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Bibliothek des Benediktinerstiftes

Adresse. Am Klosterberg 1, 3353 Seitenstetten [Karte]
Telefon. (07477) 423 00-62
Telefax. (07477) 423 00-50

Unterhaltsträger. Benediktinerstift Seitenstetten
Funktion. Arbeitsinstrumentarium für wissenschaftliche Studien der Benediktiner von Seitenstetten sowie für die Lehrer des Stiftsgymnasiums und auswärtige Wissenschaftler.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Theologie einschließlich Hilfswissenschaften, Geschichte, Rechtswissenschaft, Philosophie; Literatur zu den Unterrichtsfächern des Stiftsgymnasiums (Mathematik, Naturwissenschaften, Philologie), seit den fünfziger Jahren des 20. Jhs vermehrt auch zur Kunst. - 2. Besonderes Sammelgebiet: Literatur über das Stift Seitenstetten und die vierzehn zugehörigen Pfarren, insbesondere über den Wallfahrtsort Sonntagberg (seit dem 19. Jh), in letzter Zeit auch Literatur über den übrigen Bezirk Amstetten.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek (mit eingeschränkter Ausleihmöglichkeit). - Benützung nur nach Voranmeldung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Westbahn bis St. Peter-Seitenstetten. Von dort 2,5 km zum Stift. - A 1, Abfahrt Stadt Haag bzw. Amstetten-West, B 122 bis Seitenstetten.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Benediktinerstift Seitenstetten wurde 1112 gegründet und 1114 von Mönchen aus Göttweig besiedelt. Für den Gottesdienst, für die Lesung und das Studium der Mönche sowie für den Gebrauch der Klosterschule, die ebenfalls schon im 12. Jh nachweisbar ist, müssen von Anfang an Bücher vorhanden gewesen sein. Seit die Herkunft der heute noch im Besitz der Bibliothek befindlichen mittelalterlichen Hss. weitgehend geklärt ist, ist gewiß, daß aus der Frühzeit des Klosters kein einziges Buch erhalten ist (Cerny, s. u. 4.2). Diese frühen Hss. dürften einem verheerenden Brand um 1250 zum Opfer gefallen sein. Nur das Mauerwerk der Marienkapelle und die Urkunden des Archivs entgingen der Vernichtung.

1.2 Der zweite Klosterbrand im Jahr 1348 dürfte wiederum die gesamte Bibliothek vernichtet haben. Drei ehemals Seitenstettener Hss. aus dem 13. Jh, die sich heute in der Pierpont-Morgan-Library in New York befinden (ein Evangeliar, ein Antiphonar und ein Missale), waren, da es sich um liturgische Bücher handelt, wahrscheinlich nicht in einer Bibliothek, sondern in der Sakristei aufbewahrt. Zahlreich war der Buchbestand vor 1348 sicher nicht. Der einzige Hinweis auf einen Bücherkauf vor 1348 ist im mittelalterlichen Äbtekatalog enthalten. Demzufolge besorgte Abt Dietmar II. (reg. 1337-1348) - für eine hohe Summe Geldes - fünf Gesangbücher mit Noten. Ob sich unter den Fragmenten liturgischer Musikhandschriften noch Reste dieser Gesangbücher befinden, wurde bislang nicht untersucht.

1.3 Nachweislich von Anfang an im Besitz des Stiftes sind 12 Hss. aus dem 14. Jh. Auch im 15. Jh dürften zunächst nur wenige Bücher und kein eigener Bibliotheksraum vorhanden gewesen sein. Eine Visitation des Jahres 1431 rügt, daß es sogar an Büchern für das Chorgebet gemangelt habe und sich der Abt nicht um eine Bibliothek umsehe, weshalb die Bücher im Kloster herumlägen und dadurch z. T. den Mönchen für ihr Studium nicht zur Verfügung stünden.

1.4 Als sich 1437 die Melker Reform mit ihrem wissenschaftlichen Streben und ihrer engen Verbindung zur Wiener Universität auch in Seitenstetten durchsetzte, hatte dies auch Auswirkungen auf die Bibliothek. Immerhin sind heute noch mehr als 150 Kodizes vorhanden, die zum spätmittelalterlichen Bestand des Stiftes gehörten. Um 1500 dürfte das Stift mindestens 170 Hss. besessen haben. Zu den ersten nennenswerten Bücherschenkungen zählt jene Johann Hofmüllners (†1475) aus Weitra, der dem Stift mindestens 17 Hss. zukommen ließ (Cerny, s. u. 4.2). Ob damals auch ein Katalog angelegt wurde, ist nicht bekannt. Noch bis ins 18. Jh gehört es jedoch zu den ständigen Beschwerden bei der Inventaraufnahme nach dem Tod eines Abtes, daß der Katalog der Bücher und Archivalien nur in Ansätzen vorhanden, aber nicht vollständig durchgeführt sei. Benediktinerstift

1.5 Abt Kilian Heumader (reg. 1477-1501) stattete - laut Äbtekatalog - die Bücherei mit vielen gedruckten Büchern aus. Damals muß also schon ein Bibliotheksraum existiert haben. Wieviele der heute noch vorhandenen 277 Inkunabeln bereits um 1500 im Besitz des Stiftes waren, muß erst untersucht werden. Eine genaue Gesamtzahl ist jedoch ohnehin nicht zu ermitteln, da der Verbleib der etwa 230 nach dem Ersten Weltkrieg verkauften Inkunabeln nicht bekannt ist. Wegen der umfangreichen antiquarischen Büchererwerbungen des 18. Jhs ist auch unklar, wieviele der heute zum Bestand der Stiftsbibliothek gehörenden Drucke des 16. Jhs tatsächlich schon im 16. Jh vorhanden waren. Ebenso unklar ist, wann jene Bücher nach Seitenstetten kamen, die Dr. Georg Läntsch - Domherr und Professor in Wien und zugleich Pfarrer von Aschbach - 1519 der Pfarre Aschbach (Seitenstetten inkorporiert) vermachte. Immerhin ist es gelungen, 25 Inkunabeln aus diesem Bestand in der Stiftsbibliothek ausfindig zu machen (Uiblein, s. u. 4.2).

