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Bibliothek des Benediktinerstiftes

Adresse. Stift Kremsmünster, 4550 Kremsmünster
Telefon. (07583) 275-240

Unterhaltsträger. Benediktinerstift Kremsmünster
Funktionen. Wissenschaftliche Bibliothek; Studienbibliothek zur hausinternen Verwendung.
Sammelgebiete. Theologie, historische Hilfswis- senschaften, Philosophie, Psychologie, Pädagogik, Sprach- und Literaturwissenschaften, Naturwissenschaften.
Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. - Benützung nach schriftlicher Voranmeldung. - Leihverkehr: nicht angeschlosssen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Mikrofilm-Lesegerät, Kopiergerät, Foto-Labor, Mikrofilmkopien der Hss. über die Österreichische Nationalbibliothek (Wien).
Hinweise für anreisende Benützer. Westbahn bis Linz, dann Richtung Selzthal bis Kremsmünster oder Westbahn bis Wels, Bus von Wels, Hauptbahnhof, nach Kremsmünster. - A 1 bis Sattledt, B 122.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Erste schriftliche Aufzeichnungen über das Bestehen einer Bibliothek stammen zwar erst aus dem 11. Jh, doch dürfte bereits mit der Gründung des Klosters im Jahr 777 eine Büchersammlung angelegt worden sein. Die ältesten Fragmentblätter gehen jedenfalls bis ins 8. Jh zurück, die erste vollständig erhaltene Hs., der Codex Millenarius, ist um 800 zu datieren. Darüber hinaus umfaßte die Bibliothek Biblica, Liturgica, Homiletica, Heiligenleben, aber auch Grammatiken und Werkausgaben von Klassikern. Vom 11. bis 15. Jh führte das Kloster eine Schreibschule, die bereits Mitte des 12. Jhs florierte und später unter Abt Friedrich von Aich (reg. 1275-1325) einen weiteren Höhepunkt erreichte. Etwa 400 Hss. - alle auf Pergament - waren zu den verschiedensten Sachgebieten vorhanden, wovon nur ein Viertel vollständig, ein weiterer Teil in Form von Fragmenten erhalten ist. Erster namentlich bekannter Bibliothekar ist ein gewisser Berthold (früher unter Bernardus Noricus bekannt,

 um 1326);
er verfaßte neben anderen historischen Schriften die Narracio de ecclesia Chremsmunstrensi. Deutlich war der Zuwachs an Werken von Kirchenlehrern und mittelalterlichen Autoren, vor allem aber scholastischer Literatur.

1.2 Im Zuge der Melker Reform gelangten Werke der Wiener Theologen Heinrich von Langenstein (1325-1397), Nikolaus von Dinkelsbühl (1360-1433), Thomas Ebendorfer (1387-1467) und Johannes Schlittpacher (1403-1482) in die Bibliothek. Unter Abt Ulrich Schoppenzaun (reg. 1454-1484) erreichte die Schreibschule ihre letzte Blüte. Während seiner Amtszeit wurden die ersten Inkunabelbände angekauft. Rechnungen belegen den Kauf von etwa 45 Büchern. Tatsächlich war jedoch die Zahl der damals erworbenen Bücher weitaus größer, da die meisten nicht mit Besitz- oder Kaufvermerken versehen wurden. Zur Vermehrung des Bestandes trugen insbesondere P. Johannes Urkauff (nach 1460-1514) und Abt Johannes Schreyner (reg. 1505-1524) bei, letzterer auch durch seine Beziehungen zu den Wiener Humanisten Johann Fuchsmagen und Johann Trapp, außerdem Schenkungen von Thomas Händl, Heinrich Steinbantter und Erasmus Soller. Der Einfluß des Humanismus läßt sich am damaligen Inkunabelbestand, der die wichtigste Literatur der italienischen Renaissance fast lückenlos beinhaltete, gut nachweisen.

1.3 Abt Erhard Voit (reg. 1571-1588) ließ eine neue Liberei anlegen. Ein Inventar aus dem Jahr 1588 verzeichnet 182 Titel, beziffert den Gesamtbestand ohne nähere Angaben jedoch mit 1092 Werken. Der Ankauf von scholastischer und patristischer Literatur ist belegbar. Durch Schenkungen der inkorporierten Pfarren erfuhr die Sammlung erneut Zuwachs, wobei die Vorbesitzer z. T. Konventualen, aber auch Weltpriester und protestantische Pastoren waren. Dadurch gelangte ein beachtlicher Bestand an reformatorischen Schriften in die Bibliothek, allerdings größtenteils erst im Zuge der Gegenreformation. Vermutlich nach der Errichtung der neuen Liberei wurde ein weiterer Katalog angelegt (s. u. 3.3), der 746 Titel thält, nach Fachgebieten aufgelistet (die medizinischen Titel fehlen), und fälschlicherweise P. Nikolaus Seld (um 1560-1608) zugeschrieben wurde. Abt Johannes Spindler (reg. 1589-1600) errichtete eine eigene Bibliothek für die Abtei. Abt Anton Wolfradt (reg. 1613-1639), der spätere Hofkammerpräsident und Bischof von Wien, ließ die Bibliothek mit Stukkaturen ausstatten. In seiner Amtszeit erfolgte die Erstellung weiterer Kataloge und die Trennung der Hss. von den Druckwerken. Bedeutenden Zuwachs erfuhr die Bibliothek durch den Ankauf einer Sammlung im Jahre 1665, die fast zur Hälfte aus medizinischen und naturwissenschaftlichen Titeln bestand. Als Bibliothekar katalogisierte sie der bekannte Barockdichter und Verfasser der ersten gedruckten Geschichte des Stiftes (Annales Cremifanenses), P. Simon Rettenpacher (1634-1706). Benediktinerstift

1.4 Abt Erenbert Schrevogel (reg. 1669-1703) beauftragte den Baumeister Carlo Antonio Carlone mit der Gestaltung des Barocksaals, der bis heute erhalten geblieben ist. Der 65 Meter lange Raum gliedert sich - tsprechend den Darstellungen in den Kartuschen - in drei Abteilungen: in den Saal der Griechen, der Lateiner und der Benediktiner. Der Bestand vermehrte sich durch den Ankauf von Monumentalwerken aus Theologie, Kirchenrecht und Geschichte, aber auch Atlanten, Topographien und orientalische Hss. wurden der Bibliothek inkorporiert. Der anläßlich des 1000jährigen Jubiläums (1777) fertiggestellte Katalog (begonnen 1745) listet 17.841 Titel auf (ohne Hss., Inkunabeln und indizierte Literatur).

