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Bibliothek des Zisterzienserstiftes

Adresse. Stift Zwettl, 3910 Zwettl [Karte]
Telefon. (02822) 550-41
Telefax. (02822) 550-50

Unterhaltsträger. Zisterzienserstift Zwettl
Funktion. Stiftsbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie, Geschichte, insbesondere Landesgeschichte von Niederösterreich. - 2. Besonderes Sammelgebiet: Cisterciensia.

Benutzungsmöglichkeiten. Nach Voranmeldung und nur für wissenschaftliche Zwecke. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Mikrofilm-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erbeten. - Bahnverbindung Wien-Krems bzw. St. Pölten-Krems, vom Bahnhof Krems Busverbindung zum Stift Zwettl. - A 1 bis St. Pölten, dann S 33 bis Krems, weiter B 37 bis Rastenfeld, B 38 bis Zwettl.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Unmittelbar nach der Gründung des Zisterzienserstiftes Zwettl (1137/1138) setzte im Kloster die Skriptorentätigkeit ein, da die Mönche Codices insbesondere für das Chorgebet benötigten. Neben liturgischen Hss. waren auch Bibeltexte und die Benediktinerregel als Grundausstattung erforderlich. Nach dem architektonischen Idealplan der Zisterzienser war die Nische zur Unterbringung der liturgischen Codices und der Bibelhandschriften, das sogenannte Armarium, in der Mauer zwischen dem Kapitelsaal und dem Eingang zur Kirche an der Nordostseite des Kreuzganges gelegen. Für die Aufbewahrung und Pflege der Hss. hatte der Cantor zu sorgen. Zisterzienserstift

1.2 Bei den Hss. und Drucken der Stiftsbibliothek handelt es sich um einen gewachsenen Bestand, da das Kloster niemals aufgehoben wurde. Daher ist auch der Grundstock an Codices, etwa der liturgischen Hss. des 12. Jhs, im wesentlichen erhalten geblieben. Im 12. Jh war die Schreibtätigkeit des Scriptorium Zwetlense besonders rege. Aus dieser Zeit stammt z. B. eine Abschrift des Cistercienser-Normcodex für den liturgischen Gebrauch - entstanden im Zuge der großen Liturgiereform des Bernhard von Clairvaux. Es konnte nachgewiesen werden, daß es sich dabei um den ältesten erhaltenen Normcodex OCist. handelt, dessen Teile von einer nicht mehr erhaltenen Vorlage abgeschrieben wurden (Ziegler, s. u. 4.2 ). Ebenfalls im 12. Jh begann man mit der Aufzeichnung der Stiftsgeschichte in den Zwettler Annalen, und die ersten Bücherlisten wurden angelegt.

1.3 Im Liber fundatorum aus dem frühen 14. Jh, der sogenannten Bärenhaut, einer Sammelhandschrift mit Abschriften der Urkunden des Stiftes Zwettl, erfahren wir u. a., daß außer dem Cantor auch der Pförtner des Stiftes Bücher - libros matutinales et diurnales - für das Kloster besorgen mußte. Betreut wurde die Bibliothek um 1300 von Frater Gregorius de Zwetla, um 1400 von Nikolaus von Dobersberg. Seine bibliothekarische Tätigkeit ist durch zahlreiche von ihm vorgenommene handschriftliche Inhaltseintragungen in mittelalterlichen Codices bezeugt. Größere Schenkungen von Hss. gab es in der ersten Hälfte des 14. Jhs, so 1342 durch Johannes Parisiensis (Pfarrer in Hoeflein, studierte in Paris) und Otto Gnemhertl, Pfarrer von Maria am Gestade in Wien; Gnemhertl ließ der Stiftsbibliothek 1349 40 Codices zukommen, von denen noch 32 erhalten sind. Das Archivinventar von 1451 verzeichnet insgesamt 483 libri. Die Schreibtätigkeit im Scriptorium Zwetlense ist bis in die frühe Neuzeit nachzuvollziehen.

1.4 Abt Colomann Bauernfeindt (reg. 1490-1495), der über eine eigene libraria verfügte, sorgte für die Errichtung eines neuen Bibliotheksraumes. Dieser lag östlich des Kreuzganges im Areal der spätromanischen Fraterie und reichte bis zum Beginn des neuen gotischen Dormitoriums. Baumeister war Georg von Eichstätt. Seinem späteren Nachfolger, Abt Erasmus Leisser (reg. 1512-1545), wurde ein prachtvoll illuminiertes Stundenbuch flämisch-österreichischen Ursprungs vermutlich geschenkt.

1.5 Im Inventar von 1580 sind etwa 30 in der Conventstube untergebrachte Bücher verzeichnet. Die Inventare von 1608 und 1611 erwähnen etwa 500 Bücher in den Räumen der Abtei und in der liberey an kheten und ohne kheten bei 1000 stuckh buecher. Laut einem Inventar von 1639 - erstellt anläßlich der Wahl des Abtes Georg II. Nivard Koweindl (reg. 1639-1645) - waren in der bibliothec der buecher über 2000 sowol in folio, 4to, als octavo, deren specification herr pater supprior alss bibliothecarius einzuraichen bevelcht worden. In der Sakristei befanden sich zu dieser Zeit 20 liturgische Bücher und in der Conventstube 119 libri - 82 davon hatte Abt Johannes Seyfried (reg. 1612-1625) angekauft. Möglicherweise wurde diese Inventarisierung vom späteren Abt Johann Bernhard Linck durchgeführt, nachdem er 1639 den ersten seiner beiden Annalenbände zum Stift Zwettl fertiggestellt hatte.

