FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Augustinerbibliothek

Adresse. Klostergasse 10, 97702 Münnerstadt [Karte]
Postadresse. Bibliotheca Augustiniana (BADA), Dominikanerplatz 4, 97070 Würzburg
Telefon. (0931) 3097-308
Telefax. (0931) 3097-304
E-Mail. bibliothek.mue@augustiner.de
Internet. www.augustinerbibliothek-muennerstadt.de

Unterhaltsträger. Bayerisch-Deutsche Augustinerordensprovinz
Funktion. Klosterbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie, Religion, Profanwissenschaften. 2. Besondere Sammelgebiete: Franconica.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Anfragen zu den Beständen und zur Benutzung können an die Bibliotheca Augustiniana - Forschungsbibliothek der Deutschen Augustiner (BADA) in Würzburg gerichtet werden. Keine festen Öffnungszeiten.
Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopierer, Scanner, W-LAN.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Bahnstrecke Schweinfurt-Münnerstadt-Erfurt. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 5 Minuten). A 71, Ausfahrt Münnerstadt; B 287 über Bad Kissingen.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Seit Gründung des Klosters im Jahre 1279 wurden die notwendigen Bücher für Gottesdienst, Chorgebet (Psalterien) und Bibelstudium erworben; später kam ein Grundbestand an theologischen Werken dazu. Im 16. Jh entstand ein gemauertes Gewölbe als " Liberey". Ab 1652 sind Zugänge aus der Bibliothek des Magisters Johannes Heinckelius (Pfarrer von Poppenlauer, später von Wermerichshausen) zu verzeichnen: 7 Inkunabeln, Frühdrucke und weitere Raritäten. Seit der Übernahme des 1600 gegründeten Gymnasiums durch die Augustiner im Jahre 1685 wuchs die Bibliothek durch bedeutende Neuerwerbungen theologischer und philosophischer Standardwerke, dazu natürlich lateinischer und griechischer Autoren für den Gymnasialunterricht. 1703 wurde ein eigener Bibliotheksraum errichtet. Bedeutenden Zuwachs erhielt die Bibliothek durch den langjährigen Gymnasialrektor, Pädagogen und Dichter Prof. Possidius Zitter (1723-1802) aus Bad Neustadt. Im 19. Jh wurde durch P. Clemens Hutter ein handgeschriebener Bücherkatalog angelegt.

1.2 In der langen Amtszeit (1915-1947) von P. Matthäus Zimmermann (1873-1958) entstand in den Jahren 1932/33 der heutige Bibliotheksbau. P. Zimmermann vermehrte den Buchbestand vor allem durch mathematische und naturwissenschaftliche Werke. Unter ihm und seinen Nachfolgern P. Fakundus Gerlach († 1970) und P. Matthias Heim († 1976) entstanden neue Kataloge in Karteiform: Auto ren-, Stichwort- und Standortkatalog. Durch Eingliederung der Bücher von aufgegebenen Klöstern (Fribourg/Schweiz, Bielefeld) wuchs der Bestand auf ca. 80.000 Bde an.

1.3 Die Augustinerbibliothek Münnerstadt ist nicht organisch gewachsen oder systematisch aufgebaut, sondern das Ergebnis von Käufen, Erbschaften und Vermächtnissen. Sie ist ein Spiegelbild der geistigen Interessen sowie der religiösen und pädagogischen Arbeitsbereiche der Münnerstädter Augustiner.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von ca. 80.000 Bdn entfallen ca. 3000 Bde auf den Bestand vor 1800.

2.2 Im Vorraum der Bibliothek sind seit 1979 separat untergebracht: 429 Hss. vom Mittelalter bis zum 20. Jh; 67 Inkunabeln; 95 Frühdrucke (1501-1530); 83 Rara ( z. B. Erstdrucke, Raubdrucke). Im Hauptraum der Bibliothek sind auf der Südseite die Bücher zur Theologie aufgestellt, auf der Nordseite stehen die Sprachen, die Naturwissenschaften, Philosophie, Musik und Kunst.

2.3 Der theologische Bestand gliedert sich in die Fächer Heilige Schrift, Patristik ( u. a. 21 Kirchenväter-Ausgaben zwischen 1535 und 1710 aus Basel, Paris, Köln, Löwen und Frankfurt), Exegese, Kirchengeschichte, Kirchenrecht, Dogmatik, Moraltheologie, Pastoraltheologie, Katechetik, Homiletik, Liturgik und Kirchenmusik. Der profanwissenschaftliche Bestand umfaßt die Fächer Philosophie, Pädagogik, Lateinische Sprache, Griechische Sprache, Italienische und Spanische Sprache, Geschichte, Naturwissenschaften, Mathematik und Physik, Kunst sowie Periodika. Außerdem sind zahlreiche geographische Karten des 18. bis 20. Jhs und ein Bestand an Franconica vorhanden.

