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Bibliothek des Stadtarchivs


Adresse. Stadtarchiv Wasserburg a. Inn Kellerstraße 10 83512 Wasserburg a. Inn
Telefon. (08071) 920369
Telefax. (08071) 920371
E-Mail. stadtarchiv@stadt.wasserburg.de
Internet. http://www.stadtarchiv.wasserburg.de
Unterhaltsträger. Stadt Wasserburg a. Inn
Funktion. Dienstbibliothek des Stadtarchivs, u. a. Sicherung und Erhalt des historischen Buchbestandes.
Sammelgebiete. In diese Bibliothek werden alle Bücher aufgenommen, die die Stadt erwirbt oder aus Stiftungen erhält und die nicht dem allgemeinen Leihverkehr der öffentlichen Bibliotheken zugeführt werden sollen. Systematische Erwerbungen als Fachbibliothek zur Stadt- und Regionalgeschichte Wasserburgs.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung gemäß Öffnungszeiten. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. - Busverbindung ab Bahnhof. - A 99, Ausfahrt Haar, B 304 Richtung Wasserburg. A 8, Ausfahrt Rosenheim; B 15 Richtung Landshut, dann B 304. Parkmöglichkeit im kostenlosen Parkhaus Kellerstraße.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 In den Unterlagen des Stadtarchivs, dessen Bestände bis in das 14. Jh zurückreichen, konnten bislang keinerlei Hinweise auf das Vorhandensein oder die Gründung einer allgemeinen Bibliothek vor dem Jahre 1800 gefunden werden. Diejenigen Bücher, die im Einband das Wappen oder das Siegel der Stadt Wasserburg tragen oder in anderer Weise als originär städtisches Eigentum gekennzeichnet sind, sind überwiegend juristischen Inhalts und stammen vermutlich aus dem alten Stadtgericht und aus der Stadtschreiberei.

1.2 Der größte Teil des Bestandes wurde im 19. Jh angelegt. Dabei sind vor allem zwei Zäsuren bemerkenswert: Nach der Aufhebung des Klosters Benediktbeuern wurde der Bibliothekar der Klosterbibliothek, Pater Benno Winnerl, OSB (1764-1824) am 16. April 1806 zum Stadtpfarrer von Wasserburg a. Inn berufen. Er brachte eine große Anzahl von Büchern der verschiedensten Wissensgebiete aus dem Besitz des Klosters Benediktbeuern nach Wasserburg und gründete damit im Jahre 1808 eine Lesegesellschaft, die im Laufe der Jahre regelmäßig Neuerwerbungen durchführte und auf diese Weise den ursprünglich wissenschaftlich orientierten Bestand durch umfangreiche zeitgenössische Literatur ergänzte.

1.3 Von 1819 bis 1858 amtierte in Wasserburg der Stadtschreiber Joseph Heiserer (1794-1858). Er war wohl nicht erst nach dem Tode Winnerls ein wichtiger Förderer des Lese-Conversations- und Musikvereins, sondern sammelte in seiner Eigenschaft als Gerichtshalter zahlreicher Patrimonialgerichte aus der Umgebung Wasserburgs eine Vielzahl von alten Büchern, die infolge der verschiedenen Verwaltungs- und Gerichtsreformen nicht mehr benötigt oder aus anderen Gründen aussortiert wurden. Stadtarchiv