1.5 Den Höhepunkt wissenschaftlicher Tätigkeit erreichte das Kloster unter Abt Alexander Fixlmillner (reg. 1731-1759). In seine Amtszeit fallen die Gründung der Ritterakademie (1744) sowie der Bau der Sternwarte (1758). Auch diese Einrichtungen wurden mit eigenen Bibliotheken ausgestattet. Bereits seit Anfang des 17. Jhs ist ein vermehrtes Interesse an Mathematik und Naturwissenschaften festzustellen. Abt Wolfradt unterhielt beispielsweise rege Beziehungen zu Johannes Kepler, Abt Schrevogl erwarb Bücher und Geräte des berühmten Geographen Georg Matthäus Vischer (1628-um 1695). Die Gründung der Ritterakademie sowie die Errichtung einer Mathematischen Stube als Vorläuferin der Sternwarte waren nur möglich aufgrund der Aufgeschlossenheit gegenüber der neuzeitlichen Philosophie. Das Neue gegenüber den bis dahin üblichen Sammlungen lag vor allem darin, daß die Repräsentationszwecke zugunsten der wissenschaftlichen Dokumentation für die Forschung und den Unterricht zurücktraten. Neben der Beschäftigung mit Astronomie wurden seit 1763 meteorologische Aufzeichnungen geführt und in späterer Zeit (19. Jh) seismographische Beobachtungen dokumentiert. Darüber hinaus bot und bietet die Sternwarte als Museum auch Platz für die zahlreichen naturhistorischen Sammlungen. Die überaus rege wissenschaftliche Arbeit brachte bis ins 20. Jh bedeutenden Zuwachs an wissenschaftlicher Literatur - für Sternwarte und Stiftsbibliothek - mit sich, zuletzt durch die Dipterologische Bibliothek Abt Leander Czernys (reg. 1905-1929). Heute befindet sich eine meteorologische Station in der Sternwarte, im übrigen dienen die Räume als Museum.

1.6 Zur Zeit Josephs II. drohte dem Stift die Auflösung, sodaß die Ritterakademie geschlossen wurde. Die dort aufgestellten Bücher fielen an die Stiftsbibliothek zurück, die überdies zahlreiche Bestände aus aufgelösten Klöstern zu niedrigen Preisen erwerben konnte. Bis 1800 kamen noch über 20 Inkunabeln aus den ehemaligen Klöstern Garsten, Baumgartenberg und Suben, aus Steyr, Pupping und Salzburg hinzu. 1793 wurde der 10.000 Bde zählende Nachlaß P. Cölestin Schirmanns (1724-1793) - er war Professor an der ehemaligen Ritterakademie - der Bibliothek einverleibt, 1799 jener P. Laurenz Doberschitz' (1734-1799). Die Wirren der Franzosenkriege hatten keine nennenswerten Verluste zur Folge (eine Inkunabel und eine Hs.). In den Vorarbeiten zu einer Geschichte Kremsmünsters (1824), die sich vor allem mit den Hss. beschäftigen, beziffert P. Bonifaz Schwarzenbrunner den Druckschriftenbestand mit etwa 30.000 Bdn.

1.7 Unter Abt Thomas Mittendorfer (reg. 1840-1860) wurden die Bücher aus den inkorporierten Pfarreien in die Stiftsbibliothek zurückgeführt, die ihrerseits eine Erweiterung um einen neuen Raum, den sogenannten Modernen Saal über dem Kapitelsaal, erfuhr. Ein neuer Katalog in 13 Bdn wurde erstellt und die Bibliothek mit einer fixen Jahresdotation ausgestattet. Abt Amand Baumgarten (reg. 1869-1882), Germanist und Volkskundler, bereicherte die Bibliothek durch seinen Nachlaß, eine Schenkung von Carl Hartmann Ritter von Sternfeld kam hinzu. Diese Sammlung von 4460 Bdn umfaßte französische, englische und italienische Literatur. 1895 wurden die Druckschriften neu aufgestellt und mit der Arbeit an einem alphabetischen Zettelkatalog begonnen, der erst 1932 abgeschlossen werden konnte. 1903 begann man mit der Anlage einer Bibliothekschronik, die allerdings mit dem Jahr 1941 endet.

1.8 Die Weltwirtschaftskrise hatte die Veräußerung verschiedener Kunstwerke zur Folge, darunter eine Biblia pauperum und einige ältere medizinische Werke. Die Aufhebung des Stiftes am 3. April 1941 durch die Nationalsozialisten brachte die Auslagerung sämtlicher Hss. und Inkunabeln in das Stift St. Florian mit sich, wo sie mit den Bibliotheken anderer aufgehobener oberösterreichischer Klöster zum Historischen Forschungsinstitut des Reichsgaues Oberdonau vereinigt werden sollten. Alle jüngeren Druckwerke blieben im Stift. Am 28. Juli 1945 konnten die Bestände aus St. Florian rückgeführt werden, Ende 1945 auch jene Bücher, die man in einem Bergwerksstollen bei Laufen gelagert hatte. Gemessen am Gesamtbestand gab es nur geringfügige Verluste an Hss., Inkunabeln und Frühdrucken. Die folgenden Jahrzehnte nützte man zur Katalogisierung und wissenschaftlichen Publikationstätigkeit über Inkunabeln und Hss. 1965 erfolgte die Erweiterung der Bibliothek durch den Bau eines zweistöckigen Magazins im Modernen Saal. Überdies wurden ein Katalog-, Lese- und Arbeitszimmer sowie ein Fotolabor eingerichtet.

1.9 Die Bibliothek verzeichnet derzeit einen jährlichen Zuwachs von 1500 bis 2000 Titeln. Schwerpunkte der bibliothekarischen Arbeit bilden die Erstellung eines neuen Handschriftenkataloges sowie die Katalogisierung der laufenden Zugänge. Seit 1990 wird mit elektronischen Datenverarbeitungsprogrammen (EDV) gearbeitet. Zusätzlich zur Hauptbibliothek, für die neben den wichtigsten theologischen Werken auch historische Publikationen erworben werden, stellt die Schüler- und Lehrerbibliothek vor allem Literatur für die pädagogischen Aufgaben des Stiftes zur Verfügung. Darüber hinaus ist die Bibliothek der Sternwarte als Museumsbibliothek von Bedeutung. Sie wird laufend mit fachspezifischer Literatur erweitert.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Insgesamt umfaßt die Bibliothek etwa 113.000 Titel. Sie setzt sich aus den Beständen der Barockbibliothek (59.600), des Magazins (33.000), der Handbibliothek (300), der Schulbibliothek (9000) und der Bibliothek der Sternwarte (11.000) zusammen. Dazu kommen die Notendrucke und Hss. der Regenterei (1341 Drucke, s. u. 2.25). Historisches Buchgut (rund 53.000 Titel) findet sich verteilt auf Barockbibliothek (46.500), Magazin (s. u. 2.27 ) und Sternwarte (6500; s. u. 2.26). Unter den Werken der Barockbibliothek gibt es mehr als 800 Inkunabeln, 2700 Werke aus dem 16. Jh, 6450 aus dem 17. Jh, 10.900 aus dem 18. Jh und 25.650 aus dem 19. Jh. 13.700 Werke (exklusive Inkunabeln, s. u. 2.21-2.24) sind in lateinischer Sprache verfaßt, etwa 500 in Griechisch, 170 in biblischen Sprachen - meist Hebräisch -, 27.500 in Deutsch, 2030 in Französisch, 1170 in Italienisch, 470 in Englisch und 140 in Spanisch. Der Rest tfällt auf andere Sprachen. Die Zahlen wurden anhand des Kataloges erhoben und gerundet.

