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Bibliothek des Benediktinerstiftes

Adresse. Abt Berthold Dietmayr-Str. 1, 3390 Melk [Karte]
Telefon. (02752) 2312-342
Telefax. (02752) 2312-52

Unterhaltsträger. Benediktinerstift Melk
Funktion. Bibliothek des Benediktinerkonvents, Literaturversorgung für Studienzwecke sowie für die Aufgaben in Schule (Gymnasium) und Seelsorge.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie und angrenzende Gebiete. - 2. Besondere Sammelgebiete: Monastica, Literatur zur Haus- und Landesgeschichte (Niederösterreich), Mediaevalia (Sekundärliteratur zu den Melker Hss.).

Benutzungsmöglichkeiten. Nach schriftlicher oder telefonischer Voranmeldung. - Einsichtnahme in Hss. und Frühdrucke sowie in die entsprechenden Spezialverzeichnisse nur für wissenschaftliche Zwecke. Ausleihe neuerer Literatur nur in Sonderfällen. - Leihverkehr: ÖLV.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergerät (im Kloster), Mikrofilm-Lesegerät, Reader-Printer.
Hinweise für anreisende Benutzer. Westbahn oder A 1.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Anfänge und Geschichte der Melker Stiftsbibliothek sind untrennbar mit dem seit 1089 ohne Unterbrechung bestehenden Benediktinerkloster verbunden. Die Benediktsregel Codex 1942 und vielleicht noch einige andere der ältesten Hss. dürften die Mönche, von Lambach her kommend, bereits mitgebracht haben. Leider ging ein Großteil der frühen Hss. durch den Brand von 1297 verloren. Da die ältesten erhaltenen Bücherverzeichnisse aus dem 15. Jh stammen, geben sie nur bedingt Auskunft über die Ausstattung der Bibliothek in der Anfangszeit und ihre Entwicklung im 12. und 13. Jh. Es ist mit einem Grundstock an liturgischen Büchern zu rechnen, ferner mit einem gewissen Standard an Büchern, die sich - neben der Bibel - für die Lesung eigneten. Mit dem für das 12. Jh bezeugten Ausbau der Klosterschule gewann die Beschaffung von Lehrbüchern und entsprechenden Unterrichtsbehelfen an Bedeutung.

1.2 Der auf uns gekommene Buchbestand läßt eine erste Blüte unter Abt Erchenfried (1121-1163) erkennen. In seine Regierungszeit fällt etwa die Anlage des berühmten Melker Annalencodex (1123) mit dem ältesten Nekrolog und der Niederschrift des Melker Marienliedes (vor 1133) sowie des Breve Chronicon Mellicense. Die Anfänge des Melker Skriptoriums dürften unter dem Einfluß von Lambacher und Admonter Traditionen gestanden haben. Aber noch im 12. Jh gingen aus ihm eigenständige und auch künstlerisch bedeutsame Werke hervor. Chunradus und Warmundus sind die ersten namentlich bekannten Schreiber. Mit Burchardus und Otto sowie dem hauptsächlich als Rubrikator und Illuminator tätigen Hermann gelangte es schließlich zwischen 1230 und 1250 zu besonderer Blüte. Das breite Spektrum an Texten, die im 13. Jh in die Bibliothek Eingang gefunden haben, zeugt von regem geistlich-geistigem Interesse, aber auch von einer günstigen wirtschaftlichen Entwicklung des Klosters als der Grundvoraussetzung für Buchproduktion und Bücherzuwachs.

1.3 Die Brandkatastrophe von 1297 bedeutete eine schmerzhafte Zäsur in der Geschichte des Klosters und der Bibliothek. Es gibt jedoch Belege dafür, daß auch in der schwierigen Phase des Wiederaufbaus weltliche Schüler unterrichtet wurden und zumindest eine interne Schule weiterbestand. Die Jahre nach 1360 sind durch eine intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte des Hauses und seiner Reliquienschätze sowie der Tradition der Babenberger in Melk gekennzeichnet. Bernhard Truchseß (Bernhardus Dapifer) trat als Autor einschlägiger Texte, z. B. der Lebensbeschreibung des seligen Godhalm (1362), hervor. Zahlreiche Nachträge im Annalencodex stammen aus dieser Zeit. Das Interesse Rudolfs IV., des Stifters, an der in Melk beheimateten Überlieferung über die Anfänge der Babenberger dürfte der unmittelbare Anlaß für diese intensive Beschäftigung mit der eigenen Geschichte gewesen sein. Kropff rechnet in seinem Standardwerk zur Geschichte der Stiftsbibliothek (s. u. 4.2 ) mit einem Zuwachs von einigen hundert Hss. im 14. Jh (derzeitiger Stand: ca. 160 Hss. aus dem 14. Jh gegenüber 76 aus dem 13. Jh, 22 aus dem 12. Jh, je 3 aus dem 11. und 10. Jh, eine aus dem 9. Jh).

1.4 Einen ungeahnten Aufschwung erlebte die Bibliothek im 15. Jh, nachdem Melk 1418 zum Zentrum einer in den gesamten österreichisch-süddeutschen Raum ausgreifenden Klosterreform geworden war. Die Reformer um Abt Nikolaus Seyringer von Matzen kamen aus Subiaco und brachten - neben der Entschlossenheit, den Sublazener Mönchsgewohnheiten zum Durchbruch zu verhelfen - auch das für ihr Vorhaben notwendige Handwerkszeug in Form von Büchern mit. Der Besitz einer Reihe von großen italienischen Hss. aus dem 14. Jh, wie des Catholicon von Johannes Januanensis oder des Regelkommentars von Petrus Boerius, ist diesem Umstand zu verdanken. Alsbald setzte in Melk selbst eine äußerst rege Buchproduktion und ein reger Austausch von Hss. im Dienste der Reform ein. Ein Aspekt dieser Buchproduktion war die Anpassung der liturgischen Texte an die neuen Formulare, ein anderer die Verbreitung einschlägigen Gedankenguts und die Bereitstellung der notwendigen Materialien zur Durchführung der Visitationen, wieder ein anderer die intensive Beschäftigung mit Quellentexten, wie der Benediktsregel. Besonders hervorzuheben sind die vom Reformprogramm ausgehenden Impulse für die Wissenschaftspflege und die engen Verbindungen zur Wiener Universität. Viele Hss. wurden in Melk für Wien geschrieben und umgekehrt. Nikolaus von Dinkelsbühl, der große Mentor der Reform, hielt in den Jahren 1422 bis 1424 Vorlesungen in Melk. Maßgebliche Autoren im Dienste der Reform, wie Petrus von Rosenheim (für die erste Phase), Wolfgang von Steyr und Johannes Schlitpacher (für die zweite Phase nach 1451), sind durch zahlreiche Autographen und Abschriften in der umfangreichen Hss.-Sammlung des 15. Jhs (insgesamt 800 Hss.) vertreten. Gekrönt wurde die Buchproduktion durch den Druck des Melker Missales (Nürnberg 1490) und des für alle Ordenshäuser der Melker Observanz bestimmten Breviers (Nürnberg 1500). Das umfangreiche, im Umkreis der Melker Reform der Bibliothek zugewachsene Schrifttum gibt der Sammlung ihren besonderen Wert.

1.5 Ein Verzeichnis in Codex 950 unterrichtet uns von einer größeren Bücherstiftung, die im Jahr 1439 von Melk an das Benediktinerkloster Oberburg (Gornigrad) in der Südsteiermark ging (23 Hss., Liste publiziert bei Gottlieb, s. u. 4.2). Thomas von Weitra vermachte 1445 dem Stift 2 Hss. Einige Bücher kamen durch Oswald Eisenthaler, Vikar in Schärding, in den siebziger Jahren des 15. Jhs nach Melk. 20 Hss. sind 1473 vom Passauer Kanonikus Johann Aichelperger dem Stift übergeben worden (entsprechender Schenkungsvermerk).

1.6 Im Jahr 1483 ging man daran, die Bibliothek neu aufzustellen und zu ordnen. Der zur Erschließung des Bestandes angelegte Katalog (Codex 874) führte die Hss. zunächst nach Signaturen (Majuskel und Zahl) auf (fol. 117r-222v), in einem zweiten Schritt nach Autoren bzw. im Falle anonymer Texte nach Sachgebieten (Index fol. 1-115r). Die in der Sakristei verwahrten liturgischen Bücher wurden nicht berücksichtigt, ebenso der größte Teil der von den Laienbrüdern verwendeten deutschen Hss. (die Bibliothek der Laienbrüder umfaßte Ende des 15. Jhs ca. 100 deutsche Hss.). Vereinzelt fanden bereits Drucke Aufnahme. Im Index-Teil wurden bis 1500 ca. 180 Titel als Zuwachs nachgetragen. Bald genügten Verzeichnis und Räumlichkeiten nicht mehr den Anforderungen. Eine neue Bibliothek wurde gebaut (Fertigstellung nach dem Regierungsantritt von Abt Sigismund Taler im Jahr 1504). Der Melker Konventuale Stephan Burkhardi vollendete 1517 den neuen umfassenden Katalog (Codex 704, 1-3). Der erste Band dieses vorzüglichen Katalogwerks ordnete die Bücher nach Signaturen (Majuskel und Zahl), die nicht mehr jenen von 1483 entsprachen, der zweite verzeichnete die Schlagworte, der dritte listete die Werke nach Autoren in alphabetischer Reihe auf. Insgesamt 1495 Bücher, darunter bereits eine größere Anzahl Drucke, sind in das Verzeichnis aufgenommen. 870 Signaturen ließen sich bislang am heutigen Hss.-Bestand anhand der nachgetragenen Barocksignaturen bzw. an den Hss. selbst verifizieren.