1.6 Ein zwischen 1620 und 1640 angelegter Katalog (Index omnium librorum, qui in bibliotheca exstant, s. u. 3.3) erläutert die Aufstellung der Buchbestände: Die erste Gruppe, Super repositorio abbatiali bezeichnet, enthält 64 Werke, darauf folgen 16 Repositorien mit 796 Bänden, dann ein Index librorum bibliothecae in cubiculo abbatis mit 219 Werken, und den Schluß bildet eine Liste von 58 Büchern in deutscher Sprache, die wohl auch getrennt von den anderen aufgestellt waren und ein Repositorium für sich gehabt haben dürften ...Die im Katalog angeführten Bände, 1137 an der Zahl, sind Handschriften, Inkunabeln und gewöhnliche Drucke bunt durcheinander. Das Aufstellungsprinzip in den Repositorien kann man daraus nicht entnehmen. (Treml, s. u. 4.2). Eine etwa 100 Jahre später vom Augustiner-Eremiten Xystus Schier vorgenommene Katalog-Abschrift (1903 von A. Goldmann veröffentlicht, s. u. 4.2) befindet sich in der Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek.

1.7 In der Amtszeit des Abtes Caspar Bernhard (1672-1695) befand sich die Bibliothek östlich des Chores der Kirche im Verbindungsbau zur Nikolauskapelle. Der Abt sorgte für die Aufstockung des Buchbestandes - Ankäufe sind u. a. aus den Jahren 1674 und 1675 belegt -, ließ den Bibliotheksraum 1675 neu pflastern und zahlreiche Werke von einem Waidhofener Buchbinder binden. Die hauseigene Buchbinderei wurde 1760 neu eingerichtet und bis in die frühen siebziger Jahre des 20. Jhs benützt. Abt Robert Schöller (reg. 1695-1706) ließ ab 1701 über dem südlich des heutigen Konventgartens nach Osten vorspringenden Basteikasten eine neue Bibliothek errichten (Treml, s. u. 4.2). Zudem sorgte er für den Ankauf von rund 40 Büchern.

1.8 Der Bau der neuen hochbarocken Bibliothek wurde in den Jahren 1730 bis 1732 von Joseph Munggenast ausgeführt. Der Saal ist an der Nordostseite des Klosters entlang eines Konventtraktes im Klausurbereich angelegt und hat bis heute die Funktion eines Studiolos für die Mönche. Daß der Raum östlich vom Kirchenchor und der Sakristei errichtet wurde, geht vermutlich auf eine Anweisung des Abtes Melchior Zaunagg (reg. 1706-1747) zurück, dem möglicherweise die Lage des Bibliothekssaales von 1500 des Zisterzienserklosters von Citeaux als Vorbild diente. In diesem Saal sollte der gesamte Buchbestand - Hss., Inkunabeln und alle übrigen Drucke - zusammengeführt werden (ausgenommen Archivhandschriften und -material). Der Abt ließ um mehrere tausend Gulden Bücher ankaufen (darunter W. J. Blaeus Novus Atlas absolutissimus, Amsterdam 1647-1660). 1715 erwarb er Werke aus der Bibliothek des Stiftes Melk. Der damalige Bibliothekar, P. Bertrand Gsenger, sorgte für eine Neuaufstellung und -katalogisierung der Bestände.

1.9 Unter dem Melchior Zaunagg nachfolgenden Abt, Rainer I. Kollmann (reg. 1747-1776), erfuhr die Bibliothek ebenfalls eine beträchtliche Erweiterung. 1767 wurden Bücher aus einer Lizitation der Bibliothek der Grafen Zinzendorf in Wien erworben, nach Aufhebung des Jesuitenordens Werke aus den Wiener Jesuitenkollegien. Auch von wandernden Buchhändlern kaufte man Bücher an, so 1711 bei einem bayerischen buechträger, der eben mit seinem Wanderlager am Kloster vorbeikam (Muck, s. u. 4.2). Rund 290 Bände kamen unter Abt Berthold Gamerith (reg. 1808-1828) an die Bibliothek. In seiner Amtszeit nahmen die Wissenschaftspflege und Historiographie des Stiftes einen neuen Aufschwung, vor allem durch die Arbeiten P. Ambros Haßlingers (umfassende Katalogwerke, s. u. 3.3) und P. Johannes Frasts (s. u. 4.2). P. Leopold Janauschek machte sich insbesondere durch Forschungen auf dem Gebiet der Zisterzienser-Ordensgeschichte verdient.

1.10 Um 1898 erfolgte eine Neuordnung des Bibliotheksbestandes durch den Bibliothekar P. Julius Zelenka. Nach 1900 betreute P. Benedikt Hammerl die Bibliothek und das Archiv. Erst jetzt kam es zu einer generellen Reorganisation der Bibliothek. Die Inkunabeln (Zeitraum 1470 bis 1510) erhielten eine Sonderaufstellung, ebenso die Drucke aus dem Zeitraum 1511 bis 1550. Zugleich wurde die Umsignierung des gesamten Druckschriftenbestandes vorgenommen. Sowohl Benedikt Hammerl als auch sein Nachfolger P. Alois Wagner bereicherten den Buchbestand vor allem durch den Ankauf von Standardwerken zur Theologie sowie zu den Geistes- und Naturwissenschaften. Zudem erwarben sie Liturgica und Cisterciensia.

1.11 Den Zweiten Weltkrieg überstand die Bibliothek weitgehend unbeschadet. 1972/1973 begann man mit der Neukatalogisierung der mittelalterlichen Hss. der Stiftsbibliothek (Ziegler, s. u. 4.2), die demnächst ihren Abschluß finden wird. Zwischen 1977 und 1980/1981 wurden durch den Bibliothekar Frater Andreas Tomaschek zahlreiche Werke aus dem 16. bis 18. Jh (meist im Quartformat) vom großen Bibliothekssaal in einen Depotraum transferiert und mit neuen Signaturen versehen, wodurch die überlieferten Bücherinventare ihre Aktualität verloren.

