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Klosterbibliothek Loccum

Adresse. Kloster, 31547 Rehburg-Loccum [Karte]
Telefon. (05766) 96 02 31
Telefax. (05766) 96 02 11
Bibliothekssigel. <Lo 1>

Unterhaltsträger. Kloster Loccum
Funktion. Literaturversorgung für die Kandidaten des Predigerseminars, die kirchlichen Fortbildungseinrichtungen und wissenschaftliche Interessenten.
Sammelgebiete. Theologische Fachliteratur und angrenzende Gebiete.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek mit beschränkter Ausleihe; Anmeldung erforderlich. - Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät im Kloster.
Hinweise für anreisende Benutzer. Bahnverbindung Hannover-Wunstorf. Von dort Busverbindung. - A 2, Ausfahrt Wunstorf-Kolenfeld oder Wunstorf-Luthe, B 441. Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Nach der um 1620 entstandenen Chronik von Abt Theodor Stracke läßt sich die erste Erwähnung eines Skriptoriums auf das Jahr 1258 datieren. Bis ins späte Mittelalter kamen eine Reihe weiterer Hss. verschiedener Mönche in die Sammlung, die zu einem erheblichen Teil schon zur Zeit des Chronisten abhanden gekommen waren. Eine bedeutende Schenkung von 38 inhaltlich aufgezählten Hss. erfolgte 1466 durch den hannoverschen Priester Dietrich Ovenstedt. Es handelte sich hier hauptsächlich um homiletische, dogmatische und kirchenrechtliche Texte, so daß diese Sammlung der erste Bestand des Klosters ist, der über klösterliche Texte hinausgeht. Erhalten sind u. a. ein von ihm selbst geschriebener Sachsenspiegel und die " Loccumer Historienbibel".

1.2 Theodor Stracke, Abt des Klosters von 1600 bis 1629, gab in seinem Katalog von 1615 einen Bestand von 206 Bdn an. Die bei ihm aufgeführten Bücher zeigen, daß die reformatorische Bewegung nur langsam Fuß fassen konnte. Bis 1593 bestimmte katholisches Geistesleben das Kloster. Bücher Luthers oder anderer führender Reformatoren fehlten bis zu diesem Zeitpunkt.

1.3 Mit Johannes Fenger (Abt von 1591 bis 1596) wurde die Reformierung des Klosters in die Wege geleitet, nicht durch formelle Erklärung, sondern durch praktische Umgestaltung (evangelische Predigt, Abbau der katholischen Zeremonien). In dieser Zeit wurde auch die erste Lutherbibel in den Bestand aufgenommen. Die Beziehungen zum Zisterzienserorden wurden aber nicht abgebrochen. Fenger und der ihm folgende Abt Johannes Beese (1596-1600) führten der Bibliothek eine Reihe von reformatorischen Werken zu, u. a. einiges von Martin Chemnitz. Einen deutlichen weiteren Zuwachs erhielt die Bibliothek durch den schon genannten Abt Theodor Stracke. 64 der 206 aufgeführten Werke sind von ihm selbst der Bibliothek zugeführt worden. Unter den reformatorischen Schriften finden sich u. a. die Opera omnia Lutheri, Werke zur Confessio Augustana sowie Psalterauslegungen.

1.4 Während des Dreißigjährigen Krieges ging ein erheblicher Teil des Bestandes verloren. Erst unter Abt Johannes Kotzebue (1658-1677) fand die Bibliothek wieder größere Beachtung. Ein Aktenstück von ca. 1670 gibt darüber Aufschluß, daß zu dieser Zeit die Sammlung etwa 300 Bde umfaßte, die hauptsächlich aus Resten des Bestandes vor dem Dreißigjährigen Krieg, aus dem Nachlaß des Priors Burchard Beensen (1629-1658) und von Kotzebue selbst herrührten. Unter Abt Gerardus Molanus (1633-1722) erhielt die Bibliothek die erste Ausleihordnung. Molans große eigene Büchersammlung befindet sich heute im Besitz der Landesbibliothek Hannover (s. Eintrag dort 1.24). Eine erwähnenswerte Erweiterung erfuhr die Bibliothek, als Abt Georg Ebell (1732-1770) seine private Büchersammlung dem Kloster stiftete. Unter seinem Nachfolger Christoph H. Chappuzeau (1770-1791) kam es zu weiteren Neuanschaffungen und einer Neuordnung der Bibliothek. Der Nachlaß von Prior August O. Tecnopater, der vor allem naturkundliche Werke besaß, erweiterte den Bestand erheblich.