1.7 Die Bedeutung der Bibliothek im Zeitalter des Humanismus ist auch durch Gelehrtenbesuche dokumentiert: Der päpstliche Legat besuchte 1514 Melk, um kostbare Hss. für die Vatikanische Bibliothek zu requirieren. Er mußte unverrichteter Dinge weiterziehen. Johann Eck fand die Sentenzen des Petrus Lombardus, die dann von Martin Miller 1519 in Wien herausgegeben wurden (Original heute verschollen). Johann Alexander Brassican, Lektor des Rechts an der Universität Wien, wurde 1528 von Erzherzog Ferdinand nach Melk geschickt, um der katholischen Sache dienliche Literatur aufzuspüren und zum Druck zu befördern. Am 5. September 1555 entlehnte Caspar Nydbruck 13 Hss., die nicht mehr zurückgegeben wurden. Der Entlehnschein und ein Teil der Hss. befinden sich heute in der Österreichischen Nationalbibliothek.

1.8 Der Niedergang des klösterlichen Lebens im Gefolge der Reformation bedeutete zwar keinen Bruch, aber eine jahrzehntelange Stagnation in der Entwicklung der Bibliothek. Immerhin fand in beachtlichem Umfang protestantisches Schrifttum des 16. Jhs Eingang in die Sammlung. 1580 kam es zu einem durch Blitzschlag ausgelösten Brand, dem angeblich auch Bücher zum Opfer fielen.

1.9 Unter Abt Caspar Hofmann (1587-1623) gelang sowohl eine wirtschaftliche Konsolidierung als auch eine grundlegende Erneuerung des religiösen Lebens im Geist der Gegenreformation. Die um etliche Signaturen erweiterte Neuausgabe des Burkhardi-Kataloges von 1605 (Codex 1629, 1-3) dokumentiert ein neu erwachtes Interesse an der Bibliothek. Es wurde wieder Wert auf eine gründliche theologische Ausbildung gelegt; dies ist besonders an der großen Zahl der am Studienort der Patres (u. a. Wien, Salzburg) erstellten Vorlesungsnachschriften abzulesen. Aber auch durch konsequenten Zukauf von Druckwerken erfuhr die Büchersammlung eine beträchtliche Erweiterung. 1641 wurde ein neuer Bibliotheksraum eingerichtet (130 Fuß lang, 16 Fuß breit und 14 Fuß hoch). Besonders Sigismund Häringshauser (Bibliothekar von 1656 bis ca. 1680) machte sich um die Katalogisierung des Bestandes verdient. 1667 vollendete er ein umfangreiches zweibändiges Verzeichnis der Drucke (Codex 43, 1-2). Zahlreiche Rückentitel sowie Besitzvermerke in den Hss. und älteren Druckwerken tragen seine Handschrift. Unter seiner Aufsicht fand 1678 eine neuerliche Erhebung der in der Bibliothek verwahrten gedruckten Bücher statt, welche 4575 Werke (auf 13 Fachgebiete verteilt) registrierte. Wie Philibert Hueber in seinem Apparatus Chronicus von 1699 (Codex 1853, 2, p. 564) ausdrücklich vermerkt, sind die in der Prälatur, im Priorat und Noviziat sowie in den Zellen der Mönche befindlichen Bücher in dieser Aufstellung nicht berücksichtigt.

1.10 Einen großen Aufschwung nahm die Bibliothek nach Abwendung der Türkengefahr im Jahr 1683. Jetzt waren unter Abt Gregor Müller (1679-1700) und Abt Berthold Dietmayr (1700-1739) auch die wirtschaftlichen Ressourcen für einen großzügigen Ausbau vorhanden. Als Martin Kropff 1739 das Amt des Bibliothekars übernahm, hatte sich der Bestand gegenüber 1678 bereits verdreifacht. Der im Melker Stiftsarchiv erhaltene Entwurf einer Bibliotheksordnung von 1686 zeugt von einer hohen Wertschätzung der Bibliothek seitens der Mönche und einem regelrechten Bibliotheksbetrieb mit Ausleihmöglichkeit auch für Außenstehende. Ein wichtiger Impuls für die Aufstockung des Bestandes ging von der mit Anselm Schramb und Philibert Hueber einsetzenden und in den Arbeiten von Bernhard und Hieronymus Pez gipfelnden wissenschaftlich ambitionierten Geschichtsschreibung nach dem Vorbild der Kongregation von St. Maur aus. Eine 143 Titel aufzählende Liste von in der Melker Bibliothek befindlichen historischen Druckwerken (Conspectus Librorum Historicorum, vor 1715) belegt dieses Interesse. Besonders Bernhard Pez machte sich nicht nur um die Neuordnung und systematische Erschließung der Hss. verdient, sondern sorgte in seiner Funktion als Bibliothekar (1713 bis zu seinem Tod 1735) auch - und dies z. T. aus eigenem Fundus - für die rasche Vermehrung des Bestandes. Nicht wenige der auf uns gekommenen 250 Hss. des 18. Jhs gehen direkt oder indirekt auf seine ausgedehnten historischen Forschungsprojekte und -reisen zurück (Briefsammlungen, Itinerare, Exzerpte etc.).

1.11 1735 war der neue barocke Bibliothekssaal mit Nebenraum bezugsfertig. Aufbauend auf den Vorarbeiten von Bernhard Pez ging Martin Kropff (Bibliothekar 1739-1763) an die Neuordnung des Bestandes. Das ihr zugrunde liegende Konzept legte er in seiner 1747 gedruckten Bibliotheca Mellicensis und ausführlicher in seiner handschriftlich erhaltenen Ichnographia de bene ordinanda ornandaque bibliotheca Mellicensi von 1751 nieder. Die darin festgelegte Reihung der Sachschwerpunkte tspricht im großen und ganzen noch der heutigen Ordnung im großen Bibliothekssaal: Bibel - Kirchenväter - Bibel- und Kirchenväterauslegungen - Schultheologie - Kanonisches Recht - Römisches Recht - Kirchengeschichte - Profangeschichte - Philologie, Atlanten und topographische Beschreibungen - Miscellania. Zwischen der Jurisprudenz und der Kirchengeschichte ist ein Fach mit medizinisch-naturwissenschaftlicher Literatur eingeschoben. Der Nebenraum (Kleiner Bibliothekssaal) beherbergte die Hss. und Frühdrucke. Über der Sommersakristei wurde in den Jahren nach 1741 eine von der Prälatur aus zugängliche Prälatenbibliothek eingerichtet (später als Naturalienkabinett und Wirtschaftsarchiv verwendet).

1.12 Abt Urban Hauer (reg. 1763-1785) erwies sich als großer Förderer der Büchersammlung. Zum ersten Mal wurde der Bibliothek eine feste Summe für Anschaffungen zur Verfügung gestellt und in diesem Zusammenhang eine separate Bibliotheksbuchführung begonnen, deren Jahresabrechnungen von 1763 bis 1788 lückenlos erhalten sind. Sie sind ein interessantes Dokument für die Aufgeschlossenheit des Klosters gegenüber den damals im Zeichen der Aufklärung neu aufbrechenden Geistesströmungen, ist doch in ihnen ab 1770 eine signifikante Verschiebung zur Anschaffung naturkundlicher Schriften zu bemerken. Diese Neuzugänge fanden hauptsächlich in jenen als Naturalienkabinett konzipierten Räumlichkeiten Aufstellung, um die die Bibliothek 1768 erweitert worden war (nach dem Schöpfer der Secco-Malereien auch Bergl-Zimmer genannt). Genauerhin handelt es sich um zwei über eine neu eingebaute Wendeltreppe erreichbare Räume, von denen der eine 1770 mit Bücherregalen ausgestattet wurde; der andere nahm die 1767 von Abbé Gianni erworbene Conchiliensammlung sowie die bereits um 1740 begründete Naturalien- und Münzsammlung des Stiftes auf. Ein von Beda Schuster (Bibliothekar und Archivar von 1763 bis 1779) neu angelegter Katalog erschließt den großzügig ausgebauten Bestand an Druckwerken.

