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Bibliothek der Kunsthalle

Adresse. Am Wall 207, 28195 Bremen [Karte]
Telefon. (0421) 3 29 08-0 oder -39 (Bibliothek)
Telefax. (0421) 3 29 08-47

Unterhaltsträger. Der Kunstverein in Bremen
Funktion. . Kunstwissenschaftliche Fachbibliothek; Literaturversorgung der im Hause tätigen Wissenschaftler und der kunstinteressierten Öffentlichkeit.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Literatur zur Kunst und Kunstgeschichte im weitesten Sinne. 2. Besondere Sammelgebiete: Ausstellungskataloge, Auktionskataloge (in Auswahl), Literatur zur wissenschaftlichen Erschließung der im Hause befindlichen Bestände.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Dienstag 10-18 Uhr, sonst nur nach gesonderter Absprache; die Bibliothek ist im Gebäude der Kunsthalle untergebracht, Lesemöglichkeiten in den Räumen des Kupferstichkabinetts. Der Katalog ist der Öffentlichkeit nicht zugänglich und nur nach gesonderter Absprache benutzbar. Wegen der bautechnisch bedingten Schließung der Kunsthalle in der Zeit vom Frühjahr 1996 bis Sommer 1998 ist die Bibliothek in diesem Zeitraum nicht zugänglich. Leihverkehr: nicht angeschlossen. Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopier- und Reproduktionsmöglichkeiten in eingeschränktem Maße.
Hinweise für anreisende Benutzer. Straßenbahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linie 1 oder 5) und ab Flughafen (Linie 5) bis Haltestelle Domsheide. Wenige Parkplätze vor dem Haus. Parkhaus (Theater) in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Geschichte der Bibliothek ist eng mit der des Bremer Kunstvereins und der Kunsthalle verbunden. Im November 1823 gründete Senator Hieronymus Klugkist (1778-1851) in Gemeinschaft mit Kunstsammlern und -freunden, darunter dem Sammler Johann Heinrich Albers (1774-1855), den Kunstverein. Ziel war es, eine Kunstbibliothek aufzubauen und gemeinsame Kunstbetrachtungen zu organisieren. 1847 bis 1849 wurde die Kunsthalle erbaut. In der Folge verlagerte sich die bis dahin privat ausgerichtete Sammeltätigkeit auf den Kunstbesitz des Vereins. Ende des 19. Jhs erfolgte eine Reform des Kunstvereins. Die zunächst nur den Mitgliedern vorbehaltenen Sammlungen wurden nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Ihre Reputation verdankte die Kunsthalle ihren Sammlungen, aber auch den bedeutenden wissenschaftlichen Leitern und Direktoren wie z. B. Gustav Pauli (1866-1938, Direktor der Kunsthalle 1899 bis 1914) und Emil Waldmann (1888-1945, Direktor der Kunsthalle 1914 bis 1945). 1902 fanden eine erste Erweiterung und ein erster Umbau der Kunsthalle statt, 1980/81 folgte ein weiterer. Parallel zur Entwicklung der Kunstsammlungen entstand die heutige Bibliothek, deren wertvollste Teile dem Kupferstichkabinett, das mit über 230.000 Blättern zu den wichtigsten europäischen Sammlungen zählt, zugeordnet sind. Da zunächst eine enge Verbindung von Bibliothek und Kupferstichkabinett bestand, ist die Geschichte der Bibliothek als eigenständiger Institution nur schwer zu rekonstruieren.

1.2 Wie die meisten Museen in Deutschland hatte auch der Kunstverein als Träger der Kunsthalle während des Zweiten Weltkrieges wertvolle Bestände ausgelagert, im wesentlichen in der zweiten Jahreshälfte 1943. Als verhängnisvoll erwies sich die Auslagerung von Beständen im Schloß Karznow (Kreis Kyritz). Von den dort verwahrten 50 Gemälden, 1715 Zeichnungen und ca. 3000 Druckgraphiken kehrte bis heute nur ein Bruchteil nach Bremen zurück. Der überwiegende Teil befindet sich heute in privater oder öffentlicher Hand auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR. Davon ist der Buchbestand allerdings vermutlich nicht getroffen worden. Die Bibliothek verdankt den historischen Buchbestand im wesentlichen Schenkungen, Nachlässen und vereinzelten Antiquariatskäufen, während aktuelle Literatur mit eigenen Mitteln oder im Tauschverfahren erworben wird.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek umfaßt ca. 70.000 Bde. Lediglich ca. 5 Prozent der datierbaren Titel zählen zum historischen Bestand, der seine Bedeutung im Hinblick auf die Sondersammlungen erhält ( s. u. 2.9 ff.), in denen er überproportional repräsentiert ist.

