FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
 Home > Deutschland > Bayern I - R  > Metten
 Bayern A - H Bayern S - Z

Bibliothek der Abtei Metten

Adresse. Abteistr. 3, 94526 Metten; [Karte]
Postfach 1180, 94523 Metten
Telefon. (0991) 91 08-125
Telefax. (0991) 91 08-211
Bibliothekssigel. <Met 1; AKThB 93>

Unterhaltsträger. Benediktinerabtei Metten
Funktion. Klosterbibliothek; nach Voranmeldung auch Außenstehenden zugänglich.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Sämtliche Wissenschaftsgebiete. 2. Besondere Sammelgebiete: Geschichte und Spiritualität der Orden, Benedictina, Bavarica.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Keine festen Öffnungszeiten. Benutzung nur nach Voranmeldung und persönlicher Vereinbarung möglich. - Leihverkehr: DLV, kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Busverbindung ab Bahnhof Deggendorf nach Metten. A 3, Ausfahrt Metten; A 92, Ausfahrt Deggendorf-Mitte.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Da das um 766 gegründete Kloster im Jahre 1236 durch einen Brand zerstört wurde, muß der Beginn der alten Bibliothek etwa im Jahre 1265 angesetzt werden. Die Bibliothek, die um 1400 eine Schreibstube unterhielt, wurde unter Abt Johannes Nablas (um 1600) mit zahlreichen Hss. und Druckwerken ausgestattet. Unter diesem Abt wurde auch der Bibliotheksraum erbaut (1624), der fast hundert Jahre später durch Franz Joseph Holzinger und Innocenz Waräthi barock ausgestaltet wurde.

1.2 Mit der Säkularisation im Jahre 1803 wurde die Bibliothek aufgelöst. Damals gelangten jeweils mehrere hundert Bände an die Münchner Hofbibliothek, an die Landshuter Universitätsbibliothek und an die geplante Straubinger Provinzialbibliothek. Anläßlich der Wiedererrichtung des Klosters legte der Regensburger Bischof Johann Michael Sailer (1751-1832) am 1. April 1830 mit einer Buchwidmung den " Grundstein" für die neue Bibliothek. Mettener Altbestände kamen nur in sehr geringer Zahl (etwa 300 Bde) zurück. Ergänzt wurden diese zunächst durch einige ältere Druckwerke aus Andechs, die der erste Prior Mettens, P. Ildefons Nebauer (1768-1844; Profeß von Andechs), mitbrachte. Wertvolle theologische, philosophische, philologische und historische Werke erhielt die Bibliothek aus dem Nachlaß des ehemaligen Benediktiners P. Amandus Hoecker (Oberaltaich, † 1836), durch Übergabe der Restbestände der Abtei Prüfening (1842) sowie durch staatliche Zuteilung einer großen Zahl von Druckwerken (etwa 4000 Bde) aus aufgelösten Klosterbibliotheken des schwäbischen Raumes (1845; Reichsabtei Kempten, Prämonstratenserkloster Roggenburg, Jesuitenklöster in Augsburg, Landsberg und Mindelheim, Augustinerkloster in Memmingen).

