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Bibliothek der Abtei Münsterschwarzach

Adresse. Abtei Münsterschwarzach, 97359 Münsterschwarzach
Telefon. (09324) 2 02 44
Bibliothekssigel. <Mst 1; AKThB 16>

Unterhaltsträger. Abtei Münsterschwarzach
Funktion. Klosterbibliothek, auch öffentlich zugänglich.
Sammelgebiete. Benedictina, Schwarzachensia, Franconica, Liturgik, Mission.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand in der Klausur). Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 bis 12 Uhr. Leihverkehr: DLV, kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Mikrofilm-Lesegerät; Kopiergerät in der Klosterverwaltung.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erbeten. Vom Bahnhof Kitzingen Busverbindungen (unregelmäßig). A 3, Ausfahrt Kitzingen/Volkach. Anmeldung an der Klosterpforte.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die erste Bibliothek der Benediktinerabtei von Münsterschwarzach entstand im 9. Jh bald nach Gründung der Abtei im Jahre 816. Durch Kriegseinwirkungen, z. B. im Bauern- und Schwedenkrieg, immer wieder in Mitleidenschaft gezogen, ermöglichten ihre Bestände dennoch im 18. Jh die Einrichtung einer theologisch-philosophischen Hochschule an diesem Ort. Nach der Aufhebung 1803 kam fast der gesamte Bestand in die Universitätsbibliothek Würzburg. Er wurde dort bei der Zerstörung der Stadt am 16. März 1945 bis auf 25 Hss. und Inkunabeln vernichtet. Einiges geriet nach 1803 auch in Privatbesitz und wurde in einigen Fällen an die jetzige Abteibibliothek zurückgegeben.

1.2 Im Jahre 1913 wurde Münsterschwarzach neubegründet. Die Mönche kamen aus der Erzabtei St. Ottilien (OberBayern) und mußten, da die Kirche und fast alle Gebäude abgerissen waren, praktisch aus dem Nichts beginnen. Doch schon im Jahre 1915 meldet die Klosterchronik, daß man angefangen habe, wieder Bücher zu sammeln und eine kleine Bibliothek aufzubauen. Stiftungen und Nachlässe ließen sie rasch anwachsen, so daß man 1927 die etwa 8000 Bde umfassende Sammlung in Sachgruppen zu ordnen und ab 1940 zu katalogisieren begann. 1941 wurde die Abtei durch das NS-Regime aufgehoben und die Bibliothek beschlagnahmt. Da sich ihr Abtransport von einem Jahr zum anderen verzögerte, blieb alles unangetastet bis zum Kriegsende. Mit dem Neubeginn des klösterlichen Lebens 1945 nahm auch die Bibliothek ihre Aufgabe wieder wahr. Ihr Bestand wurde fortlaufend erweitert und umfaßte 1993 200.000 Einheiten.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 200.000 Bdn beträgt der historische Bestand 9921 Bde (ca. 5 Prozent). Neben 13 Inkunabeln (alle nach 1470) sind noch 4 Hss. (undatiert) vorhanden. Aus dem 16. Jh stammen 134 Bde, aus dem 17. Jh 502, aus dem 18. Jh 1788 und aus dem 19. Jh 7477.

2.2 Die lateinische Sprache hat bei den Werken des 15. bis 17. Jhs das Übergewicht, im 18. Jh gewinnt die deutsche Sprache allmählich das Gleichgewicht, bedingt durch die Zunahme der deutschen Schönen Literatur. Griechischer Altbestand findet sich kaum. Einige französische und englische, seltener spanische und italienische Werke datieren aus dem 18. Jh, wohl aber ca. 20 Prozent der Bände in diesen Sprachen aus dem 19. Jh; ca. 80 Prozent gehören dem 20. Jh an. Systematische Übersicht

