FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek des Albertus-Magnus-Gymnasiums

Adresse. Hans-Sachs-Straße 2, 93049 Regensburg [Karte]
Telefon. (0941) 507-4042

Unterhaltsträger. Stadt Regensburg
Funktion. Gymnasialbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Voranmeldung. Ausleihe in der Regel nur für Schüler und Lehrer des Gymnasiums. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Busverbindung (Linie 11) vom Hauptbahnhof in Richtung Wernerwerk bis Haltestelle Albertus-Magnus-Gymnasium. - Parkmöglichkeiten vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das ehemalige Alte Gymnasium, heute Albertus-Magnus-Gymnasium, ist aus der Zusammenlegung zweier früher selbständiger Gymnasien entstanden: dem reichsstädtischen Gymnasium poeticum und dem Jesuitengymnasium St. Paul. Das Gymnasium poeticum reicht zurück auf das Jahr 1505, das Jesuitengymnasium auf das Jahr 1589. Mit der Annahme der Lehre Luthers durch den Rat der Stadt im Jahre 1542 wurde das Gymnasium poeticum zum protestantischen Gymnasium, das in der Folgezeit vom Scholarchat des Rates beaufsichtigt, aber auch stark begünstigt wurde. Deshalb verfügte die Schule bereits seit 1547/48 über eine Bücherei, die im Laufe der Jahre überregionale Bedeutung erlangte. Der Rat stellte der Schule das Geld zur Verfügung, kontrollierte aber auch die Anschaffungen. Zahlreiche Schenkungen vermehrten in der Folgezeit die Bestände, so daß die Bücherei 1638 bereits auf 1446 Bde angewachsen war, verteilt auf die Fächer Theologie, Rechtswissenschaft, Medizin, Geschichte, Philosophie und Geographie. Sie hatte also enzyklopädischen Charakter.

1.2 Die umfangreichste Sammlung mit 668 Büchern gehörte zum Fach Theologie. Sie enthielt auch die Werke katholischer Autoren, z. B. von Petrus Canisius und Johann Eck. Die Werke Luthers wurden in einer eigenen Unterabteilung zusammengefaßt. Die zweitstärkste Abteilung war die Geschichte mit 175 Bdn, gefolgt von der Philosophie mit 113, Geographie mit 105, Medizin mit 104 und Rechtswissenschaft mit 55 Bdn.

1.3 Die Bibliothek besaß auch mehrere mittelalterliche Codices aus dem aufgelösten Kloster Prüfening, die der Rat der Stadt von den das Kloster verlassenden Mönchen aufgekauft hatte, sowie zahlreiche Inkunabeln.

1.4 Bereits 1593 hatte der Rat die Katalogisierung der Bibliothek angeordnet und diese Anordnung 1638 wiederholt. Sie wurde von Rektor Elias Ehinger durchgeführt, der als ehemaliger Bibliothekar der Reichsstadt Augsburg ein genauer Kenner des Bibliothekswesens war. Auf seinen Vorschlag hin stellte der Rat 1659 einen eigenen Bibliothekar an. 1783 wurde die Bibliothek vom Rat aus der Schule abgezogen und mit anderen Büchersammlungen in die Regensburger Stadtbibliothek (heute Staatliche Bibliothek) eingegliedert, zu deren Kernbestand sie heute noch zählt (s. Eintrag dort).

1.5 Auch das Jesuitengymnasium besaß eine umfangreiche Bibliothek, da viele großzügige Spenden an sie belegt sind. Von ihr ist aber nur wenig erhalten, denn die Bücher wurden fast alle ein Raub der Flammen bei der Beschießung der Stadt durch Napoleon am 24. April 1809. Lediglich 16 gedruckte Schülerverzeichnisse aus den Jahren 1750 bis 1799 sind heute noch vorhanden.

