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Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Zweigbibliothek Klassische Altertumswissenschaften

Adresse. Universitätsplatz 12, 06099 Halle (Saale) [Karte]
Telefon. (0345) 5 52 20 44
Bibliothekssigel. <Ha 26>

Unterhaltsträger. Land Sachsen-Anhalt
Funktion. Institutsbibliothek.
Sammelgebiete. Gräzistik, Latinistik, Alte Geschichte, Klassische Archäologie, Mittellatein, Epigraphik, Papyrologie, Numismatik.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8.30-17 Uhr. - Leihverkehr: DLV über ULB.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergeräte, PC (OPAC).
Hinweise für anreisende Benutzer. Straßenbahnverbindung vom Hauptbahnhof (Linien 5, 7, 9) bis Haltestelle Joliot-Curie-Platz. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 15 Minuten). Parkmöglichkeiten am Universitätsring.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Seminarium Philologicum Halense wurde am 15. Oktober 1787 vom hallischen Altertumswissenschaftler Friedrich August Wolf (1759-1824; in Halle 1783 bis 1807), zugleich ab 1789 zweiter Bibliothekar und von 1802 bis 1807 Leiter der Universitätsbibliothek, gegründet. Seine Mitglieder waren wohl für ihre Studien zunächst auf die privaten Büchersammlungen ihrer Professoren und auf die Universitätsbibliothek angewiesen. Erst als nach der preußischen Niederlage bei Jena und Auerstädt Napoleon die Schließung der Universität Halle (20. Oktober 1806 bis 29. Dezember 1807; Wiedereröffnung erst Anfang Juli 1808) befahl, wurden ungenutzte Seminargelder frei. Diese konnten auf Anraten des Kanzlers und ständigen Rektors Prof. August Hermann Niemeyer (1754-1828) zur Anschaffung von Büchern genutzt werden.

1.2 Aus den Akten geht hervor, daß 1808 38 Titel, in den Jahren 1809 bis 1815 nur einzelne Titel und 1829 39 Titel ( z. T. in mehreren Exemplaren) angeschafft wurden. 1829 wurde durch die Direktion des Philologischen Seminars festgelegt, daß jährlich 20 Taler zum Bücherkauf bereitzustellen seien. Das galt bis 1846. Im gleichen Jahr konnte die bis dahin in der Wohnung des Bibliotheks-Condirektors Prof. Moritz Hermann Eduard Meier (1796-1855) schwer zugängliche Seminarbibliothek von 695 Bdn ohne Benutzungseinschränkung im Erdgeschoß der Universitätsbibliothek untergebracht werden. Dies geschah auf Initiative des letzten bedeutenden Wolf-Schülers Prof. Gottfried Bernhardy (1800-1875; in Halle seit 1825), Gräzist und im Nebenamt ab 1844 Leiter der Universitätsbibliothek.

1.3 Im Jahre 1876 wurde der Seminar-Bestand im Verwaltungsgebäude der Universität, dem heutigen Rektoratsgebäude, untergebracht. Die Buchbeschaffungsmittel lagen inzwischen bei jährlich 90 Mark. 1887 stiegen sie auf 220 Mark, wurden durch einen Zuschuß für 1888 auf 560 Mark erhöht, und ab 1889 bewilligte man jährlich für die " Vermehrung und Verwaltung der Bibliothek" 900 Mark. Doch auch diese Mittel reichten bei weitem nicht für die Bestandsergänzung aus. So stockte man den Etat aus Ersparnissen des Seminars und der Veräußerung von Dubletten auf, und nahezu jedes Jahr wurde ein Antrag auf Bewilligung eines " außerordentlichen Zuschusses" gestellt. Nachdem der Minister z. B. bereits 1860 60 Taler zur " Ausfüllung empfindlicher Lücken" gewährt hatte, erbat der Latinist Heinrich Keil (1822-1894; in Halle als Privatdozent 1848 bis 1855, als Ordinarius ab 1869) im Jahre 1884 500 Mark für die Anschaffung des lateinischen Wörterbuches von Aegidius Forcellini, des griechischen von Henricus Stephanus und der Real-Encyclopädie der classischen Alterthumswissenschaft von August Pauly. 1900 wurden 1200 Mark zusätzlich bewilligt, wovon für 1199 Mark ein ungebundenes Exemplar des Corpus Inscriptionum Latinarum (1862-1899) gekauft wurde. Die Einbandkosten von fast 100 Mark mußten " aus den laufenden Mitteln" bestritten werden.