Systematische Übersicht

Barockbibliothek

2.2 Die Bestände der Barockbibliothek sind nach Fachgebieten in drei Sälen aufgestellt (s. o. 1.4), z. T. aus Platzmangel auch im Magazin. Der folgende Überblick orientiert sich an der Sacheinteilung des Systematischen Kataloges. An erster Stelle stehen die theologischen Disziplinen, beginnend mit allgemeinen Werken zur Theologie (510 Titel, davon etwa 150 Sprachlexika). Unter den Biblica (1350 Titel, über 120 aus dem 16. Jh) finden sich polyglotte Textausgaben, z. B. die von Chimenez de Cisneros herausgegebene Biblia Complutensis Hebraica, Chaldaica, Graeca, Latina (Léon 1514-1517), Luther-Übersetzungen (z. B. Das Alte Testament nach der Übersetzung Martin Luthers, Augsburg 1524, ferner die Biblia: das ist die gantz hl. Schrift: deudsch, Wittenberg 1543) und die Übertragung des Kontroverstheologen Johann Eck (Alt und neu Testament durch Johann Ecken hochteutsch verdolmetscht, Ingolstadt 1550). Dazu kommen Bibelausgaben Johann Dietenbergers von 1540 bis 1776 (Biblia beider Allt und Neuem Testamenten, Köln 1540, 1541, 1572, 1574, 1584, 1590, 1610, Nürnberg 1719 und Augsburg 1776) und etwa 50 Vulgata-Ausgaben bis zum 18. Jh.

2.3 Breiten Raum nehmen die Kommentare vor allem jesuitischer Autoren, wie Nicolaus Serarius, Bento Pereyra, Francisco Ribera, Antonius Escobar y Mendoza oder Alfonso Salmeron, ein (z. B. Alfonso Salmeron, Commentarii in evangelicam historiam et in acta apostolorum, Köln 1602-1604). Die zweisprachige Bibelausgabe des Erasmus von Rotterdam (Instrumentum novum, Basel 1516) und der Kommentar des Joachim da Fiore (Divina prorsus in Jeremiam prophetam interpretatio, Köln 1577) sind ebenso vertreten wie topographische Literatur zu biblischen Stätten (Christian Kruik van Adrichem, Theatrum Terrae Sanctae et biblicarum historiarum cum tabulis geographicis aere expressis, Köln 1593; Adam Reissner, Jerusalem die alte Haubtstadt der Juden wie sie vor der letzten Zerstörung ein Vorbild Gottes war, Frankfurt 1569-1574) und manche Rara, z. B. Electus Zwinners Blumenbuch des H. Lands Palestinae (München 1661).

2.4 Die patristische Abteilung weist Werke der gängigen Autoren auf (Augustinus, Albertus Magnus, Anselm, Tertullian, die kappadokischen Väter, Origines etc.), meist in alten Ausgaben (170 aus dem 16. Jh). Als Besonderheit sei Raimundus Lullus' Opusculum de auditu Kabbalistico (Paris 1578) genannt. Die scholastische Literatur repräsentieren u. a. Werke von Gabriel Biel (Inventarium seu repertorium generale super quattuor libros sententiarum, Lyon 1514), Francisco de Lugos Theologia Scholastica (Lyon 1647) sowie Paul Mezgers gleichnamiges Werk (Augsburg, Dillingen 1719). Insgesamt zählen die Gruppen Patristik und Scholastik 920 Titel.

2.5 Zur Dogmatik und Kontroverstheologie sind 1950 Titel (160 aus dem 16. Jh.) nachzuweisen, z. B. die Erstausgabe von Johann Ecks Chrysopassus (Augsburg 1514), weiters Werke bekannter Autoren, wie Johannes Groppers Von warer wesentlicher und pleibender Gegenwertigkeit des Leybs und bluts Christi aus beschehener Consecration und derselben Anbettung (Köln 1556), Martin Cromers Von beiden, der falschen vermeinten, auch warhafften Religion Christi nützliche Gespräch (Dillingen 1560), Johannes Cochlaeus' In causa religionis miscellaneorum (Ingolstadt 1545), Feliciano Ninguardas Assertio fidei catholicae (Venedig 1563), Wilhelm Eisengreins Catalogus testium veritatis locupletissimus, omnium orthodoxae matris ecclesiae doctorum (Dillingen 1565) und Robert Bellarmins Judicium de libro quem Lutherani vocant concordiae (Ingolstadt 1585). Die apologetische Literatur reicht bis Johann Adam Möhlers Symbolik oder Darstellung der dogmatischen Gegensätze der Katholiken und Protestanten nach ihren öffentlichen Bekenntnissen (Mainz 1833).

2.6 3920 Titel gehören zu den Gebieten Moral und Aszetik, wobei die aszetischen Werke überwiegen. Charakteristisch ist der umfangreiche Bestand an Ausgaben der Imitatio Christi des Thomas von Kempen (190, z. B. Die war nachfolgung Christi unsers Herren, Konstanz 1515). Von Abraham a Sancta Clara sind fast 30 Titel vorhanden (z. B. Mercks Wienn das ist: deß wütenden Todts ein umbständige Beschreibung in der berühmten Haupt und Statt in Oesterreich, Wien 1680). Die Abteilung wird ergänzt durch religiös-politische Schriften der Aufklärungszeit (z. B. René Aubert de Vertot, Ursprung der weltlichen Macht der Päbste, Ulm 1781; Glaubenszweifel über den kleinen Staats-, Religions- und Reformationskatechismus fürs Jahr 1782, Frankfurt und Leipzig 1782).

