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Bibliotheken in Polen

Der Chronik des Gallus Anonymus ( um 1116) zufolge kann angenommen werden, daß der polnische Staat um 900 in Gniezno [Gnesen] entstanden ist, wo Piast, der erste Vetreter der bis 1370 regierenden Piasten-Dynastie, die Fürstenmacht erlangte.[1] Sein Urenkel, Mieszko I. (um 922-992), der 966 die Taufe empfing, regierte ab 960 als erster polnischer Herzog bis zu seinem Tod. Sein Sohn Bollaw I. Chrobry (der Tapfere, 966/7-1025; Regierungszeit ab 992) dehnte den Machtbereich der Piasten aus und gründete einen mächtigen Staat, der in der christlichen Welt bereits von Bedeutung war. Im Jahre 1025 krönte er sich zum König.

Im Laufe des folgenden Jahrtausends unterlag das Gebiet Polens manchen Veränderungen. Zunächst wurde es immer stärker von Westen nach Osten verschoben. Gleichzeitig führten Machtkonflikte zum Zerfall des Landes in Teilfürstentümer. Als die meisten schlesischen Fürstentümer in den Jahren 1327 bis 1331 die tschechische Oberherrschaft anerkannten, löste sich beinahe ganz Schlesien von Polen. 1308 wurde Pomerellen vom Deutschen Orden annektiert und kehrte erst 1466 unter die Herrschaft des polnischen Königs zurück. Diese Gebietsverluste wurden im Osten kompensiert: Kazimierz III. Wielki (der Große, 1310-1370; Regierungszeit 1333-1370) dehnte seinen Herrschaftsbereich auf Halitsch-Reußen, Podolien sowie zwei benachbarte Fürstentümer aus. Die Eheschließung des litauischen Großfürsten Wladyslaw (Ladislaus, ca. 1351-1434) Jagiello mit der polnischen Königstochter Jadwiga (Hedwig) im Jahre 1386 begründete die Herrschaft der Jagiellonen-Dynastie in Polen. Dank der mehrmals erneuerten politischen Union (seit 1385) kam es zur Annäherung Polens und des Großherzogtums Litauen. 1569 kulminierte dieser Prozeß während der Sejm-Tagung in Lublin in einer Realunion beider Staaten zu einer gemeinsamen Republik (Respublica - Rzeczpospolita). Von diesem Zeitpunkt an erstreckte sich der polnisch-litauische Staat (der aus dem sogenannten Kronpolen und Litauen bestand) über riesige Gebiete im Osten, von Samogitien im Norden über Weißreußen und die Ukraine bis zu den an die Ufer des Schwarzen Meeres reichenden sogenannten Wilden Feldern. Von 1561 an gehörten Livland und Kurland dem polnischen Staat als Lehensbesitz, von 1525 bis 1657 befand sich auch das Herzogtum Preußen mit seiner Hauptstadt Königsberg [Kaliningrad] unter der Lehnshoheit der polnischen Könige. Infolge zahlreicher Kriege und diplomatischer Konzessionen verlor Polen im 17. Jahrhundert das Herzogtum Preußen, Livland, das Smolensker Land sowie große Teile der Ukraine. Den Zerfall des polnischen Staates besiegelten die Teilungen von 1772, 1793 und 1795, als die Gebiete der Adelsrepublik zwischen Preußen, Österreich und Rußland aufgeteilt wurden. Polen wurde von der Landkarte Europas getilgt.

Nach dem Ersten Weltkrieg, und zwar in den Jahren 1919 bis 1922, wurden die Grenzen des neuerstandenen Polen festgelegt und galten bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Die polnischen Grenzen umschlossen u. a. einen Teil Oberschlesiens, Großpolen mit Poznan [Posen], Pomerellen mit Puck [Putzig] und Hel [Hela] sowie Teile der heutigen litauischen, weißrussischen und ukrainischen Gebiete mit Vilnius [Wilna], Brést [Brzesc], Pinsk und Lwów [Lemberg]. Infolge der Bestimmungen der alliierten Mächte wurden die Grenzen Polens nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich nach Westen verschoben; Polen bekam Schlesien und Pommern sowie einen Teil Ostpreußens und verlor zugleich beachtliche Gebiete im Osten an die Sowjetunion. Die polnische Westgrenze wurde entlang der Flüsse Oder und Neiße gezogen. Das Gebiet Polens umfaßte im Jahre 1000 250.000 km², im Jahre 1634 990.000 km², 1939 dagegen nur 390.000 km² und 1946 schließlich nur noch ca. 312.000 km². Diese Zahlen zeugen deutlich vom dramatischen Schicksal des Landes während seiner mehr als tausendjährigen Geschichte. In der Zeit von 1000 bis 1772 stieg die Bevölkerungszahl Polens von ca. 1,25 auf ca. 14 Millionen. 1921 zählte das Land mehr als 27 Millionen Einwohner, 1990 mehr als 38 Millionen.[2] Polen war durch fast alle Epochen seiner Geschichte ein Land mehrerer Völker, Sprachen und Konfessionen. Erst infolge großer Migrationen nach 1945 hat sich diese Situation derart verändert, daß ethnische Minderheiten heute verhältnismäßig klein sind und der Katholizismus zur vorherrschenden Konfession wurde.

Angesichts der großen Verschiebungen der Staatsgrenzen und dem damit verbundenen umfassenden Wandel der ethnischen und kulturellen Situation stößt eine Beschreibung der Geschichte der polnischen Bibliotheken verständlicherweise auf Probleme. Diese lassen sich zumindest teilweise dadurch entschärfen, daß die Darstellung der Bibliotheksgeschichte Polens die sich verändernden Staatsgrenzen berücksichtigt, innerhalb derer sich die Buchbestände einst befanden oder auch heute befinden. Bei der Schilderung der Geschichte der polnischen Bibliotheken muß man große, historisch bedingte Verlagerungen der Büchersammlungen im Auge behalten, die durch Plünderungen und Kriege zustande kamen. Als Folge der Grenzverschiebungen nach 1945 fanden sich zahlreiche polnische Bibliotheken auf litauischem, weißrussischem oder ukrainischem Gebiet wieder, während innerhalb der polnischen Grenzen jetzt zahlreiche deutsche, vor allem schlesische und pommersche Bücherbestände aufbewahrt werden.

Das Mittelalter (bis etwa 1473)

Die älteste Periode in der Geschichte des polnischen Buches und der Bibliotheken beginnt im Jahre 966 mit der Annahme des Christentums nach lateinischem Ritus als Staatsreligion und endet 1473, als der deutsche Wanderdrucker Kaspar Straube in Kraków [Krakau] den ältesten uns heute bekannten Einblattdruck preßte - den Wandkalender für das Jahr 1474.[3]

Die ersten handschriftlichen Bücher gelangten mit der böhmischen Fürstentochter Dubrava (Dobrawa, ca. 930-977) nach Polen, als diese mit einer großen Gruppe Geistlicher im Jahre 965 anreiste, um Mieszko I. zu heiraten. Die von ihr mitgeführten Handschriften stammten wahrscheinlich aus Süddeutschland. Anfänglich wurden die Bücher in den neugegründeten polnischen Bischofssitzen gesammelt, in Posen (gegründet 996), Gnesen (Erzbistum ab dem Jahre 1000), Krakau, Wroclaw [Breslau] und Kolobrzeg [Kolberg] (alle gegründet 1000). Bereits zu Beginn des 11. Jahrhunderts gab es eine Domkapitelbibliothek in Gnesen. Die nächsten entstanden während des 12. Jahrhunderts in Plock, Krakau und Posen, später auch in Wloclawek und Breslau (12. bis 13. Jahrhundert). Die ältesten Bücherverzeichnisse der Kapitelbibliothek des Krakauer Doms stammen aus den Jahren 1101, 1110 und 1300. Zur gleichen Zeit entwickelten sich in Polen Klosterbibliotheken. Schon im 11. Jahrhundert gründeten die Benediktiner ihre Klöster mit Skriptorien und Bibliotheken in Tyniec, Lysa Góra, Lubin in Großpolen und in Sieciechów. Aus dem Kloster des Heiligen Kreuzes in Lysa Góra stammt der älteste uns bekannte Prosatext in polnischer Sprache, ,,Kazania Swietokrzyskie`` [Fragmente der sogenannten ,,Predigten vom Heiligen Kreuz``, Anfang 14. Jahrhundert]. Von 1143 an wurden in Polen Zisterzienserklöster und -bibliotheken gegründet, so u. a. in Jedrzejów, Koprzywnica, Lubiaz

[Leubus], Oliwa [Oliva], Mogila, Pelplin, Paradyz, Wachock, Henryków [Heinrichau] und in Trzebnica [Trebnitz]. Diesen folgten die Klöster und Bibliotheken der Augustiner und der Lateraner Domherren, der Dominikaner, Franziskaner und Kartäuser. Die meisten dieser Büchersammlungen wuchsen bis zum 16. Jahrhundert rasch, dann folgte jedoch eine Phase der Krise in ihrem Entwicklungsprozeß.[4]

Das 13. und das 14. Jahrhundert brachten für Polen beachtliche politische, wirtschaftliche und kulturelle Veränderungen. Herzog Wladyslaw I. Lokietek (1260/61-1333) wurde 1320 zum polnischen König gekrönt und damit der seit 1138 andauernden Teilung Polens in Fürstentümer ein Ende gesetzt. In diesen Jahrhunderten wurden in Polen auch wichtige wirtschaftliche Reformen durchgeführt. Zahlreiche Städte und Dörfer erhielten das deutsche Stadtrecht, so beispielsweise Krakau im Jahre 1257. Aus Deutschland einwandernde Siedler trugen wesentlich zur Entwicklung von Handel und Gewerbe sowie des Bildungswesens und der Wissenschaften bei.

In dieser Zeit ist in Polen ein deutlicher Anstieg des Bildungsniveaus zu verzeichnen. In den Städten sicherten schon damals Pfarrschulen (in Krakau und Breslau bereits im 13. Jahrhundert) das untere Bildungsniveau, das sogenannte Trivium. Die Dom-, Stifts- und Klosterschulen bereiteten Schüler auf den Priesterstand vor. Am Anfang des 15. Jahrhunderts stieg die Zahl der Schultypen beachtlich. Eine Reihe von Schulen besaß - wenn auch kleine - Bibliotheken.[5] Bereits 1364 gründete König Kazimierz III. Wielki die Universität in Krakau, die sich wegen politischer Schwierigkeiten nach dem Tod Kazimierz jedoch nur zögernd entwickelte. Sie bestand zunächst nur aus den Fakultäten der Freien Künste, der Rechte und der Medizin; die Theologische Fakultät fehlte. 1390 wurde die Universität von König Wladyslaw II. Jagiello reaktiviert, 1397 erhielt sie eine Theologische Fakultät und 1400 wurde sie neu gestiftet und nach dem Beispiel der Pariser Universität reorganisiert. Die ersten, anfänglich eher kleinen Büchersammlungen gab es an der Universität schon Ende des 14. Jahrhunderts.[6]

Seit dem 13. Jahrhundert entstanden dank der immer engeren kulturellen Kontakte der Polen mit dem Westen und Süden Europas sowie den immer häufiger unternommenen ausländischen Studienreisen auch die ersten privaten Büchersammlungen neben den Bibliotheken verschiedener Institutionen. Vom Anfang des 13. Jahrhunderts stammt das Verzeichnis einer interessanten Büchersammlung von 32 Bänden (mindestens 41 Titeln), die wahrscheinlich dem Krakauer Bischof Iwo Odrowaz (ca. 1170-1229) gehörte. Eine beachtliche Sammlung besaß auch der Posener Bischof Boguchwal II. ( 1253).[7]

Die ersten Kodizes liturgischer Texte und der Bibel in den polnischen Sammlungen stammten aus Bayern, Sachsen, dem nördlichen Rheingebiet, Lothringen und Italien. Mit der Zeit begann man, auch in polnischen Skriptorien die Handschriften zu kopieren und zu verzieren. Diese Skriptorien gehörten vor allem zu Benediktinerklöstern und Domschulen (Krakau, Plock). Eine wichtige Rolle spielte in dieser Hinsicht Kleinpolen, und dort insbesondere Krakau.[8] Bereits Ende des 14. Jahrhunderts sind in Polen Berufsschreiber (cathedrales) sowohl in Laien- als auch in Ordensskriptorien bekannt. Mit der Zeit erweiterte sich der Themenkreis der Bibliothekssammlungen. So fanden sich bereits am Übergang vom 11. zum 12. Jahrhundert auch Handschriften zum Kanonischen Recht in polnischen Bibliotheken. Dank eines im Jahre 1110 verfaßten Inventarverzeichnisses der Krakauer Dombibliothek wissen wir heute genau, daß sich unter den mehr als 50 Kodizes der Bibliothek nicht nur liturgische und theologische Werke sowie Bibeln befanden, sondern auch Schultexte von Werken antiker und mittelalterlicher Autoren.[9] Während des 12. Jahrhunderts wurden die polnischen Bibliotheksbestände durch weitere literarische Gattungen ergänzt, darunter auch in Polen selbst entstandene Werke. Am Hof von Herzog Boleslaw III. Krzywousty (1085-1138, Regierungszeit ab 1102) entstand die erste umfangreiche Geschichte Polens, die ,,Chronicae et gesta ducum sive principum Polonorum`` (nach 1113) eines Anonymus, genannt Gallus.[10] Im 13. und 14. Jahrhundert entwickelte sich die polnische Historiographie weiter, und diese Entwicklung dauerte auch in dem darauffolgenden Jahrhundert an. Das Resultat sind Chroniken und Annalen, die an unterschiedlichen Orten des ganzen Landes, zumeist aber in kirchlichen Zentren verfaßt wurden. Eine entscheidende Wende in der Verbreitung von Büchern in Polen erfolgte jedoch erst im 15. Jahrhundert, und diese Feststellung findet ihre Bestätigung in der Tatsache, daß nicht weniger als 80 Prozent aller erhaltenen mittelalterlichen Handschriften in Polen aus dem 15. Jahrhundert stammen.[11]

Seit 1386 wurde Polen durch Vertreter der litauischen Dynastie der Jagiellonen regiert. Die politische Annäherung Polens an das Großfürstentum Litauen, dessen Territorium auch zahlreiche kleinrussische Gebiete umfaßte, war für die polnische Kultur von großer Bedeutung. Polen befand sich zwar schon seit dem 10. Jahrhundert im Einflußbereich der lateinischen Kultur des Westens, doch aus dem Osten erreichten es darüber hinaus auch die meistens eben durch Litauen vermittelten Einflüsse der russisch-byzantinischen Kultur.

