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Bibliothek des Kunstmuseums Kloster Unser Lieben Frauen

Adresse. Regierungsstraße 4-6, 39104 Magdeburg [Karte]
Telefon. (0391) 5650-216, 5650-236
Telefax. (0391) 5650-255
Bibliothekssigel. <Ma 2>

Unterhaltsträger. Stadtverwaltung Magdeburg
Funktion. . Öffentlich zugängliche wissenschaftliche Bibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Alle Lehrfächer des humanistischen Gymnasiums mit den Schwerpunkten Philologie, Geschichte und Theologie. - 2. Besonderes Sammelgebiet: Schulprogramme.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Dienstag und Donnerstag 10-16 Uhr, sonst nach Vereinbarung. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Fotowerkstatt.
Hinweise für anreisende Benutzer. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 10 Minuten). Parkmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe des Museums.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Mit seiner nahezu tausendjährigen Geschichte ist das einstige Kollegiatstift eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse aus den Anfängen der Stadtentwicklung Magdeburgs. Durch die Berufung des Ordensgründers Norbert von Xanten zum Erzbischof von Magdeburg (im Amt 1126-1134) erlangte das den Prämonstratenser-Chorherren im frühen 12. Jh von Norbert übergebene Kloster Unser Lieben Frauen als zweites Zentrum neben dem Mutterkloster Prémontré europäische Bedeutung. 618 Bde, die die evangelischen Visitatoren 1561/62 im Prämonstratenserkloster Magdeburg vorfanden, vermitteln eine Vorstellung vom Umfang der mittelalterlichen Bibliothek dieses Ordens. Seit dem Dreißigjährigen Krieg gelten die Bestände als verschollen. Bei der Erstürmung und fast völligen Zerstörung Magdeburgs am 20. Mai 1631 durch die Truppen von Kaiser und Katholischer Liga unter dem Oberbefehl des Grafen von Tilly (1559-1632) waren die meisten Gebäude des Klosters dank der kaiserlichen Schutzwacht zwar verschont geblieben. Das Herannahen der Schweden in den folgenden Monaten veranlaßte jedoch die letzten im Kloster verbliebenen Prämonstratenser, sich der katholischen Besatzung anzuschließen und am 18. Januar 1632 ihre jahrhundertelange Wirkungsstätte endgültig aufzugeben. Auf ihrer Flucht nahmen die Chorherren das gesamte Klosterarchiv sowie die wertvollen Manuskripte und Bücher ihrer Bibliothek mit, sofern diese nicht schon vorher in Sicherheit gebracht worden waren.

1.2 Als Gründungsjahr der heutigen, umgangssprachlich meist fälschlicherweise als Klosterbibliothek bezeichneten Bibliothek gilt das Jahr 1638, als vom Domkapitel, das die Verwaltung übernommen hatte, wieder vier bis sechs nunmehr evangelische Geistliche im Kloster eingesetzt wurden. Neben dem kleinen Konvent fanden auch Theologiestudenten vorübergehend Aufnahme. Gleich anderen Klöstern in dieser Zeit diente auch Magdeburg als eine Art Predigerseminar. Die benötigte Literatur dürfte überwiegend theologischen Inhalts gewesen sein. Eine 1678 durchgeführte Visitation ergab einen Bestand von etwa 300 Büchern.

1.3 Der eigentliche Grundstein der heutigen Bibliothek wurde erst in der Zeit der Frühaufklärung gelegt, nachdem 1698 eine Klosterschule für Jungen eingerichtet worden war. Sie bildete zunächst nur einen untergeordneten Aufgabenkreis der klösterlichen Betätigung, entwickelte sich in den folgenden zwei Jahrhunderten aber zu einem der angesehensten humanistischen Gymnasien Mitteldeutschlands. Seine große Anziehungskraft im 18. Jh beruhte auf den an den Philanthropen orientierten Unterrichtsmethoden, vor allem auf dem umfangreichen Lehrplan, der erst, nachdem das Pädagogium 1834 infolge der Säkularisierung des Klosters den Status einer staatlichen Schule erhalten hatte, schrittweise dem anderer preußischer Gymnasien angeglichen wurde. Die frühzeitige Aufnahme der Naturwissenschaften bei der Modernisierung des Lehrplans unter Propst Gotthilf Sebastian Rötger (1749-1831) ab 1780 belegt, daß trotz des Vorranges der alten Sprachen auch auf praktisch ausgerichtete Fächer und anwendbares Wissen Wert gelegt wurde.

1.4 Mit dem fortdauernden Aufschwung der Schule, deren Fächerkanon 1792 Hebräisch, Griechisch, Latein, Deutsch, Französisch, Theologie, Philosophie, Geschichte, Mathematik, Physik, Naturkunde und Geographie umfaßte, erfolgte auch der kontinuierliche Ausbau der Klosterbibliothek für Lehrende und Lernende. Im Anschluß an zunächst wenige, verstreute Anhaltspunkte für die Buchankäufe in der ersten Hälfte des 18. Jhs ist die Entwicklung der Bibliothek und ihres Bestandes seit Herausgabe der Jahrbücher des Pädagogiums ab 1793 beinahe lückenlos zu verfolgen. Die Finanzierung erfolgte hauptsächlich durch Einkünfte aus dem ausgedehnten Wald- und Landbesitz des Klosters. In den letzten Jahren des 18. Jhs wurden für die Bestandserweiterung 80 bis 130 Taler jährlich ausgegeben. Im Jahre 1789 war zusätzlich zur Lehrerbibliothek eine " Schul-Lesebibliothek" für Schüler eingerichtet worden, die man durch einmalige " Entréegelder" sowie ein vierteljährlich zu entrichtendes " Lesegeld" von sechs Groschen je Schüler finanzierte. Die Verantwortung für beide Bibliotheken oblag einem Konventualen. Zu Ordnungsarbeiten, Ausgabe und Rücknahme der Bücher wurden auch Schüler der oberen Klassen herangezogen.