2.2 Der größte Teil des historischen Bestandes (einschließlich der Sondersammlungen) entfällt auf das 19. Jh. Die Anzahl der Inkunabeln ist mit ca. 40 zu beziffern, auf das 16. Jh entfallen etwas mehr als 310 Titel. Für das 17. Jh sind ca. 120 Titel anzusetzen, für das 18. Jh ca. 450. In sprachlicher Hinsicht - das Japanische bleibt hier unberücksichtigt dominiert das Deutsche. Lateinische Titel sind im Bereich der Inkunabeln und Postinkunabeln, aber auch bis zum 18. Jh stark vertreten. Da die älteren Teile der Buchsammlung vorwiegend kunsthistorisch ausgerichtet sind, erklärt sich der seit dem 18. Jh hohe Anteil an französischsprachigen Titeln. Das gilt vergleichbar für die englische Sprache, die seit dem 18. Jh verstärkt nachzuweisen ist. Die durchgängig vorhandenen italienischen Titel sind durch den seit dem 15. Jh entwickelten italienischen Buchdruck einerseits, sowie durch die Faszination der italienischen Literatur, die in reichem Maße illustriert wurde, andererseits zu erklären. Systematische Übersicht

2.3 Die Übersicht orientiert sich an den Sonderkatalogen ( s. u. 3.2), die speziell auf die Bedürfnisse der Kunsthalle zugeschnitten sind. Berücksichtigt wurden dabei Gruppen, die über einen gewichtigen Anteil an Altbestand verfügen, interessante Titel aufweisen oder die von ihrem Umfang her für die Bibliothek von Bedeutung sind.

2.4 Die Kunsthalle verfügt über einen Bestand von ca. 7500 Bdn, die den Künstlermonographien zugerechnet werden. Dabei kommt dem historischen Buchbestand mit knapp 5 Prozent lediglich eine randständige Rolle zu. Nennenswerte Altbestände sind nur bei einigen Künstlern festzustellen: Carracci, Cranach, da Vinci, Dürer, Holbein, Manet, Raffael, Rembrandt und Rubens.

2.5 Der kleine Bestand an Porträtwerken (einschließlich Münz- und Medaillenkunde) ist fast durchweg dem historischen Buchbestand zuzuordnen. Bei den datierten Werken entfallen auf das 16. Jh 4 Titel, auf das 17. Jh 11, auf das 18. Jh 17 und auf das 19. Jh 9. Der Herkunft nach überwiegen die deutschen Offizinen, gefolgt von niederländisch-belgischen. Sprachlich dominiert bis ins 18. Jh die lateinische Sprache, dann abgelöst durch die deutsche. Als Beispiele seien anhand des Autorenkataloges (ohne zusätzlichen Nachweis im Katalog der Illustrierten Bücher) genannt: Theodor Beza, Icones (Genf 1580); Jean Jacques Boissard, Bibliotheca Chalcographica (Heidelberg 1669); Theodorus Gallaeus, Illustrium imagines (Antwerpen 1606); Anselm van Hulle, Celeberrimi ad pacificandum christiani nominis ordinem Legati Monasterium ad Osnabrugas (Antwerpen 1648); Johann David Köhler, Historische Münzbelustigung (24 Bde, Nürnberg 1729-1765); Nicolaus Reussner, Icones (Straßburg 1587); Jacob Verheiden, Imagines (Den Haag 1725) und Johann Gottfried Zeidler, Theatri Eruditorum Compendium (Wittenberg 1690).

2.6 In den Bereichen Ikonographie und Technik können die Altbestände vernachlässigt werden. Einige Titel, die sich mit Perspektivlehre beschäftigen, sind allerdings erwähnenswert: Andreas Alberti, Perspectiva (Nürnberg 1671); Hans Lencker, Perspectiva (Nürnberg 1571) und Paul Pfinzing, Optica (Augsburg 1616).

