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Archív mesta Bratislavy - Regionálna kniznica

Archiv der Stadt Bratislava - Regionalbibliothek


Adresse. Radnicná 1, 815 91 Bratislava. - Postanschrift: Okresný úrad Bratislava 1, Archív mesta Bratislavy - Regionálna kniznica, Medená ul. 2, P. O. Box 155, 814 99 Bratislava
Telefon. (07) 54 43 32 48
Telefax. (07) 52 96 65 54

Unterhaltsträger. Okresný úrad Bratislava 1 [Kreisamt Bratislava 1]
Funktion. Öffentliche Archivbibliothek.
Sammelgebiete. Geschichte, Gesellschaftswissenschaften und Posoniensia.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag 9-17 Uhr, Dienstag bis Donnerstag 8-15.30 Uhr, Freitag 8-14.30 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät und Fotolabor im Stadtarchiv; gebührenpflichtiger Recherchedienst.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung empfehlenswert. Vorbestellung gewünschter Literatur ist möglich. - Die Bibliothek befindet sich im Zentrum der Altstadt im Gebäude des Alten Rathauses. Vom Hauptbahnhof Fußwegnähe (ca. 20 Minuten) oder Busverbindung (Linie 47) bis Haltestelle Prezidentský palác, von dort Fußwegnähe (ca. 10 Minuten); vom Busbahnhof Mlynské nivy Busverbindung (Linie 30) bis Haltestelle Hotel Danube, von dort Fußwegnähe (ca. 10 Minuten). - Parkmöglichkeiten in Bibliotheksnähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Archiv der Stadt Bratislava (gegr. im 13. Jh) gehört zu den wenigen Archiven in der Slowakei, die über eine umfangreiche Bibliothek verfügen. Die Regionalbibliothek bildet eine zweite Abteilung des Archivs. Die Entstehung der Bibliothek steht in engem Zusammenhang mit der Neuordnung der Stadtverwaltung und städtischer Einrichtungen nach der Gründung der Tschechoslowakischen Republik im Jahre 1918. Damals kam es zu umfassenden Veränderungen in der Organisation der Stadtverwaltung, die seitdem die Tätigkeit des Stadtarchivs und weiterer vom Magistrat der Stadt geleiteter kultureller Einrichtungen koordinierte.

1.2 Im Jahre 1922 wurden das Archiv, das Stadtmuseum [Mestské múzeum] und die Stadtbibliothek (gegr. 1900) zu den sogenannten Wissenschaftlichen Instituten der Stadt Bratislava [Vedecké ústavy mesta Bratislavy] unter Leitung von Ovídius Faust vereinigt. Da die Stadtbibliothek nach dem Gesetz Nr. 430 aus dem Jahre 1919 über öffentliche Bibliotheken schon damals eine für die breite Öffentlichkeit bestimmte Volksbibliothek war, entstand die Frage nach der Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Bibliothek im Rahmen der Wissenschaftlichen Institute.

1.3 Das Stadtarchiv besaß bereits eine kleine Handbibliothek, die zum Grundstock der zukünftigen wissenschaftlichen Bibliothek wurde. Sie umfaßte 1919 nur 77 Bde. Für ihren Ausbau zu einer wissenschaftlichen Sammlung forderte der Staatsinspektor für Archive und Bibliotheken, Václav Chaloupecký, 1921 den Magistrat der Stadt auf, bei der Reorganisation der Stadtbibliothek Bücher auszusondern, die ihrem Charakter nach nicht in den Bestand einer Volksbibliothek gehören, und sie dem Stadtarchiv zu übergeben. Auf diese Weise gelangten erste umfangreiche Bestände in die Archivbibliothek, die nun den Namen Handbibliothek der Stadt Bratislava [Prírucná kniznica mesta Bratislavy] trug. Eine genaue schriftliche Dokumentation der Bestandsüberführungen existiert jedoch nicht.