1.5 Den Jahrbüchern zufolge vergrößerten nicht nur die Ankäufe, sondern auch meist kleinere Schenkungen von ausscheidenden Lehrern, privaten Gönnern und anderen Institutionen den Bestand. Die einzige nachweisbare und zeitlich datierte Erweiterung nennenswerteren Umfangs (435 Bde, fast ausschließlich literaturwissenschaftliche Werke) erfolgte 1798 durch den Nachlaß des Magdeburger Gelehrten Christian Friedrich Buchner (1752-1798).

1.6 Bis 1801 war der Bestand der auch der Öffentlichkeit zugänglichen Bibliothek auf rund 5700 Bde angewachsen. Nach der Säkularisierung und dem Verlust der Eigenständigkeit des Klosters im Jahre 1834 wurden Unterrichtsbetrieb und Lehrplan erheblich eingeschränkt. Unter dem Direktorat des Konsistorial- und Schulrates, des pädagogischen Schriftstellers Carl Christian Zerrenner (1780-1851) vervielfachte sich die bis dahin begrenzte Schülerzahl erheblich und erreichte 1861 den höchsten Stand mit 517 Schülern. Diese Entwicklung wirkte sich zwangsläufig auch günstig für die Bibliothek aus. Nach umfangreichen Um- und Ausbauten an der Klosteranlage zwischen 1848 und 1852 erhielt der inzwischen auf 15.000 Bde angewachsene Bestand in einem zweigeschossigen neoromanischen Zweckbau nördlich der Klausur eine angemessene Unterbringung. Für die seit 1832 " beträchtlich vermehrte" Bibliothek war um 1850 auch eine neue, bis heute gültige Systematik entstanden, die zu Anfang des 20. Jhs um die Regionalgruppe " Magdeburg und Kloster" ergänzt wurde.

1.7 Wegen des Rückgangs der Schülerzahlen erfolgte am 1. April 1928 durch ministerielle Verfügung der Zusammenschluß des Pädagogiums mit dem nahegelegenen Domgymnasium zum Vereinigten Dom- und Klostergymnasium. Das Kloster wurde fortan, abgesehen vom Alumnat, nur noch für bestimmte Klassenstufen und vorübergehend schulisch genutzt, das humanistische Gymnasium 1945 aufgelöst. Für die Bibliothek im Kloster, deren Bestand vor dem Zweiten Weltkrieg rund 25.000 Bde umfaßte, reduzierte sich die Anschaffungstätigkeit im wesentlichen auf die Fortsetzung und Ergänzung der bereits vorhandenen Reihen, mehrbändigen Werke und Zeitschriften. Ende der dreißiger Jahre kam der Bestandsaufbau völlig zum Erliegen. Die Auslagerung des Bestandes während der letzten Kriegsjahre in einem Salzbergwerk nahe Staßfurt verursachte zahlreiche Beschädigungen und Verluste infolge des Schimmelpilzbefalls der Buchsubstanz bei der Rückführung der Bücher.

1.8 Zu Beginn der sechziger Jahre erfolgte die Angliederung von Kloster und Bibliothek an das Kulturhistorische Museum. Der Buchbestand wurde wieder öffentlich zugänglich. Obwohl der Bibliotheksanbau den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden hatte, wurde das Gebäude 1974 wegen Baumaßnahmen im Stadtzentrum abgerissen. Die verpackten Bücher lagerten zunächst im oberen Kreuzgang des Klosters. Nach jahrelanger beengter Notunterbringung konnte 1981 der Umzug in das bibliotheksgerecht ausgebaute Dachgeschoß des Westflügels im Remterbau erfolgen. Die Inventur von 1984 ergab einen Buchbestand von etwas über 22.000 Bdn.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 22.500 Bdn umfaßt der historische Bestand ca. 18.965 Bde (10.833 Titel). Die Angaben wurden durch Auszählung im Systematischen Katalog ermittelt. 19 Titel (18 Bde) sind Inkunabeln. Aus dem 16. Jh stammen 400 Titel (342 Bde), aus dem 17. Jh 1687 (846), aus dem 18. Jh 2700 (4945) sowie aus dem 19. Jh 6027 (12.814).

2.2 Die sprachliche Zusammensetzung ergibt folgendes Bild: 6790 Titel liegen in Deutsch vor, 3687 in Latein, 180 in Französisch, 26 in Englisch sowie 151 in anderen Sprachen. Die Inkunabeln sind bis auf eine Ausnahme lateinisch. Das Schrifttum des 16. Jhs erschien zu 74,3 Prozent (297 Titel) in Latein; der Anteil deutschsprachiger Drucke beträgt 20,8 Prozent (83 Titel), der der Titel in anderen Sprachen rund 5 Prozent. Nur ein Titel ist in Französisch. Bei der Literatur des 17. Jhs überwiegen mit 74 Prozent (1246 Titel) ebenfalls lateinische Drucke. 22,7 Prozent (383 Titel) sind deutsch, 1,7 Prozent (28 Titel) französisch und 6 Titel englisch. Zu 1,4 Prozent (24 Titel) sind sonstige Sprachen wie Italienisch, Niederländisch, Hebräisch, Griechisch und andere beteiligt.