Das Erstarken des polnischen Staates im 15. Jahrhundert führte zu Siegen über den Deutschen Orden, in deren Folge Pomerellen und das sogenannte Königliche Preußen an Polen angeschlossen wurden (1466). Gleichzeitig erlebten das Schulwesen und die Wissenschaften in Polen eine Blütezeit, die auch berühmte Persönlichkeiten hervorbrachte. So befaßten sich die Krakauer Universitätsprofessoren Stanislaw von Skarbimierz (Stanislaus de Scarbimiria, 1431) und Pawel Wlodkowic (Paulus Vladimiri,  nach 1434) mit Fragen des internationalen Rechts und leisteten damit einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der europäischen Wissenschaft.[12] In dieser Zeit war auch der hervorragendste Historiker des mittelalterlichen Polen, Jan Dlugosz (Ioannes Longinus, 1415-1480) tätig. Sein Wirken als Autor der ,,Annales seu Cronicae Inclyti Regni Poloniae`` sowie als Diplomat und Erzieher der königlichen Söhne zeugt vom Anbrechen einer neuen Epoche, der Renaissance.[13] Als bedeutender Autor trat in dieser Zeit auch Jan Ostroróg (1436-1501) mit seinem politischen Traktat Monumentum pro rei publicae ordinatione hervor.[14]

Bücher erreichten im 15. Jahrhundert immer breitere Gesellschaftsschichten in Polen, und die polnische Sprache errang stufenweise und langsam ihren Platz in der Literatur. Das älteste religiöse Lied Polens, ,,Bogurodzica`` [,,Die Gottesmutter``], das eine Zeitlang auch als Nationalhymne fungierte, entstand vermutlich noch im 13. oder 14. Jahrhundert. Dem Lied folgten dann weitere Texte in polnischer Sprache, obwohl weiterhin das Lateinische als Literatursprache dominierte. [15]

Das bedeutendste wissenschaftliche Zentrum des Landes war damals die Krakauer Universität, die am Ende des 15. Jahrhunderts an internationaler Bedeutung gewann, und zwar in erster Linie dank ihrer mathematisch-astronomischen Schule, an der von 1491 bis 1495 Nikolaus Kopernikus (1473-1543) studierte. Die einzelnen Kollegien und Bursen der Universität besaßen damals zahlreiche Büchersammlungen. Die größte und bedeutendste darunter war die des Collegium Maius, das die Fakultäten der Freien Künste und der Theologie umfaßte. Schon 1403 war im Collegium Maius ein Bücherbetreuer, pater librorum genannt, tätig. Laut dem Statut des Collegiums aus dem Jahre 1429 sollte die Bibliothek von zwei Kustoden (custodes), die auch selber Professoren waren, betreut werden.

Die Bibliothek des Collegium Maius wuchs hauptsächlich durch Vermächtnisse einzelner Professoren, seltener durch Ankauf oder durch Schenkungen von Personen außerhalb der Universität. Die privaten Büchersammlungen der Professoren waren im 15. Jahrhundert recht umfangreich und zählten manchmal bis zu 150 Kodizes. Den Schätzungen zufolge konnte die Bibliothek im 15. Jahrhundert allein dank der Nachlässe von Theologieprofessoren um mindestens 1500 Kodizes und zahlreiche Inkunabeln erweitert werden, wobei Drucke jedoch in den Sammlungen der Professoren nur gering vertreten waren. Eine Ausnahme war die Sammlung des Theologieprofessors Piotr Swietopelk von Nieznanowice und Zabrzec (1497), der dem Collegium drei Handschriften und 202 Inkunabeln hinterlassen hat. Auch einige Studenten besaßen umfangreiche Privatsammlungen; so umfaßte beispielsweise die Bibliothek von Klemens von Myslenice um die Mitte des 15. Jahrhunderts 29 verschiedene Werke, zumeist Lehrbücher für Studenten an der Fakultät der Freien Künste.[16]

Nicht nur Krakau als damalige Hauptstadt Polens, sondern auch andere Großstädte wie Posen, Lemberg, Gdansk [Danzig], Torun [Thorn] und Elblag [Elbing], sogar manche mittelgroßen Städte wie Wloclawek, Przemysl, Frombork [Frauenburg] und Wislica waren im 15. Jahrhundert wichtige Zentren der Buchkultur. Neben Kirchenbibliotheken gab es hier auch private Büchersammlungen, z. B. am Königshof sowie in den Häusern von Geistlichen, Magnaten, Adligen und einzelnen Stadtbürgern. Die Stadtgerichte und Stadträte in den größeren polnischen Städten verfügten bereits über kleine Handbibliotheken meist juristischen Inhalts.

Am Königshof bestanden über eine längere Zeit nur relativ kleine Büchersammlungen. Die Bibliothek der Königin Jadwiga (1371-1399), die Jan Dlugosz in seinen ,,Annales`` beschrieb, umfaßte didaktisch-religiöse Werke in polnischer Sprache, eine Sammlung von Predigten, Heiligenviten u. a., ist aber nicht mehr erhalten. Aus dieser Büchersammlung stammt auch das illuminierte ,,Psalterium Florianense`` vom ausgehenden 14. Jahrhundert, das Psalmtexte in lateinischer, polnischer und deutscher Sprache enthält und heute in der Nationalbibliothek [Biblioteka Narodowa] in Warszawa [Warschau] aufbewahrt wird. Das Niveau der Sammlung Jadwigas erreichten die königlichen Bibliotheken im 15. Jahrhundert nicht mehr, wenngleich sie über einzelne, sehr interessante handschriftliche Bücher verfügten. Die vierte Frau von Wladyslaw Jagiello, Königin Zofia (1461), besaß z. B. eine illuminierte Bibel in polnischer Sprache, die nach ihrem Fundort in Ungarn benannte ,,Sárospataker Bibel``, von der lediglich einige Fragmente erhalten sind (Universitätsbibliothek Breslau und Nationalmuseum Prag). Erst die sorgfältig ausgebildeten Söhne von Kazimierz IV. (1427-1492) zeigten ein größeres Interesse an Büchern und den Wissenschaften: Wladyslaw II. Jagiellonczyk, König von Böhmen und Ungarn (1456-1516, Regierungszeit 1471-1516), die aufeinanderfolgenden Herrscher Polens Jan Olbracht (1459-1501, Regierungszeit 1492-1501), Aleksander Jagiellonczyk (1501-1506) und Zygmunt I. Stary (1467-1548, Regierungszeit 1506-1548) sowie Kardinal Fryderyk (1468-1503). Ihre Büchersammlungen sollen schon manche Merkmale aufgewiesen haben, die für Renaissancebibliotheken typisch wurden; heute läßt sich jedoch kaum etwas Näheres darüber sagen.[17]

Zahlreiche polnische Bischöfe besaßen im 15. Jahrhundert ihre eigenen Bibliotheken. Eine umfangreiche Büchersammlung mit beinahe 100 Bänden gehörte dem Bischof von Krakau, Tomasz Strzempinski (1460). Sie wurde testamentarisch unter sieben Bibliotheken aufgeteilt. Auch ein weiterer Krakauer Bischof, Zbigniew Olesnicki (1389-1455), besaß eine relativ große Bibliothek liturgischen, theologischen, juristischen und historischen Inhalts. Diese Handschriftensammlung wurde 1462 teilweise durch einen Brand zerstört und der Rest zerstreut. Über eine besonders interessante Büchersammlung verfügte der Erzbischof von Gnesen, Jakub von Sienno (1480), ein bibliophiler Humanist, dessen Interesse der griechischen Literatur galt und der kostspielige Handschriften aus Italien sammelte. [18] Die Büchersammlung des Wojewoden von Sandomierz [Sendomir], Dobieslaw Olesnicki (1440), ist dagegen ein gutes Beispiel für Bibliotheken in den Häusern weltlicher Magnaten. [19] Auch Bürger, in erster Linie Notare, Ärzte und andere Vertreter der damaligen städtischen Intelligenz, besaßen Bibliotheken, die mehr enthielten als nur die Fachtitel juristischen oder medizinischen Inhalts, die sie für ihre tägliche Arbeit benötigten. [20]

Die Verbreitung des Buches in der polnischen Gesellschaft des 15. Jahrhunderts sowie die Mannigfaltigkeit der in den Büchersammlungen vertretenen literarischen Gattungen waren wichtige Faktoren im Veränderungsprozeß, der den Aufstieg Polens zu einem der Zentren der Renaissancekultur an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert einleitete.

Die Frühe Neuzeit (bis 1795)

Das 16. Jahrhundert gilt als das sprichwörtliche ,,Goldene Zeitalter`` in der Geschichte der polnischen Kultur. Vom politischen Standpunkt aus war der polnisch-litauische Staat unter der Herrschaft der Jagiellonen und im letzten Viertel des 16. Jahrhunderts unter den Wahlkönigen zweifelsohne eine Macht, die über das Schicksal Europas mitbestimmte. Wirtschaftlich und kulturell war Polen stark mit dem übrigen Europa verbunden. Mehr noch: ,,Die polnische intellektuelle Elite war sich dessen bewußt, daß ihre Heimat einen Teil Europas bildet, wobei das letztere als eine nicht nur konfessionelle, sondern auch kulturell-sittliche Gemeinschaft verstanden wurde.`` [21] Die Epoche war auch in der Geschichte der polnischen Bibliotheken eine sehr günstige. Im Unterschied zum Mittelalter entwickelten sich nun vor allem weltliche Büchersammlungen, die Dank der Blüte des polnischen Buchdrucks, Buchhandels und der Bildung einen ständigen Zuwachs verschiedenster Literatur aus dem In- und Ausland verzeichneten.

Die elementare Bildung der Bevölkerung wurde durch ein verhältnismäßig dichtes Netz von etwa 2500 Pfarrschulen im Königreich gewährleistet. [22] Mit der Verbreitung der Reformation, insbesondere unter König Zygmunt II. August (1520-1572, Regierungszeit 1548-1572), entstanden auch Schulen bei einzelnen reformierten Kirchengemeinden. Die sogenannte Warschauer Generalkonföderation aus dem Jahre 1573 garantierte schließlich die Glaubensfreiheit und förderte so diese Entwicklung. [23] Im 16. Jahrhundert wurden in einigen polnischen Städten Mittelschulen gegründet, deren Unterrichtsniveau oft sehr hoch war und die über Bibliotheken verfügten. Zu nennen sind hier das katholische Lubranski-Collegium in Posen (gegründet 1519) sowie die lutherischen Gymnasien in Elbing (1535), Danzig (1558) und Thorn (1568) und das zunächst katholische, später lutherische Gymnasium in Chelmno [Kulm; noch im 15. Jahrhundert gegründet]. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Büchersammlung des Thorner Gymnasiums als Nachbildung der damals modernsten Bibliothek ihrer Art in Leiden. Ähnliche lutherische Schulbibliotheken entstanden in Elbing und Danzig, kalvinistische u. a. in Lewartów, Pinczów und Krakau. Institutionen und Bibliotheken der katholischen Kirche, besonders die Klosterbibliotheken, erlebten im 16. Jahrhundert eine Phase der Stagnation, obwohl die Dom-, Kollegien-, Pfarr- und Klosterbibliotheken oft um die wertvollen Büchersammlungen von Geistlichen bereichert wurden. Eine entscheidende Ausnahme bildeten aber die zahlreichen Bibliotheken der Jesuiten. [24]

Seit 1564 gewann der Jesuitenorden im Bereich des Schulwesens große Bedeutung. Es entstanden Jesuitenkollegien in Braniewo [Braunsberg, 1564], Pultusk (1564), Wilna (1569), Kalisz [Kalisch, 1583], Lemberg (1585), Krakau (1583) und Thorn (1596), die der Verbreitung der Gegenreformation dienten. Das Streben des Jesuitenordens nach einer Monopolstellung im Bereich des Bildungswesens führte jedoch zu scharfen Konflikten, vor allem mit der Krakauer Universität. Diese hatte im Netz der polnischen Bildungsinstitutionen noch immer die größte Bedeutung, obwohl ihre Rolle seit dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts geschwächt war. Erst im Jahre 1578 entstand als vergleichbare Institution aus dem Jesuitenkollegium in Wilna die Academia Vilnensis, und Hetman Jan Zamoyski gründete eine Akademie (Hippaeum Zamoscianum) in Zamosc, die 1595 ihre Tätigkeit aufnahm. Bereits im Jahre 1544 entstand die Universität Königsberg, die in der weiteren Geschichte der polnischen Kultur eine bedeutende Rolle spielen sollte. [25]

Zur Blüte der polnischen Kultur in der Renaissance hat auch die rasche Entwicklung des Buchdrucks und des Buchhandels mit Krakau als wichtigstem Zentrum wesentlich beigetragen. Den Beginn des dauerhaften Druckwesens in dieser Stadt bildete das Jahr 1503. Im Laufe des 16. Jahrhunderts gab es in Krakau etwa 3450 Veröffentlichungen, in den Provinzzentren dagegen nur etwa 750. Es wird angenommen, daß die gesamte typographische Produktion im 16. Jahrhundert in Polen etwa 3,5 Millionen Buchexemplare umfaßte. [26] Spätestens seit dem Jahre 1513 druckte man in Krakau auch Bücher in polnischer Sprache, und im Laufe der Zeit erreichte die polnische Literatur mit Schriftstellern wie Mikolaj Rej (1505-1569) und Jan Kochanowski (1530-1584) an der Spitze ein sehr hohes Niveau, dem der westlichen Literaturen ohne weiteres vergleichbar. Die polnischen Schriftsteller und Wissenschaftler schrieben jedoch noch überwiegend in lateinischer Sprache, was die Rezeption ihrer Werke im Westen erleichterte. [27]

Das Sammeln von Büchern in weiten Bevölkerungskreisen war im Polen der Renaissance unter dem Einfluß der neuen geistigen Strömungen und eines sich wandelnden Kulturverständnisses nichts Ungewöhnliches mehr. [28] Besondere Aufmerksamkeit verdienen vor allem die Büchersammlungen einiger Angehöriger der Jagiellonen-Dynastie, die bemerkenswerte bibliophile und wissenschaftliche Neigungen zeigten. [29] Über eine beträchtliche Bibliothek verfügte z. B. König Zygmunt I. Ein aus dem Jahre 1510 stammendes Bücherinventar verzeichnet nur seine in Wilna aufbewahrte Büchersammlung (ca. 83 Bücher), während sich die eigentliche, viel umfangreichere Bibliothek des Königs in Krakau auf dem Wawelschloß befunden haben muß. Die von Zygmunt I. angelegte Sammlung ging dann in die Bibliothek seines Sohnes und Erben, König Zygmunt II. August, ein. Die Mutter von Zygmunt August, Königin Bona Sforza ( 1557), besaß eine eigene Büchersammlung mit zahlreichen Werken antiker Schriftsteller und italienischer Humanisten. Von der Qualität dieser nach dem Tod der Königin zersplitterten Sammlung zeugt das in der Bodleiana in Oxford erhaltene prachtvolle Gebetbuch Bonas von 1527, eine lateinische Pergamenthandschrift mit 15 ganzseitigen Miniaturen und zahlreichen Bordüren des Illuminators Stanislaw Samostrzelnik (1541).