1.12 Von 1988 bis 1993 leitete P. Georg König Bibliothek und Archiv. Er war darauf bedacht, auch den Bestand an alten Drucken zu vergrößern und erwarb u. a. 6 Inkunabeln. Seit 1994 betreut Charlotte Ziegler Bibliothek und Archiv. Vorhaben für die unmittelbare Zukunft sind die Katalogisierung des Bibliotheks- und Archivbestandes mittels EDV, die Revidierung des Autorenkataloges und die Erstellung eines Sachkataloges. Zudem ist die Rückführung der von Frater Andreas Tomaschek verlagerten Bücher in den großen Bibliothekssaal vorgesehen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der Gesamtbestand der Stiftsbibliothek beläuft sich auf rund 55.000 Bde. Die im großen Bibliothekssaal untergebrachten rund 28.230 Bde sind zur Gänze historisches Buchgut. Davon sind etwa 70 Prozent theologischen Inhalts. In einem weiteren Raum befinden sich noch rund 5130 Bde. Die Werke stammen zu 65 bis 70 Prozent aus dem 17. und 18. Jh. 85 bis 90 Prozent der Bände sind in lateinischer Sprache verfaßt, der Rest vorwiegend in Deutsch. Kleinere Bestände liegen in Griechisch, Hebräisch, Italienisch und Französisch vor. Die Angaben basieren auf einer Sichtung der Bände an den Regalen.

Systematische Übersicht

Großer Bibliothekssaal

2.2 Die Bibliothek ist in Abteilungen gegliedert. Allerdings gibt es bei zahlreichen Themenbereichen Überschneidungen bzw. die Zuordnung der Bände zu den einzelnen Sachgebieten ist nicht streng eingehalten. So weist etwa die Abteilung Philosophie und Medizin zahlreiche theologische Werke auf, die Abteilung Historia profana auch eine größere Anzahl an Cisterciensia.

2.3 Die Abteilung Philosophie und Medizin enthält 266 Bde, darunter Werke von Aristoteles (Tripartitae philosophiae opera omnia, Basel 1587; Opera omnium nova editio graece et latinae, Genf 1605) und Victor Trincavellis (Consilia medica, Basel 1587). 3 Ausgaben von Schriften des Paracelsus aus dem 17. Jh wurden 1933 verkauft. Erhalten blieb der von Conrad Waldkirch herausgegebene Zehender Teil der Bücher und Schriften des ...Philippi Theophrasti Bombast von Hohenheim, Paracelsi genannt (Basel 1591). Athanasius Kircher ist in dieser Bestandsgruppe mit 5 Titeln vertreten (z. B. Mundus subterraneus, Amsterdam 1678). Wie oben erwähnt, sind auch theologische Werke hier aufgestellt, u. a. Stephan Nicolaus Coletis Sacrosancta Concilia (Venedig 1728-1733).

2.4 216 Bde sind in der Abteilung Bibliotheca concionata aufbewahrt. Dabei handelt es sich sowohl um Werke zur Theologie, zur Ordensgeschichte der Benediktiner und zur Hagiographie als auch um Studien zu den Naturwissenschaften, zu Geschichte, Theater und Literatur sowie Architektur. Das Allgemeine historische Lexicon (2. Aufl. 1722, 3. Aufl. 1730) und Johann Pistorius' Scriptorum rerum Germanicarum (Frankfurt, Hannover 1607-1613) sind hier ebenso zu finden wie Ferdinand Ughellis Italia sacra (Venedig 1717-1722), Plinius' Naturalis historia (Venedig: Hieronymus Scotus 1571) und Georg Andreas Boecklers Theatrum machinarum novum (Nürnberg 1673). Auch in dieser Bestandsgruppe gibt es 5 Titel von Athanasius Kircher, z. B. Ars magna lucis et umbrae (Amsterdam 1671).

2.5 Die Abteilung Lexika setzt sich aus 232 Bdn zusammen. Hier stehen vor allem Lexika zur Theologie, Ordensgeschichte und Geschichte, wie Johann Georg Graevius' Thesaurus antiquitatum Romanorum (Venedig 1732-1737), Lucas Waddings Annales Minorum (Rom 1731-1736) und Franz Khevenhüllers Annales Ferdinandei (Leipzig 1721-1726). Auch Wolfgang Lazius' Commentariorum rei imb. Romanae ...libri duodecim (Basel, o. J.; 1551) ist hier eingereiht.

2.6 462 Bde sind in der Gruppe Historia profana zusammengefaßt. Darunter befinden sich auch theologische und ordensgeschichtliche Abhandlungen - insbesondere Cisterciensia, wie Chrysostomus Henriquez' Menologium Cisterciense (Antwerpen 1630) und Caspar Iongelins Notitia abbatiarum ordinis Cisterciensis (Köln 1640). Neben Studien zur Geschichte und Diplomatik sind hier wichtige Werke zur Scriptorienforschung in Österreich, zur Theaterwissenschaft, bildenden Kunst und Kosmographie eingeordnet. Insgesamt enthält diese Abteilung viele Schriften italienischer Autoren und Verlage sowie Werke, die in Italien entstanden sind.

2.7 Der Bereich Historia sacra besteht aus 447 Bdn, darunter Johannes Duns Scotus' Opera omnia (Lyon 1639), Gérard Dubois' Historia ecclesiae Parisiensis (Paris 1692 und 1710) und die 27 Bde umfassende Bibliotheca Maxima veterum patrum et antiquorum scriptorum ecclesiasticorum (Lyon 1677 ff.). Auch Schriften der Gegenreformation - wie Max Wietrowskys Historia de haeresi Lutherana (Prag 1724) und desselben Historia de magno schismate occidentis (Prag 1724) - sowie Roger Dodsworth' Monasticon Anglicanum (London 1682) liegen vor. Zudem weist die Abteilung Werke antiker Autoren auf (u. a. Tacitus, Livius, Seneca).

2.8 In der Bestandsgruppe Theologia Moralis" (240 Bde) finden sich neben einschlägigen Schriften (z. B. von Anaklet Reiffenstuel) ebenfalls Werke zu anderen Bereichen, etwa zur Theologia scholastica, aber auch zu den Naturwissenschaften und zur Medizin (u. a. Avicennas Medicorum Arabum principis liber Canonis, Basel 1556). Außerdem werden hier Werke antiker Autoren aufbewahrt, wie Vergils Opera (Lyon 1517, Paris 1517).