2.3 Bei den Drucken des 18. Jhs dominiert die deutsche Sprache mit 61,3 Prozent (1654 Titel) gegenüber dem Lateinischen mit 35,2 Prozent (950 Titel). Beteiligt sind Französisch mit 2,5 Prozent (68 Titel), Englisch mit 5 Titeln und weitere Sprachen mit 23 Titeln. Der Bestand des 19. Jhs ist zu 77,5 Prozent (4669 Titel) in deutscher Sprache, zu 19,5 Prozent (1176 Titel) in lateinischer, zu 1,4 Prozent (83 Titel) in französischer Sprache. 15 Titel erschienen in Englisch und 84 (1,4 Prozent) in sonstigen Sprachen. Systematische Übersicht

2.4 Das Profil des Bestandes wurde von den Bildungs- und Erziehungszielen des Pädagogiums und des späteren humanistischen Gymnasiums geprägt. Die um 1850 erarbeitete und Anfang des 20. Jhs nur um eine Sachgruppe erweiterte Systematik ist bis heute gültig (s. o. 1.6) und bestimmt auch die Magazinaufstellung innerhalb der vier Buchformate.

2.5 Die eindeutig erkennbaren Sammelschwerpunkte liegen bei den typisch humanistischen Lehrfächern, die vor allem in der Sachgruppe Philologie (insgesamt 3269 Titel in 5503 Bdn) erfaßt wurden: lateinische, griechische und hebräische Sprach- und Literaturwissenschaft, antike Mythologie, ägyptische, griechische und römische Bau- und Kunstdenkmäler. Die vorhandene altphilologische Literatur macht knapp ein Drittel des Gesamtbestandes aus und weist den höchsten Anteil an Drucken aus dem 15. und 16. Jh auf. Aus der Reihe von Werkausgaben griechischer Schriftsteller seien angeführt Äsops Fabulae graece et latine (Basel: Froben 1524 und Basel: Hervagiana officina 1538); Aristoteles, Opera, hrsg. von Erasmus (Basel: Bebel & Isingrin 1539); Polybius, Römische historien (Basel: Heinrich Petri 1574; mit Holzschnitten und eingedruckten Karten); von den lateinischen Autoren seien genannt Plinius Secundus, Libri naturae historiarum (Venedig: Bernardus Benalius 1497; Panzer, Annales typographici, Bd 3, S. 416, 2227) und Naturalis historiae opus (Köln: Cervicornus 1524); Cicero, Rhetoricorum libri cum commentariis (Venedig: Phil. Pincius Mantuanus 1500; Panzer, Bd 3, S. 475, 2636) sowie Ovid, Metamorphoseos [sic] libri (Basel: Hervaginus 1544).

2.6 Frühe Drucke von Untersuchungen und Abhandlungen sind u. a. Francesco Petrarca, Librorum Basileae impressorum annotatio ([Basel: Johann Amerbach 1496]; Ebert, Allgemeines Bibl. Lexikon, Bd 2, S. 365, 16450), Julius Caesar Scaliger, De causis linguae latinae libri XIII (o. O.: Petrus Santaderanus 1584); frühe Drucke von Grammatiken sind z. B. Aldus Pius Manutius, Institutionum grammaticarum libri IV (Venedig 1514), von Wörterbüchern u. a. Jacobus Ceratinus Basilea, Dictionarius graecus (Basel: Froben 1524), und Augustanus Forster, Dictionarium hebraicum (Basel: Froben 1584). Als Beispiele zur antiken Mythologie mögen gelten Karl Philipp Moritz, Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten (Berlin 1791), und Alois Hirt, Bilderbuch für Mythologie, Archäologie und Kunst (Berlin und Leipzig 1805-1816). Zu den antiken Bau- und Kunstdenkmälern seien angeführt Athanasius Kircher, Latium: Id est, nova et parallela Latii tum veteris tum novi descriptio (Amsterdam 1671); Johann Petrus Bellorius, Veteres arcus Augustorum triumphis insignes ex reliquiis quae Romae adhuc supersunt (Rom 1690) und Johann Joachim Winckelmann, Geschichte der Kunst des Alterthums (Dresden 1764).

2.7 Unter den 361 Titeln (874 Bde) zur deutschen Literatur überwiegen der stärkeren Gewichtung des Deutschunterrichts seit dem letzten Drittel des 18. Jhs entsprechend die Werke zur Klassik und Romantik. Hingewiesen sei u. a. auf zwei Ausgaben des Abentheuerlichen Simplicissimus (1699 und 1713, beide Nürnberg) von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. Zur französischen Literatur (73 Titel, 210 Bde) finden sich u. a. Werke von Michel de Montaigne (1533-1592), Charles de Montesquieu (1689-1755), François-Marie Arouet Voltaire (1694-1778) und Jean-Jacques Rousseau (1712-1778).

2.8 Die Sachgruppe Geschichte umfaßt einschließlich der Sondersammlungen 2198 Titel (5755 Bde). Wegen der zunehmenden Bedeutung der nach Fertigstellung der Systematik hier eingeordneten Staatswissenschaften läßt der Katalog für diesen Bestand den größten Zuwachs in der zweiten Hälfte des 19. Jhs erkennen. Neben primären Geschichtsquellen wie Annalen, Chroniken und Urkundensammlungen nehmen Abhandlungen und Lehrbücher zur Weltgeschichte und Ländergeschichte einen breiten Raum ein. Der Schwerpunkt liegt bei der deutschen Geschichte, dabei wiederum auf der Literatur über die Mark Brandenburg und Preußen.