1.4 Vergrößert wurde die Sammlung durch den Tausch von Dissertationen. Hervorgehoben sei zudem die große Zahl von Schenkungen. Es kamen hinzu 1905: 53 Dubletten von Breslauer Dissertationen aus der Universitätsbibliothek; 1912: 84 Bde aus der Bibliothek von Prof. Alfred Boretius (1836-1900) von der Juristischen Fakultät; 1916: 52 Bde aus dem Nachlaß des Seminarmitgliedes Grempler; 1919: 1000 Mark vom hallischen Altphilologen Prof. Georg Wissowa (1859-1931; in Halle 1895 bis 1924) aus Spenden zu seinem 60. Geburtstag; 1923: 60 Bde griechischer und lateinischer Klassiker vom Mitinhaber der Weidmannschen Buchhandlung Vollert; 1924: 435 Bde und Sonderdrucke aus der " Bibliothek Bechtel" des Indogermanisten und Professors für vergleichende Sprachwissenschaft Friedrich Bechtel (1855-1924, s. a. Eintrag Zweigbibliothek Sprachwissenschaft und Indogermanistik 1.1) und 280 Bde aus der " Bibliothek Ernst von Stern" (1859-1924; Professor für Alte Geschichte ab 1911); dazu kamen laufend neue Veröffentlichungen der Seminarmitglieder.

1.5 Der Bestand war auf diese Weise von etwa 4000 Bdn im Jahre 1902 auf ca. 7790 Bde im Jahre 1914 angewachsen. Bis 1927 waren die drei Disziplinen der klassischen Altertumswissenschaft in Halle selbständige Seminare und an verschiedenen Standorten beheimatet (Klassische Philologie, gegr. 1787, 8144 Bde; Klassische Archäologie, gegr. 1843, 4450 Titel; Alte Geschichte, gegr. 1889, 1850 Titel). 1927 wurden sie im 1889 bis 1891 errichteten Archäologischen Museum (Robertinum) zum Institut für Altertumswissenschaft vereinigt, und damit kam es auch zu einer Zusammenlegung der Bibliotheken mit einem Gesamtbestand von 14.500 Bdn.

1.6 Die Bedeutung der Bibliothek der vereinigten Seminare im Institut für Altertumswissenschaft geht aus der Eröffnungsrede Prof. Otto Kerns vom 15. Februar 1928 hervor, in der er sie als " ... eine reichhaltige Bibliothek, wie sie selten Universitätsseminare der Altertumswissenschaft besitzen ... ", bezeichnete. 1930 schrieb er anläßlich einer Führung für künftige Studierende durch das Haus an das Presseamt des hallischen Magistrats: " Es gibt kein zweites Institut in Deutschland, das den Jüngern der Klassischen Altertumswissenschaften in einem Gebäude den Zugang zu den Bibliotheken des philologischen, archäologischen und althistorischen Seminars verschafft und so die herrlichsten Arbeitsmöglichkeiten bietet".

1.7 Für die Folgezeit sind darüber hinaus drei große Schenkungen zu erwähnen: 1934 die Praechter-Stiftung (Karl Praechter, 1858-1933; Ordinarius für Klassische Philologie 1907 bis 1927); 1949 Teile der Kern-Bibliothek (Otto Kern, 1863-1942; 1907 bis 1931 Ordinarius für Klassische Philologie; lehrte bis 1933); 1993 Bücher von der Volkswagen-Stiftung.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von 45.850 Bdn umfaßt der historische Bestand 4700 Titel. Davon entfallen auf das 16. Jh 9 Titel, auf das 17. Jh 34, auf das 18. Jh 224 und auf das 19. Jh 4433. Der größte Teil ist in lateinischer Sprache abgefaßt: 100 Prozent des 16. Jhs, 88 Prozent des 17. Jhs, 81 Prozent des 18. Jhs, 55 Prozent des 19. Jhs. Der Anteil deutschsprachiger Titel beträgt insgesamt 37 Prozent, französischsprachige folgen mit 3 Prozent, englische und sonstige Drucke mit je 1,5 Prozent. Systematische Übersicht

