FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv

Adresse. Finckensteinallee 63, 12205 Berlin; [Karte]
Telefon. (030) 84 37 20-0
Bibliothekssigel. <B 479>

Unterhaltsträger. Bundesrepublik Deutschland
Funktion. Öffentlich zugängliche Bibliothek.
Sammelgebiete. Geschichte der Parteien und Massenorganisationen der DDR, Geschichte und Theorie sozialer Bewegungen, insbesondere der deutschen und internationalen Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung, Reformbewegungen in den Staaten Osteuropas.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek; Ortsleihe: Bestände ab Erscheinungsjahr 1955. - Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-19 Uhr, Freitag 9-16 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Lesegeräte für Mikroformen, Anfertigung von Kopien, Photos, Reproduktionen.
Hinweise für anreisende Benutzer. S-Bahnverbindung (Linie S 1) bis Sundgauer Straße, (Linie S 25 oder S 26) bis Lichterfelde Ost; von beiden S-Bahnhöfen Busverbindung (Linie 211) bis Haltestelle Bundesarchiv.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Sammlungen zur Geschichte der Parteien und Massenorganisationen der DDR, zur deutschen und internationalen Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung, zur Geschichte der ehemals sozialistischen Staaten Osteuropas und zur Sozialgeschichte befinden sich seit dem 1. Januar 1993 auf der Grundlage von Einbringungsverträgen in der Obhut des Bundesarchivs und werden von der " Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv" verwaltet. Der Bundesminister des Innern hat die Stiftung Archiv der Parteien und Massenorganisationen der DDR im Bundesarchiv als eine unselbständige Stiftung des öffentlichen Rechts errichtet.

1.2 Die Stiftung hat die Aufgabe, Unterlagen der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands ( SED) sowie anderer Parteien der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), der mit diesen Parteien verbundenen Organisationen und juristischen Personen sowie der Massenorganisationen, soweit sie die Wahrnehmung der staatlichen Aufgaben betreffen, zu übernehmen, auf Dauer zu sichern, nutzbar zu machen und zu ergänzen. Dies gilt auch für andere Unterlagen, Materialien und Bibliotheksbestände zur deutschen Geschichte, insbesondere zur Geschichte der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung, die damit in historischem oder sachlichem Zusammenhang stehen. Deshalb wurden auch Bibliotheksbestände der Parteien und Massenorganisationen der DDR in die Stiftung übernommen. In der Bibliothek wurden Bestände von folgenden Parteien und Massenorganisationen zusammengeführt: Demokratischer Frauenbund Deutschlands (DFD), Freie Deutsche Jugend (FDJ), Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB), Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft (DSF), Kulturbund (KB), Sozialistische Einheitspartei Deutschlands. Die Stiftung wird weitere Bestände übernehmen, die in ihrem Zuständigkeitsbereich liegen. 1994 waren das z. B. die Bestände der Bibliothek im Haus am Köllnischen Park. Diese Bibliothek entstand durch Zusammenlegung der Bibliothek der Parteihochschule " Karl Marx" beim ZK der SED mit der des Zentralkomitees der SED (1990) sowie mit der Bibliothek der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED (1991). Unter den ca. 400.000 Bdn der vereinigten Bibliotheken befinden sich 2558 vor 1900 erschienene Titel, vor allem zu den Gebieten Geschichte und Arbeiterbewegung, Staatswissenschaft, Philosophie, Sprach- und Literaturwissenschaft sowie Wirtschaft. 67 der Titel sind vor 1800 erschienen, 2491 stammen aus dem 19. Jh.

1.3 Zum gegenwärtigen Zeitpunkt befinden sich die umfangreichsten Sammlungen historischer Buchbestände in den vom Verbund Archiv-Bibliothek-Technische Werkstätten beim Parteivorstand der Partei des demokratischen Sozialismus (PDS) (früher Bibliothek des Instituts für Marxismus-Leninismus, IML) und von der Johannes-Sassenbach-Stiftung (früher Zentralbibliothek des FDGB) übernommenen Beständen. Sie werden in der Stiftungsbibliothek einheitlich verwaltet. Da aber die Geschichte beider übernommenen Bibliotheken unterschiedlich verlief, werden auch die einzelnen Abschnitte nach der Herkunft der Bestände gegliedert. Bibliothek des Verbundes

1.4 Dieser Teil der Stiftungsbibliothek wurde im Oktober 1949 als Bibliothek des Marx-Engels-Lenin-Instituts beim Parteivorstand der SED gegründet. Die Bibliothek entstand durch den Zusammenschluß von Bibliothek und Archiv des gleichzeitig aufgelösten Forschungsinstituts für wissenschaftlichen Sozialismus beim Parteivorstand der SED mit der im Aufbau befindlichen Sammlung Socialistica, die unter Leitung von Bruno Kaiser unter dem Dach der Öffentlichen Wissenschaftlichen Bibliothek (Deutsche Staatsbibliothek) zusammengetragen wurde. Als eigenständige Abteilung dieses Instituts erfuhr die Bibliothek mehrere Namensänderungen, die sich auch in ihren Besitzstempeln widerspiegeln. So war sie von 1953 bis 1956 Bibliothek des Marx-Engels-Lenin-Stalin-Instituts, danach bis 1989 Bibliothek des Instituts für Marxismus-Leninismus und von 1990 bis Anfang 1992 Bibliothek des Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung. Bis zum 31. Dezember desselben Jahres gehörte sie zum Verbund Archiv-Bibliothek-Technische Werkstätten beim Parteivorstand der PDS. der DDR

1.5 Der Bestand von etwa 700.000 Bdn (Monographien, Zeitschriften und Zeitungen) enthält Literatur vom 16. Jh bis in die Gegenwart, wobei der überwiegende Teil des Bestandes nach 1900 erschienen ist. Von der SED zentral oder regional herausgegebene Bücher, Broschüren, Zeitungen bis zu Betriebszeitungen, Zeitschriften und Grauer Literatur wurden in dieser Bibliothek als zentraler Archivbibliothek der SED gesammelt. Die Bibliothek hatte die Aufgabe, Forschungen zur Geschichte der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung sowie die Herausgabe der Werke von Vertretern der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung, insbesondere der Werke von Marx, Engels und Lenin zu unterstützen. Weiterhin wurde Literatur zur Geschichte der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung sowie entsprechende theoretische Literatur von den Anfängen bis in die Gegenwart erworben. Zu den Sammelaufgaben gehörten verschiedene politische Richtungen und Strömungen der Arbeiterbewegung; Splittergruppen in der Arbeiterbewegung wurde besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Beim Bestandsaufbau wurde auch die Literatur über soziale Bewegungen in der Geschichte insgesamt, wie z. B. Literatur zu Sklavenaufständen, Bauern- und Handwerkerbewegungen, zu frühbürgerlichen und bürgerlichen Revolutionen berücksichtigt; ebenso Sozialwissenschaften wie Nationalökonomie, Staats- und Sozialrecht, Soziologie, allgemeine Geschichte, Philosophie u. a.