1.4 Mit dem systematischen Bestandsaufbau wurde 1923 begonnen. Für 1924 verzeichnet die Archivhandbibliothek 885 Zugänge in 1309 Bdn, für 1927 bereits 3000 Bde. Ein Zugangsverzeichnis wurde ab 1928 geführt, seitdem Buchankäufe in größerem Umfang getätigt wurden. Der Bestandszuwachs der Archivhandbibliothek auf mehr als 12.000 Bücher im Jahre 1930 führte zu Raumproblemen. Vom Magistrat wurde 1932 der Bibliothek daher das Dachgeschoß des Alten Rathauses zur Verfügung gestellt, so daß die bis dahin in ungeeigneten Magazin- und Arbeitsräumen des Archivs untergebrachten Bücher hier zusammengeführt werden konnten. Die neuen Räume wurden mit historischem Mobiliar ausgestattet, das ihnen bis heute Atmosphäre und Charakter einer historischen Bibliothek verleiht. Während des Zweiten Weltkriegs war die Bibliothek evakuiert und überstand so diese Zeit ohne größere Verluste. Bis 1945 wurden die Bestände auf ca. 43.000 Bde erweitert.

1.5 Die gesellschaftlichen Veränderungen der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg brachten auch Veränderungen in der Struktur der städtischen Einrichtungen mit sich. Für die Bibliothek bedeutete dies häufige Funktions- und Namenswechsel. Im Jahre 1948 wurde die Bibliothek nach ihrer Trennung vom Stadtarchiv zu einem selbständigen Bestandteil der Wissenschaftlichen Institute der Stadt Bratislava und erhielt den Namen Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Bratislava [Vedecká kniznica mesta Bratislavy]. Im Jahre 1954 wurde sie dann als Studienabteilung der Städtischen Volksbibliothek angegliedert. Nach weiteren Wechseln in der Trägerschaft wurde sie im Jahre 1958 dem Stadtmuseum angeschlossen und ihr Name in Regionalbibliothek geändert. Unter Beibehaltung dieses Namens wurde sie 1959 dem neugegründeten Heimatkundlichen Institut [Vlastivedný ústav] und nach dessen Auflösung 1961 wieder der Städtischen Volksbibliothek angegliedert. Auf Beschluß des Nationalkomitees (staatliche Stadtverwaltung) von Bratislava vom 1. Juli 1969 wurde sie schließlich erneut ein Bestandteil des Stadtarchivs. Die wissenschaftliche Arbeit der Bibliothek bestand in jüngerer Zeit hauptsächlich in der Bearbeitung des Bestandes, vor allem seines historischen Teils. Diese Tätigkeit steht in engem Zusammenhang mit der Erforschung der Archivquellen zur Geschichte der Buchkultur in Bratislava und dem Studium der Posoniensia, die von Beginn an einen Sammelschwerpunkt der Bibliothek bildeten.

1.6 Beim Bestandsaufbau stand stets die Schaffung einer modernen wissenschaftlichen Bibliothek im Vordergrund, die insbesondere Forschungszwecken dienen sollte. So wurde vorwiegend Fachliteratur des 20. Jhs zu den Gesellschaftswissenschaften gesammelt, insbesondere zur Geschichte und ihren Hilfswissenschaften, zum Bibliothekswesen, zu Staats- und Rechtsgeschichte sowie zu Theologie. Darüber hinaus wurde der Bestand retrospektiv ergänzt durch Drucke des 16. bis 19. Jhs aus bedeutenden Druckereien Europas, darunter auch solche des deutschen Sprachraums, z. B. in Straßburg, Basel, Wien, Frankfurt und Nürnberg. In den Jahren 1929 bis 1945 erwarb die Bibliothek eine größere Zahl Inkunabeln. Auch Slovacica des 16. bis 19. Jhs wurden gesammelt, darunter Werke aus den Druckereien Bornemisa in Šintava [Schintau], Klös in Bardejov [Bartfeld], Brewer in Levoca [Leutschau], der bedeutenden Jesuitendruckerei in Trnava [Tyrnau] und anderer slowakischer und nicht-slowakischer Druckereien auf dem Gebiet des historischen Ungarn. Da die Bibliothek zur Forschungs- und Sammelstelle für Drucke aus Bratislava wurde, wuchs die Sammlung der Posoniensia stetig.