1.6 Die harte Last der Türkensteuer ab 1525, die Türkeneinfälle 1529 und 1532, aber auch die Mißwirtschaft zweier Äbte stürzten das Stift in eine schwere finanzielle Notlage, die erst in der zweiten Hälfte des 17. Jhs überwunden wurde. Aus diesen Gründen dürfte es um das Buchwesen im 16. Jh nicht besonders gut bestellt gewesen sein. Hinzu kam der Einfluß der Reformation, der zu einer Glaubenskrise und in der Folge zu einer Verminderung der Zahl der Mönche führte. 1565 bestand der Konvent nur aus vier Priestern und drei Subdiakonen. Drei Jahre später tadelte eine Visitation, daß in Schule und Kloster keine Ordnung herrsche und vor allem die lateinische Sprache zu wenig gepflegt werde. Dies läßt auf einen allgemeinen Niedergang der Bildung schließen. Als sich seit 1572 allmählich die Gegenreformation durchsetzte, verlangten zwar die Visitatoren, die Mönche sollten sich nicht so oft außerhalb des Klosters aufhalten, damit sie die Wochen über desto mehr studieren und lesen, doch war damit wohl nur die Vorbereitung auf die Sonntagspredigten gemeint. So ist es nicht verwunderlich, daß P. Joseph Schock kein einziges Seitenstettener Bucheignerzeichen aus dem 16. Jh vorfand, als er 1910 die Stiftsbibliothek nach Exlibris und Supralibros durchforschte, während sich immerhin in einigen Inkunabeln die (noch nicht sicher gedeutete) Devise des Abtes Kilian Heumader - EMEME - findet. Auch im Inventar des Jahres 1565 wird die Bibliothek nicht erwähnt.

1.7 Um 1600 war der Fortbestand des Klosters wieder gesichert. Von nun an mehren sich auch die Hinweise auf die Sorge für die Bibliothek. Von Abt Bernhard Schilling (reg. 1602-1610) fand P. Joseph Schock ein einziges Supralibros mit seinen Initialen, von Abt Kaspar Plautz (reg. 1610-1627) sind bereits mehrere nachweisbar. 1619 kaufte er Prachtdrucke für den Gottesdienst und klebte sein Wappen ein, das er vom Linzer Maler Dögenhardt gestalten ließ. Als typischer Renaissancemensch interessierte er sich nicht nur für geistliche Dinge, sondern auch für Naturwissenschaften und ferne Länder. Nach dem Garstner Annalisten Wolfgang Lindner war er ein Bücherwurm. P. Joseph Schock entdeckte in der Bibliothek herrliche Atlanten und Werke über Entdeckungsfahrten, die noch die handschriftlichen Eigentumsvermerke des Abtes tragen (Schock, s. u. 4.2).

1.8 Seit 1613 liegen Kämmerei-Rechnungen vor, die auch über Buchankäufe Auskunft geben. Die wertvolleren Werke wurden jedoch meist nicht über die Kämmerei, sondern vom Abt angekauft. Die älteste Bücherrechnung stammt aus dem Jahr 1619. Die teuersten der 30 neu erworbenen Werke waren ein illustriertes Kräuterbuch in Folio (10 Gulden) und sechs teils gebundene, teils ungebundene Postillen - Erklärungen zu den gottesdienstlichen Lesungen (Kosten zwischen 3 und 7,5 Gulden). Das Studium der Mönche bestand demnach noch immer hauptsächlich in der Vorbereitung auf die Predigt. Die Bildung der Mönche und das wissenschaftliche Interesse an der Theologie wurden unter Abt Kaspar Plautz besonders gefördert. Er sandte seine Kleriker zum Studium an die Universitäten Wien und Graz, seit 1626 auch an die kurz zuvor gegründete Benediktiner-Universität Salzburg. Hingegen dürfte die Pflege der übrigen Wissenschaften - sieht man von der lateinischen Sprache ab - bei der sehr aszetischen Ausrichtung des Klosters im 17. Jh eher nachgelassen haben.

1.9 Die zweitälteste erhaltene Bücherrechnung von 1639 - seit diesem Jahr liegen auch Buchbinderrechnungen auf - zeugt von einem wesentlich gehobeneren wissenschaftlichen Standard. Sie weist den Ankauf eines 1632 in Antwerpen gedruckten Cursus Philosophicus, eines Cursus Theologicus Salamanticensis (1634), eines Cursus Complutensis und der Bibelerklärungen des Cornelius a Lapide nach. Abt Placidus Bernhard (reg. 1627-1648) sorgte nicht nur für die Erwerbung teurer Bücher, sondern auch für die Errichtung einer neuen Bibliothek (vor 1638). Zu den Neuanschaffungen dieses Abtes zählten z. B. die 1638 erworbenen Annales Ecclesiastici (1624) von Caesar Baronius. Die Einbände weisen als Supralibros das Jesusmonogramm (IHS) auf dem Vorder- und ein Madonnenbild auf dem Rückendeckel auf, außerdem die Initialen des jeweiligen Abtes und das Anschaffungsjahr.

1.10 Zahlreiche Bücher mit den oben beschriebenen Supralibros beweisen, daß in der zweiten Hälfte des 17. Jhs die Buchankäufe sehr zugenommen haben. Ab 1672 häufen sich die Buchbinderrechnungen. Als besonderer Wohltäter der Bibliothek gilt Abt Adam Pieringer, der dem Konvent allerdings nur kurze Zeit vorstand (1674-1679). Einen Höhepunkt erreichte diese Entwicklung unter Abt Benedikt Abelzhauser (reg. 1687-1717), der an der Universität Salzburg Theologie lehrte und auch im Stift die Studien, besonders die Lateinschule, sehr förderte. Die auf ihn gehaltene Leichenrede hebt hervor, er habe über 3000 Bücher gekauft, also durchschnittlich 100 pro Jahr. 1701 kam dem Stift durch den hochfürstlich-salzburgischen Pfleger zu Abtenau, Joseph Pock von Arnholz, die 3000 Bde umfassende Bibliotheca Reutheriana zu. Diese Schenkung war Ausdruck des Dankes, weil das Stift seinen körperbehinderten Sohn zur Profeß zuließ. Spätere Bibliothekare zeigten über diesen Bestandszuwachs jedoch wenig Freude, da es sich nur um Juridico-Politico-Historica und Italico-Gallica gehandelt habe. Der noch vorhandene Katalog zu dieser Sammlung bestätigt diese Schwerpunkte in der Auswahl, läßt aber auch den erheblichen Wert der Bücher erkennen.

