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Bibliothek Frauenberg - Zentralbibliothek der Thüringischen Franziskanerprovinz

Adresse. Am Frauenberg 1, 6400 Fulda [Karte]
Telefon. (0661) 1 09 50
Bibliothekssigel. <Ful 1; AKThB 42>

Unterhaltsträger. Provinzialat der Thüringischen Franziskanerprovinz
Funktion. . Ordens- und Hochschulbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeines Sammelgebiet: Theologisch-philosophische Literatur. 2. Besonderes Sammelgebiet: Franziscana.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nur nach Absprache. Leihverkehr: DLV; kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung erforderlich. - Busverbindung vom Hauptbahnhof (Linie 7). A 23, Ausfahrt Fulda-Nord oder -Süd. Parkplätze am Fuße des Frauenberges.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Errichtung der Bibliothek fiel zusammen mit der Wiedererrichtung einer Franziskanerniederlassung in Fulda. Im Jahre 1623 erfolgte die Übersiedlung auf den Frauenberg. Der Bestand der Bibliothek wuchs vor allem durch Schenkungen. Ein Katalog von 1715 verzeichnete 1600 Werke. Der größte Teil dieser Bibliothek wurde beim Klosterbrand 1757 vernichtet. Nach dem Wiederaufbau erfolgte ein erneuter Eingriff durch die Aufhebung des Klosters 1875 durch die preußische Regierung. Geringe Bestände der Bibliothek wanderten mit ins Exil nach Nordamerika; ein anderer Teil wurde in Fulda ausgelagert. Wertvolle Bestände, darunter viele Fuldensien, wurden verkauft zur Finanzierung der Überfahrt ins amerikanische Exil.

1.2 Nach der Wiedereröffnung des Klosters 1887 diente der in Fulda ausgelagerte Teil als neuer Grundstock der Bibliothek. Ein erneuter Rückschlag traf die in neuen Räumen wachsende Bibliothek 1940 durch die gewaltsame Schließung des Klosters durch die NS-Behörden. Beim Neubeginn 1945 wurden Verluste von ca. 2500 Bdn gemeldet, darunter vor allem wertvolle Werke. In den Nachkriegsjahren erfolgte ein gezielter Aufbau als Konvents- und Hochschulbibliothek.

1.3 Um 1970 wurde die Hochschule aufgelöst und damit auch die Bestandsvermehrung der Bibliothek spürbar eingeschränkt. Die Bestände wuchsen seitdem hauptsächlich durch Nachlässe und Übernahme ausgewählter Teilbestände anderer Konventsbibliotheken der Ordensprovinz. Die Bibliothek dient heute dem Konvent des Klosters Frauenberg und als Zentralbibliothek der Thüringischen (Fuldaer) Ordensprovinz. Neuerwerbungen werden vor allem für seelsorgerische Aufgaben der Ordensmitglieder getätigt.

P. Guntram Stangier OFM

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der historische Bestand der Klosterbibliothek Frauenberg wurde anhand des Systematischen Kataloges ausgezählt. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der Bestand an historischen Büchern beläuft sich auf 14.505 Titel in 20.216 Bdn bei einem Gesamtbestand von 102.000 Bdn; hinzu kommen 87 vollständige Zeitungs- bzw. Zeitschriftenreihen. Der Altbestand beträgt 14,6 Prozent des Gesamtbestandes. Es handelt sich um 83 Inkunabeln, 928 Titel des 16. Jhs (6,4 Prozent), 1590 Titel des 17. Jhs (11 Prozent), 2970 Titel des 18. Jhs (20,5 Prozent) und 8996 Titel des 19. Jhs (62,1 Prozent).