2.7 Die Gruppe der Liturgica zählt rund 900 Titel. Es handelt sich vor allem um Missalien, Breviere, Evangeliare, Zeremonialien und Ritualien sowie Sekundärliteratur (überwiegend 19. Jh). Zur Pastoraltheologie und Katechetik sind 1180 Werke vorhanden. Davon sind rund 50 Katechismen, darunter als älteste Bibliotheksexemplare die lateinische Ausgabe des Catechismus Romanus, herausgegeben von Andreas Fabricius (Antwerpen 1572), und die älteste deutsche Ausgabe, Römischer Catechismus (Dillingen 1576). 2570 Titel sind der Homiletik zugeordnet. Unter den älteren Predigern finden sich ca. 160 meist deutschsprachige Werke aus dem 16. Jh, z. B. Johannes Taulers Sermones (deutsch, Augsburg 1508), Johannes Wilds Postill oder Predigbuch (Mainz 1556) und Michael Heldings Postilla (Mainz 1574). Auch Titel protestantischer Autoren sind vertreten (z. B. die Postill von Johannes Brenz, Frankfurt 1556, und der Catechismus von Cyriacus Spangenberg, o. O. 1566). Als Untergruppen sind Marienpredigten (80), Christenlehren (40) und Fastenpredigten (400) angeführt.

2.8 Unter Häretiker, Schismatiker und Freimaurer (500 Titel, davon 120 aus dem 16. Jh) wurde der Großteil der protestantischen Literatur eingeordnet. Ca. 30 Titel stammen von Martin Luther (z. B. die Kirchen Postille, Wittenberg 1547, die Hauspostil, Nürnberg 1557-1558, und seine Colloquia oder Tischreden, Frankfurt 1568), rund 20 von Philipp Melanchthon (z. B. Haubtartikel christlicher Lere, im latin genandt loci theologici, Wittenberg 1556). Vorhanden sind auch die Confessio Augustana (Confessio oder Bekenntnus des Glaubens etlicher Churfürsten, Fürsten und Stedte des heil. Reichs Carln dem Fünfften Anno 1530, auf dem dazumal zu Augspurg gehaltenen Reichstag überantwortet (Nürnberg 1567) und Werke Johannes Calvins (Opera omnia in novem tomos digesta, Amsterdam 1667-1671). Ein Exemplar des Gesangbuches der Böhmischen Brüder (Kirchengesänge darinnen die Haubtartickel des Christlichen Glaubens kurtz gefasset und ausgeleget sind, o. O. 1566) stellt ein Rarum im Bereich der Literatur zur Geschichte der Hussiten dar, die weiters z. B. von Johann Cochlaeus' Historia Hussitarum (Mainz 1549), Johannes Hus' und Hieronymus' von Prag Historia et monumenta, partim omnis superioribus publicata, partim nunc demum in lucem prolata et edita (Nürnberg 1558) beschrieben wird. An Literatur zu den nichtchristlichen Religionsbekenntnissen (100 Titel) sind der Talmud (Corpus totius iuris Hebraeorum a Marco Marino Brixiensi recognitum, Basel 1673) und der Koran (Alcorani textus universus, Passau 1698) zu nennen.

2.9 6440 Titel beinhaltet der Bestand zur Kirchen- und Profangeschichte, der sich in folgende Unterabteilungen gliedert: Allgemeine Kirchengeschichte (950 Titel), Kirchengeschichte Österreichs inklusive der Passauer Diözese (50) und der übrigen europäischen Länder (400), Hagiographie (750), Geschichte der Orden und Kongregationen (680), Missionsgeschichte (70), Allgemeine Literatur zur Geschichte (570), Geschichte des Altertums (200), des Mittelalters (200) und der Neuzeit (750) - 500 davon sind Austriaca -, Geschichte des Deutschen Reichs (300), Frankreichs (100), Großbritanniens (70), der Staaten der appeninischen Halbinsel (60), der übrigen europäischen (200) und außereuropäischen Staaten (70), historische Hilfswissenschaften (340) sowie Kulturgeschichte (680). Bei den allgemeinen Werken zur Kirchengeschichte reicht das Spektrum von den von Beatus Rhenanus herausgegebenen Autores historiae ecclesiasticae (Basel 1523) - darin Eusebius von Caesareas Ecclesiasticae historiae liber primus - über summarische Darstellungen zur Papst- und Konziliengeschichte (40 Titel zum Tridentinum, z. B. Canones Sacrosancti et oecumenici concilii Tridentini, Antwerpen 1571) und Abhandlungen über Provinzialsynoden (z. B. Constitutiones concilii provincialis Moguntini, Mainz 1549) bis zu Johann Nicolaus Hontheims (Febronius) Prodromus Historiae Trevirensis diplomaticae et pragmaticae (Augsburg 1750) und Ignaz Döllingers Kirche und Kirchen, Papsttum und Kirchenstaat (München 1861).

2.10 Literatur zur Hagiographie ist in Form von Einzelbiographien (z. B. Pedro Ribadeneiras Historia von dem Leben und Wandel Ignatii Loioles, Ingolstadt 1590) und Sammelwerken (Laurenz Surius' Historien der lieben Heiligen Gottes, München 1574-1580, und Johann Ludwig Schönlebens Annus Sanctus Habspurgo-Austriacus, Salzburg 1696) vertreten. Im Bereich der Ordensgeschichte sind neben verschiedenen Annalen (z. B. Jean Mabillons Annales ordinis S. Benedicti, Paris 1703-1739, und Simon Rettenpachers Annales monasterii Cremifanensis in Austria superiae, Salzburg 1677) rund 100 Ausgaben der benediktinischen Regel hervorzuheben, z. B. Regula b. patris Benedicti ab Dunstano diligenter recognita (Paris 1544), weiters die Auslegung der Regul des hl. Benedicti von Jean Armand Le Bouthillier de Rancé, des Gründers der Trappisten, und Gregors Benedikts-Vita, Gregorius I papa S. Secundus dyalogorum liber de vita ac miraculis beatissimi Benedicti (Venedig 1505). Darüber hinaus ist in diesem Bestand auch eine Reihe von Jesuitica enthalten, z. B. Giovanni Pietro Maffeis Kurze Verzeichnus und historische Beschreibung deren Dingen, so von der Societät Jesu in Trient von dem Jar nach Christi Geburt 1542, bis auff das Jar 1568 gehandlet worden (Ingolstadt 1586).

