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Domstiftsbibliothek

Adresse. Domplatz 16/17, 06618 Naumburg [Karte]
Telefon. (03445) 20 20 95

Unterhaltsträger. Domkapitel der Vereinigten Domstifter zu Merseburg, Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz
Funktion. . Archivbibliothek; wissenschaftliche Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Geschichte des Stiftsgebietes, Kunstgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: ggf. über Stiftsbibliothek Zeitz <Z 2>.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 15 Minuten). A 9, Ausfahrt Osterfeld, B 180. - Parkmöglichkeiten vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

Domstiftsbibliothek

1.1 Über die Anfänge der Domstiftsbibliothek Naumburg liegen nur wenige Informationen vor. Es kann davon ausgegangen werden, daß nach der Verlegung des Hochstifts von Zeitz nach Naumburg um das Jahr 1030 auch bald eine Bibliothek gegründet wurde. Fest steht, daß von dem Brand im Jahre 1532 das Archiv- und Bibliotheksgut so in Mitleidenschaft gezogen wurde, daß eine zutreffende Bibliotheksgeschichte für die Zeit des Mittelalters nicht mehr geschrieben werden kann. In den darauf folgenden Jahren war das Domkapitel bemüht, in erster Linie die für den Gottesdienst notwendigen liturgischen Bücher wieder zu beschaffen. Dabei konnten wertvolle Handschriften und frühe Drucke erworben werden. Zum Aufbau einer bedeutenden Kapitelbibliothek ist es aber in Naumburg nicht gekommen (s. u. 1.2).

1.2 Die Einführung der Reformation mit anschließender Säkularisation des Bistums Naumburg blieb ohne Auswirkungen auf den Bestand der stiftischen Bibliotheken. Für das weiter bestehende Domkapitel Naumburg rückte jedoch seit dieser Zeit die Erhaltung und Vermehrung der Bischofsbibliothek in Zeitz in den Vordergrund. Mit dem Tod des letzten katholischen Bischofs von Naumburg, Julius von Pflug (1499-1564), fiel im Jahre 1564 die Bibliothek der Bischöfe des Hochstifts Naumburg, die seit 1285 ihren Wohnsitz wieder in Zeitz hatten, dem in Naumburg ansässigen Domkapitel zu. Unter Obhut des Domkapitels verblieb die Sammlung jedoch als Stiftsbibliothek bis zur Gegenwart in Zeitz (s. Zeitz, Stiftsbibliothek).

1.3 In bescheidenem Maße setzte im 17. Jh der kontinuierliche Aufbau der Naumburger Stiftsbibliothek ein. Durch Stiftungen der Domherren, die ihre Bibliothek selbst finanzierten, gingen repräsentative Ausgaben und Literatur des 17. und 18. Jhs in den Bestand ein. Bei Aufnahme in das Domkapitel wurde von den Domherren ein fester Geldbetrag für die Bibliothek verlangt. Später wurden vorrangig die einschlägigen staatsrechtlichen Standardwerke und andere für die praktische Arbeit der Stiftsverwaltung bestimmte Werke erworben. Die Bibliothek, die hauptsächlich der Verwaltungsarbeit des Domstiftes diente, wurde bis zum 19. Jh vom Stiftssyndikus betreut. Zwar gingen im 19. Jh die großen Bücherstiftungen der Domherren weiter an das Kapitel, doch wurden sie nicht in die Stiftsbibliothek übernommen, sondern " zum Gebrauch der Schule" bestimmt. Gymnasialbibliothek

1.4 Wie im Mittelalter üblich, bestand auch am Dom zu Naumburg eine Domschule, deren Existenz bald nach der Verlegung des Hochstifts von Zeitz nach Naumburg ( s. o. 1.1) bezeugt ist. Über ihre Bibliothek ist nichts bekannt. Die heute noch erhaltene Gymnasialbibliothek entstand zu Beginn des 19. Jhs, als das Domkapitel eine Neuorganisation seines Schulwesens betrieb, d. h. die Umwandlung der alten Domschule in ein modernes Domgymnasium. Am 6. Mai 1802 beschloß das Generalkapitel die Gründung der dazugehörigen Bibliothek sowie die Bereitstellung von Erwerbungsgeldern aus der Stiftsfabrik. Zielstrebig erfolgte der Aufbau eines bald bedeutenden Literaturbestandes, wozu im Rahmen des vom Domkapitel getragenen Schulfonds regelmäßig ein gesondertes Budget für die Bibliothek ausgewiesen wurde. Die Verabschiedung einer Benutzungsordnung und die Anstellung eines Bibliothekars auf dem Generalkapitel vom 17. April 1809 schlossen die Gründungsphase ab.