2.7 Die über einen Sonderkatalog erschlossenen topographischen Werke enthalten Kunst- und Reiseführer, Reisebeschreibungen, Beschreibungen von Kunstinstitutionen, Denkmälern, Gemäldegalerien u. ä. Die Übersicht orientiert sich an der Ordnung des Kataloges nach Ländern und Orten, dabei ergeben sich bei den älteren topographischen Werken Überschneidungen mit den illustrierten Büchern. Deutschsprachiger Raum: Augsburg (1779, 1788), Bamberg (1837), Bremen (6 Titel, ab 1861), Dresden (3 Titel, ab 1753-1757), Halberstadt (1837), Hamburg (1854, 1896), Karlsruhe (1881), Luzern (1822), München (5 Titel ab 1831), Nürnberg (19 Titel, ab 1627, darunter Johann Christoph Wagenseil, De Sacri Imperii Libera Civitate Noribergensi Commentatio, Nürnberg 1627), Oldenburg (1888), Trier (1865), Ulm (1840), Wien (1867), Wittenberg (1825). Frankreich: Paris (8 Titel, ab 1586-1588, darunter Gilles Corrozet, Les Antiquitéz, Croniques et Singularitéz de Paris, Paris 1586-1588). Italien: allgemein (6 Titel, ab 1770-1771), Florenz (6 Titel, ab 1787), Herculaneum (1793), Mailand (1803, 1812), Neapel (um 1770), Orvieto (1791), Padua (1841), Parma (1809, 1826), Pisa (1816, 1820), Pompeji (1841, 1856), Rom (6 Titel, ab 1691, darunter Giacomo Rossi, Le Fontane di Roma, Rom 1691), Turin (1836). Niederlande/Belgien: allgemein (1770, 1727), Amsterdam (1793), Brüssel (David Teniers, Theatrum pictorium, Antwerpen 1684), Den Haag (1833). Spanien: allgemein (1806, 1853). Kopenhagen (1807). Palmyra (Robert Wood, The Ruins of Palmyra, London 1753).

2.8 Zum historischen Bestand gehören auch einige Periodika, die aber z. T. lediglich fragmentarisch vorhanden sind. Ausnahmen bilden: Archiv für die zeichnenden Künste (1855-1870); L'Art. Revue hebdomadaire illustrée (1875-1894); Beyträge zur kritischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit (1730-1736); La Chronique des arts (1863-1912, mit Lücken); The Dial (1892-1897); Gazette des beaux arts (1859 ff., mit Lücken); Journal zur Kunstgeschichte (1775-1789); Kunst-Blatt (1820-1848); Kunst-Kronijk (1840/41-1859, N. S. 1860-1875) und Niederrheinisches Taschenbuch für Liebhaber der Schönen Künste (1799-1803, 1805). Sondersammlungen Japanische Farbholzschnitte und Blockbücher

2.9 Die Sammlung alter japanischer Farbholzschnitte (Ukiyo-e) und Blockbücher kann zu den bedeutendsten in Deutschland und Europa gerechnet werden, zumal sie im Gegensatz zu den Beständen der Kunsthalle insgesamt nicht von kriegsbedingten Verlusten betroffen wurde. Ihre Entstehung verdankt sie wesentlich dem im zweiten Drittel des 19. Jhs in Europa um sich greifenden Interesse an Japan und seiner Kultur, das auf den Weltausstellungen der zweiten Hälfte des 19. Jhs deutlich wurde und auf kunsthistorischer Ebene mit dem Schlagwort " Japonismus" beschrieben werden kann, der auch seinen Einfluß auf Impressionismus und Jugendstil ausübte. Wichtiger Initiator war auch hier Gustav Pauli, der in Kooperation mit dem Generaldirektor des Norddeutschen Lloyd Heinrich Wiegand (1855-1909) den Wissenschaftler Friedrich Perzynski beauftragte, in Japan eine grundlegende Sammlung japanischer Farbholzschnitte zu erwerben.

2.10 Den Grundstock der insgesamt 550 Blätter und 55 Bücher bildet die Sammlung Wiegand, die 1906 440 Blätter und 45 illustrierte Bücher umfaßte und bis heute als eigene Sammlung geführt wird. Die Zahlen für den heutigen Bestand ergeben sich durch weitere Stiftungen und Schenkungen im ersten Drittel des 20. Jhs. Die Sammlung blieb lange Zeit nach Gustav Pauli, der zwischen 1902 und 1908 Austellungen zu Japan initiiert hatte, unbeachtet. Erst 1990 und 1993 präsentierte die Kunsthalle in zwei international beachteten Ausstellungen Teile des vorhandenen Materials, das jetzt auch wissenschaftlich bearbeitet wurde.

