermutlich Mitte des 19. Jhs, wurde die Sammlung der Königin wieder vereint. Dem Originalbestand wurden jedoch Bücher hinzugefügt; einige Bücher tragen das Exlibris der Grafen von Anhalt-Dessau, ein Buch den Besitzvermerk eines Joseph Steinmann und andere das Exlibris von Carolina Murat, der Schwester Napoleon Bonapartes. Erneute Teilungen, die ohne bestimmte Kriterien zwischen der Königlichen Nationalbibliothek (Nachfolgerin der Borbonica) und der Königlichen Universitätsbibliothek vorgenommen wurden, erlitt die Sammlung nach der Einigung Italiens.

1.9 Erst in den zwanziger Jahren des 20. Jhs wurde in der Nationalbibliothek die Privatbibliothek Marie Karolines wieder zusammengefügt. Einen modernen Katalog der schließlich rekonstruierten Sammlung begann einige Jahre später Gaetano Burgada, der damalige Direktor der Nationalbibliothek. Das Projekt nahm 1939 Emilia Nobile wieder auf, und nach einer weiteren Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg wurde es 1953 abgeschlossen. Das aktuellere Inventar wurde zwischen 1986 und 1987 nach den neuesten italienischen Regeln für die Katalogisierung nach Verfassern (RICA) zusammengestellt.

1.10 Die von Benedetto Croce betonte Einzigartigkeit und Bedeutung der Sammlung Marie Karolines für Italien und möglicherweise darüber hinaus widerspricht der Beurteilung ihrer zeitgenössischen Kritiker Kotzebue und Gerning. Besonders für die letzten zwanzig Jahre des 18. Jhs ist der Bestand aus heutiger Sicht ein umfassendes Dokument der Tätigkeiten von Verlagen und Druckereien in beinahe allen deutschen Städten. Sie ist ein Zeugnis für mehr als zwanzig Jahre Publikationsgeschichte und gleichzeitig Abbild des Zeitgeschmacks und der Interessen einer ganzen Epoche. Diese wichtigen Jahrzehnte in der Entwicklung von Kultur und Geistesleben, ästhetischer Tendenzen und literarischer Formen, spiegelt die hier gesammelte Buchproduktion.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Sammlung Marie Karolines umfaßt insgesamt 3923 Monographientitel (6443 bibliographische Einheiten) des Erscheinungszeitraums zwischen 1765 und 1805. Aus dem 18. Jh stammt der größere Teil der Sammlung mit ca. 3000 Titeln. Die meisten Erwerbungen wurden in den Jahren 1791 bis 1797 sowie 1802 und 1803 getätigt (jährlich zwischen 139 und 324 Titel). Die vor allem deutschsprachige Sammlung schließt zahlreiche Übersetzungen aus anderen Sprachen ein, so aus dem Französischen (438 Titel), dem Englischen (232), dem Italienischen (43), dem Lateinischen (27), dem Spanischen (18), dem Dänischen (9), dem Griechischen und Schwedischen (je 7) sowie anderen europäischen Sprachen. Hinzu kommen etwa 100 Periodika (419 Jge).

2.2 Die Druckorte bieten ein breites Spektrum europäischer, vor allem aber deutscher Verlagszentren. Die Bücher sind ein beredtes Zeugnis eines im Wandel begriffenen Publikationswesens. Das Monopol Frankfurts schwindet zugunsten Leipzigs, das zur Hauptstadt des deutschen Buches wurde. Entsprechend finden sich in der Sammlung am häufigsten Drucke aus Leipzig (891), es folgen solche aus Berlin (320), Wien (161), Frankfurt und Leipzig (128), Paris (111), Frankfurt (109), Hamburg (98), Hohenzollern (64), Halle und Göttingen (je 60), Zürich (59), Breslau (47), Augsburg (43), Dresden (42), Braunschweig und Nürnberg (je 40), Hannover (38), Gotha (37), Riga (35), München (34), Königsberg und Erfurt (je 33), Prag und Altona (je 31) sowie aus zahlreichen weiteren Orten (jeweils weniger als 30 Drucke). Besonders gut vertretene Verleger sind Weygand, Kummer, Dyk, Göschen, Jacobäer, Crusius, Gräff, Voss und Schwickert in Leipzig, Wallishausser in Hohenzollern, Maurer, Nicolai, Voss, Unger und Vieweg in Berlin, Korn in Breslau, Hoffmann in Weimar, Orell in Zürich, Severin in Weissenfels, Hartknoch in Riga und Dieterich in Göttingen.