1.5 Schon in den ersten Jahren ihres Bestehens konnten bedeutende Schenkungen der Domherren verzeichnet werden. Hervorgehoben seien aus dem Jahre 1807 eine Sammlung von 720 Büchern aus dem Besitz des Domdechanten Ernst Ludwig Wilhelm von Dachröden († 1806) und vom Jahre 1808 eine Sammlung von 1157 Büchern aus dem Nachlaß des Domherrn Wilhelm Friedrich von Berlepsch († 1807). Während die Bibliothek von Dachröden vor allem allgemein-geschichtliche und landesgeschichtliche Literatur enthält, zeigt die Sammlung aus dem Besitz der Familie von Berlepsch einen stärkeren Bezug zur Staatswissenschaft und zu naturwissenschaftlichen Disziplinen. 1821 erwarb das Domkapitel die Privatbibliothek (1764 Titel) von Prof. Friedrich Fürstenhaupt (1752-1821), zuletzt Lehrer am Domgymnasium Naumburg. Sie erwies sich als hervorragende altphilologische Sammlung, die auch wertvolle ältere Ausgaben beinhaltete. Dank der kontinuierlichen Erwerbungspolitik des Domkapitels und bedeutender Schenkungen konnte innerhalb kurzer Zeit eine anspruchsvolle, wissenschaftlichen Anforderungen genügende Bibliothek aufgebaut werden, die den Lehrern des Gymnasiums und Forschern zur Verfügung stand, nicht aber den Schülern. Schülerbibliothek

1.6 Zusätzlich wurde 1832 eine Schülerbibliothek eingerichtet, die wissenschaftliche Werke und unterhaltende Lektüre anbot. Sie umfaßte 1838 bereits 700 Bde, die hauptsächlich als Geschenke eingegangen waren, u. a. von Abiturienten, Studenten und Buchhändlern. Besondere finanzielle Mittel gewährleisteten ihre ständige Aktualisierung. Bis zum Jahre 1870 war sie auf 2000 Titel angewachsen. Danach wurde der Gesamtbestand in Klassenbibliotheken aufgeteilt. Die bis zur Auflösung des Domgymnasiums im Jahre 1949 fortgeführte und noch erhaltene Schülerbibliothek ist die für die Klassenstufen Prima und Sekunda. Kirchenmusikalien-Sammlung

1.7 Mit der Anstellung des Musiklehrers Otto Claudius (1794-1877) im Jahre 1829 als Kantor an der Domkirche, der Wenzelskirche und als Gesanglehrer am Domgymnasium begann der systematische Aufbau einer Kirchenmusikalien-Sammlung, deren Profil im wesentlichen durch Claudius bestimmt wurde. Sie umfaßt wertvolle Erstausgaben, vornehmlich von Komponisten des Leipziger Kreises wie Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847). Die Sammlung wurde nach dem Tod von Otto Claudius weitergeführt, wenn auch nicht mehr auf so hohem Niveau.

1.8 Das Domkapitel bleibt weiterhin am Erwerb von Bibliotheken bedeutender Wissenschaftler interessiert. Nach 1945 konnte ein Teil des Literaturnachlasses des Kunsthistorikers Prof. Wilhelm Vöge (1868-1952) als Depositum übernommen werden, wozu auch Werke des 19. Jhs gehören. Schenkungen bilden nach wie vor einen wesentlichen Teil der Bestandsvermehrung. Die Stiftung des derzeitigen Dechanten des Domkapitels, Prof. Ernst Schubert, umfaßt schon jetzt einige 1000 Titel aus seiner Privatbibliothek (Zugänge seit 1996). Der Bibliotheksetat dient vorrangig dem Kauf wissenschaftlicher Literatur zur Geschichte des Stiftsgebietes sowie von Veröffentlichungen für die Verwaltungs-, Archiv- und Bibliotheksarbeit am Domstift. Hinzu kommen Belegexemplare von Publikationen, die auf Materialien des Domstifts basieren.