1.6 Durch eine Ministerialentschließung vom Mai 1962 mußten alle vor 1850 erschienenen Bücher den staatlichen Bibliotheken übergeben werden. Die Staatliche Bibliothek Regensburg überließ diese Bücher jedoch der Schule als Dauerleihgabe. Sie sind zwar im allgemeinen Katalog aufgeführt, haben aber neben der für alle Bücher gültigen Signatur eine zweite, so daß sie jederzeit kenntlich sind. Sie werden gesondert aufbewahrt.

1.7 Aus den oben genannten Gründen gibt es in der heutigen Gymnasialbibliothek keine Frühdrucke und, von wenigen Ausnahmen abgesehen, auch kein vor 1849 gedrucktes Werk (die ab 1850 erschienenen Bücher wurden nicht entfernt). Schenkungen und Nachlässe spielten bei der Vergrößerung der Bibliothek nur eine untergeordnete Rolle. Bei Neuanschaffungen in der zweiten Hälfte des 19. Jhs wurde darauf geachtet, daß wieder in allen damals gelehrten Fächern die Standardwerke vorhanden waren. Die jährliche Zuwachsrate beträgt heute im Durchschnitt etwas über 150 Bücher.

1.8 Der größte Teil befindet sich in einem zentralen Bibliothekssaal. Die Bibliothek ist für Lehrer und Schüler zugänglich. Nur ein kleinerer Teil älterer Bücher und Zeitschriften ist in einem Kellerraum untergebracht. Die neben der Bibliothek bestehenden Schülerlesebüchereien in den einzelnen Klassenzimmern enthalten keine historischen Bestände.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 9100 Titeln (grobe Schätzung) in rund 18.150 Bdn umfaßt der historische Bestand ca. 1860 Titel in 3090 Bdn, darunter auch Hefte, Broschüren und Sonderdrucke. Der Bestand ist in 23 Fachgruppen gegliedert, die wiederum nach fachspezifischen Belangen untergliedert sind. Innerhalb der Untergruppen sind die Bücher alphabetisch nach Autoren aufgestellt. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Fast der gesamte historische Bestand stammt aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs (ca. 1560 Titel in 2160 Bdn). Der Zeit zwischen 1783 und 1850 gehören, von wenigen Ausnahmen abgesehen, die von der Staatlichen Bibliothek ( s. o. 1.6) in Dauerleihe überlassenen Bücher an (144 Titel in 444 Bdn). Von ihnen stammen 7 Titel in 15 Bdn aus der Zeit vor 1783. Das restliche 18. Jh ist mit 13 Titeln in 43 Bdn vertreten. 124 Titel in 386 Bdn stammen aus der ersten Hälfte des 19. Jhs.

2.3 Es überwiegt die deutsche Sprache. Fremdsprachliche Werke nennenswerten Umfangs liegen auf Latein und Griechisch vor, während die neueren Sprachen nur gering vertreten sind. Der Gesamtanteil fremdsprachlicher Literatur liegt bei ca. 20 Prozent.

Systematische Übersicht

Dauerleihgabe

2.4 Unter den Büchern, die in Dauerleihe der Schule zur Verfügung stehen, dominieren mit fast 100 Titeln in 244 Bdn die alten Sprachen. Es handelt sich dabei vor allem um die Werke der griechischen und lateinischen Schriftsteller in der Originalsprache. Aber auch Übersetzungen und Kommentare fehlen nicht; teilweise sind sie doppelt vorhanden. Besonders umfangreich vertreten sind Cicero mit 44 Bdn und Livius mit 22.

2.5 Die deutsche Literatur umfaßt 37 Titel in 125 Bdn. Der Bestand enthält die gesammelten Werke zahlreicher zeitgenössischer Schriftsteller, darunter Herder (37 Bde), die Brüder Stolberg (17), Klopstock (12) und Friedrich Schlegel (10). Zum Mittelalter liegen lediglich 2 Titel vor: Freidanks' Bescheidenheit und das Nibelungenlied. Von der europäischen Literatur sind nur Dantes Göttliche Komödie und Petrarcas Gedichte jeweils in Übersetzungen vorhanden. Zahlreicher sind pädagogische Schriften, darunter Pestalozzis Sämtliche Schriften (1819-1826). Übriger Bestand