2.9 243 Bde zur Dogmatik und Kanonistik stehen in der Abteilung Theologia speculativa, darunter die Opera omnia des Thomas von Aquin (20 Bde, Paris 1660-1663) und desselben Summa Theologica (Lyon 1702). 8 Titel stammen von Franz Suarez (z. B. Opus de virtute et statu religionis, Lyon 1609).

2.10 Der Bereich Ius Canonicum (242 Bde) enthält die wichtigsten einschlägigen Werke, wie ein Decretum Gratiani (Lyon 1506), die Decretales Papae Gregorii IV. (Lyon 1506), die Decretales liber sextus papae, Bonifatius VIII. (o. O. 1507) und das Speculum iuris des Guilelmus Durandus (Frankfurt 1612). Auch die Werke des Augustin Barbosa haben hier ihren Platz, z. B. die Collectanea in codic. Iustiniani (Lyon 1720). Deutsch- und anderssprachige Werke (vor allem lateinische) halten einander annähernd die Waage.

2.11 Bei den 232 Bdn der Abteilung Interpretes sacri handelt es sich vor allem um Bibelkommentare lateinischer und griechischer Kirchenlehrer, aber auch um Homilientexte von Autoren aus der Zeit der Früh- und Spätgotik. Besonders gut repräsentiert sind die Schriften von Vertretern der Predigerorden, speziell der Dominikaner (z. B. Nicolaus Gorranus' In omnes divi Pauli epistolas, Lyon 1692; Robert Holkots Postilla super libros Sapientiae, 1689), aber auch der Kartäuser und Jesuiten.

2.12 Werke aller bedeutenden Kirchenväter und Kirchenlehrer werden in der Abteilung Sancti et Patres aufbewahrt. Die 140 Bde stammen aus der Zeit von etwa 1537 bis 1799. Erwähnt sei die 9 Bde umfassende Bibliotheca sacra - Sanctorum Patrum seu Scriptorum Ecclesiasticorum (Paris 1589).

2.13 Die Bestandsgruppe Scriptura sacra enthält 142 Bde, vornehmlich Bibeltexte. Neben deutschen Bibelausgaben (z. B. Katholische Bibel mit heilsamen Annotaten von Johann Dietenberger, Köln 1571) gibt es u. a. eine tschechische Bibel (1603) in böhmischer Drucktextura und eine Biblia hebraica, graeca, latina (Heidelberg 1599). Ferner sind hier Bibelkonkordanzen (1617, 1663, 1740, 1751) sowie Drucke der Evangelien und des Psalters angeordnet.

2.14 284 Bde finden sich in der Abteilung Antiquarii. Sie stammen in der Mehrzahl aus dem ersten Viertel des 16. Jhs, einige wenige aus dem 17. Jh. Manche Bücher sind in beschriebene Pergamentfragmente aus dem 13. und 14. Jh des Scriptorium Zwetlense gebunden. Theologie, Geschichte, Philosophie und die Naturwissenschaften bestimmen die Textinhalte. Die Luther-Bibel (Wittenberg 1529) hat hier ebenso ihren Platz wie Melanchthons Annotationes in Epistolas Pauli (Nürnberg 1522), die Predigten des Johannes Tauler (Basel 1522), ein Missale Strigoniense (Wien 1514) und Erasmus von Rotterdams De contemptu mundi epistola (Köln 1523).

2.15 Der Bereich Bibliotheca ascetica Regularis umfaßt 271 Bde, die zu rund 95 Prozent im 17. Jh erschienen sind. Der Rest stammt vorwiegend aus dem ersten Viertel des 18. Jhs, aus dem 16. Jh liegen nur wenige Titel vor. Es dominieren die Werke in lateinischer Sprache, daneben gibt es zahlreiche Bücher zur Moraltheologie und Spiritualität in Deutsch (u. a. Huy und Pfuy der Welt des Abraham a Sancta Clara, Würzburg 1707). Vorhanden sind neben Schriften von Autoren des deutschen Sprachgebiets auch Titel von Autoren aus dem romanischen und böhmischen Sprachraum (z. B. Ernst Pardubitz' Mariale, Prag 1651).

2.16 Vorwiegend Predigtliteratur ist in der 206 Bde umfassenden Abteilung Concionatores untergebracht. Davon stammen 70 Prozent aus der ersten Hälfte des 18. Jhs, 20 Prozent aus dem 17. Jh und 10 Prozent aus dem 16. Jh. Es handelt sich hauptsächlich um Werke von Exponenten der Bettelorden und der Jesuiten (Heinrich Pfendter, Johann Faber, Lucas von Rottenfels, Johann Hesselbach, Franz Höger, Jacob Lupperger u. a.). Der Bestand aus dem 17. Jh enthält z. B. die Übungen christlicher Tugenden des Jesuiten Alphons Rodriguez (Köln 1666, 1688), jener aus dem 18. Jh Predigten des Jesuiten Claude de la Colombière (Nürnberg 1726).

2.17 Die Sachgruppe Ius Civile setzt sich aus 261 Bdn zusammen. Davon sind rund 50 Prozent aus dem 16. Jh und jeweils etwa 25 Prozent aus dem 17. und 18. Jh. Georg Lauterbecks Regentenbuch (Leipzig 1557) ist ebenso vertreten wie das Corpus Iuris Hungarici von Stephan de Werböcz (Tyrnau 1655), Ferdinands III. Neue Peinliche Land-Gerichts-Ordnung (Wien 1656) und Michael Caspar Londorps Acta Publica (16 Bde, Frankfurt 1668-1721).

