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Archiv der Stadt Linz - Bibliothek

Adresse. Hauptstr. 1-5, Neues Rathaus, 4041 Linz [Karte]
Telefon. (0732) 7070-2970, -2971, -2972

Unterhaltsträger. Magistrat Linz
Funktionen. Amtsbibliothek des Magistrats; öffentlich zugängliche wissenschaftliche Bibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Geschichte, Stadtgeschichte, Austriaca. - 2. Besondere Sammelgebiete: Lincensia, Geschichte der Region Ob der Enns.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag und Donnerstag 8-12.30 Uhr und 13.30-17.30 Uhr, Dienstag, Mittwoch und Freitag 8-13 Uhr. - Leihverkehr: ÖLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für Benützer. Kopiergerät, Reader-Printer.
Hinweise für anreisende Benützer. Straßenbahnlinie 3 ab Hauptbahnhof bis Station Rudolfstraße-Neues Rathaus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Grundstock der Bibliothek geht auf die 1956 durch Schenkung an das Stadtarchiv gekommene Privatbibliothek des Linzer Heimatforschers Franz Xaver Bohdanowicz (1884-1962) zurück, die rund 2000 Bde umfaßte. Diese Sammlung wurde zunächst mit Dubletten aus der Linzer Stadtbibliothek und anderen wissenschaftlichen Linzer Bibliotheken, dann auch durch gezielten Ankauf einschlägiger alter und neuer Werke ausgebaut. Der Zeitschriftenbestand konnte vor allem durch Schriftentausch erweitert werden.

1.2 Nach Auflösung der Stadtbibliothek Linz im Jahre 1974 wurde deren Bestand an heimatkundlichem Schriftgut, Periodika, geschichtswissenschaftlichen Reihenwerken und einschlägigen Lexika in die Archivbibliothek integriert. Die Kalender- und Almanachsammlung des Kunsthändlers Anton Maximilian Pachinger (1864-1938) stellt seither einen der Sonderbestände der Bibliothek dar. 1967 erwarb das Archiv mit dem Nachlaß des Volksliedforschers Karl Magnus Klier (1892-1966) dessen bedeutende Lieder- und Gebetbuchsammlung. Die interessanteste und umfangreichste Vermehrung des Altbuchbestandes brachte jedoch die Linzer Kapuzinerbibliothek, die der Stadt Linz seit 1961 als Dauerleihgabe zur Verfügung steht und 1990 in die Obhut der Bibliothek des Archivs übergegangen ist.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Grundlage für die Ermittlung der Bestandszahlen war die Auszählung von 18.000 Titeln des Nominalkatalogs, der die Bestände der Archivbibliothek im engeren Sinn erschließt, für die getrennt aufgestellten Spezialsammlungen wurden die Sonderkataloge herangezogen.

2.2 Vom Gesamtbestand von derzeit rund 60.000 Bdn sind 6600 Titel vor 1900 erschienen. Zwei Drittel davon, sämtliche Inkunabeln und mehr als 90 Prozent des Bestandes vor 1800, tfallen auf den Sonderbestand Kapuzinerbibliothek. Die chronologische Aufschlüsselung einschließlich aller Sondersammlungen ergibt 32 Inkunabeln, 514 Titel des 16. Jhs, ca. 2070 des 17. Jhs, etwa 2150 des 18. Jhs und 1850 des 19. Jhs. Die Archivbibliothek setzt sich aus 10 Titeln des 16. Jhs, 42 des 17. Jhs, 128 des 18. Jhs und 1496 des 19. Jhs zusammen.

2.3 Mit 3130 Titeln liegt knapp die Hälfte dieses Bestandes (47 Prozent) in lateinischer Sprache vor (32 Inkunabeln, 449 Titel aus dem 16. Jh, 1480 aus dem 17. Jh, 1150 aus dem 18. Jh und 19 aus dem 19. Jh), was auf den großen Anteil der theologischen Schriften aus der Kapuzinerbibliothek zurückzuführen ist. Von den 3360 Werken in deutscher Sprache sind 68 aus dem 16. Jh, 550 aus dem 17. Jh, 945 aus dem 18. und 1798 aus dem 19. Jh. Bei den restlichen ca. 2 Prozent des Bestandes handelt es sich um mehrsprachige Wörterbücher und einen kleinen Bestand an Reiseliteratur in italienischer und französischer Sprache. Die Bücher in der eigentlichen Archivbibliothek sind mit Ausnahme von 2 Prozent lateinischen Texten ausschließlich deutsch. Archiv der Stadt Linz

