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Bibliothek der Abtei Michaelsberg

Adresse. 5200 Siegburg
Telefon. (02241) 1290
Bibliothekssigel. <AKThB 54>

Unterhaltsträger. Abtei Michaelsberg, Siegburg
Funktion. Ordensbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Rhenania (speziell Raum Siegburg, Bonn, Köln), Benediktinische Ordensgeschichte. 2. Besondere Sammelgebiete: Mikrofilme ehemaliger Siegburger Handschriften und Handschriften der Werke Ruperts von Deutz.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: kirchl. Leihverkehr. Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof Siegburg (ca. 15 Minuten). A 3; A 560, Ausfahrt Siegburg.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Von der Bibliothek der alten ca. 1064 gegründeten, im Dreißigjährigen Krieg schwer heimgesuchten, 1803 säkularisierten Abtei ist kaum etwas erhalten. Die wichtigsten Werke (874 Titel) gelangten damals in die Düsseldorfer Kurfürstliche Hofbibliothek. Von der Verschleuderung des Klosterguts (1809/10) war auch die Bibliothek betroffen. Ein Teil der Bücher jedoch gelangte in die Pfarrei von Siegburg und wurde später der Abteibibliothek zurückgegeben. Grundstock der neuen, 1914 mit der Wiederbesiedlung der Abtei begründeten Bibliothek bilden die Bücher des Kölner Weihbischofs Dr. Joseph Müller († 1921) sowie weitere z. T. umfangreiche Schenkungen und Nachlässe. Im Jahre 1922 umfaßte die Bibliothek bereits 12.000 Bde. Die Bibliothek wurde stetig erweitert. Im Jahre 1939 gelangten eine Sammlung rheinischer Literatur (Legat Niessen) und die Bücher des aufgehobenen Priorats Ilbenstadt nach Siegburg. Am 6. Mai 1941 wurde die Abtei durch die Geheime Staatspolizei aufgehoben und der gesamte Besitz beschlagnahmt. Die Bibliothek wurde zunächst freigegeben, kurz danach jedoch erneut beschlagnahmt. Durch Lagerung im Landratsamt erlitt sie im Winter 1941/42 erhebliche Wasserschäden. Danach wurde die Bibliothek nach Köln verlegt und mit der Bibliothek des Provinzialats der Jesuiten vereinigt.

1.2 Von Köln wurde die Bibliothek (wegen Luftkriegsgefahr) nach Siegburg zurückgebracht. Hier erlitt zwar die Abtei 1944 schwere Verluste durch Bombenangriffe und 1945 durch Artilleriebeschuß, jedoch blieb die Bibliothek erhalten. 1945/46 richtete man sie notdürftig wieder ein und begann sofort mit zielstrebigem Ausbau des Bestands. Von 1952 bis 1958 wurde eine Mikrofilmbibliothek der Werke des Rupert von Deutz aufgebaut. 1956 bis 1959 erfolgte der Neubau der Bibliotheksräume. Gleichzeitig wurde versucht, Lücken zu schließen. Dies geschah und geschieht durch Ankauf von Nachlässen (z. B. der landesgeschichtlichen Sammlung Wilhelm Felten; der Sammlung klassischer Philologie und Ambrosius-Ausgaben von Wilhelm Wilbrand) sowie durch Dublettentausch mit anderen Bibliotheken (überwiegend der Arbeitsgemeinschaft Katholisch-Theologischer Bibliotheken).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Buchbestand, der über die normalen Bedürfnisse einer Abtei hinausgeht und auch unter regionalgeschichtlichen Aspekten bedeutend ist, umfaßt heute ca. 80.000 Titel, davon sind ca. 6500 Titel historischer Bestand. Er gliedert sich in 14 Inkunabeln, ca. 60 Werke aus der ersten Hälfte und ca. 240 Werke aus der zweiten Hälfte des 16. Jhs, ca. 200 Werke aus der ersten und ca. 300 Werke aus der zweiten Hälfte des 17. Jhs, ca. 600 Werke aus der ersten Hälfte und ca. 600 Werke aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs. Ca. 4475 Titel stammen aus dem 19. Jh. Die Werke des 15. bis 17. Jhs sind fast ausschließlich lateinisch abgefaßt, erst im 18. Jh kommen deutsche und französische Titel hinzu. Systematische Übersicht Der Bestand des 15. bis 18. Jhs