2.18 Auf der Empore befinden sich 3471 Bde. Sie stammen zu 70 Prozent aus dem 17. Jh, die übrigen Werke erschienen vorwiegend im 18. Jh, ein Teil im 19. Jh. Es dominieren die lateinischen Texte, gefolgt von den deutsch- und französischsprachigen; einige Titel sind italienisch. Besonders zahlreich vertreten sind Studien zur Geschichte (u. a. Faramond ou l'histoire de France, Paris 1664-1670; Mémoire en Suède et au provinces voisines, Paris 1672), die in vielen Fällen mit Kupferstichen auf den Vorsatzblättern ausgestattet sind. Umfangreich ist ferner die Literatur zur Kirchengeschichte, Hagiographie und Theologie allgemein. Darüber hinaus stehen hier Meditationsschriften, marianische Tagebücher, Werke zur Pastoral- und Moraltheologie, Anleitungen zum klösterlichen Leben, Cisterciensia, außerdem Kalendarien (z. B. der Kaiserliche Hof Uhren-Kalender, 1702-1744) und Reisetaschenbücher (13 Bde, Leipzig 1815 ff.). Auch Goethe's Werke (16 Bde, Berlin o. J.; 19. Jh) haben auf der Empore ihren Platz.

2.19 In kleineren Abteilungen des Prunksaals befinden sich 522 Bde (16. bis 19. Jh) zur Kanonistik, Hagiographie, Topographie und Geschichte sowie Lexika. So stehen hier z. B. der Thesaurus novus Anecdotorum des Edmond Martène (Paris 1717), das 1518 in Florenz erschienene Werk Pedacii Dioscoridiae Anazarbei de medica materia Libri, welches Reste eines schönen Einbandes aus dieser Zeit aufweist, ferner die Acta Sanctorum der Bollandisten (63 Bde, 1643-1894), Giovanni Domenico Mansis Konziliensammlung (Sacrorum Conciliorum nova et amplissima collectio, Paris, Leipzig 1901 ff.), aber auch ein Topographisches Post-Lexikon aller Ortschaften der k.k. Erbländer (Wien 1811).

2.20 Zudem besitzt die Stiftsbibliothek weitere rund 20.000 zumeist kleinformatige Bände, bei denen vielfach noch die Signatur aus der Barockzeit zu sehen ist. Einige sind in Handschriftenfragmente aus dem 12. und 13. Jh gebunden. Meist sind die Bücher nach Themenkreisen angeordnet, in einigen Regalen sind Bücher zu verschiedenen Wissensgebieten aufgestellt. Es handelt sich um Drucke des 16. bis 19. Jhs; der zeitliche Schwerpunkt liegt häufig auf dem 17. und 18. Jh. So sind etwa im Bestand zur Philosophie und Theologie zahlreiche Schriften des 17. und 18. Jhs von Vertretern des Jesuitenordens vorhanden. Bei der Literatur dominieren Ausgaben aus dem 19. Jh. Unter den Drucken zur Liturgie (ca. 5 bis 10 Prozent dieses großen Bestandskomplexes) sind auch Cisterciensia, z. B. Die Hymnen des Cistercienser-Breviers (Wien 1890) von P. Alexander Lipp aus dem Stift Zwettl, Ausgaben eines Antiphonale Cisterciense (Paris 1737) und eines Graduale Cisterciense (Paris 1696) sowie Marienoffizien des 17. und 18. Jhs im Zisterzienser-Ritus. Weiters gibt es Werke, die sich mit den Riten anderer Religionen beschäftigen, so ein Jüdisches Ceremonial, oder Beschreibung derjenigen Gebräuche, welche die Juden wol inn - als ausser dem Tempel bey allen und jeden Fest-Tagen ... zu nehmen pflegen (Nürnberg 1724).

2.21 Die Bibelwissenschaft (etwa 10 bis 20 Prozent) ist mit Titeln des 16. bis 19. Jhs vertreten, darunter eine Teilausgabe des Alten Testaments (Lyon 1542), ein Kommentar zum Alten Testament von Cornelius a Lapide (Antwerpen 1659 und 1663), ein mit prachtvollen Holzschnitten versehenes Fragment einer Biblia Martini Lutheri (Einband datiert mit 1676) und eine 11 Bde umfassende Biblia hebraica (Wien 1810). Zur Theologie (ca. 30 Prozent) sind hier u. a. Gasparre Saccarellos Historia ecclesiastica (24 Bde, 1771-1794), Sebastiano Dupasquiers Summa Theologiae Scotisticae (1720) und Johannes Schwetz' Theologia fundamentalis seu generalis (1858) eingeordnet sowie einige Zeitschriftenreihen, z. B. die von Jakob Frint herausgegebene Theologische Zeitschrift (1813-1826). Weiters finden sich neben Schriften der Kirchenlehrer des 12. und 13. Jhs in Editionen aus dem 19. Jh zahlreiche Werke zur Moral- und Pastoraltheologie. Umfangreich ist auch der Bestand an Predigtliteratur des 16. Jhs, vor allem aber des 17. und 18. Jhs, der besonders viele Sonntags- und Festtagspredigten aufweist. Ein 1564 in Ingolstadt erschienener Band, Sechs christliche Leichpredigen, zählt zu den ältesten, vielfach in Deutsch verfaßten Werken.

2.22 Schriften sämtlicher Autoren der Antike (ca. 500 bis 600 Bde) sind in Ausgaben des 16. bis 19. Jhs vorhanden. Weiters sind hier Lexika und Titel zur Geschichte (ca. 700 bis 800 Bde) aufgestellt - z. B. Der Geist der Zeit (20 Bde, 1816-1826). Der Bestand zur Philosophie (ca. 250 bis 300 Bde) schließt u. a. Ausgaben der Werke Kants (Graz 1795-1797; Leipzig 1838-1839), Moses Mendelssohns Philosophische Schriften (Wien 1783), Guillelmus Chabronus' Philosophia per argumenta explicata (Köln 1662) und Sigmund von Storchenaus Die Philosophie der Religion (Wien 1803) mit ein.