2.2 Der Gesamtbestand ist in drei große Gebiete gegliedert: Klassische Philologie (einschließlich Mittellatein), Klassische Archäologie und Alte Geschichte, mit weiterer Aufteilung in einzelne Sachgruppen. Auf den Bereich der Klassischen Philologie entfallen insgesamt 3684 Titel des historischen Bestandes, davon auf Textausgaben, sprachliche Kommentare und Dissertationen zu antiken Autoren 2750 Titel. Es überwiegen Arbeiten des 19. Jhs, vorwiegend in lateinischer Sprache. An zweiter Stelle folgen deutschsprachige Titel.

2.3 Zum Gebiet der Klassischen Archäologie gehören 540 Titel, davon 2 aus dem 17. Jh, 27 aus dem 18. Jh und 511 aus dem 19. Jh. Sie sind vorwiegend in deutscher Sprache, gefolgt von Französisch und Englisch. Die Alte Geschichte ist mit 476 Titeln vertreten, davon 5 aus dem 17. Jh, 8 aus dem 18. Jh und 463 aus dem 19. Jh, wobei auch hier der deutschsprachige Anteil überwiegt, gefolgt von Latein. Von den lateinischsprachigen Drucken seien einige frühe Ausgaben von Vergil (Basel 1547), Plautus (Leiden 1587), Seneca (Leiden 1589) und Terenz (Amsterdam 1600) hervorgehoben.

2.4 Die Gebiete Epigraphik, Metrik, Grammatik, Papyrologie und Numismatik enthalten meist Ausgaben aus dem 19. Jh, darunter vollständig die von Barthold Georg Niebuhr (1776-1831) begonnene Zusammenstellung von 46 Bdn byzantinischer Texte Corpus scriptorum historiae Byzantinae (Bonn 1828-1878). Unter den Sondersammlungen sind die ca. 1000 Gymnasialprogramme aus dem 19. Jh bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges zu erwähnen.

2.5 An Fachzeitschriften sind zu nennen Rheinisches Museum für Philologie (Frankfurt a. M.; Bd 1-6, 1832-1841, und N. F. Bd 1, 1842 ff.); die seltenen Leipziger Jahrbücher für Philologie und Pädagogik. Eine kritische Zeitschrift (Bd 4-5, 1829-1830); die ebenfalls seltene Wetzlarer Zeitschrift für die Alterthumswissenschaft (Bd 1-8, 1834-1842, und nach Verlagswechsel Bd 1-15, 1843-1857); Philologus. Zeitschrift für das klassische Altertum (Berlin; Bd 1, 1846 ff., und mit Jg. 47 als N. F. Bd 1, 1889 ff.); Hermes. Zeitschrift für die klassische Philologie (Stuttgart bzw. Wiesbaden; Bd 1, 1866 ff.).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog bis 1974

[in Zettelform; nach PI]

Alphabetischer Katalog ab 1975

[in Zettelform; nach RAK]

Systematischer Standortkatalog

[in Bandform; zum internen Dienstgebrauch] Der Bestand bis 1990 ist im Zentralkatalog Sachsen-Anhalt, ab 1991 im OPAC der Universitäts- und Landesbibliothek und im Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GVB) nachgewiesen. Retrospektive Erfassung ist geplant.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Günther, Gerlinde: Zur Geschichte der Bibliothek des Instituts für Altertumswissenschaft. In: Ebert, Joachim (Hrsg.): 100 Jahre Archäologisches Museum in Halle 1891 bis 1991. Zur Geschichte des Robertinums, seiner Sammlungen und Wissenschaftsdisziplinen. Halle (Saale) 1991, S. 73-82

Jakobi, Rainer; Zimmermann, Hans-Dieter: Interdisziplinarität seit 70 Jahren. Die Bibliothek im Robertinum. In: Scientia halensis 4 (1996) Nr. 4, S. 29-30

Stand: Juni 1998

Erhardt Mauersberger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.