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 Sachsen L - Z

Bibliothek des Stadtarchivs

Adresse. Untermarkt 6-8, 02826 Görlitz [Karte]
Telefon. (03581) 671-358, -615 oder -258
Telefax. (03581) 40 51 35

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Görlitz
Funktion. Öffentlich zugängliche Archivbibliothek.
Sammelgebiete. Literatur zu Schlesien, Sachsen und der Oberlausitz, Regionalliteratur zu Görlitz, Geschichte, Kunstgeschichte. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek mit Benutzerraum. Öffnungszeiten: Montag, Donnerstag 9-12, 13-16 Uhr, Dienstag 9-12, 13-18 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Fotostativ für benutzereigene Kamera. Ablichtungen nach Absprache mit der Archivleitung.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Alle Straßenbahnlinien ab Bahnhof bis Haltestelle Demianiplatz, von dort Fußwegnähe (5 Minuten). A 4 (E 40), Ausfahrt Bautzen, B 6; ab Cottbus B 115. Parkmöglichkeiten am Ober- und Untermarkt.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Nachdem die ersten Urkunden der im 13. Jh gegründeten Stadt Görlitz noch an anderen Aufbewahrungsorten niedergelegt werden mußten, wurden nach dem Einzug in ein als Rathaus erworbenes Gebäude um 1350 dort auch die Ratsarchivalien untergebracht. Zwischen 1430 und 1600 machten sich die Stadtschreiber Johann Bereit von Jüterbogk († 1472), Johannes Frauenberg († 1491), Johannes Hasse (1473-1544) und Bartholomäus Scultetus (1570-1614) um das Ratsarchiv verdient, indem sie für Sammlung, Ordnung, Abschrift der Dokumente und Zugänglichkeit des Archivs sorgten. In dieser Zeit wurden auch " Bücher des theoretischen Rechts", d. i. Gesetzessammlungen, z. T. in handschriftlicher Form, angeschafft. So ließ der Rat zu Görlitz Ende 1466/67 die an seine Stadt gerichteten Magdeburger Schöffensprüche aus der Zeit von 1405 bis 1466 abschreiben. 1473 wurde ein " Sachsin spigel unnd ein dewtsch cronica dem rate zcu gute" gekauft. Inwieweit der Bestand an handschriftlichen und gedruckten Hilfsmitteln für die städtische Verwaltung damals über den Charakter einer Ratshandbibliothek hinausgelangte, ist nicht bekannt. 1727 kam die von dem Kaiserlichen Advokaten Johann Gottlieb Milich (1678-1726) für das Gymnasium hinterlassene Sammlung von 700 Bdn, 200 Manuskripten und 500 Münzen aus Schweidnitz nach Görlitz und wurde zunächst im Rathaus aufgestellt. Als städtischer Besitz führte diese Bibliothek wegen ihres damaligen Standortes, ihrer geordneten Verwaltung und der testamentarisch verfügten Öffentlichkeit früher auch die Bezeichnung " Raths- oder Stadtbibliothek".

1.2 Bis 1902 erhielt die Bibliothek weitere, vom Ratsarchiv zugewiesene Bestände. 1816 vermachte der Görlitzer Bürgermeister Johann Gottlob Zobel (1748-1816) seine Handschriftensammlung und seine " juristischen zur vaterländischen Geschichte gehörigen Bücher" dem Görlitzer Rat zur beliebigen Verfügung. Während die juristischen Bücher und Disputationen in die Milichsche Bibliothek eingingen und die die Preußische Verfassung betreffenden Werke für die Kanzlei bestimmt wurden, erhielt das Ratsarchiv die Manuskripte sowie die " 371 Nummern" der Lusatica als Kernstück seiner Bibliothek. Die nach 1816 zunächst der allgemeinen Magistratsbibliothek zugeteilten Lusatica-Zugänge des Rates konnten 1935 ebenfalls von der Bibliothek des Stadtarchivs übernommen werden. Die 1831 von Bürgermeister Samuel Traugott Neumann († 1831) hinterlassene Büchersammlung ging dagegen in die Milichsche Bibliothek ein. Darüber hinaus bereicherten weitere Teilbibliotheken, zahlreiche Schenkungen von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, von Vereinen sowie Nachlässe die Archivbibliothek. Noch vor 1945 gingen der Bibliothek die Bestände der Lehrerbibliothek der Gemeindeschulen, der Bibliothek des Görlitzer Handwerker-Vereins und des Görlitzer Lehrer-Vereins zu. Nach Auflösung der Ratsbücherei im Jahre 1948 wurden auch deren wertvolle historische Titel dem Archiv zugeführt.