2.23 Die Rechtstexte (ca. 500 Bde) betreffen hauptsächlich das 18. und 19. Jh. Zu den medizinischen Werken treten vermehrt Werke über Homöopathie und Pharmazie (insgesamt rund 170 Bde). Auch einige Reisebeschreibungen sind hier zu finden, wobei das Interesse für den Kontinent Afrika und die Polargebiete erkennbar ist. Einen größeren Bestandskomplex stellt die Literatur dar (ca. 2000 bis 3000 Bändchen). Es handelt sich in der Mehrzahl um vielbändige Ausgaben von Werken deutscher Dichter (u. a. Goethe, Schiller, Lessing, Wieland). Aber auch Shakespeares Theatralische Werke (Zürich 1762) sind vorhanden, ebenso eine Jules Verne-Ausgabe in 43 Bändchen (1878) und eine 137 Bändchen umfassende Edition der Romane Walter Scotts in deutscher Übersetzung (Zwickau, Wien 1826-1827).

Depotraum

2.24 Ende der siebziger Jahre bis 1981 verlagerte Fr. Andreas J. Tomaschek zahlreiche Bände aus dem Prunkraum der Bibliothek in einen Nebenraum, womit die Abfolge des Altbestandes empfindlich gestört wurde. Die Werke tragen z. T. die alten Signaturen aus der Zeit um 1900, z. T. wurden diese mit neuen Signaturen überklebt. Insgesamt wurden 5841 Bde transferiert (wahrscheinlich wurden noch weitere 3550 Bändchen verlagert). Etwa zwei Drittel der Bände sind im 17. Jh erschienen, der Rest stammt mehrheitlich aus dem 18. Jh. Aus dem 16. und 19. Jh liegt nur ein kleinerer Bestand vor. Es überwiegen die Werke in Latein, gefolgt von den deutschsprachigen; eine kleinere Anzahl ist in Griechisch, Französisch und Italienisch verfaßt. Die Bände sind nicht systematisch nach Wissensgebieten angeordnet. Es finden sich Abhandlungen zur Philosophie (Logik), zahlreiche Lexika (Konversations-, Antiquitätenlexika, Lexika zur Mythologie etc.), Grammatiken und Werke zur Rhetorik sowie eine große Anzahl von Dictionarien zu den Sprachen Deutsch, Latein, Griechisch, Französisch, Italienisch. Johann Frisius' Dictionarium bilingue; Latino Germanicum ist in Ausgaben von 1672, 1693, 1700 und 1719 vorhanden. Umfangreich ist auch der Bestand an Literatur zu Physik, Astronomie, Mathematik und Medizin. Bei den Historica treten zu den Chroniken einzelner Länder und Geschlechter vermehrt Darstellungen zur Geschichte der Benediktiner, Zisterzienser (u. a. Liber usuum sacri Cisterciensis ordinis, Paris 1643) und Augustiner-Chorherren. Ferner inkludiert diese Bestandsgruppe Werke zur (kirchlichen) Kunstgeschichte und Theologica, insbesondere Predigten und Liturgica.

Arbeitsraum der Stiftsbibliothek

2.25 Hier befinden sich hauptsächlich Lexika sowie handschriftliche Katalogbände der früh- und hochbarocken Periode des Handschriften-, Inkunabel- und des übrigen Druckschriftenbestandes, ferner die Kataloge aus der Zeit um 1900 zu den Werken im Hauptsaal. Insgesamt sind hier 1538 Bücher, darunter Werke des 20. Jhs, aufgestellt: Lexika zur Bibel und Bibelgeschichte, zur Theologie allgemein, zur Liturgie, aber ebenso Bibelausgaben (u. a. Lyon 1887) und Konkordanzen (u. a. Mainz 1685). Auch Handbücher und Standardwerke zur Pastoraltheologie und Kirchengeschichte - im speziellen zur Geschichte des Zisterzienserordens, aber auch zur bayerischen Kirchengeschichte - haben hier ihren Platz.

2.26 Nachschlagewerke, Handbücher, Wörterbücher und Lexika zum nicht-theologischen Bereich (Kunstgeschichte, Literatur, Geschichte, Philosophie, Topographie, Münzkunde, Philatelie, Paläographie, Pädagogik, Recht) sind ebenfalls hier untergebracht. Ferner birgt der Arbeitsraum umfangreiches Quellenmaterial, z. B. die Fontes Rerum Austriacarum (67 Bde, 1849 ff.), die auch die Edition des Liber Fundatorum des Stiftes Zwettl enthalten, die Regesta Pontificum Romanorum (1851, 1874, 1885), die Regesta Imperii (u. a. 1844), Werke zur Geschichte Niederösterreichs, des Waldviertels und zum Stift Zwettl - darunter Johann Frasts Stift Zwettl (Wien 1838), J. Bernhard Lincks Annales Austrio-Claraevallenses (2 Bde, Wien 1723, 1725) und 25 Dissertationen und Diplomarbeiten (20. Jh) zu dessen Hausgeschichte - und Abhandlungen zur Geschichte des Bistums St. Pölten. Außerdem sind hier Handschriftenkataloge aufbewahrt, u. a. zu den Zisterzienserbibliotheken in Österreich, Böhmen und Ungarn.

Sondersammlungen

Inkunabeln

2.27 Die Stiftsbibliothek besitzt 377 Inkunabeln in 287 Bdn, die zwischen 1470 (Epistulae des Hieronymus, Mainz: Schoeffer) und 1510 (Gabriel Biels Sermones, Hagenau) entstanden. Inkunabeln bedeutender Drucker und Druckorte wurden ab dem späten 15. Jh erworben. Aus dem süddeutschen Raum finden sich Inkunabeln aus Nürnberg (Anton Koberger), Mainz (Peter Schoeffer), Augsburg (Johann Schoensperger und Anton Sorg), Ulm (Johann Zainer) und Basel (Johann de Amerbach und Michael Furter). Zudem gibt es Exemplare aus Offizinen in Köln (Johann Koelhoff), Straßburg (Johann von Quedlinburg, Eggstein, Prüss, Grüninger und Martin Flach), Speier (Peter Drach) und Brünn (Stahel & Preinlein). Besonders zahlreich vertreten sind Inkunabeln aus venezianischen Offizinen (Bevilaqua, Johann Herbort, Georg Arrivabene, Nicolaus Jenson, Bernardino de Tridino de Monte Ferrato, Bernardinus de Novaria, Andreas de Calabrensis de Papia, Vindelinus de Spira, Bonetus Socatelli). In Einzelfällen sind die Vorbesitzer eruierbar. So war die die Decretalen des Gratianus enthaltende Inkunabel (1492) ehemals im Besitz der Facultatis philosophicae Vienna, wie ebendiese Eintragung in dem in Zwettl gebundenen Buch beweist.