Der letzte polnische Jagiellonen-König, Zygmunt August (1520-1572), besaß eine prächtige Renaissancebibliothek, die seinen Plänen zufolge zum Grundstock für die beabsichtigte Stiftung einer Universitätsbibliothek in Wilna werden sollte. Die beeindruckende Büchersammlung zählte etwa 4000 bis 5000 Bände und wurde leider nach dem Tode des Königs aufgeteilt. Heute finden sich einzelne Bände oder Teile dieser Sammlung verstreut in vielen Bibliotheken, nicht nur in Polen, sondern auch in anderen Ländern, vor allem in Litauen, Schweden, Rußland und Deutschland. [30] Auch Anna die Jagiellonin (Jagiellona, 1523-1596), Schwester Zygmunt Augusts und Gemahlin des zweiten polnischen Wahlkönigs Stefan Báthory (Regierungszeit 1575-1586), besaß eine Büchersammlung, über die man jedoch sehr wenig weiß. Beachtenswert ist die Bibliothek einer anderen Schwester von Zygmunt August, der Herzogin Sophie zu Braunschweig-Wolfenbüttel (1522-1575). Sie stellte eine wertvolle Bibliothek zusammen, die in Wolfenbüttel und später in Schöningen aufbewahrt wurde. [31]

An die bemerkenswerte bibliophile Tradition der Jagiellonen knüpften auch die Wahlkönige Stefan Báthory, Zygmunt III. (1587-1632) aus der schwedischen Dynastie der Wasa sowie dessen Söhne Wladyslaw IV. (1632-1648) und Jan II. Kazimierz Wasa (1648-1668) an. [32] Die Bibliotheken der jeweiligen Monarchen und ihrer Familienangehörigen unterschieden sich, mit Ausnahme der Bibliothek von Zygmunt August, jedoch nicht von den durchschnittlichen zeitgenössischen Privatbibliotheken weltlicher und geistlicher Magnaten.

In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts ist unter den Mitgliedern des höheren Klerus, die hervorragende humanistische Büchersammlungen schufen, u. a. der Posener Bischof Jan Lubranski (1522) zu nennen. Er besaß eine umfangreiche Sammlung vor allem juristischer Werke sowie antiker und humanistischer Literatur. Ein Bibliophile von großem Format war auch der Kulmer Bischof, Diplomat und Dichter Jan Dantyszek (Dantiscus, 1485-1548). Zu den bedeutenden Bücherfreunden gehörten außerdem der Bischof von Plock, Erazm Ciolek ( 1522), und der Gnesener Erzbischof und Dichter Andrzej Krzycki (Cricius, 1482-1537). Einen besonderen Platz unter den Büchersammlungen der Kleriker nimmt die humanistische Bibliothek des Krakauer Bischofs und Kronunterkanzlers Piotr Tomicki (1464-1535) ein, die etwa 400 bis 500 Werke zählte. [33] Auch der bekannteste polnische Reformator, Jan Laski d. J. (1499-1560), besaß eine hervorragende Bibliothek. Sie umfaßte auch die gesamte, 1537 nach Polen eingeführte und viel früher gekaufte Bibliothek des mit ihm befreundeten Erasmus von Rotterdam. Leider wurde die Büchersammlung Laskis während seiner langen Auslandsreisen verstreut und teilweise vernichtet. Weitere bedeutende Bibliotheken besaßen in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts der polnische Abt des Norbertanerklosters im mährischen Hradište [Hradisch], Jan Ponetowski (1586), der Bischof von Plock und Großkanzler der Krone, Piotr Wolski (1531-1590), der Primas Stanislaw Karnkowski (1520-1603) und der Bischof von Wloclawek, Hieronim Rozrazewski (1600). [34]

Unter den zahlreichen Bibliotheken im Besitz weltlicher Magnaten sind insbesondere die des Krongroßkanzlers Krzysztof Szydlowiecki (1467-1532), des Krongroßmarschals und Krakauer Wojewoden Piotr Kmita (1477-1533) und des Krongroßkanzlers und Hetmans Jan Zamoyski (1542-1605) erwähnenswert. Um fast alle diese Bibliotheken sammelte sich ein Kreis von bedeutenden Intellektuellen, wodurch sie zu Strahlungszentren für neue Ideen und kulturelle Strömungen wurden. Beispielsweise spielte die Bibliothek des bekannten Humanisten Andrzej Trzecieski d. Ä. (um 1490-1547) in Krakau bei der Verbreitung neuer religiöser Strömungen eine große Rolle. Auch die Vertreter des weniger vermögenden Adels sammelten Bücher, u. a. während ihrer häufig unternommenen Studienreisen ins Ausland.

Die Büchersammlungen der Patrizier reichten selten an den Glanz und die Größe der Kollektionen von Magnaten heran, aber sie repräsentierten einen ähnlichen Typus. Es gab solche Bibliotheken in allen größeren Städten des Landes, so in Krakau, Posen, Danzig, Thorn, Warschau, Lemberg und Wilna. Die Bibliothek der Familie Decius (Dietz) in Krakau gehörte z. B. zu den größten Privatsammlungen der Zeit und umfaßte etwa 450 Werke. [35] Auch Kaufleute, Handwerker, Juristen und Ärzte in den polnischen Städten besaßen häufig interessante Büchersammlungen, die teilweise aufgrund der Besitzvermerke in den Büchern oder dank der erhaltenen Inventare rekonstruierbar sind. In einigen Städten spielten darüber hinaus die Stadtbibliotheken eine wichtige Rolle. In Braunsberg gab es eine solche Bibliothek schon im 15. Jahrhundert, in Posen wurde sie im Jahre 1535 gegründet. Besonders reich und größtenteils bis heute als Teil der Danziger Bibliothek der Polnischen Akademie der Wissenschaften [Biblioteka Gdanska Polskiej Akademii Nauk] erhalten ist die Bibliotheca Senatus Gedanensis, die im Jahre 1596 in Danzig gegründet wurde.

Einen weiteren Bibliothekstypus bildeten die zahlreichen Gelehrtenbibliotheken, vor allem der Professoren der Krakauer Universität. Am Übergang vom 15. zum 16. Jahrhundert unterlagen sie einem deutlichen Wandel von einfachen, einseitigen Sammlungen zu vielseitigen Renaissancebibliotheken. [36] Als Beispiele für Bibliotheken von Krakauer Gelehrten an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert sind die Büchersammlungen des Juristen und Diplomaten Mikolaj Czepiel (1452-1518) [37] aus Posen und des Mediziners, Geographen und Historikers Maciej aus Miechów (Miechowita, 1523) [38] zu nennen, die jeweils etwa 250 Bände zählten. Aus dem dritten Viertel des 16. Jahrhunderts stammt die bedeutende Bibliothek (ca. 350 Bände) des Philologen und Mathematikers Stanislaw Grzepski (1524-1570).

Bereits zu dieser Zeit waren die Bibliotheken der Hochschulen, insbesondere der Krakauer Universität, bedeutend. Ähnlich wie bereits im 15. Jahrhundert besaß die Krakauer Akademie damals mehrere Büchersammlungen in den einzelnen Kollegien und Bursen. Die Bibliothek des Collegium Maius wurde in den Jahren 1515 bis 1540 mit Hilfe von Spenden, unter anderem von dem Theologen Tomasz Obiedzinski ( 1524), separat im großen Raum des nach einem Brand neuaufgebauten Collegium Maius aufgestellt. Die Sammlung, die zu Anfang des 16. Jahrhunderts etwa 3000 Drucke und Handschriften und um 1550 schon gegen 10.000 Werke zählte, erhielt im Jahre 1559, dank einer Stiftung des Philologen, Theologen und Unterkanzlers der Universität Benedykt von Kozmin (1497-1559), einen ständigen Etat für den Ankauf neuer Bücher. Die Bibliothek des Collegium Maius erfreute sich im 16. Jahrhundert großen Ruhms und erweckte reges Interesse sowohl im Inland als auch im Ausland. [39] Die Grundlage der Universitätsbibliothek in Wilna bildete die Bibliothek des Jesuitenkollegs (gegründet 1569), in die ein bedeutender Teil der Büchersammlung von König Zygmunt August gelangt war. 1594 schenkte Jan Zamoyski der von ihm gegründeten Akademie in Zamosc einen Teil seiner Privatbibliothek.

Das 17. Jahrhundert stellt in der Geschichte Polens eine Zeit des Umbruchs dar. Die Adelsrepublik, am Anfang des Jahrhunderts noch ein mächtiger Staat, hatte am Ende des Jahrhunderts aufgrund zahlreicher Kriege mit Schweden, Rußland und der Türkei, mit Kosaken und Tataren, sowie auch infolge der Anarchisierung des politischen Lebens und einer Schwächung der königlichen Macht deutlich an internationaler Bedeutung verloren. In dieser Zeit kam es zur Stärkung einer spezifischen Formation der Adelskultur, des sogenannten Sarmatismus. Dessen Ideologie sah im polnischen Adel, der etwa 10 Prozent der Bevölkerung ausmachte, die Nachfahren der antiken Sarmaten und verherrlichte die persönliche Freiheit sowie das in der Adelsrepublik Polen herrschende und für ideal gehaltene Gesellschaftssystem. Polen wurde eine besondere Mission in Europa zugeschrieben - als Bollwerk des Christentums (antemurale) und gleichzeitig als Speicher, ohne den der Westen von Hungersnot bedroht würde. Diese Ideologie war, besonders seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, außer von der nationalen Megalomanie auch von Xenophobie, religiöser Intoleranz und eifriger, wenn auch oberflächlicher Frömmigkeit gekennzeichnet.

Trotz dieser negativen Entwicklungen brachte die nun angebrochene Epoche des Barock bedeutende Errungenschaften in Kunst, Literatur und Wissenschaft hervor. In der polnischen Literatur waren damals verschiedene Strömungen vertreten. Die Blütezeit des Memoirenschreibens repräsentiert z. B. das Meisterwerk Memoiren von Jan Chryzostom Pasek (1701). Europaweit berühmt wurde der ausschließlich lateinisch schreibende Dichter-Jesuit Maciej Kazimierz Sarbiewski (1595-1640). [40] Die Verschärfung der kirchlichen Zensur (1603 erschien in Krakau der erste Index librorum prohibitorum), die Verarmung der Drucker und die Übernahme von Druckereien durch Orden, aber auch die Dezentralisierung des kulturellen Lebens in dem durch Kriege verwüsteten Land führten im Polen des 17. Jahrhunderts zu einer neuen Blütezeit des handgeschriebenen Buches. Das typische ,,Hausbuch`` des Adels waren silva rerum, d. h. Sammlungen von handschriftlich kopierten Panegyrika, Sejm-Reden, Ratschlägen in Wirtschaftsfragen, literarischen Texten, Aufzeichnungen über das Leben der Familie u. ä. Viele literarische Werke jener Zeit erschienen nie im Druck und existierten ausschließlich in Abschrift.

Bereits 1609 war der Königshof von Krakau nach Warschau umgezogen. Warschau übernahm nach und nach die Funktionen einer Hauptstadt und führenden Zentrums des Kulturlebens. Große kulturelle Bedeutung hatten daneben auch Danzig und einige Residenzen von Magnaten (u. a. Zamosc). Ein sehr produktives religiöses und wissenschaftliches Zentrum der polnischen Reformationsbewegung war das arianische Raków mit der dortigen Akademie und der Druckerei von Sebastian Sternacki. Das Zentrum in Raków wurde 1638 kraft eines Beschlusses des Sejm geschlossen, und 1658 wurden die Arianer ganz aus Polen vertrieben. Bis 1656 konnte sich jedoch in Leszno [Lissa] mit einer Schule und einer Druckerei der Böhmischen Brüder ein weiteres Zentrum Andersgläubiger behaupten. Dort wirkte u. a. der bekannte tschechische protestantische Gelehrte Jan Ámos Komenský (1592-1670).

Die bibliophilen Traditionen der Jagiellonen- und der Wasa-Dynastien wurden von König Jan III. Sobieski (1629-1696, Regierungszeit 1674-1696) fortgesetzt, der seine Privatbibliothek als repräsentative königliche Bibliothek - Bibliotheca Regia - gestaltete. Seine Büchersammlungen in Zovkva [Zólkiew] und Wilanów zählten etwa 7000 Bände. Hervorzuheben ist, daß Jan III. die königlichen Büchersammlungen, die während des Krieges mit Schweden (1655-1660) aus dem Lande verschleppt worden waren, von Schweden zurückforderte. Es ist ihm gelungen, etwa 200 Werke zurückzuführen. [41]

Ähnlich wie im 16. Jahrhundert wurden auch im 17. Jahrhundert umfangreiche Büchersammlungen von Vertretern des weltlichen und geistlichen Magnatentums angelegt. Bedeutende Bibliotheken sammelten u. a. die Familien Radziwill in Nieswiez, Zamoyski in Zamosc, Tarnowski in Tarnów, Firlej in Dabrowica und Ogrodzieniec sowie Lubomirski in Lancut. Beispielhaft für die Bibliothek eines aufgeklärten, im Ausland ausgebildeten Staatsmannes und Schriftstellers ist die umfangreiche Büchersammlung des Hofmarschalls Lukasz Opalinski (1612-1662). [42] Die durchschnittlichen Bibliotheken der Adeligen umfaßten etwa 200 Bände. Sie enthielten juristische Werke, Sejm-Verfassungen, Kalender, religiöse Bücher (Predigtsammlungen, Gebetbücher, Kirchengesangbücher) und literarische Werke, u. a. Panegyrika.

