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Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Zweigbibliothek Botanik

Adresse. Am Kirchtor 1 (Botanischer Garten), 06099 Halle (Saale) [Karte]
Telefon. (0345) 5 52 20 51
Bibliothekssigel. <Ha 8>

Unterhaltsträger. Land Sachsen-Anhalt
Funktion. Institutsbibliothek.
Sammelgebiete. Geobotanik, Systematische Botanik, Pflanzenphysiologie, Zellbiologie, Mikrobiologie, Ökologie, Biologie-Didaktik.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag 8-16 Uhr, Mittwoch 8-18 Uhr (in der vorlesungsfreien Zeit bis 16 Uhr). Leihverkehr: DLV über ULB.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, PC (OPAC).
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Straßenbahnverbindung vom Hauptbahnhof (Linie 7) Richtung Kröllwitz bis Haltestelle Universitätsring. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 25 Minuten). Parkmöglichkeiten in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der hallische Universitäts-Kräutergarten wurde 1698 gegründet. In der Amtszeit des 1786 zum Kanzler ernannten Carl Christoph von Hoffmann (1735-1801) richtete Johann Friedrich Goldhagen (1742-1788) zusätzlich ein Naturalienkabinett ein, und der " Hortus medicus" wurde wesentlich erweitert. Der 1779 an die hallische Fridericiana berufene Weltreisende Johann Reinhold Forster (1729-1798) trat 1780 eine ordentliche Professur für Naturgeschichte und Mineralogie an. In seiner Funktion als Aufseher des Botanischen Gartens beschaffte er dank seiner weitreichenden Beziehungen zu zahlreichen Wissenschaftlern eine Vielzahl fremdländischer Pflanzen und sorgte für entsprechende Literatur. Unter der Leitung von Prof. Philipp Caspar Junghans (1738-1797) und schließlich von Prof. Kurt Sprengel (1766-1833) erlangte der Botanische Garten der Universität Halle weltweite Anerkennung.

1.2 Prof. Dietrich Franz Leonhard von Schlechtendal (1794-1866), von 1833 bis 1866 Inhaber des Botanik-Lehrstuhls, kaufte als Förderer der Bibliothek Büchersammlungen an. Durch mehrere bauliche Erweiterungen des Institutsgebäudes in den Jahren 1871/72, 1899/1900 und 1913 und die Berufung des angesehenen Systematikers, Physiologen und Pharmakognosten Prof. Georg Kraus (1841-1915) im Jahre 1872 zum Leiter des Botanischen Gartens setzte eine positive Entwicklung auch für die Institutsbibliothek ein. In der Amtszeit von Kraus erhielt sie einen geräumigen Leseraum für Studierende. Seine Nachfolger, Georg Klebs (1857-1918, Entwicklungsphysiologe) und Georg Karsten (1865-1937), ein Vertreter der vegetationskundlich-systematischen Richtung, trugen ebenfalls zur Bestandsvermehrung bei. Ein Rechenschaftsbericht von 1936 hebt die vorzügliche Ausstattung der Bibliothek hervor.

1.3 Die kriegsbedingte Auslagerung 1943 in einen Bergwerks-Schacht nach Bösenburg (Kreis Mansfelder Land) überstand die Bibliothek ohne Verluste. Dank der Förderung durch die Institutsleitung, u. a. den Pflanzenphysiologen und Biochemiker Prof. Kurt Mothes (1900-1983), wuchs der Botanik-Bestand von 10.036 Bdn im Jahre 1955 auf 12.739 Bde im Jahre 1965 an. 1970 waren es 16.332 und 1988 30.678 Bde. Gleichzeitig stieg die Zahl der laufend bezogenen Zeitschriften von 79 auf 282 an. Nach der Wiedervereinigung von 1990 erfolgte nocls ein starker Anstieg. Der Gesamtbestand von 53.505 Bdn (1998) ist vorbildlich erschlossen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Angaben zum historischen Bestand wurden durch Auszählen des Systematischen Katalogs, der zugleich Standortkatalog ist, ermittelt. Die Bibliothek besitzt einen historischen Buchbestand von 2398 Titeln, davon 144 Zeitschriften. Aus dem 16. Jh stammen 38 Titel, aus dem 17. Jh 90, aus dem 18. Jh 327, davon 10 Zeitschriften, und aus dem 19. Jh 1943, davon 134 Zeitschriften.

2.2 Mit 1185 Titeln überwiegt die deutsche Sprache (16. Jh 7, 17. Jh 5, 18. Jh 60, 19. Jh 1113). Latein folgt mit 775 Titeln (16. Jh 31, 17. Jh 73, 18. Jh 228, 19. Jh 443). In Französisch sind 229 Drucke vorhanden (17. Jh 9, 18. Jh 30, 19. Jh 190). In englischer Sprache liegen 137 Titel vor, davon 2 aus dem 17. Jh, 7 aus dem 18. Jh und 128 aus dem 19. Jh. Auf sonstige Sprachen entfallen 72 Titel, davon 69 aus dem 19. Jh. Systematische Übersicht

2.3 Bei den Grundlagenwerken zur Biologie und Botanik ist Carl von Linné mit verschiedenen Ausgaben seiner Schriften gut vertreten, u. a. mit Fundamenta botanica (Halle 1747), Systema naturae (Halle 1740), der Darstellung des von ihm angelegten großen Herbariums in Uppsala, Hortus Upsaliensis (Stockholm 1748), einer Neuauflage der 1753 zuerst erschienenen Schrift Species plantarum (Stockholm 1762) sowie der deutschen Ausgabe (1797-1833), der Philosophia botanica von 1751 ( Wien 1763; Berlin 1780 und 1790) und der Genera plantarum (Frankfurt 1778).