2.2 Die Bestände des 15. bis 18. Jhs sind nach der Größe aufgestellt. Die Gruppe der Bibelausgaben und Bibelkommentare umfaßt ca. 200 Titel. Es handelt sich zumeist um Vulgatatexte und nachtridentinische Bibelkommentare in zeitgenössischen Ausgaben. Vorhanden sind die führenden Jesuitenautoren (z. B. Maldonat SJ, Franz Toletus SJ, Cornelius a Lapide SJ und der Kleriker Wilhelm Estius). Ca. 100 Werke enthalten patristische, überwiegend lateinisch abgefaßte Schriften (ca. 30 Autoren) vor allem aus dem 16. und 18. Jh.

2.3 An dogmatischen Schriften sind ca. 160 Titel vorhanden. Neben Drucken einzelner frühscholastischer Autoren (z. B. Petrus Abaelard, Rupert von Deutz) finden sich die wichtigsten Autoren der Hochscholastik (z. B. Alexander von Hales, Thomas von Aquin, Bonaventura). Die katholische Kontroverstheologie zur Zeit der Reformation (z. B. Friedrich Nausea, Hieronymus Emser) ist ebenso vertreten wie die großen Kontroverstheologen der nachtridentinischen Zeit aus dem Jesuitenorden. Robert Bellarmin, Gregor von Valencia, Thomas Stapleton u. a. fehlen ebensowenig wie die Dominikaner Natalis Alexander und Dominicus Gravina.

2.4 Mit ca. 70 Werken besitzt der moraltheologische Bestand einen geringeren Umfang. Es handelt sich sowohl um eng mit dogmatischen Fragestellungen verbundene moraltheologische Abhandlungen aus der Zeit bis zur Mitte des 16. Jhs (z. B. Leonhard Lessius) als auch um Schriften der kasuistischen Moral vor allem aus dem 17. Jh (z. B. Patritius Sporer, Claudius Lacroix, Hermann Busenbaum, Anaklet Reiffenstuel).

2.5 An wichtigen Autoren der Mystik (ca. 260 Titel) ist neben der mittelalterlichen (besonders auch benediktinischen und deutschen) Mystik und der Frömmigkeit der Devotio moderna die mystische und asketische Literatur des 16. und 17. Jhs vertreten ( z. B. Ludwig Blosius OSB, Luis de Granade OP, Teresa von Jesus und Johannes vom Kreuz OCarm, Alvarez de Paz SJ, Ludwig de Ponte SJ, Louis Grignion de Montfort und Louis Bail). Hagiographische Titel ( u. a. Benedikt, Ignatius von Loyola, Theresia von Avila, eine Ausgabe der Acta sanctorum) und biographische Werke (ca. 70 Titel) stammen vor allem aus dem 18. Jh.

2.6 Die liturgischen Schriften umfassen ca. 210 Titel. Darin sind sowohl Missale, Graduale, Antiphonarien, verschiedene Gesang- und Gebetbücher sowie liturgiegeschichtliche Abhandlungen enthalten. Etwa 150 Werke umfaßt die Gruppe der homiletischen Schriften. Sie stammen vor allem aus dem 18. Jh und enthalten neben rhetorischen Abhandlungen überwiegend zeit- und anlaßgebundene Predigten zu biblischen und liturgischen Texten.

2.7 In der Gruppe der kirchengeschichtlichen Werke (ca. 110 Titel) sind reformationsgeschichtliche, ordens- und missionsgeschichtliche, papst- und diözesangeschichtliche Schriften, kirchliche Territorialgeschichte (z. B. Belgien, England, Rheinlande), sowie biblische Landes- und Völkergeschichte dokumentiert. Kirchenrechtliche Werke nehmen einen geringen Umfang ein (ca. 70 Titel). Es handelt sich vorwiegend um ordensrechtliche Monographien, Ordensregel- und allgemein kirchenrechtliche Dekretaliensammlungen.