1.5 Abt Johann Christoph Salfeld (1791-1829) arbeitete verstärkt auf das Ziel hin, die Bibliothek zur Erlangung einer " gelehrten Bücherkenntnis" nutzbar zu machen. Ludwig H. Oschatz, Konventuale seit 1795, nahm als erster Bibliothekar in Loccum dieses Vorhaben nach dem Vorbild der Göttinger Universitätsbibliothek in Angriff. 1802 begann er mit einer umfassenden Katalogisierung des Bestandes. Aus ihr geht die erste detaillierte Systematik der Bibliothek hervor. Folgende Abteilungen werden genannt: Theologica Exegetica, Historia, Theologica Historia, Historia Naturalis, Theologica Systematica, Philosophia. 1795 wurde im Zusammenhang mit dem Ausbau des Predigerseminars der Posten des Studiendirektors geschaffen, dem die Leitung der Studien und praktischen Übungen oblag. Gleichzeitig wurde der Studiendirektor mit der Aufgabe betraut, nach Absprache mit dem Bibliothekar Neuanschaffungen für die Bibliothek vorzuschlagen, so daß nun die Erweiterung der Bibliothek eine stärker praktisch-theologische Ausrichtung erhielt. In dieser Zeit ist es zu mehreren größeren Ankäufen und Schenkungen gekommen: 1792 ein Teil der Bibliothek des Hofmedicus Johann Christian Bruns aus Hannover (hauptsächlich Reisebeschreibungen und naturwissenschaftliche Werke); 1804 der Ankauf von Landesverordnungen (2000 Stück); 1811 die Privatbibliothek Christoph Erich Weidemanns (des Klostersyndikus, dem wir das erste Loccumbuch verdanken); 1818 der Nachlaß von Prior Carl Ludwig Franzen (bestehend aus Predigten und anderen praktisch-theologischen Werken); 1832 nach Oschatz' Tode dessen eigene Privatbibliothek. Salfeld gab im Jahre 1812 eine Gesamtzahl von 7438 Bdn an. 1820 schätzte Studiendirektor Köster ihren Umfang schon auf knapp 10.000 Bde.

1.6 Als Friedrich Hermann Christian Düsterdieck 1857 Studiendirektor wurde, nahm er einige notwendig gewordene Veränderungen an der Bibliothek vor: der Bücherbestand wurde an seinen jetzigen Ort, das ehemalige Calefaktorium und Refektorium, verlegt. Weiterhin begann Düsterdieck mit der Neubearbeitung des Realkataloges. Zunächst wurden die theologischen Bestände bearbeitet, unter seinem Nachfolger Carl Friedrich Theodor Schuster (Studiendirektor von 1865 bis 1880) dann die übrigen Fächer. Der Gesamtumfang der Bibliothek wurde 1869 zum Abschluß der Neuordnung auf etwa 12.000 Bde geschätzt, der Bestand an theologischer Literatur ergab 4278 Titel. Gerhard Uhlhorn, Abt von 1878 bis 1901, sorgte für einige wichtige Ergänzungen, vor allem in historischer und praktisch-theologischer Richtung.

1.7 Zu einer weiteren Neuordnung und Neukatalogisierung kam es von 1904 bis 1906, ausgeführt durch cand. min. Paul Graff. Im Mittelpunkt des neuen Kataloges stand natürlich die Theologie. Aber auch andere Wissenschaftsgebiete wurden entweder erweitert (Patristik, Rechts- und Staatswissenschaften) oder neugeschaffen (Religions- und Kulturgeschichte), so daß die theologische Bibliothek eine stärkere Akzentuierung zu einer Bibliothek mit allgemeinerem Bildungsbestand erfuhr. Durch diese Erweiterung ihrer Ordnung erhielt die Bibliothek die Form, die sie heute noch hat. Insgesamt sind nun 18 Hauptabteilungen eingerichtet (s. a. 2.3 ff.).