1.13 Melk wurde durch Josef II. nicht aufgehoben, aber seine rigorosen Reformmaßnahmen beeinflußten und beeinträchtigten nachhaltig das klösterliche Leben und damit auch die weitere Entwicklung der Bibliothek. Erst für die Zeit nach 1810 und besonders ab 1820 bezeugen die Rechnungsbücher wieder umfangreichere Investitionen im Bereich der Bibliothek. Der neu einsetzende Aufschwung ist auch daran ersichtlich, daß 1815 das zweite Bergl-Zimmer mit Bücherregalen ausgestattet wurde. Die Zugänge standen in engem Zusammenhang mit den Erfordernissen des 1804 von St. Pölten nach Melk zurückgeführten Gymnasiums und der von 1822 bis 1882 unterhaltenen theologischen Hauslehranstalt. Über den Literaturbedarf des Gymnasiums unterrichten diverse im Jahr 1880 angelegte Kataloge der Gymnasialbibliothek, welche für das Schuljahr 1880/1881 einen Zuwachs von 244 Titeln ausweisen. Der Stand Ende 1870 ist bei Josef Pizzala (s. u. 5) dokumentiert. Einen ersten Einblick in die Bandbreite der in den Neuzugängen abgedeckten Fachgebiete kann die folgende, vom Bibliothekar festgehaltene Aufstellung von 34 im Jahr 1889 bezogenen Fachzeitschriften geben: 2 kirchliche, 15 philologische, 5 geschichtliche, 2 philosophische, eine naturgeschichtliche, 3 bibelwissenschaftliche, eine aus Mathematik und Physik, 2 aus der Pädagogik, 2 zur Kunst, eine numismatische.

1.14 Unter dem Bibliothekar Theodor Mayer (1837-1860) wurden zahlreiche Hss. und Frühdrucke restauriert und neu gebunden. Eine separate Handschriftenkammer wurde im Erdgeschoß eingerichtet, weitere Räumlichkeiten im Erdgeschoß und im zweiten Stock wurden als Bücherspeicher adaptiert. Vinzenz Staufer (Bibliothekar 1867-1889) bewerkstelligte die Neuordnung der Hss. Der zugehörige Katalog wurde 1889 vollendet, er beschreibt insgesamt 1872 Hss. (von den 3 Bdn ging nur der 1. Bd in Druck). Um die weitere Erschließung der Hss. machten sich noch Albert Fürst (handschriftliches Werkregister zum Katalog, erstellt 1890-1894) und Odilo Holzer (Beschreibung der geschichtlichen Hss., publiziert im 46. Jahresbericht des Stiftsgymnasiums, Melk 1896) verdient. Der zunächst in 3 Fortsetzungen in den Jahresberichten von 1899-1901 abgedruckte, 1901 auch als Monographie erschienene Katalog der Wiegendrucke von Rudolf Schachinger listet 868 im Besitz der Melker Stiftsbibliothek befindliche Inkunabeln auf. Um die Jahrhundertwende war die Bibliothek mit insgesamt ca. 70.000 Bdn ausgestattet.

1.15 Die wirtschaftliche Notlage der Zwischenkriegszeit erzwang den Verkauf zahlreicher Dubletten und Antiquaria, darunter rund 30 Hss. und 120 Inkunabeln. 1926 wurde auch die Gutenbergbibel verkauft. Nachdem 246 Hss. bereits zu Beginn des 20. Jhs neu signiert worden waren, wurde der gesamte Hss.-Bestand in den Jahren 1936 und 1937 erneut geordnet und signiert (rote Signatur, im Katalog von 1889 nachgetragen). Ebenfalls in den dreißiger Jahren wurde der heute noch in Gebrauch befindliche alphabetische Zettelkatalog angelegt. Bei den seit Ende des Ersten Weltkrieges im Vergleich zu früher eher spärlichen Neuzugängen verlagerte sich das Gewicht vom systematischen Bücherankauf zur Einverleibung von Nachlässen der Patres und diverser Schenkungen. Eine konsequentere Ankaufspolitik wird erst wieder seit 1977, und zwar in erster Linie zum Aufbau einer aktuellen theologischen Handbibliothek, verfolgt.

1.16 1986 wurde etwa ein Drittel des ca. 1000 Bde umfassenden historischen Bestandes der Wullersdorfer Pfarrbibliothek nach Melk gebracht (s. u. 2.26). Wullersdorf gehört zu jenen bereits im Stiftungsbrief von 1113 genannten Urpfarren, die Leopold III. samt zugehöriger Rechte und Besitzungen dem Melker Kloster übertragen hat. Aufgrund ihrer wirtschaftlichen Bedeutung wurde die Pfarre schon sehr früh mit hauseigenen Patres besetzt, zuerst 1585 in der Person des Valentin Pyrner, der als erster Stiftsgeistlicher zugleich Pfarrer und Gutsverwalter war. Im 17. Jh wurde es immer mehr zur Regel, den zumeist theologisch gut gebildeten und wirtschaftlich versierten Konventualen die Agenden der Pfarre und des Gutes Wullersdorf zu übertragen. Die großzügige wirtschaftliche Ausstattung ermöglichte nun auch die Entwicklung einer ansehnlichen Handbibliothek. Die Pfarrbibliothek spiegelt somit die Entwicklung und Bedeutung Wullersdorfs als geistig-geistliches Zentrum der Gegenreformation und des Barock wider.

1.17 Spätestens ab der zweiten Hälfte des 17. Jhs ist die Büchersammlung der Pfarre Wullersdorf als Hausbibliothek zu bezeichnen. Einen gleichsam offiziellen Status hat sie jedenfalls im Jahr 1699 erhalten. Diese Jahreszahl wurde samt ausdrücklichem Besitzvermerk (Bibliotheca domestica Wullersdorfensis oder ähnlich) bei insgesamt 46 Titeln registriert (einige wenige Eingänge sind vor, mehrere nach 1699 datiert). Fast alle Frühdrucke weisen diesen Eintrag auf und sind somit als alter Wullersdorfer Besitz anzusehen. Der größere Teil des Bestandes dürfte nach und nach über die hier tätigen Patres und Weltgeistlichen Eingang in die Bibliothek gefunden haben. Unter den zahlreichen Namen, die in den Besitzvermerken aufscheinen, sind zwei besonders hervorzuheben: Andreas Püller und Hermann Bernhardt. Püller erwarb in seiner Amtszeit als Pfarrer und Gutsverwalter (1691-1701) 13 Bücher (in seinem Fundus ferner eine Sammlung gedruckter juridischer Dissertationen, Salzburg 1679, mit seiner eigenen Dissertatio Iuridica an erster Stelle). In seine Zeit fällt auch die Inventur von 1699. Von seinem Nachfolger Hermann Bernhardt (Pfarrer und Gutsverwalter 1702-1730) finden sich 37 von eigener Hand signierte Bücher, dazu 6 aus eigener Feder stammende Hss. Einige Drucke, vor allem des 17. Jhs, sind mit dem Besitzvermerk der Melker Stiftsbibliothek versehen, was darauf schließen läßt, daß auch das Kloster seinen Teil zur Ausstattung der Pfarrbibliothek Wullersdorf beigetragen hat. Im 18. und 19. Jh war ein weiterer bedeutender Zuwachs zu verzeichnen, wobei mit dem Josephinismus die praktischen Erfordernisse der Wirtschaftsführung stärkeres Gewicht erhielten (juristische und landwirtschaftliche Fachliteratur). Das Wissen um die wertvollen Altbuchbestände der Pfarrbibliothek dürfte dann bald verloren gegangen sein, der Niedergang der Wirtschaft im 20. Jh tat ein übriges. Die Bestände sind nur vorläufig gesichtet und noch nicht katalogisiert, eine teilweise Eingliederung in die Melker Stiftsbibliothek ist geplant.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Zählung des Altbuchbestandes erfolgte anhand der Numerus-currens-Liste, fallweise zur Überprüfung an den Regalen. Da für den größeren Teil des Altbestandes auch die Einzelbände mehrbändiger Werke fortlaufend numeriert sind und sich ältere Bestandsangaben zumeist auf die Zahl der Bände beziehen, wurde für die Gesamtauswertung der Zählung nach Bänden der Vorzug gegeben. Der Systematischen Übersicht wurde, soweit die Auszählung aufgrund der Unterlagen ohne größeren Aufwand zu bewerkstelligen war und aufgrund eines relevanten Anteils an Altbeständen auch zielführend erschien, die Zählung der Titel zugrundegelegt. Adligata sind, da in der Numerus-currens-Liste nicht erfaßt, in die Titelzählung nicht einbezogen (Ausnahme: Inkunabeln und Drucke des 16. Jhs). Nicht in der Liste erfaßt und damit auch für die Auswertung nicht berücksichtigt sind die in einer separaten Abteilung untergebrachten Dubletten sowie die in verschiedenen Depots lagernden, bislang unaufgearbeiteten Bestände aus Schenkungen und Nachlässen. Eine Auszählung dieser Bestände war aufgrund der unübersichtlichen Lagerung nicht möglich. Nach vorsichtigen Schätzungen könnten darin ca. 1000 Bde mit Erscheinungsdatum vor 1800 und ca. 6000 Bde aus dem 19. Jh enthalten sein. Gewisse Unschärfen mögen sich dadurch ergeben, daß etliche im Standortkatalog erfaßte Bücher im Regal nicht auffindbar waren.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtumfang von ca. 85.000 bibliothekarisch erfaßten Bänden wurde ein Bestand von ca. 54.800 Bdn bis 1900 festgestellt, der sich chronologisch folgendermaßen verteilt: 737 Inkunabeln in 798 Bdn, 1470 Titel in 2350 Bdn aus dem 16. Jh, 4500 Bde aus dem 17. Jh, 16.000 Bde aus dem 18. Jh, 31.150 Bde aus dem 19. Jh. Von den 1850 Hss. stammen 802 aus dem 15. Jh, 60 aus dem 16. Jh, 460 aus dem 17. Jh, 250 aus dem 18. Jh und 13 aus dem 19. Jh (Wullersdorfer Bestände s. u. 2.26 ).