2.11 Bei den profangeschichtlichen Werken spannt sich der Bogen von Darstellungen zu Westeuropa (Johann Stumpffs Gemeiner löblicher Eydgenossenschafft, Stetten, Länder und Völckeren Chronick wirdiger thaaten beschreybung, Zürich 1548, Albert Cranz' Chronica regnorum aquilonarium Daniae Svetiae Norvagiae, Straßburg 1546, und die Scriptores Rerum Hispanicarum, o. Autor, Frankfurt 1579) über Abhandlungen zu Rußland und der Türkei (Sigmund Herbersteins Rerum Moscoviticarum commentarii, Basel 1571, und Türckische Historien von der Türcken Ankunfft, Regierung, Königen, aus dem Italienischen übersetzt von Heinrich Müller, Frankfurt 1563-1565) bis zu Literatur zur asiatischen Geschichte (Martinus Martinis Regni Sinensis a Tartaris devastati enarratio, Amsterdam 1667, und Engelbert Kämpfers The history of Japan, London 1728) und jener Amerikas (Giovanni Pietro Maffeis Historiarum Indicarum libri XVI, Köln 1593, und Bartholomé de Las Casas' Narratio regionum Indicarum per Hispanos quosdam devastatarum verissima, Frankfurt 1598; Froschauer s. u. 5). Der Bestand zur deutschen Geschichte weist u. a. eine frühe Edition der Rerum Germanicorum auf (Basel 1551), außerdem zahlreiche Regional-Chroniken (z. B. Martin Crusius' Schwäbische Chronik, Frankfurt 1733) und Kriegshistorien (z. B. Geschichte des über die bayrische Erbfolge tstandenen und durch den Teschner Frieden glücklich beygelegten Krieges, Wien 1781).

2.12 Die historischen Hilfswissenschaften sind vertreten mit Werken zur Numismatik (z. B. Filippo Bonannis Numismata pontificum Romanorum, Rom 1699), zur Diplomatik (z. B. das Standardwerk Jean Mabillons, De re diplomatica, Paris 1709) und zur Heraldik (z. B. Hieronymus Hennings Theatrum genealogicum, Magdeburg 1598, und Philipp Jacob Speners Insignium theoria, Frankfurt 1680-1690) sowie mit einer Kalendersammlung (40). Auch ein Verzeichnis zur tironianischen Kurzschrift ist hier einzuordnen (Pierre Carpentiers Alphabetum Tironianum, Paris 1747). Von den Werken zur Kulturgeschichte seien Ch. von Eggs Magisch-physikalisches Taschenbuch oder natürliche Zaubereien (Ulm 1798) als Kuriosum und eine frühe Edition von Adolph von Knigges Über den Umgang mit Menschen (Frankfurt, Leipzig 1790) hervorgehoben.

2.13 Die Abteilung Geographie umfaßt rund 1900 Titel, die sich auf Erdkunde (200), Kartographie (300), Reisebeschreibungen (700) und politische Gesamtdarstellungen einzelner Länder und Regionen (700) verteilen. Neben Atlanten (z. B. Gerhard Mercators Atlas minor, Amsterdam 1590, Wilhelm und Johann Blaeus Theatrum orbis terrarum sive Atlas novus in quo tabulae et descriptiones omnium regionum, Amsterdam 1640-1645) finden sich Werke zur mathematischen und physikalischen Geographie (z. B. Petrus Apianus' Cosmographicus liber, Antwerpen 1534), topographische Literatur (30 Titel Martin Zeillers, z. B. Itinerarium Germaniae, das ist Reisbuch durch Hoch- und Nider-Teutschland, Straßburg 1674, Georg Matthaeus Vischers Topographia Archiducatus Austriae inferioris, Frankfurt 1672), Karl Baedekers Handbücher (70 Titel, z. B. Österreich. Handbuch für Reisende, Koblenz 1855) und Reiseliteratur über ferne Länder. Angeführt seien Jacobus Zieglers Terrae sanctae, quam Palaestinam nominant, Syriae, Arabiae, Aegypti et Schondiae doctissima descriptio (Straßburg 1536), Oliver Dappers Umbständliche und eigentliche Beschreibung von Africa und deren dazu gehörigen Königreichen und Landschafften (Amsterdam 1670), die Geschichte der Reisen, die seit Cook an der Nordwest- und Nordost-Küste von Amerika unternommen worden sind (Berlin 1791) und Joachim Brenners Besuch bei den Kannibalen Sumatras (Würzburg 1893-1894). Ein Rarum stellt z. B. John Montresors A map of the province of New York with part of Pensilvania, and New England, from an actual survey by Captain Montresor Engineer 1775 (London 1775) dar, ebenso Ulrich Schmidls Neuwe Welt: Das ist, warhafftige beschreibung aller schönen historien von erfindung viler unbekanten Königreichen, Landschafften, Inselen und Stedten (Frankfurt 1567; Froschauer, s. u. 5).

2.14 Ein weiterer Block des historischen Bestandes (3520 Titel) setzt sich aus Literatur zur Rechtswissenschaft im allgemeinen (600), zum Kirchenrecht (990), Römischen (400), Deutschen (650) und Österreichischen Recht (460) sowie zum Völkerrecht (100) zusammen. Dazu kommen die Fächer Politik (120), Staatswissenschaft und Wirtschaftsgeschichte (200). Werke bekannter Autoren, wie Sebastian Brants Expositiones sive declarationes omnium titulorum iuristam civilis quam canonici (Basel 1514) und Der richterlich Clagspiegel (Straßburg 1542), Bartolus de Saxoferratos Commentaria in ius universum (Lyon 1527), Hugo Grotius' De iure belli ac pacis (Amsterdam 1663), Samuel Pufendorfs Dissertationes academicae (London 1675) und Johann Jacob Speidels Bibliotheca iuridica universalis (Nürnberg 1728), repräsentieren einen Querschnitt der vorhandenen Bücher. Erwähnung verdient ferner eine seltene Ausgabe der Cautio criminalis (Frankfurt 1632). Der Bestand zum Kirchenrecht ist ähnlich strukturiert wie in anderen Stiftsbibliotheken. Unter 370 Drucken des 16. Jhs finden sich z. B. das Decretum Gratiani (Lyon 1506), die Decisiones rote nove et antique (Venedig 1508) und darüber hinaus manche Kommentare (Feliciano Ninguardas Enchiridion de censuris, irregularitate et privilegatis, Ingolstadt 1583, und Francesco Zabarellas Super decretales Gregorii IX et super Clementinas subtilissima commentaria, o. O. und J.).