Umfangreiche Bibliotheken sammelten insbesondere auch polnische Gelehrte. Die Bibliothek des Mathematikers und Astronomen Jan Brozek (1585-1652), Professor der Krakauer Universität, zählte etwa 2000 Bände, [43] die des berühmten Danziger Astronomen Johannes Hevelius (1611-1687) mehr als 3000 Bände. [44] Recht umfangreich, obwohl viel bescheidener als die Büchersammlungen der Gelehrten, waren auch die Bibliotheken der Vertreter der städtischen Intelligenz. So besaß z. B. der Krakauer Bürgermeister und Redakteur der ersten Wochenzeitschrift Merkuriusz Polski Ordynaryjny (Polnischer Merkur, 1661), Hieronim Pinocci (1612-1676), eine Büchersammlung von ca. 1900 Titeln in 1700 Bänden. [45] Der Thorner Bürger Heinrich Bötticher (Bötcher, 1630) besaß 258 Bücher, Kaspar Gutteter (1614), Stadtrat von Krakau, hatte in seiner Büchersammlung 167 Werke. Die bibliophilen Traditionen waren insbesondere unter den Danziger Patriziern weit verbreitet. [46]

Im Laufe des 17. Jahrhunderts entwickelten sich die polnischen Universitätsbibliotheken sowie auch die gymnasialen und städtischen Bibliotheken, insbesondere in Danzig und Thorn, weiter. Während der Kriege mit Schweden, vor allem in den Jahren 1655 bis 1660, wurden jedoch zahlreiche polnische Büchersammlungen vernichtet oder geplündert. Viele Bibliotheken, besonders die kirchlichen im nördlichen Teil Polens, wurden nach Schweden verschleppt. Auf diese Weise kam es zur Vernichtung zahlreicher Klosterbibliotheken, insbesondere der der Jesuiten. Bereits 1626 wurden aus Frauenburg die Büchersammlung von Nikolaus Kopernikus und aus Braunsberg die Bibliothek des Jesuitenkollegiums verschleppt. Heute befinden sich diese Sammlungen in der Universitätsbibliothek in Uppsala. [47]

Das 18. Jahrhundert war ein bedeutungsvoller und wohl auch besonderer Zeitabschnitt in der Geschichte der polnischen Kultur. Es war eine Zeit tiefgreifender Veränderungen und außergewöhnlich großer Kontraste. Gleichzeitig mit dem Verfall und Rückschritt im kulturellen Leben traten hervorragende Repräsentanten der Aufklärung hervor und es entstanden Institutionen neuzeitlicher Prägung. Begleitet wurde dies von politischer Konfusion in dem einst so mächtigen Staat, der sich trotz verschiedener Reformversuche und freiheitlichen Aufbegehrens seinem Untergang zuneigte und in einem immer höheren Maße zum Gegenstand eines zynischen politischen Spiels seiner Nachbarn Preußen, Rußland und Österreich wurde. Die dritte Teilung Polens im Jahre 1795 war schließlich eine deutliche Zäsur in der Geschichte der polnischen Nation.

Das ausgehende Barockzeitalter war in Polen um die Mitte des 18. Jahrhunderts geprägt von einer adeligen Kultur in Form eines schon verdorbenen, degenerierten Sarmatismus. Die Aufklärung zog in Polen bedeutend später als in Westeuropa ein und entfaltete sich allmählich in der Regierungszeit Augusts II. des Starken (1697-1733) und Augusts III. (1733-1763) aus der Wettiner-Dynastie, die man als die sogenannte ,,sächsische Zeit`` bezeichnet. Den Höhepunkt ihrer Entfaltung erreichte die Aufklärung zur Zeit der Herrschaft von König Stanis

law August Poniatowski (1732-1798, Regierungszeit 1764-1795); sie währte noch bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts. [48]

Ein Umbruch im polnischen Geistesleben erfolgte unter dem Patronat von König Stanislaw August. Während seiner Regierungszeit wurden Versuche unternommen, zahlreiche wichtige Staatsreformen durchzuführen. Dies gipfelte in der außergewöhnlich modernen Verfassung vom 3. Mai 1791. In jener Zeit entstanden wissenschaftlich-literarische Zeitschriften, u. a. Monitor (1765-1785) und Zabawy przyjemne i pozyteczne [Angenehme und nützliche Spiele, 1770-1777], die die neuen Ideale der Aufklärung propagierten. 1765 wurde in Warschau das erste öffentliche Theater eröffnet, Buchhändler organisierten in ihren Buchhandlungen ,,Lektüre-Kabinette``. Auch die heimische Literatur blühte auf, vertreten vor allem von so hervorragenden Schriftstellern wie Adam Naruszewicz (1733-1796), Ignacy Krasicki (1735-1801) und Stanislaw Trembecki (1739-1812). Die Wende im kulturellen Leben jener Zeit war gekennzeichnet von der Rezeption der Aufklärungsideen in Wissenschaft und Literatur sowie von der raschen Entwicklung des Druck- und Buchwesens, insbesondere in dem damals wichtigsten Kulturzentrum Warschau. In geringerem Maße betraf dies auch andere Städte, wie z. B. Krakau, Wilna, Danzig und Thorn.

Die Aufklärung bedeutete auch einen Umbruch in der Entwicklung der polnischen Bibliotheken. [49] Es entstanden öffentliche Bibliotheken, es bildete sich der Beruf des Bibliothekars heraus, das Gesetz über das Pflichtexemplar wurde erlassen, und es wurden Katalogisierungsarbeiten sowie bibliographische Arbeiten unternommen. Damals entstand u. a. die erste polnische Nationalbibliothek: die 1747 in Warschau eröffnete, von den Brüdern Józef Andrzej (1702-1774) und Andrzej Stanislaw (1695-1758) Zaluski gestiftete Zaluski-Bibliothek. Ihr Bestand umfaßte rund 200.000 Drucke, etwa 10.000 Handschriften und umfangreiche kartographische und graphische Sammlungen. 1774 wurde sie der Aufsicht der Kommission für Nationale Erziehung [Komisja Edukacji Narodowej, gegründet 1773] - des ersten Bildungsministeriums in Europa - unterstellt, und ab 1780 erhielt die Zaluski-Bibliothek der Republik [Biblioteka Rzeczypospolitej Zaluskich Zwana] kraft eines Sejm-Beschlusses schon ein Pflichtexemplar jedes in Polen veröffentlichten Buches. Bis 1795 hatte sich der Umfang der Büchersammlung verdoppelt. Nach der dritten Teilung Polens (1795) wurde sie auf Befehl der Zarin Katharina II. konfisziert und nach St. Petersburg gebracht, wo sie zur Grundlage der 1814 eröffneten Kaiserlichen Öffentlichen Bibliothek

[Imperatorskaja Publicnaja Biblioteka] und heutigen Russischen Nationalbibliothek [Rossijskaja Nacional'naja Biblioteka] wurde. Ein bedeutender Teil der Sammlung gelangte 1921 nach Polen zurück, verbrannte jedoch größtenteils 1944 in Warschau. [50]

Auch einige andere Bibliotheken hatten öffentlichen Charakter, u. a. die Bibliotheca Senatus Gedanensis, seit 1793 Stadt-Bibliothek genannt, die einige Dutzend wertvolle Büchersammlungen Danziger Bürger übernehmen konnte und am Ende des Jahrhunderts schon rund 50.000 Bände und etwa 20.000 Broschüren zählte. [51] Merkmale einer öffentlichen Bibliothek besaß auch die umfangreiche Privatbibliothek von König Stanislaw August Poniatowski. Die Sammlung in Warschau umfaßte etwa 16.000 Bände, die kleineren, in verschiedenen Residenzstädten untergebrachten Sammlungen nicht mitgerechnet. Der König gewährte zahlreichen Gelehrten und Schriftstellern, mit denen er enge Kontakte pflegte, Zugang zu seiner Bibliothek. Nach dem Tod Stanislaw Augusts im Jahre 1798 wurde die Sammlung zerstreut. Ein Teil dieser Bibliothek gelangte über Krzemieniec nach Kiev und ist bis heute Bestandteil der Ukrainischen Nationalbibliothek [Nacionalna Biblioteka Ukrainy im. V. I. Vernadskogo]. Das Königliche Graphische Kabinett dagegen wurde 1816 in der Universitätsbibliothek in Warschau untergebracht. [52] Sowohl die Zaluski-Bibliothek als auch die Bibliothek von Stanislaw August dienten als Materialgrundlage für Katalogisierungs- und zahlreiche bibliographische, bibliologische und literaturhistorische Arbeiten, so beispielsweise für die wertvollen Werke des hervorragenden Bibliographen Jan Daniel Janocki (1720-1786). [53] Beide Bibliotheken, insbesondere aber die Zaluski-Bibliothek, bildeten darüber hinaus wichtige Zentren des wissenschaftlichen und kulturellen Lebens in Warschau.

Von besonderer Bedeutung für die Bibliotheken in Polen war die Gründung der Kommission für Nationale Erziehung, die in einem damals nirgends bekannten Umfang die Grundlagen einer modernen Politik im Bibliothekswesen schuf. Von 1773 bis 1794 verwaltete sie das Netz der Öffentlichen und der Schulbibliotheken im ganzen Land sowie nach der Auflösung des Ordens die Bibliotheken der Jesuiten. Die Universitätsbibliotheken wurden zu jener Zeit dem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Wie die Zaluski-Bibliothek für das Gebiet Polens, erhielt die Bibliothek der Universität in Wilna (damals Hauptschule des Großherzogtums Litauen) das Pflichtexemplarrecht für das Gebiet Litauens. Im Auftrag der Kommission führte Hugo Kollataj (1750-1812) in den Jahren 1777 bis 1780 eine Reform der Krakauer Universität durch. Unter anderem verband er die Bibliotheken einzelner Kollegien und Bursen zur sogenannten Bibliothek der Kronhauptschule mit 1926 Handschriften und rund 32.000 Bänden Druckschriften. [54]

Auch das Schulbibliothekswesen wurde im 18. Jahrhundert modernisiert. 1740 gründete der Piarist Stanislaw Konarski (1700-1773) in Warschau eine elitäre Schule, das Collegium Nobilium, und stattete sie mit einer modernen, mustergültigen Bibliothek aus. Eine hervorragende Bibliothek besaß auch die Ritterschule [Szkola Rycerska], die in Warschau von 1765 bis 1794 bestand. Ihre Büchersammlung belief sich auf etwa 10.000 Bände und enthielt überwiegend Schriften über das Militärwesen und die Kriegskunst. [55]

Die Büchersammlungen polnischer Magnaten und des Adels entwickelten sich während der Aufklärung gut, darunter insbesondere die der Familien Ostrowski, Potocki, Sapieha, Radziwill und Lubomirski. Bei der Sammlung der Brüder Stanislaw Kostka (1755-1821) und Ignacy (1750-1809) Potocki handelt es sich um eine wertvolle Aufklärungsbibliothek, die heute in der Nationalbibliothek aufbewahrt wird. Die von Fürstin Izabella Czartoryska (1746-1835) zusammengetragene Bibliothek wurde im 19. Jahrhundert zum Grundstock der Czartoryski-Bibliothek in Krakau. Um das Sammeln von Büchern haben sich u. a. auch Jan Klemens Branicki (1689-1771), Augustyn Dzialynski (1715-1759) und Anna Jablonowska (1728-1800) besonders verdient gemacht. [56] Die Büchersammlungen des Adels und des Bürgertums waren sehr zahlreich, blieben aber hinter denen der Magnaten deutlich zurück. [57]

Zu jener Zeit entstanden auch die ersten, durch Vereine und Verbände gegründeten Bibliotheken für einzelne Gruppen des Bürgertums, so u. a. die 1791 gegründete Bibliothek der Kaufmännischen Amtsbruderschaft [Biblioteka Konfraterni Kupieckiej] in Warschau. Eine andere Gruppe privater Bibliotheken stellten Büchersammlungen von Gelehrten und Schriftstellern dar. Aufmerksamkeit verdient hier vor allem die 6000 Bände starke Büchersammlung des bereits erwähnten Gnesener Erzbischofs und bedeutenden Schriftstellers Ignacy Krasicki. [58]

Die Zeit der Fremdherrschaft in Polen (von 1795 bis 1918)

Von der dritten Teilung Polens im Jahre 1795 bis zur Wiedererlangung der Unabhängigkeit nach dem Ersten Weltkrieg gestaltete sich die Situation der polnischen Kultur in den einzelnen Teilungsgebieten - dem preußischen, russischen und österreichischen - unterschiedlich entsprechend dem Einfluß der aktuellen Politik der Besatzer. Das Großherzogtum Warschau, 1807 von Napoleon I. begründet, überdauerte nur bis zum Rußland-Feldzug des Jahres 1812 und wurde formal 1815 aufgelöst. Das durch den Wiener Kongreß daraus geschaffene Königreich Polen (Kongreß-Polen) war völlig von Rußland abhängig. Seine Souveränität wurde nach der Niederschlagung des Novemberaufstandes von 1830/31 zusätzlich eingeschränkt und nach dem Januaraufstand 1863/64 gänzlich aufgehoben. Einen integralen Teil Preußens bildete das 1815 gegründete Großherzogtum Posen, dessen geringe Autonomie 1831 zusätzlich eingeschränkt und 1849 vollständig aufgehoben wurde. Die von 1815 bis 1846 formell bestehende Krakauer Republik, auch die Freie Stadt Krakau genannt, wurde zeitweise sogar durch russische und österreichische Truppen okkupiert. All diese beschränkten Ersatzformen des polnischen Staatswesens konnten dem Volk jedoch den eigenen Nationalstaat nicht ersetzen.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts konzentrierte sich das wissenschaftliche und kulturelle Leben Polens in Warschau und in Wilna. Seit 1800 gab es die Warschauer Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften [Warszawskie Towarzystwo Przyjaciól Nauk] und 1816 entstand die Königliche Universität Warschau [Królewski Uniwersytet Warszawski]. In der zweiten Hälfte des Jahrhunderts herrschten die günstigsten Bedingungen für die Entwicklung der polnischen Wissenschaft und Kultur im österreichischen Teilungsgebiet (Galizien). Von 1867 bis 1918 genoß Galizien mit den wichtigsten Städten Lemberg und Krakau relativ große Autonomie innerhalb der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Tonangebend im polnischen Kulturleben waren darüber hinaus Exilzentren, vor allem Paris. Besonders in Frankreich blühte in den Jahren 1832 bis 1850 die polnische nationale Kultur bemerkenswert auf. Der hervorragendste polnische Dichter der Romantik, Adam Mickiewicz (1798-1855), war als Professor am Collège de France in Paris tätig. [59] Die Romantik, die zwischen 1820 und 1864 Hauptwerke der polnischen Literatur hervorbrachte, vertreten neben Mickiewicz auch die Dichter Juliusz Slowacki (1808-1849) und Zygmunt Krasinski (1812-1859) sowie der Schriftsteller und Historiker Józef Ignacy Kraszewski (1812-1887).