2.3 Der Bestand ist überwiegend deutschsprachig (8574 Titel; 59,1 Prozent) und lateinisch (4832 Titel; 33,7 Prozent). Ferner sind vertreten: Französisch mit 464 Titeln, Italienisch mit 407 Titeln, Englisch mit 76 Titeln, Griechisch mit 56 Titeln, Niederländisch mit 36 Titeln, Spanisch mit 28 Titeln, Hebräisch mit 24 Titeln, Türkisch und Portugiesisch mit je 3 Titeln, Volapük mit 2 Titeln und Serbokroatisch mit einem Titel. Im 16. und 17. Jh überwiegt das Lateinische gegenüber dem Deutschen (ca. 80 Prozent Lateinisch, ca. 15 Prozent deutschsprachig). Im 18. Jh erreichen die deutschsprachigen Werke mit 54,7 Prozent ein Übergewicht gegenüber den lateinischen (40,8 Prozent); im 19. Jh liegt das Verhältnis von deutscher zu lateinischer Sprache bei 77,6 Prozent zu 12,8 Prozent. Systematische Übersicht

2.4 Der gesamte Bestand wurde nach dem Umbau der alten Räumlichkeiten in moderne Magazinräume unter Leitung des Provinzbibliothekars P. Guntram Stangier Anfang der siebziger Jahre neu erfaßt und unter Berücksichtigung von Chronologien und Formaten in einem Systematischen Katalog verzeichnet. Die Systematisierung erfolgte nach den einheitlichen Richtlinien für Klosterbibliotheken der thüringischen Franziskanerprovinz.

2.5 Gut ausgebaut ist die Abteilung Bibelwissenschaft und ergänzende Literatur mit 1146 Titeln. Bemerkenswert sind der hohe Anteil lateinischer Literatur (50 Prozent) sowie das Gewicht des 16. und 17. Jhs (zusammen 29 Prozent). Kernstück ist eine 265 Stück umfassende Bibelsammlung (zwei Drittel in lateinischer Sprache, Einzelstücke in Hebräisch und Griechisch). Interessant ist eine originale Kettenbibel aus dem frühen 18. Jh. Auch in der 383 Titel umfassenden Gruppe Patrologie dominiert mit 60 Prozent das Lateinische mit einem hohen Anteil von Werken des 16. Jhs (34 Prozent). Von den Kirchenvätern ist nur Augustin mit einer nennenswerten Zahl von Schriften (28) vertreten, ansonsten handelt es sich um Sekundärliteratur. Lateinische Werke bilden mit fast 57 Prozent den Hauptteil des Faches Dogmatik (682 Titel). Zur Dogmatik zählen hier auch marianische Schriften dogmatischer Art.

2.6 Mit 958 Titeln ist die Religionswissenschaft eine umfangreiche Abteilung. Die überwiegend deutsche Literatur (77,7 Prozent) beschäfigt sich mit Konfessionen, Apologetik und Wundern. Bei den 687 Werken zur Moral- und Pastoraltheologie fällt neben dem hohen Anteil lateinischer Werke (55 Prozent) die Konzentration auf das 17. und 18. Jh (48 Prozent) auf. Hauptthema ist das Apostolat. Im Bestand Spiritualität mit 646 Titeln sind das 18. Jh (28 Prozent) und die deutsche Sprache überdurchschnittlich vertreten. Die Werke selbst beziehen sich zu 40 Prozent auf das Thema Askese und zu je 30 Prozent auf die Bereiche Mystik und geistliches Leben. Der Schwerpunkt der 457 Werke umfassenden Abteilung Liturgik ist das 19. Jh (76,4 Prozent). Gesammelt sind hier neben Abhandlungen und Richtlinien vor allem Gebetstexte. Das erklärt auch den starken Anteil (50 Prozent) lateinischer Titel.

