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Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt Zweigbibliothek Sprachwissenschaft und Indogermanistik

Adresse. Emil-Abderhalden-Straße 9, 06099 Halle (Saale) [Karte]
Telefon. (0345) 5 52 20 38
Bibliothekssigel. <Ha 37>

Unterhaltsträger. Land Sachsen-Anhalt
Funktion. Institutsbibliothek.
Sammelgebiete. Indogermanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Öffnungszeiten: nach Vereinbarung. Leihverkehr: DLV über ULB.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Fotostelle der ULB.
Hinweise für anreisende Benutzer. Straßenbahnverbindung vom Hauptbahnhof (Linien 2, 5, 7, 9) bis Haltestelle Steintor. Fußwegnähe vom Hauptbahnhof (ca. 20 Minuten). - Parkmöglichkeiten in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Im Jahre 1833 wurde in Halle durch die Berufung des Sprachforschers und Begründers der modernen Etymologie August Friedrich Pott (1802-1887) ein Ordinariat für Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft eingerichtet. 1924/25 erfolgte die Gründung des Indogermanischen Seminars. Eine Grundlage hierfür bildete die Bibliothek Friedrich Bechtels (1855-1924), der 1895/96 als Ordinarius für Vergleichende Sprachwissenschaft an die Universität Halle berufen worden war. Nach seinem Tode kaufte die Gesellschaft der Freunde der Universität auf Betreiben des Klassischen Philologen Otto Kern (1863-1942) die wertvolle und umfangreiche Privatbibliothek Bechtels und übergab sie als Geschenk für die Universität an Franz Specht (1888-1949), der 1925 zum ersten Direktor des Indogermanischen Seminars ernannt worden war. Die Bechtelsche Bibliothek hatte einen ausgeprägt indogermanistischen Charakter mit besonderer Betonung der Klassischen Philologie. Spätere Leiter des Seminars ergänzten und erweiterten den Bestand entsprechend den jeweiligen Forschungsrichtungen.

1.2 Die Bibliothek war zunächst im Seminar für Klassische Philologie im Thomasianum aufgestellt. 1928 zog das Seminar in das Robertinum, wo auch das Indogermanische Seminar einen Raum erhielt. Im Jahre 1936 konnten mit Hilfe der Thomasiusstiftung wertvolle Bücher aus dem Nachlaß von Wilhelm Schulze (1863-1935), Sprachwissenschaftler und Indogermanist, erworben werden. Im Zweiten Weltkrieg blieben das sprachwissenschaftliche Seminar und seine Bibliothek unbeschädigt. Von 1957 bis 1965 war das inzwischen umbenannte " Seminar für Allgemeine Sprachwissenschaft und Indologie" in Räumen am Universitätsplatz 6 untergebracht, von 1965 bis 1990 dann in den Franckeschen Stiftungen, Haus 5. Nach einem Umzug gemeinsam mit den Neuphilologien in die Christian-Wolff-Anlage am Gimritzer Damm 2 verlegte das Institut im Februar 1997 erneut seinen Sitz und befindet sich jetzt in der Emil-Abderhalden-Straße 9 in der ehemaligen Villa des berühmten hallischen Chirurgen und Dichters Richard von Volkmann (1830-1889), zusammen mit dem Institut für Indologie, so daß die Bibliotheken beider Institute sich gegenseitig ergänzen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von rund 14.500 Bdn umfaßt der historische Bestand etwa 1100 Titel. Der größte Teil davon stammt aus der Bechtelschen Bibliothek. Die Auszählung erfolgte anhand des handschriftlichen systematischen Bandkataloges. Die meisten Titel, ca. 1075, stammen aus dem 19. Jh; 3 Titel entfallen auf das 16. Jh, 8 auf das 17. Jh und 25 auf das 18. Jh. Im Bestand sind überwiegend deutschsprachige Schriften (ca. 680 Titel). In Latein finden sich ca. 190 Titel, neben 57 in Englisch, 10 in Französisch und ca. 150 in sonstigen Sprachen, davon rund 100 in Griechisch.

2.2 Die Ausrichtung der Privatbibliothek Friedrich Bechtels auf die Klassische Philologie zeigt sich auch in der Anzahl der Titel. Rund 315 entfallen auf die griechische Sprachwissenschaft. Zur allgemeinen und vergleichenden Sprachwissenschaft zählen ca. 210 Titel, ca. 190 zur germanischen, 175 zur lateinisch-italischen Sprachforschung und zu romanischen Sprachen. Der indo-iranischen Sprachwissenschaft sind ca. 100 Titel, der balto-slavischen Sprachkunde 68 und der Keltistik 15 zugeordnet. Zur Gruppe kleinerer indogermanischer Sprachen gehören 9 Titel. Die 15 Zeitschriftentitel sind dem 19. Jh zuzurechnen.

2.3 In Bechtels Nachlaß finden sich wesentliche Erst- und Nachausgaben der Indogermanistik, darunter August Friedrich Potts Etymologische Forschungen auf dem Gebiete der Indo-Germanischen Sprachen mit besonderem Bezug auf die Lautumwandlung im Sanskrit, Griechischen, Lateinischen, Littauischen und Gothischen (Lemgo 1833-1836, auch in der erweiterten 2. Aufl. Lemgo 1859-1871). Das Pott an die Seite zu stellende Standardwerk Vergleichende Grammatik des Sanskrit, Send, Armenischen, Griechischen, Lateinischen, Litauischen, Altslavischen, Gothischen und Deutschen (Berlin 1868-1871) des Begründers der historisch vergleichenden Sprachlehre indogermanischer Sprachen, Franz Bopp (1791-1867), ist in der 3. Ausgabe vorhanden.

2.4 Unter den sprachwissenschaftlichen Darstellungen, Lehrbüchern, Nachschlagewerken und Textausgaben finden sich zahlreiche Titel mit Seltenheitswert aus Bechtels Handbibliothek. So ist z. B. in der Baltistik Gotthard Friedrich Stenders (1714-1796) Lettisches Lexikon in zween Theilen abgefasset und den Liebhabern der lettischen Litteratur gewidmet (Mitau 1789) im Bestand. Stenders Wörterbuch konnte sich fast hundert Jahre lang behaupten, bis ihn die ebenfalls mit Bechtels Nachlaß übernommenen lexikographischen Arbeiten des Bischofs, Theologie-Professors und Rektors der Dorpater Universität, Karl Christian Ulmann (1793-1871), und des Pastors Gustav Sigmund Brasche (1802-1883) mit ihrem zweiteiligen Lettischen Wörterbuch (Riga 1872; Riga und Leipzig 1880) ablösten. Das gilt auch für den Theologen August Johannes Gottfried Bielenstein (1826-1907) mit seiner lettischen Grammatik Die lettische Sprache nach ihren Lauten und Formen erklärend und vergleichend dargestellt (Mitau 1863-1864).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [in Zettelform]

Systematischer Katalog

[in Bandform; zusätzlich seit etwa 1975 in Zettelform]

Der Bestand ist bis 1990 im Zentralkatalog Sachsen-Anhalt nachgewiesen; ab 1991 im OPAC der ULB und im Gemeinsamen Bibliotheksverbund (GBV). Retrospektive Erfassung ist geplant.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Bense, Gertrud: Die vergleichende Sprachwissenschaft in Halle seit A. F. Pott. In: Wissenschaftliche Zeitschrift Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Gesellschafts- und sprachwissenschaftliche Reihe 7 (1958) S. 901-906

Stand: August 1997

Heidrun Wöllenweber


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.