Systematische Übersicht

2.3 Die inhaltlich breit gefächerte Sammlung umfaßt Werke der Schönen Literatur (auch Dramen und Poesie), Reiseliteratur, Biographien, Briefsammlungen, Titel zu Pädagogik und Sozialem, Politik, Geschichte, Moral und Sitten, Naturwissenschaften, Theologie, Kriegswissenschaften, Žsthetik, Philosophie, Sprachwissenschaft, Rechtswissenschaft und Wirtschaft sowie Varia.

2.4 Den größten Anteil am Bestand haben Werke der Schönen Literatur (1467 Titel), vor allem Romane. Zur Entstehungszeit der Sammlung erlebte in ganz Europa der Roman eine Blüte. Die Bibliothèque universelle des romans (1776-1780) und die Bibliothèque bleue sind Beispiele für den verlegerischen und kommerziellen Erfolg dieses Genre. Es waren überwiegend Romane und Novellen, die unmittelbar das Bild des romantischen Stils prägten, insbesondere mit Geschichten von Leidenschaft und Abenteuer vor dem Hintergrund eines wiederauflebenden Mittelalters. Den großen Erfolg dieses Gothic Revival bzw. seinen Einfluß belegen in der Sammlung sowohl einzelne Werke berühmter und weniger berühmter deutscher Autoren - Goethe (5 Titel; Die Leiden des jungen Werthers, Frankfurt und Leipzig 1790), Schiller (Maria Stuart, Tübingen 1802), Wieland (6 Titel; Beyträge zur geheimen Geschichte des menschlichen Verstandes und Herzens, Leipzig 1770), Herder (5), Lessing (5 Titel; Sämmtliche Schriften, Berlin 1771-1794), Anton Wall (Christian Leberecht Heyne; Die beiden Billets, Leipzig 1790-1791), Novalis (Heinrich von Ofterdingen, Berlin 1802), Franz A. von Kleist (Graf Peter der Däne, Berlin 1791), Jean Paul (Der Jubel-Senior, Leipzig 1797), Christian August Vulpius (18 Titel) und Christiane Benedikte Eugenie Naubert (39 Titel; Brunilde, Wien 1790) - als auch die einer großen Zahl anonymer Verfasser (1046 Titel).

2.5 Vorhanden sind zudem zahlreiche französische, aber auch englische und italienische Autoren in Übersetzungen. Unter den Franzosen (438 Titel) sind zu erwähnen Madame de Genlis, Baculard d'Arnaud, Florian, Marmontel, Beaumarchais, Rousseau und Diderot. Darüber hinaus verzeichnet der Katalog Werke von Montaigne, Scarron, Montesquieu, Voltaire, Condorcet, Marivaux, Le Sage, Barthélemy und Abbé Prévost. Unter den Engländern (232 Titel) sind bemerkenswert Shakespeare, Milton und Goldsmith; unter den Italienern (43 Titel) Boccaccio, Alberti, Ariosto, Parini und Alfieri.

2.6 Die Dramenliteratur schließt sich inhaltlich an, ist jedoch mit insgesamt nur 193 Titeln vertreten. Neben einem geringen Bestand europäischer Klassiker repräsentieren insbesondere die Werke Metastasios das Theaterleben der Zeit. Unter den Titeln finden sich Andreas Georg Friedrich von Rebmann, Heinrich von Neideck (Eisenach 1794), August Wilhelm Iffland, Alte Zeit und neue Zeit (Leipzig 1795) und Der Vormund (Leipzig 1795) sowie C. F. Bretzner, Karl und Sophie (Leipzig 1784). Hinzu kommen Übersetzungen von Werken antiker Autoren, wie Homer, Vergil, Aristoteles, Xenophon, Terenz, Seneca, Ovid und Cornelius Nepos.