1.7 Die Ergänzung des historischen Bestandes erfolgte in erster Linie durch Ankauf in Antiquariaten am Ort (Steiner, Wottitz, Natali u. a.), jedoch auch in Antiquariaten und auf Auktionen in Wien, Praha [Prag] und Budapest. Außerdem wurden vereinzelt Drucke aus Privatbibliotheken erworben, so 100 Bde aus der Bibliothek des Philanthropen Juraj (György, Georg) Schulpe (1867-1936) aus Bratislava, Kleindrucke von der Druckerfamilie Angermayer aus Bratislava und geschichtliche Werke aus dem Nachlaß des Kanonikers und Historikers Sigmund Kisfaludy (*1837). Überdies finden sich auch Drucke aus der Bibliothek des städtischen Archivars Ján (Johann) Batka (1845-1917).

1.8 Etwa 80 Prozent ihres historischen Bestandes erwarb die Bibliothek bis 1945. Weitere 20 Prozent kamen von 1945 bis 1969 hinzu, vor allem aus vom Staat konfiszierten Vereins- und Privatbibliotheken. In den letzten zwei Jahrzehnten wuchs der Bestand vor allem durch Ankäufe moderner wissenschaftlicher Fachliteratur, insbesondere zu Politik und regionaler Geschichte. Bis 1990 bestand keine Möglichkeit, Publikationen aus westeuropäischer Produktion zu erwerben. Derzeit ist die Beschaffung von Büchern finanziell eingeschränkt; es werden lediglich Nachschlagewerke und Werke mit Bezug zu Bratislava erworben, historische Drucke aus Bratislava nur vereinzelt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Regionalbibliothek umfaßt 77.190 Inventareinheiten in ca. 90.000 Bdn, davon zählen 7723 Titel zum historischen Bestand. Die Bestandsanalyse wurde anhand der Zugangsverzeichnisse durchgeführt. Ursprünglich wurden alle Zugänge nach dem Format eingeordnet, später wurde jedoch auch diese Gliederung nicht beibehalten. Eine systematische Ordnung existierte zu keiner Zeit. Für die Bestandsbeschreibung wurde eine provisorische Gliederung nach Fächern vorgenommen.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der historische Bestand gliedert sich in 51 Inkunabeln (54 Bde), 198 Titel aus dem 16. Jh, 243 aus dem 17., 1274 aus dem 18. und 5957 aus dem 19. Jh.

2.3 Alle Inkunabeln sind in lateinischer Sprache. Die sprachliche Zusammensetzung der Titel aus den folgenden Jahrhunderten zeigt eine Dominanz deutschsprachiger Titel. Von insgesamt 3796 deutschsprachigen Titeln stammen aus dem 16. Jh 50, aus dem 17. Jh 87, aus dem 18. Jh 478 und aus dem 19. Jh 3181. In lateinischer Sprache finden sich 1473 Titel (16. Jh 143, 17. Jh 139, 18. Jh 633, 19. Jh 558); in Ungarisch 1611 Titel (16. Jh einer, 17. Jh 6, 18. Jh 104, 19. Jh 1500); in Tschechisch 359 Titel (16. Jh 2, 17. Jh 5, 18. Jh 6, 19. Jh 346); in Slowakisch 315 Titel (18. Jh 35, 19. Jh 280); in Französisch 80 Titel (17. Jh 5, 18. Jh 12, 19. Jh 63); in Englisch 29 Titel (18. Jh 5, 19. Jh 24); in Italienisch 6 Titel (16. Jh 2, 17. Jh einer, 18. Jh einer, 19. Jh 2). Hinzu kommen 2 kroatische Titel aus dem 19. Jh und ein armenischer Titel aus dem 18. Jh. Vom historischen Bestand sind etwa 40 Prozent im deutschen Sprachgebiet gedruckt.