2.28 Das inhaltliche Spektrum des Inkunabelbestandes ist vielfältig. Zur Theologie finden sich neben zahlreichen Bibeldrucken ein Missale Cisterciense (Straßburg: Prüss 1487), Texte der Kirchenväter (Augustinus, Ambrosius, Hieronymus, Gregorius Magnus) und Werke bedeutender Theologen, darunter die Cantica Canticorum des Bernhard von Clairvaux (Brixen: Angelus Britanicus 1500), ferner Schriften von Thomas von Aquin, Bonaventura, Eusebius (Opera, o. O. u. J., um 1485), Jacobus de Voragine (Sermones de sanctis, Pavia: Jacobus de Paucisdrapis 1500) und Johannes Heroldt (Sermones discipuli de tempore, Straßburg 1489). Die vorhandenen Rechtstexte umfassen u. a. Ausgaben des Decretum Gratiani (Mainz: Schöffer 1472; Venedig: Jenson 1477; Nürnberg: Koberger 1483), die Dekretalen Gregors IX. (Venedig: Jenson 1479), die Clementinae Clemens' V. (Nürnberg: Koberger 1486), die Institutiones Justiniani (Basel: Wenssler 1486), das Rationale divinorum officiorum des Guilelmus Durandus (Straßburg 1493), außerdem den Schwabenspiegel (Augsburg: Günther Zainer, um 1475) und den Sachsenspiegel (Augsburg: Johann Schoensperger 1496).

2.29 Die Bereiche Philosophie, Poesie, Grammatik und Rhetorik schließen u. a. die Opera des Aristoteles (Köln: Koelhoff 1490 und 1491; Venedig: Scotus 1496) und die Comoediae des Terenz (Straßburg: Grüninger 1496, cum interpretatione Donati) ein. Diesem Druck beigebunden sind die Satirae des Persius Paulus Flaccus (Venedig: Bernardinus de Benalis 1491) und die Opera et Vita des Sallustius Crispus (Venedig: Tacuinus 1493). Die Bibliothek besitzt ferner das Doctrinale Puerorum (Basel: Kessler 1486) von Alexander de Villa Dei, ein Vocabularius breviloquus (Basel: Kessler 1486), den Modus Scribendi et Legendi Abbreviaturas utriusque Iuris (Nürnberg: Friedrich Creussner 1492), das Opusculum Scribendi Epistolas des Franciscus Niger (Venedig: Hermann Lichtenstein 1488) und die Epistolae des Aeneas Sylvius (Nürnberg: Koberger 1486).

2.30 Von den Drucken naturwissenschaftlichen Inhalts ist ein wertvolles Herbarium (Passau: Johann Petri 1485) in Verlust geraten. Unter den Inkunabeln zur Geschichte und Kosmographie sind zwei Exemplare von Hartmann Schedels Chronicon Mundi (Nürnberg: Koberger 1493), die Libri octo Cosmographia des Ptolemaius (Ulm: Reger 1486) und die Substantia Orbis des Averroes (Venedig: Scotus 1496), welche der Physica des Aristoteles beigebunden ist. Von Bedeutung sind auch die Historia des Herodot - beigebunden dem Werk De Rebus Gestis Alexandri Magni des Quintus Curtius (Venedig: Johann und Gregor de Gregoriis 1494) - und die Himmelstrass, beigebunden der Lanzkranna (Inc. Zwetl. I/151, Augsburg: Sorg 1484).

2.31 Handschriftliche Vermerke in einigen Inkunabeln geben mitunter Einblick in zeitgenössische Denkmuster. So finden sich etwa Wetterregeln am Vorsatzblatt einer Inkunabel (Inc. Zwetl. I/72), eine andere trägt einen Vermerk zur Hussitenschlacht bei Zwettl am 25. März 1426. Bemerkenswert im Hinblick auf historische und topographische Fakten sind auch die Makulaturen in den Inkunabeln, wie bei Maximilianus contra falsas francorum litteras (Augsburg: Ratdolt, ca. 1490). Einige Inkunabeln zieren illuminierte Initialen mit Rankendekor bzw. Holzschnitte, die mitunter koloriert sind, wie in der Schedel-Chronik von 1493. Die Ausstattung der Inkunabeln ist süddeutscher, österreichischer und italienischer Provenienz.

2.32 Zeitschriften. Die Zeitschriftenabteilung enthält 39 Titel, die in das 19. Jh zurückreichen, darunter die Zeitschrift für die gesamte katholische Theologie (1850 ff.), das Archiv für Literatur und Kirchengeschichte (1855 ff.), das Archiv für österreichische Geschichte (1866 ff.), die Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung (1880 ff.) und die Analecta Bollandiana (1882 ff.).

2.33 Zum Bestand der Stiftsbibliothek gehören ferner eine kleine Landkarten-Sammlung (ca. 30 Stück aus dem 17. und 18. Jh), eine kleine Fragmentensammlung, eine Dublettensammlung (ca. 2000 Bde) und ca. 1500 Bde aus den Nachlässen der letzten vier Jahre von verstorbenen Ordensmitgliedern.

