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Bibliotheca Schottensis

Adresse. Zentralarchiv der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Ahastr. 5a, 6100 Darmstadt [Karte]
Telefon. (06151) 405-493

Unterhaltsträger. Kirchenleitung und -verwaltung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau
Funktion. . Pfarr- und Gemeindebibliothek.
Sammelgebiete. Der Bestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Zur Zeit nicht gegeben.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die hessische evangelische Kirchendienerordnung aus dem Jahre 1537 forderte, " daß man in den pfarren bücher zu nutz der kirchen zeugen sal", ein Postulat, das die Kirchenordnung von 1566 mit ausführlichen Hinweisen zur Auswahl und Verwaltung der Bücher wiederholte. In Schotten begann daraufhin im folgenden Jahr, 1567, der aus Sachsen stammende Pfarrer Matthäus Briccius mit Kirchenmitteln eine Büchersammlung aufzubauen, die auch der lokalen Bildungsschicht offenstand. Die ausfächernden dogmatischen Kontroversen der Zeit prägten den Kernbestand der Bibliothek in ihren Anfängen, auch unter den Nachfolgern von Briccius. Im 17. Jh ging die Anschaffung von Büchern zurück.

1.2 Stark bereichert wurde die Bibliothek im Jahre 1757, als der in Schotten geborene Johann Conrad Kissner (1679-1759), der in Baden als Pfarrer wirkte, seine Büchersammlung der Schottener Kirchenbibliothek vermachte. Es handelte sich insbesondere um Literatur über Orthodoxie und Pietismus aus dem späten 17. Jh und der ersten Hälfte des 18. Jhs. Nach diesem zweiten Schub schlief der Bestandsaufbau allmählich ein und endete im späten 18. Jh; die Bibliothek wurde fortan als historischer Korpus angesehen. Zu Beginn des 19. Jhs wurden die Schottener Pfarrer wiederholt zur Anfertigung eines Inventarverzeichnisses aufgefordert, auf das " bey einem demnächstigen vortheilhafteren Verkauf vieles ankomme", doch kamen sie diesem Auftrag nicht nach und die Bibliothek wurde nicht veräußert.

1.3 Ein neuer Bildungsimpetus im kirchlichen Raum in der Nachfolge Schleiermachers führte dazu, daß in den dreißiger Jahren des 19. Jhs die im Zuge der Kirchenorganisationsreform gebildeten Dekanate mit Bibliotheken ausgestattet wurden. Auch in Schotten wurde eine solche gegründet; im Gegensatz zur Kirchenbibliothek stand diese wie alle Dekanatsbibliotheken - nur den Geistlichen zur Verfügung. Im Jahre 1988 gab die Gemeinde Schotten beide Bibliotheken, die, weitgehend vergessen, unter dem Dach der Liebfrauenkirche lagerten, an das Zentralarchiv der Evangelischen Kirche ab, wo sie aber z. Z. noch nicht benutzt werden können.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Kirchenbibliothek besitzt 822 Titel vor 1900, die Dekanatsbibliothek 412. Da die Bücher in Kisten verpackt sind und kein Systematischer Katalog existiert, lassen sich Aussagen zur Bestandscharakteristik nur schwer treffen. Für die Zählarbeiten wurde der Katalog von 1948 benutzt, bei der Dekanatsbibliothek der alphabetische Zettelkatalog. Kirchenbibliothek

2.2 Die Kirchenbibliothek enthält 3 Inkunabeln, 378 Titel des 16. Jhs, 306 des 17. Jhs, 134 des 18. Jhs und einen des 19. Jhs. 424 Titel sind in deutscher Sprache verfaßt, 379 in lateinischer, 14 in griechischer, 4 in französischer und ein Titel in holländischer. Die Bibliothek beinhaltet stark überwiegend theologisches Schrifttum. Zu einem kleinen Teil findet sich humanistische Literatur (Ausgaben antiker Schriftsteller und deutscher Humanisten des 15. Jhs). Die vor 1500 erschienenen Werke sind Bibelkommentare von Nikolaus von Lyra (Nürnberg 1493). Bei den Büchern des ersten zeitlichen Schwerpunktes der Bibliothek (spätes 16. und frühes 17. Jh) handelt es sich bedingt durch die damaligen konfessionellen Auseinandersetzungen um theologische Kontroversliteratur, insbesondere von hessischen, aber auch württembergischen und sächsischen Autoren. Der zweite chronologische Schwerpunkt des Bestandes (spätes 17. Jh und erste Hälfte 18. Jh) setzt sich aus Schrifttum zur lutherischen Orthodoxie und pietistischer Literatur sowie ferner der einsetzenden theologisch-philosophischen und volkspädagogischen Aufklärungsliteratur zusammen. Dekanatsbibliothek

2.3 Der Bestand der Dekanatsbibliothek (aus dem 19. Jh und deutschsprachig) ist zu etwa gleichen Teilen der historischen, systematischen und praktischen Theologie zuzuordnen; einige wenige Titel behandeln pädagogische, philosophische, naturwissenschaftliche oder soziale Themen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Kirchenbibliothek:

Bandkatalog von 1948

[mschr., von Günther Wasmund; nach Formaten geordnet]

Alphabetischer Zettelkatalog [nach Hausregeln] Dekanatsbibliothek:

Alphabetischer Zettelkatalog [nach Hausregeln]

Die Bestände sind nicht im Hessischen Zentralkatalog nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Kirchenbibliothek:

Bandkatalog von 1745 [hschr.] Dekanatsbibliothek:

Katalog der Decanatsbibliothek im Großherzoglichen evangelischen Decanate Schotten. Schotten 1855 [sachlich geordnet]

Katalog II der Decanats-Bibliothek im Großherzoglichen evangelischen Decanate Schotten als Fortsetzung des Katalogs von 1855. Schotten 1866

[sachlich geordnet]

Katalog der Dekanats-Bibliothek im Dekanate Schotten. Schotten 1887 [sachlich geordnet]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Akten betr. Schottener Kirchenbibliothek [1 Mappe] Akten betr. Dekanatsbibliothek Schotten [2 Mappen] Statuten für die gemeinschaftliche theologische Bibliothek des Decanats Schotten. 1837 [hschr.]

4.2 Darstellungen

Kirchliches Gemeindebuch für Schotten. Hrsg.: Evangelische Kirchengemeinde Schotten/Oberhessen. o. O., o. J. [Schotten 1963. Zur Bibliothek: S. 11] Diehl, Wilhelm: Kirchenbehörden und Kirchendiener in der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt von der Reformation bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Darmstadt 1925 (Selbstverlag) [zur Bibliothek: S. 511]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Schäfer, Rudolf: Verzeichnis der Leichenpredigten in der Kirchenbibliothek zu Schotten in Oberhessen. In: Familiengeschichtliche Blätter, Jg. 22, 1924, Heft 5/6, Sp. 83-88

Stand: Mai 1991

Wilhelm Marckwardt


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.