1.9 Soweit bekannt, hatten alle Bibliotheken ihren Standort immer im Westflügel der Südklausur des Naumburger Doms. Durch Kriegseinwirkungen erlitten sie kaum Beeinträchtigungen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die vier Bibliotheken und Sammlungen blieben in ihrer ursprünglichen Aufstellung erhalten und werden gesondert beschrieben. Ihr derzeitiger Gesamtbestand dürfte 50.000 Titel betragen, wovon ca. 28.000 Titel dem historischen Bestand zuzurechnen sind. Domstiftsbibliothek

2.2 Die Auszählung der Titel erfolgte am Standort, wobei in der Regel der Titel die Bucheinheit verkörpert. Die angebundenen Titel konnten bei der Zählung nicht berücksichtigt werden. Hauptsächlich für das 16. und 17. Jh sind daher höhere Titelzahlen anzunehmen. Der Bestand enthält 31 Inkunabeln, 24 Titel des 16. Jhs, 100 des 17. Jhs, 150 des 18. Jhs und 652 des 19. Jhs.

2.3 Sämtliche Inkunabeln sind in lateinischer Sprache. Der Anteil der lateinischen Werke sinkt kontinuierlich von 80 Prozent im 16. Jh auf 40 Prozent im 17. Jh, 20 Prozent im 18. Jh und 5 Prozent im 19. Jh; entsprechend steigt der Anteil der deutschsprachigen Titel. Im Bestand der Vöge-Bibliothek liegen aus dem 19. Jh 15 Prozent der Titel in Französisch vor.

2.4 Die Gruppe " Staat, Recht, Verwaltung" umfaßt ca. 200 Titel. Darunter befinden sich die Standardwerke des Reichsrechts sowie des sächsischen und preußischen Rechts, zumeist vielbändige Serien wie Johann Christian Lünigs Das Teutsche Reichsarchiv (Leipzig 1710-1716), Christian Otto Mylius' Corpus Constitutionum Marchicarum (Berlin und Halle 1737-1803), Johann Jacob Mosers Teutsches Staatsarchiv (Hanau 1751-1756) und Karl Albert von Kamptz' Jahrbücher für die Preußische Gesetzgebung (Berlin 1814-1838) sowie die Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten (Berlin 1810-1906), ab 1907 Preußische Gesetzsammlungen (Berlin 1907-1944). Vorhanden sind ferner zahlreiche Veröffentlichungen von Benedict Carpzov (1595-1666) aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs und Zeitschriften, z. B. das Naumburger Kreisblatt (1819-1920).

2.5 Zur Allgemeinen Geschichte und Landesgeschichte liegen ca. 200 Titel vor, meist zeitgeschichtliche Quellenliteratur, wie Frantz Christoph Khevenhillers Annales Ferdinandei (Leipzig 1721-1726), Friedrich Hortleders Ursachen des Sclkaldischen Krieges (Gotha 1645), Burchard Gotthelf Struves Corpus Historiae Germanicae (Jena 1733), aber auch die Quellenpublikationen des 19. Jhs, z. B. Otto Dobeneckers Regesta diplomatica necnon Epistolaria Historiae Thuringiae (Jena 1896-1939), sowie weitere Urkundenbücher und Spezialliteratur zum sächsisch-thüringischen Raum.

2.6 Genealogie und Heraldik sind mit etwa 70 Titeln vertreten. Dazu gehören 2 Turnierbücher, Anfang, ursprung und herkomen des Thurniers in Teutscher nation (Simmern: Hieronymus Rodler 1532) von Georg Rüxner und Thurnier Buech (Wien: Hofhalter 1560) von Hanns von Francolin, ferner ein Wappenbuch von 1567, Cyriacus Spangenbergs Adels-Spiegel (Sclkalden 1591), Valentin Königs Adelshistorie (Leipzig 1727-1729) und andere, meist über den sächsischen Raum hinausgehende Übersichtswerke.

2.7 Der Bestand zur Bau- und Kunstgeschichte umfaßt ca. 350 Titel, zumeist aus dem 19. Jh. Vorhanden sind die Veröffentlichungen zum Naumburger Dom, aber auch die von Paul Lehfeldt herausgegebenen Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens (Jena 1888-1917). Aus der Reihe Theatrum Machinarum von Jacob Leupold besitzt die Bibliothek insgesamt 8 Bde (Leipzig 1724-1727). Allgemeine Werke zur Kunstgeschichte, zur Architektur, Skulptur und Malerei liegen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs vor allem zum südwestdeutschen und -europäischen Raum vor.