Systematische Übersicht

2.4 Den umfangreichsten Teil des Bestandes machen Werke zur Geschichte aus. Eine erste Abteilung umfaßt moderne Einführungen in die Historiographie sowie Nachschlagewerke. Den übrigen Bestand bilden eigentliche historische Werke, Quellenbücher und Werke zu den Historischen Hilfswissenschaften. Die frühe neuzeitliche Geschichtsschreibung des 16. Jhs vertreten u. a. Pietro Bizari, Antonio Bonfini, Jan Dubravius, Václav Hájek, Joannes Leunclavius (Löwenklau) und Reinerus Reineccius. Aus dem 17. Jh liegen Werke vor von Johann Philipp Datt und Hieronymus Oertel, die Reihe Theatrum Europaeum von Johann Philipp Abelin und einige Titel zu den Türkenkriegen, wie die Neue Ungarische ...Chronik (Frankfurt a. M. 1664) und Sigmund von Birken, Der vermehrte Donau-Strand ...auch samt kurtzer Verfassung einer Hungarischen und Türkischen Cronik (Nürnberg 1684).

2.5 Unter den historischen Schriften aus dem 18. und 19. Jh überwiegen Werke österreichischer, deutscher, ungarischer und slowakischer Historiker zu einzelnen historischen Epochen, Spezialbereichen der europäischen Geschichte und der Geschichte einzelner Nationen und Regionen. Zahlreich vorhanden sind Monographien des 19. Jhs zur Geschichte einzelner Regionen, insbesondere Österreich-Ungarns, sowie Werke zur Geschichte tschechischer, österreichischer, slowakischer, ungarischer und teilweise auch deutscher Städte. Umfangreich sind Quellen zur ungarischen Geschichte vertreten, so u. a. von Matej Bel, Johann Georg von Schwandner, Juraj Pray und Martin Juraj Kovacic (Martin Georg Kovachich).

2.6 Einen geringeren Anteil haben Werke zur Kriegsgeschichte des 18. und 19. Jhs, Kriegsschematismen, Titel zur Geschichte des österreichisch-ungarischen Seewesens im 19. Jh, zu Zunft- und Industrie-, und Handwerksgeschichte, Kulturgeschichte sowie Ordensgeschichte in Mitteleuropa in der zweiten Hälfte des 18. und im 19. Jh. Im Bestand finden sich auch Urkundensammlungen von Georg Fejér, Gustav Wenzel, Emerich Nagy und Ferdinand Knauz aus dem 19. Jh. Besonders erwähnenswert sind Quellensammlungen zur deutschen Geschichte, u. a. Melchior Goldasts Rerum Alamannicarum scriptores (Frankfurt und Leipzig 1730), Johann Michael Heineccius' Scriptores rerum Germanicarum (Frankfurt a. M. 1707), Adrian Rauchs Rerum Austricarum scriptores (Wien 1793-1794), sowie solche mit regionalem Bezug, z. B. Gelasius Dobners Monumenta historiae Bohemiae (Prag 1764-1782) und Anton Boczeks Codex diplomaticus et epist. Moraviae (Olmütz und Brünn 1839-1903).

2.7 Bei den Historischen Hilfswissenschaften finden sich die Werke bedeutender Autoren wie Jean Mabillon, Johann Christoph Gatterer, Julius Ficker, Theodor Sicket, Harry Bresslau und K. Homeyer, des weiteren Titel ungarischer, tschechischer und slowakischer Historiker des 19. Jhs. Daneben liegen die vom Institut für österreichische Geschichtsforschung herausgegebenen Werke vor sowie die von Engelbert Mühlbacher redigierten Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung seit 1880.

