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Bibliothek des Kreismuseums

Adresse. Kirchplatz 3, 06749 Bitterfeld [Karte]
Telefon. (03493) 2 32 95
Telefax. (03493) 2 32 95

Unterhaltsträger. Landratsamt Bitterfeld
Funktion. Öffentlich zugängliche Fachbibliothek.
Sammelgebiete. Heimat- und Regionalgeschichte; Naturkunde; Kunstwissenschaft und Kunstgeschichte; Foto- und Filmgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Öffnungszeiten des Museums: Dienstag bis Freitag 9-12 Uhr und 13-17 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung empfehlenswert. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 15 Minuten) Richtung Markt. A 9 (E 51), Ausfahrt Zörbig, B 183; Ausfahrt Halle, B 100. Parkmöglichkeit in der Nähe des Museums.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Mit der Gründung der Städtischen Sammlung für Heimatkunde und Geschichte des Kreises Bitterfeld durch Emil Obst (1853-1929) entstand eines der ältesten regionalgeschichtlichen Museen Sachsen-Anhalts. Nach anfänglicher Unterkunft im Rathaus zog das Museum im Jahre 1901 in die 1839 erbaute benachbarte Schule an der evangelischen Kirche um, wo der Raumanteil schrittweise erweitert werden konnte und das Gebäude seit 1936 ausschließlich Museumszwecken dient. Nach der baulichen Erweiterung im Jahre 1962 konnte dem durch Geschenke, Nachlässe und Kauf angewachsenen Bibliotheksbestand erstmals ein eigener Raum zur Verfügung gestellt werden. 1993 wurden der Bibliotheksraum saniert und die Bücher in Metallregalen aufgestellt.

1.2 Die ersten Bestandszugänge ergaben sich aus der Sammeltätigkeit von Emil Obst. Sein starkes lokalhistorisches Interesse, der Beruf als Feldmesser und die Tätigkeit als Kirchenrendant der evangelischen Kirchgemeinde Bitterfeld ab 1897 führten zu zahlreichen persönlichen Kontakten. Sie ermöglichten ihm, Bücher aus Privatbesitz sowie Exemplare aus den Bibliotheken der umliegenden Rittergüter als Schenkung oder durch Ankauf zu erwerben, darunter einen verhältnismäßig hohen Anteil an religiöser Erbauungsliteratur und Gesangbüchern. Um 1930 wurden zahlreiche Bücher aus Obsts Nachlaß käuflich erworben.

1.3 Zwischen 1929 und 1949 ging der fast ausschließlich auf Regionalliteratur beschränkte Bestandszuwachs erheblich zurück und kam mit der Unterbrechung der Museumsarbeit durch den Zweiten Weltkrieg, in dem die Bestände ohne Verluste ausgelagert waren, bald ganz zum Erliegen. Aus dieser Zeit sind keine Periodika überliefert. Erst seit der Wiedereröffnung des Museums im Jahre 1949 und seiner Erweiterung als Kreismuseum ab 1961 wuchs die Bibliothek durch Buchankäufe und Schenkungen sowie durch Wiederaufnahme des Zeitschriftenbezuges auf ca. 10.000 Bde an. Der natur- und allgemeingeschichtliche Bestand wurde ausgebaut und durch museumsspezifische Literatur ergänzt. Mit der Einrichtung einer Photo- und Kinematographie-Abteilung im Museum ergab sich ein weiterer Sammelschwerpunkt. Die befristete Mitarbeit einer Bibliotheksfachkraft in den Jahren 1993/94 ermöglichte eine Inventur des zu diesem Zeitpunkt auf ca. 12.000 Bde veranschlagten Gesamtbestandes und die Einarbeitung der längere Zeit unbearbeitet gebliebenen Zugänge.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Von den etwa 10.000 inventarisierten Bänden wurde durch Auszählen am Regal ein historischer Bestand von 1771 Titeln ermittelt. Davon stammen 21 Titel aus dem 16. Jh (17 in Deutsch und 4 in Latein), 53 aus dem 17. Jh (38 in Deutsch, 12 in Latein, 2 in Französisch und ein anderssprachiger Titel), 362 aus dem 18. Jh (349 in Deutsch, 9 in Latein und 4 in Französisch) sowie 1335 aus dem 19. Jh (1290 Titel in Deutsch, 25 in Französisch, 11 in Latein, 4 in Englisch und 5 in anderen Sprachen). Systematische Übersicht

2.2 Neben der seit Museumsgründung gezielt gesammelten heimatkundlichen und regionalgeschichtlichen Literatur bestimmten verschiedene Schenkungen und zufällige Erwerbungen die Bestandszusammensetzung. Dadurch gelangten auch einige seltene Drucke aus der Reformationszeit in den Bestand. In der Gruppe Staat und Recht finden sich ein Nachdruck der Pariser Erstausgabe (1625) von Hugo Grotius' De jure belli ac pacis (Jena 1673) und der Codex Augusteus oder neuvermehrter Corpus iuris Saxonici (Leipzig 1724-1824).

