FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
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Bibliothek der Benediktinerabtei Grüssau

Adresse. Lindenplatz 7, 74206 Bad Wimpfen, [Karte]
Postfach 160, 74200 Bad Wimpfen
Telefon. (07063) 7075
Telefax. (07063) 97 04 33
Bibliothekssigel. <AKThB 82>

Unterhaltsträger. Benediktinerabtei Grüssau
Funktion. Ordensbibliothek.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie, Philosophie, Geschichte. 2. Besondere Sammelgebiete: Englische Kirchengeschichte, Benediktusregeln, Augustinus'Confessiones.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung bei Bibliothekar Pater Odo Kiefer OSB erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof (Bahnstrecke Heidelberg-Heilbronn). A 6, Ausfahrt Neckarsulm oder Bad Rappenau; A 81, Ausfahrt Neuenstein, über Bad Friedrichshall nach Bad Wimpfen.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Bad Wimpfen erhielt 620 die erste, St. Peter geweihte Kirche. Für sie wurde um 965 durch den Wormser Bischof Hanno ein Kollegiat-Stift gegründet. Die heutige, frühgotische Kirche wurde mit dem Kreuzgang 1269 bis 1274 erbaut und zeigt Straßburger Einflüsse. 1803 fiel das geistliche Stift der Säkularisierung zum Opfer. Vom Umfang und Verbleib der damaligen Bibliothek ist nichts bekannt. 1947 begannen aus Grüssau in Schlesien vertriebene Benediktiner das Stift neu zu besiedeln, indem sie die Hallen am Kreuzgang als Räume für das Kloster ausbauten. Bis 1963 war ihre Bibliothek derart gewachsen, daß sie für die Buchbestände ein modernes Magazin einrichteten. 1989 umfaßte der Bestand etwa 19.000 Titel in ca. 30.000 Bdn.

1.2 Die Entstehung und der Zuschnitt der Bibliothek erklären sich durch die Lebensgeschichte des Gründerabtes und Bibliotheksförderers Albert Schmitt (1894-1970). Er wurde als Novize von Beuron nach Erdington bei Birmingham geschickt und von dort 1919 zusammen mit den deutschen Konventualen ausgewiesen. Der Konvent zog 1922 nach Weingarten und besiedelte das dortige, seit der Säkularisation verwaiste Kloster. Pater Albert Schmitt jedoch sollte in Grüssau am Riesengebirge dem Konvent aushelfen, der aus dem Kloster Emaus in Prag vor Nationalisten geflohen war. Schmitt wurde in Grüssau 1924 zum Abt gewählt. Er stellte wirksame Verbindungen zu den Vereinen schlesischer Edelleute und zu den Malteserrittern her, die ihn bei seinen Aufbauarbeiten entscheidend unterstützten, so auch wieder, als er nach der Vertreibung des Konventes in den Jahren 1940 bis 1946 nocls neu 1947 in Bad Wimpfen anfing, Heim und Bibliothek für den Konvent zu schaffen.

1.3 Vom Grüssauer Bestand wurde nur eine als Dublette ausgeliehene Migne-Patrologie gerettet. Die Abteien der Beuroner Benediktinerkongregation Beuron, Maria Laach und Neresheim - stifteten Dubletten als Grundstock für die Bibliothek. Abt Albert konnte um 1960 die Buchbestände des aufgelösten Priesterseminars Maria Rosenberg bei Trier übernehmen. Etwa 1975 erhielt er die Genegung, die Kapitelsbibliothek Neckarsulm mit wertvollen Altbeständen dem Buchbestand des Klosters einzugliedern. Die Adelsvereine unterstützten den Abt beim Bucherwerb. Sondersammlungen weisen auf spezielle Arbeitsgebiete und Interessen des Abtes, u. a. Augustinus-Drucke (ca. 130 Drucke seiner Confessiones), etwa 100 Drucke der Benediktinerregel (darunter 6 Inkunabeln und verschiedene Rara aus dem 16. und 17. Jh) und Schrifttum des Kardinals John Henry Newman, sowie andere englischsprachige Literatur, speziell zur Geschichte und Theologie. Gegenwärtig wird die Bibliothek neben Neuanschaffungen durch Bücherspenden, Vermächtnisse und Tausch vermehrt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die erwähnten Sondersammlungen (Augustinus und Benediktus-Regeln) waren nicht zugänglich. Sie sind in der Bestandsbeschreibung nicht berücksichtigt. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 19.000 Titeln wurden insgesamt 3490 Titel historischen Buchbestandes erfaßt, davon 43 aus dem 16. Jh, 56 aus dem 17. Jh, 642 aus dem 18. Jh, 675 aus der ersten Hälfte und 2074 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Benediktinerabtei Grüssau