1.3 Im Unterschied zu beträchtlichen Kriegsverlusten an Archivalien blieb die Handbibliothek des Archivs mit ca. 100 lfd. Metern als eine der damals größten Sammlungen von Lusatica (der Oberlausitz) aus mehreren Jahrhunderten so gut wie vollständig erhalten. Zwischen 1945 und 1961 wurde die Bibliothek neu geordnet, katalogisiert und im sogenannten Jecht-Zimmer (benannt nach Richard Jecht, Stadtarchivar 1858-1945) aufgestellt. Ebenso wurde das Zeitungsarchiv neu erfaßt und aufgestellt.

1.4 An die durch Auslagerungen geschädigte Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften wurden in den fünfziger Jahren zunächst mehrere Reihen doppelt vorhandener, später sämtliche Zeitungsbestände bis zum Jahre 1945 übergeben. Andere Archive erhielten große Mengen überzähliger Gesetz- und Amtsblätter, weitere Dubletten gingen an Universitäten und Institute. Einzelstücke der Lusatica, darunter alle Jakob Böhme (1575-1624) betreffenden Drucke, sowie die Jahresbände zur Ergänzung der dort verfügbaren Theaterzettel seit dem 18. Jh wurden in den siebziger Jahren an die Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften überführt. Da die Stadtverwaltung beabsichtigt, die Archivbibliothek neu zu profilieren, kann es künftig zu Veränderungen im historischen Bestand kommen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 15.000 Titeln enthält die Archivbibliothek 515 historische Titel. Davon erschienen im 16. Jh 2, im 17. Jh 11, im 18. Jh 123 und im 19. Jh 371 Titel. Mit 489 Titeln ist der überwiegende Teil deutschsprachig; 25 Werke sind in Latein, einer in Französisch. Systematische Übersicht

2.2 Die systematische Aufstellung des Bestandes und dessen Beschreibung folgt der in den dreißiger Jahren des 20. Jhs erarbeiteten Gliederung. Die Gesamtgruppe " Allgemeines" (enthaltend Allgemeine Geschichte, Allgemeine Erdkunde, Allgemeines Recht, Verfassung, Verwaltung, Wörterbücher, Sach- und Namensverzeichnisse, Quellen- und Nachschlagewerke, Urkunden) umfaßt 101 Titel. Die ältesten Stücke der 23 Titel zur " Allgemeinen Erdkunde" sind die Introductio in universam Geographiam tam veterem, quam novam (Wolfenbüttel 1661) und die Siebenjährige und gefährliche Europae-, Asiat- und Africanische Weltbeschauung (Nürnberg 1674) von Georg Christoff von Neitzschitz. Die Bibliothek besitzt u. a. von Anton Friedrich Büsching (1724-1793) die vollständige Erdbeschreibung (Hamburg 1787-1803) sowie den sogenannten Homannschen Atlas, Neue Welt-Karte, welche auf zwoo Kugelflächen die Haupt-theile der Erde ... enthält (Nürnberg 1784). Aus dem ab 1815 für die Lausitz geltenden Preußischen Recht sind umfangreiche, bereits seit der zweiten Hälfte des 18. Jhs erschienene Sammelwerke zur Gesetzgebung, mit Kommentaren und anderen juristischen Veröffentlichungen, vorhanden.

2.3 Die Gruppe " Wörterbücher, Sach- und Namensverzeichnisse" weist Wörterbücher der deutschen und lateinischen Sprache auf, unter ihnen Dufresne, Glossarium ad Scriptores Mediae & infimae Latinitatis (Frankfurt 1681). Von Christian Gottlob Haltaus liegt die Kalendererläuterung Jahrzeitbuch der Deutschen des Mittelalters (Erlangen 1797) vor. Wichtigstes biographisches Lexikon ist Gottlieb Friedrich Ottos Lexikon der seit dem 15. Jahrhundert verstorbenen und jetzt lebenden Oberlausitzischen Schriftsteller und Künstler (Görlitz 1800-1821). Unter den 22 Quellen- und Nachschlagewerken ist regional bedeutungsvoll der Sammelband 19 Stück historische Nachrichten von Journalen, welche in der Oberlausitz herauskommen oder doch von Oberlausitzern verfaßt worden sind (Görlitz 1773-1797).