Der Wiederaufbau von Wirtschaft, Bildung und Kultur prägte die Jahre des Positivismus von etwa 1864 bis 1890 und ermunterte Gelehrte wie Schriftsteller zu außerordentlicher Produktivität. Unter letzteren verdient besonders das Schaffen von Boleslaw Prus (1847-1912), Eliza Orzeszkowa (1841-1910) und Henryk Sienkiewicz (1846-1916) Aufmerksamkeit. Auch die Neuromantik brachte bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine sehr große Anzahl von Künstlern und Schriftstellern hervor, von denen insbesondere Wladyslaw Reymont (1867-1925) und Stefan Zeromski (1864-1925) zu nennen sind. [60]

Obwohl die Politik der Besatzer in bezug auf die polnische Bevölkerung unterschiedlich war, zeichnete sie sich durch ein gemeinsames Merkmal aus: alle polnischen Bestrebungen nach Unabhängigkeit wurden bekämpft, und eine Entwicklung der polnischen Kultur wurde erschwert. Vorübergehend, wie z. B. zur Zeit des ,,Kulturkampfes`` Otto von Bismarcks (hauptsächlich nach 1878) oder während der russischen Repressionsmaßnahmen nach dem Novemberaufstand und verstärkt nach dem Januaraufstand, nahm diese Politik die Form hart durchgeführter Germanisierungs- bzw. Russifizierungsaktionen an. In Reaktion darauf vereinigte sich die Bevölkerung zum Schutz des Polentums. So wurde es beispielsweise zur patriotischen Pflicht nahezu jedes gebildeten Polen, Bücher zu sammeln, besonders solche, die Polens Geschichte behandelten. Als Ergebnis sind damals sehr zahlreiche, manchmal wertvolle Privatbibliotheken entstanden, die auch im europäischen Vergleich bedeutend waren. [61]

Über eine reiche Bibliothek verfügte in Warschau zu dieser Zeit die Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften. Die Bibliothek wurde 1833 von den russischen Behörden aufgelöst, und der überwiegende Teil der insgesamt mehr als 30.000 Bände zählenden Sammlung wurde in die Kaiserliche Öffentliche Bibliothek in St. Petersburg verschleppt. Auch die Bibliothek der Warschauer Universität war von Repressionsmaßnahmen betroffen. Die Sammlung setzte sich aus verschiedenen älteren Buchbeständen zusammen: aus der Bibliothek des Warschauer Lyzeums (gegründet 1804), aus der Büchersammlung der Ritterschule und aus einigen privaten Sammlungen. Daneben erhielt sie seit 1819 Pflichtexemplare aus dem Gebiet des Königreichs Polen. Ihr Direktor wurde der herausragende Sprachwissenschaftler und Bibliograph Samuel Bogumil Linde (1771-1847). Nach der Niederschlagung des Novemberaufstandes und der Auflösung der Universität wurde der größte Teil der Bibliothek ebenfalls nach Rußland verschleppt. Sie nahm ihre Tätigkeit erst in den Jahren 1862 bis 1869 wieder auf, als die Universität - allerdings unter dem Namen Warschauer Hauptschule

[Szkola Glówna Warszawska] - wieder funktionierte. Von 1871 bis 1915 wurde die Warschauer Hauptschule schließlich als russische Universität geführt. [62]

In Wilna spielte die dortige Universität eine bedeutende kulturelle Rolle. 1825 zählte ihre Bibliothek rund 40.000 Bände und war schon seit dem Jahre 1805 auch Lesern zugänglich, die nicht zum Kreis der wissenschaftlichen Mitarbeiter und Studenten der Universität gehörten. Der Direktor der Bibliothek war ab 1804 Gottfried Ernst Groddeck (1762-1825), ein Bibliothekar und Gelehrter von Rang. 1832 wurde die Universität im Rahmen der Repressionsmaßnahmen nach dem Novemberaufstand geschlossen. Ihre ca. 60.000 Bände umfassende Bibliothek wurde aufgelöst und auf andere Institutionen des Russischen Reiches verteilt. [63] Bis zum Novemberaufstand war Wilna ein sehr wichtiges Zentrum polnischer Kultur, in dem auch der hervorragende Historiker, Politiker, Bibliograph und Bibliothekar Joachim Lelewel (1786-1861) tätig war, der u. a. als Verfasser des ersten polnischen Handbuchs für Buch- und Bibliothekswesen mit dem Titel Bibliograficznych ksiag dwoje [Zwei Bücher über die Bibliographie, Wilna 1823-1826] hervortrat. Lelewel besaß selbst zwei große Büchersammlungen. Die erste mußte er zurücklassen, als er wegen seiner Beteiligung am Novemberaufstand 1831 ins Exil nach Paris und Brüssel gehen mußte. Die andere hinterließ er in Paris und bestimmte sie für die Bibliothek der Wilnaer Universität nach der Erlangung der Unabhängigkeit Polens. Diese mehr als 5000 Bände umfassende Büchersammlung gelangte 1926 in die Universitätsbibliothek in Wilna und teilte deren Schicksal während des Zweiten Weltkriegs. [64] Russische Repressionen vermochten nach der Niederschlagung des Novemberaufstandes das Kulturzentrum Wilna nicht vollständig lahmzulegen. Beispielsweise gründete und leitete Anicety Renier (1877) ab dem Jahre 1840 eine illegale Hausbücherei, in der er von der Zensur verbotene, oft aus Paris geschmuggelte Emigrationsschriften zugänglich machte. 1846 wurde diese Büchersammlung beschlagnahmt und Renier zu 15 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. [65]

In Warschau befanden sich außer den institutionellen Büchersammlungen auch einige wertvolle Familien- und Stiftungsbibliotheken von Magnaten, die auf den jeweiligen Familienbesitzen gesammelt worden waren und in der Zeit des geteilten Polen eine bedeutende Rolle für die Geschichte der polnischen Kultur spielten. Zu nennen ist hier insbesondere die Bibliothek des Majorats Zamoyski [Biblioteka Ordynacji Zamoyskich] aus Zamosc, später auch aus Klemensów, deren Geschichte bis in das 16. Jahrhundert zurückreichte und die 1811 nach Warschau gebracht wurde. Diese außergewöhnlich wertvolle Büchersammlung zählte vor dem Zweiten Weltkrieg rund 97.000 Bände, wurde aber schon 1939 während der Bombenangriffe auf Warschau teilweise vernichtet und ist 1944 nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes beinahe vollständig verbrannt. [66] 1844 entstand in Warschau die Bibliothek des Majorats Krasinski [Biblioteka Ordynacji Krasinskich]; sie gab 29 Bände mit Quellen zur Geschichte Polens heraus. 1939 zählte ihr Bestand mehr als 250.000 Bände, die während des Zweiten Weltkrieges ebenfalls beinahe gänzlich verbrannten. [67] 1842 wurde die Przezdziecki-Bibliothek aus Czarny Ostrów [Werder] nach Warschau gebracht (seit 1913 Bibliothek des Majorats Przezdziecki [Biblioteka Ordynacji Przezdzieckich]). 1939 belief sich ihr Bestand auf über 30.000 Bände, die während des Krieges ebenfalls nahezu vollständig verbrannten. [68] In Wilanów bei Warschau war seit 1832 außerdem die wertvolle Bibliothek Potocki untergebracht, die 1932 als Depositum der Nationalbibliothek übergeben wurde und glücklicherweise bis heute erhalten ist. [69]

Im russischen Teilungsgebiet befanden sich auch außerhalb Warschaus viele umfangreiche Büchersammlungen von Magnaten. Eine Sonderstellung nehmen darunter die an der Wende zum 19. Jahrhundert in Pulawy von Izabella Czartoryska gegründete Bibliothek und das Museum der Fürsten Czartoryski ein. Bereits 1830 zählte diese Bibliothek etwa 70.000 Drucke und etwa 3000 Handschriften. Nach der Niederschlagung des Novemberaufstandes wurden die Bibliotheksbestände aus den russisch besetzten Gebieten hinausgebracht und z. T. im entfernten Paris in Sicherheit gebracht. Später wurden die Bücher- und die Museumssammlung nach Krakau überführt, wo 1876 das Museum und die Bibliothek der Fürsten Czartoryski feierlich wiedereröffnet wurden. Diese Institution besteht bis heute und besitzt innerhalb des Nationalmuseums einen Sonderstatus. [70] Über wertvolle historische Büchersammlungen in Nieswiez und Nieborów verfügte auch die Familie Radziwill. Die Bibliothek in Nieswiez wurde bereits zum Zeitpunkt der dritten Teilung Polens nach Rußland verschleppt, und die später erneut zusammengetragene, wesentlich weniger wertvolle Büchersammlung der Familie bestand bis 1939. Die Bibliothek in Nieborów umfaßte ursprünglich ca. 50.000 Bände überwiegend französischen Schrifttums, darunter viele Handschriften und Alte Drucke. Obwohl Zygmunt Radziwill 1866 in Paris einen Teil der wertvollen Bücher versteigert hat und weitere Verluste während der Weltkriege den Bestand dezimierten, gehört ein noch immer wertvoller Rest dieser Bibliothek heute dem Warschauer Nationalmuseum. [71] Von den Familienbibliotheken des polnischen Hochadels sind des weiteren die Bibliotheken der Familie Tyszkiewicz (u. a. in Czerwony Dwór) und die Bibliothek der Familie Hutten-Czapski in Stanków erwähnenswert. Die Bibliothek Hutten-Czapski wurde 1894 dem Nationalmuseum in Krakau geschenkt. [72]

In der hier behandelten Periode waren im russischen Teilungsgebiet zahlreiche führende polnische Bibliophile und Eigentümer wertvoller privater Büchersammlungen tätig. So besaß der vielseitige Gelehrte Tadeusz Czacki (1765-1813) eine umfangreiche Privatbibliothek, die seit 1795 in Poryck untergebracht war. Darüber hinaus gründete Czacki 1805 in Krzemieniec ein Elite-Gymnasium, seit 1818 Lyzeum genannt. Diese Schule besaß eine ausgezeichnete Bibliothek, für die Czacki 1805 einen großen Teil (15.580 Bände) der Bibliothek von Stanislaw August Poniatowski kaufte. 1832 wurde das Lyzeum aufgelöst, seine Bibliothek konfisziert und nach Kiev überführt, wo sie bis heute in der Nationalbibliothek der Ukraine aufbewahrt wird. [73] Neben den hier erwähnten Bibliotheken gab es im russischen Teilungsgebiet viele weitere Büchersammlungen bei Kirchen und Schulen, Büchersammlungen des Adels und des Bürgertums, Privatbibliotheken von Gelehrten und Schriftstellern. Einige davon spielten eine bedeutende Rolle, können hier aber nicht eingehend behandelt werden.

Auf dem von Österreich annektierten Gebiet wurden die beiden Universitäten - in Krakau und in Lemberg - rasch germanisiert. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fehlte es im sogenannten Galizien an Bibliotheken, die einem breiteren Publikum zugänglich gewesen wären. In dieser Situation machte Graf Józef Maksymilian Ossolinski (1748-1826), Literaturhistoriker und Schriftsteller, erste Pläne für die Gründung einer neuen polnischen Nationalbibliothek (,,bibliotheca patria``). 1817 entstand dank seiner Bemühungen ein mit dieser Aufgabe beauftragtes Institut - das Ossolinski-Nationalinstitut [Zaklad Narodowy imienia Ossolinskich]. Die Bibliothek des Instituts sammelte Ossolinski zunächst in Wien, wo er die Hofbibliothek leitete. 1827 wurde das Institut nach Lemberg überführt. Es umfaßte neben der Bibliothek ein Museum und später auch eine Druckerei und ein lithographisches Atelier. Nach verschiedenen Anfangsschwierigkeiten in der Zeit der Autonomie Galiziens, aber auch später, wurde das Institut zu einem großen Verlagszentrum und besaß schließlich eine der wertvollsten polnischen Bibliotheken, die 1946 teilweise von Lemberg nach Breslau überführt werden konnte und dort bis heute fortbesteht. [74]

Die Stiftung Ossolinski übertraf andere private Magnatenbibliotheken in Galizien, wie z. B. die Bibliothek der Stiftung Baworowski (in Lemberg), die Familienbibliotheken Dzieduszycki, Tarnowski (in Dzików), Branicki und Lubomirski (in Przeworsk), bei weitem an Bedeutung. Die Vorrangstellung erlangte jedoch in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Jagiellonen-Bibliothek in Krakau, die in den Jahren 1868 bis 1905 der berühmte Bibliograph und Theaterwissenschaftler Karol Estreicher (1827-1908) leitete. Auch Estreicher strebte die Gründung einer ,,bibliotheca patria`` an. Diese Funktion sollte aber die Jagiellonen-Bibliothek übernehmen, die außerdem die Funktionen einer Universitätsbibliothek und einer Öffentlichen Bibliothek auszuüben hatte. Die Bestände der Bibliothek, bereichert um zahlreiche von Estreicher durch Ankäufe oder als Schenkungen erworbene Polonica, dienten ihm als Grundlage für die Arbeit an seiner monumentalen Bibliografia polska [Polnische Bibliographie], die polnische und Polen betreffende Drucke vom 15. bis zum 19. Jahrhundert in drei separaten Teilen verzeichnete. Insgesamt sind zu seinen Lebzeiten 26 Bände der Bibliographie erschienen. [75] Der unter der Leitung von Estreicher verdreifachte Bestand der Jagiellonen-Bibliothek belief sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits auf beinahe 300.000 Drucke, mehr als 6000 Handschriften und umfaßte zahlreiche Sondersammlungen. Zusammen mit der Bibliothek Czartoryski und der Bibliothek der 1871 gegründeten Akademie der Wissenschaften und Künste [Akademia Umiejetnosci] machte sie Krakau neben Lemberg zum wichtigsten Bibliothekszentrum auf dem von Österreich-Ungarn annektierten Gebiet. In Lemberg war neben der Bibliothek des Ossolinski-Nationalinstituts die Universitätsbibliothek (gegründet 1784) eine bedeutende Sammlung, deren Bestand am Anfang des 20. Jahrhunderts bereits mehr als 120.000 Bände betrug. [76]

In dem von Preußen annektierten Gebiet entstanden Bibliotheken von größerer wissenschaftlicher Bedeutung im Vergleich zu den anderen Teilungsgebieten langsamer. Erst 1829 gründete Graf Edward Raczynski (1786-1845) in Posen eine große Stiftungsbibliothek, die er der Stadt schenkte. Es war eine öffentliche Bibliothek, die anfangs ca. 10.000 Bände aus der Familienbibliothek Raczynski umfaßte und ein wichtiges Zentrum der nationalen Kultur bildete. Die Sammlung überdauerte bis heute als Edward-Raczynski-Stadtbibliothek [Biblioteka Miejska im. Edwarda Raczynskiego], obwohl sie während des Zweiten Weltkrieges große Verluste erlitt. [77]

Auf dem Schloß im nahegelegenen Kórnik

[Kurnik] gründete Graf Adam Tytus Dzialynski (1796-1861), der ebenfalls die Errichtung einer Nationalbibliothek anstrebte, 1828 eine Bücherei, für die er seine eigene, sehr wertvolle historische Büchersammlung bereitstellte. Der Bestand wurde von seinem Sohn Jan Kanty Dzialynski (1829-1880) erweitert. Die in der Bibliothek gesammelten Materialien zur Geschichte Polens, insbesondere Handschriften und Alte Drucke, waren Gelehrten zugänglich und dienten als Grundlage für die von beiden Dzialynskis unternommenen Publikationen, u. a. von Quellen zur polnischen Geschichte und von Werken alter polnischer Schriftsteller. Die Büchersammlung, eine der wertvolleren in Polen, besteht bis heute, seit 1953 als Kurniker Bibliothek der Polnischen Akademie der Wissenschaften [Biblioteka Kórnicka Polskiej Akademii Nauk]. [78]

In Posen entstand 1857 die Posener Gesellschaft der Freunde der Wissenschaften [Poznanskie Towarzystwo Przyjaciól Nauk], die mit der Zeit eine umfangreiche Büchersammlung zusammentrug. Darüber hinaus gab es in Großpolen zahlreiche Bibliotheken anderen Typs - Bibliotheken bei Kirchen und Schulen, Büchersammlungen des Adels und des Bürgertums, private Bibliotheken einzelner Gelehrter -, die jedoch keine größere Bedeutung erlangten.