2.7 In bemerkenswertem Umfang findet sich pädagogisches Schrifttum sowie Literatur zur Rolle der Frau (358 Titel). Neben Grundlagenwerken u. a. von Niemeyer (7 Titel), Basedow (6) und Pestalozzi handelt es sich vor allem um eine große Skala populärwissenschaftlicher Abhandlungen mit Bezug zum täglichen Familien- und Bildungsleben. Hier finden sich Titel wie Friedrich Heinrich Christian Schwarz, Pestalozzi's Methode und ihre Anwendung in Volksschulen (Bremen 1803), Friedrich Eberhard Rambach, Von der Erziehung zum Patriotismus und über höhere Bürgerschulen (Berlin 1802) und C. F. Essler, Methodenbuch (Breslau 1803). Besondere Aufmerksamkeit widmete Marie Karoline den Problemen der Frau, z. B. als Mutter und Erzieherin, zu denen vor allem praktische Ratgeber zahlreich vertreten sind. Beispiele sind J. G. Gastpar, Die Frau wie ich sie wünsche (Tübingen 1786), Wilhelm Frank, Emilie im vierfachen Stande (Leipzig 1802) und Jean Marie N. DeGuerle, Lobrede auf die Perüquen, übersetzt von Carl Ludwig Methusalem Müller (Leipzig 1800). Von den ca. 100 Periodika der Sammlung betreffen ebenfalls viele diesen Themenbereich, darunter mehrere Jahrgänge des Berlinischen Archivs der Zeit und ihres Geschmacks (ab 1796) sowie die Leipziger Monatsschrift für Damen (1794-1795). Grundlegende Abhandlungen beschäftigen sich mit der Erziehung von Frauen aller sozialen Schichten.

2.8 Der Wichtigkeit der zeitgenössischen politischen Ereignisse, ihren vielfältigen Aspekten und Problemen trägt das umfangreiche politische (307 Titel), historische (263) und juristisch-ökonomische (23) Schrifttum Rechnung, darunter Titel wie Paul F. Reinbold, Ueber das Postwesen (Göttingen 1803), Jacob Renell, Abhandlungen über seine Charte von Hindustan ... (Berlin 1787) und Christian A. Wichmann, Ist es wahr, daß gewaltsame Revolutionen durch Schriftsteller befördert werden? (Leipzig 1793). Häufige Gegenstände der Untersuchungen sind die Situation des Untertans und Staatsbürgers, seine Rechte und Pflichten dem Staat gegenüber und seine Vaterlandsliebe im Licht des erneuerten Konzepts der Nation. Der Diskurs reicht in das Gebiet von Ethik und Moral hinein, das mit insgesamt 258 Titeln ebenfalls gut vertreten ist.

2.9 Als zur Zeit Marie Karolines geschätzte literarische Gattung ist die Reisebeschreibung mit 297 Titeln entsprechend umfangreich im Bestand vorhanden. Die Titel betreffen Deutschland, die nordischen Länder, aber auch tropische Regionen. Insbesondere zu der beliebtesten Reise, der Reise nach Italien, die zahlreiche Intellektuelle zu den Ruinen der Antike zog, finden sich detaillierte Berichte. Von den ästhetischen Parametern, die diese Reisen generierten, wurde Johann Joachim Winckelmanns Geschichte der Kunst des Altertums inspiriert, die hier in der zweibändigen, prächtig illustrierten Ausgabe von 1776 vorliegt. Beispieltitel des Bestandes sind Christian Heinrich Spiess, Meine Reisen durch die Hölen des Unglücks und Gemächer des Jammers (Leipzig 1796-1797), Moritz August von Thümmel, Reise in die mittäglichen Provinzen von Frankreich im Jahr 1785 bis 1786 (Leipzig 1791-1794) und Johann J. Volkmann, Neueste Reisen durch England (Leipzig 1781-1782).