1.8 Um 1900 konnte die Bibliothek einen Gesamtbestand von über 20.000 Bdn aufweisen. Ihr Zuwachs schritt durch Neuanschaffungen und kleinere Schenkungen kontinuierlich voran. Deutlich sind die durch Konventsbeschluß festgelegten Richtlinien bei den Neuanschaffungen nachzuvollziehen, wonach die Kandidaten des Predigtamtes als Hauptbenutzerkreis zu berücksichtigen sind. Als Folge des stetigen Wachstums wurde die Bibliothek im Laufe des 20. Jhs auf verschiedene Räumlichkeiten verteilt. Nach wie vor befindet sich im ehemaligen Calefaktorium und im Refektorium mit den theologischen Abteilungen der Kernbestand der Bibliothek. Randgruppen sind im sogenannten Rationalistengang und im Slaphus untergebracht. Alte und besonders wertvolle Bestände haben in einem eigens dafür eingerichteten Magazin ihren Platz.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Klosterbibliothek Loccum umfaßt gegenwärtig bei einem Gesamtbestand von ca. 55.000 Bdn 13.280 Titel bis zum Jahre 1900. Die Auszählung erfolgte unter sporadischer Berücksichtigung des Alphabetischen Katalogs z. B. bei Sammelbänden direkt an den Bücherregalen. Diese Auszählung ergab folgende chronologische Verteilung: 59 Inkunabeln, 645 Titel des 16. Jhs, 1490 Titel des 17. Jhs, 3730 Titel des 18. Jhs sowie 7356 Titel aus dem 19. Jh. Es ergibt sich somit bis auf die Inkunabeln pro Jahrhundert eine Verdoppelung des Titelbestandes. Eine Aufstellung des Bestandes nach chronologischen Prinzipien war jedenfalls in großem Umfang durch die systematische Aufteilung ausgeschlossen. Erst in den Unterabteilungen wurde die chronologische Reihenfolge bevorzugt.

2.2 Als vorrangig theologische Bibliothek enthält der Bestand naturgemäß eine größere Zahl lateinischer Titel. Insgesamt handelt es sich um 2140 Titel (16 Prozent des Gesamtbestandes). Davon stammen 533 aus der Inkunabelzeit und dem 16. Jh, 1197 aus dem 17. Jh, 356 aus dem 18. Jh sowie 54 aus dem 19. Jh. 1300 der lateinischen Exemplare, das sind 61 Prozent, verteilen sich auf die vier Hauptabteilungen Allgemeines, Systematische Theologie, Philologie und Geschichte. Im Gegensatz zu den lateinischen Titeln sind nur einige griechische und hebräische vorhanden, die sich fast ausschließlich auf Bibelausgaben und antike Klassiker im Bereich Philologie beschränken. Daneben findet sich ein sehr geringer Anteil französischsprachiger (150 Titel) und englischsprachiger Werke (40 Titel). Bei allen übrigen Ausgaben handelt es sich um deutschsprachiges Schrifttum. Systematische Übersicht

2.3 Anfänglich richtete sich die Beschaffung des Bücherbestandes entsprechend den Interessen des jeweiligen Abtes nach den Kriterien allgemeiner theologischer Arbeit. Da seit Gründung des Predigerseminars der Benutzerkreis hauptsächlich aus den Kandidaten des Predigtamtes besteht, ergab sich eine besondere Betonung der Abteilung Praktische Theologie, ohne daß man jedoch auf andere theologische und außertheologische Gebiete verzichten wollte. Die heutige systematische Aufteilung umfaßt 18 Hauptgruppen (eine weitere Abteilung Sozialwissenschaften ist erst um 1970 ausgegliedert worden und enthält ausschließlich Buchbestände dieses Jahrhunderts). Die folgende Darstellung orientiert sich an dieser systematischen Aufstellung, die seit der Neuordnung der Bibliothek in den Jahren 1904 bis 1906 gebräuchlich ist. Sie spiegelt zugleich den Standort-Katalog wider. Auf der untersten Gliederungsebene wurde bei der Aufstellung meist nach chronologischen Prinzipien verfahren, wo es sich anbot, auch nach alphabetischen.