In allen drei Teilungsgebieten entstand im Laufe des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein neuer und hinsichtlich der Anhebung des Bildungsniveaus der Bevölkerung außerordentlich wichtiger Bibliothekstyp: die allgemeinen öffentlichen Bibliotheken (Bildungsbibliotheken). Bereits 1861 begann die Abteilung Leihbibliotheken des Warschauer Wohltätigkeitsvereins [Wydzial Czyteln Warszawskiego Towarzystwa Dobroczynnosci] mit der Organisation unentgeltlicher Leihbibliotheken. Es entstanden 1867 in Lemberg, 1872 in Posen und 1884 in Krakau Volksbildungsvereine. In Posen wurde 1889 der Volksbibliothekenverein [Towarzystwo Czytelni Ludowych] gegründet. Alle diese Organisationen gründeten Lesesäle und Leihbibliotheken (insgesamt entstanden damals einige hundert) mit dem Ziel, das allgemeine Bildungsniveau anzuheben und das Lesebedürfnis auch in kleinen Städten sowie auf dem Land zu wecken und zu fördern. Später entstandene ähnliche Institutionen, die sich dieser Aufgabe widmeten, waren unter anderem der Polnische Verein [Macierz Polska] in Lemberg (gegründet 1882), der Schulverein des Fürstentums Teschen [Macierz Szkolna Ksiestwa Cieszynskiego, gegründet 1886], der Volksschulverein [Towarzystwo Szkoly Ludowej, 1891] in Krakau und der Polnische Schulverein [Polska Macierz Szkolna, 1905] in Warschau. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die Öffentliche Bibliothek der Hauptstadt Warschau [Biblioteka Publiczna Miasta Stolecznego Warszawy, 1907] und die Bibliothek des Volksuniversitätsvereins [Biblioteka Towarzystwa Uniwersytetu Ludowego, 1905] in Krakau gegründet. Diese Institutionen übten auf die weitere Entwicklung öffentlicher Bibliotheken in Polen einen großen Einfluß aus. [79]

Die Errungenschaften im polnischen Bibliothekswesen nach der restlosen Aufteilung des polnischen Staates unter den drei Nachbarstaaten wären ohne die gleichzeitige dynamische Entwicklung des Druck- und Verlagswesens sowie des Buchhandels, der Bibliographie und anderer Teilgebiete der Bibliologie nicht möglich gewesen. Diese Entwicklung wurde von der allmählichen Ausgestaltung des Bibliothekarberufs begleitet, der noch im 18. und sogar im 19. Jahrhundert von Bibliothekaren oft gewissermaßen neben anderen zu erfüllenden Pflichten ausgeübt wurde. Restriktionen seitens der Besatzungsmächte behinderten die Entwicklung polnischer Bibliotheken ebenso wie die des öffentlichen Buchwesens. In allen drei Teilungsgebieten war die Zensur schmerzhaft zu spüren, und illegale Veröffentlichungen wurden strengstens bekämpft. Es soll genügen, daran zu erinnern, daß Konstanty Slotwinski (1793-1846), seit 1831 Direktor des Ossolinski-Nationalinstituts in Lemberg, wegen der Veröffentlichung von mit falschen Verlagsadressen versehenen 22 patriotischen Druckschriften und 5 Lithographien zu 12 Jahren Haft in der österreichischen Festung Kufstein verurteilt wurde. [80]

In dieser Situation waren die polnischen politischen Emigranten, insbesondere die in Frankreich und in der Schweiz lebenden, bemüht, die Lücken in der Entwicklung der Nationalkultur zu schließen. So wurden auf fremdem Boden zahlreiche Verlagsarbeiten vorgenommen sowie Druckereien, Buchhandlungen und Bibliotheken errichtet. Im 19. Jahrhundert befanden sich die meisten polnischen Exilbibliotheken auf französischem Gebiet. Viele davon gehörten Magnatenfamilien, die nach der Teilung Polens und der Niederschlagung der Aufstände ins Ausland flüchteten. Auf Initiative der französischen Société de la Civilisation entstand 1838 in Paris die Polnische Bibliothek [Biblioteka Polska]. Durch wertvolle Schenkungen bereichert und von der französischen Regierung finanziell unterstützt, wurde diese Bibliothek zu einem wichtigen Mittelpunkt des kulturellen und wissenschaftlichen Lebens der polnischen Emigration. Dort fanden u. a. Sitzungen der Literaturhistorischen Gesellschaft [Towarzystwo Historyczno-Literackie] und verschiedene patriotische Feierlichkeiten statt. 1891 ging die Polnische Bibliothek in das Eigentum der Krakauer Akademie der Wissenschaften und Künste über und wurde zu deren wissenschaftlicher Auslandsstation. Ihre Büchersammlung umfaßte 1939 135.000 Druckschriften und viele wertvolle Sondersammlungen. Die Polnische Bibliothek in Paris ist bis heute als eine der größten polnischen Auslandsbüchereien erhalten. [81]

1841 entstand die Versailler Bibliothek

[Biblioteka Wersalska], die ähnliche Ziele wie die Polnische Bibliothek verfolgte. 1851 wurde sie mit der 1843 in Paris gegründeten Bibliothek Batignolles zusammengeschlossen. Die vereinigte Büchersammlung zählte im Jahre 1870 21.383 Bände Druckschriften, 5000 Handschriften und umfaßte wertvolle Sondersammlungen. Für Historiker und Philologen stellte diese Sammlung eine sehr wichtige Arbeitsstätte dar. Im Jahre 1874 wurde die Büchersammlung der Bibliothek Batignolles wegen Mangels an finanziellen Mitteln der Dzialynski-Bibliothek in Kurnik als Depositum übergeben. Sie blieb dort bis 1929, als sie auf die Universitätsbibliothek in Wilna, wohin auch Joachim Lelewels Nachlaß gelangte, und auf die Nationalbibliothek in Warschau verteilt wurde. Der Warschauer Teil der Bibliothek Batignolles verbrannte im Jahre 1944 restlos. [82]

In der Schweiz entstand 1871 aus Büchersammlungen polnischer politischer Emigranten die Bibliothek des Polnischen Nationalmuseums in Rapperswil [Biblioteka Muzeum Narodowego Polskiego w Raperswilu, auch: Biblioteka Raperswilska]. Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entwickelte sie sich bereits zur größten polnischen Bibliothek in der Emigration mit einem Buchbestand von etwa 100.000 Schriften und einer sehr wertvollen Sammlung von Karten, Atlanten und Graphiken. Die Rapperswiler Bibliothek und das ihr angeschlossene Museum gingen im Jahre 1921 in das Eigentum des polnischen Staates über und wurden 1927 nach Warschau gebracht. Dieser in die Nationalbibliothek eingegangenen, unschätzbar wertvollen Büchersammlung wurde das tragische Schicksal vieler anderer polnischer Bibliotheken zuteil. Bereits 1939 ging ein Teil dieser Sammlung während der Bombenangriffe auf Warschau in Flammen auf, der Rest wurde 1944 nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes von einem speziell eingesetzten Brandkommando vorsätzlich vernichtet. [83]

Außer den hier genannten wichtigsten, im 19. Jahrhundert entstandenen polnischen Bibliotheken in der Emigration gab es eine Reihe von Bibliotheken geringerer Bedeutung, die von Rußland über Österreich, Schweden, Rumänien, Italien und Großbritannien bis nach Latein- und Nordamerika und China verstreut waren. All diese Institutionen setzten sich zum Ziel, das nationale Kulturgut für einen künftigen, unabhängigen polnischen Staat zu retten. [84]

Die Zeit zwischen den Weltkriegen

Nach Erlangung der Unabhängigkeit im Jahre 1918 war der polnische Staat bis 1921 gezwungen, um seine Grenzen zu kämpfen und die drei Teilungsgebiete, die sich mehr als 100 Jahre lang unter fremder Herrschaft befunden hatten und im Jahre 1921 von rund 27 Millionen Menschen verschiedener ethnischer Herkunft bewohnt wurden, zu einem möglichst homogenen Ganzen zu vereinigen. Auch das Schulwesen, verschiedene wissenschaftliche und kulturelle Institutionen und die Bibliotheken mußten neu organisiert werden. Der polnischen Wissenschaft, die unter dem Einfluß der damals in Westeuropa herrschenden Strömungen stand, eröffneten sich ganz neue Perspektiven. Trotz einer Reihe hemmender Faktoren kam es in der Zwischenkriegszeit zum Aufblühen von Wissenschaft, Literatur und Kunst. Zu den Hemmnissen gehörten u. a. ein hoher Prozentsatz von Analphabeten (20 Prozent im Jahre 1938), große Unterschiede im Zivilisationsniveau zwischen den westlichen und östlichen Landesteilen sowie zwischen Stadt und Land, aber auch Sprach- und Kulturbarrieren, die die einzelnen ethnischen Bevölkerungsgruppen trennten, denn nationale Minderheiten machten damals beinahe ein Drittel der Bevölkerung Polens aus. [85] Diese Lage wirkte sich selbstverständlich auch auf den Zustand und die Entwicklung des polnischen Bibliotheksnetzes aus, das dem Ministerium für Konfessionen und Öffentliche Bildung [Ministerstwo Wyznan Religijnych i Oswiecenia Publicznego] unterstellt war.

Im Laufe des Ersten Weltkrieges und der Oktoberrevolution erlitten einige polnische Büchersammlungen, insbesondere die in den Ostgebieten des ehemaligen polnischen Staates, große Verluste durch Zerstörung und Verschleppung. In den Jahren 1926 und 1927 gab der bedeutende Bibliothekar und Bibliograph Edward Chwalewik (1873-1956) eine bis zum heutigen Tag wertvolle Beschreibung, eine Art Inventar des im In- und Ausland vorhandenen polnischen Bücherbestandes unter dem Titel Zbiory polskie [Polnische Sammlungen] [86] heraus. Es war die wesentlich erweiterte zweite Auflage einer Arbeit, die vom Autor noch im Jahre 1916 unter dem unmittelbaren Eindruck der vernichtenden Kriegsereignisse veröffentlicht worden war.

Bis zum Jahre 1939 stieg die Anzahl der polnischen Hochschulen mit eigenen Bibliotheken von 10 auf 32. Außerdem waren neben der Polnischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Krakau viele andere Institute und wissenschaftliche Vereine sowie auch zahlreiche Bildungs- und Kulturvereine tätig, die jeweils eigene Büchersammlungen unterhielten. Obwohl am Vorabend des Zweiten Weltkrieges in Polen 28.788 Grundschulen und 777 allgemeinbildende Oberschulen existierten, war der Bildungsstand der Bevölkerung nicht ganz zufriedenstellend. Auf dem Land überwogen Zwergschulen, und bis zum Kriegsausbruch im Jahre 1939 gelang es nicht, allen Kindern die schulische Grundbildung zu garantieren.

Im Jahre 1919 trat der hervorragende polnische Bibliothekar und Historiker Edward Kuntze (1880-1950) mit einem Memorandum über die Organisationsprinzipien eines Netzes von wissenschaftlichen und allgemeinen Bibliotheken in Polen an die Öffentlichkeit. Aus der heutigen Perspektive erscheint sein Programm, das nicht vollständig verwirklicht wurde, geradezu auffallend modern. [87] In den Jahren unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg veränderte sich die polnische Bibliothekslandschaft dahingehend, daß zu vielen schon vorher wirkenden Institutionen, u. a. Stiftungsbibliotheken, neue hinzukamen, so u. a. in Warschau die Bibliothek des Zentralamtes für Statistik [Biblioteka Glównego Urzedu Statystycznego, gegründet 1918], die Zentrale Heeresbibliothek [Centralna Biblioteka Wojskowa, 1919] und die Bibliothek des Sejm [Biblioteka Sejmowa, 1919] sowie in Katowice [Kattowitz] die Bibliothek des Schlesischen Sejm [Biblioteka Sejmu Slaskiego w Katowicach, 1924], die 1936 in die öffentliche Schlesische Bibliothek umgestaltet wurde.