2.4 24 Titel (davon 2 aus dem 18. Jh) sind gedruckte Sammlungen von Urkunden, die einzelne schlesische Städte ( z. B. Breslau, Liegnitz, Glogau), die Niederlausitz und die Oberlausitz betreffen. Dazu zählen das Verzeichnis der Oberlausitzer Urkunden (Görlitz 1799-1805) und die Sammlung der Urkunden für die Geschichte des Markgrafentums Oberlausitz (Görlitz 1856). Gustav Köhler (1806-1865) und Richard Jecht gaben von 1856 bis 1927 in Görlitz mehrere Bände des Codex diplomaticus Lusatiae superioris heraus. In die Neue Folge der Sammlung ober- und niederlausitzischer Geschichtsschreiber, Scriptores Rerum Lusaticarum (Görlitz 1839-1852), gingen bisher nicht gedruckte historische Schriften ein wie die Görlitzer Ratsannalen des Görlitzer Oberstadtschreibers und Bürgermeisters Johannes Hasse. Zur kleinen Gruppe Frühgeschichte (7 Titel des 19. Jhs) gehören u. a. altertumskundliche Schriften von Karl Benjamin Preusker (1786-1871).

2.5 Die 17 Veröffentlichungen zu Preußen (fast ausschließlich 19. Jh) behandeln einzelne Abschnitte aus der Geschichte der preußischen Monarchie sowie die Historie einiger Städte, unter ihnen Gandersheimenses oder historische Beschreibung des uhralten Kayserl. Freyen weltl. Reichs-Stiftes Gandersheim ... (Wolfenbüttel 1709) von Johann Georg Leuckefeld. Von Bernhard von Kamptz liegen die Provinzial- und statuarischen Rechte in der Preußischen Monarchie (Berlin 1828) vor, außerdem existiert ein Codex Pomeraniae Diplomaticus (Greifswald 1843).

2.6 Zu Geschichte, Recht und Verwaltung, Kunst und Stadtgeschichte Schlesiens sind 33 Titel in der Bibliothek verblieben. Bemerkenswert ist die Schlesische Generalchronica, darinn wahrhaffte und eigentliche kurtze Beschreibung des Landes Ober- und Niederschlesien (Leipzig 1585) von Joachim Cureus, Heinrich Rättel und Laurentius H. Müller. Die umfangreichste und zugleich vielseitigste Beschreibung ist Nikolaus Henel ab (von) Hennefelds Silesiographiae Renovata, necessariis Scholiis, oberservationibus et indice aucta (Breslau und Leipzig 1704). Weitere 8 Gesamtdarstellungen des 18. und 19. Jhs gelten der schlesischen Geschichte, 2 Titel der physisch-geographischen Beschreibung des Landes; 12 Titel behandeln einzelne schlesische Städte. Das Standardwerk von Hans Lutsch, Kunstdenkmäler Schlesiens (Breslau 1886-1889), liegt ebenfalls vor.