1.4 Nicht geklärt werden kann im einzelnen, auf welche Weise die umfangreichen Bestände aus anderen Bibliotheken in die Stadtbibliothek Wasserburg gekommen sind. Sowohl Heiserer als auch Winnerl waren wissenschaftlich gebildete Sammler und Literaten. Exlibris finden sich aus fast allen Klöstern der näheren Umgebung. Aus den Klöstern Attel und Gars stammen besonders viele Bücher, oft mit den persönlichen Eigentumsvermerken einzelner Mönche. Alle Wissensgebiete sind vertreten, wobei Geschichtswissenschaft, Rechtswissenschaft und Theologie überwiegen, aber auch fremdsprachige Literatur - vor allem in Latein und Französisch - nicht fehlt. Weitere Teilbestände stammen aus späteren Zuerwerbungen und Stiftungen. Es handelt sich dabei um Bücher der verschiedensten Fachgebiete und Epochen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt derzeit einen Gesamtbestand von ca. 10.000 Bdn. Darunter befinden sich 53 Inkunabeln in 46 Bdn und etwa 6400 Werke, die zwischen den Jahren 1500 und 1900 erschienen sind. Etwa 80 entstammen dem 16. Jh, mehr als 300 dem 17. Jh, ca. 2700 dem 18. Jh und 3200 dem 19. Jh.

2.2 Die meisten Titel sind deutschsprachig. Unter den theologischen Werken befinden sich zahlreiche lateinische Ausgaben, ebenso unter den wissenschaftlichen Werken der anderen Fächer. Auffallend ist ein größerer Bestand französischsprachiger Literatur. Der Anteil fremdsprachiger Titel beträgt etwa 17 Prozent. Die lateinische Sprache überwiegt mit etwa 900 Bdn, darauf folgen ca. 350 Werke in französischer Sprache. Systematische Übersicht 2.3 Da der Bestand bis heute noch nicht systematisch erfaßt und bearbeitet worden ist, kann die systematische Zuordnung nur auf der Grundlage des vorhandenen Inhaltsverzeichnisses erfolgen. Die Trennung der einzelnen Wissensgebiete ist nicht konsequent durchgeführt, so daß vor allem Überschneidungen zwischen Theologie und Philosophie, Geschichte und Geographie, Bavarica und Rechtswissenschaft nicht auszuschließen sind. Die Zahlenangaben beruhen auf der gegenwärtigen Aufstellung und wurden durch Auszählen ermittelt.

2.4 Die 53 Inkunabeln sind überwiegend theologischen oder juristischen Inhalts. Als Verfasser erscheinen beispielsweise Augustinus, Gerson und Petrus Lombardus, aber auch Horaz und Reuchlin. Sie wurden in Straßburg (15), Nürnberg (6), Basel (6), Augsburg (4), Venedig (4), Hagenau, Esslingen, Köln, Speyer, Ulm, Burgdorf, Lyon, Passau und in Reutlingen gedruckt.

2.5 In der theologischen Literatur (mehr als 800 Bde, davon 220 aus dem 19. Jh, 460 aus dem 18. Jh, 140 aus dem 17. Jh und 20 aus dem 16. Jh) gibt es keine Präferenzen. Bibelübersetzungen und -ausgaben, Handbücher für Predigt und Seelsorge sind ebenso vertreten wie kirchengeschichtliche oder kirchenrechtliche Werke. Die für die bayerische Kirchengeschichte exemplarische Entwicklung der Gegenreformation im Raum Wasserburg/Haag hat wenig Spuren in der Bibliothek hinterlassen. Es überwiegen die Streitschriften gegen die Irrlehren. Nur wenige Werke protestantischer Theologen, darunter Lukas Osiander, sind noch vorhanden. Bemerkenswert sind dagegen die Sammlungen von Barockpredigten. Abraham a Sancta Clara ist insofern von lokalgeschichtlicher Bedeutung, als sein Vater aus Wasserburg stammte und sein Onkel Abraham Megerle ihm als Vormund und seinerzeit berühmter Komponist das Studium finanzierte. Aber auch Werke des volkstümlichen bayerischen Barockpredigers Andreas Strobl (1641-1706), der schwartzen Bauren-Amsel, sind vorhanden. Johann Bissel SJ (Bisselius, 1601-1682), einer der Rechtfertigungshistoriker Kurfürst Maximilians, fehlt ebensowenig wie die spätere Predigtliteratur Marcellinus Sturms (1760-1812), oder Joseph Anton Bandels Stummer Advokat (1757-1773).