2.7 Die Gruppe Recht mit 1001 Titeln gliedert sich in zwei Drittel Kirchenrecht und ein Drittel weltliches Recht. Außer Grundlagenwerken fallen hier die vielen Rundschreiben auf. Sprachlich dominiert das Lateinische (im Kirchenrecht über 70 Prozent). Die Anteile des 16. bis 18. Jhs sind hoch. Der mit 174 Titeln kleine Bestand Katechetik und Erwachsenenbildung ist ebenso wie die 102 Werke " Sozialia" zu 90 Prozent deutschsprachig und stammt überwiegend aus dem 19. Jh. Die Sozialia sind stark theologisch-kirchlich geprägt, streng sozialwissenschaftliche Werke sind nur gering vorhanden. Eine ähnliche formale Struktur (77 Prozent deutsch, 81,5 Prozent aus dem 19. Jh) haben die 572 Titel zur Hagiographie. Hier stehen hauptsächlich Memoiren und Biographien christlicher Persönlichkeiten.

2.8 Die 179 Werke zur Pädagogik sind fast nur deutsch und bis auf 10 Titel im 19. Jh erschienen. Neben Erziehung und Unterricht bildet Sport einen Schwerpunkt. In der 910 Titel umfassenden Gruppe Philosophie und Psychologie fällt der hohe Anteil von Literatur des 18. Jhs auf. Inhaltlich ist die Psychologie mit ca. 70 Werken unterrepräsentiert. Bei den philosophischen Schriften dominieren Werkausgaben und Biographien.

2.9 Kirchengeschichte bildet mit 1262 Werken das zweitgrößte Fach. Jeweils etwa drei Viertel der Titel sind auf Deutsch und im 19. Jh erschienen. Neben allgemeiner Kirchengeschichte ist die Ordensgeschichte mit Ausnahme der Franziskaner stark vertreten. Die Franziscana stellen mit 1556 Titeln das besondere und größte Sammelgebiet der Bibliothek dar. Bemerkenswert ist das regionale Sammlungsgebiet " Thüringische Franziskanerprovinz (Fulda)" mit 154 Titeln, mehrheitlich aus dem 18. Jh. Die übrigen Schriften befassen sich mit der Person des hl. Franziskus und dem Franziskanerorden. Der Anteil des Lateinischen ist hoch (44 Prozent), ebenso der des italienischen Schrifttums (15,5) und der des 17. Jhs.

2.10 Etwa ein Drittel der 1142 Werke zur Geschichte bilden die Hassiaca und Fuldensia (380 Titel), wobei die Fuldensien überwiegen. Weiterhin enthält diese Abteilung Weltgeschichte, Sammelwerke sowie Einzelschriften und Biographien. Überdurchschnittlich ist deutschsprachige und Literatur des 19. Jhs vorhanden. Ausschließlich deutschsprachig ist die Gruppe Literatur. Die 205 Romane, Erzählungen und literaturgeschichtlichen Werke sind bis auf 13 Titel im 19. Jh erschienen. Bei den 344 Titeln zur Geographie dominieren deutsche und Werke des 19. Jhs. Außer Werken zur Länder- und Völkerkunde stehen hier auch solche über Heimat und Brauchtum.

2.11 Unter Naturwissenschaft mit 324 Titeln sind sehr unterschiedliche Werke subsumiert. Das Gros bilden Medizin (43 Prozent) und Naturkunde (42 Prozent), dazu kommen Technik (10 Prozent) und Astronomie. Auch hier sind deutsche Werke und das 19. Jh mit jeweils über 90 Prozent überproportional vertreten.

2.12 Mit 776 Titeln sind die Predigten stark bestückt. Auffällig hoch ist der Anteil des 18. Jhs (33,4 Prozent) und der deutschsprachigen Literatur (80 Prozent). In der überwiegenden Mehrzahl handelt es sich um Predigten, die sich vor allem mit der Auslegung der Evangelien, der Marienverehrung, der Advent- und Fastenzeit befassen. Ferner finden sich Anleitungen und Methoden des Predigens sowie 3 unvollständige Predigtzeitschriften des 19. Jhs.