2.3 Vom 15. bis zum 17. Jh dominiert eindeutig das lateinische Schrifttum. Unter den 737 Inkunabeln finden sich nur 10 deutsche Titel. Im 16. Jh steigt deren Anteil auf 220, unter ihnen in signifikanter Anzahl protestantisches Schrifttum (z. B. 19 deutsche Titel von Martin Luther, dazu 13 Ausgaben der Lutherbibel). Nur vereinzelt finden sich anderssprachige (griechische, französische, italienische, spanische und glische) Werke. Von den 4500 Bdn des 17. Jhs sind 3700 lateinisch, 430 deutsch, 220 französisch, 70 italienisch, 24 spanisch, 10 englisch. Der Rest verteilt sich auf griechische und polyglotte Bibel- und Textausgaben. Aus dem 18. Jh liegen 6520 Bde in lateinischer Sprache vor, 6310 in deutscher, 2380 in französischer, 350 in italienischer, 20 in spanischer, 140 in glischer, 200 in griechischer (bzw. polyglotte, zumeist griechisch-deutsche, griechisch-lateinische Textausgaben), ferner 80 Bde in sonstigen Sprachen. Aus dem 19. Jh stammen 3000 Bde in lateinischer, 25.100 in deutscher, 1700 in französischer, 220 in italienischer, 20 in spanischer, 310 in englischer und ca. 400 Bde in griechischer Sprache (bzw. polyglotte Textausgaben und Lexika), der Rest entfällt auf sonstige Sprachen.

Systematische Übersicht

Vorbemerkung

2.4 Die derzeit bestehende Systematik wurde in der Zwischenkriegszeit im Zuge der Einführung des Numerus currens und der Anlegung des alphabetischen Zettelkatalogs nach PI geschaffen. Allerdings waren dem Bemühen, die Bücher streng nach systematischen Richtlinien aufzustellen, vom Raumangebot her gewisse Grenzen gesetzt. In einigen Fällen wurden vorgegebene Bestandsgruppen fast unverändert in die neue Systematik übernommen. Für neu hinzukommende Bücher wurden in den einzelnen Abteilungen Nummern freigehalten und entsprechend Platz in den Regalen reserviert (gewöhnlich in der hinteren Reihe der in der Regel doppelreihig ausgelegten Fächer). Die Periodika und Zeitschriften sind auf die einzelnen Fachgruppen verteilt; soweit es der Platz erlaubt, beschließen sie als eigene Gruppe das Fach oder die Fächer, denen sie zugeordnet sind. Nur die Barockbibliothek im Hauptgeschoß des Großen Bibliothekssaals (großformatige Rindslederbände mit Goldrückenprägung, zur Wahrung eines repräsentativen harmonischen Raumeindrucks teils neu gebunden) weist eine geschlossene Nummernfolge auf (1-4636). Sie war also im vorhinein als Altbestand ohne Erweiterungsmöglichkeiten konzipiert und wurde im wesentlichen in der von Kropff festgelegten Ordnung (s. o. 1.11) belassen. Abgesehen von den Sondersammlungen (Hss. und Frühdrucke) gibt es auch in den übrigen Abteilungen Bestände, bei denen der Publikationsschwerpunkt vor 1800 liegt oder die nur wenige Titel nach 1900 aufzuweisen haben. Andere sind hauptsächlich als Ergänzungs- und Erweiterungsfächer für die Neuzugänge konzipiert, aber grundsätzlich ist eine breite chronologische Streuung gegeben.

2.5 Als Raumeinheiten, die auch für die Bibliothekssystematik von Belang sind und sinnvollerweise als Gliederungsprinzip für die folgende Darstellung fungieren, sind zu nennen: Der Große Bibliothekssaal (barocke Prunkbibliothek mit größtenteils barocken Beständen), der Kleine Bibliothekssaal (eigentlich Vorraum, ehemals Aufstellungsort der Hss. und Frühdrucke, mit der historischen Handbibliothek des 19. Jhs), die Berglzimmer (Erweiterung 1768, teilweise noch mit ursprünglichen Beständen an naturkundlichem Schrifttum bestückt, die philologische Handbibliothek beherbergend), der Hauptspeicher im zweiten Stockwerk (teils mit barocken Beständen in analoger Ordnung zu jener im Hauptsaal, aber mit anderen thematischen Akzenten, was auf Auslagerung aus Platzgründen schließen läßt, teils mit neuen Fächern, wie Landwirtschaft, aber auch mit Auslagerungs- und Zusatzbeständen zur naturwissenschaftlichen, philologischen und geschichtlich-geographischen Sammlung), Speicher im Erdgeschoß (mit Germanistik, Literaturwissenschaft und der Hauptmasse an Belletristik), schließlich (neben den kaum ins Gewicht fallenden Beständen des Lesezimmers) die in der Handschriftenkammer verwahrten Sondersammlungen (Hss., Inkunabeln, Frühdrucke).

Großer Bibliothekssaal

2.6 Die Bestände des Großen Bibliothekssaales fügen sich insofern zu einer ersten übergreifenden Abteilung sui generis, als man bemüht war, die auf der Galerie untergebrachten Kleinformate so anzuordnen, daß die Abfolge der Hauptsachgebiete mit der Systematik der Großformate im Hauptgeschoß konform geht. Im Hauptgeschoß wie auf der Galerie setzt der Numerus currens bei den Biblia ein, um über die Theologica im geren Sinn zur Kirchengeschichte, von der Kirchengeschichte zur Profangeschichte und zu den Profanwissenschaften zu gelangen. Allerdings ist auf der Galerie der Anteil an neueren, nicht in der stereotypen barocken Goldrückenprägung gefaßten Büchern wesentlich höher als im Hauptgeschoß. In Zahlen ausgedrückt: Von den 2076 Titeln (ca. 4600 Bdn) des Hauptgeschoßes stammen nur 55 Titel (2,6 Prozent) aus dem 19. Jh, 10 aus dem 15. Jh, 312 aus dem 16. Jh, 729 aus dem 17. Jh und 970 aus dem 18. Jh; dagegen befinden sich unter den 2301 Titeln (ca. 5000 Bdn) der Galerie bereits 775 Titel aus dem 19. Jh (33,7 Prozent); 137 Titel stammen aus dem 16. Jh, 357 aus dem 17. Jh und 1004 aus dem 18. Jh.

2.7 80 Titel (Nummern 1-170) entfallen fast ausschließlich auf großformatige Bibelausgaben des 15. bis 18. Jhs, darunter die deutschen Ausgaben der Zainer-Bibel (Augsburg 1473-1475) und der Koberger-Bibel (Nürnberg 1483), eine Reihe wichtiger Polyglotte (Antwerpen 1569, Nürnberg 1599, Paris 1645, London 1657), eine französische Bibel (Paris 1638), die Biblia maxima (Paris 1660, 19 Bde) und, neben der Hauptmasse der lateinischen und deutschen Bibeln, zwei hebräische Bibelausgaben (Leipzig 1739, Wien 1744). Die chronologische Streuung im Detail: 10 Inkunabeln, 21 Titel des 16. Jhs, 21 des 17. Jhs und 28 des 18. Jhs. Das Fach enthält als einziges auch Inkunabeln. Es folgen frühe lateinische, zu einem kleinen Teil auch griechisch-lateinische Ausgaben der Kirchenväter (112 Titel, davon 12 aus dem 16. Jh, 48 aus dem 17. Jh, 52 aus dem 18. Jh). Breiteren Raum nehmen die Interpretatores (theologische Kommentare zur Bibel) ein: 332 Titel, davon 36 aus dem 16. Jh, 142 aus dem 17. Jh, 139 aus dem 18. Jh und 16 aus dem 19. Jh.

2.8 Die auf der Galerie untergebrachten kleinformatigen Bibelausgaben, Väterkommentare und die Einleitungs- und Kommentarliteratur zur Bibel im weiteren Sinn sind nicht mehr so klar gruppiert wie die korrespondierende Abteilung im Hauptgeschoß. Von den 610 Titeln entfallen 50 auf das 16. Jh, 55 auf das 17. Jh, 300 auf das 18. Jh und 205 auf das 19. Jh. Hervorzuheben ist das hier in größerer Anzahl eingeordnete protestantische Schrifttum des 16. Jhs, darunter frühe Drucke von Autoren wie Luther, Calvin, Zwingli, Melanchthon und das älteste ungarische Buch der Stiftsbibliothek (Evangelien, Czepreg 1636).

2.9 Die 3 Gruppen der schultheologischen Traktate, der kirchenrechtlichen sowie zivilrechtlichen Textausgaben und Abhandlungen nehmen ziemlich exakt ein weiteres Viertel der Regale des Hauptgeschoßes ein. 254 Titel sind Scholastici (20 aus dem 16. Jh, 73 aus dem 17. Jh, 160 aus dem 18. Jh und nur ein Titel aus dem 19. Jh), 152 Canonistae (13 aus dem 16. Jh, 57 aus dem 17. Jh und 82 aus dem 18. Jh). Auf Jus Civile entfallen 144 Titel (53 aus dem 16. Jh, 67 aus dem 17. Jh und 24 aus dem 18. Jh.) Auffallend ist der höhere Anteil an älteren Werken bei der Jurisprudenz. Die korrespondierende Abteilung auf der Galerie enthält theologische Literatur ohne erkennbare Schwerpunktsetzung: 599 Titel, davon 25 aus dem 16. Jh, 76 aus dem 17. Jh, 331 aus dem 18. Jh und 167 aus dem 19. Jh. Die kleinformatigen Bestände zur Jurisprudenz wurden aus Platzgründen andernorts untergebracht (s. u. 2.17).

