FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Europa > Litauen > Vilnius [Wilna] 

Lietuvos medicinos biblioteka

Litauische Bibliothek für Medizin


Adresse. Kaštonu 7, 2600 Vilnius
Telefon. (02) 61 90 41
Telefax. (02) 61 90 41
e-mail. [lmb@lmb.lt]
Bibliothekssigel. < C 10 >

Unterhaltsträger. Sveikatos apsaugos ministerija [Gesundheitsministerium]
Funktionen. Medizinische Spezialbibliothek für Wissenschaftler, Ärzte und sonstiges medizinisches Personal; methodisches und bibliographisches Informationszentrum der medizinischen Bibliotheken Litauens.
Sammelgebiete. Medizin und verwandte Wissenschaften, z. T. auch Gesellschaftswissenschaften.

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek mit Präsenzbestand. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-20 Uhr, Samstag 11-18 Uhr. Am letzten Freitag jeden Monats und an den gesetzlichen Feiertagen bleibt die Bibliothek geschlossen. - Leihverkehr: nationaler und internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofiche-Lesegerät, Audio- und Videorecorder.
Gedruckte Informationen. Lietuvos medicinos biblioteka [Litauische Bibliothek für Medizin]. Vilnius 1994 [Informationsbroschüre in Litauisch und Englisch].
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erforderlich. - Vom Zentralbahnhof Trolleybusverbindung (Linien 5 und 2) bis Haltestelle Savivaldybe, von dort Fußwegnähe (ca. 10 Minuten). Vom Flughafen Busverbindung (Linie 2) bis Haltestelle Lukiškiu, von dort Fußwegnähe (ca. 7 Minuten). - Parkmöglichkeiten bei der Bibliothek.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek wurde 1944 gegründet. Ihren Grundstock bildeten die zerstreuten Sammlungen verschiedener medizinischer Bibliotheken, die den Zweiten Weltkrieg ganz oder teilweise überstanden hatten. Dieser Bestand wurde nicht nur durch aktuelle Literatur zur Medizin und zu verwandten Gebieten erweitert, sondern auch durch Faksimile-Ausgaben - z. B. des ältesten in Wilna entstandenen Drucks, Commentariola medica et physica (1584) - und durch ältere Werke, die in Antiquariaten (in St. Petersburg, Wilna u. a.) oder von Privatpersonen gekauft wurden, sowie durch Büchertausch und Schenkungen. Auf diese Weise kamen u. a. Werke der Medizin und Landeskunde vom Ende des 18. und Anfang des 19. Jhs, Dissertationen der Universität Wilna vom Anfang des 19. Jhs und andere Ausgaben sowie Dissertationen der St. Petersburger Akademie für Militärmedizin aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs in den Bestand.

1.2 Übernommen wurden historische Bestände aus den Bibliotheken des Roten Kreuzes und der Universität in Wilna [Vilniaus universiteto biblioteka], des Medizinischen Instituts in Kauen [Kauno medicinos instituto biblioteka], der Litauischen Akademie der Wissenschaften [Lietuvos mokslu akademijos biblioteka] sowie aus anderen wissenschaftlichen Sammlungen. In die Bibliothek gelangten auch etliche Bücher aus dem ehemaligen Anatomischen Institut in Kaliningrad [Königsberg], die während des Zweiten Weltkriegs aus Ostpreußen zur Sicherstellung nach Wilna gebracht worden waren. Hinzu kamen Teilbestände aus den Privatbibliotheken von berühmten litauischen Medizinern. Die Professoren Petras Avizonis (1875-1939) und Pranas Mazylis (1895-1966) übergaben jeweils Teile ihrer Sammlungen der Litauischen Bibliothek für Medizin und der Medizinischen Akademie Kaunas (s. Eintrag dort), entsprechend deren jeweiligen Sammelgebieten. Weitere Bücher kamen aus den Bibliotheken der Professoren Jonas Kairiukštis (1896-1957), Vladas Kuzma (1892-1942) und Vladas Lašas (1892-1966) sowie als Schenkung die Büchersammlung von Prof. Martin Dunn von der Universität Boston. Tauschverkehr bestand nicht nur mit anderen Bibliotheken Litauens, sondern auch mit Bibliotheken der ehemaligen UdSSR, mit Ärztevereinigungen in den USA und in Kanada, mit der American Pharmaceutical Association, mit der bulgarischen Nationalbibliothek u. a.