2.6 Die Philosophie nimmt sich daneben mit ca. 170 Bdn verhältnismäßig bescheiden aus. Allerdings befinden sich zahlreiche philosophische Werke auch in den Abteilungen Theologie, Deutsche Literatur und Geschichte.

2.7 Die juristische Abteilung umfaßt nominell nur 342 Bde aus der Zeit vor 1900, darunter mehr als 200 aus dem 18. Jh; ein wesentlicher Teil ist jedoch unter Bavarica und Theologie zu finden. Es handelt sich überwiegend um Sammlungen des bayerischen und des gemeinen Rechts, aber auch um Lehrbücher und um Anleitungen zur praktischen Rechtsanwendung. Fast jeder der großen Juristen des 17. und 18. Jhs ist - wenn auch nicht immer mit seinen Hauptwerken - vertreten. Dazu gehören Hugo Grotius ebenso wie Samuel Pufendorf (1632-1694), der Staatsrechtler Johann Jakob Moser (1701-1785), der Humanist Heineccius und vor allem die Ingolstädter Juristen Christoph von Chlingensperg (1651-1720), Georg Widmont (1640-1706) und Wiguläus von Kreittmayr (1706-1790). Stadtarchiv

2.8 Geschichte, Historische Hilfswissenschaften und Bavarica stellen mit zusammen mehr als 1700 Bdn einen der umfangreichsten Bestände dar. Darunter befinden sich allerdings auch zahlreiche Werke aus anderen Wissensgebieten, vor allem der Klassischen Philologie, der Philosophie und der Rechtswissenschaft. Jahrbücher und Reihen (z. B. Monumenta Boica) sind ebenfalls vertreten. Von besonderem Interesse sind die zahlreichen Werke über die Geschichte einzelner Staaten. Unter Bavarica werden auch die Abhandlungen der baierischen Akademie der Wissenschaften (1763-1776), die Sammlung der Baierischen Landtagshandlungen 1429-1513 (München 1803-1805), Westenrieders Historischer Calender, seine Beiträge zur vaterländischen Geschichte, aber auch die juristischen Werke von Kreittmayr und Chlingensperg geführt sowie eine Vielzahl lokalgeschichtlicher Werke, Kalender usw.

2.9 Die Klassische Philologie ist mit 255 Bdn vertreten, davon ca. 200 in lateinischer Sprache. Aus dem 16. Jh sind 27 Ausgaben vorhanden, aus dem 17. Jh 32, aus dem 18. Jh 144 und aus dem 19. Jh 52. Es überwiegen frühe klassische Ausgaben römischer Schriftsteller und lateinische Übersetzungen griechischer Klassiker.

2.10 Unter dem Begriff Deutsche Literatur finden sich fast 1400 Werke aus dem 18. und 19. Jh. Entsprechend den Zielen und der Gründungszeit der Lesegesellschaft nimmt es nicht wunder, daß sich darunter fast die gesamte deutsche Literatur des 18. und 19. Jhs unter Einbeziehung eines Teils der Trivialliteratur (z. B. Zschokke) findet. Vorhanden sind zahlreiche Erstausgaben, aber auch Reihen, wie die Deutsche Schaubühne, die Allgemeine Literaturzeitung oder die Deutschen Klassiker in der Groschenbibliothek. Aufklärung, Klassizismus und Klassik herrschen vor. Frühe Ausgaben von Lichtenberg, Wieland, Klopstock und Zachariae sind ebenso vertreten wie die Shakespeare-Übertragung Johann Joachim Eschenburgs (1778-1780).