2.15 Äußerst umfangreich sind die Bestände zur Sprach- und Literaturwissenschaft (12.350 Titel). 210 Werke beschäftigen sich mit orientalischen Sprachen, 1440 mit Griechisch, 2050 mit Latein, 550 mit Mittel- und Neulatein bzw. -griechisch. 4050 Titel sind zur deutschen Literatur (einschließlich Belletristik) vorhanden. Werke zur italienischen (700) und französischen Sprache und Literatur (1120) sowie zu anderen romanischen Sprachen (Rumänisch, Rätoromanisch, Portugiesisch, Spanisch, Katalonisch, Provenzalisch) und zu Bretonisch, Irisch, Keltisch (insgesamt 170 Titel) stehen neben Büchern zu den skandinavischen Sprachen (Schwedisch, Dänisch, Norwegisch - 80) und zur englischen Sprache und Literatur (550). Kleinere Titelgruppen gibt es zu den slawischen Sprachen (40 Titel), zur ungarischen Literatur (30 Titel) und anderen Sprachen (20, z. B. Niederländisch). Auswahlwerke zur Allgemeinen Weltliteratur (350), Sprachlexika (690), Lehrbücher zur Stenographie bzw. zu Geheimschriften (150) und humoristische Schriften (150) runden den Bestand ab. Zur Altphilologie liegen zahlreiche frühe Editionen vor (630 aus dem 16. Jh). Es handelt sich dabei nicht ausschließlich um literarische Werke, sondern auch um Titel zur Mathematik (z. B. Euklids Elementa Geometrica, Paris 1566), zur Astronomie (z. B. Walafried Strabos De situ orbis, Basel 1549, und Claudius Ptolemaeus' Magna constructionis, id est perfecta caelestium motuum pertractationis lib. XIII, Basel 1538) sowie zur Geschichte und Philosophie. Bei den lateinischen Autoren ist Cicero mit über 200 Ausgaben nachgewiesen; auch alle übrigen klassischen Schulautoren sind gut repräsentiert. An Beispielen zur mittel- und neulateinischen Literatur seien Francesco Petrarcas Bucolicum Carmen (Venedig 1516), Lorenzo Vallas Elegantiarum libri sex (Straßburg 1517) und Erasmus von Rotterdams Proverbium Chiliades (Basel 1520) angeführt.

2.16 Die deutsche Literatur ist nahezu lückenlos dokumentiert: es finden sich frühe Werke, z. B. der Theuerdank (Nürnberg 1517), Sehr herrliche schöne und wahrhaffte Gedicht. Geistlich und Weltlich allerley art von Hans Sachs (Nürnberg 1560-1561), Sebastian Brants Der Narren-Spiegel. Das groß Narrenschiff (Straßburg 1545) und Andreas Gryphius' Freuden und Trauer-Spiele auch Oden und Sonnetten (Breslau 1663), sowie die wichtigsten Werke der bedeutendsten Autoren des 18. und 19. Jhs (Klopstock, Goethe, Schiller, Lessing, Kleist, Herder, Grillparzer, Eichendorff, Hauff, Hebbel, Heine, Rosegger und Stifter). Eine eigene Sammlung zur mittelhochdeutschen Literatur (200 Titel) beinhaltet hauptsächlich Ausgaben des 19. Jhs, darunter über 30 Titel zum Nibelungenlied. Gut vertreten ist auch die italienische Literatur (z. B. Niccolò Machiavellis Il principe, Venedig 1550, Giovanni Boccaccios Il Decamerone, Venedig 1552, und Torquato Tassos La Gerusalemme liberata, Rom 1670). Zudem ist sowohl die französische Dichtung (z. B. Molière, Corneille, Balzac, Montesquieu, Rousseau, Voltaire, Racine, Hugo) als auch die spanische (z. B. Cervantes, Calderon de la Barca), glische (z. B. Shakespeare, Byron, Dickens, Bront"e, Defoe, Swift) und amerikanische (Beecher-Stowe, Cooper) mit zahlreichen Werken in Originalsprache und Übersetzungen repräsentiert. Unter den fremdsprachigen lexikalischen Werken finden sich z. B. Carl Scherzers Sprachen der Indianer Central-Amerikas (Wien 1855) und Johann Josef Mitterrutzners Die Dinka-Sprache in Central-Afrika (Brixen 1866).

2.17 1120 Titel befassen sich mit Kunst und Kunstgeschichte, darunter Standardwerke, wie das von Franciscus Gorius und Franciscus Moücke herausgegebene Museum Florentinum (Florenz 1731-1762), und zahlreiche Monographien, wie Johann B. Fischer von Erlachs Entwurf einer historischen Architektur in Abbildung unterschiedener berühmter Gebäude des Alterthums und fremder Völker (Wien 1721). Die Musikliteratur ist in der Barockbibliothek nur zum geringeren Teil (510 Titel), zum größeren Teil in der Regenterei (s. u. 2.25) untergebracht. Neben der Sammlung von Notendrucken in der Regenterei handelt es sich hier um Musiktheorie (z. B. Giuseppe Zarlinos Dimostrationi harmoniche, Venedig 1558, Athanasius Kirchers Musurgia universalis sive ars magna consoni et dissoni, Rom 1650, und Ludwig van Beethovens Studien im Generalbasse, Contrapunkte und der Compositionslehre, Wien 1832), aber auch um Partituren (z. B. Franz Xaver Süßmayrs Moses oder Der Auszug aus Egypten. Ein Singspiel, o. O. 1792). Zum Bereich Mimik, Theater sind nur 20 vor 1900 erschienene Werke verzeichnet.

2.18 Im Anschluß an Philosophie (1800 Titel) und Pädagogik (930) sind die früher unter Naturphilosophie subsumierten naturwissenschaftlichen Disziplinen (1440) angeordnet. Im Bereich der Philosophie überwiegen thomistische Werke, darunter die Philosophia thomistica Salisburgensis Ludwig Babenstubers (Augsburg 1724). Die Autoren der Neuzeit (Bacon, Locke, Wolff, Kant, Fichte, Schelling, Schopenhauer) sind jedoch ebenfalls mit zahlreichen Schriften vertreten. Ein Rarum stellt eine frühe Konfuzius-Ausgabe dar (Confucius Sinarum philosophus, sive scientia Sinensis Latine exposita, Paris 1687). Zur Pädagogik reicht das Spektrum von Werken zur Erziehungsgeschichte (z. B. Assertio antiquitatis Oxoniensis Academiae, incerto Authore eiusdem Gymnasii, London 1568, und Hieronymus Osorius' De regis institutione et disciplina, Köln 1574) über Literatur zur Adelserziehung (z. B. Gründliche Beschreibung der freyen ritterlichen und redlichen Kunst des Fechtens von Joachim Meyer, Augsburg 1600, und Statuten der k.k. Theresianischen Ritterakademie, Wien 1802) bis zu einem barocken farbigen Bilderbuch (Ernst Müllers Bilderbuch für die nachdenkende Jugend zur angenehmen und nützlichen Unterhaltung, Leipzig 1792).