1.3 Seit 1993 gilt die Litauische Bibliothek für Medizin als Europäisches Dokumentationszentrum der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und seit 1994 als Depotbibliothek dieser Organisation. Schon in der Zwischenkriegszeit wurde mit der Bildung eines Verbundes der Bibliotheken von verschiedenen medizinischen Institutionen Litauens, z. B. Verbänden und Krankenhäusern, begonnen. In Litauen bestehen 90 Bibliotheken in Einrichtungen der heilenden und vorbeugenden Medizin, für die die Litauische Bibliothek für Medizin als Zentralstelle für Methodik und bibliographische Information fungiert. Zwölf dieser Bibliotheken sind ihr direkt unterstellt, und ihnen dient sie als Zentralbibliothek.

Vida Tamuliene

Vilnius [Wilna] 3 Bibliothek für Medizin

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Am 1. Januar 1995 waren 703.000 Inventareinheiten an Büchern und Zeitschriften vorhanden. 1456 Monographien- und 46 Zeitschriftentitel sind bis 1900 erschienen. Dieser Bestand wurde zur Sondersammlung der Alten Drucke zusammengefaßt, auf die sich die folgende Beschreibung beschränkt. Die Bestandsangaben wurden durch Auszählung an den Regalen ermittelt. Die ältesten Originalwerke sind 2 Titel aus der ersten Hälfte und 15 Titel aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs. Aus dem 19. Jh stammen 1439 Monographien- und 46 Zeitschriftentitel.

2.2 In Russisch liegen 767 historische Titel vor; die meisten sind Übersetzungen aus dem Deutschen (252 Titel), Französischen, Englischen und Polnischen. Die übrigen 689 Veröffentlichungen (in lateinischem Alphabet) verteilen sich auf Deutsch (352 Titel), Polnisch (172), Französisch (84), Englisch (65), Latein (14) und Dänisch (2). Von den Zeitschriften sind 23 Titel deutsch, 15 russisch, 6 polnisch und 2 französisch.

Salvinija Kociene

Systematische Übersicht

2.3 Der historische Bestand umfaßt unterschiedlich umfangreiche Sammlungen zu den verschiedenen Teilbereichen der Medizin sowie zu angrenzenden Wissenschaften. Eine umfangreiche Gruppe bilden Werke zu Chirurgie, Traumatologie, Orthopädie und Kriegschirurgie. Von insgesamt 141 Titeln sind 81 Titel in lateinischer und 60 in kyrillischer Schrift gedruckt. Zu erwähnen sind u. a. August Gottlieb Richter, Anfangsgründe der Wundarzney-Kunst (Göttingen 1799) und Theodor Kocher, Rukovodstvo k operativnoj chirurgii [Einführung in die operative Chirurgie, St. Petersburg 1898].

2.4 Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Literatur zu Inneren Krankheiten. Von 197 Titeln sind 72 in lateinischer und 125 in kyrillischer Schrift gedruckt. Erwähnenswerte deutschsprachige Titel sind Johann Kämpf, Abhandlung von einer neuen Methode, die hartnäckigsten Krankheiten, die ihren Sitz im Unterleibe haben, besonders die Hypochondrie, sicher und gründlich zu heilen (Leipzig 1784) und Heinrich Mannig, Die neuen Entdeckungen in der Ausübung der Arzneykunst (Leipzig 1786). Als Übersetzungen aus dem Deutschen liegen Titel von Carl Bartels und Moriz Rosenthal vor sowie von Max Josef von Pettenkofer, dem Begründer des ersten Hygieneinstituts in Europa.