2.8 Unter den nichttheologischen Werken nimmt die Gruppe Geschichte mit ca. 140 Titeln den größten Umfang ein. Vorhanden sind u. a. Werke zur ungarischen, französischen und belgischen Geschichte, Abhandlungen zur Geschichte der Rheinlande, der Grafschaft Berg sowie Memoirenliteratur und Diplomatica. Die philosophischen Schriften (ca. 100 Titel) umfassen vor allem thomistische Philosophie und speziell logische Ahandlungen, auch Werke zeitgenössischer Philosophen des 17. und 18. Jhs. Ebenfalls ca. 150 Titel umfassen geographische und naturkundliche Schriften (z. B. historisch-geographische Reisebeschreibungen, Kräuterbücher, Tierbücher) sowie Belletristik, Bibliographien, Lexika, Wörterbücher und Grammatiken. Der Bestand des 19. Jhs

2.9 Im systematisch aufgestellten Bestand des 19. Jhs hat die Gruppe Bibeltexte und exegetische Literatur mit ca. 420 Titeln den größten Umfang. Es handelt sich um mehrere Gesamtausgaben und Einzelkommentare zum Alten Testament (ca. 40 Titel) und Neuen Testament (ca. 50 Titel), um 38 Monographien und 55 Titel der biblischen Einleitungswissenschaften sowie um Biographien biblischer Persönlichkeiten.

2.10 Mit ca. 200 Titeln dogmatischer Schriften ist neben Gesamtausgaben der klassischen Scholastiker die zeitgenössische, vorwiegend neuthomistisch orientierte spekulative katholische Dogmatik mit deutschen und italienischen Autoren repräsentiert (z. B. Bruno Franz Liebermann, Thomas Esser OP, Johann Baptist Heinrich, Matthias Joseph Scheben, Franz Xaver Dieringer, Camillo Mazella SJ, aber auch Georg Hermes).

2.11 Gleiches gilt für die Gruppe der moraltheologischen und pastoraltheologischen Schriften (ca. 130 Titel). Neben Neuausgaben älterer Moraltheologen handelt es sich hauptsächlich um Gesamtausgaben und Lehrbücher deutscher, italienischer und belgischer Autoren (z. B. Johann Baptist Hirscher, Franz Xaver von Linsenmann, Anton Koch, Pietro Scavini, Giuseppe d'Annibale, Antonio Ballerini SJ, Antoine Haine, Edouard Génicot). Ebensowenig fehlen pastoraltheologische Lehrbücher (z. B. Aegidius Jais OSB, Michael Benger CSSR). Hinzu kommen moraltheologische Stellungnahmen zu Zeitfragen und diverse pastoraltheologische Kleinschriften.

2.12 Ca. 320 Titel umfaßt die Gruppe asketisch-mystischer Schriften und Erbauungsliteratur. Vorhanden sind theoretische Abhandlungen, Texte älterer Autoren in zeitgenössischen Drucken (z. B. Deutsche Mystik, Theresia von Jesus u. a.) sowie allgemeine und standesbezogene Exerzitien- und Meditationsliteratur. Die Gruppe Liturgik (ca. 300 Titel) enthält neben einer größeren Anzahl von Brevieren und der Liturgiefeier und dem Chorgebet dienenden Büchern allgemeine, liturgiegeschichtliche Darstellungen, Lehrbücher, Rubrikensammlungen sowie überwiegend liturgiebezogene Gebet- und Andachtbücher.

2.13 Mit ca. 300 Titeln präsentiert sich die Gruppe der homiletischen Schriften. Es handelt sich um zeit- und anlaßgebundene, auch standesbezogene Predigtsammlungen überwiegend zeitgenössischer und teilweise wenig bekannter, vor allem deutscher Prediger sowie um homiletische und rhetorische Abhandlungen. Hinzu kommen ca. 80 Titel katechetische Werke. Vorhanden sind allgemeine Darstellungen und Handbücher für den Religionsunterricht sowie Schriften zur religiösen Unterweisung spezieller Gruppen (z. B. Jungenseelsorge).

2.14 In den ca. 220 Titeln zum Kirchenrecht spiegelt sich die Erneuerung der vor allem deutschen katholischen Kanonistik im 19. Jh unter starker Betonung rechtshistorischer Elemente nach der Aufklärung. Vorhanden sind Lehrbücher, Abhandlungen (z. B. Isidor Silbernagl, Franz Xaver Heiner) und Monographien zum Personen-, Ehe-, Vermögens- und Strafrecht, Schriften zum Verhältnis von Staat und Kirche und zum evangelischen Kirchenrecht. Angeschlossen sind zivilrechtliche Texte zum französischen und rheinischen Zivilrecht (Gesetzessammlungen aus der französischen Zeit, Handels-, Versicherungs- und Sozialrecht sowie verschiedene Rechtslexika).