2.9 Literatur zu Altertum und Mittelalter ist im Rahmen der Allgemeinen Geschichte vergleichsweise gering vertreten. Der größte Teil der Darstellungen bezieht sich auf die Geschichte der Neuzeit. Mit Titeln zur Reformation und Gegenreformation, zum Dreißigjährigen Krieg und Absolutismus, zum Siebenjährigen Krieg und zur Aufklärung, zur Französischen Revolution und zu den Befreiungskriegen, zur Revolution von 1848, der deutschen Reichsgründung und dem Ersten Weltkrieg sind alle wichtigen Zeitabschnitte reichhaltig dokumentiert. Besonderer Wert wurde auch auf Literatur zu Leben und Werk der preußischen Könige gelegt, zumeist aus der Sicht hohenzollernscher Hofgeschichtsschreibung. Zu den empfindlichsten Kriegsverlusten zählt in der Geschichtsgruppe Hartmann Schedels Weltchronik, die sowohl in der lateinischen Nürnberger Erstausgabe von 1493 wie in einer deutschen Übersetzung aus Augsburg von 1496 vorlag. Erhalten blieben drei Drucke von Johannes Carions (1499-1537) Weltchronik aus dem 16. Jh, darunter auch die deutschsprachige Ausgabe Chronica Carionis Von anfang der Welt/ bis uff Keiser Carolum den Fünfften .../ ... vermehret und gebessert Durch Herrn Philippum Melanthonem [sic] (Wittenberg 1578).

2.10 Mit 1960 Titeln (1938 Bde) bildet die Theologie die drittgrößte Gruppe, deren Grundstein bei der Wiederbesetzung des Klosters mit evangelischen Geistlichen nach dem Dreißigjährigen Krieg gelegt wurde. Drucke des 17. und 18. Jhs stellen jeweils ein Drittel, das letzte Drittel entfällt auf Drucke des 15., 16. und 19. Jhs. Neben Lebensbeschreibungen und Schriften der Kirchenväter sowie Werken der Scholastiker und Reformatoren ist die Bibelwissenschaft besonders stark vertreten, darunter auch eine Ausgabe von Nikolaus von Lyra, Biblia iam pridem renovata (Basel: Froben und Petri 1498-1502).

2.11 Einen weiteren Schwerpunkt im Theologie-Bestand bildet die Kirchengeschichte mit Titeln zum Urchristentum, zur Reformation und Gegenreformation. Zum Pietismus liegen zahlreiche Werke vor. Als Autoren sind u. a. vertreten Philipp Jacob Spener (1635-1705) sowie vor allem die halleschen Pietisten August Hermann Francke (1663-1727), Paul Anton (1661-1730), Joachim Justus Breithaupt (1658-1732, u. a. Generalsuperintendent von Magdeburg sowie 1705-1708 Propst im Kloster Unser Lieben Frauen), Joachim Lange (1670-1744) und Speners Schwiegersohn Adam Rechenberg (1642-1721).

2.12 Unter den zahlreichen Gesamtdarstellungen ist vor allem die erste protestantische Kirchengeschichte, die sogenannten " Magdeburger Zenturien" von Matthias Flacius Illyricus (1520-1575) zu nennen, eine während seines Aufenthalts in Magdeburg 1549-1557 geplante und organisierte Gemeinschaftsarbeit. An dem großangelegten, auf Quellenforschung beruhenden historisch-kritischen Standardwerk unter dem Titel Ecclesiastica historica ... secundum singulas centurias (13 Bde, Basel 1559-1574) arbeiteten u. a. die Magdeburger Gelehrten Nikolaus Gallus (1516-1570), Matthäus Judex (eigentlich Richter; 1528-1564), Abdias Prätorius (eigentlich Gottschalk Schultze; 1524-1573) und Johann Wigand (1523-1587) mit.

2.13 Umfangreich vorhanden ist die dogmatische und polemische Literatur, die in den konfessionellen Auseinandersetzungen des 16. und 17. Jhs ihre Blütezeit erlebte. Von den 62 Titeln aus der Reformationszeit gingen einige Veröffentlichungen während der Zeit des 1548 verfügten Augsburger Interims als Flugschriften von Magdeburg aus. Mutigen Widerstand gegen Reichsacht, Belagerung und Interim bezeugen die aus " Unseres Herrgotts Kanzlei", dem druckfreudigen Magdeburg um 1550/51, stammenden Lieder und Spottgedichte. Matthias Flacius ließ über 100 Streitschriften gegen das Interim und für das orthodoxe Luthertum drucken; weitere Flugschriften verbreitete auch der nach Magdeburg zurückgekehrte Reformator Nikolaus von Amsdorf (1483-1565).

2.14 Aus der Vielzahl vorhandener lutherischer Dogmatiken sei hingewiesen auf die als Konkordienbuch (Dresden 1581) veröffentlichte Sammlung von Bekenntnisschriften. Sie enthält neben dem Apostolischen Glaubensbekenntnis, Nizänokonstantinopolitanum und Athanasianum die Augsburger Konfession und Melanchthons Apologie von 1530, die Sclkaldischen Artikel von 1537, Melanchthons Tractatus de potestate et primatu papae, Luthers Kleinen und Großen Katechismus und die erstmals abgedruckte Konkordienformel. Diese Einigungsformel, die der Abgrenzung vom Calvinismus und der Vereinheitlichung lutherischer Glaubenssätze diente, war im März 1577 im Kloster Berge bei Magdeburg verabschiedet worden.

