FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
     Home > Deutschland > Niedersachsen > Celle

Bibliothek des Gymnasium Ernestinum

Adresse. Burgstraße 21, 29221 Celle [Karte]
Telefon. (05141) 2 70 28
Telefax. (05141) 90 77 42

Unterhaltsträger. Stadt Celle
Funktion. Lehrerbibliothek.
Sammelgebiete. Fachliteratur der Unterrichtsbereiche des Gymnasiums.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Anmeldung beim Schulleiter. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung unbedingt erforderlich. Busverbindung ab Bahnhof (Linien 2, 3, 4) bis Haltestelle Schloßplatz, von dort Linie 11 (Richtung Burg) bis Haltestelle Schulzentrum. A 7, Ausfahrt Schwarmstedt, B 214, oder Ausfahrt Kreuz Hannover/Kirchhorst, A 37, B 3. A 2, Ausfahrt Braunschweig-West, B 214. Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Bis ins Mittelalter reichen die Anfänge des heutigen Gymnasium Ernestinum. Ursprünglich Schola Cellensis, im 18. Jh Lyceum genannt, wurde die Schule etwa 1830 nach Reformierung des Lehrplans und Einrichtung der Maturitätsexamina als Gymnasium anerkannt. Seit Übernahme durch den preußischen Staat 1874 hieß sie Königliches Gymnasium, dann Staatliches Gymnasium. Erst 1928 erhielt sie den Namen Gymnasium Ernestinum, zur Erinnerung an Herzog Ernst den Bekenner.

1.2 Die älteste Bibliothek der Celler Lateinschule wurde 1648 von Rektor Mag. Wilhelm Johann Schowart (1615-1669) eingerichtet. Sie wurde ausschließlich aus Spenden des herzoglichen Hofes, von Bürgern und Gönnern getragen. Bis 1686 war der Bestand auf 77 Nummern (teils mehrere Bände, teils mehrere Titel in einem Band) gewachsen und wurde nicht weiter vermehrt. Das letzte Verzeichnis ist 1741 aufgestellt (s. u. 3.2).

1.3 Im Jahre 1793 bemühte sich Konrektor Heinrich Christian Conrad Grünebusch (1756-1823) um den Aufbau einer kleinen Lesebücherei für die Schüler der obersten Klasse. Sie war im Unterschied zu der alten Bibliothek, die außer drei Predigtsammlungen keinen deutschen Titel enthielt, rein deutschsprachig. Finanziert wurde sie aus Pflichtbeiträgen der Schüler und freiwilligen Unterstützungen des Magistrats; dazu kamen Buchgeschenke von abgehenden Schülern und Freunden der Schule. Diese Sammlung enthielt 1823 bei Grünebuschs Tod 650 Nummern.

1.4 Schon Grünebusch hatte in seinem letzten Jahrzehnt " allmählich Werke gesammelt, die den Schülern und selbst den Lehrern für ihr wissenschaftliches Studium behülflich sein konnten". Die Nachfolger sahen darin die einzige Rechtfertigung für den weiteren Ausbau. Sie rangen dem Magistrat nach und nach regelmäßige Zuschüsse ab und bauten eine den Bedürfnissen eines wissenschaftlichen Unterrichts entsprechende Gymnasialbibliothek auf. Der Bibliotheksetat, erstmals 1836 vom Magistrat bewilligt, betrug 100 Reichstaler, seit 1847 75 Reichstaler und nach Übernahme der Schule durch den preußischen Staat (1874) 600 Mark.

1.5 Ein eigener Bibliotheksraum von ausreichender Größe stand erstmals 1844 nach Umzug in ein neues Schulhaus zur Verfügung; er lag im Erdgeschoß neben dem Lehrerzimmer. Auch in dem 1916 bezogenen modernen Gebäude waren Bibliothek und Lehrerzimmer benachbart. Bei der Beschlagnahme des Schulgebäudes im Jahre 1945 wurden die Bücher auf dem ungeschützten Dachboden in Stapeln gelagert und litten dadurch sehr. Erst 1960 konnte der Bestand wieder geordnet aufgestellt und damit benutzbar gemacht werden. Der Dachboden blieb jedoch Bibliotheksraum bis zum Einzug in das moderne Schulzentrum im Jahr 1978. Zur Schonung des historischen Bestandes wurde der aktuelle Bestand ausgesondert und getrennt aufgestellt.