2.19 Neben der Sternwarte beherbergt auch die Barockbibliothek Titel zur Mathematik, Astronomie, Physik, Technik, Meteorologie, Geologie, Mineralogie, Chemie, Paläontologie, Botanik und Zoologie (z. B. Nikolaus Kopernikus' De revolutionibus orbium coelestium, Basel 1566, Johannes Keplers Epitome astronomiae Copernicanae, Linz 1618, Leonhard Eulers Vollständige Anleitung zur niederen und höheren Algebra, Berlin 1796-1797, Benjamin Franklins Briefe von der Electricität, Leipzig 1758, Athanasius Kirchers Mundus subterraneus, Amsterdam 1678, Josef Lorscheids Lehrbuch der organischen Chemie, Freiburg i. Breisgau 1880, und Alfred Edmund Brehms Illustriertes Thierleben, Hildburghausen 1870-1873).

2.20 Die verbleibenden Kategorien sind Allgemeine Literatur (1170 Titel - Allgemeine Bibliographien, Bücherkunde, Bibliothekswesen, Kataloge, Periodika, Journale, Gelehrten-Magazine, Enzyklopädien, Wörterbücher, Lexika und andere Sammelwerke) und Domestika (600 - Werke zur Hausgeschichte, Publikationen der Konventualen des Stiftes, darunter auch Predigten).

Sondersammlungen

Inkunabeln und Frühdrucke

2.21 Nach dem 1947 publizierten Inkunabelkatalog (s. u. 3.2) zählt die Sammlung 831 bibliographische Einheiten aus der Zeit bis 1500; miteingerechnet sind 44 Fragmente und einige Drucke, deren Datierung noch nicht ganz geklärt ist. 16 Frühdrucke (bis 1520) sind dem Bestand ebenfalls angegliedert. Von den Druckorten ist Venedig mit 160 Titeln am stärksten vertreten, gefolgt von Straßburg (146), Nürnberg (126), Augsburg (78) und Basel (73). Die meisten Inkunabeln stammen aus den Offizinen Anton Kobergers (70, Nürnberg), Georg Husners (47, Straßburg) und Martin Flachs (30, Straßburg). Der Nürnberger Friedrich Creussner ist als Drucker 26mal, der Ulmer Johann Zainer 21mal nachgewiesen. 799 Inkunabeln sind lateinisch, 30 deutsch und je eine ist in griechischer bzw. hebräischer Sprache verfaßt.

2.22 Die Inkunabeln theologischen Inhalts machen den größten Teil der Sammlung aus, wobei die 24 Bibelausgaben - davon 5 in deutscher Sprache - an erster Stelle stehen. Die Mehrzahl der Bände gelangte zur Zeit der Gegenreformation in das Stift. Ein Fragment der lateinischen Bibelausgabe des Jahres 1462 (Mainz: Johann Fust und Peter Schöffer) ist der älteste Druck der Bibliothek. Unter den Biblica (insgesamt mehr als 100 Titel) sind Bibelkonkordanzen, Kommentare, Plenarien und Postillen zu den Evangelien. Gut vertreten ist auch die Gruppe der Summen aus verschiedenen Gebieten der Theologie einschließlich des kanonischen Rechts. Die ca. 50 Titel gehörten zum Grundstock der Bibliothek, darunter die Summa des Alexander de Hales (Nürnberg: Anton Koberger 1481-1482), eine frühe Ausgabe der Sentenzen des Petrus Lombardus (Sententiarum Libri IV, Straßburg: Heinrich Eggestein um 1468/1470) sowie ein Kommentar Thomas' von Aquin (Scriptum super quartum librum Sententiarum, Mainz: Peter Schöffer 1469). Zur Patristik und Scholastik liegen rund 150 Titel vor. Ca. 80 liturgische Drucke - u. a. Missalien, Breviere, Confessionalia - runden neben der umfangreichen Sermonenliteratur und den Martyrologien den theologischen Inkunabelbestand ab.

2.23 Ca. 110 Werke zählt der Bereich Recht. Das Speculum historiale des Vinzenz von Beauvais (Straßburg: Adolf Rusch 1472), die Historia scholastica des Petrus Comestor (Straßburg: Drucker des Henricus Ariminensis 1472), die Historia ecclesiastica des Eusebius von Caesarea (Rom: Johannes Philippus de Lignamine 1476) und 5 Ausgaben von Hartmann Schedels Liber Chronicarum (z. B. Nürnberg: Anton Koberger 1493) befinden sich unter den rund 70 Drucken zur Geschichte. Ca. 50 Titel betreffen die Philosophie, z. B. die 1473 erschienene Pharetra (Straßburg: Johann Mentelin). Rund 30 Werke finden sich zu den naturwissenschaftlichen Disziplinen, z. B. die erste Ausgabe der Enzyklopädie des Bartholomäus Anglicus (De proprietatibus rerum, Basel: Berthold Ruppel um 1470), ferner Drucke zur Astronomie und Astrologie (z. B. Ali Ibn Abi Al-Rijal (Albohazen), Liber de fatis astrorum, herausgegeben von Bartholomäus von Alten, Venedig: Erhard Ratdolt 1485; Guido Bonatus' Decem tractatus astronomiae, Augsburg: Erhard Ratdolt 1491). Zu erwähnen ist auch die Euklid-Ausgabe Ratdolts (Elementa geometrica, Venedig 1482). Von den medizinischen Werken (20) sei ein der Volksmedizin zugehöriger Titel angeführt, das Regimen sanitatis (Leipzig: Konrad Kachelofen 1493). Zur Medizin ist darüber hinaus kein alter Kremsmünsterer Besitz nachzuweisen. Eine Ausnahme bildet ein Sammelband zur antiken Medizin, der unter dem Titel Articella bekannt ist (nach der Ausgabe von Franciscus Argilagnes mit Marginalien herausgegeben von Gregorius a Vulpe, Venedig: Bonetus Locatellus für Octavianus Scotus 1493).