2.3 Der historische Bestand ist vollständig katalogisiert. Einlaufender Altbestand wurde in die übliche Gruppenaufstellung eingereiht. Davon gibt es zwei Ausnahmen. Die zurückgekehrten Bücher der alten Münsterschwarzacher Bibliothek (bis 1803) wurden zu einer eigenen Gruppe zusammengefaßt; sie ist inzwischen auf 41 Bde angewachsen, und zwar 11 Bde aus dem 16. Jh, 19 aus dem 17. Jh und 11 aus dem 18. Jh. Eine zweite Abteilung umfaßt 110 Titel aus dem 16. bis 18. Jh, die keiner Gruppe zugeordnet wurden. Es ist zu vermuten, daß ein früherer Bibliothekar sich vorgenommen hatte, alle Antiqua (von 1500 bis 1800) in einer eigenen Gruppe zusammenzufassen. Dieser Gedanke wurde jedoch von seinem Nachfolger wieder fallen gelassen.

2.4 Unbedeutend sind, mit nur wenigen Werken aus dem 19. Jh, die Gruppen Enzyklopädie, Katechetik, Missionskunde, Moral und Politik. Die größten Altbestände finden sich in der Abteilung Theologie. In der Universaltheologie (bei der die Zeitschriften, Reihen und Festschriften untergebracht sind sowie Titel, die sich bei der traditionellen Einteilung der Theologie kaum sinnvoll einordnen ließen) datieren 36 Bde aus dem 17. Jh, 122 aus dem 18. Jh und 212 aus dem 19. Jh. Die Gruppe Aszetik weist aus dem 16. Jh 9 Bde, aus dem 17. Jh 65, aus dem 18. Jh 188 und aus dem 19. Jh 607 Bde auf. Die Dogmatik enthält aus dem 18. Jh 26, aus dem 19. Jh 174 Bde, die Hagiographie aus dem 18. Jh 14 und aus dem 19. Jh 336 Bde. In der Untergruppe Heilige Schrift finden sich aus dem 16. Jh 28 Bde, aus dem 17. Jh 27, aus dem 18. Jh 135 und aus dem 19. Jh 220 Bde. In dieser Gruppe stehen auffallend viele Folianten, vor allem lateinische und deutsche Bibelausgaben sowie Bibelkonkordanzen. In Quartbänden sind Bibelkommentare u. a. von Augustin Calmet und Cornelius Lapide vorhanden.

2.5 Auch die Homiletik weist zahlreiche Folianten auf: 9 Bde aus dem 16. Jh, 40 aus dem 17. Jh, 198 aus dem 18. Jh und 695 aus dem 19. Jh. Die Folianten fehlen gänzlich bei der Pastoraltheologie (18. Jh 43 und 19. Jh 113 Bde), während bei der Patrologie (Patristik) fast die Hälfte aller Bände Folianten sind: 16. Jh 16 Bde, 17. Jh 53, 18. Jh 110 und 19. Jh 88 Bde. Bei der relativ jungen Disziplin der Religionswissenschaft finden sich aus dem 18. Jh 34 Bde ( z. B. eine deutsche Übersetzung des Koran) und aus dem 19. Jh 40 Bde.

2.6 Der Philosophie sind neben den klassischen Sparten wie Logik, Metaphysik, Ontologie, Kosmologie auch Fächer zugeordnet wie Psychologie, Parapsychologie, Soziologie, Kultur- und Geschichtsphilosophie. Bei dieser Gruppe finden sich aus dem 16. Jh 4, dem 17. Jh 10, dem 18. Jh 76 und dem 19. Jh 540 Bde. Die Abteilung Jus gliedert sich in die Gruppen Weltliches und Kanonisches Recht; erstere weist 2 Bde aus dem 16. Jh, 4 aus dem 17. Jh, 27 aus dem 18. Jh und 192 aus dem 19. Jh auf; letztere 44 aus dem 17. Jh, 92 aus dem 18. Jh und 86 aus dem 19. Jh.