2.4 Die Abteilung Allgemeines enthält allgemeine Literatur und Bücherkunde sowie allgemeine theologische Literatur. Mit 948 Titeln ist sie zahlenmäßig nicht so stark vertreten wie die speziellen theologischen Abteilungen. Durch ihren großen Anteil an Werkausgaben und Reihen bildet sie aber nach der Zahl der Bände die umfangreichste aller Abteilungen. Die nichttheologische Literatur enthält allgemeine Literaturzeitschriften, allgemeine Wissenschaftskunde, Gelehrtengeschichte und Veröffentlichungen von gelehrten Gesellschaften. Die theologische Literatur bietet mit ihren allgemeinen theologischen Zeitschriften einen repräsentativen Querschnitt des 18. und 19. Jhs. Neben Bibliographien und Geschichten der gesamten theologischen Wissenschaft finden sich auch gesammelte Werke von Theologen seit 1500 (die Werke von Theologen bis 1500 wurden seit der Neuordnung von 1904 bis 1906 der Abteilung Patristik zugeordnet). Es dominieren die Werke der führenden Reformatoren.

2.5 Die zweite Hauptabteilung ist die Philologie. Sie umfaßt 998 Titel und ist damit die umfangreichste nichttheologische Abteilung. Sie beginnt mit einer allgemeinen sprachwissenschaftlichen Unterabteilung, der sich eine weitere mit semitischen und anderen orientalischen Sprachen anschließt. Darauf folgt der große Bereich der Klassischen Philologie. Die Textausgaben entstammen vornehmlich dem 18. Jh. Auch antike Historiker und Philosophen sind hier eingeordnet. Am Schluß folgen noch neuere europäische Sprachen.

2.6 Die nächstfolgende Hauptabteilung ist die Literatur (Schöne Literatur) mit 567 Titeln, deren größerer Teil aus deutscher Literatur besteht. Hier finden sich neben einer Reihe von Werken zur Geschichte der deutschen Literatur Textausgaben. Es gibt eine kleine Gruppe aus Werken der Volksdichtung, darunter eine wohl einmalige Till Eulenspiegel-Ausgabe aus dem 18. Jh. Die alphabetisch angeordneten deutschen Schriftsteller enthalten eine Reihe von Ausgaben des 18. Jhs. Der gegenüber der deutschen kleinere Teil der außerdeutschen Literatur setzt sich in erster Linie aus französischen und englischen Werken zusammen, die meist in der Originalsprache vorhanden sind.

2.7 Die Abteilung Künste ist mit 92 Titeln die kleinste aller Hauptabteilungen. Eine Unterabteilung gilt der bildenden Kunst; der Bereich Musik enthält vornehmlich Titel zur Kirchenmusik (Sammelwerke und Werke einzelner Komponisten).

2.8 Der Bestand der Abteilung Philosophie beläuft sich auf 573 Titel. Enzyklopädien und Lexika, darunter das philosophische Lexikon von Rodolphus Goclenius aus dem Jahre 1613, Zeitschriften und Werke einzelner Philosophen leiten diese Abteilung ein (Ausgaben antiker Philosophen s. unter Philologie). Es folgen Werke zur Geschichte der Philosophie, dann einzelne philosophische Grundthemen, angefangen von der Erkenntnistheorie bis hin zu Psychologie und Spiritismus. Aus dem 16. und 17. Jh finden sich die Grundbücher der Helmstedter Schulphilosophie (Martini, auch Ramus) in oft mehreren Exemplaren. Rechts- und Geschichtsphilosophie sind im Gegensatz zur Religionsphilosophie nur in geringer Zahl vorhanden. Beschlossen wird die Abteilung mit der Ästhetik und der Ethik.