2.6 Der historische Bestand im Fach Theologie besteht aus 25 Titeln in 28 Bdn. Darunter ist nur ein Titel aus der protestantischen Tradition, eine Luther-Bibel von 1878. Es liegen mehrere Ausgaben der gesamten Bibel oder einzelner Bücher in hebräischer Sprache vor. Erwähnenswert ist eine von Gustave Doré illustrierte Bibel (Stuttgart 1867). Die übrigen Titel betreffen die Kirchengeschichte, insbesondere das Vatikanische Konzil von 1870. Schriften über andere Religionen sind nicht vorhanden. Das Handbuch der deutschen Mythologie von Karl Simrock ist hier eingeordnet.

2.7 Von den 1885 Titeln in 3090 Bdn des Bestandes im Fachbereich Altphilologie gehören 1172 Titel in 1413 Bdn zum historischen Bestand. Dabei entfallen auf den Bereich Latein ca. 530 Titel in 640 Bdn und auf den Bereich Griechisch ca. 580 Titel in ca. 670 Bdn. Den Rest bilden Handbücher, Enzyklopädien und Fachlexika (meist mehrbändig, nicht immer vollständig), z. B. die Realenzyclopädie der Classischen Altertumswissenschaft von Pauly und Wissowa (1894 ff., vollständig). Vorhanden sind auch zahlreiche Bände des Handbuches der klassischen Altertumswissenschaft (hrsg. von Iwan Müller) sowie Werke über antike Mythologie und die Denkmäler des klassischen Altertums von Wilhelm Heinrich Rascher und August Baumeister.

2.8 Zahlreiche meist mehrbändige Handbücher, Glossarien, Grammatiken, sprachwissenschaftliche und syntaktische Untersuchungen führen in die beiden alten Sprachen ein. Mehrfach vorhanden sind deutsch-lateinische und deutsch-griechische Schulwörterbücher, meist von Heinrich Schenkl und Gustav Eduard Benseler, mit dem Stempel " Armenbücherei". Wahrscheinlich wurden sie an bedürftige Schüler ausgeliehen. Selten sind Lehrbücher, häufiger Aufgabensammlungen zum Übersetzen, meist ins Griechische. Mehr als die Hälfte des altphilologischen Bestandes nehmen die Werke der antiken Schriftsteller ein, sowohl in der Originalsprache als auch in Übersetzungen, häufig mit Kommentaren.

2.9 Zum Fach Deutsch liegen 95 Titel in 348 Bdn vor. Breiten Raum nehmen literarische Texte der germanischen und deutschen Literatur ein (43 Titel in 240 Bdn), darunter Kürschners Nationalliteratur (163 Bde). Die germanische und ältere deutsche Literatur umfaßt 22 Titel in 25 Bdn. Die gesammelten Werke mehrerer Dichter des 19. Jhs vervollständigen den Bestand. Wörterbücher (darunter Grimms Deutsches Wörterbuch, Johann Andreas Schmellers Bayerisches Wörterbuch und Karl Friedrich Wilhelm Wanders Deutsches Sprichwörterlexikon), Stilistiken, Grammatiken und Bücher zur Aufsatzerziehung sind mit 30 Titeln in 55 Bdn vertreten. 9 Titel in 12 Bdn entfallen auf die Literaturgeschichte.

2.10 Der Bestand der Gruppe Neuphilologie fällt nur wenig ins Gewicht. Am schwächsten ist der Bestand im Englischen (17 Titel in 45 Bdn), darunter einige Wörterbücher (4 Titel in 5 Bdn), je eine Ossian- und Byron-Ausgabe und eine unvollständige Shakespeare-Ausgabe. Der Bestand im Französischen ist etwas umfangreicher (41 Titel in 66 Bdn). Außer einem Reallexikon, einem Handbuch der romanischen Philologie und einem enzyklopädischen Wörterbuch liegen Texte französischer Schriftsteller vor, meist in der Originalsprache. Der Bereich " Sonstige Sprachen" weist 8 Titel in 11 Bdn auf, überwiegend Grammatiken zur hebräischen und aramäischen Sprache, aber auch ein Werk über den altkeltischen Wortschatz.