1.11 Nach dem Tod des Abtes Benedikt begann man mit dem Neubau des Stiftes im Barockstil. Die hohen Baukosten bremsten zunächst die Ausgaben für Bücher. Da jedoch nach dem ersten Bauabschnitt 1725 bei den Bauarbeiten ein vorübergehender Stillstand eintrat, finden sich wieder lange Listen angekaufter Bücher, darunter auch Periodika. Damals hatte das Stift mit P. Joachim Edlinger seinen ersten namhaften Bibliothekar (1715 bis 1729 und 1736 bis zu seinem Tod 1758), der in regem Briefwechsel mit den Gebrüdern Pez in Melk stand. Joseph Munggenast sah im Neubau das erste und zweite Stockwerk im Mittelrisalit des Südtraktes für die Bibliothek vor, da dieser Raum trocken, hell und warm war und man aus Sicherheitsgründen auf die Installierung von Heizung und Beleuchtung verzichtet hatte. 1740 wurde der Hauptsaal im Rohbau vollendet, 1741 schuf Paul Troger das monumentale Deckenfresko (Motiv Das Buch mit den sieben Siegeln, nach der Geheimen Offenbarung 4,1-5,11). Zur Herstellung des Stuckrahmens brachte Troger Joseph Winterhalder nach Seitenstetten. Gegen Jahresende 1742 dürfte auch die Einrichtung der Bibliothek fertiggestellt gewesen sein, die - nahezu unverändert - bis heute erhalten ist.

1.12 Am 25. Jänner 1743 dankte der Konvent dem Abt zum Namenstag für die neue Bibliothek mit einem Pergamentbild, das die Bibliothek mit voll gefüllten Bücherregalen darstellt. Eine Auflistung der Bücher aus dieser Zeit führt insgesamt 10.209 Bde an, darunter - wie eigens angegeben - 294 französische, 348 italienische, 64 liturgische und 110 verbotene Bücher. Diese extra angeführten Gruppen dürften nicht im Hauptsaal aufgestellt und damit nicht in den Gesamtbestand integriert gewesen sein. Ein Vergleich mit dem Katalog der Bibliotheca Reutheriana (s. o. 1.10) zeigt, daß fast alle französischen und italienischen Bücher aus dieser Bibliothek stammten.

1.13 Der als Bücherfreund bekannte Abt Dominik Gußmann (reg. 1747-1777) sorgte für die Umgestaltung des Bibliothekssaals, wobei ihm der auch künstlerisch sehr begabte P. Joseph Schaukegl zur Seite stand. Er ließ die Stukkaturen Joseph Winterhalders durch eine hervorragende Scheinarchitektur von Franz Joseph Wiedon (Vasen und die Büsten der Kirchenväter in Scheinnischen) ersetzen. Außerdem wurden seit 1763 alle Bücher im Hauptgeschoß und auf der Galerie, sofern sie nicht schon weiß gebunden waren, mit weißen Lederrücken versehen. Alle Bände im Hauptgeschoß erhielten einheitliche Rückenschilder mit Golddruck auf schwarzem Grund und wurden streng nach Formaten angeordnet (Großfolio unten, Kleinfolio oben). Ähnlich verfuhr man auch mit allen sichtbaren Bänden im Obergeschoß.

1.14 Zur gleichen Zeit wurden auch die Nebenräume der Bibliothek eingerichtet, vielfach nach Plänen P. Joseph Schaukegls. Der im Osten an den Hauptsaal anschließende Einfensterraum, die sogenannte Handbibliothek, birgt bis heute alte Lexika und Nachschlagewerke. Spätestens seit 1777 waren hier aber auch Hss., Inkunabeln (auch heute noch der Fall) und - in zwei verschlossenen Wandschränken - die verbotenen Bücher untergebracht. Heute sind in dem als Handschriftenzimmer bezeichneten Raum neben den Hss. und Inkunabeln Broschüren und die meisten alten Ausgaben der Werke Luthers zu finden. Der nächste Raum nach Osten ist zweiachsig und wurde von P. Joseph Schaukegl Studierzimmer genannt. 1777 ist die Rede vom Lekturkabinet, das mit Hilfsbüchern für Prediger besezet ist. Auch damals war das Studium der Patres in erster Linie auf die Predigt ausgerichtet. Gegenwärtig sind in diesem Raum ebenfalls hauptsächlich Predigtwerke aufgestellt, z. B. jene Abraham a Sancta Claras. Westlich vom großen Büchersaal richtete Joseph Schaukegl das kleine Naturalienzimmer für mathematische und physikalische Instrumente ein. Eine numismatische und eine archäologische Sammlung, die er aufzubauen begann, waren ebenfalls hier untergebracht. Heute birgt der Raum die paläontologische Sammlung des Stiftes. Daran schließt das Mineralienkabinett mit seiner schönen Rokoko-Einrichtung an.

1.15 Trotz der hohen Kosten für Bau, Einrichtung und Umgestaltung der Bibliothek sparten die Äbte auch nicht bei Buchankäufen. Abt Paul de Vitsch (reg. 1729-1747) zeigte sich in dieser Hinsicht großzügig, besonders aber Abt Dominik Gußmann. Allein aus dem Jahr 1750 sind Bücherrechnungen des Wiener Buchhändlers Emerich Franz Bader über rund 3500 Gulden vorhanden. Damals wurde die Biblia Polyglotta Waltonii (1657) angekauft; die Acta Sanctorum (1643 ff.) der Bollandisten (1748 erwarb man 28 Bde dieser Reihe), das Bullarium Magnum Romanum (1742), Muratoris Antiquitates Italicae (1738 ff.) sowie desselben Thesaurus Inscriptionum (1739 ff.) wurden laufend bezogen. An philologischen Werken wurden im selben Jahr (1750) Graevius' Thesaurus Antiquitatum Romanarum (1694) und Gronovius' Thesaurus Graecarum Antiquitatum (1697) mit allen Supplementbänden angekauft, an Werken zur österreichischen Geschichte die Annales Austriae (1750) von Sigismund Calles und M. Herrgotts Genealogie der Habsburger (1737) sowie der erste Band seiner Monumenta des Hauses Österreich (1750). Auch medizinische Werke, wie das Theatrum Anatomicum (1717), die Bibliotheca Anatomica (1699), die Bibliotheca Chirurgica (1721) und die Bibliotheca Medico-Practica (1739) von Mangetti, wurden laufend bezogen.