1.6 Den Schwerpunkt der Sammlung bilden Quellen zur Geschichte und Theorie der Arbeiterbewegung. Dies betrifft einmal die Schriften der Theoretiker der Arbeiterbewegung wie Viktor Adler, François Gracchus Babeuf, August Bebel, Eduard Bernstein, Etienne Cabet, Auguste Cornu, Joseph Dietzgen, Hermann Duncker, Friedrich Engels, Antonio Gramsci, Karl Kautsky, Antonio Labriola, Ferdinand Lassalle, Rosa Luxemburg, Karl Marx, Franz Mehring, Robert Owen, Pierre Joseph Proudhon, Claude-Henri de Saint-Simon u. a., deren Veröffentlichungen teilweise in seltener Vollständigkeit zu finden sind. Möglichst vollständig wurden auch die Publikationen der einzelnen Arbeiterorganisationen und Verlage der Arbeiterbewegung, die Protokolle und Berichte von Partei- und Vereinstagen sowie von Kongressen internationaler und nationaler Organisationen und Parteien, deren Agitations- und Schulungsmaterial sowie die Veröffentlichungen ihrer führenden Vertreter gesammelt. Besondere Berücksichtigung fand dabei die Graue Literatur, die das Bild der entsprechenden Vereinigungen abrundet und Einblicke in deren praktische Arbeit erlaubt.

1.7 Zahlreich sind die Veröffentlichungen von Interessenverbänden der Arbeiterbewegung, wie Gewerkschaften, Freidenkerverbände, Arbeiterjugendorganisationen, Arbeiterbildungs- und Kulturvereine u. a. Einen reichhaltigen Bestand besitzt die Bibliothek an deutscher sozialistischer Literatur (Belletristik, Lyrik, Schauspiel) vom Vormärz an. Die Sammlung von illegalen Druckschriften aus der Zeit von 1933 bis 1945 dürfte mit etwa 1300 Titeln (Tarnschriften sowie illegale Zeitschriften und Zeitungen) einzigartig sein. In großem Umfang ist Exilliteratur vorhanden. Zu den Sammlungen gehört ein großer Bestand an Zeitungen und Zeitschriften der Arbeiterparteien und -organisationen. Darunter sind die erste selbständige Zeitschrift der deutschen Arbeiterbewegung Der Hülferuf der deutschen Jugend von 1841; Ausgaben des Vorwärts und der Roten Fahne; zahlreiche Periodika der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung im Original, aber auch im Nachdruck oder Mikrofilm, beispielsweise das einzige in Deutschland vorhandene, nahezu vollständige Exemplar der Moskauer Pravda. Neben Zentralorganen von Arbeiterparteien und anderen Arbeiterorganisationen sowie Bezirks- und Kreiszeitungen befinden sich in der Bibliothek Betriebs-, Orts-, Straßen- und Häuserblockzeitungen, die die Tätigkeit der Basis der Arbeiterbewegung dokumentieren.

1.8 Erfolgreich waren die Bemühungen, Bestände, die 1933/34 durch Beschlagnahme der Nationalsozialisten sowie später durch Kriegseinwirkungen zerstört oder auseinandergerissen und verstreut wurden, wieder aufzufinden und zu erwerben. Die Geschichte dieser Bestände ist schwer nachzuvollziehen, weil es Unterlagen aus den Nachkriegswirren kaum gibt und vorhandene über verschiedene Archive verstreut sind. Betroffen waren vor allem Bestände des Instituts für Sozialforschung Frankfurt a. M. oder des sozialdemokratischen Parteiarchivs. Bei der Ergänzung der Bibliotheksbestände konnten neben der Übernahme unter Verantwortung der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) aber auch der Amerikanischen Militäradministration viele Exemplare in Antiquariaten gekauft oder mit anderen Bibliotheken getauscht werden. Außerdem wurde die seit Jahrzehnten betriebene Rekonstruktion der persönlichen Bibliotheken von Marx und Engels weitergeführt. Ein Teil dieser Originale mußte in den fünfziger Jahren nach Moskau abgegeben werden. Ihr Schicksal ist ungewiß.

1.9 Eine Besonderheit bilden die Sammlungen zahlreicher persönlicher Bibliotheken, die als Nachlaß, Geschenk oder Depositum übergeben wurden. Dies betrifft sowohl Bibliotheken von Personen der Zeitgeschichte, wie die von Franz Dahlem, Otto Grotewohl, Paul Merker, Albert Norden, Wilhelm Pieck, Albert Schreiner, Walter Ulbricht, Jakob Walcher, Clara Zetkin, als auch von Wissenschaftlern und Schriftstellern wie von Werner Eggerath, Henryk Grossmann, Mary Kemp-Ashraf, Rudolf Lindau oder von Vertretern der Arbeiterbewegung wie Lene Berg, Bruno Retzlaff-Kresse, Otto Richter und Maria Weiterer. Daneben wurden einige umfangreiche Bibliotheken von Sammlern wie Carl Köser, W. Prügel u. a. aufgekauft, die jedoch keine vor 1900 erschienenen Werke enthalten.