2.7 Das Land Sachsen ist Thema von 50 Titeln (16. Jh einer, 18. Jh 23 und 19. Jh 26). Außer Petrus Albinus' (1543-1598) Meissnische Land- und Berg-Chronica (Dresden 1589) wurden aus dem 18. Jh 6, aus dem 19. Jh 4 Gesamtdarstellungen zur sächsischen Geschichte gezählt. Die Bibliothek besitzt August Schumanns Vollständiges Staats-, Post- und Zeitungslexikon von Sachsen (Zwickau 1814-1830), das monatliche Magazin der sächsischen Geschichte (Jg. 1784, 1787-1790) und einige meist mehrbändige Dokumentensammlungen aus dem 18. Jh, z. B. Gottfried Imanuel Grundig (*1740) und Johann Friedrich Klotzsch (1726-1789), Sammlung vermischter Nachrichten zur Sächsischen Geschichte (Chemnitz 1767-1777), sowie das Archiv der Sächsischen Geschichte der Ernestiner 1549-1692 von Gottfried August Arndt (Leipzig 1784-1786). Einzelnen Ereignissen gelten 5, geschichtlichen Persönlichkeiten weitere 2 Titel des 19. Jhs. Zwei Werke von 1752 haben kirchengeschichtlichen Inhalt. 23 Titel sind sächsischen Städten und dortigen Einrichtungen (Schulen, Kirchen) gewidmet. Sieben Bde umfassen gebundene Einzelblätter mit Texten der zwischen 1753 und 1782 durch den Kurfürsten August von Sachsen, König von Polen (reg. 1694-1733) erlassenen Mandate und Verordnungen. Der Codex Saxonicus (Leipzig 1842) umfaßt die Gesamtheit sächsischer Erlasse von 1255 bis Ende 1840. Zur Geschichte Böhmens und einzelner Städte existieren nur noch 4 historische Titel, u. a. Franz Palackys Standardwerk Geschichte von Böhmen (Prag 1839-1845). In gleicher Anzahl liegen Werke zu Recht und Kirchengeschichte der Niederlausitz vor (18. Jh 2, 19. Jh 2 Titel).

2.8 Den größten Anteil am historischen Bestand machen die Veröffentlichungen über die Oberlausitz und die Stadt Görlitz aus (254 Titel). " Erdkundliches, Landschaft und Statistik" beschreiben 4 Titel des 18. Jhs und 9 Titel des 19. Jhs. Darunter befinden sich aus dem 18. Jh die Ostsachsen gewidmete Beschreibung Reise durch Sachsen (Leipzig 1785) von Nathanel Gottfried Leske sowie Karl Gottlieb Köhlers Geographie von Chursachsen und den beyden Lausitzen (Leipzig 1780). Illustrierte Führer durch die Lausitz stammen zumeist aus dem 19. Jh. Die Geschichte der Oberlausitz (20 Titel) dokumentierten im 17. Jh Heinrich Rochs Neue Lausnitz-Bösche und Schlesische Chronika, oder allerhand Denck- und merkwürdiger Unglücks- und Trauerfälle ... (Torgau 1687) und der Curieuse Geschichtskalender Des Herzogthums Schlesiens und Marggraffthums Mähren und Lausitz von Anno 1600 biß 1698 (Leipzig 1698). Aus dem 18. Jh sind Samuel Grossers Lausitzische Merckwürdigkeiten (Leipzig 1714) sowie der mehrfach vorhandene Neueröffnete Ehrentempel Merckwürdiger Antiquitäten des Marggraffthums Ober-Lausitz ... von Johann Benedict Carpzov (Zittau 1719) erhalten, aus dem gleichen Jahr ferner die erste Ausgabe der Scriptores Rerum Lusaticarum Antiqui & recentiones, hrsg. von Christian Gottfried Hoffmann (Leipzig und Bautzen). In lateinischer Sprache erschienen auch Theodor Crügers Origines Lusatiae Complexae Historia Gerondis primi Lusatiae Marchionis (Leipzig und Lübben 1726) und 2 Dissertationen in Leipzig und Wittenberg (1727). Ebenso umfangreiche Historien der Oberlausitz schrieben im 19. Jh u. a. Christian Gottlieb Käuffer (Görlitz 1802-1805) und Johann Gottfried Theodor Sintenis (Zittau 1812; Görlitz 1865). Geschichtliche Einzelabhandlungen (9 Titel) galten dem Bund der Sechsstädte (Gustav Köhler, Görlitz 1846), dem Pönfall von 1547 (Friedrich Theodor Richter, Görlitz 1835; Theodor Neumann, Görlitz 1891; Hermann Baumgärtel, Bautzen 1898) und anderen Themen. Sie erschienen u. a. in Sammelbänden der Kurfürstlich Sächsischen Oberlausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften (Görlitz 1779-1809) und im Neuen Lausitzischen Magazin (1861, 1864, 1876 u. a.).