2.11 Die Sammlung dokumentiert einen Teil der japanischen Malerei, der vom Bürgertum der Edo-Zeit (1603-1868) hoch geschätzt wurde. Die Schwergewichte der Kollektion liegen auf dem 18. und 19. Jh, kolorierte Drucke überwiegen. Als wichtige der vertretenen Künstler sind zu nennen: Okumura Masanobu (1686-1764), Katsukawa Shunsho (1726-1793), Kitagawa Utamaro (1753-1806), Katsukawa Shun'ei (1762-1819), Katsushika Hokusai (1760-1849), Utawaga Toyokuni (1749-1825) und Utawaga Hiroshige (1797-1858). Illustrierte Bücher

2.12 Der Bestand an illustrierten Büchern der Kunsthalle umfaßt über 1700 Bde mit Werken des 15. bis 20. Jhs. Der Hauptteil der Sammlung, Meisterwerke der Buchkunst bis ins 19. Jh, stammt aus dem Vermächtnis des Bremer Kaufmanns und Sammlers Hermann Henrich Meier (1845-1905), der als Vorsitzender des Kunstvereins der Kunsthalle auch andere wesentliche Stiftungen machte. Nach dem Kriege konnte dieser einzigartige und nicht durch Verluste getroffene Bestand systematisch bis in die unmittelbare Gegenwart erweitert und fortgesetzt werden. 1976 wurde die Sammlung des Kunsthistorikers Werner Deusch (*1903) erworben, die ca. 390 Bde illustrierter Bücher des 18. Jhs enthielt.

2.13 Zu den Inkunabeln sind ca. 40 Titel, z. T. in Buchbinderkonvoluten, zu rechnen. Sprachlich dominiert Latein (19 Titel) vor dem Deutschen (10), dem Italienischen (9) und übrigen Sprachen (2). Es herrschen die deutschen Druckorte vor (insgesamt 21 Titel), mit deutlichem Schwerpunkt auf dem süddeutschen Raum (Augsburg, Nürnberg, Ulm). Italienische Provenienzen sind mit 16 Titeln ebenfalls stark vertreten, demgegenüber fallen die Drucke aus dem schweizer und niederländisch-belgischen Raum deutlich ab.

2.14 Da die Sammlung aus kunsthistorischem Interesse entstand, sind inhaltliche Schwerpunkte schwer auszumachen. Insgesamt überwiegen die Titel theologischen Inhalts ( z. B. Passionsbücher von z. T. anonymen Meistern; Jacobus de Voragine, Legenda aurea, Nürnberg 1475 und 1488; Johannes Gerson, Tractatus de imitatione Christi, Ulm 1487; Nicolaus de Lyra, Incominciano le devote meditationi sopra la passione del nostro Signore Jesu Christo, Venedig 1494), gefolgt von historischen Werken, z. B. der Schedelschen Weltchronik (Nürnberg 1493) und Jacobus Foresta de Bergamos Supplementum Chronicarum (Venedig 1492). Hinzuweisen ist auch auf Sebastian Brant, Stultifera navis (Basel 1498), Maffeo Vegio, Philalethes (Nürnberg, vor 1476), Dante Alighieri, La Divina Comedia (Venedig 1491) und Francesco Petrarca, Triumphi (Venedig 1488). Besonderes Interesse verdienen die medizinischen Werke, so Hieronymus Brunschwig, Das Buch der Cirurgia und Hantwirkung der Wundartzny (Straßburg 1497) und Johannes Ketham, Fasciculus Medicine (Venedig 1500).

2.15 Der Anteil der Postinkunabeln an den Drucken des 16. Jhs kann bei ca. 310 Titeln mit 165 beziffert werden. 15 Titel sind ohne Datumsangabe, 2 Titel liegen als Faksimile oder Reproduktion vor. Der überwiegende Teil ist als Einzeltitel vorhanden, Buchbinderkonvolute kommen seltener vor. Sprachlich dominiert das Deutsche vor dem Lateinischen, daneben sind 27 italienische, 3 holländische und 3 französische Titel vertreten. Bei den Druckorten überwiegen die deutschen, insbesondere die süddeutschen, z. B. Frankfurt a. M. (40), Nürnberg (37), Augsburg (13) und der oberrheinische Raum, z. B. Straßburg (20). 21 Wittenberger Drucke sind dem Reformations-Schrifttum zuzurechnen. Erstaunlich gering ist der Anteil an Werken norddeutscher Offizinen, unter zwei Lübecker Drucken befindet sich Reynke Voss de Olde (Lübeck 1549). Die meisten der außerdeutschen Drucke kommen aus Italien ( z. B. Venedig, Florenz, Rom), es folgen die Schweiz (Basel, Bern, Zürich), Frankreich ( z. B. Paris, Lyon), der niederländisch-belgische Raum ( z. B. Antwerpen) und Österreich (Wien).