Systematische Übersicht

2.4 Die Archivbibliothek mit 1676 Titeln vor 1900 ist nach dem Numerus-currens-Prinzip geordnet, nur Lincensia, Nachschlagewerke und Zeitschriften bilden systematische Aufstellungsgruppen. Inhaltlich dominiert Literatur zur Aufbereitung der Archivalien und historischen Erforschung der Region: 293 Titel (17 Prozent) sind Schriften zur oberösterreichischen und österreichischen Landeskunde, 175 Titel (10 Prozent) Lincensia, 255 Werke behandeln allgemeine und österreichische Geschichte sowie die Geschichte der österreichischen Bundesländer. Weiters sind 130 Titel (8 Prozent) zur Städtegeschichte, 175 Quellenpublikationen einschließlich gedruckter Gesetze und Verordnungen, 100 Biographien und 35 Titel zu Numismatik, Heraldik und Genealogie vorhanden. 85 Werke (5 Prozent) liegen zu Verfassung und Verwaltung sowie zu Wirtschaft, Sozialem und Verkehr vor. Die 150 Titel zur Religion setzen sich aus Kirchengeschichte, Gebetbüchern, Erbauungsschriften und Predigten zusammen. 117 Publikationen über Kunst und Kultur, 33 Titel über Literatur, 9 Kartenwerke und Atlanten und 90 Titel (5 Prozent) an allgemeinen Nachschlagewerken und Schematismen ergänzen den Bestand. Dazu kommen 24 Titel an Zeitungen und Zeitschriften, darunter die Linzer Zeitung ab 1707.

Sondersammlungen

Kapuzinerbibliothek

2.5 Den Sonderbestand Kapuzinerbibliothek mit annähernd 4500 Titeln des 16. bis 18. Jhs (s. o. 2.2) und 32 Inkunabeln erschließt ein gedruckter, auf Aufzeichnungen seit 1731 fußender Katalog nach 25 Sachgruppen, die die ursprüngliche Aufstellung der Bibliothek widerspiegeln. Als Klosterbibliothek besteht die Sammlung vornehmlich aus theologischen Werken: 3400 Titel, zwei Drittel davon in Latein, sind nach 15 Gruppen theologischer Literatur unterschieden, rund 1000 Bücher weisen die 10 Gruppen anderer Wissensgebiete auf. Auch die Inkunabeln sind vor allem theologische Texte, z. B. Landulfus Cartusiensis' In meditationes vite Christi (Venedig 1498) und Leonardus de Utinos Sermones aurei de sanctis (Ulm: Johann Zainer 1475). Die häufigsten Druckorte sind Venedig (6 Titel), Basel und Straßburg (je 3 Titel) sowie Nürnberg (2 Titel).

2.6 Zwei Gruppen der theologischen Literatur mit insgesamt 281 Titeln sind der Bibel und ihrer Auslegung gewidmet, eine den Schriften der Kirchenväter (82 Titel). Mit 800 Titeln, 525 davon in deutscher Sprache, ist die Predigtliteratur am zahlreichsten vertreten. Darunter befinden sich sowohl die meisten Inkunabeln als auch die größte Anzahl deutschsprachiger Werke des 17. und 18. Jhs. Bei den 249 Titeln zur Spekulativen Theologie handelt es sich überwiegend um Disputationen theologischer Thesen. Zur Moraltheologie und Kasuistik sind 249 Werke, zur Kontroverstheologie 369 Titel vorhanden. Weitere Gruppen bilden 111 Missale und Breviere, 203 Abhandlungen zur Kanonistik (einschließlich Indizes verbotener Bücher), 239 Titel zur Heiligenverehrung und Kirchengeschichte und 67 Schriften über Ordensregeln. Die Gruppe der Libri Spirituales ist mit 459 Titeln die zweitgrößte. Dazu kommen noch 150 Meditationsbücher, 45 Schriften über den Beistand für Kranke und Vorbereitung auf den Tod sowie 100 Gebetbücher.