2.24 Eine Kuriosität stellt das Kochbuch des Historikers Bartholomaeus Platina dar: De honesta voluptate (Venedig: Bernardinus de Vitalibus 1498). Zur Philologie sind rund 40 Titel vorhanden. Neben Lehrbüchern, Grammatiken und Wörterbüchern sind nur wenige wertvollere Ausgaben aus altem Kremsmünsterer Besitz erhalten, z. B. Andreas Guterius' Grammatica (Basel: Michael Wenssler 1486) und 2 Editionen des Mammotrectus super Bibliam des Johannes Marchesinus (Mainz: Peter Schöffer 1470 und Venedig: Franz Renner und Nikolaus von Frankfurt 1476). 25 Titel sind der zeitgenössischen Literatur zuzuordnen. Besonders hervorzuheben ist die Sammlung des Albrecht von Eyb, Margarita poetica, die in 2 Ausgaben vorliegt (Nürnberg: Johann Sensenschmidt 1472 und Straßburg: Georg Husner um 1475/1478). Weiters besitzt die Bibliothek die Baseler Ausgabe der Opera des Franciscus Petrarca (mit Adligata des Sebastian Brant, Lorbardus de Siricho und Benvenutus de Rombaldis, Basel: Johann Amerbach 1496) sowie Giovanni Boccaccios Genealogia deorum (Venedig: Bonetus Locatellus für Octavianus Scotus 1494/1495).

2.25 Regenterei (Musikarchiv). Der Schwerpunkt des 1341 (meist undatierte) Notendrucke umfassenden Bestandes liegt bei der geistlichen Musik, vor allem der Chormusik. Der Bogen spannt sich von Johann Stadlmayr (1575-1648) über Georg Albrechtsberger (1736-1809), Luigi Cherubini (1760-1842) und Josef Eybler (1764-1842) bis zu Mozart, Michael und Joseph Haydn und Franz Schubert. Aus musikwissenschaftlicher Sicht sind jedoch keine Rara enthalten.

2.26 Sternwarte. Die Bibliothek gliedert sich in zwei voneinander getrennte Bestände: die sogenannte Direktionsbibliothek (7000 Titel, 4100 vor 1900) umfaßt vor allem mathematische, physikalische und astronomische Werke; die sogenannte Custodiatsbibliothek (4000 Titel, 2400 vor 1900) beinhaltet die wichtigste wissenschaftliche Literatur zu den naturhistorischen Sammlungen. Von den insgesamt 11.000 Titeln stammen etwa 20 aus dem 16. Jh, 80 aus dem 17. Jh, 400 aus dem 18. Jh und 6000 aus dem 19. Jh. Der größte Teil ist deutschsprachig (6000), 150 lateinisch, der Rest verteilt sich auf Englisch (250), Französisch (50) und Italienisch (50). Die Custodiatsbibliothek ist in folgende Untergruppen aufgeteilt: Zoologie (900 Titel), Mineralogie (300), Botanik (1000), Natur- und Umweltschutz sowie Verhaltensforschung (20), Geologie und Paläontologie (550), Anthropologie (140), Medizin (20), Biologie im allgemeinen (320), Cremifanensia/Domestika (310), Hilfswissenschaften/Varia (50) und die erst teilweises bibliographierte Dipterologische Bibliothek Abt Leander Czernys (190 erfaßte, etwa 200 nicht katalogisierte Separata). Die Erstellung eines Fachkataloges zur Custodiatsbibliothek ist projektiert.

2.27 Magazin. Die älteren Bestände, die ihren Standort im Magazin haben, gehören entweder zur Barockbibliothek oder zur Sternwarte und sind unter diesen Sammlungen beschrieben. Eine Exlibris-Sammlung des späten 19. Jhs ist völlig ungeordnet und daher nicht quantifizierbar.

3.KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Nominalkatalog

[teils hschr., teils mschr., ab 1895 in Zettelform nach hauseigenen Regeln angelegt und laufend fortgesetzt]

Schlagwortkatalog

[mschr., berücksichtigt alle nach 1950 eingestellten Titel]

Standortverzeichnis

[Standortnachweis für Barockbibliothek und Magazin aufgrund der Signatur]

Zeitschriftenkatalog

[alphabetischer Nominalkatalog, mschr., nach hauseigenen Regeln]

Zeitschriftenbestände sind in der Österreichischen Zeitschriftendatenbank nachgewiesen, Notendrucke im Répertoire international des sources musicales (RISM).

3.2 Moderne Sonderkataloge

Holter, Klaus: Die Wiegendru"cke des Stiftes Kremsmünster. Hrsg. von der Stiftsbibliothek Kremsmünster. Linz 1947

Sternwartekataloge

[Nominalkatalog, teils hschr., teils mschr.; Schlagwortkatalog, mschr., nach hauseigenen Regeln]

3.3 Historische Kataloge

Alphabetischer Nominalkatalog

[13 Bde, hschr., zwischen 1840 und 1860 begonnen]

Systematischer Katalog

[1895 begonnen und teilweise bis etwa 1960 fortgesetzt, dokumentiert die systematische Aufstellung der Werke in der Barockbibliothek und im Magazin]

Cathalogus librorum Bibliothecae Monasterii Kremiphanensis

[systematischer Katalog, sogenannter Seld-Katalog aus der 2. Hälfte des 16. Jhs, Codex 425]

Catalogus Librorum Antiquae Bibliothecae emptae Anno 1665

[Aufstellung einer durch Ankauf 1665 ans Stift gelangten, vor allem aus naturwissenschaftlichen Werken bestehenden Bibliothek, zusammengestellt von Simon Rettenpacher, s. o. 1.3, Codex 425]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Kellner, Altmann: Pflege der Musik im Stift Kremsmünster. In: Kremsmünster. 1200 Jahre Benediktinerstift. Hrsg. vom Stift Kremsmünster. Linz 1976, S. 193-201

Krinzinger, Jakob: Die Sternwarte - eine gebaute Idee. In: ebda, S. 259-287

Pichler, Theoderich: Die Stiftsbibliothek. In: ebda, S. 215-225

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Froschauer, Rupert: Katalog zur Sonderausstellung 500 Jahre Entdeckung Amerikas. Alte Welt - Neue Welt. Dokumente aus dem Stift Kremsmünster zur Geschichte einer Kulturbegegnung (09.05.-26.10.1992). Kremsmünster 1992

Kellner, Altmann: Musikgeschichte des Stiftes Kremsmünster. Nach den Quellen dargestellt. Kassel, Basel 1956

Die Kunstdenkmäler des Benediktinerstiftes Kremsmünster. II. Teil: Die stiftlichen Sammlungen und die Bibliothek. Bearb. von Hans Bertelge-Grenadenberg, Ivan Fenyö u. a. Hrsg. vom Institut für österreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes. Wien 1977 (Österreichische Kunsttopographie, 43/2) [zur Bibliothek S. 134-220]

Pichler, Theoderich: Johann Nikolaus Seld. In: Öffentliches Stiftsgymnasium Kremsmünster. 120. Jahresbericht 1977, S. 97-105

Stand: Jänner 1994

Christoph Steiner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.