Bibliothek der Sassenbach-Stiftung (Sassenbach-Bibliothek)

1.10 Mehr als 40 Jahre war die Bibliothek die Zentralbibliothek der im FDGB vereinten Gewerkschaften und hatte bis Ende 1992 ihren Sitz im Gewerkschaftshaus in Berlin, Unter den Linden 15. Nach der Auflösung des FDGB, dem Unterhaltsträger der Bibliothek bis zum Herbst 1990, wurde der Erhalt der Bibliothek zunächst durch die Errichtung einer Stiftung gesichert.

1.11 Die Gründung der Bibliothek als Einrichtung beim Bundesvorstand des FDGB und ihre Entwicklung zur zentralen Gewerkschaftsbibliothek der DDR ist auf einen Beschluß des Geschäftsführenden Vorstandes des FDGB vom 3. Januar 1949 zurückzuführen. Jedoch schon im Sommer 1945 bemühten sich Mitglieder des Vorbereitenden Gewerkschaftsausschusses für Groß-Berlin, Bücher und Schriftgut aus dem Besitz der vor 1933 bestehenden freien Gewerkschaften zu sichern. Soweit dieses Material in der NS-Zeit oder durch Kriegseinwirkungen nicht vernichtet worden war, befand es sich nach Kriegsende vor allem in den Hinterlassenschaften der vom Arbeitswissenschaftlichen Institut der Deutschen Arbeitsfront (DAF) 1934 eingerichteten Zentralbücherei, in der ein großer Teil der beschlagnahmten Gewerkschaftsliteratur zusammengeführt, geordnet und katalogisiert wurde. Der Gesamtumfang dieser Bestände betrug um 1940 bereits mehr als 320.000 Bde. Über den Verbleib dieser Bibliothek gibt es kaum gesicherte Erkenntnisse. Bücher und Kataloge wurden noch vor Kriegsende (1944) aus Berlin evakuiert, vermutlich nach Schlesien verlagert und gelten seitdem als verschollen. Ob die Bestände tatsächlich nach Schlesien kamen oder dort verblieben, konnte bis heute nicht geklärt werden. Auf entsprechende Anfragen des FDGB teilten polnische Behörden 1965 mit, daß ihnen das Schicksal der DAF-Bibliothek nicht bekannt sei.

1.12 Auch die vom Hans-Böckler-Archiv 1992 veröffentlichten Ergebnisse einer Recherche im Zentralen Staatsarchiv Moskau bestätigten vorhandene Hypothesen, brachten jedoch keine Gewißheit. Genauere Angaben gibt es dagegen über die Literatur, die während der NS-Zeit nicht mehr in die Bestände der DAF-Bibliothek aufgenommen wurde. Im Sommer 1945 wurden vor allem in den Kellern des Buchdru"cker-Verbandshauses in Berlin ca. 300.000 nichtkatalogisierte und gut erhaltene Bände gefunden. Neben Fachliteratur verschiedenster Wissensgebiete waren darunter zahlreiche von den Gewerkschaften vor 1933 herausgegebene Titel. Auch in anderen Berliner Gewerkschaftshäusern fand man Reste von Büchersammlungen und Schriftgut aus dem Besitz der vor 1933 bestehenden freien Gewerkschaften.

1.13 In den Nachkriegswirren konnte diese mehrfach von Vernichtung bedrohte Literatur gesichert und geborgen werden. Dieser Prozeß erstreckte sich über mehrere Jahre und wurde im wesentlichen 1948 mit der Übergabe mehrerer zehntausend Bände an die Gewerkschaften in den westlichen Besatzungszonen abgeschlossen. Ein Teil dieser Literatur war bereits in den Vorjahren den in der sowjetischen Besatzungszone gebildeten Gewerkschaften übergeben worden. Die Bergungsarbeiten begannen unmittelbar nach Kriegsende und konnten auch nach der Bildung von Besatzungszonen in Berlin fortgesetzt werden. Grundlage dafür waren Vereinbarungen zwischen den Alliierten Besatzungsmächten und den von ihnen eingesetzten Treuhändern für das Vermögen der DAF. Im Sommer 1946 stellte der FDGB die Bergung von Büchern aus den Kellern des Buchdrucker-Verbandshauses ein. Etwa 150.000 der dort bei Kriegsende vorgefundenen Bücher bildeten den Grundstock für eine Bibliothek, aus der nach den Vorstellungen des Vorstandes des FDGB vom November 1945 eine " Handbibliothek für den sofortigen Gebrauch" eingerichtet werden sollte.

1.14 Die ersten Schritte zur Ordnung und Erschließung des vom FDGB übernommenen Schriftgutes sowie der Bücher erfolgten noch unter einer gemeinsamen Leitung. Im August 1946 beschloß der Vorstand des FDGB die Trennung von Archiv und Bibliothek. Das bis zu diesem Zeitpunkt vom FDGB Groß-Berlin gesammelte Schriftgut wurde für den Aufbau eines Zentralarchivs für die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) zur Verfügung gestellt. Mit den vorhandenen Büchern begann der FDGB Groß-Berlin eine Bibliothek aufzubauen, die aufgrund einer im Dezember 1948 beschlossenen Konzeption zur Zentralbibliothek der Gewerkschaften Deutschlands entwickelt werden sollte. Da diese Konzeption vom Berliner Vorstand allein nicht zu verwirklichen war, wurden neue administrative und räumliche Voraussetzungen geschaffen. Anfang Juli 1949 berichtete die Bibliotheksleitung, die im Februar durch den Bundesvorstand des FDGB übernommene Bibliothek sei in das Gewerkschaftshaus Unter den Linden 15 umgezogen. Damit wurde es möglich, aus dem in seiner Zusammensetzung einmaligen Bestand an Literatur aus der Gewerkschaftsbewegung von ihren frühen Anfängen bis zu ihrer Zerschlagung im Mai 1933 eine bedeutende Bibliothek aufzubauen.