2.5 Zu Fragen der Entbindung und Gynäkologie sind 108 Titel vorhanden, davon 57 in lateinischer und 51 in kyrillischer Schrift. Hervorzuheben sind Friedrich Wilhelm von Scanzoni, Beiträge zur Geburtskunde und Gynaekologie (Würzburg 1860), Julius Martin Klob, Pathologische Anatomie der weiblichen Sexualorgane (Wien 1864) und Max Runge, Ucebnik akušerstva [Lehrbuch der Gynäkologie, St. Petersburg 1897]. Das älteste vorhandene Buch dieses Gebietes ist die zweite Auflage von Mikolai Mianowski, Nauka sztuki plozniczey dla niewiast [Die Wissenschaft der Hebammenkunst für Frauen, Wilna 1825].

2.6 Zu Nervenkrankheiten und zur Psychiatrie finden sich unter 91 Titeln 42 in lateinischer Schrift und 49 in kyrillischer. Der älteste Titel der Gruppe ist James Parkinson, An essay on the shaking palsy (London 1817). Beispiele für deutschsprachige oder aus dem Deutschen übersetzte Titel sind George Miller Beard, Die Nervenschwäche (Leipzig 1889) und Paul Julius Moebius, Obšcaja diagnostika nervnych boleznej [Allgemeine Diagnostik der Nervenkrankheiten, St. Petersburg 1886].

2.7 Gut vertreten sind außerdem die Gruppen Allgemeine Therapie (100 Titel), Physiologie (72), Anatomie (67), Dermatologie und Venerologie (59), Ophthalmologie (54) und Stomatologie (53). Kleinere Bestände sind u. a. vorhanden zu Infektionskrankheiten (49 Titel), Hygiene und Sanitätswesen (50) sowie zu Pharmazie und Pharmakologie (49). Grundlagenwerke dieser Fächer finden sich in russischer Übersetzung aus den Originalsprachen und wurden meist in St. Petersburg Ende des 19. Jhs gedruckt (u. a. Titel von Emil Behring, Louis Lewin, Theodor Kornig und Julius Bauer).

2.8 Der historische Bestand umfaßt darüber hinaus auch Werke zur Geschichte der Medizin (15), Verhandlungen verschiedener Kongresse (15) und medizinische Lehrbücher (137), darunter auch solche deutscher Wissenschaftler. Beispiele für deutsche Drucke sind u. a. Carl Poerners Selectus materiae medicae in usum praelectionum academicarum (Leipzig 1767), die Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (Berlin 1874), die Verhandlungen des Internationalen Medizinischen Congresses (Berlin 1891), Karl Schroeders Lehrbuch der Geburtshilfe (Bonn 1880) und Adolf Strümpells Lehrbuch der Pathologie und Therapie der inneren Krankheiten (Leipzig 1887).

2.9 Die Sammlung von Dissertationen umfaßt 116 Titel in russischer Sprache, 69 in deutscher und 2 in lateinischer. Die ältesten Titel der Gruppe sind Paulus Woelck, De aneurysmate arteriae poplitaeae (Vilnius 1824), Emanuel Moritz, Untersuchungen über die Entwicklung der quergestreiften Muskelfaser (Dorpat 1860) und Gavril Vilm, Patologija i terapija prostoj rozi (Erysipelas) [Pathologie und Therapie der einfachen Gürtelrose, St. Petersburg 1862].

2.10 Unter den 36 medizinischen Wörterbüchern, Handbüchern, Enzyklopädien und Atlanten in deutscher und russischer Sprache (30 in lateinischem Alphabet) finden sich Friedrich Frerichs, Pathologisch-anatomischer Atlas zur Klinik der Leberkrankheiten (Braunschweig 1858-1861), Albert Eulenburg und Michail Ivanovic Afanasjev, Real'naja enciklopedija medicinskich nauk [Realenzyklopädie der medizinischen Wissenschaften, 21 Bde, mit Lücken, St. Petersburg 1891-1896], Lev Grinberg, Terminologiceskij medicinskij slovar' [Wörterbuch medizinischer Begriffe, St. Petersburg 1864] und das Zubovracebnyj slovar' [Wörterbuch der Zahnmedizin, St. Petersburg 1892].