2.10 Im Hauptgeschoß folgt - in Zuordnung zur medizinischen Fakultät - eine kleinere naturwissenschaftliche Abteilung, die auch Werke zur Kunsttheorie und Architektur sowie philosophische Werke enthält. An medizinischen Titeln im engeren Sinn findet sich nur knapp ein Dutzend, darunter verschiedene Werkausgaben des Claudius Galenus (Basel 1561 ff., 24 Titel des 16. Jhs sind von diesem Autor im Katalog ausgewiesen). Von den 161 Titeln tfallen 36 auf das 16. Jh, 52 auf das 17. Jh, 57 auf das 18. Jh und 3 auf das 19. Jh. Auf der Galerie hat diese Abteilung keine Entsprechung. Die eigentliche naturwissenschaftliche Bibliothek befindet sich im ersten Berglzimmer (s. u. 2.15).

2.11 Die restlichen Bestände werden als Ganzheit erfaßt, da die einzelnen Sachgruppen in ihrer Anordnung nicht so klar voneinander abgegrenzt sind. Die 841 Titel verteilen sich auf Kirchen- und Ordensgeschichte (ca. 280) sowie auf profangeschichtliche Werke (ca. 380); davon betrifft ein relativ geschlossener Block das Militärwesen (ca. 60), der Rest widmet sich historischen Darstellungen verschiedener Regionen und topographisch-geographischen Studien (z. B. Theatrum Europaeum, Frankfurt 1635 ff.). Die klassischen Topographien, wie jene von Zeiller und Merian, oder die groß- und übergroßformatigen Atlanten (darunter Johann Homanns Atlas geographicus maior, Nürnberg 1759; desselben Atlas novus, Nürnberg 1714 bzw. 1717) sind z. T. auch an anderer Stelle innerhalb der hier ins Auge gefaßten Abteilung untergebracht. Den Abschluß bildet eine Gruppe mit vornehmlich lexikographischen Werken sowie mit Publikationen zu den verschiedenen Sprachen und Literaturen (ca. 180 Titel), welche naturgemäß eine breitere Palette an fremdsprachigen Titeln aufweist. Von den 841 Titeln stammen 77 aus dem 16. Jh, 281 aus dem 17. Jh, 461 aus dem 18. Jh und 22 aus dem 19. Jh. Zu den in dieser Abteilung am stärksten vertretenen Autoren zählen Athanasius Kircher (17 Titel des 17. Jhs) und Ludwig Anton Muratori (49 Titel in 101 Bdn aus dem 18. Jh, z. B. Rerum Italicarum scriptores, Mailand 1723 ff.).

2.12 Die historisch-geographische Abteilung auf der Galerie (vgl. dazu 2.11) umfaßt 292 Titel zur Kirchengeschichte (12 aus dem 16. Jh, 56 aus dem 17. Jh, 112 aus dem 18. Jh, 101 aus dem 19. Jh), 372 zur Profangeschichte (25 aus dem 16. Jh, 101 aus dem 17. Jh, 150 aus dem 18. Jh, 93 aus dem 19. Jh). Ein geschlossener Block von knapp 70 Titeln topographischer Beschreibungen fast ausschließlich des 17. Jhs hebt sich darin ab, was auf unveränderte Eingliederung eines bereits in der Barockbibliothek bestehenden Faches schließen läßt. Die topographisch-geographische Abteilung setzt sich zum überwiegenden Teil aus Reisebeschreibungen aus der Zeit zwischen 1750 und 1850 zusammen. Insgesamt sind es 418 Titel, davon 25 aus dem 16. Jh (u. a. 12 frühe Werkausgaben des Claudius Galenus, die hier wohl nur zur Auffüllung des Kleinstformates eingeordnet wurden), 69 aus dem 17. Jh, 111 aus dem 18. Jh und 209 aus dem 19. Jh.

Kleiner Bibliothekssaal

2.13 Eine thematisch einheitliche Abteilung bildet die im Hauptgeschoß des Kleinen Bibliothekssaales aufgestellte historische Bibliothek. Sie enthält insgesamt 2667 Titel vorab zur Geschichte Österreichs, der österreichisch-ungarischen Monarchie und ihrer Länder, zu ca. einem Drittel auch Publikationen zur Weltgeschichte, zur Geschichte Deutschlands und der übrigen Länder Europas, wobei die Bestände nur lose nach Regionen geordnet sind. Vielfach ergab sich die Aufstellung organisch aus dem Platzangebot und dem Charakter der Publikationen (Format, Reihenwerke wie die Monumenta Germaniae Historica). 1556 Titel (58,3 Prozent) datieren ins 19. Jh. Man kann davon ausgehen, daß in dieser Abteilung der Großteil der im Laufe des 19. Jhs ausgebauten historischen Handbibliothek versammelt ist. Weitere 518 Titel des 20. Jhs kamen hinzu. Teils in größeren Blöcken, teils verstreut in den übrigen Beständen findet sich aber auch ältere historische Literatur: 21 Titel des 16. Jhs, 132 Titel des 17. Jhs und 440 Titel des 18. Jhs.

2.14 Auf der Galerie des Kleinen Bibliotheks-

saales sind 578 - zumeist deutschsprachige - Homiletica (Predigtsammlungen, homiletische Fachliteratur, Hauspostillen etc.) untergebracht. 17 Titel stammen aus dem 16. Jh, 66 aus dem 17. Jh, 157 aus dem 18. Jh und 338 aus dem 19. Jh.

Vorderes Berglzimmer

2.15 Das vordere Berglzimmer (Naturwissenschaftssaal) beherbergt Literatur (Lexika, Grammatiken, Textausgaben, Belletristik, vergleichende Sprachforschung) zu weniger geläufigen und dem abendländischen Kulturkreis ferner liegenden Sprachen, wobei die orientalischen im engeren Sinn einen breiteren Raum einnehmen (separate Standortgruppe). Von den 159 Titeln des allgemeineren Faches stammen 5 aus dem 16. Jh, 28 aus dem 17. Jh, 39 aus dem 18. Jh und 87 aus dem 19. Jh. Das eigentliche Orientalistikfach (Schwerpunkt arabische Sprach- und Literaturgeschichte) enthält 251 Titel (2 aus dem 16. Jh, 18 aus dem 17. Jh, 68 aus dem 18. Jh, 163 aus dem 19. Jh). Es folgen 375 Titel aus Mathematik, Physik, Astronomie und Chemie. Drei Viertel dieser Bücher stammen aus dem 19. Jh (2 Titel aus dem 16. Jh, 13 aus dem 17. Jh, 54 aus dem 18. Jh, 262 aus dem 19. Jh). Das anschließende Fach mit philosophischer Literatur (552 Titel) thält größtenteils Drucke des (späten) 18. Jhs (2 aus dem 16. Jh, 20 aus dem 17. Jh, 235 aus dem 18. Jh, 197 aus dem 19. Jh). Zu finden sind hier viele Erstausgaben, z. B. Immanuel Kants Kritik der reinen Vernunft (Riga 1781) und Kritik der praktischen Vernunft (Riga 1788); allein 24 Titel dieses Autors liegen aus dem 18. Jh vor. Es folgt - an der Front zum nächsten Raum - ein Fach, das thematisch bereits den Beständen des hinteren Berglzimmers (Philologiesaal) zuzuordnen ist: 340 Titel zur klassischen Philologie (vor allem ältere Werke zur lateinischen Sprache und Sprachlehre, 52 Titel aus dem 16. Jh, 54 aus dem 17., 161 aus dem 18. und 73 aus dem 19. Jh). Zur Numismatik sind 172 Titel ausgewiesen (13 aus dem 17. Jh, 79 aus dem 18., 53 aus dem 19. Jh), zur Naturkunde (Botanik, Zoologie, Mineralogie, Geologie etc.) 453 (einer aus dem 16. Jh, 3 aus dem 17., 110 aus dem 18., 339 aus dem 19. Jh). Hervorzuheben sind die handgezeichneten Kataloge über indoeuropäische Vögel (2 Bde, 1746-1747) und Conchylien (1765) von Giuseppe Gianni.