1.6 Verantwortlicher Leiter der Bibliothek ist der Direktor der Schule; die Geschäfte des Bibliothekars versieht ein Mitglied des Kollegiums (seit 1869). Eine genaue Kontrolle übte früher das Provinzial-Schul-Kollegium zu Hannover aus, dem die jährlichen Revisions-Protokolle eingereicht wurden. Auf sein Drängen wurden 1898 bis 1900 die schon lange als notwendig erkannte Gesamtrevision und Neukatalogisierung durchgeführt. Dabei wurde der auf ca. 6000 Bde (ca. 2900 Titel) angewachsene Bestand, bis dahin akzessorisch aufgestellt, nach Sachgruppen geordnet und der bis heute gültige Standortkatalog erstellt. Durch ihn wurde der von G. Langreuter edierte Katalog ersetzt (s. u. 3.2).

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der historische Bestand beläuft sich auf 2497 Titel (etwa 30 Prozent des derzeitigen Gesamtbestandes von ca. 8300 Titeln). Davon entfallen auf das 16. Jh 25 Titel, auf das 17. Jh 97, auf das 18. Jh 479 und auf das 19. Jh 1896. Die Zahlen wurden durch Auszählung des Standortkataloges ermittelt (s. u. 3.1). Die Bücher sind unabhängig vom Alter nach Sachgruppen aufgestellt. Sprachlich gliedert sich der historische Bestand in 393 Titel in Lateinisch, 336 in Griechisch und 77 in anderen Fremdsprachen; die übrigen 1691 Titel (68 Prozent) sind deutschsprachig. Systematische Übersicht

2.2 Bei der systematischen Neuordnung des Bestandes, die 1990 abgeschlossen wurde, sind die beiden Vorgängerbibliotheken integriert worden. Von der ältesten Bibliothek sind nur 26 Werke übrig geblieben. Wieviel von der Lesebücherei des 18. Jhs noch vorhanden ist, ist nicht sicher zu bestimmen, da das " Verzeichniß der für die Handbibliothek der öffentlichen Schule bis 1808 gesammleten Schriften" (s. u. 3.2) nur etwa die Hälfte des Endbestandes enthält; doch scheint nur die reine Unterhaltungsliteratur ausgeschieden worden zu sein.

2.3 Die Abteilung Theologie enthält ca. 180 Werke (Literatur des Alten und Neuen Testaments, Exegese, Wörterbücher und Grammatiken, Religions- und Kirchengeschichte, Dogmatik, Dogmengeschichte und Moral sowie Predigten, Erbauungsbücher und Geistliche Lieder). Die Philosophie gehört mit 63 Titeln zu den kleinsten Gruppen. Es sind vor allem Darstellungen der antiken Philosophie und philosophiegeschichtliche Handbücher vorhanden sowie populärphilosophisches Schrifttum des 18. Jhs. Das älteste Buch ist Petrus Tartaretus, Expositio totius philosophiae (Wittenberg 1504). In der Abteilung Pädagogik (ca. 150 Titel) datieren die ältesten Schriften vom Ende des 18. Jhs. Einzige Ausnahme ist ein Reformprogramm für die Rostocker Universität von 1544. Vertreten sind die Geschichte des Erziehungs- und Schulwesens und einzelner Schulen, Programm- und Streitschriften zu Unterrichts- und Schulreformen, Schriften zu Schulorganisation und Statistik, Hygiene, Gymnastik und Turnen.