2.11 Fast die Hälfte der in der Bibliothek vorhandenen historischen Zeitschriften (22 Titel) betrifft allgemeine medizinische Fragen. Weitere Fachzeitschriften betreffen Gynäkologie (7 Titel), Allgemeine medizinische Fragen (6), Chirurgie (7), Nervenkrankheiten und Psychiatrie (4). Die ältesten Titel sind das Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten (1868 ff.), das Archiv für Dermatologie und Syphylis (1869 ff.) und das Archiv für Gynäkologie (1870 ff.). Die Zeitschriftenreihen sind nicht vollständig.

Zita Andriuliene

Terese Draguniene

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog der Monographien

[in Zettelform; geführt seit 1944]

Alphabetischer Katalog der Zeitungen und Zeitschriften

[in Zettelform; geführt seit 1945]

Systematischer Katalog des Sachgebietes Medizin

[in Zettelform; geführt seit 1948; verzeichnet Monographien und die in wissenschaftlichen Reihen und Sammelbänden enthaltenen Artikel]

Alphabetischer Verbundkatalog der im Ausland herausgegebenen medizinischen Literatur

[in Zettelform; verzeichnet seit 1970 die von litauischen Bibliotheken erworbene ausländische Fachliteratur (ohne die ehemalige Sowjetunion), unabhängig vom Erscheinungsjahr]

Systematischer Katalog der Gesellschaftswissenschaften

[in Zettelform; geführt seit 1955; nach UDC]

[Alle Kataloge werden nach den Regeln der ehemaligen UdSSR für bibliographische Eintragungen von Titeln im russischen und lateinischen Alphabet und der auf dieser Grundlage gebildeten Regeln für das litauische Alphabet geführt.]

Terese Draguniene

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivmaterial (Berichte u. a.) zur Geschichte der Bibliothek wird im Archiv der Bibliothek aufbewahrt. 4.1

4.2 Darstellungen

Kociene, Salvinija: Das System der medizinischen Bibliothek Litauens. Die Gegenwart und Perspektiven. In: Föredrag och sammandrag av paneldiskussionen och grupmötena: Den tredje nordiska konferensen för medicinska bibliotekarier. Helsingfors, 26.-28. 8. 1991 [Berichte und Äußerungen in den Panel- und Gruppendiskussionen: Die dritte nordische Konferenz für medizinische Bibliothekare. Helsinki 26. bis 28. August 1991]. Helsingfors 1992, S. 26-28

Tamuliene, Vida: Gydytojams, mokslo darbuotojams [Den Ärzten, wissenschaftlichen Mitarbeitern]. In: Gydytoju zinios [Ärzte-Nachrichten] (1992) Heft 47, S. 7

Tamuliene, Vida: Lietuvos medicinos bibliotekoje [In der Litauischen Bibliothek für Medizin]. In: Gydytoju zinios (1992) Heft 37, S. 6-7

Kociene, Salvinija: Lietuvos medicinos bibliotekose [In den medizinischen Bibliotheken Litauens]. In: Tarp knygu [Zwischen den Büchern] (1993) Heft 5, S. 1-2

Kociene, Salvinija: Medical library network in Lithuania. In: Bulletin of the Lithuanian librarians' association. Vilnius 1994, S. 14-15

Tamuliene, Vida: Lietuvos medicinos bibliotekai - 50 [50 Jahre Litauische Bibliothek für Medizin]. In: Medicina (1994) Heft 12, S. 707, 709

Tamuliene, Vida: Lithuanian library of medicine. In: Medicine of Lithuania: The exhibition is devoted to the 50th anniversary of the Lithuanian library of medicine: International exhibition of ex-libris. Vilnius 1994, S. 11

Kociene, Salvinija: Lietuvos medicinos bibliotekai - 50 [50 Jahre Litauische Bibliothek für Medizin]. In: Tarp knygu (1995) Heft 2, S. 10-14

Stand: April 1995

Salvinija Kociene


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.