2.9 Die Untergruppe " Kirchliche Angelegenheiten, einzelne Stände, Adel, Prediger, Schriftsteller" (14 Titel) enthält 5 Titel des 18. Jhs und 2 des 19. Jhs zur Oberlausitzer Kirchen- und Reformationsgeschichte. Die Geschichte der evangelischen Priesterschaft im Markgrafentum und den Sechsstädten überliefern neben den von Karl Gottlob Dietmann bekannten Übersichten (Lauban und Leipzig 1777) Johann Karl Dehmel (Friedersdorf 1803) und Christian Gotthelf Schümberg in seinem Nachschlagewerk der zur Zeit Friedrich August III. (*1750, reg. 1763-1827) im Markgrafentum Oberlausitz lebenden Persönlichkeiten verschiedener Stände (Bautzen 1769, 2 Exemplare). Die Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter vom 13. Jh bis gegen Ende des 16. Jhs beschrieb Hermann Knothe (Leipzig 1879), dessen Arbeit Walter von Boetticher (Görlitz 1912-1923) fortsetzte.

2.10 Die Untergruppe " Recht, Verfassung und Verwaltung" (21 Titel) weist aus dem 18. und 19. Jh mehrere Sammlungen von Regulativen und Urkunden über die Arbeit von Landtag und Justizorganen auf. Ältestes Stück ist die Römisch-Kayserliche: auch zu Ungarn und Böhmen ... confirmirte Ambtsordnung wie es im Marggraffthumb Ober-Lausitz bey dem ordentlichen Gericht ... gehalten werden soll (Bautzen 1612). Chronologische und Sachregister der Oberlausitzischen Gesetze liegen u. a. von Christian Gottfried Meißner vor (Berlin 1827), ferner von Johann Samuel Heinsius zum Augustäischen Codex (Leipzig 1778). Zur Anwendung der Landesverfassung und der für die Oberlausitz geltenden Partikularverfassung sind 6 Titel aus dem 19. Jh vorhanden. Im 18. Jh abgehandelt wurden das Lehnsrecht (2), das Privatrecht (2) sowie das Femegericht in der Oberlausitz. Hinzu kommt der Plan für eine gemeinsame Brand-Versicherungsgesellschaft in den Lausitzer Kreisen (Görlitz 1784). Neun Titel (davon einer des 18. Jhs) zur Wirtschaft haben u. a. Fragen des Freikaufs oberlausitzischer Dörfer und Bauerngüter zum Inhalt, aber auch schon die Lage der Arbeiter in den Webereien (Edmund Fischer, Zittau 1898).

2.11 Zu " Kunst, Baudenkmälern" liegen u. a. vor der Auszug aus der Gallerie der Kirchen, der geschichtlichen Denkmäler und Sehenswürdigkeiten Schlesiens und der Königl. Preuß. Lausitzen (Neusalza und Löbau, Mitte 19. Jh) und eine Beschreibung Bautzner Grab- und Gedächtnismale von Christoph Wagner (Bautzen 1697). Unter den Beiträgen zur Oberlausitzer Kultur, Wissenschaft und zum Schulwesen finden sich Beobachtungen der athmosphärischen Elektrizität und deren Resultaten (Görlitz 1802) von Adolf Traugott von Gersdorf (1744-1807), Gründungsmitglied der Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften.

2.12 Neun Titel (davon je einer aus dem 17. und 18. Jh) liegen vor zu " Volks-, Sippen- und Heimatkunde". Themen sind Sitten und Gebräuche im wendischen Volksleben, Volkserzählungen und Sagen. Ältester Druck ist Georg Wenden, Debschitzische Genealogia (Lauban 1695). Aus den Jahren 1794 bis 1801 sind mehrere Ober-Lausitzische Adress-Post- und Reisekalender (Zittau) vorhanden. Fünf Titel (18. Jh 2, 19. Jh 3) gelten Einzelpersönlichkeiten aus Politik und Wissenschaft.

2.13 77 Titel sind Monographien zu einzelnen Ortschaften der Oberlausitz, darunter die Übersicht von Georg Gotthold Monse, Das jetztlebende Oberlausitz oder der gegenwärtige Zustand des Markgrafthums Oberlausitz und eine topographische Angabe der Städte ... (Bautzen 1787) und Die Oberlausitz als besondere Abtheilung von Sachsens Kirchen-Galerie (Dresden, Mitte 19. Jh). Mit mehreren Veröffentlichungen vertreten sind insbesondere Bautzen (9 Einzeltitel, 6 Sammelbände), Kamenz (5 Titel), Lauban (4), Löbau (9), Bad Muskau (5), Oybin (10) und Zittau (19).