2.11 Unter der fremdsprachigen Literatur ist ein Bestand französischsprachiger Werke bemerkenswert. Er umfaßt 112 Bde des 18. Jhs und 99 des 19. Jhs. Montesquieu (1772), De La Bruyère (1768), Molière (1717) und Corneille (1722) sind in Gesamtausgaben vorhanden, aber auch Rousseau (1792), außerdem ein Kochbuch von 1756 (La Cuisinière Bourgeoise) und der Code Pénal (1810). Neben dem naturwissenschaftlichen Bestand mit 256 Bdn (12 des 17. Jhs, 64 des 18. Jhs und 179 des 19. Jhs) wird ein eigenes Fachgebiet Geographie geführt. Es umfaßt 180 Bde überwiegend länderkundlichen Inhalts. Sonderbestände 2.12 Miszellen. Unter diesem Begriff werden etwa 300 Zeitschriftenbände größtenteils gelehrten Inhalts und alte Lexika aus dem 17. bis 19. Jh aufbewahrt. Hervorzuheben sind die Acta eruditorum aus dem Bestand des Klosters Benediktbeuern (1682-1758), Neue Zeitungen von gelehrten Sachen (1715-1770) und die Deutsche Enzyclopädie (Frankfurt 1778-1804).

2.13 Kosak-Breitenacher-Vermächtnis. Im Rahmen einer umfangreichen letztwilligen Verfügung vermachte Elise Kosak, geb. Breitenacher (1835-1912), die kinderlos verstorbene Tochter eines der letzten großen Schiffmeister Wasserburgs, ihrer Heimatstadt neben erheblichen Vermögenswerten auch einen Buchbestand mit 332 Bdn. Unter den Werken, von denen 265 im 19. Jh erschienen sind, befinden sich naturwissenschaftliche und medizinische Titel (der Ehemann der Stifterin, Dr. Ludwig Kosak, 1812-1893, war Bezirksarzt), aber auch Bücher aus anderen Fachgebieten sowie Belletristik.

2.14 Zellereither Bibliothek. In seiner Eigenschaft als Richter der Hofmark Zellereith hat der Stadtschreiber Joseph Heiserer bei der Auflösung dieses Patrimonialgerichts den dortigen Bestand an überwiegend juristischen Werken der Bibliothek einverleibt. Es handelt sich um insgesamt 319 Bde, von denen einer aus dem 16. Jh, 9 aus dem 17. Jh und 29 aus dem 18. Jh stammen.

2.15 Daneben sind noch kleinere Sonderbestände vorhanden und zu Sachgruppen zusammengefaßt: Pädagogik (ca. 70 Bde, überwiegend aus dem 18. Jh), Kunst, Italienische Literatur, Englische Literatur, Jagd, Landwirtschaft, Volkskunde und vor allem die beiden Gruppen Gemeindeverwaltung, Gesetz- und Verordnungsblätter, die nahezu ausnahmslos der Rechtswissenschaft zuzuordnen sind.

3. KATALOGE

Für die Bibliothek gibt es bisher keinen vollständigen Alphabetischen oder Systematischen Katalog. Vorhanden sind:

Standortkatalog [hschr., in Listenform, in Reihenfolge nach Sachgebieten]

alter Alphabetischer Katalog [unvollständig]

neuer Alphabetischer Titel- und Verfasserkatalog [für den Neubestand "Fachbibliothek zur Stadt- und Regionalgeschichte Wasserburgs", vollständig; für den Altbestand - historische Bibliotheksbestände, noch unvollständig.]

Kataloge und zusätzliche Informationen zur Bibliothek des Stadtarchivs Wasserburg im Internet: http://www.wasserburg.de/de/stadtarchiv/bestaende/praesenzbibliothek/

Die Bestände sind nicht im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Brunhuber, Kaspar: Die Bibliothek der Stadt Wasserburg a. Inn. In: Zeitschrift für Bücherfreunde (1906/07) S. 292-293 Stadtarchiv

Kataloge und zusätzliche Informationen zur Bibliothek im Internet: http://www.wasserburg.de/de/stadtarchiv/bestaende/praesenzbibliothek/

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Stalla, Gerhard: Inkunabeln aus dem Stadtarchiv Wasserburg. In: Heimat am Inn N. F. 7 (1987) S. 91-120 Stand: April 1991 Martin Geiger

Stand: April 1991

Martin Geiger

Aktualisiert: Januar 2009 Matthias Haupt Stadtarchivar


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.