2.8 Kirchengeschichte, Kirchenrecht, Theologie betreffen ca. 130 Titel, darunter Dekretalien, liturgische Bücher, Predigten, Agenden sowie kirchengeschichtliche Einzeluntersuchungen zum Stiftsgebiet. Fast alle 31 Inkunabeln der Domstiftsbibliothek befinden sich in dieser Gruppe. Hingewiesen sei auf die Sermones de tempore et de sanctis (Basel: Nicolaus Kessler 1486) von dem Meißner Priester Meffreth (15. Jh) sowie auf das in dieser Druckvariante seltene Missale Trajectense (Köln: Konrad Winters um 1480). Zur Liturgiegeschichte der Naumburger Diözese besitzt die Bibliothek in jeweils mehreren z. T. sich ergänzenden Exemplaren Breviere (Nürnberg: Georg Stuchs 1487, Leipzig: Melchior Lotter 1510), Diurnalia (Nürnberg: Georg Stuchs 1592) und die Missalia (Nürnberg 1501 und Basel 1517). Gymnasialbibliothek

2.9 Die Gymnasialbibliothek (5500 Titel) ist geprägt von den großen Erwerbungen aus dem ersten Viertel des 19. Jhs. Zu diesem Zeitpunkt umfaßte sie - nach dem Verkauf der Dubletten über 3000 Titel. Diese stammen hauptsächlich aus dem 18. Jh; 10 Prozent erschienen im 17. Jh, 4 Prozent im 16. Jh; auch einige Inkunabeln sind vorhanden. Das 19. Jh ist mit ca. 2500 Titeln vertreten. Die angebundenen Titel konnten bei der Zählung nicht berücksichtigt werden. Alle Zahlen beziehen sich nur auf den historischen Bestand.

2.10 Der Bestand setzt sich zu einem großen Teil aus Werken griechischer und römischer Schriftsteller in der Originalsprache und aus historisch-theologischer Literatur des 15. bis 17. Jhs zusammen. Daraus resultiert ein hoher Anteil der lateinischen und griechischen Ausgaben (25 bzw. 10 Prozent). 60 Prozent der Titel liegen in Deutsch vor, 5 Prozent in Französisch. Einzelne Werke erschienen in Englisch, Hebräisch, Chaldäisch und anderen Sprachen, darunter einige Polyglotten.

2.11 Der Ordnung des historischen Bestandes der Gymnasialbibliothek liegt eine 1832 konzipierte Systematik zugrunde. Auf ihr basiert der um 1840 erstellte Systematische Katalog, der zugleich als Standortkatalog dient. Die Gliederung und Zuordnung der Literatur folgte den Vorgaben des Dompredigers Ferdinand August Wilhelm Heitzer († 1850), dem damaligem " Subinspector Scholae" und Verbindungsmann zwischen Domkapitel und Schule, der zugleich die Aufsicht über die Bibliothek ausübte. Als oberstes Ordnungsprinzip gilt die Einteilung in vier Klassen: die " Literärische", die " Philosophische", die " Physikalisch-literarische" und die " Historisch-philologische".

2.12 Die Klasse der " Literärwissenschaften" umfaßt Enzyklopädien, Literaturzeitungen und Schulprogramme ab 1722. (Die Schulprogramme des 19. Jhs bilden eine Sondersammlung, s. u. 2.25.) Enthalten sind ferner Akademische Reden, Dissertationen, Bibliothekskataloge, Meßkataloge sowie Werke zur Literaturgeschichte, Buchkunde u. ä. Von insgesamt über 200 Titeln stammen 5 Prozent aus dem 17. Jh, 65 Prozent aus dem 18. Jh und 30 Prozent aus dem 19. Jh. Fast vollständig sind einige Reihen, insbesondere aus dem 19. Jh, vorhanden, z. B. das Rheinische Museum für Philologie (Bonn 1833-1839, N. F. 1843-1915), die von Johann Christoph Jahn herausgegebenen Jahrbücher für Philologie und Pädagogik (Leipzig 1829-1830), ab 1831 Neue Jahrbücher (Leipzig 1831-1897, mit Ausnahme von 1846) oder die Zeitschrift für deutsche Philologie (Halle 1869-1888).