2.4 Die 67 Inkunabeln umfassen antike Autoren (Aristoteles, Cicero, Vergil, einzelne Titel zur Astronomie) sowie Reisebeschreibungen (Marco Polo, John Mandeville), überwiegend jedoch theologische Autoren des Mittelalters ( z. B. aus dem Augustinerorden Jordanus de Quedlinburg, Gottschalk Hollen, Hermannus de Schildiz). Bis auf einen Seligen und nutzlichen deutschen Psalter (Leipzig: Martin Landsberg 1491?) sind alle Werke lateinisch oder griechisch-lateinisch. Hauptsächliche Druckorte sind Nürnberg, Straßburg, Venedig und Köln. Unter den Frühdrucken sind erwähnenswert 2 Sammelbände mit 60 Reformationsflugschriften, davon 27 von Luther.

2.5 Die Rarasammlung wurde angelegt für Werke mit schönen Einbänden, Kupferstichen, interessanten Exlibris sowie inhaltlichen oder druckgeschichtlichen Besonderheiten. Vorhanden sind 2 Sammelbände mit 45 vorwiegend theologischen Dissertationen des 18. Jhs aus Erfurt, Freiburg, Halle, Heidelberg, Leipzig, Mainz, Salzburg, Wittenberg und Würzburg, ferner 14 Kontroversschriften aus der Mitte des 18. Jhs, überwiegend von Franciscus Neumayr, und ein Cantuale Augustiniano-Romanum (Konstanz 1736) für den Choralgesang in den Klöstern der rheinisch-schwäbischen Augustinerprovinz. Zu den Rariora zählen auch einige Erstausgaben von Goethe und Schiller. Originaleinband und zahlreiche Kupferstiche weisen Dioskurides' De medicinali materia libri sex (Frankfurt 1549) und Georg Agricolas Vom Bergwerk (Basel 1537) auf; letzteres Werk enthält zudem umfangreiche handschriftliche Notizen des Münnerstädter Salzsieders Jobst Deicnn (16. Jh).

3. KATALOGE

Verfasserkatalog [in Zettelform, nach hauseigenen Regeln]

Stichwortkatalog [in Zettelform]

Standortkatalog [in Zettelform]

Kataloge zu den Inkunabeln, Frühdrucken, Rara und Handschriften [maschinenschriftlich, 1979 angefertigt]

Bandkataloge [19. Jh.]

Die Bestände sind weder im Bibliotheksverbund Bayern (BVB) noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.
Die elektronische Katalogisierung ist angelaufen (Musikalien, Handschriften, Drucke des 16.-18. Jhs.) bzw. in Vorbereitung.

4. DARSTELLUNGEN ZUR BIBLIOTHEKSGESCHICHTE

Decke-Cornill, Renate: Repertorium bibliotheksgeschichtlicher Quellen, Wiesbaden 1992, 96.

Merz, Johannes: Franziskanische Bibliothekstradition in Franken jenseits der Säkularisation, in: J. Merz/ N. Willner (Hrsg.), Kirchliche Buchbestände als Quelle der Kulturgeschichte, Würzburg 2010, 77-83, bes. 78.

Körner, Hans-Michael: Das katholische Schulwesen, in: M. Spindler/A. Kraus (Hrsg.), Handbuch der Bayerischen Geschichte III/1, München, 3. Aufl. 1997, 1216-1249, bes. 1226-1233.

Zumkeller, Adolar: Ein bedeutender Münnerstädter Schulmann und Gelehrter des 18. Jahrhunderts – P. Possidius Zitter O.S.A., in: H. Fügert (Red.), 325 Jahre Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium Münnerstadt (1660-1985), Münnerstadt 1985, 45-70.

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Beckmann, Thomas: Das Schultheater am Gymnasium in Münnerstadt, in: 300 Jahre Humanistisches Gymnasium Münnerstadt, hrsg. Humanistisches Gymnasium Münnerstadt, Bad Königshofen [1960], 78-96.

Eckermann, Willigis/Krümmel, Achim: Johann Alfons Abert (1840-1905). Ein unbekannter Augustinusübersetzer aus dem 19. Jahrhundert, Würzburg 1993.

Kunzelmann, Adalbero: Ein interessantes Fragment einer Neumenhandschrift in der Bibliothek des Gymnasiums Münnerstadt, Musica sacra 10 (1933) 225-227.

Rugel, Leonhard: Der berühmte Salzsieder Jobst Deichmann und seine Notizen, Die Mainlande 20 (1969) Nr. 14-15.

Schröder, E.: Ein alemannisches Predigtfragment: dom. VIII p. pent., Zeitschrift für deutsches Alterthum und deutsche Literatur 66 (1929) 31f.

Wernicke, Michael: Schultheater in Münnerstadt: ”Das Muttersöhnlein”, in: S. Ledermann (Red.), 350 Jahre Johann-Philipp-von-Schönborn-Gymnasium Münnerstadt (1660-2010), Münnerstadt [2010] 136-146.

Zumkeller, Adolar: Die Bibliothek des 700jährigen Augustinerklosters Sankt Michael in Münnerstadt. Ein Blick in ihre Handschriften und alten Drucke. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 41 (1979) S. 151-168 [zur Geschichte der Bibliothek S. 151-154]

Zumkeller, Adolar: Unbekannte Schätze der Münnerstädter Augustinerbibliothek. In: Cor unum 37 (1979) S. 65-67

Stand: Juli 1994
P. Ottokar Pfeuffer OSA

Aktualisiert: Februar 2015
Carolin Oser-Grote


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.