Hinteres Berglzimmer

2.16 Umfang und Anordnung der Bestände zur klassischen Philologie geben ein beredtes Zeugnis von der herausragenden Bedeutung des Studiums der griechischen und lateinischen Sprache bis ins 20. Jh. Unter Einbeziehung der Werke zur lateinischen Sprachlehre aus dem ersten Berglsaal (2.15) sind 2859 Titel aus der Zeit vor 1900 vorhanden, 211 aus dem 16. Jh, 259 aus dem 17. Jh, 750 aus dem 18. Jh und 1639 aus dem 19. Jh. Zu den Untergruppen wurden Erweiterungsfächer vorgesehen bzw. nachträglich eingerichtet, für die der Numerus currens zugunsten einer Standortbezeichnung ausgesetzt wurde (Regale U bis Z). Zusammen mit den neueren Beständen in den Zusatzfächern verteilen sich die Bücher auf 220 Titel lateinischer Klassiker (fast durchwegs Cicero-Ausgaben), 256 Titel lateinischer Historiker, 499 Titel lateinischer Dichter, 291 Titel im gemischten Fach (lateinische und griechische Autoren), 766 Titel griechischer Autoren (Philosophen, Historiker, Dichter, teils in der Originalsprache, teils in lateinischen und deutschen Ausgaben, vereinzelt mit Sekundärliteratur zu den Autoren), 419 Titel Realien und Miscellanea und auf ein Fach mit Wörterbüchern und Grammatiken (68 Titel).

Hauptspeicher im Obergeschoß

2.17 In den Räumlichkeiten des zweiten Stockwerks schließt zunächst ein Fach mit Literatur zum Buch- und Bibliothekswesen an (u. a. Bibliographien, Zuwachsverzeichnisse). Von den 436 Titeln tfallen 24 auf das 16. Jh, 44 auf das 17. Jh, 221 auf das 18. Jh und 147 auf das 19. Jh. Die folgende umfangreiche, fast ausschließlich von Titeln vor 1900 belegte theologische Abteilung mit den Schwerpunkten Katechetik, Liturgik, Aszetik, Pastoral, Moral enthält 1875 Titel (135 aus dem 16. Jh, 372 aus dem 17. Jh, 811 aus dem 18. Jh und 557 aus dem 19. Jh). Wie im Hauptgeschoß des Großen Bibliothekssaals schließen eine juridische und eine historische Abteilung an: 422 Titel sind dem kirchlichen Recht zugeordnet (26 aus dem 16. Jh, 88 aus dem 17. Jh, 134 aus dem 18. Jh und 174 aus dem 19. Jh), 406 Titel dem zivilen Recht (100 aus dem 16. Jh, 122 aus dem 17. Jh, 132 aus dem 18. Jh und 52 aus dem 19. Jh). Die historische Abteilung umfaßt 320 Titel zur Profangeschichte (24 aus dem 16. Jh, 75 aus dem 17. Jh, 113 aus dem 18. Jh, 108 aus dem 19. Jh). Ein nicht leicht überschaubarer Block an Zeitschriften, und zwar - korrespondierend zur theologisch-historischen Sammlung dieses Bereichs - einerseits theologischer, andererseits politisch-historischer Thematik, bietet 69 Titel mit Publikationsschwerpunkt vor 1900 (darunter L'Esprit des journaux françois & étrangers, Paris-Brüssel 1785 ff.; Europäische Annalen, Tübingen 1790 ff.; Historisch-Politische Blätter, München 1838 ff.; zyklopädische Werke, wie Encyclopédie méthodique, Paris, Lüttich 1782 ff.; Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, Leipzig 1818 ff.).

2.18 Eine weitere geographische Abteilung beinhaltet 198 Titel (fast ausschließlich 19. Jh) zur Volks- und Heimatkunde der Alpenländer, ferner diverse Reiseführer und Fachzeitschriften. Bei den folgenden Beständen zur Kunst und Musik überwiegen ebenfalls Werke aus dem 19. Jh. Die bildende Kunst ist mit 195 Titeln (7 aus dem 17. Jh, 41 aus dem 18. Jh, 147 aus dem 19. Jh), die Musik mit 87 vertreten (8 aus dem 18. Jh, 79 aus dem 19. Jh). Zur Land- und Forstwirtschaft (Wein- und Obstbau, Bienenzucht, Jagd etc.) wurden 556 Titel gezählt (3 aus dem 16. Jh, 18 aus dem 17. Jh, 133 aus dem 18. Jh und 402 aus dem 19. Jh). In den anschließenden zwei theologischen Abteilungen, die thematisch die ersten beiden Abteilungen auf der Galerie des Hauptsaales fortsetzen - der Schwerpunkt ist hingegen auf das 19. Jh verlagert (s. o. 2.8 und 2.9 ) - , sind 258 Bibeln und Bibelkommentare (43 aus dem 16. Jh, 37 aus dem 17. Jh, 60 aus dem 18. Jh und 118 aus dem 19. Jh) und 374 allgemein theologische Titel (22 aus dem 16. Jh, 73 aus dem 17. Jh, 107 aus dem 18. Jh und 172 aus dem 19. Jh) eingereiht. Eine eigene Gruppe bilden darunter die ca. 70 älteren hagiographischen und mariologischen Werke (vor allem Predigten), davon etwa die Hälfte aus dem 17. Jh. Im Anschluß daran findet sich ein Fach mit Kunstführern und Bildbänden, das u. a. die Erstpublikationen zu den Ausgrabungen von Herkulaneum enthält (Herculanensium voluminum quae supersunt, Neapel 1793 ff., Le Antichità di Ercolano, Rom 1789 ff.), insgesamt 46 Titel vor 1900 (einen aus dem 16. Jh, 2 aus dem 17. Jh, 11 aus dem 18. Jh und 32 aus dem 19. Jh).

2.19 In diesem Bereich sind, teils in verschiedene Standortgruppen aufgesplittert, weitere philosophische und naturwissenschaftliche Bestände untergebracht, die im ersten Berglzimmer nicht mehr Platz gefunden haben. Dem thematisch ziemlich weit gefaßten philosophischen Fach (philosophische Grundlagen der Naturwissenschaften, Anthropologie, Psychologie, ädagogik, Religionswissenschaft, nur lose untergliedert) sind 402 Titel zuzuweisen (15 aus dem 16. Jh, 48 aus dem 17., 165 aus dem 18. und 174 aus dem 19. Jh). Ein gemischtes naturwissenschaftliches Fach mit großteils neueren Beständen thält 104 Titel (2 aus dem 16. Jh, 7 aus dem 17., 29 aus dem 18. und 66 aus dem 19. Jh). Ein weiteres, relativ kompaktes Fach mit Altbestand aus Mathematik, Physik, Chemie und Astronomie weist 281 Titel auf (32 aus dem 16. Jh, 55 aus dem 17., 105 aus dem 18. und 89 aus dem 19. Jh), darunter die Ephemerides astronomicae (Wien 1761 ff.). Zur Medizin (und Verwandtem) gibt es 258 Titel (11 aus dem 16. Jh, 28 aus dem 17., 78 aus dem 18. und 141 aus dem 19. Jh), zur Pädagogik 211 (4 aus dem 16. Jh, 20 aus dem 17., 69 aus dem 18. und 118 aus dem 19. Jh).

2.20 An geschlossenen Altbeständen sind ferner ein Fach zur Kontroverstheologie und Apologetik (Reformation, Jesuiten, Freimaurer) und eines mit Predigten hervorzuheben. Ersteres thält 388 Titel (58 aus dem 16. Jh, 93 aus dem 17. Jh, 211 aus dem 18. Jh und 26 aus dem 19. Jh), letzteres 179 Titel (53 aus dem 16. Jh, 73 aus dem 17. Jh, 46 aus dem 18. Jh und 7 aus dem 19. Jh). Weiters ist ein Fach mit 157 Titeln an Lehrbehelfen zu europäischen Sprachen (17 aus dem 17. Jh, 19 aus dem 18. Jh und 121 aus dem 19. Jh) vorhanden, ferner ein gemischtes Fach mit Publikationen von und über verschiedene Orden und Klöster, in dem u. a. die nicht unter den Sachgebieten eingeordneten Melker Autoren versammelt sind (78 Titel; 3 aus dem 16. Jh, 16 aus dem 17. Jh, 38 aus dem 18. Jh, 21 aus dem 19. Jh). Von den hier aufgestellten gemischten Kleinschriften (177 Titel) stammen 138 aus dem 19. Jh (eine aus dem 17. Jh und 38 aus dem 18. Jh).

2.21 Auf englische und italienische Belletristik entfallen 337 Titel (ca. 40 Prozent englische, 60 Prozent italienische), davon 12 aus dem 16. Jh, 30 aus dem 17. Jh, 75 aus dem 18. Jh und 220 aus dem 19. Jh. 425 Titel gibt es an französischer und spanischer Belletristik (ca. 80 Prozent französische Titel, 20 Prozent spanische), 9 aus dem 16. Jh, 40 aus dem 17. Jh, 139 aus dem 18. Jh und 237 aus dem 19. Jh. Das dritte, rein französische Fach enthält 455 Titel, vornehmlich wissenschaftliche Publikationen (3 aus dem 16. Jh, 25 aus dem 17. Jh, 178 aus dem 18. Jh und 249 aus dem 19. Jh).

2.22 Es folgt eine in bibliophiler Hinsicht interessante Abteilung. Alles deutet darauf hin, daß man es hier mit dem im Grundbestand unveränderten Fach der Humanistae zu tun hat, das in der Liste von 1678 mit 573 Bdn ausgewiesen ist (s. u. 3.3). Der Anteil an Literatur aus dem 16. und 17. Jh ist signifikant hoch. Hier findet sich die Hauptmasse der frühen Werkausgaben von Autoren wie Philipp Melanchthon (insgesamt 54 lateinische Titel aus dem 16. Jh) und Erasmus von Rotterdam (25 lateinische, ein deutscher Titel zwischen 1517 und 1550). Von den 537 Titeln stammen 147 aus dem 16. Jh, 205 aus dem 17. Jh, 142 aus dem 18. Jh und 43 aus dem 19. Jh. In die Zählung mitinbegriffen sind 30 ältere, zumeist deutsche Predigtwerke und 30 ältere Wörterbücher, die ebenfalls hier untergebracht sind.