2.13 Innerhalb der Philosophischen Klasse (insgesamt über 1300 Titel) bildet die Theologie mit 60 Prozent der Werke den größten Teilbestand. Die Gruppe " Bibeln, kritische Exegese, Alt- und Neutestamentliche Schriften" umfaßt 180 Titel (16. Jh 5 Prozent, 17. Jh 12 Prozent, 18. Jh 66 Prozent, 19. Jh 17 Prozent). In der Gruppe der Apologetischen und erläuternden Schriften sind vor allem die griechischen und lateinischen Kirchenväter-Ausgaben zu finden, aber auch Werke zur neueren Theologie (140 Titel; 2 Inkunabeln, 16. Jh 10 Prozent, 17. Jh 22 Prozent, 18. Jh 51 Prozent und 19. Jh 15 Prozent). Am reichhaltigsten ausgestattet ist das Fach " Christliche Religions- und Kirchengeschichte" (225 Titel; 16. Jh 6 Prozent, 17. Jh 11 Prozent, 18. Jh 56 Prozent, 19. Jh 27 Prozent). Es beinhaltet Übersichtswerke zur Kirchengeschichte sowie in Untergruppen Werke zur Geschichte der Päpste, der geistlichen Orden, Sekten, Bischöfe, Klöster und Kathedralkirchen sowie zur Reformationsgeschichte. Werke zur biblischen und kirchlichen Chronologie und Geographie schließen sich an. Die Gruppe Populäre Theologie umfaßt Homiletik und Asketik, das Kanonische und das Kirchenrecht sowie Theologische Literatur (140 Titel; 16. Jh 5 Prozent, 17. Jh 20 Prozent, 18. Jh 65 Prozent, 19. Jh 10 Prozent). In der abschließenden Gruppe Theoretische Philosophie finden sich die Komplexe Natürliche Religion, Dogmatik und Symbolik sowie Moral mit 70 Titeln (16. Jh 9 Prozent, 17. Jh 5 Prozent, 18. Jh 62 Prozent und 19. Jh 24 Prozent).

2.14 Die Hauptgruppe Jurisprudenz umfaßt 80 Titel (16. Jh 4 Prozent, 17. Jh 8 Prozent, 18. Jh 75 Prozent, 19. Jh 13 Prozent). Sie enthält die Rechtskodifikationen und Kommentare zum alten deutschen, zum römischen und zum sächsischen Recht, wie den Codex Augusteus, Oder Neuvermehrtes Corpus Juris Saxonici (4 Bde; Leipzig 1724-1805/06), aber auch die Gesetze und Verordnungen kleiner Staaten, insbesondere von Sachsen-Altenburg, vorwiegend Publikationen des 18. Jhs. Aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs liegen die Gesetz-Sammlung für die Königlichen Preußischen Staaten ab 1854, das Bundesgesetzblatt des Norddeutschen Bundes und das Reichsgesetzblatt vor. Die Juristische Literatur umfaßt Rechtsauslegungen und philosphische Rechtsbetrachtungen.

2.15 Eine gesonderte Hauptgruppe zur Philosophie besteht aus 160 Titeln, die vorwiegend im 18. und 19. Jh erschienen sind, unter ihnen 7 Prozent in französischer Sprache. Sie beinhaltet Publikationen zur Geschichte der Philosophie und Werkausgaben, von Descartes (Amsterdam 1664) bis zu Hegel (Berlin 1832-1840), die zur Gruppe Theoretische Philosophie zusammengefaßt sind. Zur Praktischen Philosophie finden sich Werke von Basedow, Rousseau, Herder, Helvetius und auch die Essais von Montaigne (Genf 1727). Die Hauptgruppe Erziehungs- und Unterrichtswissenschaft (300 Titel) erfuhr im 19. Jh mit 71 Prozent den stärksten Zuwachs. Dem Weiterbildungsinteresse des Lehrkörpers entsprechend, bildete dieses Fachgebiet einen Schwerpunkt der Erwerbungspolitik. Es umfaßt die wichtigsten Werke zur Pädagogik, Einzeldarstellungen zur Erziehungsmethodik, Handbücher für einzelne Unterrichtsfächer, Werke zur Geschichte der Erziehungswissenschaft und ihrer Unterrichts- und Erziehungsanstalten, Fest- und Jubiläumsschriften bekannter Fürstenschulen, Klosterschulen und anderer Gymnasien sowie Werke zur Universitätsgeschichte.