2.16 Auch bei den Drucken des 16. Jhs stand für den Sammler das kunsthistorische Interesse an den Illustrationen im Vordergrund. Als Illustratoren sind beispielhaft aufzuführen: Amman, Beham, Cranach, Dürer, Graf, Schäuffelein und Stimmer. Inhaltlich läßt sich der Bestand gliedern in Theologie; Varia; Klassische Philologie und Neulateinische Autoren; Geschichte; Bibelausgaben; Physik, Naturwissenschaften, Geographie; Medizin; Jurisprudenz und Philosophie. Unter den Theologica finden sich illustrierte Bibelausgaben, Meditationsbücher, Erbauungsliteraur, geistliche Episteln, Heiligenviten, Passionsbücher und Predigtsammlungen. Hinzuweisen ist auf zahlreiche Werke Luthers und anderer Reformatoren (Bugenhagen, Spangenberg) mit Illustrationen von Beham, Dürer und Schäuffelein.

2.17 Unter den Varia findet sich eine Reihe von erwähnenswerten Werken, so z. B. Fridericus Grisonis, Wie die Streitbarn Pferdt volkommen zu machen (Augsburg 1573), Johann Fayser, Gründlicher Bericht der bewerten Roßärtzney (Augsburg 1573), Giovanni Battista Gelli, Il Gello sopra Donna mi vienne spesso nella mente di M. Petrarca (Florenz 1549), Giovanni Boccaccio, Decamerone (Venedig 1550 und 1597), Hans von Francolin, Thurnier-Buch ( Wien 1561) und Fabian von Auerswald, Ringerkunst (Wittenberg 1539). Eine gewichtige Untergruppe bilden kunsttheoretische und verwandte Werke, so Johannes Stöffler, Von künstlicher Abmessung (Frankurt a. M. 1536, illustriert von Beham), Kunst- und Lehrbüchlein für die anfahenden Zungen (Frankfurt a. M. 1580, illustriert von Amman und Stimmer), Der Ander Theil dess neuwen Kunstbuchs (Frankfurt a. M. 1580, illustriert von Amman), Albrecht Dürer, Underweysung der messung (Nürnberg 1525) und Pictoris et Architecti Praestantissimi de Urbibus, Arcibus (Paris 1535).

2.18 Im Bereich der Klassischen Philologie und der Neulateinischen Literatur sind die Übersetzungen ins Deutsche hervorzuheben: Justinus (Augsburg 1531), Cicero (Augsburg 1531), Plutarch (Augsburg 1534 und Frankfurt a. M. 1580), Dares Phrygius (Basel 1541), Polybius (Basel 1574) und Frontinus (Mainz 1532).

2.19 An historischer Literatur sind zu nennen: Christian Wurstisen, Basler Chronick (Basel 1580), Johann Stumpff, Gemeiner löblicher Eydgenoschafft Chronick (Zürich 1548), Petrus Albinus, Meißnerische Chronica (Dresden 1589), Marinus Barletius, Vom läben und Geschichte Scanderbergi (Frankfurt a. M. 1561), Franciscus Floridus, Kriegsübung dess furtrefflichsten Römischen Kaisers Julius (Straßburg 1551) und Gabriele Chiabrera, Delle Guerre de' Goti (Venedig 1582). Vom zeitbedingten Interesse an der Türkei zeugen Antonie Geuffroy, Hoffhaltung Des Türckhischen Keisers (Basel 1573), Chronicorum Turcicorum (Frankfurt a. M. 1578, illustriert von Amman) und Niclaus Zurischitz, Des Türcken erschröckenliche Belegerung ( o. O. 1532).

2.20 Im weitesten Sinne den Naturwissenschaften lassen sich zuordnen aus dem Bereich der Natur- und Pflanzenkunde: Michael Hert, Underricht aller vierfüssigen Thier (Basel 1546), Albertus Magnus, Thierbuch (Frankfurt a. M. 1545), Conrad Gessner, Vogelbuch (Frankfurt a. M. 1560), Hartmann Schopper, De omnibus Illiberalibus sive Mechanicis artibus (Frankfurt a. M. 1568, 1574) sowie Hortulus animae (Leipzig 1507). Aus der Geographie enthält die Sammlung u. a. Ptolemaios, Opera (Basel 1551) und Sebastian Münster, Cosmographey (Basel 1598).

2.21 Das Interesse an medizinischen Werken erklärt sich ebenfalls aus den zahlreichen Abbildungen, etwa in Theophrastus Paracelsus, Die grosse Wundartzney (Augsburg 1536), Walther Reiff, Lustgarten der Gesundheit (Frankfurt a. M. 1546), Carolus Stephanus, De dissectione partium corporis (Paris 1545), Hans von Gerßdorff, Feldtbuch der Wundtarztney (Straßburg 1517) sowie Lorenz Phryesen, Spiegel der Artzny (Straßburg 1518).