2.7 Rund 1000 Titel in den nicht-theologischen Sachgruppen verteilen sich auf Rechtswissenschaft (179), Politik (72, vor allem des 17. und 18. Jhs), Geschichte (230), Philosophie (174), Medizin (38), Astronomie, Mathematik und Musik (39), Rhetorik, Dichtkunst und Sprachkunde (169). 81 Wörterbücher des 16. bis 18. Jhs betreffen die Sprachen Latein, Griechisch, Hebräisch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Ungarisch und Böhmisch. Insgesamt 11 Titel liegen zu den Gruppen Mechanik, Architektur, Garten- und Feldbau sowie Jagd vor. 40 Titel, die in anderen Themenbereichen nicht untergebracht werden konnten, sind unter Miscellani zusammengefaßt.

Kalender und Almanache

2.8 Die Sammlung (238 Werke) besteht aus einem Objekt des 16. Jhs (Paulus Fabricius' Schreibkalender Auff das Jahr nach der Geburt Christi unsers Säligmachers 1573), 3 Titeln aus dem 17. Jh, 51 aus dem 18. Jh und 183 aus dem 19. Jh. 220 Texte sind deutsch, 14 französisch, 3 italienisch, einer ist ungarisch.

Gebet- und Liederbücher

2.9 Die Sammlung umfaßt 464 Bde, wovon 238 Titel vor 1900 erschienen sind. Von 100 Gebetbüchern stammen 6 aus dem 17. Jh, 36 aus dem 18. Jh und 58 aus dem 19. Jh. Unter 89 Büchern mit geistlichen Liedern befinden sich 22 des 18. Jhs; von den 48 anderen Liederbüchern sind 2 im 18. Jh erschienen. Erwähnung verdienen die Geistlichen Psalmen, Hymni, Lieder und Gebet von Martin Luther (Nürnberg 1639), das Priviligirte Ordentliche und vermehrte Dreßdnische Gesang-Buch (Dresden, Leipzig 1747) und die Volkslieder von Heinrich Bothe (Berlin 1795).

3.KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Nominalkatalog und Schlagwortkatalog

[Zettelkataloge nach PI, erfassen Bestand der Archivbibliothek bis 1985, EDV-Speicherung der Bestände]

Zeitschriftenbestände sind in der Österreichischen Zeitschriftendatenbank nachgewiesen. Historische Bestände sind auch im Zentralkatalog der wissenschaftlichen Bibliotheken Oberösterreichs erfaßt.

3.2 Moderne Sonderkataloge

Die Bibliothek des Linzer Kapuzinerklosters St. Matthias. Der handschriftliche Katalog von 1731. Hrsg. von Herbert Paulhart und Johann Voglsam. Linz 1968-1971

[Systematischer Katalog als bearbeiteter Neudruck auf der Grundlage des hschr. Bandkatalogs von 1731]

Nominalkatalog der Kalender- und Almanachsammlung [alphabetischer Zettelkatalog]

Liste der Gebet- und Liederbuchsammlung

[mschr. alphabetische Bücherliste]

3.3 Historischer Katalog

Index varius librorum Lincii in conventu Divi Mathiae in vinea vocatu seu Catalogus omnium et singulorum librorum in bibliotheca et cellis familiae Lincensis ad S. Mathiam existentium. [hschr. Katalog der Kapuzinerbibliothek von 1731, s. u. 3.3]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Leisch, Peter: Die Geschichte der Stadtbibliothek Linz. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz (1986) S. 169-216

Mayrhofer, Fritz: Wozu Archivbibliotheken? Das Bibliotheksproblem gesehen aus der Sicht eines städtischen Archivs. In: Scrinium 3 (1970) S. 31-36

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Paulhart, Herbert: Studien zur Bibliothek der Linzer Kapuziner zu St. Matthias. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz (1985) S. 365-373

Wacha, Georg: Predigtsammelbände der Linzer Kapuzinerbibliothek. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz (1964) S. 131-191

Stand: November 1991

Maximilian Schimböck


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.