2.4 In der Sprachwissenschaft folgen auf die Untergruppe Sprachvergleichung, allgemeine Sprachwissenschaft, Geschichte der Philologie (29 Titel) die Einzelsprachen in der Reihenfolge Griechisch (54), Lateinisch (56), Deutsch (92), Englisch und Französisch (20). Eine Sondergruppe bilden griechische und lateinische Metrik (11 Titel). Die großen Wörterbücher sind vorhanden sowie grundlegende Werke der alten Sprachen, darunter auch solche des 16. bis 18. Jhs.

2.5 Die Textausgaben aller Sprachen sind zusammengefaßt in der Abteilung " Auctores". Den Einzelausgaben der Schriftsteller (mit Kommentaren und Übersetzungen) gehen die Chrestomathien und Sammlungen voraus. Die griechischen (335 Titel) und lateinischen Autoren (321, davon 18 neulateinische) stellen den größten Teil. Bei den Griechen überwiegen die Philosophen und Historiker. Es sind nicht nur die Schulautoren vertreten. Etwa ein Viertel sind Ausgaben des 16. bis 18. Jhs (größtenteils im 19. Jh auf Auktionen gekauft). Bei der deutschen Literatur (157 Titel) ist der Anteil der Dichtung groß. Etwa 70 Titel gehörten wohl zum Bestand der Lesebücherei. Bei den wenigen französischen, englischen und italienischen Schriftstellern (80 Titel) stammen mehr als die Hälfte aus dem 18. Jh oder dem ersten Viertel des 19. Jhs. Eines der ältesten Werke ist Georg Rollenhagen, Froschmeuseler, der Frösch umd Meuse wunderbare Hoffhaltunge (Magdeburg 1595). Eine eigene Abteilung bildet die Literaturgeschichte mit 19 Werken zur griechischen und römischen, 29 zur deutschen und 3 zur französischen und englischen Literaturgeschichte.

2.6 Nach Zahl und Thematik umfangreich ist die Geschichte (ca. 560 Titel des 16. bis 19. Jhs). Auf die Allgemeine Weltgeschichte (20 Titel, darunter Rankes Werke) folgt die Alte Geschichte mit ca. 50 Titeln zur griechischen und römischen Geschichte sowie je einem Werk über Indien, die Karthager und die Etrusker. Die Mittlere und Neuere Geschichte sind zusammengefaßt, eine Mischung aus Staatengeschichte und Urkundenbüchern, Regionalhistorie, Quellensammlungen und Monographien (insgesamt ca. 260 Titel). Eine eigene Gruppe bilden die Biographien, Erinnerungen, Denkwürdigkeiten und biographischen Lexika (ca. 70 Titel). Von zwei kulturgeschichtlichen Gruppen enthält die größere, der Antike zugehörig, " Antiquitäten", Mythologie, Kunstgeschichte und Numismatik (110 Titel). Die andere Gruppe (50 Titel) umfaßt Kulturgeschichte, Politik und Volkswirtschaft, vorwiegend der neueren Zeit, darunter auch Werke des 18. Jhs.

2.7 Die Geographie enthält eine kleine Sammlung von Atlanten des 18. und 19. Jhs, einige Werke zur alten Geographie (darunter Samuel Bochart, Geographia sacra, Frankfurt 1646), ca. 40 Titel zur neueren Geographie und eine Sondergruppe Reisebeschreibungen mit 41 Titeln, in der Mehrzahl aus Grünebuschs Lesebücherei stammend (die Allgemeine Historie der Reisen zu Wasser und zu Lande, Leipzig 1747-1774, ist erst 1867 aus dem Nachlaß des in Celle garnisonierenden Prinz von Wallis-Regiments an die Schule gekommen).

2.8 Die Abteilungen Mathematik und Naturwissenschaften (33 und 88 Titel) umfassen überwiegend Unterrichtswerke des 19. Jhs. Medizinische Titel fehlen. Die ältesten Ausgaben sind Werke von Newton, Euler und Linné aus der ersten Hälfte des 18. Jhs in lateinischer Sprache. Das älteste deutschsprachige Werk ist eine Übersetzung von Buffon, Naturgeschichte der vierfüßigen Thiere (Berlin 1772-1785).