2.15 Die im Theologie-Bestand dominierenden Drucke aus dem 17. Jh belegen in ihrer Gesamtheit die z. T. unversöhnbaren Streitigkeiten zwischen den Glaubenslehren der seit 1648 als gleichberechtigt anerkannten drei Konfessionen. Mit Publikationen vertreten sind alle namhaften Polemiker wie die Lutheraner Conrad Dannhauer (1603-1666) in Straßburg, Leonhard Hutter (1563-1616) und Abraham Calov (auch Kalau; 1612-1686) in Wittenberg, von den Reformierten Friedrich Spanheim d. Ä. (1600-1649) zu Leiden sowie die beiden Jesuiten Roberto Bellarmino (1542-1621) aus Italien und der 1925 heiliggesprochene Petrus Canisius (1521-1597).

2.16 Die Bibliothek besitzt eine nicht unbedeutende Predigtsammlung, darunter Leychpredigten z. B. des Ersten Dompredigers Siegfried Sack (1527-1596) sowie Hochzeits- und Huldigungspredigten. Vorhanden sind zahlreiche Postillen mit Bibelerläuterungen, u. a. Luthers Kirchenpostille (Wittenberg 1567), die seit der Wittenberger Erstveröffentlichung 1522 ähnliche Breitenwirkung wie seine Bibelübersetzung erlangte.

2.17 Einen Schwerpunkt des Geographie-Bestandes (353 Titel, 791 Bde) bilden die Reisebeschreibungen (136 Titel, 291 Bde). Sie stammen zumeist aus dem 18. Jh, darunter das Magazin von merkwürdigen neuen Reisebeschreibungen (36 Bde, Berlin 1790-1823, zuerst hrsg. von Reinhold Forster). Von den zahlreichen Unterrichtswerken sei eine Ausgabe von Philipp Clüvers (1580-1622) Introductio in universam geographiam (Wolfenbüttel 1686) genannt. Besonders hoch sind die Kriegsverluste bei den Atlanten und Landkarten. Das älteste der 21 verbliebenen Exemplare ist der sechste Teil von Johann Blaeus (1596-1673) Novus Atlas (Amsterdam 1655), der die Provinzen des Chinesischen Reiches in kolorierten Karten zeigt.

2.18 Die Sachgruppe Pädagogik umfaßt einschließlich der Sondersammlungen " Schulprogramme" (s. u. 2.36) und " Bibliothek des Geistlichen Inspektors" (s. u. 2.38) 800 Titel (1040 Bde). Zwei der wenigen älteren Titel aus dem 17. Jh stammen von dem 1618 bis 1619 für den Aufbau einer Musterschule in Köthen wirkenden Wolfgang Ratke (auch Ratichius oder Ratich; 1571-1635), Vorläufer des Johann Amos Comenius (1592-1670). Zu den Autoren einflußreicher reformpädagogischer Schriften des 18. Jhs gehören neben Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) und Johann Friedrich Herbart (1776-1841) vor allem der Gründer des Dessauer Philanthropinums (1774-1793) Johann Bernhard Basedow (1723-1790), seine Mitstreiter Christian Gotthilf Salzmann (1744-1811; am Philanthropinum 1781-1784), Ernst Christian Campe (1746-1818) sowie in Halle August Hermann Francke (1663-1727), Hermann Niemeyer (1757-1828), ab 1799 Direktor der Franckeschen Stiftungen und Rektor der Universität Halle.

2.19 Breite Resonanz für die Umgestaltung des Erziehungswesens in Deutschland fanden ferner die Veröffentlichungen von Pädagogen wichtiger höherer Schulen Magdeburgs: Friedrich Gabriel Resewitz (Abt zu Kloster Berge, im Amt 1775-1796) mit der Erziehung des Bürgers zum Gebrauch des gesunden Verstandes (Kopenhagen 1773), Gotthilf Sebastian Rötger (langjähriger Propst des Klosters Unser Lieben Frauen), Carl Christoph Gottlieb Zerrenner (dessen Nachfolger) sowie Gottfried Benedikt Funk (1734-1814; Pädagoge, Schriftsteller, Rektor des Domgymnasiums).

2.20 Die Sachgruppe Philosophie enthält 468 Titel (486 Bde). Außer einigen älteren Werken z. B. von Francis Bacon (1561-1626), René Descartes (1596-1650), Benedikt Spinoza (1632-1677) sowie Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) besteht der überwiegende Teil des Bestandes aus Schriften seit der Frühaufklärung. Christian Thomasius (1655-1728) ist mit 12 Titeln vertreten, Christian Wolff (1679-1754) mit 14. Von Kant liegen 14 Schriften vor, von Johann Gottlieb Fichte (1762-1814) 3 und von Georg Wilhelm Friedrich Hegel 8. Als weitere bedeutende Autoren seien Johann Georg Hamann (1730-1788), Johann Friedrich Herbart, Friedrich Ernst Daniel Schleiermacher (1768-1834), Friedrich Nietzsche (1844-1900) und Wilhelm Wundt (1832-1920) genannt.