1.15 Zielgerichtet wurde der Bestand der vor 1933 erschienenen Gewerkschaftsliteratur durch antiquarische Erwerbungen sowie durch Schenkungen erweitert. Andererseits wurde auch die Abgabe von Literatur an andere wissenschaftliche Bibliotheken fortgesetzt. Das betraf insbesondere wirtschaftswissenschaftliche Literatur sowie Veröffentlichungen der Parteien der Arbeiterbewegung. Kontinuierlich wurden Neuerscheinungen zu sozialen und gewerkschaftlichen Fragen, insbesondere die in der SBZ bzw. DDR erschienene Gewerkschaftsliteratur erworben. Der gewerkschaftseigene Verlag Tribüne wurde verpflichtet, der Bibliothek Belegexemplare aller seiner Veröffentlichungen zur Verfügung zu stellen. Ähnliche Regelungen bestanden für den Erwerb der nicht im Buchhandel erschienenen Veröffentlichungen der DDR-Gewerkschaften (Graue Literatur). Besonders in der Aufbauphase der Bibliothek war man bemüht, auch die im westlichen Teil Deutschlands erschienene Gewerkschaftsliteratur zu beschaffen.

1.16 In der Bestandsgeschichte der Bibliothek spiegeln sich als dominierende Tendenzen die Kontinuität ihres Sammelauftrages, aber auch politisch motivierte Veränderungen des ursprünglichen Konzepts und zeitweilig gravierende Einschnitte in ihre Zweckbestimmung. In der Regel ergaben sich derartige Veränderungen aus den vom Bundesvorstand des FDGB in Abständen von mehreren Jahren gefaßten Beschlüssen zur Entwicklung der Bibliothek. Charakteristisch für diese Beschlüsse ist, daß sie der Bibliothek Aufgaben zuordneten, die über die einer wissenschaftlichen Spezialbibliothek hinausgingen. Der spezielle Auftrag der Bibliothek, die Sammlung und Archivierung deutscher Gewerkschaftsliteratur, blieb davon unberührt und wurde nach einer mehrjährigen Klärung, erstmalig im Dezember 1953, im Zusammenhang mit der Aufgabe gestellt, die Zentralbibliothek zu einer wissenschaftlichen Bibliothek zu entwickeln.

1.17 Zu einem gravierenden Einschnitt in der Entwicklung des Bestandes kam es durch einen Beschluß vom Mai 1969, der vorsah, die Bibliothek in einem neuen Gebäude mit weniger Magazinfläche unterzubringen. Infolgedessen wurde nicht zum unmittelbaren Sammelgebiet gehörende Literatur ausgesondert, gleichzeitig wurden wichtige Vorhaben der Bestandserschließung unterbrochen. Im Juni 1972 wurde diese Entwicklung durch einen neuen Beschluß korrigiert, der aber keine einfache Fortsetzung vorheriger Arbeiten beabsichtigte. Neben inhaltlichen Vorgaben enthielt der Beschluß auch neue strukturelle Vorstellungen. Die Bibliothek bildete nun eine Struktureinheit mit dem Zentralarchiv des FDGB, unterhielt Zweigbibliotheken in mehreren Ostberliner Gewerkschaftshäusern sowie eine Arbeitsgruppe Information/Dokumentation und war methodisches Zentrum für die Gewerkschaftsbibliotheken in den Betrieben der DDR.

1.18 Die Vielfalt der sich aus dieser Struktur ergebenden Aufgaben wirkte sich tendenziell auf den Umfang und die Zusammensetzung des Bestandes aus. Bis 1989 war der Gesamtbestand auf ca. 180.000 katalogisierte Bde angewachsen, davon waren mehrere zehntausend für die aktuelle Literaturversorgung der Mitarbeiter in den Berliner Gewerkschaftshäusern bestimmt. Der jährliche Bestandszuwachs betrug bis 1989 etwa 4500 Bde, von denen dem Sammelauftrag entsprechend etwa 1000 archiviert wurden. Die Bestandsentwicklung in den Jahren 1989 bis 1992 war mit erheblichen Einschränkungen verbunden. Von einst fast 600 Abonnements für Periodika gab es 1992 nur noch 40 Titel. Neue Bücher konnten in dieser Zeit kaum gekauft werden, die Bestandsergänzung beruhte hauptsächlich auf Geschenken sowie den in dieser Zeit in großem Umfang übernommenen Büchersammlungen.

1.19 Von den bis 1990 in den Ostberliner Gewerkschaftshäusern existierenden Zweigbibliotheken wurden die für die Geschichte der Gewerkschaftsbewegung wichtigen Bestände beibehalten. Von den aufgelösten Vorständen und Leitungen des FDGB, von Gewerkschaftsschulen und anderen Einrichtungen erhielt die Bibliothek tausende von Büchern, Broschüren, Zeitungen und Zeitschriften, darunter viele bis dahin nicht im Bestand vorhandene Veröffentlichungen zur deutschen Sozial- und Gewerkschaftsgeschichte. Nach Umfang und Bedeutung hervorzuheben ist dabei die Sicherung wissenschaftlich und historisch relevanter Teile der 1991 aufgelösten Bibliothek der Hochschule der Gewerkschaften in Bernau. Übernommen wurden fast 30.000 Bde Monographien, 5000 Bde Periodika und Teile des Katalogsystems. Auch die bis 1991 in Bernau gepflegten Nachlaßbibliotheken von Theodor Leipart und Hermann Duncker gehören dazu. Bestandserhalt und -ergänzung in den Jahren 1989 bis 1992 erfolgten unter komplizierten äußeren Bedingungen: Bibliotheks- und Magazinräume befanden sich in einer umfassenden Rekonstruktion, fast 100.000 ausgelagerte Bde mußten zurückgeführt werden.

1.20 Charakteristisch für den Gesamtbestand ist u. a. die in der Aufbauphase der Bibliothek eingeführte getrennte Inventarisierung und Aufstellung der vor und nach 1945 erschienenen Literatur. Zu dem 60.000 Bde umfassenden Bestand der vor 1945 erschienenen Literatur gehören ca. 24.000 Monographien, vor allem gewerkschaftliche Veröffentlichungen, von denen viele nur noch in dieser Bibliothek vorhanden sind. Dazu zählen seltene Druckschriften zur deutschen und europäischen Sozialgeschichte und gewerkschaftspolitisch relevante Veröffentlichungen der deutschen Parteien, insbesondere der SPD und der KPD. Nahezu 16.000 Bde (1650 Titel) umfaßt der Bestand an Zeitungen, Zeitschriften und anderen Periodika der Gewerkschaftsverbände, Arbeiterparteien und weiterer politischer Bewegungen oder sozialer Organisationen. Zu den Besonderheiten des Bestandes gehört eine 20.000 Bde umfassende Sammlung von Kongreß- und Tagungsprotokollen, Geschäftsberichten, Jahrbüchern und Statuten von Organisationen der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Bibliothek des Verbundes