2.16 Die Physikalisch-literarische Klasse beinhaltet einen relativ kleinen Bestand (220 Titel) zu den Gebieten Naturgeschichte, Physik, Chemie, Medizin und Mathematik. 77 Prozent der Titel erschienen im 19. Jh. Es sind meist Übersichtswerke, Handbücher, aber auch Lehrbücher wie das Encyclopädische Wörterbuch der medizinischen Wissenschaften, hrsg. von Carl Ferdinand von Gräfe, Christoph Wilhelm Hufeland u. a. (Berlin 1828-1849), oder ältere Standardwerke, z. B. die Übersetzung von Buffons Allgemeiner Naturgeschichte (Berlin und Weimar 1771-1809). Naturwissenschaftliche Abhandlungen wie Johann Christoph Sturm, Mathesis juvenilis (Nürnberg 1699-1701), oder Leonhard Eulers Briefe an eine deutsche Prinzessin über verschiedene Gegenstände aus der Physik und der Philosophie (Leipzig 1769-1773) finden sich ebenso wie Werkausgaben, z. B. von Christoph Wilhelm Hufeland und Alexander von Humboldt, oder kleinere Publikationen wie De conservanda bona valetudine (Frankfurt 1545). Das balneologische Buch des römischen Arztes Johann Michael Savonarola († um 1440) liegt als Inkunabel vor, De balneis et thermis naturalibus (Bologna: Benedetto Ettore Faelli 1493).

2.17 Den Bestandsschwerpunkt der Gymnasialbibliothek bildet die Historisch-philologische Klasse mit 3600 Titeln, die etwa zur Hälfte aus dem 19. Jh stammen. Auf Geschichte entfallen ca. 1300 Titel. In der Gruppe Allgemeine Geschichte und Geschichte des Altertums liegen die großen Übersichtswerke des 18. Jhs vor, z. B. die Übersetzung der Allgemeinen Welthistorie aus dem Englischen (68 Bde, Halle 1744-1797) von Siegmund Jacob Baumgarten (1706-1757) sowie die Histoire Romaine (Amsterdam 1742-1749) und die Histoire ancienne des Egyptiens (Amsterdam 1735-1739) von Charles Rollin (1661-1741). Die Gruppe " Geschichte einzelner Völker und Staaten" enthält hauptsächlich Übersichtswerke aus dem 17. und 18. Jh zur Landesgeschichte, zumeist europäischer Staaten. Die Literatur zur deutschen Geschichte (250 Titel) war im 19. Jh ebenfalls auf das Doppelte vermehrt worden. Es sind hauptsächlich die Werke der typischen Preußischen Geschichtsschreibung. Hervorzuheben sind Quelleneditionen, die Monumenta Germaniae Historica, darunter die ursprüngliche und historiographisch wichtigste Ausgabe mit den 32 Folio-Bänden " Scriptores" (1826-1934), den " Leges" (1835-1889) sowie den " Diplomata"-Bänden in Quart (1879-1941). Zu nennen sind auch die Scriptores rerum Germanicarum (Leipzig 1728-1730) von Johann Burchard Mencken. Die Gruppe Sächsische Geschichte ist auf vor 1800 erschienene Titel beschränkt. Darunter befinden sich Chroniken des 16. und 17. Jhs. Weitere Gruppen enthalten Literatur zur Geschichte einzelner Städte sowie zur Geschichte des Mittelalters.

2.18 Zur Historisch-philologischen Klasse gehört auch die Geographie einschließlich der Reisebeschreibungen. Vorhanden ist der Historisch-Politisch-Geographische Atlas der ganzen Welt von Christian Wolff (Leipzig 1744-1750), eine Übersetzung des Dictionnaire géographique et critique des Antoine Augustin Bruzen de la Martinière (1662-1749). Aus dem 17. und 18. Jh liegen 22 Atlanten vor, aus dem 19. Jh 16. Die Atlanten des 18. Jhs, zumeist von deutschen Territorien, sind Komposit-Atlanten. Die Reiseberichte stammen insbesondere aus dem 18. und 19. Jh, davon liegen 5 Prozent in Französisch vor.

2.19 Einen eigenen Komplex bilden Werke zur Politik, die zu ca. 5 Prozent in französischer Sprache vorliegen. Neben Schriften über Staatsangelegenheiten finden sich solche über Handel, Schiffahrt und Finanzwissenschaft. Zugeordnet sind ferner Werke zu den Historischen Hilfswissenschaften Genealogie, Heraldik, Numismatik, Archäologie, Diplomatik und Chronologie. Mehr als 360 Titel sind Memoiren bzw. Biographien berühmter Persönlichkeiten. Eine weitere Gruppe weist Bibliographien zur Geschichte aus.