1.3 1839 wurde mit der Errichtung einer " Lesebibliothek" für die Studenten der Klosterschule begonnen. Dazu wurden aus der Klosterbibliothek geeignete Bücher ausgemustert. Darüber hinaus dienten mäßige Jahresbeiträge der Studenten zur Anschaffung neuer Bücher. Zu Beginn dieses Jahrhunderts wurde die Weiterführung dieser Sammlung eingestellt. Für den Allgemeinbestand wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jhs zahlreiche Werke der Theologie, Philologie und Geschichte erworben. Der Bestand wurde in den Jahren 1915 bis 1925 neu katalogisiert. Infolge Raummangels mußten immer wieder Buchbestände in verschiedene Räume des Klosters verlagert werden, so daß auch zum jetzigen Zeitpunkt keine Gesamtaufstellung in Aussicht ist. Die jetzt verwendeten Kataloge wurden in den beiden letzten Jahrzehnten neu angelegt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Den Bestandsangaben liegen Zählungen der katalogisierten Titel zugrunde, die mit Hilfe eines handgeschriebenen Standortkataloges durchgeführt wurden. Da in vielen Fällen mehrbändige Werke mit fortlaufenden Nummern versehen sind, wurden grundsätzlich nicht Titel, sondern Bände gezählt. Bei der Zählung wurden die Dublettenbestände nicht erfaßt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Von den ca. 160.000 Bdn sind etwa 51.400, also fast ein Drittel, dem Altbestand zuzurechnen. 200 Bde sind Inkunabeln. Auf das 16. Jh entfallen 1800 Bde, auf das 17. Jh 3650, auf das 18. Jh 15.200 und auf das 19. Jh 30.550. Die Inkunabeln sind über mehrere Fachgruppen verstreut, vor allem Exegese und Glaubenswissenschaft.

2.3 Bei den Altbeständen haben die deutsche und die lateinische Sprache das Übergewicht. Im 15., 16. und 17. Jh überwiegen lateinische Druckwerke. So sind von den 200 Bdn des 15. Jhs 190 in lateinischer Sprache, von den 1800 Bdn des 16. Jhs 1460, von den 3650 Bdn des 17. Jhs 2500. Insgesamt stehen 14.000 lateinische Bde 32.700 deutschen gegenüber. Bei den restlichen 4700 Bdn nimmt die französische Sprache mit etwa 2200 Bdn den ersten Platz ein, gefolgt von der italienischen (850 Bde), der englischen (700), der griechischen (650) und der spanischen Sprache (200). Die orientalischen Sprachen sind mit 60 Bdn vertreten. In slawischen und skandinavischen Sprachen sind jeweils nur einige Bände vorhanden.

Systematische Übersicht

2.4 Der Bestand ist in 65 Fachgruppen aufgeteilt, von denen 20 auf die Theologie und 15 auf die Philologie entfallen. Daneben gibt es die Gruppe Periodika und 3 Sondersammlungen.

2.5 Etwa 14.000 Bde des historischen Bestandes sind den verschiedenen theologischen Disziplinen zuzuordnen. Am stärksten vertreten sind die Kirchengeschichte und die Glaubenswissenschaft (Dogmatik) mit jeweils etwa 2000 Bdn. Rund 1400 Bde stammen jeweils aus der Aszetik, der Exegese und der Homiletik. Unter den exegetischen Werken sind zahlreiche mehrsprachige Bibelausgaben. Etwa 1000 Bde umfassen die Fachgruppen Patristik, Kirchenrecht und Benedictina. Bei den Benedictina sind mehrere Ausgaben und Kommentare zur Regula Benedicti und zum Leben des Hl. Benedikt vorhanden. Rund 450 Bde gehören zur Gruppe der Andachtsbücher, 480 zur Ethik, 420 zur Pastoraltheologie, 390 zur Katechetik, 550 zur Liturgiewissenschaft und etwa 500 sind Schriften zu verschiedenen Orden. Die Wallfahrtsliteratur ist mit 110 Bdn vertreten, von denen sich mehrere mit den Marienwallfahrtsorten Altötting und Bogenberg beschäftigen. Weitere theologische Fachgruppen ( z. B. Missionswesen, Oecumenica) enthalten nur wenige Werke vor 1900.

2.6 Die philologischen Gruppen beinhalten etwa 9500 Bde des 15. bis 19. Jhs. 3500 Bde davon sind altsprachliche Textausgaben, vor allem aus dem 18. und 19. Jh. Unter den Textausgaben der neueren Literatur nimmt die deutschsprachige Fachgruppe mit 1350 Bdn (davon 1230 aus dem 19. Jh) einen großen Raum ein. Dazu kommen 100 Bde der Fachgruppe Germanistik. Unter den übrigen modernen Sprachen fallen vor allem 2000 Bde französische Literatur des 18. und 19. Jhs auf. Die anderen Sprachen sind wesentlich schwächer vertreten: Englisch mit 545 Bdn, Italienisch mit 790 und Spanisch mit 200. In der Fachgruppe Orientalistik (620 Bde) sind verschiedene Lexika, Grammatiken und Lehrbücher (vor allem der hebräischen Sprache) zusammengestellt, überwiegend aus dem 19. Jh.

