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Bibliothek der Abtei Lichtenthal

Adresse. Hauptstr. 40, 76534 Baden-Baden; [Karte]
Postfach 1337, 76502 Baden-Baden
Telefon. (07221) 7 23 32

Unterhaltsträger. Abtei Lichtenthal
Funktion. . Theologische, aszetische und berufsorientierte (arbeitsorientierte) Weiterbildung der Zisterzienserinnen bzw. Ausbildung des Ordensnachwuchses.
Sammelgebiete. Gemäß der Funktion der Abtei. Benutzungsmöglichkeiten. Die Bibliothek liegt im Klausurbereich und ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Leihverkehr: nicht angeschlossen. In dringlichen Fällen Ausleihe oder Herstellung von Kopien nach Absprache möglich.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. S. o. Hinweise für anreisende Benutzer. Voranmeldung unbedingt erforderlich. Busverbindung vom Bahnhof (Linie 1 oder 320/3) bis Haltestelle Klosterplatz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die sogenannte " alte Bibliothek" der Abtei Lichtenthal enthält den nicht in die Badische Landesbibliothek eingegangenen Teil des ehemaligen klösterlichen Buchbestandes aus der Zeit von der Gründung der Abtei (1245) bis zur Säkularisation des Klosterbesitzes (1803) und einen Teil der Bibliothek des ehemaligen Franziskanerklosters Fremersberg in Baden-Baden. Diese " alte Bibliothek" ist dem Archivbereich der Abtei Lichtenthal integriert. Die Entstehung des Lichtenthaler Teils dieser Bibliothek beruhte auf deren dreifacher Funktion: Ermöglichung des im Zisterzienserorden vorgeschriebenen feierlichen Chorgebets bzw. Chorals durch die vom Orden approbierten Chorbücher; Ermöglichung der ebenfalls durch die Ordensregel vorgesehenen " lectio divina", die vor allem das Studium der Heiligen Schrift und deren Auslegung betrifft und gelegentlich durch Heiligenviten und aszetische Traktate erweitert wurde; Förderung der Allgemeinbildung der Nonnen. Der aus dem Kloster Fremersberg stammende Teil des Altbestandes diente vorwiegend dem Zweck der theologischen und philosophischen Ausbildung.

1.2 Beiträge zum Aufbau der " alten Bibliothek" leisteten u. a. die Markgrafen von Baden, als deren " Hauskloster" die Abtei Lichtenthal 1245 durch Markgräfin Irmengard von Baden gestiftet wurde. Es handelte sich dabei um Buchgeschenke an die als Äbtissinnen eingesetzten Prinzessinnen Margaretha († 1496) und Maria († 1519) von Baden. Auch viele andere Nonnen, die teilweise aus dem Adel oder aus dem begüterten Bürgertum stammten, erhielten von ihren Angehörigen die ihrem Stande angemessenen Bücher. Da der Orden deren Erwerb vorschrieb und überwachte, verwendete die Klostergemeinschaft außerdem die ihr zur Verfügung stehenden Mittel vorwiegend zu diesem Zweck.

1.3 Die sogenannte " neue Bibliothek" der Abtei Lichtenthal wurde seit 1803 als neuer Eigenbestand des nicht aufgehobenen, sondern nur enteigneten Klosters aufgebaut. Sie entstand vorwiegend durch Erwerbungen zum Zweck der monastischen und spirituellen Bildung, teilweise auch durch Schenkungen und Vermächtnisse ehemaliger Klosterspirituale. Da die Zisterzienserinnen seit 1815 im Unterrichtswesen tätig sind, nahm die Literatur zur Allgemeinbildung seit diesem Zeitpunkt zu. Die 1938 begonnene Einrichtung von Kunstwerkstätten führte zu einer entsprechenden Zunahme der Fachliteratur für Kunst. Diese neue Bibliothek befindet sich im Erdgeschoß des Südflügels des 1728 von Peter Thumb im Quadrum errichteten Klosterbaus.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Für die " alte Bibliothek", die vor der Säkularisation von 1803 bestand, existiert ein handgeschriebener SKachkatalog . Die Titelauszählung erfolgte anhand dieses Verzeichnisses. Die neueren Bestände sind in einem maschinenschriftlichen Inventar nachgewiesen, so daß auch für die " neue Bibliothek" eine Auszählung möglich war.