2.20 Die zweite Hauptgruppe in der Historisch-philologischen Klasse bildet die Kunst mit den Untergruppen " bildende" und " redende" Künste. Zu den bildenden Künsten sind Werke wie Bernard de Montfaucons (1655-1741) L'Antiquité expliquée et représentée en figures (Paris 1722-1725) zu finden.

2.21 Den Hauptanteil an den " redenden" Künsten hat die Klassische Philologie. Textausgaben der antiken Autoren sind mit mehr als 700 Titeln vertreten, von denen ca. 50 Prozent aus dem 19. Jh stammen. Der Bestand umfaßt Einzelausgaben der griechischen Klassiker einschließlich der zugehörigen Kommentare, griechische Literaturgeschichten, einige Grammatiken, Übungsbücher und eine größere Anzahl von Anthologien. Der Bestand zu Dokumenten und Denkmalen des alten Griechenland enthält Übersichtswerke wie den Thesaurus Graecorum antiquitatum (Leiden 1697-1702) von Jacob Gronovius († 1671) oder das Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae (Bonn 1828-1897).

2.22 Von der umfangreicheren Gruppe zur römischen Literatur, Sprache und Antike mit über 1000 Titeln erschienen 52 Prozent im 15. bis 18. Jh, der Rest im 19. Jh. Auch hier dominieren die Textausgaben lateinischer Schriftsteller nebst Kommentaren und Sammelwerken, darunter der Thesaurus antiquitatum Romanorum (Leiden 1697-1699) von Johann Georg Graeve (1632-1703). 400 Titel sind " Bücher vermischten Inhalts". Schülerbibliothek

2.23 Die Schülerbibliothek ist durch verschiedene, z. T. auch gedruckte Kataloge erschlossen. Alle Titelaufnahmen ebenso wie die Drucklegung der Kataloge erfolgten jedoch ohne Angabe der Erscheinungsjahre. Als Gründung des 19. Jhs umfaßt die Bibliothek nur Drucke des 19. und 20. Jhs. Der Umfang des historischen Bestandes läßt sich zahlenmäßig nur annähernd bestimmen. Die bis zur Auflösung des Domgymnasiums im Jahre 1949 geführte Klassenbibliothek für Prima und Sekunda ( s. o. 1.6) umfaßt ca. 750 Titel des 19. Jhs. Fremdsprachige Drucke bilden die Ausnahme.

2.24 Die bis zur Schließung der Bibliothek gültige Systematik wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jhs ausgearbeitet und liegt allen gedruckten Katalogen zugrunde. Der Bestand verteilt sich auf die Gruppen Deutsche Dichtungen und Erläuterungsschriften (ca. 200 Titel), Übersetzungen, Shakespeare und andere fremdsprachige Schriftsteller, altdeutsche Dichtung (ca. 35 Titel), Literaturgeschichte (ca. 50 Titel), Lesebücher, Mustersammlungen (ca. 20 Titel), Deutsche Stilistik, Grammatik, Lexikographie (ca. 40 Titel), Allgemeine Geschichte (ca. 25 Titel), Geschichte des Altertums (ca. 45 Titel), Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit (ca. 60 Titel), Brandenburgisch-preußische Geschichte (ca. 60 Titel), Geographie, Reisen, Naturkunde (ca. 50 Titel), Unterhaltungslektüre (ca. 85 Titel), Vorträge, Programme (ca. 70 Titel) und Kunst (ca. 10 Titel). Sondersammlungen Schulprogramme

2.25 Die ab 1821 erschienenen Schulprogramme wurden aus der Systematik der Gymnasialbibliothek herausgelöst und gesondert aufgestellt. Sonderkataloge verzeichnen die Titel der darin enthaltenen Abhandlungen. Bis zum Jahre 1877 sind dies 14.000 Titel. Nach dem Erscheinen der gedruckten Programmverzeichnisse wurde die Erschließungsarbeit offensichtlich eingestellt, so daß die Zahl der bis 1900 erschienenen Titel nur geschätzt werden kann (ca. 20.000). Es handelt sich für diesen Zeitraum um eine nahezu vollständige Sammlung, die die Programme der höheren Schulen im Gebiet des Deutschen Bundes bzw. des Deutschen Reiches umfaßt, ferner Österreich-Ungarns und vor allem für die fünfziger Jahre des 19. Jhs auch Dänemarks in seinen damaligen Grenzen einschließlich Islands mit Reykjavik. Kirchenmusikalien-Sammlung