2.23 Der Rest setzt sich aus gemischten Beständen zusammen, die zum größten Teil als Ergänzungsfächer zu bereits bestehenden Fächern fungieren, aber aufgrund der eher dem Platzangebot als thematischen Kriterien gehorchenden Anordnung (und der derzeitigen provisorischen Aufstellung) z. T. schwer zu überschauen sind. Folgende Bereiche lassen sich unterscheiden: 96 Titel Kultur- und Kunstgeschichte (3 aus dem 16. Jh, 3 aus dem 17. Jh, 15 aus dem 18. Jh, 75 aus dem 19. Jh), 414 Titel Pastoraltheologie und Apologetik (4 aus dem 16. Jh, 11 aus dem 17. Jh, 93 aus dem 18. Jh, 306 aus dem 19. Jh), 203 Titel Theologie mit Schwerpunkt Hagiographica (Bollandisten; 6 aus dem 16. Jh, 6 aus dem 17. Jh, 7 aus dem 18. Jh, 184 aus dem 19. Jh), 315 profanwissenschaftliche Publikationen aus verschiedenen Bereichen (11 Titel aus dem 18. Jh, 304 aus dem 19. Jh).

Speicher Erdgeschoß

2.24 An wissenschaftlichen Werken, vorrangig zur deutschen Sprache und Literatur inklusive Zeitschriften, Reihen und Lexika, wurden 624 Titel gezählt (2 aus dem 16. Jh, 3 aus dem 17. Jh, 61 aus dem 18. Jh, 558 aus dem 19. Jh). Es finden sich in dieser Raumeinheit ferner 293 Titel an Werkausgaben deutscher Dichter (2 aus dem 16. Jh, 10 aus dem 17. Jh, 47 aus dem 18. Jh, 234 aus dem 19. Jh) und 248 Titel deutsche Klassikerausgaben (43 aus dem 18. Jh, 205 aus dem 19. Jh). Die anschließende Abteilung Deutsche Belletristik (zumeist Prosawerke) umfaßt ca. 800 Titel aus der Zeit vor 1900 (vorwiegend 19. Jh). Hervorzuheben sind die frühen Werkausgaben von Abraham a Sancta Clara (14 Titel zwischen 1680 und 1723). Aufgrund eines größeren Anteils an Altbestand (vor allem 19. Jh) sind weiters eine Abteilung englischsprachige Literatur (ca. 70 Titel) und eine Abteilung europäische Literatur (ca. 200 Titel) erwähnenswert. Die restlichen Bestände mit der neueren Literatur sowie den in den letzten Jahrzehnten katalogisierten Zuwächsen wurden nicht mehr nach ihrem Anteil an Altbestand gesichtet.

2.25 Im Erdgeschoß sind u. a. die - in ihren Publikationen vor 1900 vollständig vorhandenen - Schriften der Österreichischen Akademie der Wissenschaften untergebracht. Ferner sei noch auf die knapp 100 Titel Altbestand (19. Jh) der Handbibliothek hingewiesen.

Pfarrbibliothek Wullersdorf

2.26 Die Bestände der Pfarrbibliothek Wullersdorf sind erst vorläufig gesichtet. Nur die Drucke vor 1800 sind im Detail ausgezählt. Es finden sich 5 Inkunabeln, darunter Poeniteas cito (Köln: Heinrich Quentell 1493, Titelblatt mit koloriertem Holzschnitt) und Paulus Wanns Sermones de tempore (Hagenau: Heinrich Gran 1490). Unter weiteren ca. 8 Frühdrucken mit teils unvollständigen typographischen Angaben ist besonders auf einen schön ausgestatteten Sammelband mit Augustinus-Texten hinzuweisen (De Trinitate u. a., Basel: Amerbach o. J., vermutlich 1511). Insgesamt sind 21 Bde in das 16. Jh zu datieren, 153 in das 17. Jh und 330 in das 18. Jh. Die Sammlung besteht zum größten Teil aus theologischer Literatur und war, wie die zahlreichen lateinischen und deutschen Homiletica belegen, in erster Linie für die seelsorgliche Praxis bestimmt, darüber hinaus auch für die theologische Weiterbildung der Patres. Ca. 20 Prozent der Werke sind dem Rechtswesen und der juristischen Praxis zuzuweisen. In direktem Konnex mit den Erfordernissen der Güterverwaltung sind vor allem die 64 Bde Gesetzesausgaben des 18. Jhs und die ca. 120 Bde Gesetzessammlungen des 19. Jhs zu sehen. Hinzu kommen ein kleinerer Bestand an land- und forstwirtschaftlicher Fachliteratur (vorwiegend aus dem 19. Jh) und einige Bücher aus anderen Fachbereichen. Bei den 17 Bdn an Hss. aus dem Zeitraum 1676 bis 1732 handelt es sich ausschließlich um private Vorlesungsnachschriften aus den Nachlässen der in Wullersdorf tätigen Melker Konventualen.

Sondersammlung

Inkunabeln und Frühdrucke

2.27 Die Sondersammlung der Inkunabeln und Postinkunabeln bis 1530, die auch manche Rara und wertvolle Drucke jüngeren Datums thält, ist derzeit provisorisch in der Handschriftenkammer untergebracht. Im Grundbestand ihrer heutigen Zusammensetzung spiegelt sie den Bibliotheksbestand des 16. Jhs wider (vgl. den Katalog der Hss. und Drucke von 1605). In der nach 1930 geschaffenen Ordnung umfaßt die Sammlung 1083 Nummern (P-Signatur), wobei an den Regalen 1015 Bde gezählt wurden (eine größere Anzahl von Nummern ist nicht belegt bzw. als fehlend ausgewiesen; zum Inkunabelbestand s. o. 2.2). Der Anteil an Inkunabeln in der Gruppe der P-Signaturen ist mit 784 Bdn zu veranschlagen (Frühdrucke bis 1530: 158 Bde, dazu 73 Bde nach 1530). Zu den ältesten zählen Augustinus' Sermo in festo praesentationis Mariae Virginis in templum (Mainz: Fust und Schoeffer ca. 1465) und Bonifacius' VIII. Liber VI. decretalium (Mainz: Fust und Schoeffer 1465). Hervorgehoben seien ferner: De mysterio seu de officio missae von Albertus Magnus (Ulm: Zainer 1473), Quotlibeta quaestionum von Johannes Duns Scotus (Venedig: Albert Stendal 1474), die Cosmographia des Claudius Ptolemaeus (lat. interprete Jac. Angelo, Ulm: Leonardus Holle 1482), die Rochus-Legende mit dem ältesten Wiener Holzschnitt (Wien 1482), 3 Exemplare des Melker Missale (Nürnberg: Georg Stuchs 1490), Sebastian Brants Narrenschiff (lateinisch; Straßburg: Johannes Grüninger 1497), die deutsche und lateinische Originalausgabe der Schedelschen Weltchronik (Nürnberg: Anton Koberger 1493) sowie der Augsburger Nachdruck der lateinischen Ausgabe (Johannes Schoensperger 1497). In der Abteilung befinden sich u. a. auch 3 Drucke des Theuerdank (Nürnberg 1517 auf Pergament, Augsburg 1519, Ulm 1679).

3.KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform nach PI, bis 1980 geführt]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform nach RAK, Neuzugänge ab 1980]

Standortkatalog

[PI; vollständig als Zettelkatalog, bis zur Signatur 39.126 auch mschr. als Liste auf Kanzleibögen]

Schlagwortkartei [fragmentarisch]

Katalogisierung auf EDV-Basis

[seit 1991 im Erprobungsstadium; nach RAK, vereinfacht]

3.2 Moderner Sonderkatalog

Schachinger, Rudolf: Die Wiegendrucke der Stiftsbibliothek in Melk. Melk 1901 [gedruckter Bandkatalog, führt 868 Nummern an]

3.3 Historische allgemeine Kataloge

Katalog der gedruckten Bücher, 1667

[Codex 43, 1-2; erstellt von Sigismund Häringshauser, enthält Notiz mit Erhebung des Bestandes an gedruckten Büchern im Jahr 1678; demnach waren 4575 Titel vorhanden, verteilt auf 13 Sachgebiete: Sancti Patres 374, Scripturistae 330, Theologi Scholastici 157, Theologi morales 216, Canonistae 199, Controversistae 338, Concionatores 474, Civilistae 304, Historici 458, Philosophi und Mathematici 282, Medici 169, Ascetae 668, Humanistae 573]

Katalog der gedruckten Bücher, ca. 1760

[Codex 1884, erstellt von Martin Kropff]