2.1 Der historische Bestand umfaßt 24.466 Titel; davon sind 23.122 Monographien und 1344 Zeitungen und Zeitschriften. Er wurde am Alphabetischen Katalog gezählt.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Für den Zeitraum 1501 bis 1600 sind 32 Monographien vorhanden, für 1601 bis 1700 110. Aus den Jahren 1701 bis 1800 besitzt die Bibliothek 1217 Monographien sowie 46 Zeitungen und Zeitschriften (insgesamt 1263 Titel). Der historische Bestand aus den Jahren 1801 bis 1900 umfaßt 21.472 Monographien und 1298 Periodika (insgesamt 22.770 Titel). Der Katalog verzeichnet 290 historische Titel, deren Erscheinungsjahr nicht ermittelt werden konnte.

2.3 76 Prozent der historischen Bestände sind in deutscher Sprache verfaßt. Die größte Zahl fremdsprachiger Titel konzentriert sich auf das 19. Jh (Arbeiterbewegung verschiedener Länder, Ausgaben der Schriften von Marx und Engels, von Marx und Engels benutzte Literatur). Aus dem 16. Jh sind 13 Schriften in lateinischer Sprache sowie ein niederländisches Werk vorhanden. Alle anderen fremdsprachigen Ausgaben setzen erst im 17. Jh ein. Für das 17. und 18. Jh liegen 106 lateinische Werke, 331 französische und 126 englische vor; für das 19. Jh 77 lateinische Werke, 2288 französische, 1824 englische und 323 Ausgaben in kyrillischer Schrift. Ferner sind 39 dänische Titel, 8 griechische, 217 italienische, 80 niederländische, 128 polnische, 18 schwedische, 49 spanische, 46 tschechische, 14 ungarische und 20 in weiteren europäischen Sprachen vorhanden.

Systematische Übersicht

2.4 Die systematische Übersicht lehnt sich an den seit Anfang der siebziger Jahre aufgebauten Sachkatalog an, der den gesamten Bestand nachweist. Die in der Bibliothek selbst entwickelte Gliederung des Kataloges spiegelt die Spezifik der Sammlung wider.

2.5 Im Katalogteil " Gesellschaftstheorien" (A) wurden 2926 Titel gezählt. Darunter befinden sich solche zu theoretischen Fragen, z. B. zur deutschen Philosophie (95 Titel), zur Politischen Ökonomie und Nationalökonomie (401) sowie zur Lehre Darwins (60). Auch findet sich Literatur zu Gesellschaftstheorien und Bewegungen wie Anarchismus und Bakunismus (195 Titel), Aufklärung (43), Proudhonismus (40), Utopischer Sozialismus (222) sowie zur Religion und Kirche in Deutschland (505). Über Staat und Staatstheorien sind 183 Titel vorhanden.

2.6 Innerhalb des Katalogteils " Arbeiterbewegung und Geschichte" (B) wurden unter Geschichtswissenschaft 43 Titel gezählt. Der Abschnitt Internationale Geschichte und Internationale Organisationen enthält 1034 historische Titel. Die Bibliothek hat eine umfangreiche Literatursammlung aus der Zeit der Revolution 1848/49 zusammengetragen: 1118 Titel, darunter 813 aus Deutschland (mit 186 Zeitungen und Zeitschriften), 118 aus Österreich, 62 aus Frankreich, 29 aus Polen und 43 aus Ungarn. Der Abschnitt verzeichnet 124 Titel zu den Befreiungskriegen, 29 zum 1. Mai, 17 zum Bund der Kommunisten (15 Monographien, 2 Periodika), 178 zur I. Internationale (darunter 10 Periodika), 90 zur II. Internationale (darunter 3 Periodika).

2.7 Im Abschnitt Deutsche Geschichte befinden sich 7580 historische Titel, davon sind 1344 Zeitungen und Zeitschriften. Über Verfassung, Recht, Justiz und Staat sind 660 Titel vorhanden. Regionale und örtliche Geschichte behandeln 525 Titel, Armee und Militärwesen 294, soziale Verhältnisse 423, Sozialpolitik 225 Titel. Der deutsche Bauernkrieg und die Reformation sind mit 56 Titeln vertreten, darunter 3 Werke von Luther aus den Jahren 1522 und 1525. Neben den 813 bereits bei der Revolution 1848/49 erwähnten Titeln stehen unter Vormärz weitere 171.

2.8 Unter den mit besonderer Aufmerksamkeit gesammelten Organisationen der Arbeiterbewegung ist der Allgemeine Deutsche Arbeiterverein mit 72 Titeln (8 Periodika) vertreten, der Verband Deutscher Arbeitervereine mit 12 (3 Periodika), die Sozialdemokratische Partei Deutschlands einschließlich der SDAP mit 863 (100 Periodika), die Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands mit 11. Von 22 Berufsgenossenschaften der Gewerkschaften sind 127 Titel vorhanden, zu den darunter vertretenen 18 Periodika gehört das nicht vollständige Exemplar der seltenen Zeitung der Deutschen Zigarrenarbeiter Der Botschafter. Dazu kommen noch 63 Titel, die sich allgemein mit der deutschen Gewerkschaftsbewegung befassen. Über Arbeiterbildungsvereine gibt es 32 Titel, die deutsche Genossenschaftsbewegung ist mit 93 Titeln vertreten, die Freireligiöse Bewegung mit 46.

2.9 Zur Geschichte weiterer Länder besitzt die Bibliothek 4810 historische Titel. Darunter sind 1514 Titel zur französischen Geschichte (Französische Revolution 241, Pariser Kommune 149), zu Großbritannien 911 (Genossenschaftsbewegung 125), zu Italien 171, zu Österreich 565, zu Polen 140, zur Schweiz 289, zur Tschechoslowakei 49, zu Ungarn 72, Rußland 355, zu den Vereinigten Staaten von Amerika 305. Aus den USA befindet sich ein Konvolut über das Gefängnissystem der Bundesstaaten aus den Jahren 1805 bis 1848 mit insgesamt 264 Berichten, Dokumenten u. ä. im Bestand.