2.9 Die Pädagogik ist mit 962 Titeln eine der großen nichttheologischen Abteilungen. Nach allgemeinen und geschichtlichen Werken schließen sich grundsätzliche Darstellungen an. Es folgt der Bereich Didaktik und Methodik in Volksschulen und höheren Schulen samt der dazugehörigen Literatur zu einzelnen Fächern. Bibel- und Katechismusunterricht beherrschen dort das Bild fast ausschließlich. Aus den folgenden Unterabteilungen ist der " gelehrte Unterricht" zu nennen. Zu den Gymnasien treten u. a. mit einigen Dissertationsbänden aus Helmstedt die Universitäten. Den Schluß bilden Schulbücher und Jugendschriften, vornehmlich zur Glaubensunterweisung.

2.10 Die Abteilung Religions- und Kulturgeschichte ist erst in der Folge des Vorherrschens liberaler Theologie 1904-1906 neu eingerichtet worden gemäß dem systematischen Realkatalog von Otto Hartwig (vgl. 3.1). Sie umfaßt 249 Titel. Die Unterabteilung Religionsgeschichte beinhaltet Abhandlungen allgemeiner und regional begrenzter Art ( u. a. zum ägyptischen und semitischen Raum), sowie antike und germanische Mythologie. Die Untergruppe Kulturgeschichte enthält Gesamtdarstellungen und Werke zu einzelnen Zeitabschnitten. Eine eigene geschlossene Systemstelle bildet die Religions- und Kulturgeschichte des Judentums ab 70 n. Chr. (bis 70 n. Chr. s. 2.11). Hier ist die frühere " Theologia rabbinica" untergebracht (u. a. ein Band mit Schriften zur Kabbalistik, Basel 1587; Reuchlins De arte cabbalistica von 1517; Buxtorfs Tiberias von 1665). Den Schluß bildet ein Bereich zur Kulturgeschichte einzelner Themen.

2.11 Die folgenden fünf Hauptabteilungen bilden den Gesamtkomplex Theologie. Diese Einteilung entspricht gleichfalls dem Schema des Realkatalogs von O. Hartwig. Die erste Abteilung bildet die Bibelwissenschaft, in der Altes und Neues Testament zusammengefaßt sind. Mit 1724 Titeln ist sie die zweitgrößte Abteilung insgesamt. Die erste von mehreren Untergruppen ist dem Allgemeinen vorbehalten - dazu gehört die Geschichte der Exegese und Hermeneutik. Die folgende Systemstelle beinhaltet Hilfsmittel zur Bibelwissenschaft: biblische Geographie, Reisebeschreibungen, biblische und jüdische Geschichte bis 70 n. Chr. (ab 70 n. Chr. s. 2.10) sowie biblische Archäologie. Dem schließen sich Einleitungen in das Alte und Neue Testament, Textausgaben (auch Polyglotten) sowie Teilausgaben der Bibel an. Im Bereich Exegese sind vor allem Kommentare zum Alten Testament erwähnenswert, die seit dem 17. Jh kontinuierlich vorhanden sind. Bei den Erläuterungsschriften des Neuen Testaments mit Kommentarreihen und der Literatur zu den einzelnen Büchern verdienen die Schriften zum Leben Jesu aus dem 18. und 19. Jh Beachtung. In der Gruppe Allgemeine biblische Theologie finden sich u. a. auch Arbeiten zu Einzelthemen, die der ganzen Bibel gelten (z. B. Eschatologie, Auferstehung). Es folgen die Werke zur Theologie des Alten und Neuen Testaments getrennt. Den Schluß bildet eine kleinere Gruppe zur apokryphen und pseudoepigraphen Literatur.