2.14 Zehn Titel des 18. Jhs und 101 des 19. Jhs behandeln die Stadt Görlitz. Den frühesten vorhandenen Versuch einer kurzen Geschichte und Beschreibung der Kurfürstl. sächs. Sechsstadt Görlitz in der Oberlausitz (Görlitz 1805-1806) unternahm Imanuel Vertraugott Rotte, weitere Darstellungen folgten ab 1850 (Carl Gotthelf Theodor Neumann). Der erste verfügbare Stadtführer stammt aus dem Jahre 1867 (Görlitz). Über einzelne Ereignisse der Stadtgeschichte berichten 4 Titel des 18. Jhs und 17 des 19. Jhs; davon würdigen 4 Titel Görlitzer Persönlichkeiten. Verfassung, Verwaltung, kommunale Einrichtungen sowie Gerichtsbarkeit in Görlitz behandeln 14 Titel des 19. Jhs; 2 Leipziger Dissertationen des 18. Jhs befassen sich mit der Rechtsgeschichte der Stadt. Schwerpunkt von 16 Veröffentlichungen zur Görlitzer Wirtschaft sind die Industrie- und Gewerbeausstellung von 1885 sowie die Geschichte des Buchdrucks in der Stadt. Neun Titel gelten insbesondere Görlitzer Kirchenbauwerken und Altertümern. Die Untergruppe " Schulen, Kirchliches, soziale Einrichtungen" (33 Titel) weist 22 Schulschriften, Schulgeschichten, Schulprogramme und Festschriften für das Gymnasium, die höhere technische Lehranstalt und die Baugewerkschule sowie ein Schulgesetz von 1837 auf. Neben 6 Historien und Kirchenbeschreibungen ist ein Görlitzer Gesangbuch von 1740 vorhanden.

2.15 Der Zeitschriftenbesitz reicht bis in die zweite Hälfte des 18. Jhs zurück. Dazu gehören insbesondere das durch gute Register erschlossene Lausitzische Magazin (1768-1792), dessen Fortsetzung Lausitzische Monatsschrift (1793-1808) sowie das Neue Lausitzische Magazin (1822-1941).

Sondersammlung

2.16 Die Kartensammlung des Stadtarchivs umfaßt 774 bearbeitete Karten aus dem 16. Jh (5), 17. Jh (8), 18. Jh (27) und 19. Jh (734). Zahlreiche weitere Karten sind nicht datiert. Vorhanden sind Stadtpläne, Flurkarten, Karten von Schlachten, Gefechten und Belagerungen während des Dreißigjährigen Krieges, in den Schlesischen und den Befreiungskriegen in Deutschland und Böhmen. Unter ihnen befinden sich Unica wie der Holzschnitt Ab Kontrafeiung der Stadt Görlitz von Joseph Metzker (erwähnt 1560 bis 1585) und Georg Scharfenberg (erwähnt ab 1549; 1565), die kolorierte Ansicht der Stadt Görlitz von Franz Hogenberg (1540-um 1590; 1575) und die Landtafel des Markgrafentums Oberlausitz von dem Kartographen und Görlitzer Bürgermeister Bartholomäus Scultetus (1593). Zwei Vogelschauen auf Görlitz stammen von Matthäus Merian (1650) und Daniel Petzold (erwähnt ab 1710; 1714). Eine Reihe wertvoller Karten fiel mutwilligen Beschädigungen und Zerstörungen nach 1945 zum Opfer. Zahlreiche spätere Neuerwerbungen stehen gegenwärtig noch nicht für die Benutzung zur Verfügung.