2.3 Die meisten Werke (2812) sind in deutscher Sprache (4 aus dem 16. Jh, 324 aus dem 18. Jh und 2484 aus dem 19. Jh). Von 551 lateinischen Titeln stammen 294 aus dem 18. Jh, 56 aus dem 17. Jh und 37 aus dem 16. Jh. Dazu kommen 48 englische, 45 französische, 19 italienische und 15 Titel in sonstigen Sprachen. Systematische Übersicht

2.4 Die Alte Abteilung, gesondert aufgestellt, faßt die vor 1800 erschienenen Titel zusammen, die nicht im Magazin der Arbeitsbibliothek eingeordnet sind: insgesamt 648 Titel, darunter je 40 aus dem 16. und 17. Jh, 548 aus dem 18. Jh und 25 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs. 320 Titel sind - vorwiegend im 18. Jh - deutsch (4 davon aus dem 16. Jh), 310 lateinisch (darunter 36 aus dem 16. Jh und 40 aus dem 17. Jh), 11 französisch (18. Jh) und 5 in sonstigen Sprachen. Die Abteilung umfaßt Ausgaben von mehr als 10 Kirchenvätern aus dem Anfang des 16. Jhs, meist Baseler Drucke (Froben), Einzelschriften der Kirchenväter, außerdem Kirchengeschichtswerke, z. B. von Fleuri (ab 1758), Konzilsgeschichte, exegetisches Schrifttum wie Psalmenkommentare, Predigtsammlungen, Werke zur Architektur, Ausgaben des Corpus iuris canonici und des Corpus iuris civilis, Wörterbücher, antike Schriftsteller, Geographisches u. a. Zahlreiche Werke stammen aus der Kapitelsbibliothek Neckarsulm.

2.5 Aus den Sachgruppen Biblica und Exegetica wurden 220 Titel ermittelt, davon 16 vor 1800, 39 aus der ersten Hälfte und 165 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs; 167 in deutscher Sprache, 35 in lateinischer (11 vor 1800) und je 5 in hebräischer und griechischer Sprache. Zum Bestand gehören Bibelausgaben (z. B. ein viersprachiges Neues Testament, Leipzig 1713), Vulgata-Ausgaben (z. B. von Joseph Franz Allioli um 1850, eine Vulgata mit zusätzlichem deutschen Text), eine arabische Bibelübersetzung von 1811, Biblische Lexika, Wörterbücher, Kommentare (namentlich von Augustinus Calmet OSB um 1770), Konkordien, Konkordanzen, Werke zur Einleitungswissenschaft und Leben-Jesu-Forschung.

2.6 Die Philologica umfassen 70 Titel, großenteils aus dem 19. Jh und deutsch, darunter Wörterbücher aus dem 18. Jh, so das lateinisch-belgische Lexikon von Samuel Piticus (1771) und die Syrische Sprachlehre von Friedrich Wilhelm Herzel (1788). Patrologische Titel wurden 66 gezählt, davon 8 vor 1800, außerdem Mignes Patres graeci et latini sowie ältere Väterausgaben wie Anselm, Augustinus, Chrysostomus (Verona 1529) und Optatus Afrus (Paris 1700).

2.7 Zu den Liturgica gehören 235 Titel, davon 12 vor 1800, 148 in deutscher und 80 in lateinischer Sprache. Die Abteilung enthält u. a. Werke zur Liturgik und Liturgiegeschichte, liturgische Gebrauchsbücher, darunter Breviere verschiedener Orden und Martyrologien (von Molanus 1568 und 1607). Provenienzen weisen auf die Kapitelsbibliothek Neckarsulm, das Priesterseminar Maria Rosenberg, dessen Bibliothek die Wimpfener nach seiner Aufhebung übernahmen, das Landkapitel Riedlingen, die Karmeliter Ravensburg (1787) und die Bischöfliche Kanzlei Mainz.

2.8 In den Sachgruppen Dogmatica, Ecclesiologica und Mariologica wurden 205 Titel gezählt, davon 5 aus dem 18. Jh, 187 in deutscher und 18 in lateinischer Sprache. Dazu gehören u. a. Ausgaben der Werke Thomas von Aquins, Lehrbücher, Werke zur Dogmengeschichte, Beichtlehre, Unfehlbarkeit, Jesuitenfrage und Sakramentenlehre, ferner Marienandachten, Darstellungen des Marienlebens sowie Lourdes-Schrifttum und eine Sammlung von kontroverstheologischen Werken aus der ersten Hälfte des 19. Jhs aus der Kapitelsbibliothek Neckarsulm.

2.9 In der Abteilung Theologia universalis stammen 2 Titel aus der Zeit vor 1800 und 91 aus dem 19. Jh, sämtlich in deutscher Sprache. Die 56 Titel der Theologia moralis stammen bis auf 3 aus dem 19. Jh (6 lateinische Titel). Die Abteilung Theologia pastoralis umfaßt insgesamt 114 Titel, davon 2 aus dem 18. Jh und 112 aus dem 19. Jh (41 vor 1850), u. a. Lehrbücher und Werke zur (Kranken-)Seelsorge, zur Beichtlehre, zu Ehe und Mischehe, zum Zölibat, zum Priestermangel und zur Priesterreform um 1810. Auch evangelische pastoraltheologische Literatur ist vorhanden.