2.12 Die nächste Hauptabteilung ist die Kirchengeschichte mit 1034 Titeln. Sie beginnt mit Werken zur Geschichte der Kirchengeschichte sowie Zeitschriften. Es folgen Darstellungen der gesamten Kirchengeschichte von den Magdeburger Centurien bis zu den Lehrbüchern des 19. Jhs und einzelner Zeitabschnitte. Eine größere Unterabteilung von Lebensbeschreibungen beinhaltet hauptsächlich rein Biographisches, aber auch manches an volkstümlichen Werken. Einzelne wichtige Zweige der Kirchengeschichte, z. B. Geschichte des Papsttums, Konziliengeschichte und die Literatur zu Mönchtum und Ordensgeschichte schließen sich an. Den Abschluß bildet die Kirchengeschichte einzelner Länder, d. h. Europas und Nordamerikas, in erster Linie aber Deutschlands. Hier ist vornehmlich der norddeutsche Raum (in wenigen Abhandlungen auch der süddeutsche Raum) in den politischen Grenzen des Deutschen Reiches berücksichtigt.

2.13 Die Gruppe Patristik ist mit 349 Titeln die kleinste theologische Abteilung. Sie enthält die Werke vorreformatorischer Schriftsteller und die zugehörige Sekundärliteratur bis 1500 (nach 1500 s. Kirchengeschichte); zu erwähnen ist eine Reihe frühneuzeitlicher Ausgaben.

2.14 Die Hauptabteilung Systematische Theologie umfaßt 1672 Titel. Sie enthält die religionsphilosophische Begründung des Christentums, die Auseinandersetzungen zwischen Theologie und Philosophie und umfaßt auch die allgemeine Apologetik des Christentums. Das 18. Jh ist zu diesen Fragen relativ reich vertreten. In der dogmen- und theologiegeschichtlichen Unterabteilung finden sich im Anschluß an die Standardwerke zur Dogmengeschichte hauptsächlich Bücher zur Theologiegeschichte und zwar vornehmlich zur Reformationszeit und zum 19. Jh. Daran schließt sich die Literatur zur christlichen Symbolik an, speziell Abhandlungen zur Geschichte der Confessio Augustana und ihrer Lehre, aber auch zu katholischen Bekenntnissen. Es folgen Polemik (Kontroverstheologie) und Irenik (überkonfessionelle Einigungsversuche). Unter den zahlreichen protestantischen und katholischen Dogmatiken bezeugt eine Gruppe die Bindungen des Klosters zur Helmstedter Theologie. Es folgen Abhandlungen zu einzelnen dogmatischen Loci, wobei das Kompendium Luthardts das Einteilungsschema vorgibt. Die Abteilung Systematische Theologie schließt mit dem Bereich Ethik (Grundfragen, einzelne Fragen, auch Asketik), deren größter Teil Literatur des 18. Jhs ist.

2.15 Die Systemstelle Praktische Theologie ist nicht nur zahlenmäßig mit 2114 Titeln, sondern auch ihrer Zweckbestimmung nach die bedeutendste Abteilung der Klosterbibliothek. Die erste Unterabteilung ist den Zeitschriften gewidmet. Es folgt die Liturgik mit Schriften auch zum katholischen Gottesdienst. In der Unterabteilung Hymnologie ist eine Gesangbuchsammlung mit 125 Exemplaren erwähnenswert, dessen ältestes aus dem Jahre 1660 stammt. Unter den Erbauungsschriften finden sich in alphabetischer Reihenfolge Andachts- und Gebetbücher, die einen Querschnitt vom 17. bis zum 19. Jh bieten. In der wohl wichtigsten anschließenden Gruppe Homiletik sind neben einer Anzahl von Werken zu ihrer Geschichte und Theorie die Perikopenpredigten zu nennen (ca. 250 Titel); viele Ausgaben stammen aus dem 17. Jh. Es folgen Predigten zu verschiedenen Anlässen, auch über Katechismus, Lieder und biblische Bücher, dann Bibelstunden. Beachtlich sind die nachfolgenden Predigtsammlungen von einzelnen und mehreren Verfassern, die einen guten Überblick über die Geschichte der Predigt geben, gerade auch im 18. Jh. Der Bereich Katechetik (s. a. Pädagogik) weist einige Handbücher verschiedener Konfessionen und Werke zur Geschichte der Katechetik auf. Beschlossen wird die Abteilung Praktische Theologie mit Schriften zur Äußeren und Inneren Mission.