2.8 Der Bestand zur Theologie umfaßt Werke der Kirchenväter (z. B. Augustinus, Hieronymus, Thomas von Aquin). Die Sammlung der Bibelausgaben bilden lateinische Texte (Venedig 1480 und 1498, Straßburg 1483, Basel 1489), aber auch solche in Deutsch (Nürnberg 1758), Slowakisch (Preßburg 1787), Ungarisch (Tyrnau 1626 und 1732) und Armenisch (1784). Protestantische Bibelausgaben in Luthers Übersetzung finden sich ebenfalls (Halle 1754, Ulm 1779). Die Liturgik repräsentieren Missale (z. B. Missale Romanum, Venedig 1505), Breviere (z. B. Breviarium Ratisbonense, Augsburg 1515) und Rituale (z. B. Agendarium Strigoniensis, Tyrnau 1596). Die konfessionelle Literatur liegt überwiegend in Drucken aus der Jesuitendruckerei in Trnava [Tyrnau] und Ausgaben anderer regionaler Druckereien aus dem 17. bis 19. Jh vor. Bei der protestantischen Literatur finden sich Luthers Schriften (Jena 1555), der Deutsche Thesaurus (Frankfurt a. M. 1568) und Luthers Sämtliche Werke (Erlangen 1826-1857). Werke von Erasmus liegen in Baseler Drucken des 16. Jhs vor. Im Bestand ist auch katholische und protestantische Predigtliteratur vertreten, ferner eine Gruppe von Gelegenheitsdrucken (z. B. Predigten und Trauerreden), eine beträchtliche Anzahl Gesang- und Gebetbücher, Katechismen und andere religiöse Literatur des 18. und 19. Jhs in deutscher, slowakischer und ungarischer Sprache aus lokalen Druckereien. Bemerkenswert ist ferner die Zahl ungarischer Schematismen vom Ende des 18. und aus dem 19. Jh.

2.9 Das Schrifttum zu Recht und Verwaltung bildet eine wichtige Abteilung des Bestandes. Großen Anteil an der Sammlung haben Werke ungarischer und österreichischer Juristen sowie zahlreiche Werke mit Bezug zu Ungarn (corpus juris) und Werke zum Kirchenrecht aus dem 15. bis 19. Jh. Das Grundlagenwerk des ungarischen Rechts, Štefan Verböcis (István Werböczys) Decretum, besitzt die Bibliothek in mehreren Ausgaben, u. a. auch in einer deutschen Übersetzung (Wien 1599). Ungarische Parlamentartikel vom Ende des 16. bis zur Mitte des 19. Jhs und verschiedene königliche Anordnungen aus dem 18. und 19. Jh ergänzen den Bestand. Es finden sich zudem verschiedene Verordnungen, Statuten und Ausführungsvorschriften der Stadt Bratislava, erlassen im 18. und 19. Jh und zumeist in deutscher Sprache gedruckt. An Verordnungen aus dem deutschen Gebiet finden sich z. B. die Bambergische Halsgerichtsordnung (Mainz 1538), die Würtembergische Bauordnung (Stuttgart 1593), die Würtembergische Bergordnung (Stuttgart 1599), die Bayrische Landsordnung (Ingolstadt 1553) und die Bayrische Forstordnung (München 1568).

2.10 Der Bestand zur Sprachwissenschaft ist relativ klein. Bemerkenswert sind zahlreiche im 18. und 19. Jh in Bratislava erschienene Grammatiken und Wörterbücher, so Anton Bernoláks Grammatica slavica (Preßburg 1780) und Matej Bels Der ungarische Sprachmeister (Preßburg 1787, 1817; Preßburg und Ofen 1809). Zu den älteren Drucken der Sammlung gehören Calepinus' Dictionarium (Basel 1564, 1579; Padua 1746) und Ján Amos Komenskýs Janua linguae latinae (Bartfeld 1643). Von Christophorus Cellarius sind vorhanden Exerciola germanica ac hungarica (Preßburg 1761) und Latinitatis probatae (Preßburg 1785).