2.3 Die Gruppe Medizin enthält u. a. von Thomas Willis (1621-1675) Pathologiae cerebri et nervosi generis specimen (Amsterdam 1670; drei Jahre nach der Oxforder Druckerlaubnis von 1667 erschienen), ebenso das aus dem Lateinischen übersetzte Geburtshilfelehrbuch von Henrik van Deventer (1651-1724), Neues Hebammen-Licht, bey welchem die Hebammen-Kunst und was darzu gehöret durch geschickte Handgriffe aufrichtig gelehret wird (Jena 1717).

2.4 Zwei aus dem Kreis Bitterfeld stammende Autoren sind mit zeitgenössischen Titeln vertreten, so Johann Gottfried Schnabel aus Sandersdorf (Pseudonyma Gisander oder Gysander, 1692-nach 1750), Verfasser der bedeutendsten deutschen Robinsonade, mit Wunderliche Fata einiger Seefahrer, absonderlich Alberti Julii, eines gebohrnen Sachsens (Nordhausen 1743) und Johann Jacob Reiske (1716-1774), Begründer der selbständigen philologisch-historischen arabischen Sprachwissenschaft und Reformpädagoge, mit Johann Jacob Reiskens von ihm selbst aufgesetzte Lebensbeschreibung (Leipzig 1783).

2.5 Zu den wichtigsten Titeln des heimatkundlich-regionalgeschichtlichen Bestandes gehören die Schriften des Museumsgründers Emil Obst, die er seit 1884 in dichter Folge, oftmals im Selbstverlag, publizierte. Vor 1900 erschienen u. a. Beschreibung und Geschichte des Kreises Bitterfeld. Ein Handbuch (Bitterfeld 1887-1888), Heimatkunde des Kreises Bitterfeld (Bitterfeld 1893), Führer durch Bitterfeld und Umgebung (Bitterfeld 1893), Bitterfeld und Umgebung während des Dreißigjährigen Krieges, insonderheit die Schwedenplünderung zu Bitterfeld im Juni 1637 (Bitterfeld o. J.). Von weiteren Autoren liegen z. B. vor Nachrichten über die Flämings-Sozietät zu Bitterfeld (Bitterfeld 1869) von Attenstäde und Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmale des Kreises Bitterfeld (Halle 1893) von Gustav Schönermark. Unter den z. T. unvollständigen Bitterfelder Heimatzeitungen und Amtsblättern befindet sich das Bitterfelder Kreisblatt (1849-1879).

2.6 Die von Emil Obst zusammengetragene theologische Literatur und die Gesangbuchsammlung (fast ausschließlich aus dem sächsischen Raum) stammen größtenteils aus der Zeit zwischen 1700 und 1850. Die 50 Gesangbuchtitel widerspiegeln die Vielfalt der bereits im 18. Jh in den Kirchgemeinden gebräuchlichen Gesangbücher, wie Christliches Gesang-Büchlein (Delitzsch 1713), Seelen-labende Perle-Milch, darinnen Gebete nebst einem Gesang-Büchlein (Delitzsch 1715), Gläubiger Christen Himmel-aufsteigende Hertzens- und Seelen-Music, bestehend in geistlichen Psalmen und Liedern, Oder: Ein gantz neu Gesang-Buch aus D. Lutheri und anderer Evangelischer Christen Schrifften (Halle 1734), von Carl Gottlob Hofmann Das privilegierte vollständige und vermehrte Leipziger Gesangbuch ... (Leipzig 1758) oder das Weihnachten 1796 in Leipziger Kirchen eingeführte Leipziger Gesangbuch rationalistischer Richtung. Der dem Museum 1937 geschenkte Erstdruck von Samuel Scheidts Cantiones Sacrae ( o. O. 1654) ging später an das Händel-Haus Halle über.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach hauseigenen Regeln]

Schlagwortkatalog [in Zettelform]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Einenkel, Roswitha: 100 Jahre Museum Bitterfeld 1892-1992. Bitterfeld 1992 (Bitterfelder Heimatblätter 15)

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Floegel, Brigitte: Emil Obst. Werdegang und Werk eines Bitterfelder Heimathistorikers mit einer Bibliographie seiner heimatgeschichtlichen Werke. Staatsexamensarbeit. Halle (Saale) 1965 [mschr.]

Stand: Mai 1998

Uwe Holz

Erhardt Mauersberger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.