Index librorum ominum impressorum qui in bibliotheca Mellicensi asservantur

[4 Bde, Codex 260, 1-4; erstellt 1766-1775 unter Leitung von Beda Schuster; auf 1342 Katalogseiten sind 5 Rubriken für die Titelaufnahmen vorgesehen: neben dem Namen des Autors (in alphabetischer Folge) Inhalt und Form des Buches, Erscheinungsort und -jahr sowie - als Standortangabe - Scutum seu pegma und Forulus"]

Supplementband zum barocken Bandkatalog

[Codex 1878, aktualisiert bis ca. 1850]

3.4 Historische Sonderkataloge

Katalog der Wiegendrucke

[nach 1730; Codex 167, 2; vollständig]

Conspectus Librorum Historicorum, qui in Celeberrima Bibliotheca Mellicensi asservantur

[vor 1715; 143 Titel inklusive Inkunabeln und Frühdrucke; Stiftsarchiv Melk 12, 1]

Liste der im Nachlaß von P. Ignaz Hotter, Pfarrer von Gettsdorf, befindlichen Bücher, datiert 18. Mai 1765 [39 Titel in 63 Bdn, dazu verschiedene Unterrichtsbehelfe für die Elementarschule; Stiftsarchiv Melk 7, 15]

Kataloge der Schülerbibliothek

[aus der 2. Hälfte des 19. Jhs, Stiftsarchiv Melk 15, 4; von Interesse sind besonders die anläßlich einer Inventur (?) im Jahr 1880 von Hermann Ulbrich angelegten Kataloge: Ein Zuwachskatalog 1880/1881 mit insgesamt 860 Titeln ausschließlich aus dem 19. Jh, darunter 244 Titel an Zuwachs im Schuljahr 1880/1881; ein Katalog unterhaltender Werke mit Stand Weihnachten 1880, beide mit Bewertungen und Zuweisung der Bücher an bestimmte Schulstufen; Erfassung des Lesestoffs nach Schulstufen; fachspezifische Kataloge, davon erhalten: deutsche Literatur (847 Bde), deutsche Übersetzungen fremdsprachiger Literatur (265 Bde), deutsche Unterhaltungsliteratur (272 Bde) mit Anhang (225 Bde), französische Literatur (96 Bde), naturkundliche Literatur (129 Bde)]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Zu den baulichen Maßnahmen im Bereich der Stiftsbibliothek finden sich Hinweise in den Baurechnungen [Stiftsarchiv Melk, Abteilung 11]

Die Ausgaben für Bücher, Bibliothekar und seine Hilfskräfte sind in den Prioratsjournalen vermerkt [Stiftsarchiv Melk 5, 3-7: Jahresjournale von 1628-1630, 1633, 1635-1636, 1638, 1646-1647, von 1671 und einigermaßen vollständig ab 1685 erhalten; wirklich interessant aber erst ab 1820, da ab diesem Zeitpunkt Aufschlüsselung der Jahresausgaben nach diversen Posten, darunter auch Stiftsbibliothek. Vereinzelte Bücher- und Buchbinderrechnungen des 17. Jhs sowie der 1. Hälfte des 18. Jhs im Stiftsarchiv Melk 12, 1. Dort auch die separate Bibliotheksbuchführung ab 1763, bis 1788 lückenlos, relativ vollständig von 1832-1860 und dann wieder im 20. Jh]

Abt Gregor Müller: Instructio Bibliothecarii Monasterii Mellicensis. 1686 [Stiftsarchiv Melk 12, 1; hschr. Entwurf, geschrieben von Prior Robert Jäger, wahrscheinlich auch von diesem erstellt, obgleich Gregor Müller als Autor genannt]

Kropff, Martin: Ichnographia de bene ordinanda ornandaque bibliotheca Mellicensi ac praecipue de conficiendo duplici catalogo iudici et approbationi reverendissimi perillustris ac amplissimi D. D. praesulis sui demisissime subiecta ab obsequentissimo filio. 1751 [Codex 1906]

4.2 Darstellungen

Bruckmüller, Ernst (Hrsg.): 900 Jahre Benediktiner in Melk. Jubiläumsausstellung 1989. Stift Melk 1989 [knapp 20 Katalognummern beziehen sich auf Drucke, zahlreiche Abbildungen, 2 Beiträge über die Stiftsbibliothek]

Flossmann, Gerhard; Hilger, Wolfgang; Fasching, Herbert: Stift Melk und seine Kunstschätze. St. Pölten, Wien 1980 [zur Bibliothek S. 61-63]

Glaßner, Gottfried: Christliches Ethos und klösterliche Buchkultur. Die Geschichte der Melker Stiftsbibliothek als Wegweiser zu einer Lebensform im Horizont christlicher Werte. In: Paul Weingartner; Franz-Martin Schmölz (Hrsg.): Werte in den Wissenschaften. Festschrift zum 30jährigen Bestehen des Internationalen Forschungszentrums in Salzburg. Innsbruck, Wien 1991, S. 295-324

Glaßner, Gottfried: Die Melker Stiftsbibliothek. In: Bindereport (1980) S. 274-282

Gottlieb, Theodor: Mittelalterliche Bibliothekskataloge. I. Niederösterreich. Wien 1915 (repr. Wien, Köln, Graz 1969) [zur Bibliothek S. 137-261]

Katschthaler, Eduard: Melk. In: Topographie von Niederösterreich. Hrsg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich. Bd VI, Wien 1909, S. 370-508 [zur Bibliothek besonders S. 495]

Keiblinger, Ignaz Franz: Geschichte des Benedictiner-Stiftes Melk in Niederösterreich, seiner Besitzungen und Umgebungen. 2 Bde. Bd I, Wien 1851 [besonders S. 531-549, 695, 701, 718 ff., 894 f., 900, 928 f., 959, 971 ff., 983, 993, 1013, 1027, 1047; ebd. in Bd II/2. Wien 1869, S. 457-535 zur Geschichte der Pfarre Wullersdorf]

Klos-Bouzek, Friederike: Mit Adalbert Blumenschein (1720-1781) durch Niederösterreichs Bibliotheken. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich. N.F. 54/55 (1988/89) S. 189- 244 [zu Melk S. 229-231]

Kropff, Martin: Bibliotheca Mellicensis seu vitae et scripta inde a sexcentis et eo amplius annis Benedictinorum Mellicensium. Wien 1747

Melk. Stift des Benediktinerordens. In: Hans Tietze, Eduard Katschthaler, Hugo Obermaier, Heinrich Sitte (Hrsg.): Die Denkmale des politischen Bezirkes Melk. Wien 1909 (Österreichische Kunsttopographie, III) S. 178-370 [zur Bibliothek S. 327-346]

Bruck, Meta: Codex Mellicensis 391. Descriptiones codicorum historicorum aevi (2). In: Mitteilungen des Niederösterreichischen Landesarchivs 8 (1984) S. 31-44

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Bruck, Meta: Profeßbuch des Klosters Melk. 1. Teil 1418-1452. Die Äbte von 1418-1483. In: Stift Melk. Geschichte und Gegenwart 4 (1985) S. 79-202

Ellegast, Burkhard: Die Anfänge einer Textkritik zur Regel des heiligen Benedikt in den Kreisen der Melker Reform (15. Jh). In: Stift Melk. Geschichte und Gegenwart 3 (1983) S. 8-91

Glaßner, Gottfried: Kostbarkeiten aus der Bibliothek des Stiftes Melk. In: Imagination 5 (1990) Heft 3, S. 7-10

Keogh, Andrew: The Gutenberg Bible as a typographical monument. In: The Yale University Library Gazette 1 (1926) Heft 1, S. 1-6

Niederkorn-Bruck, Meta: Der Kartäuser Wolfgang I. Schaffenrath als Abt von Melk (1483-1497). Ein Beitrag zur Klosterpolitik Kaiser Friedrichs III. In: Die Ausbreitung kartäusischen Lebens und Geistes im Mittelalter, Bd 1 (Analecta Cartusiana, 63). Salzburg 1990, S. 90-115 [mit wichtigen Hinweisen auf die Entwicklung der Melker Bibliothek 1483 bis 1517]

Otruba, Gustav: Kirche und Kultur in Aufklärung und Barock. Eine geistesgeschichtliche Analyse auf Grund des Büchereinlaufes der Klosterbibliotheken Klosterneuburg, Melk und Schotten/Wien in den Jahren 1680-1750. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich. N.F. 31 (1953/1954) S. 238-266

Pizzala, Josef: Stand der Bibliotheken der im Reichsrathe vetretenen Königreiche und Länder zu Ende des Jahres 1870. Hrsg. von der k.k. statistischen Central-Commission. 1. Theil: Bibliotheken der Unterrichtsanstalten. Wien 1873 [zur Gymnasialbibliothek Melk S. 44 f.]

Ricci, Seymour de: The Gutenberg Bible. The first printed book. The Melk copy. New York 1926 (The Anderson Galleries Sale, Nr. 2033)

Schreiner, Karl: Die Mathematik und der Mathematikunterricht im Stift Melk. In: 124. Jahresbericht des öffentlichen Stiftsgymnasiums zu Melk a. d. Donau (1981/1982) S. 7-27 [behandelt mathematische Werke des 16. bis 19. Jhs der Melker Stiftsbibliothek, um daraus Rückschlüsse auf die Praxis des Mathematikunterrichtes im Stift zu ziehen]

Stand: Mai 1995

Gottfried Glaßner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.