Die größte Bedeutung hatte jedoch die Gründung der Nationalbibliothek in Warschau im Jahre 1928. In ihren Bestand wurde u. a. ein großer Teil der nach Rußland verschleppten ehemaligen Zaluski-Bibliothek eingegliedert, die als Folge des Rigaer Vertrags von 1921 zurückgegeben wurde. Bei der Nationalbibliothek entstanden das Bibliographische Institut [Instytut Bibliograficzny] mit der Aufgabe, das Amtliche Schriftenverzeichnis [Urzedowy Wykaz Druków] zu bearbeiten, und das Büro für Internationalen Schriftenaustausch [Biuro Miedzynarodowej Wymiany Wydawnictw]. [88]

Außer der Nationalbibliothek in Warschau, der Bibliothek der Akademie der Wissenschaften und Künste in Krakau mit ihren wissenschaftlichen Zweigstellen in Paris und Rom, zahlreichen Bibliotheken wissenschaftlicher Institute und Vereine, Kirchenbibliotheken sowie Universitäts-, Schul- und Militärbibliotheken bestand in Polen ein verzweigtes, jedoch unzureichendes Netz von öffentlichen Bibliotheken. [89] Universitätsbibliotheken gab es in Krakau, Warschau, Posen, Wilna, Lemberg und seit 1918 die Bibliothek der Katholischen Universität in Lublin. Im Jahre 1939 besaß den größten Bestand unter den genannten Bibliotheken die Universitätsbibliothek in Warschau (820.000 Bände), gefolgt von der Jagiellonen-Bibliothek in Krakau (600.000 Bände).

1929 fanden sich auf polnischem Gebiet 7053 öffentliche Bibliotheken mit polnischsprachigen Beständen, 1271 mit ukrainischer Literatur, 662 mit Druckschriften in Hebräisch und Jiddisch, 140 mit deutschen, 55 mit litauischen und 48 mit weißrussischen Büchern. Ferner gab es 12 tschechische, 22 russische und 4 andere Bibliotheken. Im Laufe der Zeit ging die Anzahl der Bibliotheken der nationalen Minderheiten etwas zurück. Das Netz der öffentlichen Bibliotheken umfaßte 1938 insgesamt 8982 Bibliotheken, davon waren 884 selbstverwaltet und 8098 gehörten den Gesellschafts- und Bildungsvereinen. Ihre Büchersammlungen umfaßten insgesamt etwa 6,5 Millionen Bände. Im Jahre 1937 gab es 26.133 Schulbibliotheken mit Beständen von insgesamt 7,5 Millionen Bänden. Aber sowohl die öffentlichen als auch die Schulbibliotheken waren sehr ungleichmäßig über das Land verteilt. Darunter litt die Bevölkerung auf dem Lande, die oft, insbesondere im östlichen Teil, einen nur sehr beschränkten Zugang zu Büchern hatte.

Das Fehlen eines Bibliotheksgesetzes, die mannigfaltigen Eigentumsverhältnisse und die unterschiedlichen Arten der administrativen Abhängigkeit der Bibliotheken bewirkten, daß der 1917 gegründete Verein Polnischer Bibliothekare [Zwiazek Bibliotekarzy Polskich] zur wichtigsten Plattform der Integration der Bibliothekare wurde. Die wichtigsten Fachzeitschriften waren seit 1927 Przeglad Biblioteczny [Bibliotheksrundschau] und Bibliotekarz

[Der Bibliothekar, unter einem anderen Titel bereits seit 1919 erschienen]. In den Jahren 1925 bis 1939 konnte man an der Freien Polnischen Hochschule [Wolna Wszechnica Polska] in Warschau Bibliothekswesen auf akademischem Niveau studieren. Die Ausbildung schloß mit der I. oder II. Staatsprüfung ab. Die Mitarbeiter der öffentlichen Bibliotheken wurden an der ebenfalls in der Hauptstadt eingerichteten Einjährigen Bibliothekarschule

[Jednoroczna Szkola Bibliotekarska] auf ihren Beruf vorbereitet. Zu Bibliothekaren wurden jedoch im allgemeinen Personen mit Hochschulreife oder akademischer Ausbildung. Das Pflichtexemplarrecht wurde in Gesetzen von 1919, 1927 und 1932 geregelt. Pflichtexemplare aus dem gesamten Land erhielten demnach die Nationalbibliothek in Warschau und die Jagiellonen-Bibliothek in Krakau. Die Universitätsbibliotheken erhielten die Pflichtexemplare aus den entsprechenden Regionen.

In der Zwischenkriegszeit wurde die Instruktion für die Anlage des alphabetischen Katalogs ausgearbeitet (1934), die Anfänge des wissenschaftlichen Informationsdienstes organisiert, und man wandte sich auch dem Bau von Bibliotheksgebäuden zu. Unter sieben Bibliotheksneubauten dieser Zeit war das sehr moderne Gebäude der Jagiellonen-Bibliothek. Von den polnischen Bibliothekaren, die einen dauerhaften Beitrag zur Entwicklung der Bibliotheken und des damit verbundenen theoretischen Gedankengutes leisteten, sind besonders erwähnenswert Kazimierz Piekarski (1893-1944), Józef Grycz (1890-1954), Alodia Kawecka-Gryczowa (1903-1990), Edward Kuntze (1880-1950), Aleksander Birkenmajer (1890-1967), Jan Muszkowski (1882-1953) und Marian Lodynski (1884-1972).

Der Zweite Weltkrieg

Die Jahre 1939 bis 1945 stellten in der bisherigen Geschichte der polnischen Bibliotheken die dramatischste Phase dar. Am 1. September 1939 überfielen deutsche Truppen Polen, und am 17. September eilte ihnen vom Osten die Rote Armee zu Hilfe. Nach aussichtslosem, ungleichem Kampf kapitulierten am 5. Oktober die letzten polnischen Truppenteile vor den Deutschen. Das Territorium Polens wurde zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion aufgeteilt, die Demarkationslinie durchschnitt das polnische Staatsgebiet derart, daß sich u. a. Lemberg, Luck, Bialystok und Wilna auf der sowjetischen Seite befanden. Ein Erlaß Hitlers verleibte dem Deutschen Reich den westlichen und nördlichen Teil Polens ein. Weitere Gebiete wurden zum Generalgouvernement Polen mit dem Verwaltungszentrum in Krakau und waren als ,,Nebenland`` dem Reich völlig untergeordnet. Hans Frank wurde zum ,,Generalgouverneur für die besetzten polnischen Gebiete`` ernannt.

Die nationalsozialistische Politik in bezug auf die Bibliotheken der besetzten Gebiete Polens bildete einen festen Bestandteil der allgemeinen deutschen Politik gegenüber dem polnischen Volk. Die Polen sollten nach ihrer Kriegsniederlage als Arbeitskräfte mit geringem Bildungs- und Kulturniveau eingesetzt werden. Die polnische Kultur und Wissenschaft wurde also planmäßig vernichtet. Ein großer Teil der Schulen, ausgenommen die Grundschulen und einige mittlere Fachschulen, wurde geschlossen. [90] Polnische Bibliotheken waren nur insofern von Wert, als sie den Zielen der deutschen Wissenschaft und Kulturpolitik in den eroberten Gebieten dienen konnten. Vom Standpunkt des Okkupanten aus mußten die meisten Bibliotheken vernichtet werden, und nur ein Teil dieser Vernichtungen kann durch Kriegshandlungen gerechtfertigt werden. [91]

Den größten Schaden erlitten öffentliche Bibliotheken, Schulbibliotheken und private Büchersammlungen. Die Verluste der Bibliotheken an Grund- und Mittelschulen, die vollständig vernichtet werden sollten, beliefen sich in einzelnen Teilen des Landes auf 77 bis 100 Prozent. Nach Berechnungen, die nach dem Krieg erstellt wurden, kam dies der Vernichtung von insgesamt 6.400.000 Bänden gleich. [92] In einem ähnlichen Ausmaß waren auch die allgemeinen Bibliotheken (Bildungsbibliotheken) betroffen, die zu über 90 Prozent zerstört wurden. [93]

Etwas anders gestaltete sich das Schicksal der wissenschaftlichen Bibliotheken, die vom Standpunkt der deutschen Wissenschaft aus als wertvoll betrachtet wurden. Die Situation dieser Bibliotheken war auf dem Gebiet des Generalgouvernements im allgemeinen etwas günstiger als in den unmittelbar dem Reich einverleibten Gebieten. In Krakau wurde die Hauptverwaltung der Bibliotheken gebildet, deren Leitung bei dem deutschen Bibliothekar Gustav Abb (1886-1945) lag. Nach seinem Plan wurden in Warschau, Krakau, Lublin und - nach dessen Eroberung durch die Deutschen - auch in Lemberg Staatsbibliotheken gegründet. Ihnen wurden, besonders in Warschau, Krakau und Lemberg, Buchbestände vieler polnischer wissenschaftlicher Institutionen einverleibt. Leitende Funktionen übten deutsche Bibliothekare aus, das übrige Personal war aber zum größten Teil polnisch. Formell waren diese Bibliotheken ,,nur für Deutsche`` zugänglich. In der Praxis aber gewährten polnische Bibliothekare, die häufig in der Widerstandsbewegung tätig waren, den polnischen, weiterhin forschenden Wissenschaftlern illegal Zugang zu den Büchern. Außerdem sammelten sie inoffiziell Presseerzeugnisse und andere illegal auf dem Gebiet des okkupierten Landes herausgegebene Druckschriften.

Während des Krieges wurden zahlreiche Büchersammlungen oder Teile davon nach Deutschland verschleppt. Zum größten Verlust kam es aber im Jahre 1944 in Warschau. Nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstandes im Oktober 1944 gab Hitler den Befehl, die aufständische Stadt durch vollständige Vernichtung zu bestrafen. Anfang Oktober erschien in der Krasinski-Bibliothek in der Okólnik-Straße, wo Sondersammlungen aus Warschauer Bibliotheken untergebracht waren, ein spezielles Brandkommando, das vorsätzlich 50.000 Handschriften, etwa 2500 Inkunabeln, 80.000 Alte Drucke, einige zehntausend Karten, 100.000 Graphiken, 50.000 Notendrucke und einen großen Teil des Theaterschrifttums vernichtete. [94] Über diese Verluste ist man bis heute nicht hinweggekommen, denn vernichtet wurden unschätzbare Quellen zur Geschichte Polens, die in der Mehrzahl nicht mehr rekonstruiert oder ersetzt werden können.

Von den Beständen polnischer wissenschaftlicher Bibliotheken wurden während des Krieges insgesamt schätzungsweise 21 bis 30 Prozent vernichtet; dies entspricht etwa 1,5 bis 2,5 Millionen verlorenen Bänden und Einheiten. [95] Die Verluste der polnischen Bibliotheken im Osten wurden bis jetzt noch nicht genau bearbeitet. Es sei aber daran erinnert, daß nach dem Zweiten Weltkrieg so wichtige und reiche Bibliothekszentren wie Wilna und Lemberg jenseits der Grenzen des polnischen Staates geblieben sind, und viele polnische Büchersammlungen in jenen Gebieten vernichtet oder aufgelöst wurden.

Spricht man von den Katastrophen, die die polnischen Bibliotheken während des Krieges heimsuchten, so darf weder die Vernichtung von Gebäuden und technischer Ausrüstung noch - und insbesondere - der Verlust von Menschenleben unerwähnt bleiben. Bibliothekare waren als Angehörige der polnischen Intelligenz beiderseits der Demarkationslinie und seit 1941 während des Krieges Deutschlands mit der Sowjetunion beiderseits der Ostfront Ziele von Verfolgung und Vernichtung. Am Ende des Krieges waren die polnischen Bibliotheken in katastrophalem Zustand und ihr Personal drastisch dezimiert. Infolge von Kriegshandlungen und Repressalien wurden rund 6 Millionen polnische Bürger getötet, darunter etwa ein Fünftel Wissenschaftler. Vernichtet wurden insgesamt 70 bis 75 Prozent der ca. 60 Millionen Bände in polnischen Bibliotheken, [96] die privaten Büchersammlungen schätzungsweise mitgerechnet. Die polnischen Bibliotheken und das polnische Bibliothekswesen mußten abermals völlig neu aufgebaut werden.

Die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg

Infolge der von den alliierten Mächten vorgenommenen Teilung der Einflußbereiche in Europa gelangte Polen nach dem Krieg in den sogenannten Ostblock und wurde unter dem Namen Volksrepublik Polen [Polska Rzeczpospolita Ludowa (PRL)] zu einem der Satellitenstaaten der UdSSR mit sehr beschränkter Souveränität. [97] Dieser Situation entsprach die Kulturpolitik der kommunistischen Regierung mit strenger Zensur und beinahe vollkommener Abschirmung gegen westeuropäische und amerikanische Einflüsse, insbesondere aber gegen die Einflüsse der polnischen Emigrationszentren im Westen. Seinen Höhepunkt erreichte der stalinistische Terror in Polen am Ende der vierziger und zu Beginn der fünfziger Jahre, als sich die Kunst- und Literaturschaffenden an die Maßgaben des sogenannten sozialistischen Realismus gebunden sahen. Erst das ,,Tauwetter`` im Zusammenhang mit der Machtübernahme von Wladyslaw Gomulka im Oktober 1956 in der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PZPR) brachte eine vorübergehende beschränkte Liberalisierung, die mit der Zeit wieder abnahm. Die Ereignisse vom März 1968, d. h. die Revolution von Studenten, die Bürgerrechte forderten, riefen erneut scharfe innenpolitische Repressalien hervor, verbunden mit der Stimulation von antisemitischen Stimmungen.

Eine weitere Krise im Dezember 1970 führte zum Rücktritt Gomulkas. Unter seinem Nachfolger Edward Gierek setzte in der Kulturpolitik abermals eine Zeit der Liberalisierung ein. Weitere politische Krisen in den Jahren 1976 und 1980 führten im Spätsommer 1980 zur Entstehung des Unabhängigen Selbstverwalteten Gewerkschaftsbundes ,,Solidarität``

[NSZZ ,,Solidarnosc``], einer gesellschaftspolitischen Massenbewegung, die sich die Demokratisierung des Staates und die Wiedergewinnung der politischen Freiheit zum Ziel setzte. Diesem stürmischen Prozeß setzte der von General Wojciech Jaruzelski am 13. Dezember 1981 verhängte Kriegszustand ein jähes Ende. Einige Jahre später wurde die Partei- und Staatsmacht jedoch gezwungen, einen Kompromiß mit der politischen Opposition zu schließen. Nach den für die Opposition erfolgreichen Parlamentswahlen im Juni 1989 entstand die erste nicht-kommunistische Nachkriegsregierung mit Tadeusz Mazowiecki an der Spitze (August 1989 bis Dezember 1990). Es begann eine Zeit tiefgreifender Veränderungen in Polen, die bis heute andauert.