1.16 Spätestens seit 1759 stand Abt Dominik Gußmann mit Franz Koller in Verbindung; vermutlich ist das jener Franz Koller, der - nach seinem Austritt aus dem Jesuitenorden (1748) - als Weltpriester in den Dienst der kaiserlichen Hofbibliothek trat, deren Leitung ihm 1773 übertragen wurde. Er besuchte im Auftrag des Stiftes Seitenstetten Bücherauktionen und verhandelte für das Stift mit Wiener Buchhändlern. So ließ er z. B. 1760 von Franz Anton Ilger die vollständige Ausgabe des Theatrum Europaeum (1662 ff.) besorgen, und zwar in braunem Leder gebunden mit weißen schweinledernen Rücken, entsprechend der damals schon geplanten Neugestaltung des Hauptsaales. Eine einzige, undatierte Bücherrechnung Franz Kollers lautet auf 3969 Gulden. Vielleicht war er auch mitverantwortlich dafür, daß - vermutlich nach der Aufhebung des Jesuitenordens 1773 - auf noch ungeklärte Weise mindestens 48 Hss. der Wiener Artistenfakultät nach Seitenstetten kamen. Obwohl die Bücherankäufe nach 1763 nachließen, hat Abt Gußmann doch Bücher im Gesamtwert von 48.000 Gulden angeschafft.

1.17 Unter Abt Gußmann wurden die Bücher neu aufgestellt, signiert und katalogisiert. Der Abt ließ auch neue Exlibris drucken - größere für die Folianten, kleinere für die Quartbände -, welche das Stiftswappen in Rokokokartusche zeigen. Auch für die Broschüren wurde ein eigenes Exlibris angefertigt, das zugleich als Signaturenblatt dienen sollte. Die Exlibris wurden bis in das 19. Jh in die neu erworbenen Werke eingeklebt, nicht aber in die älteren Bände. In umgekehrter Weise verfuhr man bei den Broschüren: Die älteren Bestände (bis etwa 1770) wurden mit Exlibris versehen, nicht aber die Neuzugänge. Zwischen 1753 und 1758 unternahm man einen ersten Versuch, die inzwischen beträchtlich angewachsenen Bücherschätze zu katalogisieren. Die beiden Bände sind wahrscheinlich von dem Kalligraphen P. Emmeram Kolb geschrieben und zeigen keinerlei Nachträge oder Korrekturen. Sie sind auch frei von sonstigen Gebrauchsspuren, wohl auch deshalb, weil bereits einige Jahre nach ihrer Abfassung der Buchbestand neu geordnet wurde. Als Berater diente dabei der bereits oben genannte Franz Koller, denn 1761 wurde er, der hiesige Bibliothec instruiert hat, mit einer goldenen Uhr belohnt. 1764 wurden die Katalogisierungsarbeiten aufgenommen, um 1768 dürfte sie der unbekannte Schreiber zum Abschluß gebracht haben. Mit Hilfe dieses Foliantenkataloges (13 Bde), der im 20. Jh von P. Maurus Jaresch aktualisiert wurde, sind alle vor 1850 erschienenen gebundenen Werke im Besitz der Stiftsbibliothek auffindbar - mit Ausnahme eines Teiles der Juridica und des größten Teiles der Predigten.

1.18 Einen wesentlichen Bestandszuwachs brachte 1787 die Übernahme der Bibliothek des Kollegiatstiftes Ardagger/Donau (1784 aufgehoben). Die Büchersammlung wurde um nur 27 Gulden ersteigert - dies entsprach dem Gegenwert von acht Bänden der Monumenta Boica (1763 ff.). So kamen mindestens 42 mittelalterliche Hss., 94 Inkunabeln und mindestens 50 Drucke des 16. Jhs in die Stiftsbibliothek, darunter die großen Luther-Ausgaben (Wittenberg: Johannes Lufft 1545 ff. und 1548 ff.). Wahrscheinlich war die Anzahl der Bücher viel größer, wenn auch nicht bekannt ist, wieviele der (nach einem Verzeichnis von 1759) 582 Bde der Bibliothek von Ardagger 1787 noch vorhanden waren. Die Neuerwerbungen bezog man nun vor allem von Buchhändlern der nahegelegenen Stadt Steyr. Seit dem Tod des Abtes Gußmann sind über einen Zeitraum von rund 50 Jahren keine Buchbinderrechnungen vorhanden.

1.19 Die Haupttätigkeit der Bibliothekare bestand nun vorwiegend in der Erarbeitung von Spezialkatalogen, wobei die Verfasser in fast allen Fällen anonym sind. Wegen Platzmangels in den spätbarocken Bibliothekssälen wurde um 1800 der östlich vom barocken Studierzimmer gelegene Raum für die Aufstellung von Büchern eingerichtet. Besondere Verdienste um die Bibliothek erwarb sich P. Leopold Puschl, der neben seinen Tätigkeiten als Professor und Direktor am Stiftsgymnasium, Präfekt der Sängerknaben und Regenschori der Stiftskirche die Büchersammlung von 1839 bis zu seinem Tod 1874 betreute. Als begeisterter Musiker erwarb er vor allem zahlreiche Musikalien, insbesondere Erstdrucke von Werken Franz Schuberts, den er besonders schätzte, aber auch zahlreiche Werke zu verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen. Dies beweisen Ankaufsvermerke in vielen Büchern und die Ankaufslisten, die er von 1854 bis zu seinem Tod führte. Leopold Puschl standen vierteljährlich etwa 200 Gulden für den Bücherankauf zur Verfügung, die er vor allem für den Ankauf laufender wissenschaftlicher Zeitschriften verwendete, wobei sein Hauptaugenmerk der Geschichte galt.

1.20 Von P. Gottfried Friess, der P. Leopold Puschl als Bibliothekar nachfolgte und die Stiftsbibliothek - abgesehen von einer kurzen Unterbrechung - bis zu seinem Tod 1904 betreute, sind ebenfalls zahlreiche Rechnungen über Buchankäufe erhalten. In seiner Amtszeit dürften die Bibliothek um einen weiteren Raum nach Osten ausgedehnt und - wenn nicht schon unter seinem Vorgänger - das Zeitschriftenzimmer im zweiten Stock der Nordseite des Konventes eingerichtet worden sein. Bald nach seiner Amtsübernahme verfaßte P. Gottfried Friess ein ausführliches Memorandum über die Anlegung eines Real-Kataloges an den damaligen Abt Dominik Hönigl (reg. 1868-1908). Er sorgte insbesondere für die Vermehrung des Bestandes an wissenschaftlichen Zeitschriften. Daneben wurden wertvolle Reihenwerke, wie die Monumenta Germaniae Historica (1826 ff.), das Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum (1866 ff.), die Fontes Rerum Austriacarum (1849 ff.) und die Allgemeine Deutsche Biographie (1875 ff.), laufend bezogen. Es spricht für die Sorgfalt der damaligen Bibliothekare, daß eine beträchtliche Anzahl von Reihenwerken und wissenschaftlichen Zeitschriften lückenlos vorhanden ist.