2.21 Hinzuweisen ist auf den kleinen Bestand zum Thema Hexenverfolgung und Hexenprozesse u. a. mit Werken des Staatsrechtslehrers Jean Bodin (1530-1596), De magorum Daemonomania (Frankfurt 1590), und des berüchtigten Hexenjägers Nicolaus Remigius, Daemonolatria, Das ist Von Unholden und Zaubergeistern (Frankfurt 1598). Dem Glauben an Hexen, Teufeln und Dämonen trat der Jesuit Friedrich von Spee (1591-1635) in seiner Cautio criminalis (Frankfurt 1632, anonym erschienen) entgegen. Ein Rarum ist die Erstausgabe des Woder Boeck (Wonderboeck; Deventer 1542) des als Ketzer verfemten niederländischen Wiedertäufers David Joris (eigentlich Joriszoon; 1501-1556).

2.22 Die Sachgruppe Kunst enthält insgesamt 192 Titel (609 Bde). In der Untergruppe " einleitende Schriften" sind Lexika, u. a. Johann Heinrich Zedlers Großes vollständiges Universal-Lexicon aller Wissenschaften und Künste (68 Bde; Leipzig und Halle 1732-1754) sowie Johann Hübners (1668-1731) Real-, Staat-, Zeitungs- und Conversations-Lexicon (Leipzig 1709), das älteste deutsche Nachschlagewerk dieser Art. Es folgen kunsttheoretische Abhandlungen allgemeiner Art, wie Johann Georg Sulzers (1720-1779) Allgemeine Theorie der schönen Künste (Leipzig 1778-1779). Vorhanden sind auch Werke zu einzelnen Kunstgattungen, wie Bau- und Bildhauerkunst, Malerei, Kalligraphie und Buchdruckerkunst, Rhetorik und Schauspielkunst, z. B. Lessings Hamburgische Dramaturgie (Bern und Leipzig 1786).

2.23 Zur Ergänzung des theoretischen Unterrichts wurden zahlreiche z. T. großformatige Bildbände zur Archäologie aus dem 16. bis 18. Jh erworben, z. B. Onofrio Panvini (Onuphrius Panvinus, 1529-1568), De Ludis Circensibus libri duo (Padua 1642) und De Triumphis (Helmstedt 1676), der von Sigebert Havercamp (1684-1742) herausgegebene Sammelband mit Schriften über antike Orte Latiums (Leiden 1610) oder Giovanni Pietro Belloris (um 1615-1696) Sammlung Veteres arcus Augustorum triumphis insignes ex reliquiis quae Romae ad hunc supersunt (Rom 1690). Erwähnung verdient die unter dem Pseudonym Gustavus Selenus von Herzog August d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel (*1579, reg. 1635-1666) veröffentlichte deutsche Übersetzung von Ruy Lopéz' Libro del Axedrez, Das Schach- oder Königs-Spiel (Leipzig 1616).

2.24 Im Sachgebiet Mathematik sind 235 Titel (300 Bde) erfaßt. Hervorzuheben ist unter den älteren Drucken das zweite der insgesamt drei Rechenbücher des sächsischen Rechenmeisters Adam Riese (um 1492-1559; Rechnung auff der Linien unn Federn, Erfurt 1528). Von den führenden Mathematikern des 17. Jhs sind u. a. vertreten Descartes, Kaspar Schott (1608-1666; Physica curiosa, Würzburg 1662), Leonhard Christoph Sturm (1669-1719), Johann Bernouilli (1667-1748), Isaac Newton (1643-1727) sowie Leibniz. Von der von Leibniz und Otto Mencke (1644-1707) gegründeten Zeitschrift Acta Eruditorum (Leipzig) besitzt die Bibliothek die Jahrgänge 1682-1771.

2.25 Aus dem 18. und 19. Jh liegen neben Darstellungen zur Geschichte der Mathematik und mathematischen Lexika in beachtlicher Anzahl Lehrbücher für den mathematischen Unterricht vor, die vermutlich wiederholt durch modernere, geeigneter erscheinende Titel ersetzt wurden. Zu den Autoren gehören u. a. Christian Wolff, Leonhard Euler (1707-1783), Abraham Gotthelf Kästner (1719-1800), Wenceslaus Johann Gustav Karsten (1732-1787) mit Lehrbegriff der gesammten Mathematik (Greifswald 1767-1777), Andreas von Segner (1704-1777), Georg Simon Klügel (1739-1812), Karl Friedrich Gauß (1777-1855), Johann Elert Bode (1747-1826) sowie Pierre Simon Laplace (1749-1827). Äußerst beliebt waren die Lehrbücher des ehemaligen Klosterschülers und späteren Rektors des Magdeburger Domgymnasiums J. Andreas Matthias (1761-1837).

2.26 Die Sachgruppe Naturwissenschaften umfaßt einschließlich der Schülerbibliothek insgesamt 364 Titel (685 Bde). Dieser Bestand kam der zunehmenden Zahl von Absolventen zugute, die handwerkliche oder kaufmännische Berufe anstrebten. Als Erstausgabe gelangte das Hauptwerk des Magdeburger Bürgermeisters und Physikers Otto von Guericke, Nova experimenta magdeburgica de vacuo spatio (Amsterdam 1672) in den Bestand. Erworben wurden auch Werke seiner Zeitgenossen Robert Boyle (1627-1691), Leonhard Christoph Sturm sowie Kaspar Schott, der als erster Guerickes Versuche veröffentlichte.