2.10 Das Gebiet der Naturwissenschaften repräsentiert eine beachtliche Anzahl wissenschaftlicher Abhandlungen (118) zu Zoologie, Botanik, Anatomie, Geographie und Geologie, die gelegentlich mit Schemata und Tabellen versehen sind. Einige Titel sind überdies illustriert und dokumentieren das hohe Niveau zeitgenössischer Stichtechnik. Den Bestandsabschnitt repräsentieren u. a. Johann Gottlob Leidenfrost, Bekenntniß seiner Erfahrungen ... (Duisburg 1794), G. S. Wenzel, Blicke in die Natur (Prag 1793) und Johann K. A. Musäus, Physiognomische Reisen (Altenburg 1788).

2.11 Auf Briefsammlungen entfallen 156 Titel (Briefe zweier Liebenden; Mannheim 1781; Friedrich Bouterwek, Graf Donamar: Briefe, geschrieben zur Zeit des siebenjährigen Krieges in Deutschland, Göttingen 1791-1793; R. Zobel, Briefe über die Erziehung, Berlin und Stralsund 1773), auf Poesie 122 Titel (Johann Gottfried von Herder, Volkslieder, Leipzig 1778-1779; Joseph Franz Ratschky, Gedichte, Wien 1785) und auf Biographien 77. Kleine, aber dennoch bedeutende Bestände finden sich ferner zu Žsthetik (54 Titel) und Philosophie (53) mit Werken von Kant, Fichte, Bacon, Locke und Hume. Die Theologie betreffen 62 Titel, die Militärwissenschaften 58 und die Sprachwissenschaft 45. Bei 12 Titeln handelt es sich um Varia.

2.12 Ein erwähnenswertes Charakteristikum der Sammlung sind die reich illustrierten Bücher, die sich außer bei den Naturwissenschaften auch unter den Werken der Schönen Literatur und bei den Ephemera, wie Kalendern und Almanachen, finden. Erwähnenswert sind z. B. Georg Christoph Lichtenberg, Auserlesene Schriften (Bayreuth 1800), W. G. Becker, Lina's Ferien (Leipzig 1797) und Johann Baptist von Rocoles, Geschichte der unternehmendsten und merkwürdigsten Betrüger ... (Leipzig 1803). Vor allem Daniel Nikolaus Chodowiecki (1726-1801) tritt als Illustrator u. a. der Werke von Goethe, Archenholz und C. F. Weisse hervor.

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Catalogo alfabetico generale per autore [Alphabetischer Verfasserkatalog]

[geordnet nach den italienischen Regeln für Verfasserkataloge]

Catalogo a soggetto [Sachkatalog]

Catalogo alfabetico dei periodici [Alphabetischer Katalog der Periodika]

Catalogo alfabetico dei giornali [Alphabetischer Katalog der Zeitungen]

[alle Kataloge in Zettelform; angelegt im 20. Jh]

3.2 Sonderkataloge

Catalogo della collezione di Maria Carolina [Katalog der Sammlung Marie Karolines].

[zusammengestellt von Emilia Nobile 1939 bis 1953]

Catalogo della collezione die Maria Carolina

[zusammengestellt 1986 bis 1987 von Marcello Andria und Paola Zito]

Catalogo speciale della Sala napoletana [Katalog des Bestandes im Neapolitanischen Saal]

Catalogo speciale della sezione teatrale-musicale Lucchesi Palli [Katalog der Theater- und Musiksammlung Lucchesi Palli]

Catalogo alfabetico dei manoscritti [Alphabetischer Handschriftenkatalog]

Catalogo alfabetico degli incunaboli [Alphabetischer Inkunabelkatalog]

Catalogo speciale delle sale di consultazione [Katalog des Handapparates]

[alle Kataloge in Zettelform; angelegt im 20. Jh]

Catalogo de' libri tedeschi [Katalog der deutschen Bücher].