1.21 Für die Schülerbibliothek des Gymnasiums wurde um 1875 mit P. Robert Weißenhofer erstmals ein eigener Bibliothekar bestellt. Seither werden die Stifts- und Schülerbibliothek als getrennte Einrichtungen geführt und zumeist auch von verschiedenen Bibliothekaren betreut. Die Stiftsbibliothek verlor 1888 wertvolle Bestände, als Abt Dominik Hönigl der Universitätsbibliothek Wien nahezu alle medizinischen Werke aus dem 16. bis 18. Jh schenkte, insgesamt 288 Titel (432 Bde). Die einzige Gegenleistung war die praktisch bedeutungslose Zusicherung, die Mitglieder des Stiftes bei Entlehnansuchen bevorzugt zu behandeln. Seither wird das Fach Medizin in der Stiftsbibliothek nicht mehr eigens geführt, einzelne medizinische Werke werden dem Gebiet Naturgeschichte eingefügt. Auch den Benediktinerabteien Seckau (Steiermark) und St. Meinrad (USA) sowie dem Collegium S. Anselmo in Rom machte der großzügige Abt Bücher zum Geschenk, doch dürfte es sich dabei hauptsächlich um Dubletten theologischer Werke gehandelt haben.

1.22 Unter dem nächsten Stiftsbibliothekar, P. Anselm Salzer, Verfasser einer fünfbändigen Illustrierten Geschichte der deutschen Literatur (1926-1932) und von 1918 bis 1937 Direktor des Stiftsgymnasiums, erlitt die Bibliothek eine weitere Bestandseinbuße. Die wirtschaftliche Situation der Zwischenkriegszeit erzwang den Verkauf der kostbarsten Bücher. Von 304 vorhandenen mittelalterlichen Hss. wurden 34 veräußert, von den 510 Inkunabeln 233. Während etwa 10 Hss., glücklicherweise die wertvollsten, z. T. in den USA, z. T. in Deutschland ausfindig gemacht werden konnten, wurde noch keine der verkauften Inkunabeln identifiziert. Der damals amtierende Abt Theodor Springer (reg. 1920-1958) soll von diesem Verlust derart betroffen gewesen sein, daß er angeblich die Bibliothek nie wieder aufsuchte. Auf P. Anselm Salzer folgte als Bibliothekar P. Maurus Jaresch, der sich vor allem der Ordnung und Katalogisierung des Bibliotheksbestandes widmete. Das von ihm entwickelte Regelwerk findet noch heute bei den Katalogisierungsarbeiten Anwendung. Zu seinen besonderen Verdiensten zählt die Erstellung eines Zettelkataloges für die nach 1850 erschienenen Werke.

1.23 Um dem akuten Platzmangel zu begegnen, wurden das Handschriften- und das barocke Studierzimmer mit Bücherstellagen aufgefüllt. Die Sprachenbibliothek wurde im sogenannten Kalten Gang an der Nordmauer der Stiftskirche aufgestellt, die Bestände zur Pastoraltheologie und Katechetik transferierte man in das Rekreationszimmer. Im Nebenraum richtete man ein Lesezimmer ein, in welchem alte wie neue Nachschlagewerke Aufnahme fanden. Dubletten wurden in Kästen auf dem Bibliotheksgang angeordnet. Bestandszuwachs brachte zum einen eine geringe Anzahl barocker Werke, die . Maurus Jaresch aus der Bibliothek der Wallfahrtskirche Sonntagberg übernahm - nach einem Repertorium von 1845 umfaßte sie insgesamt mehr als 500 Bde aus dem 16. bis 18. Jh, allerdings büßte die Sammlung seit dem Zweiten Weltkrieg die wertvolleren Werke ein. Wesentlich mehr Platz beanspruchten die Bücher der Patres, welche nach deren Tod der Stiftsbibliothek zufielen. Zudem vermachten einige ehemalige Schüler des Stiftsgymnasiums ihre privaten Büchersammlungen dem Stift. Hervorzuheben sind die theologische Bibliothek des Wiener Dogmatikers Dr. P. Carl Jellouschek (1887-1961) und die Bibliothek des Bundeskanzlers Julius Raab (1891-1964). Die Bücher aus Raabs Besitz brachten eine wesentliche Erweiterung der Kunstbibliothek, mit deren Aufbau nach dem Zweiten Weltkrieg begonnen wurde; gegenwärtig umfaßt sie rund 2000 Bde.

1.24 Wie in der Zwischenkriegszeit gingen auch nach dem Zweiten Weltkrieg wertvolle Werke verloren. So übergab P. Maurus Jaresch als Gegenleistung für die Patrologia Graeca et Latina (1844 ff.) von J. P. Migne an Antiquare Bücher, deren Wert um ein Vielfaches höher war als dieses Reihenwerk. Dazu kamen zwei bis heute ungeklärte Diebstähle 1972 und 1980. So büßte die Bibliothek u. a. Städtebilder von Braun-Hoogenberg, 13 Bde der Topographie von Matthäus Merian, Michael Wenings Descriptio Bavariae (1701 ff.), einen Mercator-Atlas von 1584, zwei Homann-Atlanten und 11 Bde von Weinmanns Phytanthoza Iconographia (1737) ein. Zu den Verdiensten von P. Maurus Jaresch zählt u. a. die Verfeinerung der Aufstellungsordnung durch eine weitere Untergliederung der Fachgebiete. 1977 wurde P. Benedikt Wagner Stiftsbibliothekar. Er hatte bereits 1967/1968 die neuzeitlichen Hss. katalogisiert. Dazu erstellte der gegenwärtige Abt, Berthold Heigl, einen Autoren-, Schreiber-, Sach- und Initienkatalog.

1.25 Anläßlich der Niederösterreichischen Landesausstellung in Seitenstetten 1988 mußten der Bibliotheksgang freigemacht und die Bücherstellagen aus dem Handschriften- und Studierzimmer entfernt werden. Seither stehen die Bücherkästen auf dem Konventgang und die Stellagen in drei Konventzimmern. Trotzdem werden die Katalogisierungsarbeiten weitergeführt, wozu nicht wenig beiträgt, daß dem Bibliothekar, der zudem das Archiv betreut und von 1983 bis 1994 das Stiftsgymnasium leitete, ein hauptamtlicher Bibliotheksassistent zur Seite steht.