2.10 Von 179 katechetischen und pädagogischen Titeln stammen 7 aus dem 18. Jh und 39 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, u. a. pädagogische Lehrbücher und Nachschlagewerke. In der Sachgruppe Ascetica stehen 220 Titel aus dem 19. Jh (40 Titel vor 1850) und 6 aus der Zeit vor 1800. Die Abteilung enthält u. a. Betrachtungen zum Leben Jesu, zum Sakrament, ferner geistliche Übungen, namentlich für Priester, dazu Exerzitien und Andachtsbücher verschiedener Art. An Autoren sind u. a. Thomas von Kempen, Franz von Sales, Fénelon und Wessenberg vertreten.

2.11 Von 230 Titeln zur Kirchengeschichte sind 84 in der ersten Hälfte des 19. Jhs und 8 vor 1800 erschienen. Vorhanden sind u. a. die Annales ecclesiastici von Baronius, Haucks Kirchengeschichte Deutschlands, außerdem Titel zur Konzils- und Reformationsgeschichte, zur europäischen Kirchengeschichte (England, Frankreich, Irland, Polen usw.) sowie Monographien zu den Konkordaten im 19. Jh. Zahlreiche Bücher dieser Abteilung stammen aus der Kapitelsbibliothek Neckarsulm.

2.12 Die Abteilung Monastica umfaßt 100 Titel, davon 17 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs, 11 aus dem 18. Jh und 4 aus dem 17. Jh. An Sprachen sind Deutsch (48), Latein und Englisch (je 15), Französisch (14) und Italienisch (8) vertreten. Vorhanden sind z. B. Stefan Reitbergers Chronica Monasterii Scheim (1623), Placentinos Monasterium Cassinensis (1630) und Filippo Maria da Napolis Vita di San Romoaldo (1716). Zur Benediktusregel sind 37 Werke aus dem 19. Jh und 5 aus der Zeit vor 1800 vorhanden (u. a. eine portugiesische Ausgabe von 1590). Die Sachgruppen Hagiographica und Historia pontificum enthalten zusammen rund 100 Titel, fast ausschließlich aus dem 19. Jh und in deutscher Sprache.

2.13 Zur Historia profana gehören 148 Titel, davon 52 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs und 5 aus dem 18. Jh. Unter Biographica sind 167 Titel zusammengefaßt, davon 25 aus der ersten Hälfte des 19. Jhs und 2 aus dem 18. Jh, vornehmlich Biographien von Theologen, kirchlichen Würdenträgern und Adligen.

2.14 Von 105 Titeln zum kanonischen und Zivilrecht stammen 4 aus dem 17. Jh, 8 aus dem 18. Jh, 21 aus der ersten Hälfte und 72 aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Zum Bestand gehören Ausgaben des Corpus iuris canonici (ab 1695) und Corpus iuris civilis (ab 1705), dazu päpstliche Dekretalien und andere Quellenschriften sowie Lehrbücher.

2.15 Philosophisches Schrifttum ist mit 100 Titeln vertreten, außerdem sind 75 enzyklopädische Werke aus dem 19. Jh und 210 Titel Geographica, Regionalica, Silesiaca vorhanden. Häufig finden sich darunter Beschreibungen einzelner württembergischer Landschaften, aber auch landeskundliche Werke aus der schlesischen Heimat des Konvents.

2.16 Kleinere Sachgruppen bilden schließlich die Iudaica, Politica, Sociologica (47 Titel aus dem 19. Jh), die Anglistica (20 Titel) und die Scientiae naturalis.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog [Zettelkatalog, nach Hausregeln]

Schlagwortkatalog

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Baden-Württemberg noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Michalski, Andreas: Das Ritterstift St. Peter in Wimpfen - Zufluchtsort der Mönche von Grüßau. In: Erbe und Auftrag. Benediktinische Monatsschrift 25 (1949) S. 304-306

Schmitt, Albert: Abtei Grüssau, jetzt in Wimpfen a. N. In: Erbe und Auftrag. Benediktinische Monatsschrift 39 (1963) S. 283-299

Michalski, Andreas: Zum Tode von Abt Albert Schmitt OSB am 16. September 1970. In: Erbe und Auftrag. Benediktinische Monatsschrift 47 (1970) S. 446-452

Michalski, Andreas.: Bad Wimpfen. In: Germania Benedictina. Bd 5: Die Benediktinerklöster in Baden-Württemberg. Augsburg 1975, S. 673-677

Stand: Mai 1991

Hermann Pank


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.