2.26 Auf einem Grundstock von Musikalien aus früheren Jahrhunderten wurde die kirchenmusikalische Sammlung ab 1829 kontinuierlich vermehrt. Bis zum Jahre 1900 sind 255 Positionen (bzw. Komponisten) ausgewiesen, die jeweils mit mehreren Werken mit unterschiedlicher Instrumentierung vertreten sind. Neben den Drucken findet sich ein beachtlicher Teil handschriftlicher Überlieferungen von Kompositionen, die bis ins 16. Jh zurückreichen. Ihre Aufzeichnung erfolgte vermutlich in späterer Zeit; ein Teil der Handschriften stammt aus dem 18. Jh. Die zumeist undatierten Drucke sind überwiegend dem 19. Jh zuzuordnen. Neben Werken bekannter Komponisten wie Heinrich Schütz, Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel, Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart u. a. wurden Musikalien bedeutender Zeitgenossen wie Johann Nepomuk Hummel (1778-1837) und vor allem Felix Mendelssohn Bartholdy erworben, aber auch weniger bekannter Komponisten, die zumeist einen Bezug zu Leipzig aufweisen, darunter Moritz Hauptmann (1792-1868), Johann Gottfried Naumann (1741-1801), Johann Godefredus Schicht (1750-1823), Friedrich Schneider (1786-1853), Johann Gottfried Vierling (1750-1813) und Johann Rudolf Zumsteeg (1760-1802).

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetische Kataloge [in Zettelform; PC-gestützt nach RAK seit 1988]

Systematische Kataloge [in Zettelform]

Akzessionskatalog [in Bandform]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Juntke, Fritz: Die Wiegendrucke der Domstiftsbibliotheken zu Merseburg und Naumburg. Halle (Saale) 1940 (Die Stiftsbibliotheken zu Merseburg, Naumburg und Zeitz 1) [zur Bibliothek S. 20-22; 38-40]

Katalog der Schülerbibliothek des Domgymnasiums zu Naumburg. Prima und Sekunda. Naumburg [um 1930]

Kataloge der Schulprogrammsammlung [in Bandform; hschr.]

Katalog der Musikaliensammlung [in Bandform; hschr.; alphabetisch nach Komponistennamen]

3.3 Historische Kataloge

Index Librorum Reverendi Capituli Numburgensis. 1718, mit den Ergänzungen bis 1734 [Domstiftsarchiv, Tit. XVI, Nr. 12]

Katalog der Domkapitels-Bibliothek. 1800 [Domstiftsarchiv, Tit. XVI, Nr. 15]

Catalogus generalis Librorum, quos Bibliotheca Scholae Cathedralis Numburgensis continet. Ad Scientiae praecepta redegit Ferdinandus Augustus Guilelmus Heizer, Scholae Cathedralis Numburgensis Inspector et Bibliothecarius. Naumburg 1832 [hschr. Bandkatalog]

Kataloge der durch Ankauf und Schenkung von 1802-1835 erworbenen Werke:

Verzeichnis von Dachröden. 1808

Verzeichnis von Berlepsch. 1809

Bibliotheca Fürstenhauptiana. Aufstellung der aus der Bibliothek Fürstenhaupt erworbenen 1764 Nummern. 1821

Katalog der Hülfs- und Lesebibliothek

Systematischer Katalog der Schülerbibliothek

Inventarium über die Kirchenmusikalien-Sammlung, aufgestellt im Jahre 1831 und fortgeführt von dem jedesmaligen Kantor [geführt bis 1890]

Domstiftsarchiv Naumburg:

Die Beschlüsse in Bibliotheksangelegenheiten sind den Protokollen des Domkapitels zu entnehmen: Tit. XXII Nr. 3, Bd 1-66, 1580-1924

Hervorzuhebende Sachakten:

Bibliothek des Domkapitels 1673-1734 [Tit. XVI Nr. 12]

Bibliothek des Domkapitels 1800-1890 [Tit. XVI Nr. 15]

Bestimmungen wegen des Anteils des Dompredigers Heitzer an dem Schulgelde, wegen der Aufsicht über die Schulbibliothek und wegen der Abänderungen der dem Heitzer als Subinspektor bei der Domschule gegebenen Instruktionen 1822-1831 [Tit. XXXVII Nr. 45]

Die Bibliothek der Domschule 1836-1867 [Tit. XXXVII Nr. 47]

Stand: Januar 1999

Roswitha Nagel


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.