2.9 Die Abteilung Zeitschriften und Sammelwerke umfaßt 41 Zeitschriften (mit großen Unterschieden in der Zahl der Bände) für die Fächer Theologie (3 Titel), Pädagogik und Unterricht (11), " Gesamt-Literatur" (einer), Altertums-Wissenschaft (10), Deutscher Unterricht und Literatur (4), Romanische Philologie (2), Geschichte (5), Mathematik und Naturwissenschaften (5, darunter ca. 170 Bde der von Johann Christian Poggendorff herausgegebenen Annalen der Physik und Chemie, Leipzig 1824-1876). Unter den " Varia" (ca. 40 Titel) finden sich neben Konversationslexika Statistiken und Staatshandbücher, Jubiläumsschriften, Bibliothekskataloge, Marinepropaganda der Kaiserzeit, aber auch Theodor Zwinger, Theatrum humanae vitae (Basel 1604) und Erasmus, Adagia (Hanau 1629).

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Systematischer Katalog

[hschr.; in Listenform; erstellt 1900, fortgeführt bis 1978; Standortkatalog für die Alte Abteilung]

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach RAK; mschr.]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; mschr.]

Verzeichnis der bis 1945 erschienenen Zeitschriften [mschr.]

Verzeichnis der bis 1800 erschienenen Schriften [mschr.]

[Bei den beiden letztgenannten Katalogen handelt es sich um Auszüge aus dem Systematischen Katalog.]

Zentrale Nachweise:

Die Bestände sind weder im Niedersächsischen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Catalogus Librorum Bibliothecae Schol. Cellens. instauratae sub Rectoratu M. Guilielmi Joh. Schowarti Anno 1649 [mschr.; Abschrift, Original im Stadtarchiv; mit alphabetischem Titelverzeichnis]

Verzeichniß der Bücher, welche in der Zellischen Schul-Bibliothec um Weynachten 1741 befunden worden [mschr.; Abschrift, Original im Stadtarchiv]

Verzeichniß der für die Handbibliothek der öffentlichen Schule bis 1808 gesammleten Schriften [hschr.]

Zuwachsverzeichnisse in den gedruckten Jahresberichten der Schule [seit 1831]

Langreuter, G.: Katalog der Königlichen Gymnasial-Bibliothek zu Celle. Celle 1884 [fehlerhaft, da auch bereits nicht mehr vorhandene Titel verzeichnet]

Wichmann, Friedrich: Katalog der Schüler-Bibliothek des Königlichen Gymnasiums in Celle. Celle 1909

Verzeichnis der Schüler-Bücherei des Staatlichen Gymnasiums in Celle. Celle 1925

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Im Stadtarchiv Celle liegen außer den ältesten Bestandsverzeichnissen von 1649 (bis 1715) und von 1741 auch andere wichtige Quellen zur Geschichte der Bibliothek. In der Schule befinden sich das Bestandsverzeichnis von 1808, die Jahresberichte und die übrigen Kataloge. Der alte zweibändige Akzessionskatalog und der zugehörige Alphabetische Katalog, die nach Ausweis der Akten 1900 noch in Benutzung waren, sind verloren; seit wann, läßt sich nicht feststellen.

4.2 Darstellungen

Alpers, Paul: Geschichte des Staatlichen Gymnasiums Ernestinum. 2. Aufl. Celle 1953, S. 22, 70 Grünebusch, Heinrich Christian C.: Nachrichten über die Schule zu Celle. In: Neues Hannöversches Magazin 1807, Sp. 817-832 [bes. 831]; 1818, Sp. 401-416 [bes. 405-407] und 417-426 Hüpeden, Ludwig Ph.: Nachrichten über das Lyceum zu Celle. Programm 1831, S. 31 Langreuther, G.: Katalog der Königlichen Gymnasial-Bibliothek zu Celle. Celle 1884, S. 3-4 (Vorbemerkungen)

Stand: Juli 1997

Walter Scheller


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.