1.26 Im Stift gibt es darüber hinaus ein Archiv (zu Seitenstetten und den zugehörigen Pfarren), ein reichhaltiges Musikarchiv (Schwerpunkt 18. und 19. Jh) und die Anselm Salzer-Bibliothek, eine öffentliche Leihbibliothek (über 8000 Bde) für die Studenten des Stiftsgymnasiums und die Bevölkerung von Seitenstetten; sie enthält größtenteils neueste Literatur (vor allem bei den Sachbüchern), aber auch einen kleineren Restbestand (meist Belletristik) der Gymnasialbibliothek des 19. Jhs.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Stiftsbibliothek umfaßt insgesamt rund 65.500 Bde. Aus dem Zeitraum bis 1900 sind an gebundenen Druckwerken (exklusive Zeitschriften) ca. 25.400 Titel vorhanden: 277 Inkunabeln, 1600 Titel aus dem 16. Jh, 4900 aus dem 17. Jh, 7180 aus dem 18. Jh und 11.450 aus dem 19. Jh. Die Zahlenangaben beruhen für die Bestände bis 1850 auf einer 50 Prozent-Auszählung des aus 13 Folianten bestehenden barocken Kataloges und anschließender Verdoppelung der ermittelten Zahlen, für die Bestände aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs auf einer Zählung an den Regalen. Nicht katalogisierte Dubletten wurden ebensowenig berücksichtigt (werden wahrscheinlich ausgeschieden) wie beigebundene Titel. Für die Zählarbeit dankt der Verfasser dem Bibliotheksassistenten Harald Mata.

2.2 Bis in die zweite Hälfte des 18. Jhs überwiegen die Drucke in lateinischer Sprache; von den 277 Inkunabeln sind nur 4 in Deutsch verfaßt. Aus dem 16. Jh liegen 228 deutschsprachige Bücher vor, 46 in Französisch und 66 in Griechisch sowie in neuen Fremdsprachen. Der Bestand aus dem 17. Jh weist 902 Titel in Deutsch auf, 170 in Französisch und 218 in sonstigen Fremdsprachen (hauptsächlich Italienisch). Auch bei den Drucken des 18. Jhs dominiert Latein. Daneben finden sich 2568 deutschsprachige Titel, 346 französische und lediglich 28 englische. 260 Werke sind in sonstigen Fremdsprachen verfaßt. Erst im 19. Jh gewinnt Deutsch die Oberhand: Von den 11.450 Titeln sind nur mehr 1464 lateinisch, also etwas mehr als ein Achtel, 300 sind französisch, 196 englisch. 150 Titel aus der ersten Jahrhunderthälfte verteilen sich auf sonstige lebende Fremdsprachen. Die Sprachenvielfalt bei den Beständen aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs - es gibt 57 italienische, 71 böhmische, 33 ungarische, 74 spanische und 136 Titel in sonstigen Fremdsprachen - ist Ausdruck der Sprachkundigkeit mancher Seitenstettener Patres. Latein und Griechisch waren Pflichtsprachen am stiftseigenen Gymnasium. Dies fand auch in der Bibliothek seinen Niederschlag, deren Bestand aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs nicht weniger als 802 Titel in klassischem Griechisch aufweist.

Systematische Übersicht

Vorbemerkung

2.3 Im Hauptsaal befinden sich nur vor 1850 erschienene Werke, insgesamt 16.731 Bde (Stand 1985 für alle Angaben in diesem Abschnitt). Das Handschriftenzimmer beherbergt insgesamt 3940 Bde, davon sind ca. 2440 aus der Zeit bis 1850. Im barocken Studierzimmer sind 13.983 Bde untergebracht, von denen 3871 vor 1850 erschienen sind. Im vierten, um 1800 eingerichteten Raum sind 10.824 Bde aufgestellt: an den Wänden nur Drucke bis 1850, von denen 5062 katalogisiert sind, 1472 hingegen noch nicht bibliothekarisch bearbeitet (rechtswissenschaftliche Literatur, Predigten). Der fünfte, nach 1850 eingerichtete Raum enthält 5183 Bde, davon sind 2353 vor 1850 erschienen. Nur neuere Werke (1850 ff.) zu Pastoral, Katechetik und Homiletik, insgesamt 208 Bde, finden sich im Rekreationszimmer des Konventes. Ebenfalls aus neuerer und neuester Literatur setzt sich die Handbibliothek (ca. 1100 Bde) im neuen Lesezimmer des Konventes zusammen. 2300 Bde, einige Serienwerke, hauptsächlich aber Zeitschriften (1850 ff.; erst etwa zur Hälfte gebunden), stehen im Zeitschriftenzimmer im zweiten Stock des Konventes. Im sogenannten Kalten Gang sind 5324 Bde, zwei Kästen mit Werken zur Kunst und die Sprachenbibliothek mit nach 1850 erschienener Literatur (nur die katalogisierten Bücher), angeordnet.

2.4 Im Hauptsaal der Stiftsbibliothek sind im Hauptgeschoß die Bücherregale nach wie vor mit den Großbuchstaben des Alphabets bezeichnet. Man hat aber auch unterhalb der Fenster kleine Regale angebracht, die mit Diphthongen (AE, AU, EI, EU, OE) benannt wurden. Im Obergeschoß des Hauptsaales sind die Regale mit arabischen Zahlen (1 bis 38) versehen. Die Bücherregale an den Wänden des Handschriften- und des barocken Studierzimmers tragen wiederum seit der Barockzeit Großbuchstaben (im Katalog hingegen, zur Unterscheidung von den Regalen im Hauptsaal, Kleinbuchstaben). Für die freistehenden neuen Bücherstellagen in diesen beiden Räumen und für die Regale in den Räumen 4 und 5 verwendete P. Maurus Jaresch die Zahlen 39 bis 108, setzte also die Numerierung von der Galerie des Hauptsaales in den Nebenräumen fort. Für die Bestände aus der Zeit vor 1850 bezeichnet die Katalognummer zugleich den Standort des Buches.

2.5 Zum Bereich Biblistik gehören 1393 Titel (27 Inkunabeln, davon 4 in Deutsch, 238 Titel aus dem 16. Jh, 384 aus dem 17. Jh, 428 aus dem 18. Jh und 316 aus dem 19. Jh). Die Patristik ist mit 545 Titeln vertreten. Sie verteilen sich auf 21 Inkunabeln, 138 Drucke des 16. Jhs, 162 des 17. Jhs, 150 des 18. Jhs und 74 des 19. Jhs. 779 Titel entfallen auf das Kirchenrecht (29 Inkunabeln, 86 Titel des 16. Jhs, 262 des 17. Jhs, 306 des 18. Jhs und 96 des 19. Jhs).