2.10 Der Katalogteil " Weitere Fachgebiete" (C) enthält 348 historische Titel. Im Katalogteil " Schriften von und über Karl Marx, Friedrich Engels und W. I. Lenin" (D1) sind 248 Ausgaben der Schriften von Marx und Engels ausgewiesen; darunter Erstausgaben, erste oder frühe Übersetzungen und andere seltene Ausgaben. 16 Zeitungen und Zeitschriften sind vorhanden, an denen Marx und Engels mitgewirkt haben, so ein Exemplar der Neuen Rheinischen Zeitung. Des weiteren besitzt die Bibliothek 66 frühe Schriften über Marx und Engels. Vom Manifest der Kommunistischen Partei sind 31 Ausgaben vorhanden. Marx' Misère de la philosophie ist in 6 deutschen, je einer englischen und spanischen sowie in 4 verkürzten Ausgaben im Bestand. Neben der ersten bis vierten deutschen Ausgabe des Kapital sind je 5 englische und französische sowie je eine dänische und eine italienische Ausgabe vorhanden. Einige dieser Exemplare sind mit Widmungen oder mit Marginalien von Marx und Engels versehen.

2.11 Im Katalogabschnitt " Biographischer Katalog" (D2) befinden sich 1505 historische Titel. Unter formalen Kriterien im Katalogabschnitt D3 (Literatur universalen Inhalts) sind 1812 Titel erfaßt. Hier finden sich 221 Kalender, Almanache, Adreßbücher und Kataloge, 83 Lexika, 110 satirische Schriften sowie 158 Zeitschriftentitel, die als satirische Zeitschriften, Unterhaltungs- und Literaturzeitschriften eingestellt wurden.

2.12 In den gesondert aufgestellten persönlichen Bibliotheken von Otto Grotewohl (1894-1964), Karl Marx (1818-1883) und Friedrich Engels (1820-1895), Wilhelm Pieck (1876-1960), Walter Ulbricht (1893-1973), Clara Zetkin (1857-1933), außerdem der des polnischen Wissenschaftlers Henryk Grossmann (1881-1950) ist der Anteil der historischen Titel unterschiedlich. Das Verzeichnis der Bibliothek von Karl Marx und Friedrich Engels beinhaltet 952 Titel. In den vergangenen Jahren wurden 492 davon nach Moskau ausgelagert und sind in der Bibliothek nur noch als Kopien einzusehen; 428 Titel sind im Original vorhanden, 32 als Kopien aus anderen Standorten. Aus der Bibliothek Clara Zetkins besitzt die Bibliothek über 3000 Titel, etwa ein Viertel sind bis 1900 erschienen. In den Bibliotheken von Otto Grotewohl, Wilhelm Pieck und Walter Ulbricht ist die Zahl der bis 1900 erschienenen Titel minimal. Die Bibliothek Grossmann enthält 2320 Titel, davon etwa 10 Prozent bis 1900.

Sassenbach-Bibliothek

2.13 Der Umfang des historischen Buchbestandes wurde durch Auszählung der Eintragungen im Sachkatalog ermittelt. Mehrfacheintragungen wurden durch einen Vergleich mit den Inventarisierungslisten bei der Ermittlung der Gesamtzahlen berücksichtigt. Mehrfachexemplare wurden nicht gezählt, Periodika und mehrbändige Werke als ein Titel.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.14 Für den 180.000 Bde umfassenden Gesamtbestand wurden 3665 Titel ermittelt, die dem historischen Bestand zuzuordnen sind. Hinzu kommen 204 Periodika. Unter den 1990/91 übernommenen Beständen befinden sich nach einer Schätzung ca. 300 weitere vor 1900 erschienene Titel; für ca. 600 Titel konnte das Erscheinungsjahr nicht ermittelt werden. Für die Zeit vor 1800 wurde nur ein Titel ermittelt, der 1787 erschienene Entwurf eines allgemeinen Gesetzbuches für die Preußischen Staaten. Der Anteil fremdsprachiger Literatur beträgt 31 Titel, davon 13 in französischer, 14 in englischer und 4 in niederländischer Sprache.

Systematische Übersicht

2.15 Grundlage der Übersicht sind der Sachkatalog und weitere, in der Bibliothek selbst im Laufe der Jahre entwickelte Formen der Sacherschließung. Der Monographienbestand der Bibliothek ist vollständig im Sachkatalog erschlossen. Er beruht auf einer teilweise hierarchisch gegliederten Systematik, die in der Aufbauphase der Bibliothek in den fünfziger Jahren entwickelt wurde und sich sehr stark an der damals vorgefundenen Literatur orientierte. Die Gliederung der Sachgruppen geht vom Allgemeinen zum Besonderen, jedoch nicht im Sinne einer strengen Hierarchie der Wissensgebiete. In den entsprechenden Sachgruppen orientiert sich die Systematik an den Organisationen der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung und erleichtert so den Zugang zur Provenienz der Druckschriften.

2.16 Im Monographienbestand wurden 2364 historische Titel ermittelt. Den Sachgruppen " Werke von Marx und Engels" (A) sowie " Theorie und Geschichte des Sozialismus" (B) sind 159 Titel zuzuordnen. Davon sind 64 Titel im Katalog in die Gruppen " Stellung von Organisationen der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung zum Sozialismus" und " Kritik sozialistischer Theorien" eingeordnet. Die Sachgruppe " Arbeiterbewegung" (C) enthält 378 Titel. Davon betreffen 223 Titel die Geschichte der deutschen und 35 die Geschichte der Arbeiterparteien und Organisationen verschiedener europäischer Länder. 320 Titel wurden in der Gruppe " Gewerkschaftsbewegung" (D) festgestellt, zumeist Veröffentlichungen der unter Leitung der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands tätigen Gewerkschaftsverbände. Für den Verband der deutschen Gewerkvereine (Hirsch-Duncker) wurden 23 Titel registriert. Von den vor 1900 bestehenden Angestelltengewerkschaften besitzt die Bibliothek 10 Titel. Die christlichen Gewerkschaften sind mit 6 Titeln vertreten. 50 Titel liegen zur Gewerkschaftsbewegung anderer Länder sowie 15 Titel zu den Unternehmer- und Arbeitgeberverbänden vor.

