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Bibliothek des Stadtarchivs

Adresse. Stadtverwaltung der Hansestadt Greifswald - Stadtarchiv, Arndtstr. 2, 17489 Greifswald; [Karte]
Postfach 253, 17461 Greifswald
Telefon. (03834) 50 00 50

Unterhaltsträger. Hansestadt Greifswald
Funktion. Dienstbibliothek.
Sammelgebiete. Stadtgeschichte, Geschichte Vorpommerns.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Donnerstag 8-12.15 Uhr und 13.15-16 Uhr, Dienstag 8-12.15 Uhr und 13.15-18 Uhr, Freitag 8-12.15 Uhr. Leihverkehr: Dienstbibliothek nicht angeschlossen; Odebrechtsche Bibliothek: DLV über die Universitätsbibliothek Greifswald.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät (keine Benutzung durch Besucher).
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 15 Minuten); Busverbindung bis Haltestelle Markt (10 Minuten Fußweg) oder Goethestraße (5 Minuten). B 96 (E 251) ab Stralsund. A 11 (E 28), Ausfahrt Prenzlau; B 109.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Dienstbibliothek des Stadtarchivs ist aus der Ratsbibliothek hervorgegangen, doch lassen sich die Entwicklungslinien nicht detailliert nachzeichnen. Bereits 1749 wird im Ratsprotokoll über die Mittel zur Anschaffung von Büchern für eine " raths Bibliothec" reflektiert, ein Jahr später ist die Rede von 72 Reichstalern zur Disposition " in der anzulegenden raths Bibliothec". Die Bücher, über deren Anschaffung und Preise sich laufend Aktennotizen finden, standen offenbar nur den Ratsherren zur Verfügung. Auf eine Anfrage der Stralsunder königlich preußischen Regierungsbehörde wird 1879 festgestellt, die hiesige Ratsbibliothek werde " namentlich auch nicht als öffentliche Bibliothek benutzt".

1.2 Angaben über die Größe der Ratsbibliothek gibt es erst gegen Ende des 19. Jhs. Aus den vom Rat in Auftrag gegebenen Ordnungsarbeiten lassen sich für 1893 etwa 2600 Bde erkennen. Um 1900 dürften etwa 3500 Bde vorhanden gewesen sein, zu deren Ordnung durch einen Zettelkatalog der Rat dem Privatgelehrten Karl Adam (1849-1916) ein bescheidenes Honorar zubilligte. Im Jahre 1910 wird die Ratsbibliothek neben dem Archiv erkennbar; in den dreißiger Jahren stehen Archiv, Museum und Stadtbücherei unter einer gemeinsamen Leitung. Schließlich wurde unter der Leitung von Rudolf Biederstedt (ab 1954 Direktor des Stadtarchivs) die jetzige Dienstbibliothek geordnet und katalogisiert. Nach dem Stand von 1964 verfügte sie über ca. 2600 Bde.

1.3 Im Stadtarchiv befindet sich die Bibliothek der Greifswalder Familie Odebrecht (Odebrechtsche Bibliothek). Diese stammt zum größten Teil aus dem Besitz des Oberappellationsrates Andreas Christian Odebrecht (1756-1831) und wurde vom Ratssyndikus Ferdinand Odebrecht (1807-1877) dem Greifswalder Magistrat zur ständigen Verwaltung und Aufbewahrung übergeben. Sie wurde zunächst (seit den siebziger Jahren des 19. Jhs) im Rathaus aufbewahrt, im Jahre 1920 der Universitätsbibliothek übergeben und befindet sich seit 1962 im Stadtarchiv. Angehörige der Familie Odebrecht waren seit dem ausgehenden 17. Jh als Juristen, Ratsherren und Bürgermeister im Dienste der Stadt tätig. Eine erste Katalogisierung erfolgte 1882/83 durch Karl Adam.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek umfaßt ca. 3600 Bde. Der historische Bestand beträgt 500 Bde (14 Prozent), von denen nur 10 fremdsprachig sind. Der Altbestand setzt sich zusammen aus 4 Bdn des 16. Jhs, 68 Bdn des 17. Jhs (13,6 Prozent), 91 Bdn des 18. Jhs (18,2 Prozent) und 335 Bdn des 19. Jhs (67,4 Prozent).

2.2 Die Bibliothek ist systematisch gegliedert. Die Gruppe Lexikalische Hilfsmittel (A) enthält Lexika, Adreßbücher und Atlanten. Die Gruppe Geschichte (B), die größte des Bestandes, ist untergliedert in Historische Hilfswissenschaften (B I), Außerdeutsche Geschichte (B II) und Deutsche Geschichte (B III) einschließlich der Geschichte Pommerns. Die Bestände zur deutschen Geschichte (B IIIa) sind nach Hauptperioden geordnet. Die Systematik der Landesgeschichte ist nach Perioden (B IIIb) oder nach Städten und Kreisen (B IIIc) differenziert. Kleinere Systemgruppen sind die Kunstgeschichte (C), Sprachwissenschaft und Literatur (D), Volkskunde (E), Verwaltungswissenschaft (F), Rechtswissenschaft und Verfassungskunde (G) sowie die Periodika (Z).