2.16 Die vier weiteren nichttheologischen Hauptabteilungen beginnen mit den Rechts- und Staatswissenschaften, die 580 Titel aufweisen. Dem Allgemeinen zum Thema folgen Quellen hierzu gehören Gesetze, Gesetzessammlungen, Kommentare und Verordnungen und wenige Schriften zum römischen Recht. Dem schließt sich deutsches Privatrecht und Strafrecht an. Den größten Anteil an der Abteilung hat mit ca. 50 Prozent das Kirchenrecht, worunter auch einige alte evangelische Kirchenordnungen zu finden sind. Nach dem Bereich Staats- und Völkerrecht beschließen die Volkswirtschaftslehre und etwas ausführlicher die Sozialwissenschaft (darin eine Sammlung aktueller Schriften zur sozialen Frage aus dem vorigen Jahrhundert) diese Gruppe.

2.17 Die Abteilung Geschichte umfaßt 896 Titel. Eingangs finden sich Zeitschriften. Es folgen Darstellungen zur Weltgeschichte: von der Allgemeinen Welthistorie in deutscher Ausgabe, die zunächst von S. J. Baumgarten herausgegeben worden ist, in 66 Bdn von 1744 bis 1814, bis hin zu Rankes Weltgeschichte. Etwa 70 Prozent der Titel dieser Abteilung sind Werke zur deutschen Geschichte; unter den preußischen Provinzen findet sich in relativ großer Zahl das Schrifttum über die Provinz Hannover und Niedersachsen insgesamt. Den Schluß bildet die Geschichte außerdeutscher Länder, als Schwerpunkt Bücher zur englischen Geschichte aus dem 18. Jh.

2.18 Die Abteilung Geographie, mit 160 Titeln die zweitkleinste Hauptabteilung, weist überwiegend Reisebeschreibungen auf. Dazu kommen einige Atlanten, darunter von Mercator ein Atlas minor in der Bearbeitung von Hondius (Amsterdam 1607) und ein sechsbändiger Atlas von G. und J. Blaeu aus dem 17. Jh.

2.19 Die letzten beiden Hauptabteilungen umfassen die Gebiete Mathematik, Naturwissenschaften, Medizin sowie Technologie, Ökonomie. Unter den 362 Titeln finden sich ökonomische Abhandlungen, naturwissenschaftliche Zeitschriften und Monographien vornehmlich des 18. Jhs, sowie einige medizinische Werke.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[Kapselkatalog, nach PI; bis 1955 geführt]

Systematischer Katalog

[Standortkatalog, Kapselkatalog; nach der " Halleschen" Systematik von Otto Hartwig. Vereinfachtes Schema 1904-1906 von P. Graff hschr. entwickelt; geführt bis 1955]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; ab 1955; nach PI]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; ab 1955; nach PI]

EDV-Katalog

[ab 1994; nach RAK; System BIS-LOK]

Die Bestände sind im Niedersächsischen Zentralkatalog, nicht aber in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Bibliotheksverzeichnis Theodor Strackes von 1615

[Klosterarchiv: II, 2, 15. Abdruck auch in G. Müller, Die Klosterbibliothek, S. 46 ff, s. u. 4.2. Gliederung in zwei Abteilungen: A) Theologie; B) Randgebiete der Theologie und Nichttheologisches. Dasselbe Verzeichnis findet sich noch einmal in Strackes Chronik (Chronik I; S. 276 ff., Archiv II, 2, 7)]

Catalogus librorum

[aus der Zeit Abt Kotzebues (1658-1677); teilt den Bestand nach Herkunft in Gruppen und innerhalb dieser nach Formaten ein; Klosterarchiv X, 1]

Alphabetischer Katalog [um 1769]

Alphabetischer Katalog [um 1790]

Alphabetischer Katalog

[um 1800; von Ludwig Oschatz]

Systematischer Katalog

[um 1800; begonnen von Ludwig Oschatz; unvollständig; Klosterarchiv X, 17-20, 35-37]