2.15 Mit ca. 350 Titeln ist die Gruppe der kirchengeschichtlichen Schriften gut ausgebaut. Es handelt sich um Hand- und Lehrbücher, Gesamtdarstellungen und Monographien zu fast allen Aspekten der Kirchen- und Religionsgeschichte sowie um zeitgenössische Arbeiten auf dem Gebiet der Patrologie. Ca. 110 Titel zur Ordensgeschichte umfassen Darstellungen sowohl der benediktinischen Orden, einzelner Abteien, Ordensregeln, Ordensrecht, Konsuetudinarien, Benediktinerbiographien als auch in geringerem Umfang Monographien zur Geschichte und Verfassung anderer Orden, besonders auch der Jesuiten.

2.16 Die Gruppe Philosophie (ca. 120 Titel) umfaßt zahlreiche philosophische Lehrbücher (teilweise in französischer Sprache), Werke der klassischen und mittelalterlichen Philosophie sowie zeitgenössischer Autoren. Außerdem finden sich vorwiegend philosophiegeschichtliche Werke. Pädagogische (ca. 80 Titel), geographische (ca. 145 Titel, darunter zahlreiche Reisebeschreibungen von Pilgerfahrten), naturwissenschaftliche (ca. 80 Titel), biographische Sammelwerke (ca. 145 Titel) und zeitgeschichtliche Schriften sozialpolitischen und kirchenpolitisch-apologetischen Inhalts (ca. 230 Titel) weisen keine weiteren Schwerpunkte auf.

2.17 Von den ca. 330 Titeln profangeschichtlicher Werke nimmt mit ca. 130 Titeln die Abteilung Rheinische Geschichte den größten Umfang ein. Vorhanden sind Werke zur preußisch-deutschen Historiographie des 19. Jhs, Quelleneditionen, Abhandlungen besonders zur Reformationsgeschichte, zur Geschichte der Französischen Revolution, zu rhein-hessischer und westfälischer Geschichte (ca. 80 Titel).

2.18 Die Gruppe Kunst und Literatur umfaßt ca. 300 Titel an Schriften zur Architektur, Kunst der einzelnen Epochen, zur christlichen Ikonographie und Sakralplastik, außerdem Werke zur Literaturgeschichte und Textausgaben überwiegend der deutschen Klassik und Romantik sowie ausgewählte englische und französische Literatur (insgesamt ca. 300 Bde). Hinzu kommen noch ca. 50 Titel zur Kirchenmusik und einige Musikerbiographien.

3. KATALOGE

Kreuzkatalog

[nach Autoren und Sachtiteln geordnet; die Bestände des 16. bis 18. Jhs sind gesondert gekennzeichnet]

Verzeichnis der Handschriften

Verzeichnis der Inkunabeln

Zentrale Nachweise:

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

Die Zeitschriften sind dem Zentralen Zeitschriftenkatalog der Arbeitsgemeinschaft Katholisch-Theologischer Bibliotheken gemeldet.

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Die meisten Publikationen zur Siegburger Bibliotheksgeschichte beziehen sich auf die Hss. der alten Benediktinerabtei und werden deshalb hier nicht berücksichtigt. Mittler, Mauritius: Zur Geschichte der Abteibibliothek in Siegburg. In: Siegburger Studien 1 (1960) S. 126-134

ders.: Bücher der alten Abtei Siegburg. In: Beiträge zur Geschichte der Abtei Siegburg. Siegburg 1977, S. 81-88 (Siegburger Studien 11) [mit Signaturen der vorhandenen Werke]

ders.: Museum der Abtei Siegburg. Katalog. Siegburg 1983 (Siegburger Studien 14) [besonders S. 73: Drucke; S. 81 ff.: Vitrine 2, die Nr. 2-4; S. 89 ff.: Vitrine 3 mit Beschreibung aller dort ausgestellten Siegburger Drucke des 16. bis 18. Jhs]

ders.: Von alten Siegburger Büchern. In: Otto Wenig (Hrsg.): Wege zur Buchwissenschaft. Bonn 1966, S. 25-65

Stand: Juli 1991

Rüdiger Augst

Reinhard Feldmann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.