2.11 Im Bereich der Schönen Literatur ist die deutsche Literatur vor allem durch Sammelausgaben vom Beginn des 20. Jhs und vereinzelt aus dem 19. Jh vertreten (Goethe, Heine, Georg Ebers, Georg Freytag, Wilhelm Hauff u. a.). Zum ältesten Bestand zählen Titel von Helius Eobanus Hessus (Frankfurt 1564) und J. Eisvogel (Ein schönes newes Lied, Ingolstadt 1586). Einen interessanten Teilbestand bilden Werke deutscher Schriftstellerinnen aus dem 18. Jh, darunter Anna Rupertina Fuchs' Poetische Schriften (Nürnberg und Altdorf 1726), Anna Barbara Teubers Vermischte Gedichte (Brandenburg 1738) und Charlotte Sophia Sidonia Seidels Hinterlassene Schriften (Nürnberg 1793). Diese Sammlung ergänzen Georg Christian Lehms Deutschlands galante Poetinnen mit ihren netten Proben (Frankfurt a. M. 1715) und der Titel Deutschlands Schriftstellerinnen (Ulm und Stettin 1790). Deutschsprachige Literatur aus Bratislava repräsentieren u. a. Werke von Adolf Dux, Juraj Schulpe. Märchen und Sagen aus einzelnen Regionen Deutschlands und Österreich-Ungarns ergänzen den Bestand, unter ihnen auch Alojz Mednanskýs (Mednyanskys) Malerische Reise auf dem Waagflusse in Ungarn (Pest 1826 und 1844).

2.12 Im Bestand der Enzyklopädien und Nachschlagewerke ist die deutsche enzyklopädische Literatur gut vertreten. Es finden sich die Österreichische National-Encyklopädie (Wien 1835-1837), die Allgemeine Encyklopädie von Ersch und Gruber (Leipzig 1818-1848) und verschiedene Ausgaben von Hübners Staatslexikon (Leipzig 1737, 1777 und 1795; Regensburg 1748). Hinzu kommen mehrere deutsche biographische Lexika, so z. B. Christian Gottlieb Jöchers Allgemeines Gelehrten-Lexikon (Leipzig 1750-1751), Constant Wurzbachs Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich (Wien 1856-1891) sowie die Allgemeine Deutsche Biographie (Leipzig 1875-1912).

2.13 Zum Buch- und Bibliothekswesen findet sich neben theoretischen buchwissenschaftlichen Schriften und bibliographischen Werken des 20. Jhs auch ältere deutschsprachige Fachliteratur aus dem Bereich Bibliothekswesen, so Michael Denis' Einleitung in die Bücherkunde (Wien 1777), Werke von Friedrich Adolf Ebert und Johann August Friedrich Schmidt. Darüber hinaus finden sich Kataloge deutscher Buchhändler und Verleger, so von Albrecht Kirchoff (Bücher-Katalog 1851-1865, Leipzig 1856-1866) und von Johann Conrad Hinrich (Bücher-Catalog 1866-1909, Leipzig 1871-1911).

2.14 Den Bestand zu den Naturwissenschaften bilden Werke verschiedener Teildisziplinen, so vor allem der Mineralogie, Balneologie und Botanik. Die Schwerpunkte liegen bei wissenschaftlicher Fachliteratur aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs und bei Lehrbüchern. Zur Mineralogie finden sich beispielsweise Johann Ehrenreich von Fichtels Mineralogische Bemerkungen von den Karpathen (Wien 1791) und Joseph Jonas' Ungerns Mineralreich (Pest 1820). Die Balneologie repräsentieren Publikationen zu slowakischen, tschechischen und österreichischen Kurorten. Bei den botanischen Werken sind bemerkenswert das Kräuter-Buch von Adam Lonicer (Ulm 1737), Štefan Ladislav Endlichers Iconographia generum plantarum (Wien 1838) und Flora Posoniensis (Preßburg 1830) sowie Werke von Andrej Gustáv Kornhuber, Ján Bolla und Jozef L'udovít Holuby.