2.27 Die Naturwissenschaft des 18. Jhs wird u. a. repräsentiert durch Jakob Leupold (1674-1727; Theatrum machinarum, 10 Bde, Leipzig 1724-1739), den Niederländer Antony van Leeuwenhoek (1632-1723), Carl von Linné (1707-1778; Systema naturae, Halle 1760-1770), Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799) sowie Justus von Liebig (1803-1873; Chemische Briefe, Leipzig 1859). Von der fünfbändigen Erstausgabe der Insecten-Belustigung des August Johann Rösel von Rosenhof (1705-1759) liegen die ersten drei, vom Künstler selbst ausgemalten Teile (Nürnberg 1746-1755) vor.

2.28 Das reichhaltige Naturalienkabinett der Klosterschule ergänzten zahlreiche, mit prächtigen Kupferstichen ausgestattete Lehrbücher. Als Musterbeispiel sei das von dem Weimarer Buchhändler und Schriftsteller Friedrich Justin Bertuch (1747-1822) ab 1790 veröffentlichte und in zahlreichen Auflagen verbreitete Bilderbuch für Kinder (Weimar 1790-1827) genannt, von dem die Bibliothek noch 6 Bde besitzt.

2.29 Das Sachgebiet Jura umfaßt 239 Titel (354 Bde). Fünfzig Prozent davon stammen aus dem 17. Jh. Neben einleitenden und enzyklopädischen Werken finden sich Abhandlungen zur Geschichte der Rechtswissenschaft, Gesetzessammlungen, Amtsblätter, Dissertationen sowie Darstellungen des römischen, kanonischen und deutschen Rechts. Hervorzuheben ist die von Christoph Zobel (1499-1560) bearbeitete Ausgabe von Eike von Repgows Sachsenspiegel (Leipzig 1582). Zur Grundlage absolutistischer Staatstheorie sollte Jean Bodins (1530-1596) De republica libri sex (Frankfurt 1591) werden. Das Hauptwerk zur Begründung des Völkerrechts von dem niederländischen Juristen Hugo Grotius (1583-1645) De jure belli ac pacis liegt in der Ausgabe von 1696 (Frankfurt) vor.

2.30 Von dem deutschen Strafrechtler Benedict Carpzov (1595-1666) besitzt die Bibliothek eine Ausgabe seiner Practica nova Imperialis Saxonicae rerum criminalium (Frankfurt und Wittenberg 1758) mit einer Beschreibung der im Kurfürstentum Sachsen geltenden Einteilung der Foltergrade. Breiten Raum nimmt im 18. Jh das Natur- und Völkerrecht ein. Von Samuel von Pufendorf (1632-1694) sind 6 Titel erhalten, darunter 3 juristische; Schriften von Autoren, die das Naturrecht weiterentwickelten, wie seine Schüler Christian Thomasius und Christian Wolff, oder in Frankreich Charles de Montesquieu und Jean-Jacques Rousseau, finden sich sowohl im Bestand Jura als auch im Bestand Philosophie.

2.31 Die Gruppe Medizin umfaßt insgesamt 180 Titel (307 Bde). In verschiedenen Untergruppen finden sich die fächerübergreifenden Werkausgaben angesehener Autoren besonders aus dem Mittelalter und der Renaissance wie Ibn Sina (latinisiert Avicenna; 980-1037), die Italiener Gabriel Fallopius (Gabriele Fallopia; 1523-1562) und Sebastian Paparella (16. Jh; Opera 1582) aus Perugia, Paracelsus (eigentlich Theophrastus Bombastus von Hohenheim; 1493-1541) und andere. Der Bestand enthält auch Titel zur Anatomie, Physiologie, Chirurgie, Pharmazie, Geschichte der Medizin, Hygiene, Pathologie sowie medizinische Dissertationen. Eine bibliophile Kostbarkeit ist Ambroise Paré (1510 oder 1517-1590), Wundt-Artzney-Spiegel (Frankfurt 1601).

2.32 Aus dem 17. bis 19. Jh wurden vor allem Veröffentlichungen erworben von dem Niederländer Hermann Boerhaave (1668-1738), von dem halleschen Professor Friedrich Hoffmann (1660-1742), von Kurt Polycarp Joachim Sprengel (1766-1833; Versuch einer pragmatischen Geschichte der Arzneikunde, Halle 1792-1799) sowie von Albrecht von Haller (1708-1777; Anfangsgründe der Phisiologie [sic] des menschlichen Körpers, Berlin 1759-1776). Hinzuweisen ist auf die Werke des Jenaer Justus Christian von Loder (1753-1832) sowie der beiden Berliner Mediziner August Friedrich Hecker (1763-1811) und Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836; Gemeinnützige Aufsätze zur Beförderung der Gesundheit, des Wohlseyns und vernünftiger medicinischer Aufklärung, Leipzig 1794 und weitere volkstümliche Schriften). Auch das Enzyklopädische Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften (34 Bde, Berlin 1828-1849) enthält viele Beiträge von Hufeland.

2.33 Zur Technologie, einem Nebenfach im humanistischen Lehrkanon, sind 24 Titel vorhanden. Das umfangreichste Werk ist die von Johann Georg Krünitz (1728-1796) herausgegebene Oeconomisch-technologische Encyclopädie (Bde 1-192; Berlin 1773-1858). Zur Technologie der einzelnen Berufe liegen die von der Akademie der Wissenschaften Paris herausgegebenen und ins Deutsche übersetzten, mit großformatigen Kupfertafeln ausgestatteten Einzelbände des Schauplatz der Künste und Handwerke (Berlin 1762-1775) vor.