2.17 Insgesamt 144 Titel umfaßt die Gruppe " Wirtschaft" (E), darunter 44 zur Wirtschaftsgeschichte und 54 zu Genossenschaftswesen, Handwerk und Gewerbe. Zur Geschichte von Staat, Recht und Politik (Sachgruppe F) sind 171 Titel vorhanden. In der Sachgruppe " Sozialpolitik, Soziologie" (G) wurden 923 Titel gezählt. Einen hohen Anteil in dieser Gruppe haben Veröffentlichungen zur sozialen Lage der Arbeitnehmer, zur Entwicklung ihrer Lohnverhältnisse sowie der Arbeits- und Lebensbedingungen (235); Geschichte der Sozialversicherung und anderer Sozialleistungen (144); Arbeitsverträge, Arbeitsordnungen, Betriebsvereinbarungen, Tarifordnungen und -verträge sowie Lohnvereinbarungen (76); Geschichte von Arbeitskämpfen und Streiks (68); Gesundheits- und Arbeitsschutz (79). Die Sachgruppe " Geschichte, Zeitgeschichte" (H) enthält 58 Titel, 22 davon zur deutschen Geschichte und 13 Titel zu der anderer europäischer Länder.

2.18 Die übrigen Sachgruppen weisen geringeren Altbestand auf: Gruppe " Bürgerliche Philosophie und Religion" (J) 46 Titel; Gruppe " Pädagogik" (K) 18; Gruppe " Kunst, Literatur, Sprachen, Sport" (L) 16; Gruppe " Mathematik und Naturwissenschaften" (P) 11; Gruppe " Erd-, Länder- und Völkerkunde" (Q) 3; Gruppe " Technik" (T) einen; und Gruppe " Bibliographien" (Y) 5 Titel. In der Gruppe Z sind 3 Nachschlagewerke und 115 statistische Veröffentlichungen vorhanden. Bei 36 Titeln der Gruppe " Belletristik" (R) handelt es sich um Veröffentlichungen aus der frühen proletarischen und sozialistischen Literatur.

2.19 Gesondert aufgestellt und erschlossen sind die Kongreß- und Tagungsprotokolle, Geschäftsberichte und Jahrbücher sowie Statuten von Organisationen der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung und anderer Organisationen. Für diesen Bestand wurden 1303 Titel ermittelt, 94 davon sind Statuten oder Satzungen. Mit 593 Titeln nehmen die unter der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands tätigen freien Gewerkschaften den größten Anteil ein. Davon entfallen 59 auf den Deutschen Metallarbeiter-Verband, 34 auf die Vorläufer oder spätere Gründungsverbände des Gesamtverbandes der Arbeitnehmer der öffentlichen Betriebe und des Personen- und Warenverkehrs, 124 auf den Graphischen Block und 53 auf den Deutschen Holzarbeiterverband. Für die vor 1900 bestehenden Gewerkschaften der Angestellten wurden 103 Titel gezählt, für den Verband der Deutschen Gewerkvereine (Hirsch-Duncker) 63. Von 153 Titeln zu ausländischen Gewerkschaften betreffen 95 die österreichischen und 35 die Schweizer. Im Bestand befinden sich 43 Titel zur internationalen Gewerkschaftsbewegung und zu den internationalen Berufssekretariaten.

2.20 Vorhanden sind 57 Titel zu den ausländischen Arbeiterparteien, 41 zur deutschen Sozialdemokratie, zum Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein oder zum Verband der deutschen Arbeitervereine. Übrige Arbeiterorganisationen, Arbeiterbildungsschulen sowie Krankenkassen, Knappschaftsvereine u. a. sind mit insgesamt 23 Titeln vertreten. Beim Bestand an Zeitungen, Zeitschriften, Mitteilungsblättern und anderen Periodika (204 Titel) handelt es sich in der Mehrzahl um Presseorgane der deutschen Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung. 14 Titel sind ausländische Periodika (Schweiz 3, Österreich 6; dazu 5 Titel in französischer Sprache).

2.21 Eine Besonderheit, die durch die Einordnung von Nachlässen in die Sassenbach-Stiftung entstanden ist, sind die bis 1991 an der Hochschule der Gewerkschaften in Bernau gepflegten Nachlaßbibliotheken. Dazu gehört die Privatbibliothek von Theodor Leipart (1867-1947), dem Vorsitzenden des ADGB. Von den aus seiner Bibliothek noch vorhandenen 569 Bdn sind 120 Titel dem Altbestand zuzuordnen. Auch die Privatbibliothek von Hermann Duncker (1874-1960), dem langjährigen Rektor der Gewerkschaftshochschule des FDGB, ist von Bedeutung. Archivalien und Bücher aus dem Nachlaß Dunckers wurden bis 1991 in Bernau in einer Gedenkstätte aufbewahrt und geschlossen von der Sassenbach-Stiftung übernommen. Etwa 5 Prozent der 4000 Bde umfassenden Bibliothek gehören zum Altbestand. Gesondert aufgestellt sind mehrere hundert Bände aus der Privatbibliothek von Johannes Sassenbach (1866-1940), die dieser 1929 dem Ortsausschuß des ADGB übereignet hatte. Ein Teil dieser Bibliothek war nach 1945 unter den geschilderten Umständen geborgen worden und ist am Exlibris zu erkennen. Darunter befindet sich ein hoher Anteil vor 1900 erschienener Gewerkschaftsliteratur.