2.15 Die Sammlung zur Geographie schloß ursprünglich eine verhältnismäßig große historische Kartensammlung (520 Stück) ein, die jedoch aus dem Bestand ausgegliedert und der Karten- und Plänesammlung des Stadtarchivs zugeführt wurde. Es handelte sich um Karten aus dem 18. und 19. Jh zu europäischen Ländern, darunter auch Stücke aus ungarischer und slowakischer Produktion, einige aus Druckereien in Bratislava. In der Bibliothek blieb nur eine kleine Zahl von Atlanten, darunter Gabriel Hevenešis Parvus Atlas Hungariae (Wien 1689) und verschiedene Schulatlanten des 18. und 19. Jhs. Zu den ältesten geographischen Titeln zählen zwei Ausgaben von Sebastian Münsters Cosmographia (Basel 1569 und 1578). Den größten Anteil am Bestand haben jedoch geographische Werke sowie deutsche und österreichische Reisebücher aus dem 18. und 19. Jh. Aus dem 18. Jh ist bemerkenswert Luigi Ferdinando Marsiglis Danubius Panonico-Mysicus (Den Haag und Amsterdam 1726). Zur Geographie des historischen Ungarn besitzt die Bibliothek Matej Bels Notitia Hungariae (Wien 1735-1742), das Compendium Hungariae geographicum (Preßburg und Kaschau 1777), Karol Gottlieb Windischs Politische, geographische und historische Beschreibung des Königreichs Ungarn (Preßburg 1772), Ján Matej Korabinskýs Historisch-geographisches und Produkten-Lexikon von Ungarn (Preßburg 1786) und Pavol Ballus' Preßburg und seine Umgebungen (Preßburg 1823).

Periodika

2.16 Ein Teil des periodischen Schrifttums wurde 1933 aus dem Bestand ausgegliedert und zum Grundbestand des neu eingerichteten Zeitungsarchivs im Archiv der Stadt Bratislava. Alle Titel sind jedoch weiterhin im Katalog der Bibliothek verzeichnet und können im Bibliothekslesesaal benutzt werden. Das vollständig bearbeitete Material stellt eine einmalige Dokumentationssammlung zur politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Geschichte der Stadt dar. Den Kern der Sammlung bildet die von Karol Gottlieb Windisch 1764 gegründete und bis 1929 erschienene Pressburger Zeitung (mit Lücken). Weiterhin sind vorhanden die wirtschaftspolitische Zeitung Grenzbote (Preßburg 1874-1945, mit Lücken), die Tageszeitung der christlichen Sozialisten Pressburger Tagesblatt (1870-1873, 1896-1923) sowie die Wochenschriften Pressburger Presse (1898-1928) und die Westungarische Volkszeitung (1898-1902). In der Bibliothek blieben nur die literarischen Beilagen zur Pressburger Zeitung. Überdies finden sich das Unterhaltungsblatt für die Leser der Pressburger Zeitung (1811-1826), Aehrenlese (1827-1829), Pressburger Aehrenlese (1830-1836) und Pannonia (1837-1849, mit Lücken). Periodika des 19. Jhs aus dem deutschen Sprachgebiet sind im Bibliotheksbe-

stand durch Einzelausgaben vertreten, so die Titel Universum, Über Land und Meer und Illustrierte

Welt.

2.17 Die Sammlung ergänzen Kalender aus der zweiten Hälfte des 18. und aus dem 19. Jh, die aus Bratislava und Buda stammen. Bei den Adreßbüchern ist der Pressburger Wegweiser aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs besonders bemerkenswert.

Inkunabeln

2.18 Die Inkunabeln wurden 1945 aus dem Allgemeinbestand ausgegliedert und zu einer Sondersammlung zusammengefaßt. Inhaltlich dominiert das theologische Schrifttum mit Bibelausgaben (s. o. 2.8), Predigtliteratur, theologischen Traktaten und Werken zum Kanonischen Recht. Beispiele für deutsche Drucke dieses Teilbereichs sind Gregor I., Epistolae (Augsburg: Günther Zainer, ca. 1474-1476), Jacobus de Theramo, Consolatio peccatorum (Erfurt: Aristea, ca. 1483), Bernardinus de Busti, Rosarium sermonum predicabilium (Hagenau: Heinrich Gran für Johannes Rynman 1500) sowie aus Kobergers Nürnberger Offizin Leonardus de Utino, Sermones aurei de Sanctis (1478), Pius II., Epistolae familiares (1483), Hieronymus Stridonensis, Vita Sanctorum Patrum (1483), Antonius Florentinus, Summa theologica (1486) und das Corpus juris civilis (1486). Die weltliche Literatur ist z. B. durch Hartmann Schedels Liber chronicarum (Nürnberg 1493) und Quintus Horatius Flaccus' Opera (Venedig 1496) vertreten. Um ein Unikat handelt es sich bei dem Ablaßbrief Litterae indulgentiarum des Kanonikers Jan Han aus Bratislava, der im Jahre 1480 in Bratislava von dem sogenannten typographus Confessionalis gedruckt wurde, bei dem es sich vermutlich um den Wanderdrucker Johannes Bulle de Bremis handelt. Es ist die einzige bisher bekannte Inkunabel aus dem Gebiet der Slowakei. Druckorte der Inkunabeln sind Venedig (20 Drucke), Basel (10), Straßburg (9), Nürnberg (6) sowie Augsburg, Erfurt, Hagenau, Bratislava, Lyon und Treviso mit je einem Exemplar.