2.7 Die Abteilung Geschichte umfaßt die Gruppen Profan- und Kirchengeschichte, Ordensgeschichte, Biographie und Franconica. Bei den ersten drei Gruppen finden sich wieder große Anteile an Folianten. Die Profangeschichte weist aus dem 16. Jh 12 Bde, dem 17. Jh 24, dem 18. Jh 78 und dem 19. Jh 652 Bde auf. Im Bereich Kirchengeschichte datieren aus dem 16. Jh 5 Bde, aus dem 17. Jh 23, aus dem 18. Jh 65 und aus dem 19. Jh 835 Bde. An Biographien stammen aus dem 18. Jh 10 und aus dem 19. Jh 250 Bde. Das Sondersammelgebiet Franconica umfaßt 34 Bde aus dem 18. Jh und 235 Bde aus dem 19. Jh.

2.8 Die Bereiche Naturwissenschaft, Mathematik und Geographie enthalten aus dem 17. Jh 16, aus dem 18. Jh 32 und aus dem 19. Jh 177 Bde. Die Gruppe Naturwissenschaft umfaßt die Fächer Zoologie, Botanik, Physik, Chemie, Geologie, Meteorologie und Astronomie. Auch Literatur aus den Bereichen Technik, Photographie u. ä. wurde hier eingestellt.

2.9 Die große Abteilung Philologie gliedert sich in die Altphilologie (Griechisch und Latein), die naturgemäß den größten historischen Bestand aufweist, sowie in die Neuphilologie, die alle europäischen Sprachen umfaßt, und in die Dreiergruppe orientalische (hebräische, aramäische, arabische), asiatische und afrikanische Sprachen. Jede Sprachengruppe ist untergliedert in Lexika, Grammatiken, Lehrbücher und philologische Monographien, Texte ( z. B. Dichtung) und Übersetzungen. Die Gruppe der orientalischen, asiatischen und afrikanischen Sprachen weist keinen historischen Bestand auf. Die Altphilologie umfaßt aus dem 16. Jh 8 Bde, aus dem 17. Jh 34, aus dem 18. Jh 170 und aus dem 19. Jh 110 Bde. Bei der Neuphilologie sind nur das 18. Jh mit 60 und das 19. Jh mit 82 Bdn vertreten. In der Gruppe Germanistik finden sich aus dem 16. Jh 2 Bde, aus dem 17. Jh 4, aus dem 18. Jh 36 und aus dem 19. Jh 200 Bde. Die Belletristik hat nur aus dem 19. Jh 437 Bde zu verzeichnen. Die nicht-theologischen Zeitschriften stehen in der Gruppe Periodika; sie datieren fast alle erst aus dem 20. Jh. Abschließend sei noch die Gruppe Kunst erwähnt, in der sich 32 Bde aus dem 18. Jh und 190 Bde aus dem 19. Jh finden.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [in Zettelform; nach PI]

Standortkatalog [in Leitzordnern]

Zeitschriftenaufsatz-Erfassungskatalog, hrsg. von der Nordelbischen Kirchenbibliothek Hamburg [in Zettelform]

Die Bestände sind weder im Bayerischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

Da das Archiv bei der Säkularisation verlorengegangen ist, können für die Jahrhunderte zuvor keine Angaben gemacht werden. Es besteht nur eine Bibliotheksbeschreibung durch Hirsching: Versuch einer Beschreibung sehenswürdiger Bibliotheken Teutschlands nach alphabetischer Ordnung der Städte. Erlangen 1786, Bd 1, S. 187-196.

Zugangsbücher werden erst ab 1950 geführt; die Herkunft der zuvor eingelaufenen Bände des historischen Buchbestandes ist daher in den wenigsten Fällen bekannt.

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Hanusch, Gerhard: Die Supralibros und Exlibris der Abtei Münsterschwarzwach. In: Exlibris-Kunst und Gebrauchsgraphik (1961) S. 7-12

Stand: Januar 1994

P. Pirmin Hugger OS


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.