2.2 Die Bibliothek hat einen Gesamtbestand von ca. 16.700 Bdn. Davon sind 2191 Werke dem historischen Buchbestand zuzurechnen. 6 Titel sind Inkunabeln. Auf das 16. Jh entfallen 78 Titel, auf das 17. Jh 195, auf das 18. Jh 641 und auf das 19. Jh 1271. Zu etwa 80 Prozent ist der historische Buchbestand deutschsprachig, ca. 13 Prozent sind lateinisch und 7 Prozent französisch.

2.3 Der historische Buchbestand der alten Bibliothek setzt sich überwiegend aus Büchern mit aszetisch-geistlichen Unterweisungen, aus Andachts- und Predigtsammlungen, Regelkommentaren und Heiligenleben zusammen, während die eigentlich theologisch-wissenschaftliche Literatur nur knapp 300 Titel zählt. Im einzelnen führt der Katalog unter " Ascetica" 637 Titel, unter " Homiletica" 86 Titel, unter " Historia Monastica" 16 Titel, unter " Fontes Sacri" 63 Titel, unter " Liturgica" 104 Werke, unter " Hagiographia" 103 Titel und unter " Res Profanae" 113 Titel auf. Das religiöse Erbauungsschrifttum ist teilweise mit beachtlichen Stückzahlen vorhanden.

2.4 Der Anteil der geistlich-theologischen Literatur ist auch in der neuen Bibliothek relativ hoch. 685 Titel sind diesem Bereich zuzuordnen, gegenüber 251 Titeln an weltlicher Literatur. Es dominieren Patristik, Exegese, Homiletik, Mystik, Aszetik, Liturgie und Kirchengeschichte.

3. KATALOGE

Catalogus Librorum antiquorum Monasterii Lucidae vallis [hschr., nach systematischer Sachordnung, geschrieben um 1926 durch die nachmalige Äbtissin M. Adelgundis Lohrmann OCist; enthält Bestände der alten Bibliothek"]

Sachkatalog der Bibliothek der Cistercienserinnenabtei Lichtenthal. Teile I-III [Verzeichnis in Loseblattform; enthält die Bestände der neuen Bibliothek bis zum Eingangsjahr 1980]

Neuer Alphabetischer und Sach-Katalog [Zettelkatalog, Erwerbungen ab 1980; angelegt nach dem System der Arbeitsstelle der katholischen Büchereiarbeit]

Katalog der Kunstbücher der Cistercienserinnenabtei Lichtenthal [angefangen 1965; ergänzend zum Sachkatalog der neuen Bibliothek"]

Die Bestände sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg nicht nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Badisches Generallandesarchiv Karlsruhe. Faszikel 48/5668 [enthält Angaben über den Bestand der alten Bibliothek und über deren Säkularisation]

4.2 Darstellungen

Staedele, Alfons: Kloster Lichtenthal und die Säkularisation. Besitznahme und Organisation des Klosters im Jahre 1803. In: Ortenau 37 (1957) S. 29-33 [erwähnt auch die alte Bibliothek"]

Schindele, Pia: Die Abtei Lichtenthal. Ihr Verhältnis zum Cistercienserorden, zu Päpsten und Bischöfen und zum badischen Landesherrn im Laufe der Jahrhunderte. In: Freiburger Diözesanarchiv 104 (1984) S. 19-166; 105 (1985) S. 67-248

Heinzer, Felix: Lichtenthaler Bibliotheksgeschichte als Spiegel der Klostergeschichte. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 136, N. F. 97 (1988) S. 35-62

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Kattermann, Gerhard: Handschriften und Frühdruk-kcke des Klosters Lichtenthal in Baden-Baden. In: Badische Heimat 24 (1937) S. 303-311

Stand: Oktober 1988

Pia Schindele


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.