2.4 Pflanzenbestimmungsbücher und -verzeichnisse bilden den umfangreichsten Teilbestand. Davon betreffen ca. 800 zumeist im 19. Jh erschienene Titel Deutschland und Mitteleuropa insgesamt oder einzelne deutsche Gebiete, zu denen oft Dutzende von Lokalfloren vorliegen. Etwa 600 Titel befassen sich mit der Flora einzelner europäischer Länder, Amerikas, Asiens und Australiens. Nennenswert sind außerdem die Herbarien der Botaniker Christian Schkur (1741-1811; Beschreibung und Abbildung der ... Arten von Riedgräsern, Wittenberg 1801) und Dietrich Franz Leonhard von Schlechtendal (Hortus Halensis ... Fasciculus II, Halle 1841).

2.5 Die Gruppe Botanik enthält die wichtigsten Einführungen, Lehr- und Handbücher, Kompendien, Wörterbücher und ist auch bei der systematischen und angewandten Botanik gut ausgestattet. In den Untergruppen Pflanzenmorphologie, Pflanzenanatomie, Pflanzenphysiologie, Pflanzengeographie (einschließlich Floren und Pflanzenökologie) finden sich Standardwerke und Einzeluntersuchungen.

2.6 Beachtlich ist auch die Sammlung von Reisebeschreibungen. Der früheste Titel stammt von dem Lemgoer Arzt und Naturforscher Engelbert Kämpfer (1651-1716), der von 1683 bis 1693 Persien, Georgien und Armenien, die Küste Arabiens, Ceylon, Sumatra, Java, Bengalen, Siam, Korea und Japan besuchte. 19 Jahre nach seiner Rückkehr erschien Amoenitatum exoticarum politico-physico-medicarum Fasciculi V (Lemgo 1712). Von dem französischen Botaniker Joseph Pitton de Tournefort (1656-1708) liegen die Histoire des plantes qui naissent aux environs de Paris (Paris 1698) vor und die Relation d'un voyage du Levant (Amsterdam 1718). Aus dem 19. Jh stammen rund 50 Beschreibungen von naturhistorischen und pflanzengeographischen Expeditionen, u. a. im asiatischen und europäischen Teil Rußlands durch den Dorpater Mineralogen Alexander Gustav von Schrenck (1816-1876), den Arzt und Professor der Naturgeschichte Karl Friedrich von Ledebour (1785-1851), Alexander von Humboldt, Ernst Rudolph von Trautvetter u. a.

2.7 Unter den Kräuterbüchern, den Vorläufern späterer Arzneibücher, finden sich Otto Brunfels' (1489-1534) Herbarum vivae eicones (Straßburg 1532) und Novi Herbarii (1536). Die darin enthaltenen Abbildungen von Hans Weidlitz gelten als Höhepunkte der Holzschnittkunst. Von Hieronymus Bock (1498-1554), dessen New Kreuter Buch (1546) mit 477 Holzschnitten versehen war, sind zwei erweiterte Ausgaben des Kreuter-Buches (Straßburg 1560 und 1595) im Bestand. Leonhard Fuchs' (1501-1566) De historia stirpium (Basel 1542) enthält in Zusammenarbeit mit Zeichnern und Holzschneidern erstellte vorbildliche Abbildungen. Kupferstiche zeichnen das Prachtwerk Hortus Eystettensis ([Nürnberg?] 1640) des Apothekers Basilius Besler (1561-1629) aus. Schließlich ist der Erfurter Professor Johann Hieronymus Kniphof (1704-1763), Erfinder des Naturselbstdrucks, mit dem Lebendig Officinal Kräuterbuch (Erfurt und Halle 1733 ff.) und dem aufwendigen Werk Botanica in originali seu Herbarium vivum (Halle 1757-1767) vertreten. Kniphofs Matrizen, die er mit Sepia-Tönen einfärben ließ, lieferten erstaunlich klare Abzüge im Tiefdruck. Durch mustergültige Kolorierung wurde die Natur- und Detailtreue unterstützt.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; Anlage nach RAK-WB]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; zugleich Standortkatalog]

Katalog der Zetteldrucke

[in Zettelform]

Der Bestand ist bis 1990 im Zentralkatalog Sachsen-Anhalt nachgewiesen; ab 1991 im OPAC der ULB und im Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV). Retrospektive Erfassung ist geplant.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Kasten, Ingeborg: Die Bibliothek der botanischen Anstalten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Aufbau und Verwaltung mit Berücksichtigung der besonderen Arbeitsmethoden infolge der Gliederung der botanischen Anstalten in drei Institute. Abschlußhausarbeit an der Fachschule für Bibliothekare an wissenschaftlichen Bibliotheken. Leipzig 1965 [mschr.]

Braun, Uwe: Das Herbarium. In: Ralf-Torsten Speler (Hrsg.): 300 Jahre Universität Halle 1694-1994. Schätze aus den Sammlungen und Kabinetten. Halle (Saale) 1994, S. 295-305

Meyer, Regina: Ein Weltreisender in Halle. Zum 200. Todestag Johann Reinhold Forsters. In: Scientia halensis 6 (1998) Heft 4, S. 31-32

Stand: Februar 1999

Ruth Ermentraut

Erhardt Mauersberger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.