[zusammengestellt von Pelagio Rossi im 19. Jh; Sign. Ms. IX.AA.54]

Jannelli, Cataldo: Catalogus bibliothecae latinae veteris et classicae manuscriptae quae in Regio Neapolitano Museo Borbonico adservantur. Napoli 1827

Mioni, Elpidio: Catalogus codicum graecorum Bibliothecae Nationalis Neapolitanae, i. Roma 1992

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivio storico della Biblioteca Nazionale di Napoli [Historisches Archiv der Nationalbibliothek Neapel]. [wird z. Z. katalogisiert]

4.2 Darstellungen

Giustiniani, Lorenzo: Memorie storico-critiche della Real Biblioteca Borbonica [Historisch-kritische Anmerkungen zur Königlichen Bourbonischen Bibliothek]. Napoli 1818

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Fornari, Vito: Notizie della Biblioteca Nazionale di Napoli [Nachrichten der Nationalbibliothek in Neapel]. Napoli 1872

Guerrieri, Guerriera: Il Fondo Farnesiano [Die Sammlung Farnese]. Napoli 1941 (I Quaderni della Biblioteca Nazionale di Napoli II, 2)

Gutiérrez, Domenico: La Biblioteca di San Giovanni a Carbonara di Napoli [Die Bibliothek von San Giovanni aus Carbonara in Neapel]. In: Analecta Augustiniana 29 (1966) S. 59-212

Guerrieri, Guerriera: La Biblioteca Nazionale Vittorio Emanuele III di Napoli [Die Nationalbibliothek Vittorio Emanuele III. in Neapel]. Milano und Napoli 1974

Guerrieri, Guerriera: Vicende della Biblioteca Nazionale di Napoli. Diario di guerra 1943-1945 [Ereignisse der Nationalbibliothek in Neapel. Kriegstagebuch 1943-1945]. Napoli 1980

Biblioteca Nazionale Vittorio Emanuele III Napoli. Firenze 1993

Croce, Benedetto: La biblioteca tedesca di Maria Carolina d'Austria regina di Napoli [Die deutsche Bibliothek von Marie Karoline von Österreich, Königin von Neapel]. In: La critica [Die Kritik] 32 (1934) S. 71-77, 233-240, 310-317

Tresoldi, Lucia: La biblioteca privata di Maria Carolina d'Austria regina di Napoli. Cenni storici [Die Privatbibliothek der Marie Karoline von Österreich, Königin von Neapel. Historische Anmerkungen]. Roma 1967

Ausstellungskataloge (chronologisch):

Arte della stampa. 1734-1799 [Die Druckkunst 1734-1799]. Einleitung von Francesco Barberi. Napoli 1978 (I Quaderni della Biblioteca Nazionale di Napoli V, 1)

Virgilio. Mostra di manoscritti e libri a stampa. Catalogo [Vergil. Ausstellung von Manuskripten und Drucken. Katalog]. Napoli 1981 (I Quaderni della Biblioteca Nazionale di Napoli V, 5)

Dalla bottega allo scaffale. Biblioteche, legature e legatorie nell'Italia meridionale dal XV al XIX secolo [Von der Werkstatt ins Regal. Bibliotheken, Einbände und Bindereien in Süditalien vom 15. bis 19. Jh]. Napoli 1990 (I Quaderni della Biblioteca Nazionale di Napoli VIII, 1)

Croce e la sua Biblioteca Nazionale. Documenti inediti di un itinerario intellettuale [Croce und seine Nationalbibliothek. Unveröffentlichte Dokumente einer intellektuellen Reise]. Napoli 1991 (I Quaderni della Biblioteca Nazionale di Napoli VIII, 2)

Al campo d'oro con gli azzurri gigli. Libri di casa Farnese. Mostra bibliografica [Zum goldenen Feld mit blauen Lilien. Bücher des Hauses Farnese. Bibliographische Ausstellung].

 Napoli 1995

Il sogno mediterraneo. Tedeschi a Napoli al tempo di Goethe e di Leopardi [Der mediterrane Traum. Deutsche in Neapel in der Zeit Goethes und Leopardis].

 Napoli 1996

Dalla scienza mirabile alla scienza nuova. Napoli e Cartesio. Catalogo della mostra bibliografica e iconografica [Von der wundersamen Wissenschaft zur neuen Wissenschaft. Neapel und Cartesius. Katalog der bibliographischen und ikonographischen Ausstellung].

 Napoli 1997

Libri a corte. Testi e immagini nella Napoli aragonese [Bücher bei Hof. Texte und Bilder im aragonesischen Neapel].

 Napoli 1997

Stand: Dezember 2000

Marcello Andria

Paola Zito