2.34 Zur Sachgruppe Varia (29 Titel in 56 Bdn) gehört Literatur, die thematisch keinem der anderen Wissens- oder Sachgebiete zugeordnet werden konnte, z. B. Brockhaus-Conversations-Lexicon (14. Aufl., 17 Bde, Leipzig 1892-1898).

2.35 Die erst 1913 gebildete Sachgruppe " Magdeburg und Kloster" (52 Titel, 41 Bde) enthält ausnahmslos Schriften zur Geschichte des Klosters und seiner Schule sowie zur Stadt Magdeburg. Den überwiegenden Teil davon machen die ab 1793 fast regelmäßig erschienenen Jahrbücher der Schule aus. Sammelbände mit Dissertationen ehemaliger Klosterschüler enthalten u. a. 24 Dissertationen aus dem 19. Jh. Sondersammlungen

2.36 Schulprogramme. In den zwanziger Jahren des 19. Jhs wurde durch den Schriftentausch mit anderen deutschen Gymnasien, vor allem in den preußischen Landesteilen, der Aufbau einer Sammlung von Schulprogrammen begonnen. Diese Veröffentlichungen enthalten Jahresberichte über die Entwicklung der jeweiligen Lehranstalt, die geleistete pädagogische Arbeit, Lehrpläne, allgemeine Schulnachrichten sowie häufig wissenschaftliche Abhandlungen von Angehörigen des Lehrkörpers. Die Sammlung umfaßt 550 Bde mit insgesamt 14.861 Jahrgängen aus dem Zeitraum von 1850 bis 1912, davon 13.589 aus dem 19. Jh. Hinzu kommen schätzungsweise 1000 bis 1500 ungebundene Schulprogramme ab den zwanziger Jahren des 19. Jhs.

2.37 Die Schülerbibliothek umfaßt insgesamt 800 Titel (1448 Bde). 98 Prozent (786 Titel) stammen aus dem 19. Jh. Im Unterschied zum universalen Charakter der Lehrerbibliothek beschränken sich die für die jugendlichen Leser vorgesehenen Werke auf Themen wie Leben, Kunst und Wissenschaft in der Antike, deutsche Literatur und deutsche Geschichte, Geographie sowie Kultur- und Wissenschaftsgeschichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind aus praktischen Erwägungen Teilbestände der Schülerbibliothek in die Lehrerbibliothek eingegliedert worden.

2.38 Ende des 19. Jhs wurde im Kloster die Stelle eines Geistlichen Inspektors für die Seelsorge der Internatsschüler eingerichtet. Unter den 260 Titeln (534 Bde) seiner Handbibliothek überwiegen neben vereinzelten Titeln zur Literatur- und Sprachwissenschaft Werke pädagogischen und religiösen Inhalts.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach PI]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; nach PI]

Die Bestände sind im Zentralkatalog Sachsen-Anhalt nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Alphabetischer Katalog der Lehrerbibliothek

[in Bandform; hschr.; um 1850]

Systematischer Katalog der Lehrerbibliothek

[in Bandform; hschr.; um 1850]

Systematischer Katalog der Schülerbibliothek

[Magdeburg 1905]

Systematischer Katalog der Bibliothek des Geistlichen Inspektors

[in Bandform; hschr.; um 1910]

Alphabetischer Katalog der Schulprogramme

[in Zettelform; Alphabet der Orte und Schulen]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Landesarchiv Magdeburg: Das nach 1638 neu angelegte Klosterarchiv, in dem die Bibliothek Erwähnung findet, wurde nach der Auflösung des Pädagogiums im Kloster Unser Lieben Frauen 1928 in das Landesarchiv Magdeburg überführt. Erschließung dort über Akte Rep. A 4 F.

4.2 Darstellungen

Jahrbuch des Pädagogiums zum Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg 1793-1928 [mit z. T. geändertem Titel]

Olbrich, Gudrun: Bibliothek im Kloster Unser Lieben Frauen. Faltblatt. Magdeburg 1979 Olbrich, Gudrun: Das Pädagogium im Kloster Unser Lieben Frauen und seine Bibliothek. In: Reinhard Golz; Wolfgang Mayrhofer (Hrsg.): Beiträge zur Bildungsgeschichte in Sachsen-Anhalt. Ein Kolloquium und seine Anregungen. Bad Heilbrunn (Obb.) 1993, S. 79-86

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Heres, Gerald: Archäologische Kostbarkeiten in der Magdeburger Klosterbibliothek. In: Librarium. Zeitschrift der Schweizerischen Bibliophilen-Gesellschaft 9 (1966) S. 80-97

Knaut, Karl: Verzeichnis der Handschriften und ältesten Drucke der Klosterbibliothek. In: Jahrbuch des Pädagogiums zum Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg 41 (1877) S. 37-48

Olbrich, Gudrun: Die Anfänge der Bibliothek nach dem Dreißigjährigen Krieg. In: Matthias Puhle; Renate Hagedorn (Hrsg.): Kloster Unser Lieben Frauen. Stift, Pädagogium, Museum. Oschersleben 1995, S. 201-214

Olbrich, Gudrun: Literatur und Buchkunst. In: Kunst um 1800. Ausstellungskatalog. Magdeburg 1989, S. 76-78

Stand: Februar 1999

Gudrun Olbrich

Bearb.: Waltraut Guth


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.