3. KATALOGE

3.1 Allgemeine Kataloge

Bibliothek des Verbundes:

Alphabetischer Katalog bis Erscheinungsjahr 1975 [nach PI]

Alphabetischer Katalog ab Erscheinungsjahr 1976 [nach RAK]

Alphabetischer Katalog der Zeitungen und Zeitschriften

Alphabetischer Katalog der Zeitschriften- und Sammelbandauswertung

Sachkatalog

[nach eigenen Regeln; zugehörig: biographischer Katalog und Herausgeber- und Verlagskatalog]

Katalog des Lesesaal-Handbestandes

Sassenbach-Bibliothek:

Alphabetischer Katalog

[seit 1976 nach RAK; Nutzung der Ansetzung von Körperschaften, um die von Gewerkschaften herausgegebene oder initiierte Literatur zu erfassen]

Sachkatalog

[eigene Systematik; Beschreibung s. o. 2.15-2.18]

Alphabetischer Katalog der vor 1945 erschienenen Periodika

Alphabetischer Katalog der nach 1945 erschienenen Periodika

Schlagwortkatalog

[getrennt für vor und nach 1945 erschienene Literatur]

3.2 Sonderkataloge

Protokollkatalog [verzeichnet Protokolle, Geschäftsberichte, Statuten usw. nach ihrer Provenienz]

Herausgeberkatalog der Veröffentlichungen des gewerkschaftseigenen Tribüne-Verlages

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Die Altregistratur der Bibliotheken und das archivierte Schriftgut befinden sich im SED-Archiv und im FDGB-Archiv, Zentralarchiv, Bundesvorstand des FDGB. [Vorhanden sind außerdem mehrere von Mitarbeitern der Bibliotheken angefertigte Examens- und Diplomarbeiten. In Examensarbeiten an der Humboldt-Universität zu Berlin und an der Fachschule für wissenschaftliche Information und wissenschaftliches Bibliothekswesen sind Beschreibungen und Bibliographien weiterer Bestandskomplexe enthalten.]

4.2 Darstellungen

Becker, Fridlinde; Stroech, Jürgen: 40 Jahre Bibliothek des Instituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED 40 Jahre bibliographische Arbeit. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 103 (1989) Heft 1, S. 1-5

Benutzungsführer der Bibliothek des Instituts für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED. Berlin 1980

Die Bibliothek des Instituts für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der SED: ein Sammelband. Berlin 1969

Fischer, Rudolf: 20 Jahre Zentralbibliothek der Gewerkschaften. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 85 (1969) Heft 11, S. 668-672

Kuba, Karlheinz: Archiv und Bibliotheksbestände zur Gewerkschaftsgeschichte in der Johannes-Sassenbach-Stiftung. In: Internationale wissenschaftliche Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 27 (1991) Heft 1, S. 35-43

Peter, Heinz: 25 Jahre Zentralbibliothek der Gewerkschaften. In: Der Bibliothekar 28 (1974) Heft 2, S. 82-87

Skambraks, Ingrid: Die Bibliothek des Instituts für Marxismus-Leninismus beim Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 90 (1976) Heft 7, S. 315-321

Der Verbund Archiv/Bibliothek/Technische Werkstätten beim Parteivorstand der PDS. Hrsg. vom Verbund Archiv/Bibliothek/Technische Werkstätten beim Parteivorstand der PDS. Berlin 1992

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Bibliographie ausgewählter Buch- und Zeitschriftenliteratur zur Arbeiterbewegung. In: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung 11 (1969) Heft 3 33 (1991) Heft 6

Bibliographische Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung. Berlin

Heft 1: Sommer, Heinz: Im Zeichen der Solidarität: Bibliographie von Veröffentlichungen der Internationalen Arbeiterhilfe in Deutschland 1921-1933. 1986

Heft 2: Drescher, Helga; Groll, Lothar; Wolff, Edeltraud: Kommunistische Betriebs- und Branchenzeitungen in Groß-Berlin 1923-1933. 1987

Heft 3: Goldbeck, Dagmar: Veröffentlichungen der Roten Gewerkschaftsinternationale in Deutschland 1920-1933. 1987 H

eft 4 Hiemer, Karin: Die Novemberrevolution in Deutschland und die Gründung der KPD. 1988

eft 5: Kögler, Helga: Karl Liebknecht Rosa Luxemburg. 1988

Heft 6: Gast, Irina: Der Kongreß-Verlag 1948-1962. 1989

Heft 7: Menger, Anne: August Bebel. 1989

Heft 8: Kießhauer, Inge: Emil Ottocar Weller. 1990

Heft 9: Sommer, Heinz: Literatur der Roten Hilfe in Deutschland. 1991

Heft 10: Schick, Günter: Bibliographie deutschsprachiger Veröffentlichungen der " Verlagsgenossenschaft ausländischer Arbeiter in der UdSSR" Moskau, Leningrad. 1992

Dolatowski, Elrun: Kilometer Bücher in Regalen und dann? In: Mitteilungen aus dem Bundesarchiv 1 (1993) Heft 2, S. 76-78 Die Erstdrucke der Werke von Marx und Engels: Bibliographie der Einzelausgaben. Hrsg. vom Marx-Engels-Lenin-Stalin-Institut beim ZK der SED. Berlin 1955

Hädicke, Karl-Heinz: Der Parteiverlag der Kommunistischen Partei Deutschlands und der Verlag der Kommunistischen Internationale in Deutschland von 1919-1923. Diss. phil. Berlin 1974

Herting, Günter: Bibliographie zur Geschichte der Kommunistischen Internationale (1919-1943). Berlin 1960

Internationale Bibliographie der marxistischen Zeitschriftenliteratur. Berlin 1950-1959; ab 1960, Heft 3, erschienen in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung

Protokolle und Berichte der Zentralbibliothek der Gewerkschaften. Ein chronologisch gegliederter Bestandskatalog der Protokolle und Berichte der Arbeiter- und Gewerkschaftsorganisationen aus der Zeit vor 1945. Hrsg. von der Zentralbibliothek der Gewerkschaften. Teil 1-2. Berlin 1964

Stroech, Jürgen: Die illegale Presse. Leipzig 1979

Werchan, Inge: Ex Libris Karl Marx und Friedrich Engels: Schicksal und Verzeichnis einer Bibliothek. (Einleitung und Redaktion: Bruno Kaiser). Berlin 1967

Zeitungen und Zeitschriften der Zentralbibliothek der Gewerkschaften. Ein systematisch gegliederter Bestandskatalog der bis 1945 erschienenen periodischen Literatur. Hrsg. von der Zentralbibliothek der Gewerkschaften. Berlin 1959

Stand: März 1995

Barbara Kontny

Hans-Jürgen Voß

Jürgen Stroech


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.