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Autorenkatalog

[Zettelkatalog in 44 Karteikästen; hschr. angelegt von Benedikt Hammerl und Alois Wagner; erfaßt Altbestand der Stiftsbibliothek]

Inventar der Bibliothek Stift Zwettl

[hschr.; erstellt von Benedikt Hammerl; verzeichnet den Altbestand der Bibliothek mit Ausnahme der Inkunabeln nach Sachgebieten; unvollständig]

Standortkatalog

[mschr. Zettelkatalog, Hauptkatalog der Stiftsbibliothek; verzeichnet nur jenen Teil des Altbestandes, der aus dem Prunksaal verlagert wurde; z. T. Sachgebiete alphabetisch eingeordnet]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Inkunabelkataloge

[in Zettelform; nach 1901 angelegt von Benedikt Hammerl, ergänzt durch P. Alois Wagner und P. Georg König; Ordnung nach Formaten und Sachgebieten; anläßlich der Mikroverfilmung der Inkunabeln wurde in den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jhs auf Basis des kopierten Zettelkataloges ein Autorenkatalog (broschiert) angelegt]

3.3 Historische allgemeine Kataloge

Catalogus Universalis Bibliothecae B.V.M. in Zwethl, erectus 1713. Ordine sequenti

[angelegt von P. Petrus Ziegler; nach Sachgebieten geordnet]

Catalogus Authorum alphabeticus Bibliothecae

B.V.M. in Zwethl iuxta classes suas erectus sub auspiciis gloriosis Reverendissimi Perillustris, ac amplissimi Domini, Domini Melchioris Abbatis clavum supremum tenente Clemente XI., ac regnante Carolo VI., imperatore invictissimo. Aera a partu Virginis Immaculatae M.DCC.XIII & a condito Zwethl D.LXXV

Catalogus Authorum Bibliothecae B.V.M. in Zwetl, erectus anno 1736

Catalogus librorum in Bibliotheca Monasterii Zwetlensis existentium Erectus Anno 1742

[Autorenkatalog mit Angabe der Repositorien, des Formates der Bände und des Standortes]

Catalogus Bibliothecae Monasterii Zwettlensis, noviter erectus Anno 1814. Pars Ima-IIda von Ambros Haßlinger [mit Inhaltsangabe und Standort]

Catalogus scientificus Bibliothecae Zwettlensis Ordinis Primi ...Tomus I-IV. 1816

[Sachkatalog, angelegt von Ambros Haßlinger: Pars I (Theologie) bis Pars IV (Philologia)]

Realkatalog

[39 Bde; 1832 angelegt von Ambros Haßlinger; mit genauer inhaltlicher Beschreibung der Bände]

Index omnium librorum, qui in bibliotheca exstant

[von ca. 1620 bis 1640; von Xystus Schier angelegter Standortkatalog, führt 1137 Bde an - Hss., Inkunabeln und gewöhnliche Drucke]

Standortkatalog

[17 Hefte, nach Sachgebieten geordnet]

Sachkatalog zum Bestand in den Repositorien

[Bandkatalog, 1884 angelegt von P. Julius Zelenka]

3.4 Historische Sonderkataloge

Index Librorum Germanicorum

[angelegt von Xystus Schier in der ersten Hälfte des 18. Jhs; verzeichnet 58 Werke]

Nomina authorum & Religiosorum qui libros e Bibliotheca assumpserunt. Anno 1768

Beschreibung der in der Bibliothek des Stiftes Zwettl befindlichen ersten Abdrucke nämlich von den Jahren 1470 bis 1500. Von Ambros Haßlinger 1835

[Bandkatalog, nach Autoren geordnet; mit inhaltlicher Beschreibung der Inkunabeln]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Linck, Johann Bernhard: Annales Austrio-Clara-Vallenses seu fundationis monasterii Clarae Vallis Austriae - vulgo Zwettl, Ordinis Cisterciensis [Hs. aus dem 17. Jh, mit Index; gedruckt Wien 1723, 1725; 2 Bde]

Diarien des Abtes Melchior Zaunagg [1731 ff., geben u. a. Auskunft über Buchankäufe]

[Archivalien im Archiv des Stiftes Zwettl]

4.2 Darstellungen

Frast, Johannes: Das Dekanat Großgerungs und das Stift Zwettl. Wien 1838 (Topographie des Erzherzogthums Österreich, 16) [zur Bibliothek S. 165]

Goldmann, Arthur: Zur Geschichte der Bibliothek des Zisterzienserstiftes Zwettl. In: Mitteilungen des österreichischen Vereins für Bibliothekswesen 7 (1903) Heft 1-4, S. 3-36

Muck, Raimund: Abriß einer Geschichte der Bibliothek des Stiftes Zwettl. In: Cistercienser-Chronik 42 (1930) S. 102-106

Özelt, Hadmar: Die Bibliothek des Stiftes Zwettl. In: Biblos 7 (1958) S. 134-140

Rössler, Stephan: Verzeichnis der Handschriften der Bibliothek des Stiftes Zwettl. Wien 1891 (Xenia Bernardina, II/1) [in der Einleitung Quellenmaterial zur Geschichte der Bibliothek]

Treml, Hermann: Beiträge zur Geschichte der Wissenschaftspflege im Zisterzienserstift Zwettl (Diss., Wien 1962, mschr.)

Ziegler, Charlotte: Zisterzienserstift Zwettl, Katalog der Handschriften des Mittelalters, Codex 1-100. Wien u. a. 1992/1993; Codex 201-300, Wien u. a. 1989/1990 [Einleitung und Katalogbeschreibungen nehmen Bezug auf Altbestand an Drucken und dazugehörige Literatur; mit Erläuterungen zur frühen Bibliotheksarchitektur. In Teil II, Codex 101-200, Wien u. a. 1985/1986 (Co-Autor Joachim Rössl) finden sich Angaben zur mittelalterlichen Bibliotheksgeschichte.]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Buberl, Paul: Die Kunstdenkmäler des Zisterzienserklosters Zwettl. Baden bei Wien 1940 (Österreichische Kunsttopographie, 9)

Kubes, Karl; Rössl, Joachim: Stift Zwettl und seine Kunstschätze. St. ölten, Wien 1979 [zur Bibliothek S. 90-94; Abb. 82]

Stand: Juli 1995

Charlotte Ziegler


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.