Catalogus Bibliothecae Luccensis. 9 Bde

[Neukatalogisierung um 1850; fortgeführt bis 1904. Die Bde sind folgendermaßen gegliedert: (1) Biblica; (2) Historia ecclesiastica; (3) Theologica systematica; (4) Theologica practica; (5) Theologica patristica et rabbinica; (6) Theologica miscellanea; (7) Jus ecclesiasticum; (8) Philosophica et Paedagogica; [9.] Historia; dazu unvollendet: Philologia (Klosterarchiv X, 34). Einen parallel geführten alphabetischen Katalog gibt es nicht; nur zu den einzelnen Bänden sind nachträglich Verfasserregister erstellt.]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Klosterarchiv X,1-39: Akten über Ankauf und Schenkungen von Büchern, auch die genannten Kataloge. Eine Reihe von Korrespondenzen zur Anschaffungspolitik vornehmlich aus dem 19. Jh. Die älteste Akte ist der Catalogus librorum aus der Zeit Kotzebues, die jüngste aus dem Jahre 1910

Klosterarchiv VIII: Akten zum Hospiz; zu Fragen des Studienbetriebes: Anschaffungen für die Bibliothek, vor allem aus der Zeit um 1850

Akten Kurator, Abteilung M,2: Korrespondenz meist des Kurators (1878-1909) [z. B. über die Neuordnung von 1904-1906]

Klosterrezeptur V,1: Vermerke und Rechnungen über die Einrichtung der Bibliothek (1880-1957)

Akten des Studiendirektors, Abteilung G: umfangreiche Korrespondenz zu verschiedenen Belangen der Bibliothek;

Rechnungen über An- und Verkäufe; Protokolle der Konventssitzungen, die die Bibliothek betreffen (ab 1883)

Akten Vermögensverwalter Schnelle, Abteilung B VII,3: Korrespondenz; Schriftstücke zur räumlichen Neuordnung nach dem Zweiten Weltkrieg (1944-1954)

Akten Vermögensverwalter Ruppel, Abteilung B 282: Berichte und Rechnungen zur Inneneinrichtung der Bibliothek (1954-1971)

Ebell, G. W.: Rechenschaftsbericht, Klosterarchiv II, 2, 28a, B. 87-88

Dazu s. auch Renate Decke-Cornill, Repertorium bibliotheksgeschichtlicher Quellen. Wiesbaden 1992, S. 83

4.2 Darstellungen

Baring, Daniel E.: Beytrag zur hannöverschen Kirchen- und Schul-Historia. Hannover 1748, S. 271

Burwick, Hildegard: Die Klosterbibliothek Loccum. In Norddeutschland einzig in ihrer Art. In: Der Heimatbote. Sonntagsbeilage für Die Harke/Das Mittelweser-Land. 5. November 1966, S. 1

Hadel, Werner von: Klosterbibliothek: Ein " schön lustig Gemach". Bestände aus Loccum neu geordnet. Schätze aus 800 Jahren kommen ans Tageslicht. In: Der Heimatbote. Sonntagsbeilage für Die Harke/Das Mittelweser-Land. 16. September 1967, S. 1

Holze, Heinrich: Zwischen Studium und Pfarramt. Die Entstehung des Predigerseminars in den welfischen Fürstentümern zur Zeit der Aufklärung. Göttingen 1985 Loccum vivum. 800 Jahre Kloster Loccum. Hrsg. von Erich Ruppel und Dieter Andersen. Hamburg 1963 Müller, G[eorg]

H.: Die Klosterbibliothek. In: Zum Jubiläum des Klosters Loccum 1163-1913. Hannover 1913, S. 1-56 Müller, G[eorg] [H.]: Die Klosterbibliothek zu Loccum. In: Niedersachsen 18 (1912/13) S. 353-354 Salfeld, J[ohann]

C[hristoph] (Hrsg.): Beyträge zur Kenntniß und Verbesserung des Kirchen- und Schulwesens in den Königlich Braunschweig-Lüneburgschen Churlanden. Bd 1. Hannover 1800, S. 467-475 Schuster, C. F. T.: Die Ausbildung der Theologen im Prediger-Seminar des Klosters Loccum, mit Andeutungen über des Klosters Geschichte, Alterthümer und Kunstschätze. Hannover 1876, S. 31-32

Stand: Oktober 1996

Gustav-Adolf Schoener


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.