2.13 Die Abteilung Fremde Sprachen mit 753 Titeln besteht vorwiegend aus Sprachlehren, Wörterbüchern, Chrestomatien, Anleitungen zur Philologiegeschichte und Literaturgeschichte. Das Gros stammt aus dem 19. Jh. Es sind Titel in einem Dutzend Sprachen vorhanden, darunter zwei in der Kunstsprache Volapük. Fast nur deutschsprachig und im 19. Jh gedruckt sind die 106 Titel zur Kunst, gegliedert in Baukunst, Malerei, Plastik und Meisterbiographien. Kleine Bestände bilden Mathematik (37 Titel), Missionswissenschaft (54) und Lexika (34). Die Werke stammen jeweils zu über 80 Prozent aus dem 19. Jh, und die vorherrschende Sprache auch bei den Lexika ist Deutsch.

2.14 Die 87 Zeitschriftenreihen aus dem 19. Jh, von denen 6 weiterhin erscheinen, sind in der Regel vollständig. Sie sind in erster Linie den Franziscana zuzuordnen, ferner der Mission im allgemeinen, der Philosophie und Theologie, insbesondere der katholischen. Einige sind Hassaica.

2.15 Die 83 Inkunabeln sind bis auf zwei deutschsprachige lateinisch und mit theologisch-philosophischem Inhalt. Erwähnenswert sind ein franziskanisches Meßbuch von 1487 mit schmuckvollen und mit Blattgold versehenen Initialen und das Missale Moguntium (Schöffer 1493).

2.16 Eine kleine Sondersammlung bildet der Nachlaß eines Angehörigen der thüringischen Franziskanerprovinz. Die 127 Titel vermischten Inhalts sind bis auf 10 im 19. Jh erschienen, rund ein Drittel ist italienisch.

2.17 Bei dem Bestand der Bibliothek handelt es sich vor allem um theologische Gebrauchsliteratur. Besonderheiten und Raritäten sind selten (s. o. 1.1). Der gesamte Bereich der Theologie bildet mit insgesamt 16 Fächern und ca. 10.000 Titeln den Schwerpunkt, wie bei einer Ordensbibliothek zu erwarten ist. Auch für die Philosophie ist eine relativ umfangreiche Sammlung vorhanden, teilweise übergreifend in Richtung Theologie orientiert. Die anderen Fachgruppen sind unterrepräsentiert.

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[Zettelkatalog nach RAK; umfaßt den Gesamtbestand der Bibliothek; aufgebaut nach dem Umbau der Magazinräumlichkeiten um 1973]

Systematischer Standortkatalog

[Bandkatalog, Systematisierung nach Regeln für Klosterbibliotheken der thüringischen Franziskanerprovinz, in der Zeit nach dem Umbau aufgebaut]

Schlagwortkatalog

[nach hauseigenen Regeln; 1980 begonnen, unvollständig; folgende Fächer sind gut ausgearbeitet: Franziscana, Hassaica, Kirchen- und Ordensgeschichte]

Zeitschriftenkatalog

[unterscheidet nach ausgelaufenen und laufenden Zeitschriften, ebenfalls in den siebziger Jahren erstellt]

Die Bestände sind weder im Hessischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Sonderkatalog

Inkunabelkatalog

[aus den zwanziger Jahren, befindet sich nicht auf aktuellem Stand]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Bihl, Michael: Geschichte des Franziskanerklosters Frauenberg zu Fulda 1623-1887. Fulda 1907

Dersch, Wilhelm: Zur Geschichte der Franziskanerbibliotheken in Fulda und Salmünster. Separatabdruck aus: Franziskanische Studien, Heft 3/4. o. O. 1923 200 Jahre Kirche und Kloster Frauenberg. Fulda 1763-1963. Fulda 1963

Gillmann, Ursula: Von der Klosterliberey zur großen Bücher-Schatzkammer. In: Fuldaer Zeitung vom 6. Oktober 1976, S. 11

Suing, Dagobert: Die Bibliotheken in unserer Provinz. In: Thuringia Franziscana. Fulda 1956, S. 122 Klöckner, P. Siegfried OFM (Hrsg.): Der Frauenberg. Fulda 1976

Stand: September 1989

Wilfried Linnemann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.