2.6 Der Bestand zur Systematischen Theologie - Theologie allgemein, Fundamentaltheologie, Dogmatik, Moral - umfaßt 2072 Titel (21 Inkunabeln, 216 Titel des 16. Jhs, 522 des 17. Jhs, 748 des 18. Jhs, 565 des 19. Jhs). 2189 Werke (10 Inkunabeln, 92 Titel aus dem 16. Jh, 398 aus dem 17. Jh, 592 aus dem 18. Jh, 1097 aus dem 19. Jh) liegen zur Kirchengeschichte einschließlich Ordensgeschichte und Hagiographie vor.

2.7 Besonders umfangreich sind mit 4156 Titeln die Gebiete Geschichte und Geographie vertreten. Neben 9 Inkunabeln finden sich 240 Werke aus dem 16. Jh, 832 aus dem 17. Jh, 1184 aus dem 18. Jh und 1891 aus dem 19. Jh. Die Abteilung Weltliches Recht weist 704 Titel auf (18 Inkunabeln, 88 Drucke aus dem 16. Jh, 326 aus dem 17. Jh, 180 aus dem 18. Jh und 92 aus dem 19. Jh). 2977 Titel (40 Inkunabeln, 96 Titel des 16. Jhs, 444 des 17. Jhs, 1136 des 18. Jhs, 1261 des 19. Jhs) betreffen Philosophie und Naturwissenschaften.

2.8 Zu Liturgik und Aszetik sind 2098 Titel verzeichnet (20 Inkunabeln, 84 Drucke aus dem 16. Jh, 456 aus dem 17. Jh, 622 aus dem 18. Jh und 916 aus dem 19. Jh). Der Bestand zu Pastoral, Katechetik, Homiletik und an Predigten beläuft sich auf 1518 Titel (792 aus dem 19. Jh, 563 aus dem 18. Jh, 70 aus dem 17. Jh, 54 aus dem 16. Jh, 39 Inkunabeln).

2.9 Zur Pädagogik finden sich 186 Titel (2 aus dem 16. Jh, 6 aus dem 17. Jh, 34 aus dem 18. Jh und 144 aus dem 19. Jh). Hinzu kommt eine Sammlung von Gymnasialprogrammen des 19. und 20. Jhs (seit etwa 1870).

2.10 3318 Werke sind zur Klassischen Philologie und Literaturgeschichte vorhanden (23 Inkunabeln, 218 Titel des 16. Jhs, 258 des 17. Jhs, 526 des 18. Jhs, 2293 des 19. Jhs). Die Abteilung schließt allgemeine klassische Philologie, Titel lateinischer und griechischer Autoren - in Originalsprachen und Übersetzungen - sowie Schulbücher und Lexika ein.

2.11 Zur Deutschen Philologie und Literaturgeschichte besitzt das Stift 1509 Titel (2 Inkunabeln, 4 Drucke des 16. Jhs, 14 des 17. Jhs, 128 des 18. Jhs, 1361 des 19. Jhs), darunter die Germanistikbibliothek P. Anselm Salzers.

2.12 Der Bereich Lebende Fremdsprachen umfaßt 1288 Titel an Primär- und Sekundärliteratur, u. a. zu den Sprachen Italienisch, Französisch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Böhmisch, Ungarisch. 40 Drucke stammen aus dem 16. Jh, 96 aus dem 17. Jh, 190 aus dem 18. Jh und 962 aus dem 19. Jh.

2.13 180 Werke (eine Inkunabel, 8 Titel aus dem 16. Jh, 30 aus dem 17. Jh, 48 aus dem 18. Jh, 93 aus dem 19. Jh) beschäftigen sich mit Kunst. Der Bestand an Reihenwerken beläuft sich auf 5832 Bde.

3.KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Autorenkatalog

[Zettelkatalog für Bestände ab 1850; gegliedert nach wissenschaftlichen Disziplinen, innerhalb dieser nach Autoren geordnet; begonnen von P. Maurus Jaresch, seither laufend geführt, seit zehn Jahren von Harald Mata]

Standortkatalog

[in Heftform, für Bestände ab 1850; Auflistung der Autorennamen nach Standorten der jeweiligen Werke; begonnen von P. Maurus Jaresch, seither laufend fortgesetzt]

3.2 Historische allgemeine Kataloge

Elenchus Universorum Tractatuum Bibliothecae Seittenstötensis Anno 1656

[Hs. in zwei Teilen, Teil I systematisch (es fehlen die Buchstaben A und B - Anfangsbuchstaben der Traktattitel), Teil II nach Autoren geordnet; Verfasser unbekannt; keine Angabe des Standortes]

Catalogus Librorum in Bibliotheca Seittenstettensi reperiendorum

[2631 Bücher verzeichnender Standort-Bandkatalog; spätestens 1702 geschrieben, da die letzte Seite Ausleihnotizen aus diesem Jahr enthält]

Katalog des Altbestandes der Stiftsbibliothek

[13 Folianten, die rund 31.000 Bde verzeichnen; von 1764 bis 1768 von unbekannter Hand als Autorenkatalog angelegt, mit Nachträgen von mehreren Händen, bis 1850 ergänzt von P. Maurus Jaresch; heute noch für Altbestand maßgeblich]

Standortkatalog des Altbestandes

[in Zettelform; erstellt auf Anregung von P. Gottfried Friess (1874), aufbewahrt im barocken Studierzimmer; heute noch für Altbestand aktuell]

Standortkatalog

[2 Bde; um 1755 kalligraphisch angelegt von P. Emmeram Kolb; Mitverfasser . Joachim Edlinger und P. Berthold Pachner]

3.3 Historische Sonderkataloge

Antiquitates Typographicae, seu Libri usque ad annum 1500 impressi, qui in bibliotheca Monasterii Seitenstettensis adservantur [Bandkatalog; von unbekannter Hand geschrieben, von P. Rudolph Kapeller mit Signaturen versehen; heute noch in Verwendung]

Katalog der Bibliotheca Reutheriana

[Bandkatalog; vermutlich 1700 erstellt, als der Hochfürstlich Salzburgische Hofrat Joseph Pock von Arnholz diese Bibliothek erwarb, da zu jedem Werk der Preis angegeben ist]

Ausführlicher Katalog des biblistischen Altbestandes [lose Blätter; vermutlich von P. Anselm Wisgrill um 1780 verfaßt und geschrieben]