2.3 Die historischen Hilfswissenschaften gliedern sich in Bibliographie, Quellenkunde, Genealogie, Heraldik, Sphragistik und Numismatik sowie Archivwissenschaften. Die landesgeschichtliche Literatur ist nach Epochen (Mittelalter, Neuzeit und Neueste Zeit ab 1871) geordnet. Unter den landeskundlichen Titeln ist erwähnenswert Johann David Reichenbach, Patriotische Beyträge zur Kenntnis und Aufnahme des schwedischen Pommern (Stralsund und Greifswald 1784-1787). Verwiesen sei auch auf den Pommerschen Kriegs-Postillon aus den Jahren 1677 bis 1679. Unter den Periodika befinden sich das Greifswalder Wochenblatt (1822-1874, unvollständig) sowie die Stralsundische Zeitung (1799-1864, unvollständig).

Odebrechtsche Bibliothek

2.4 Die Odebrechtsche Bibliothek (Bestandteil der Odebrechtschen Familienbibliothek) besteht aus 1464 Bdn, die ausschließlich vor 1900 erschienen sind. Die Zahl der Titel dürfte knapp 5000 betragen, da 100 Bde mit Dissertationen allein 3800 Titel ausmachen ( s. u. 2.6). Dem 16. Jh gehören 7 Bde an, dem 17. Jh 92 (6,3 Prozent), dem 18. Jh 480 (32,8 Prozent) und dem 19. Jh 856 (58,5 Prozent), 29 (1,9 Prozent) sind nicht datiert. Von den 200 fremdsprachigen Bänden (13,7 Prozent) sind nur einzelne in französischer, die Mehrzahl in lateinischer Sprache.

2.5 Die Bibliothek ist durch einen Alphabetischen und durch einen Systematischen Zettelkatalog erschlossen. Sie gliedert sich in 6 Bestandsgruppen: Allgemeines (Biographien, Bibliographien, Genealogie, Periodika und Schulprogramme); Geschichte (allgemeine, schwedische, mecklenburgische und pommersche Geschichte, Geschichte der pommerschen Städte); Juristische Schriften (Verfassung und Verwaltung, Rechtstheorie und -geschichte, Kirchenrecht); Theologische Schriften; Universität Greifswald (Geschichte, Schriften, Dissertationen) und Varia (Philologie, Wirtschaft und Handel, Geographie und Reisen, Medizin und Hygiene, Kunst).

2.6 Der Bestand enthält vor allem Veröffentlichungen zur (vor-)pommerschen Landesgeschichte mit Schwerpunkt bei den Rechtsverhältnissen (ca. 500 Bde). Von besonderem Wert ist die Sammlung der in mehr als 100 Bdn überlieferten ca. 3800 Dissertationen, die überwiegend aus dem 17. und 18. Jh stammen. Neben den Greifswalder Dissertationen finden sich vor allem Arbeiten der Juristischen Fakultäten in Halle, Leipzig, Wittenberg, Jena und Rostock; Stichproben lassen auch Verfasser aus Erfurt, Frankfurt/Oder, Heidelberg, Helmstedt, Marburg, Straßburg und Tübingen erkennen. Der Bestand entspricht dem der Universitätsbibliothek Greifswald. Gegenüber der von Polthier ( s. u. 4.2) angegebenen Zahl von ca. 4000 Dissertationen ist ein geringer Verlust festzustellen. An wissenschaftlichen Zeitschriften sei verwiesen auf die von Johann Georg Dähnert herausgegebenen Pommerschen Nachrichten von gelehrten Sachen (Greifswald 1743-1748), Critische Nachrichten (Wismar 1750-1754), Neue critische Nachrichten (Greifswald 1765-1768) und Neueste critische Nachrichten (Greifswald 1775-1807, ab 1785 herausgegeben von Johann Peter Möller).

3. KATALOGE

Dienstbibliothek:

Alphabetischer Katalog [nach Hausregeln]

Systematischer Katalog [nach DK]

[Die Dienstbibliothek wird z. Zt. nach RAK neu katalogisiert, die Systematik präzisiert.]

Odebrechtsche Bibliothek:

Alphabetischer Katalog [nach Hausregeln]

Systematischer Katalog

[alle Kataloge in Zettelform]

Zeitungen sind bei Hagelweide nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Quellen

Stadtarchiv Greifswald: Rep. 5 Tit. 46 Nr. 2 Vol. I-IX. Die Ratsbibliothek 1749-1909

Rep. 5 Tit. 46 Nr. 2a. Ordnung der Stadtbibliothek 1893-1912

4.2 Darstellungen

Polthier, Wilhelm: Die Greifswalder Familie Odebrecht und ihre Bibliothek. In: Greifswalder Zeitung Nr. 59 (1921)

Polthier, Wilhelm: Die Odebrechtsche Familienbibliothek der Universitätsbibliothek zu Greifswald. Greifswald 1922 (Aus den Schätzen der Universitätsbibliothek zu Greifswald 2)

Biederstedt, Rudolf: Geschichte des Stadtarchivs Greifswald. In: Greifswald-Stralsunder Jahrbuch 2 (1962) S. 165-206

Stand: Juni 1994

Gerhard Heitz


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.