2.11 Im Fach Geschichte (235 Titel in 430 Bdn) dominieren die mehrbändigen Sammelwerke zur Weltgeschichte (Otto Spamers Illustrierte Weltgeschichte, 1898, Wilhelm Assmanns Handbuch der allgemeinen Geschichte, 1853, Georg Webers Allgemeine Weltgeschichte, 1857, und Johann Baptist von Weißens Weltgeschichte, 1899 ff.), Werke zur antiken Geschichte (10 mehrbändige Werke in 43 Bdn), zur deutschen (11 mehrbändige Werke in 63 Bdn) und zur bayerischen Geschichte. Es finden sich eine Landes- und Volkskunde von 1860, eine Quellensammlung von 1856, Sigmund Riezlers Geschichte Bayerns (1878 ff.) und Karl von Reinhardstöttners Bayerische Bibliothek (1890-1892). Erwähnt sei außerdem Josef Ferdinand Dambergers Synchronistische Geschichte der Kirche und der Welt im Mittelalter (Regensburg 1850). Die 41 Titel zur Geographie (in 46 Bdn) umfassen völkerkundliche Werke und Reisebeschreibungen ( u. a. Therese von Bayern, Meine Reisen in die brasilianischen Tropen, Berlin 1897).

2.12 In den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern ist der historische Bestand geringer. 21 Titel in 25 Bdn liegen zur Mathematik vor, darunter die Enzyklopädie der mathematischen Wissenschaften (unvollständig). Die Physik weist 17 Titel in 24 Bdn, die Chemie 12 Titel in 12 Bdn auf. Der Bestand in der Biologie (53 Titel in 70 Bdn) enthält Brehms Tierleben (unvollständig) und sein Illustriertes Tierleben. Außerdem sind mehrere Synopsen und einige großformatige Bildbände über Vögel und Fische vorhanden.

2.13 Der Bestand zur Kunst (26 Titel in 27 Bdn), zur Musik (2 Titel) und zur Philosophie (13 Titel in 16 Bdn) ist gering. Die Pädagogik weist 62 Titel in 75 Bdn auf, darunter die Enzyklopädie des gesammten Unterrichtswesens (1859) von Karl Adolf Schmid sowie Ludwig Grasbergers Erziehung und Unterricht im klassischen Altertum (Würzburg 1864).

2.14 Nicht katalogisiert sind mehrere Jahresberichte mit Fortgangsverzeichnissen aus dem 19. Jh, Programme als Einladungen zu Schlußfeierlichkeiten, Preisverleihungen und Fortgangsexamen. Sie alle enthalten meist wissenschaftliche Kurzbeiträge. Hier finden sich auch einige Schulordnungen, so von 1823, 1844 und 1864.

2.15 Von den Zeitschriften reichen zwei ins 19. Jh zurück: die Lehrproben und Lehrgänge aus der Praxis der Gymnasien und Realschulen (1889 ff.) und die Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte (1891 ff.).

3. KATALOGE

Alphabetischer Autorenkatalog

[in Zettelform; nach hauseigenen Regeln]

Standortkatalog

[in Zettelform; Unterteilung in 23 Sachgruppen]

Schlagwortkatalog [in Zettelform; im Aufbau]

Liste der Bücher in Dauerleihgabe

[alphabetisch nach Autoren]

Listen der Schülerlesebüchereien

[nach Numerus currens erstellt]

Die Bestände sind nicht im Bayerischen Zentralkatalog nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Klose, Josef: Das Gymnasium und Lyzeum St. Paul zu Regensburg. In: Albertus-Magnus-Gymnasium Regensburg. Festschrift zum Schuljubiläum 1988. Regensburg 1988, S. 221-243

Schmid, Alois: Das Gymnasium poeticum zu Regensburg im Zeitalter des Humanismus. In: ebda, S. 25-57

Stand: Juli 1993

Johann Straßer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.