2.22 Im Vergleich zu den reichhaltigen Beständen des 16. Jhs sind die des 17. Jhs mit ca. 90 Titeln und verschiedenen Sammelbänden weitaus geringer. Hinsichtlich der Druckorte ist hier erstmals eine Dominanz des niederländisch-belgischen Raumes festzustellen, ein Resultat des kriegbedingten Rückgangs der Buchproduktion in Deutschland und der führenden Rolle, die Amsterdam im 17. Jh einnahm. Es folgen deutsche Druckorte, darunter Frankfurt a. M. mit 6 Bdn, Italien (Venedig mit 11 Drucken), Frankreich (Paris), die Schweiz, England, Österreich und Schweden. Sprachlich dominiert das Latein vor dem Deutschen, dem Italienischen, Niederländischen, Französischen und Englischen.

2.23 Beispielhaft für den Bestand, ohne Rücksicht auf fachliche Untergliederungen, sind: Abraham Bloemaert, Verscheyden aerdige Lanthuysen nae t'leven gekonterfeyt (Amsterdam 1620), Nicolaes Petter, Klare onderrichtinge der voortreffelijcke Worstel-Konst (Amsterdam 1674), Peter Paul Rubens, Palazzi di Genova (Antwerpen 1622), Matthäus Merian, Todtentanz (Frankfurt a. M. 1649), Friderich Hortleder, Der römischen Keyser- und königlichen Maiesteten Handlungen (Gotha 1645), John Milton, Paradise Lost (London 1688), Willibald Pirckheimer, Theatrum virtutis (Nürnberg 1606), David Klöcker, Das große Carrosel (Stockholm 1672) oder Vincenzo Scamozzi, L'idea della architettura universale (Venedig 1615). Hinzu treten Sammelbände, z. B. mit Radierungen von Horazio Borgiani (Rom 1615), mit Kartuschen von Stephano della Bella ( o. O., ca. 1650) und mit Kupferstichen von Abraham Bloemaert ( o. O., o. J.).

2.24 Die Bestände des 18. Jhs umfassen ca. 360 Werke, in z. T. mehrbändigen Ausgaben. Die Sammlung spiegelt deutlich die Vormachtstellung des französischen illustrierten Buches im 18. Jh wider. Titel in französischer Sprache und aus französischen Offizinen überwiegen, gefolgt von deutschsprachigen, italienischen, lateinischen, niederländischen, englischen und spanischen Titeln. Die reine Sachliteratur spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Es handelt sich hier im wesentlichen um Schöne Literatur, um Romane, Fabeln, Erzählungen, besonders auch erotischen Inhalts ( u. a. Teile aus " Tausend und Eine Nacht"). Nennenswert sind einige illustrierte Werke aus dem Bereich der Klassischen Philologie, etwa Klassiker in Latein oder Übersetzungen, so Longos, Daphnis und Chloe. Als Autoren seien erwähnt: Ariost, Claudius, de Couvray, Diderot, Gessner, Goethe, de Marivaux, Molière, Rabelais, de Sauvigny, Stolberg, Uz, Voltaire und Wieland. Wichtiger als die Autoren sind hier die Illustratoren, so Le Barbier, Chailliou, Chodowiecki, Cochin, Eisen, Gessner, von Göz, Gravelot, Grimm, Luiken, Marillier, Monnet, Moreau, Novelli, Oeser und Picart.

2.25 Für das 19. Jh ist von einem Bestand von ca. 500 Werken auszugehen, z. T. in mehrbändigen Ausgaben, darunter einige Reproduktionen und neuere Ausgaben des 20. Jhs. Die hohe Anzahl der illustrierten Bücher aus dem 19. Jh ist symptomatisch für die Entwicklung des illustrierten Buches, dessen Produktion die der vorangegangenen Jahrhunderte bei weitem übertrifft, nicht zuletzt bedingt durch drucktechnische Neuerungen. Wie auch im 18. Jh ist hier der französische Buchdruck führend, allerdings besteht der bremische Bestand zu über 50 Prozent aus deutschen oder deutschsprachigen Drucken. Dabei ist zu berücksichtigen, daß allein 77 von Ludwig Richter (1803-1844) illustrierte Werke vorhanden sind. In der weiteren Reihenfolge stehen an zweiter Stelle französische Drucke vor englischen, belgisch-niederländischen, italienischen und wenigen anderen (Österreich, Spanien, Schweiz, Vereinigte Staaten von Amerika, Schweden). Die sprachliche Verteilung ist entsprechend.