Nonnulla Nascentis Typographiae Specimina in Bibliotheca Seitenstettensi feliciter servata

[Katalog der Seitenstettner Inkunabeln, Folioband; vor 1787 angelegt, da er keine Inkunabeln aus Ardagger enthält; Verfasser unbekannt, Schreiber P. Berthold Stolz; von diesem Katalog existiert ein von unbekannter Hand geschriebenes Duplikat (Folioband)]

Uiberreste typographischer Alterthümer, die sich in dem vormaligen Kollegiatstifte Ardacker erhalten, izt aber im Büchersaale des Benediktinerstiftes Seitenstetten aufbehalten werden

[verfaßt und geschrieben von P. Wolfgang Mitter, frühestens 1787, spätestens 1792; Quartband]

Gesamtkatalog der Wiegendrucke (mit Einschluß der Wiegendrucke aus Ardagger)

[Bandkatalog, verfaßt von P. Wolfgang Mitter, vermutlich zwischen 1787 und 1795]

Antiquitates Typographicae adservatae in Bibliotheca monasterii Seitenstadiensi Ord. S. Bened.

[Bandkatalog; angelegt von P. Wolfgang Mitter, basierend auf dem Gesamtkatalog der Wiegendrucke]

4.1 Archivalien

Im Stiftsarchiv Seitenstetten befinden sich historische Abrisse über die Bibliothek, Kataloge, Bibliotheksjournale, Korrespondenz, Einkaufslisten, Bücherrechnungen (Kartons 31 A-D), Kodizes 31 A-D (Kataloge), Buchbinderrechnungen (Karton 33 D).

4.2 Darstellungen

Cerny, Heimo: Beiträge zur Geschichte der Wissenschaftspflege in den Stiften Seitenstetten und Ardagger (Diss., Wien 1966, mschr.)

Cerny, Heimo: Beiträge zur Geschichte der Wissenschaftspflege des Stiftes Seitenstetten im Mittelalter. In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 78 (1968) S. 68-143

Csáky, Moritz: Aufklärung - Kirche - Benediktiner. In: Seitenstetten, Kunst und Mönchtum an der Wiege Österreichs. Ausstellungskatalog. Wien 1988, S. 477-480

Klos-Bouzek, Friederike: Mit Adalbert Blumenschein (1720-1781) durch Niederösterreichs Bibliotheken. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich. N. F. 54/55 (1988/1989) S. 189-244 [zu Seitenstetten S. 237 f.]

Niederkorn-Bruck, Meta: Die Melker Reform im Stift Seitenstetten. In: Seitenstetten, Kunst und Mönchtum an der Wiege Österreichs. Ausstellungskatalog. Wien 1988, S. 391-399

Ortmayr, Petrus; Decker, Aegid: Das Benediktinerstift Seitenstetten. Wels 1955 [zur Stiftsbibliothek S. 29, 118, 197, 206, 216, 243, 260 f., 272 ff., 293, 295 f., 326]

Schock, Joseph: Beiträge zur Exlibriskunde aus dem Stifte Seitenstetten. In: Jahrbuch der Österreichischen Exlibris-Gesellschaft VIII (1910) S. 8-16

Schock, Joseph: Die Supralibros des Stiftes Seitenstetten. In: Jahrbuch der Österreichischen Exlibris-Gesellschaft IX (1911) S. 17-30

Uiblein, Paul: Dr. Georg Läntsch von Ellingen, Domherr und Professor in Wien, Stifter der Pfarrbibliothek zu Aschbach (†1519). In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich N. F. 40 (1974) S. 57-107

Weichesmüller, Roland: P. Joseph Schaukegl, Priester, Künstler und Gelehrter (1721-1798). In: Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 89 (1978) S. 381-471

Weichesmüller, Roland: P. Joseph Schaukegl, ein Polyhistor (1721-1798). In: Seitenstetten, Kunst und Mönchtum an der Wiege Österreichs. Ausstellungskatalog. Wien 1988, S. 461-467

Zedinger, Renate: Benediktinische Frühaufklärung zwischen monastischer Tradition und wissenschaftlichem Anspruch. In: ebda, S. 481-486

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Antonicek, Theophil; Hilscher, Elisabeth: Musik in Seitenstetten. In: Seitenstetten, Kunst und Mönchtum an der Wiege Österreichs. Ausstellungskatalog. Wien 1988, S. 404-425

Haider, Hans: Zur Seitenstettener dramatischen Literatur und Bühnenpraxis. In: ebda, S. 426-442

Haider, Hans: Die Geschichte des Theaterwesens im Benediktinerstift Seitenstetten in Barock und Aufklärung. (Theatergeschichte Österreichs IV/1, Wien 1973) [mit Katalog der im Stift vorhandenen Theaterdrucke]

Holter, Kurt: Lederschnitteinbände aus Niederösterreich. In: Gutenberg-Jahrbuch 37 (1962) S. 466-472

Holter, Kurt : Beiträge zur Geschichte des Lederschnitteinbandes in Niederösterreich. In: Gutenberg-Jahrbuch 39 (1964) S. 334-342

Niederkorn-Bruck, Meta; Pass, Walter: Zur Musikpflege in Seitenstetten im Mittelalter (nach Fragmenten der Stiftsbibliothek). In: Seitenstetten, Kunst und Mönchtum an der Wiege Österreichs. Ausstellungskatalog. Wien 1988, S. 399 ff.

Wagner, Benedikt: Die lateinische Barockliteratur im Benediktinerstift Seitenstetten (Diplomarbeit, Wien 1968, mschr.)

Wagner, Benedikt: Der Religionsfonds versteigert eine alte Stiftsbibliothek. In: Translatio Studii. Festschrift für Oliver Kapsner. Collegeville 1973, S. 235-243

Wagner, Benedikt (Hrsg.): Seitenstetten, Udalschalks Erbe im Wandel der Zeit. Seitenstetten 1980 [zur Bibliothek S. 63, 65, 69, 73-76, 82, 226 ff., 230 f., 237]

Wagner, Benedikt; Fasching, Herbert: Stift Seitenstetten und seine Kunstschätze. St. Pölten 1988 [zur Bibliothek S. 26 f., 36, 46, 100 f.]

Wagner, Benedikt: Die Stiftsbibliothek. In: Seitenstetten, Kunst und Mönchtum an der Wiege Österreichs. Ausstellungskatalog. Wien 1988, S. 473-476

Stand: Oktober 1994

Benedikt Wagner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.