2.17 Eine gesonderte, beachtenswerte Kollektion bilden 130 Mappen (Pläne, Gebäuderisse und -ansichten u. a.) des Hochbauamtes Görlitz.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach RAK]

Systematischer Katalog

[in Zettelform, nach RAK; Systematik von 1935, überarbeitet 1945]

Stich- und Schlagwortkatalog

[in Zettelform]

Handbücher im Jechtzimmer

[Systematischer Standortkatalog, in Listenform, nach 1945 angelegt, mschr., verkürzte Titelaufnahmen, zumeist ohne Ort]

3.2 Historische Kataloge

Verzeichnis der aus dem Nachlaße des Bürgermeisters Zobel im Jahre 1816 überwiesenen Bücher-Sammlung. Aufgenommen im Monat August 1840. Verzeichniß der aus dem Nachlaße des Bürgermeisters Samuel Traugott Neumann im Jahre 1831 überwiesenen Bücher-Sammlung. Aufgenommen im August 1840 [systematischer Bandkatalog, hschr.; die Sammlung Neumann ist der Milichschen Gymnasial-Bibliothek einverleibt]

Sachregister der Zobelschen Bücher-Sammlung

[Bandkatalog, hschr.]

Alphabetischer Katalog

[Zettelkatalog sämtlicher Werke der Archiv-Bibliothek; nach hauseigenen Regeln; unvollständig, vor 1945 angelegt; mit Nachweisen der an die Oberlausitzische Bibliothek der Wissenschaften abgegebenen Literatur]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Jecht, Richard: Die Quellen zur Geschichte der Stadt Görlitz bis 1600. Görlitz 1909, S. 2-12

Jecht, Richard: Das Ratsarchiv der Sechsstadt Görlitz. Görlitz 1930

Haupt, Walther: Rückkehr des Görlitzer Ratsarchivs aus der Volksrepublik Polen. In: Sächsische Heimatblätter 8 (1962) Heft 3, S. 174-175

Haupt, Walther: Zur Geschichte des Stadtarchivs Görlitz. In: Archivmitteilungen 13 (1963) Heft 5, S. 190-194

Wenzel, Peter: Entwicklung und Aufgaben des Stadtarchivs Görlitz im sozialistischen Staat deutscher Nation. In: Archivmitteilungen 19 (1969) Heft 4, S. 158-161

Wenzel, Peter: Stadtarchiv und heimatgeschichtliche Forschung. In: Archivmitteilungen 30 (1980) Heft 6, S. 203-207

Wenzel, Peter: Das Schicksal der Bestände des Görlitzer Ratsarchivs. In: Görlitzer Magazin 7 (1993) S. 63-83

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Henschel, Gerhard: Literatur und Karten zur Geographie der Oberlausitz für die Zeit von 1560-1833. In: Neues Lausitzisches Magazin 108 (1932) S. 114-146; 110 (1934) S. 85-122; 111 (1935) S. 185-223

Lemper, Ernst Heinz: Historische Stadtansichten von Görlitz. Aus den Beständen der Abteilung für Stadtgeschichte. Görlitz 1972 (Schriftenreihe der Städtischen Kunstsammlungen N. F. 8)

Reuther, Martin: Die Oberlausitz im Kartenbild des 16. bis 18. Jahrhunderts. In: Letopis Instituta zu serbski ludospyt. B [Jahresschrift des Instituts für sorbische Volksforschung Bautzen] 1 (1953) S. 154-172

ders.: Die Darstellung der Ober- und Niederlausitz auf den ältesten Deutschlandkarten. In: Letopis Instituta za serbski ludospyt. B [Jahresschrift des Instituts für sorbische Volksforschung Bautzen] 2 (1955) S. 127-142

ders.: Der Görlitzer Bürgermeister, Mathematiker, Astronom und Kartograph Bartholomäus Scultetus (1540-1614) und seine Zeit. In: Wissenschaftliche Zeitschrift der Technischen Hochschule Dresden 5 (1955/56) Heft 6, S. 1133-1161

ders.: Batholomäus Scultetus (1540-1614), der Schöpfer der ersten Sprachgrenzenkarte. In: Petermanns Geographische Mitteilungen 101 (1957) Heft 1, S. 61-65

ders.: Metzkers-Scharfenbergs Abkonterfeiung der Stadt Görlitz im 1565. Jahr im Spiegel stadtgeschichtlicher Betrachtungen. In: Friedrich Beck (Hrsg.): Heimatkunde und Landesgeschichte. Weimar 1958, S. 52-90

Stand: November 1996

Dietmar Debes


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.