2.26 Die vorhandenen Illustrationen betreffen, neben Sammelmappen, Kinder-, Bilder-, und Erbauungsbücher, Satiren, historische Werke, Magazine, Journale und Zeitschriften sowie bedeutende Werke der europäischen und abendländischen Literatur. Im deutschsprachigen Bereich sind als beliebte Lieferanten von Vorlagen zu nennen: Ludwig Bechstein, Adelbert von Chamisso, Goethe (Faust, Reineke Fuchs, Werther) und Heinrich von Kleist. Für den englischen Sprachbereich sind stark vertreten: Lord Byron, Daniel Defoe, Edgar Allan Poe, Alexander Pope, Grace Rhys, Shakespeare und Oscar Wilde. An französischen Autoren liegen vor Honoré de Balzac, Alexandre Dumas, Jean de la Fontaine, Jean Baptiste Racine und George Sand.

2.27 Die Sammlung repräsentiert einen Querschnitt der europäischen Kunstwelt des 19. Jhs. An renommierten Künstlern sind aufzuführen: Beardsley, Bewick, Busch, Crane, Daumier, Delacroix, Doré, Forain, Gavarni, Goya, Grandville, Hosemann, Klinger, Liebermann, Manet, Menzel, Neureuther, Retzsch, Rethel, Richter, von Schwind, Steinlen, Toulouse-Lautrec und Vogeler. Kataloge

2.28 Ausstellungskataloge. Die Bibliothek verfügt über eine große Sammlung von Ausstellungskatalogen, lediglich mit einem kleinen Anteil aus dem 19. Jh. Nachweisbar sind Orte wie Antwerpen (1857), Augsburg (1886), Berlin (1846-1900, 19 Titel), Braunschweig (1834, 1844), Bremerhaven (1886), Breslau (1894), Dresden (1843-1899, 7 Titel), Frankfurt a. M. (1886-1900, 3 Titel), Genf (1896), Hamburg (1839-1900, 6 Titel), Hannover (1847, 1858), Köln (1840), Leipzig (1897), London (1826-1899, 8 Titel), Manchester (1857, 1867), München (1876-1898, 10 Titel), Nürnberg (1836-1896, 3 Titel), Oldenburg (1843, 1858), Paris (1810-1900, 10 Titel), Stuttgart (1891) und Wien (1883-1898, 4 Titel).

2.29 Sammlungskataloge. Parallel zu den Ausstellungskatalogen verfügt die Kunsthalle über eine Kollektion von Sammlungskatalogen des In- und Auslandes. Der historische Bestand wird auch hier in alphabetischer Reihenfolge wiedergegeben: Amsterdam (1837-1898, 4 Titel), Antwerpen (1857-1895, 4 Titel), Bergamo (1881, 1892), Berlin (1825-1900, 11 Titel), Bologna (1835, 1877), Braunschweig (1817-1843, 3 Titel), Breslau (1886), Brüssel (1857-1895, 5 Titel), Budapest (1883, 2 Titel), Delft (1898), Dordrecht (1898), Dresden (1765-1899, 12 Titel), Florenz (1790-1893, 5 Titel), Frankfurt a. M. (1819-1900, 4 Titel), Gotha (1850, 1855), Den Haag (1888-1898, 3 Titel), Haarlem (1886-1898, 3 Titel), Halberstadt (1841), Hamburg (1886-1897, 7 Titel), Hannover (1831), Karlsruhe (1887), Kassel (1783, 1830), Köln (1873), Kopenhagen (1835-1847, 3 Titel), Leiden (1898), Leipzig (1873, 1900), Löwen (1898), London (1847-1898, 9 Titel), Madrid (1821, 1845), Mailand (1838, 1900), München (1825-1895, 10 Titel), Neapel (1840), Nürnberg (1860, 1891), Oldenburg (1865, 1881), Paris (1771-1893, 14 Titel), Potsdam (1764-1773, 3 Titel), Prag (1889, 1895), Rom (1840, 1893), Rotterdam (1849, 1898), Söder (1824-1856, 3 Titel), Stuttgart (1856, 1900), Tournai (1895), Utrecht (1898), Venedig (1840, 1897), Versailles (1837), Wien (1780-1896, 11 Titel), Ypern (1895). Die Verzeichnisse der Bremer Sammlungen sind gesondert erfaßt (1811-1900, 67 Titel).