2.7 Der Bestand an historischen Monographien und Sammelwerken umfaßt etwa 4300 Bde. Davon haben 1400 Bde die bayerische Geschichte zum Gegenstand. Die übrigen sind den Fachgruppen Allgemeine Geschichte (2300 Bde) und Deutsche Geschichte (600 Bde) zugeordnet. Unter diesen Werken befindet sich auch ein Exemplar von Schedels Weltchronik (1493).

2.8 Zu den mathematischen und naturwissenschaftlichen Fächern liegen etwa 1270 Bde vor, davon 400 zur Mathematik, 360 zur Gruppe Physik und Chemie. Die übrigen 510 Bde sind den Gruppen Naturlehre, Botanik und Astronomie zugeordnet. Außerdem zählt die Arzneikunde 530 Bde (vor allem aus dem 19. Jh), von denen sich viele mit Homöopathie beschäftigen. In der Gruppe Geographie (880 Bde) befinden sich zahlreiche Karten aus verschiedenen Jahrhunderten.

2.9 Die Philosophie ist mit 1150 Bdn vertreten. Von diesen stammen 50 aus dem 16. Jh, 100 aus dem 17. Jh, 370 aus dem 18. Jh und 630 aus dem 19. Jh. Das weltliche Recht zählt 1200 Bde, von denen die Hälfte im 18. Jh gedruckt wurde. Zur Gruppe " Vitae", die Heiligenviten und Biographien aller Art umfaßt, gehören 1340 Bde, davon 1100 aus dem 19. Jh. Die Pädagogik umfaßt 520 Bde, die Ökonomie 440, Kunst und Musik jeweils etwa 300, überwiegend aus dem 19. Jh.

2.10 Unter Miscellanea (725 Bde) sind Werke zusammengefaßt, die nicht in die einzelnen Fachgruppen eingeordnet werden konnten. Auch die 500 Bde Akatholica sind verschiedenen Wissenschaftsgebieten zuzuordnen. Weitere Fachgruppen (Bibliographie, Politik, Sozialwissenschaften, Kriegskunde, Münzkunde und Volkskunde) weisen nur geringe Altbestände auf.

2.11 Etwa 2550 Bde, vorwiegend aus dem 19. Jh, umfaßt die Gruppe Periodika. Neben 205 Bdn Musikzeitschriften aus dem 19. Jh handelt es sich um periodische Veröffentlichungen verschiedener Disziplinen. Dazu kommen noch 275 Bde Academica.

Sondersammlungen

2.12 Die Bibliothek besitzt 3 Sondersammlungen, deren Bestände nicht nach Fachgebieten geordnet sind. Sie sind separat aufgestellt und jeweils in einem Standortkatalog erfaßt. Darüber hinaus sind sie nicht katalogisiert.

2.13 Die größte Sondersammlung ist die Mansarde. Sie umfaßt fast 4000 Bde (75 aus dem 16. Jh, 250 aus dem 17. Jh, 2050 aus dem 18. Jh und 1600 aus dem 19. Jh). Diese Bestände wurden infolge Raummangels als " unwichtige Bücher" unter dem Bibliothekar P. Benno Linderbauer OSB (1863-1928) in Mansardenräume des Speichers ausgelagert.

2.14 Der Altbestand der Lesebibliothek ( s. o. 1.3) beläuft sich auf 3250 Bde (25 aus dem 16. Jh, 150 aus dem 17. Jh, ca. 1000 aus dem 18. Jh und ca. 2075 aus dem 19. Jh). 610 Bde sind lateinisch, der Rest deutsch. Es handelt sich vor allem um Schöne Literatur.