3. KATALOGE

Kreuzkatalog

[hschr., in Zettelform; Schlagwort- und Namenkatalog; angelegt 1923; verzeichnet Drucke bis 1944, für diesen Bestand bis heute gültig]

Verfasserkatalog

[in Zettelform; angelegt 1945; erfaßt den Bestand ab 1945]

Sachkatalog

[in Zettelform; angelegt 1945; erfaßt den Bestand ab 1945]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Fiala, Alojz: Vedecká kniznica mesta Bratislavy [Die wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Bratislava]. In: Z bratislavských knizníc. Sborník k 30. výrociu Kniznice slovenskej univerzity [Aus Bibliotheken Bratislavas. Sammelband zum 30. Jahrestag der Bibliothek der Slowakischen Universität]. Bratislava 1948, S. 106-107

[Kuzmík, Jozef]: Vedecká kniznica mesta Bratislavy [Die Wissenschaftliche Bibliothek der Stadt Bratislava]. In: Kniznice na Slovensku. Sborník o vývoji významnejších slovenských knizníc [Bibliotheken in der Slowakei. Sammelband zur Geschichte bedeutender slowakischer Bibliotheken]. Martin 1954, S. 95

Smiešková, Milina: Regionálna kniznica mesta Bratislavy, jej vznik a poslanie [Die Regionalbibliotek der Stadt Bratislava, ihre Gründung und Aufgabe]. In: Bratislava II, 1966. Rocenka [Bratislava II. 1966. Jahrbuch]. Bratislava 1966, S. 295-306

Smiešková, Milina: Regionálna kniznica mesta Bratislavy [Die Regionalbibliothek der Stadt Bratislava]. In: 100 rokov Mestského múzea v Bratislave 1868-1968. Jubilejný zväzok [100 Jahre Stadtmuseum in Bratislava 1868-1968. Jubiläumsband]. Bratislava 1968, S. 359-365

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Bálent, Boris: Prvotlace na Slovensku. Prvotlace vo Vedeckej kniznici mesta Bratislavy [Inkunabeln in der Slowakei. Inkunabeln in der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Bratislava]. In: Kniznica [Die Bibliothek] 1 (1949) Nr. 9, S. 288-292

Dubay, Anton: Bratislavská prvotlac [Die Inkunabel aus Bratislava]. In: Slovanská Bratislava [Slawisches Bratislava] 2-3. Bratislava 1949-1950, S. 109-122 [Studie über den Ablaßbrief von Jan Han]

Kotvan, Imrich: Prvotlace Vedeckej kniznice mesta Bratislavy [Die Inkunabeln der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Bratislava]. In: Kniznica 8 (1956) Nr. 3, S. 116-121

Kotvan, Imrich: Katalóg prvotlací Vedeckej kniznice mesta Bratislavy [Katalog der Inkunabeln der Wissenschaftlichen Bibliothek der Stadt Bratislava]. Bratislava 1956

Smiešková, Milina: Z historického knizného fondu Regionálnej kniznice [Über den historischen Buchbestand der Regionalbibliothek]. In: Bratislava IV, 1969. Rocenka [Bratislava IV, 1969. Jahrbuch] Martin 1969, S. 351-356

Stand: Dezember 1999

Juraj Koday


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.