2.30 Auktionskataloge. Die Bibliothek verfügt über eine Sammlung von Auktionskatalogen, die im 18. Jh (1744) einsetzt und fortlaufend fortgeführt wird. Alphabetisch nach Orten liegen vor: Amsterdam (1765-1900, 30 Titel), Bamberg (1828, 1835), Berlin (1828-1900, 50 Titel), Bonn (1898), Braunschweig (1825-1839, 4 Titel), Brüssel (1801-1900, 3 Titel), Danzig (1862), Dresden (1829-1886, 15 Titel), Frankfurt a. M. (1824-1893, 12 Titel), Genf (1835), Greifswald (1831), Den Haag (1894), Hamburg (1823-1899, 32 Titel), Hannover (1839), Hildesheim (1830), Köln (1862-1900, 24 Titel), Kopenhagen (1883, 1890), Leipzig (1794-1900, 126 Titel), London (1824-1891, 5 Titel), Mailand (1824-1864, 9 Titel), Paris (1744-1900, 52 Titel), Rom (1845), Rotterdam (1860), Stockholm (1893), Stuttgart (1833-1900, 16 Titel), Utrecht (1873), Venedig (1837), Weimar (1833), Wien (1826-1896, 39 Titel) und Würzburg (1833, 1888).

3. KATALOGE

3.1 Allgemeiner Katalog

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; mit Verweisungen auf die Sonderkataloge]

3.2 Sonderkataloge

Auktionskataloge

[Ordnung chronologisch und nach Auktionshäusern]

Austellungskataloge

[Ordnung chronologisch und nach Orten]

Bremische Austellungskataloge

[Ordnung chronologisch]

Illustrierte Bücher

[Ordnung nach Jahrhunderten, Druckorten und chronologisch, mit Verweisungen auf die Illustratoren bis zum 17. Jh, dann Ordnung nach Künstlern und chronologisch]

Künstlermonographien

[alphabetisch und chronologisch]

Topographien

[Ordnung nach Ländern, Orten und chronologisch]

Zeitschriftenkatalog [alphabetisch]

Weitere Sonderkataloge u. a. zu Graphik, Handzeich- nungen und Reprographien (wesentlich bezogen auf die Sammlungen des Kupferstichkabinetts), Ikonographie, Kunstgeschichte, Lexika und Portraits.

[alle Kataloge in Zettelform]

Die Bestände sind weder im Norddeutschen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Verschiedene Akten über Schenkungen, Legate und Ankäufe, Zugangsbücher für die Bibliothek (seit 1902)

4.2 Darstellungen

Verzeichnisse der vom Kunstverein veranstalteten Ausstellungen 1829 ff. [enthalten gelegentlich Hinweise auf durch Kauf oder Schenkung erworbene Bücher]

Jahresbericht des Vorstandes des Kunstvereins 1878/79 ff. [mit Lücken erschienen, enthalten die Jahresberichte verschiedentlich Hinweise zu Buchschenkungen und Ankäufen]

Faust, Alfred: Sammler und Mäzene. In: ders. (Hrsg.): Geistiges Bremen. Bremen 1960, S. 148-157 Busch, Günter: 150 Jahre Kunstverein in Bremen. In: Niederdeutsche Beiträge zur Kunstgeschichte 12 (1973) S. 11-13

Busch, Günter: Die Kunsthalle Bremen in vier Jahrzehnten: Eine hanseatische Bürgerinitiative 1945-1984. Bremen 1984, S. 12-18 Ocken, Manya: Der Kunstverein in Bremen im 19. Jahrhundert. Magisterarbeit. Bonn [1989; mschr.]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Kraft, Eva (Bearb.): Japanische Handschriften und traditionelle Drucke aus der Zeit vor 1868 in Bonn [...], Bremen [...], Hamburg [...], Köln [...]. Wiesbaden 1988 (Verzeichnis der Orientalischen Handschriften in Deutschland XXVII, 3)

Kunsthalle Bremen. Kupferstichkabinett. Graphik. Gedruckt/Gezeichnet. Bremen 1986-1995 Salzmann, Siegfried; Kreul, Andreas (Hrsg.):

Szenen aus dem alten Japan. Japanische Farbholzschnitte aus eigenem Besitz. Bremen 1990 Salzmann, Siegfried; Kreul, Andreas (Hrsg.):

Szenen aus dem alten Japan. Japanische Farbholzschnitte aus eigenem Besitz. Der zweite Teil. Bremen 1993

Schultze, Jürgen; Winther, Annemarie (Bearb.): Bild und Buch. Das illustrierte Buch vom 15. Jahrhundert bis zur Gegenwart aus der Sammlung der Kunsthalle Bremen. o. O., o. J. [Bremen 1979] (Das Kupferstichkabinett der Kunsthalle Bremen 5)

Stand: Oktober 1995

Thomas Elsmann


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.