2.15 Die bedeutendste Sondersammlung ist die Prüfeninger Mansarde. Von 4664 gezählten Titeln verschiedenen Inhalts gehören nur etwa 3100 zu den Bibliotheksbeständen. Die übrigen, hauptsächlich Hss., sind dem Klosterarchiv beigeordnet. Der Bestand, der zum größten Teil aus der ehemaligen Abtei Prüfening bei Regensburg stammt, kam 1842 durch P. Edmund Walberer nach Metten. Etwa 2000 Bde sind aus dem 18. Jh, die anderen Jahrhunderte sind jeweils mit einigen hundert Bänden vertreten (85 aus dem 16. Jh, 360 aus dem 17. Jh und 655 Bde aus dem 19. Jh).

2.16 Darüber hinaus ist eine Sammlung von etwa 20.000 Schulprogrammen deutscher und österreichischer Gymnasien aus den Jahren 1830 bis 1920 vorhanden. Diese Programmschriften sind in Mappen zusammengestellt. Mit ihrer Katalogisierung wurde im November 1991 begonnen. Ebenso sind rund 1500 Dissertationen des 16. bis 20. Jhs, rund 130 Mappen mit Notenwerken des 18. und 19. Jhs und ca. 200 Periochen des 17. und 18. Jhs im Besitz der Bibliothek. Diese wurden bei der Zählung des Altbestandes nicht berücksichtigt.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach RAK-WB und Sonderregeln]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; in Anlehnung an den Systematischen Katalog der Universitätsbibliothek München]

Standortkatalog

[in Zettelform; nach RAK-WB und Sonderregeln]

Der Systematische Katalog und der Standortkatalog werden ab Dezember 1992 mit EDV fortgeführt.

Standortkatalog

[in 28 Bdn, hschr.; im Dezember 1992 eingestellt]

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historischer Katalog

Alphabetischer Autorenkatalog

[im Postkartenformat; etwa 1915 abgeschlossen]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Im Bibliotheksarchiv: Dienstkorrespondenz (seit 1900)

Schenkungen und Zuweisungen älterer Bestände (1838-1845), darunter besonders das Prüfeninger Legat (1841)

Zugangsbücher (1963-1992) Innerhalb des 230 Bde umfassenden Prüfeninger Archivs: Bibliotheksnachrichten (1350-1800) Bücherverzeichnis (1347)

Dazu s. auch Renate Decke-Cornill, Repertorium bibliotheksgeschichtlicher Quellen. Wiesbaden 1992, S. 89-90

4.2 Darstellungen

Gandershofer, Maurus: Die Verdienste der Benediktiner von Metten um die Pflege der Wissenschaften und Künste. Landshut 1841 Mittermüller, Rupert: Das Kloster und seine Äbte. Straubing 1856

Fink, Wilhelm: Wissenschaftliche Bestrebungen im Benediktinerstifte Metten 1275-1803. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 50 (1932) S. 1-53

Fink, Wilhelm: Die Mettener Klosterbibliothek. In: Passauer Volkskalender 1 (1950) S. 38-40

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Fink, Alois: Bücher und Bilder. Notizen in einer Klosterbibliothek. In: Gehört, gelesen 5 (1958) S. 385-393

Kratzl, Rudolf: Die Klosterbibliothek Metten wird 250 Jahre alt. Gesamtschau der Bücher und Bilder. Ikonographische Notizen über eine Sehenswürdigkeit in NiederBayern. In: Passauer Neue Presse vom 14. Oktober 1974. Beilage Heimatglocken, Nr. 7, S. 1-3

Schreiber, Wilhelm L.: Formschnitte und Einblattdrucke aus öffentlichen und privaten Bibliotheken und Sammlungen in Amberg, Colmar, Darmstadt, Dillingen, Hamburg, Mainz, Metten, München, Schlettstadt, Schwabach, Straßburg, Wiesbaden. Straßburg 1913

Stand: Dezember 1991

P. Erhard Hinrainer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.