Trotz einer sehr kritischen Einschätzung der Zeit der Volksrepublik Polen muß eingeräumt werden, daß das kommunistische System in Polen viel liberaler war als in anderen Staaten des Ostblocks. Polnische Wissenschaft und Kunst konnten sich dank gewisser Freiheiten trotz allem entfalten und oft sogar große Errungenschaften verzeichnen. Während die Kommunisten die Bevölkerung indoktrinierten und eine freie Entfaltung der polnischen Kultur mit Hilfe von Zensur und verschiedenen Repressalien hemmten, vermochten sie gleichzeitig den Analphabetismus zu bekämpfen, ein unentgeltliches Schulwesen aufzubauen und die Produktion von billigen Büchern und Zeitschriften wesentlich zu steigern. Außerdem trat der Staat als Mäzen der Künstler und Schriftsteller auf, auch als Förderer zahlreicher wissenschaftlicher und Bildungsinstitutionen, die jedoch ständig unter politischer Kontrolle standen. Dies waren die Rahmenbedingungen für die Entwicklung der polnischen Bibliotheken nach dem Zweiten Weltkrieg.

Nach dem Ende der Kriegshandlungen bestand die erste Aufgabe der Bibliothekare darin, geeignete Verwaltungsstrukturen zu schaffen und vor allem eine Bestandsaufnahme der oft verlagerten und vernichteten Büchersammlungen vorzunehmen sowie erhaltene Bestände zu ordnen. [98] Es wurden Rückforderungen erhoben, um die nach Deutschland und Österreich verschleppten Sammlungen zurückzubekommen. Gleichzeitig wurden insgesamt ca. 5 Millionen Bände aus v. a. in Schlesien, Pommern und Masuren sichergestellten deutschen Büchersammlungen nach einer Selektion verschiedenen Bibliotheken übergeben.

Infolge der Landwirtschaftsreform von 1944 sind viele Gutsbibliotheken, die den Familien des Landadels gehörten, ohne Entschädigung für die Eigentümer in Staatseigentum übergegangen (insgesamt etwa 1,3 Millionen Bände). Dies waren oft sehr wertvolle Büchersammlungen mit langer Tradition, die u. a. Handschriften und Alte Drucke enthielten. Sie wurden den staatlichen Bibliotheken übergeben, insbesondere den neuentstandenen Universitätsbibliotheken. Auf diese Weise versuchte man auch, wie z. B. im Fall der Nationalbibliothek in Warschau, die durch den Krieg verursachten Verluste wenigstens teilweise zu kompensieren. Ähnlich wie bei der Sicherstellung der deutschen Büchersammlungen verlief dies jedoch nicht ohne schwerwiegende Fehler, die darin bestanden, daß einige historische geschlossene Büchersammlungen unter mehreren oder sogar vielen Bibliotheken aufgeteilt wurden. Dies läßt sich nur teilweise durch außergewöhnlich große Transport- und Raumprobleme rechtfertigen.

Das entstehende gesamtpolnische Bibliotheksnetz umfaßte wissenschaftliche, allgemeine, schulische, pädagogische u. a. Bibliotheken. Sie waren der Hauptdirektion der Bibliotheken

[Naczelna Dyrekcja Bibliotek] im Bildungsministerium unterstellt. Im Laufe der Zeit wurden verschiedene Bibliothekstypen anderen Ministerien übergeben, und mit der Aufsicht über das gesamte Netz wurde das Ministerium für Kultur und Kunst [Ministerstwo Kultury i Sztuki] betraut. Kirchenbibliotheken waren den staatlichen Behörden nicht unterstellt. Im Jahre 1968 wurde das Bibliotheksgesetz verabschiedet, das - durch verschiedene spätere Anordnungen ergänzt - bis 1997 galt. Ein neues Gesetz und Pflichtexemplarvorschriften wurden 1997 verabschiedet. [99]

Im Jahre 1995 gab es in Polen 1295 wissenschaftliche Bibliotheken, darunter die Nationalbibliothek in Warschau, 1022 Bibliotheken an den Hochschulen und Universitäten (einschließlich Institutsbibliotheken), 115 Bibliotheken verschiedener Arbeitsstellen der 1951 entstandenen Polnischen Akademie der Wissenschaften [Polska Akademia Nauk] mit den autonomen Bibliotheken in Danzig, Kurnik, Krakau, Warschau und Breslau, [100] außerdem 139 wissenschaftliche Bibliotheken anderen Typs, u. a. Sammlungen wissenschaftlicher Vereine. Ihr Bestand belief sich auf insgesamt mehr als 65 Millionen Bände. [101] Der Gesamtbestand in 9505 öffentlichen Bibliotheken, darunter 49 Wojewodschaftsbibliotheken, betrug mehr als 137 Millionen Bände. [102] Darüber hinaus befanden sich auf dem Gebiet Polens rund 20.000 Schulbibliotheken, 350 pädagogische Bibliotheken, [103] zahlreiche Fachbibliotheken (in Betrieben), Militär-, Kirchenbibliotheken u. ä., deren Anzahl hier unberücksichtigt bleibt. [104]

Die alte Polnische Akademie der Wissenschaften und Künste in Krakau wurde 1952 aufgelöst. Sie wurde erst 1989 wieder reaktiviert, doch ihre alte Krakauer Bibliothek gehört weiterhin zur Polnischen Akademie der Wissenschaften. Von besonderer Bedeutung unter den wissenschaftlichen Bibliotheken ist die Nationalbibliothek in Warschau. Außer der eigentlichen Bibliothek mit einem Bestand von 3,4 Millionen Bänden und Einheiten (Stand 1997), umfaßt sie das Bibliographische Institut [Instytut Bibliograficzny] und das Institut für Buch- und Leseforschung [Instytut Ksiazki i Czytelnictwa]. Die Bibliothek verfügt über eine eigene Druckerei und gibt unter vielen Veröffentlichungen u. a. den Przewodnik Bibliograficzny [Bibliographischen Leitfaden] heraus. [105] Von den Bibliotheken der 160 Hochschulen sind insbesondere die der Universitäten in Krakau, Posen, Warschau und Lublin (Katholische Universität) zu nennen sowie auch die Bibliotheken der nach dem Zweiten Weltkrieg gegründeten Universitäten in Lódz, Thorn, Breslau, Lublin, Kattowitz, Danzig, Szczecin [Stettin] und Opole [Oppeln]. Besondere Bedeutung kommt dabei der Jagiellonen-Bibliothek in Krakau mit einem Bestand von über 3 Millionen Bänden und Einheiten zu. Zu erwähnen sind hier auch einige Zentralbibliotheken, u. a. die Zentrale Landwirtschaftliche Bibliothek [Centralna Biblioteka Rolnicza], die Zentrale Militärbibliothek [Centralna Biblioteka Wojskowa] und die Medizinische Hauptbibliothek [Glówna Biblioteka Lekarska] in Warschau. Eine Sonderstellung nimmt die Sejm-Bibliothek ein. [106]

Allen diesen Bibliotheken mangelte es nach 1981 mehr oder weniger an finanziellen Mitteln für Zeitschriftenabonnements und für Ankäufe ausländischer Literatur, wodurch Lücken in den Sammlungen entstanden sind. Der Büchertausch mit ausländischen Bibliotheken konnte diese Lücken nicht schließen. In der jüngsten Zeit befinden sich die polnischen wissenschaftlichen Bibliotheken außerdem in der schwierigen Phase des Aufbaus eines computergestützten leistungsfähigen Informationsnetzes, das die Grundlage der wissenschaftlichen Kommunikation in ganz Polen bilden soll.

Als Diskussionsforen und Plattformen für verschiedene Aktivitäten stehen den Bibliothekaren einige Organisationen zur Verfügung, u. a. der Verein Polnischer Bibliothekare [Stowarzyszenie Bibliotekarzy Polskich] und die Polnische Bibliologische Gesellschaft [Polskie Towarzystwo Bibliologiczne]. Zahlreiche Fachzeitschriften und wissenschaftliche Zeitschriften sind den Problemen der Bibliotheken gewidmet, u. a. Przeglad Biblioteczny

[Bibliotheksrundschau], Roczniki Biblioteczne

[Bibliotheksjahrbücher], Rocznik Biblioteki Narodowej

[Jahrbuch der Nationalbibliothek] und Studia o Ksiazce [Studien zum Buch]. Auf den Beruf des Bibliothekars kann man sich nach dem Abitur in Schulen, Kursen und in mehr als 10 Zentren (u. a. Lódz, Warschau, Breslau und Krakau) durch verschiedene Formen des Hochschulstudiums vorbereiten. Die wissenschaftlichen Mitarbeiter der Bibliotheken müssen eine Prüfung vor einer Kommission des Bildungsministeriums ablegen.

Die Geschichte der polnischen Bibliotheken wäre unvollständig, wenn die historischen, oft sehr traditionsreichen Büchersammlungen der ethnischen und nationalen Minderheiten auf dem Gebiet Polens nicht erwähnt würden. Es handelt sich hier um jüdische, deutsche, ukrainische, weißrussische, litauische und russische Bibliotheken, deren Geschichte bisher nur unzureichend bearbeitet wurde. [107] Eine weitere Sondergruppe stellen polnische Bibliotheken außerhalb des Landes dar, die während des Zweiten Weltkrieges und auch später für die Kontinuität der polnischen Kultur eine ähnliche Rolle spielten wie zur Zeit des geteilten Polen. Neben der bereits erwähnten Polnischen Bibliothek in Paris sind dies besonders die Polnische Bibliothek [Biblioteka Polska, gegründet 1942] sowie die Bibliothek des Polnischen Instituts und das General-Sikorski-Museum [Biblioteka Instytutu Polskiego i Muzeum im. gen. Sikorskiego, 1946] in London, die Bibliothek des Józef-Pilsudski-Instituts [Biblioteka Instytutu Józefa Pilsudskiego] in New York (gegründet 1943) und das 1975 reaktivierte Polnische Museum [Muzeum Polskie] in Rapperswil mit seiner reichhaltigen Bibliothek. Alle diese Institutionen gehören seit dem Jahre 1979 zur Ständigen Konferenz der Polnischen Museen, Archive und Bibliotheken im Westen [Stala Konferencja Muzeów, Archiwów i Bibliotek Polskich na Zachodzie].

Von besonderer Bedeutung für die freie Entfaltung der polnischen Kultur und des politischen Gedankengutes war das 1946 in Rom gegründete und dann nach Maisons-Laffitte bei Paris verlegte Literarische Institut [Instytut Literacki] von Jerzy Giedroyc, das bis heute mit Bibliotheken zusammenarbeitet. Es gibt u. a. die Monatsschrift Kultura [Kultur] und die Serie Biblioteka Kultury

[Bibliothek der Kultur] heraus. Darin ist eine Reihe von wertvollen literarischen und gesellschaftspolitischen Texten erschienen, deren legale Veröffentlichung in Polen wegen der Zensur unmöglich war. Erst seit der Entstehung der Solidarnosc begann man in Polen Flugblätter, Zeitschriften und Bücher in großer Zahl illegal zu drucken, die sogenannte Literatur des ,,zweiten Umlaufs``, die zwar in Polen auf eine reiche Tradition zurückblicken kann, zuvor aber keine so weite Verbreitung fand. [108] Die Rolle des Literarischen Instituts und der mit dem Institut zusammenarbeitenden Autoren (u. a. des Nobelpreisträgers Czeslaw Milosz) für die intellektuelle Formung der polnischen politischen Opposition während der kommunistischen Herrschaft kann nicht genug hervorgehoben werden. Die vom Institut herausgegebenen, illegal nach Polen geschmuggelten und heimlich verbreiteten Werke waren rasch vergriffen. In den Bibliotheken, in die sie gelangten, wurden sie in die Abteilung ,,Prohibita`` eingeordnet und in einem nur sehr beschränkten Umfang zugänglich gemacht.

Trotz der seit dem 17. Jahrhundert andauernden Kriegskatastrophen und territorialen Veränderungen sowie den damit verbundenen sehr großen Verlusten in den Buchbeständen der polnischen Bibliotheken sind die erhaltenen historischen Sammlungen des Landes oft sehr reich, auch an fremdsprachiger Literatur. Am zahlreichsten sind darunter bereits seit dem 15. Jahrhundert deutsche Bücher, gefolgt von französischen, russischen und englischen Werken. Diese Rangfolge ergibt sich also nicht nur daraus, daß die polnischen Grenzen nach dem Zweiten Weltkrieg nach Westen verschoben wurden und reiche deutsche Büchersammlungen in Schlesien und Pommern sowie in Großpolen übernommen wurden. Vielmehr trägt hierzu auch die Tatsache bei, daß zwischen Deutschland und Polen jahrhundertelang enge kulturelle Bindungen bestanden, die u. a. in der Geschichte des polnischen Druck- und Buchwesens recht deutlich werden, und daß darüber hinaus das deutsche Buch bei der polnischen Leserschaft schon lange auf starkes Interesse stieß. Diese seit dem Mittelalter bis 1939 sehr starken Einflüsse der deutschen Kultur in Polen halten an, obwohl heutzutage, entsprechend der allgemeinen kulturellen und wissenschaftlichen Entwicklung, die englischsprachige, insbesondere die amerikanische Literatur entschieden in den Vordergrund getreten ist.

Die polnischen Bibliotheken und ihre Büchersammlungen sind Zeugnisse der Geschichte der Nationalkultur, aber auch der oft komplizierten und schwierigen deutsch-polnischen Beziehungen. Man sollte jedoch in Erinnerung behalten, daß die über 1000-jährige Nachbarschaft der beiden Völker nicht nur von feindschaftlichen, sondern über längere Zeitabschnitte auch von freundschaftlichen Beziehungen geprägt war. Die Erinnerung an diese Vergangenheit kann zum besseren gegenseitigen Verständnis und zur Annäherung im Rahmen eines letztlich doch gemeinsamen Europa beitragen.

Jan Pirozynski

Anmerkungen

[1] Ausgewählte deutschsprachige Standardwerke zur polnischen Geschichte sind Maria Bogucka: Das alte Polen. Leipzig 1983; Rainer W. Fuhrmann: Polen. Handbuch. Geschichte. Politik. Wirtschaft. Hannover 1990; Manfred Hellmann: Daten der polnischen Geschichte. München 1985; Jörg K. Hönsch: Geschichte Polens. Stuttgart 1983; Czeslaw Madajczyk: Die Okkupationspolitik Nazideutschlands in Polen 1939-1945. Berlin 1987; Gotthold Rhode: Kleine Geschichte Polens. Darmstadt 1965; Hans Roos: Geschichte der polnischen Nation 1918-1985. Von der Staatsgründung im Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart. 4. überarb. und erw. Aufl. fortgeführt von Manfred Alexander. Stuttgart 1986

Es fehlt sowohl auf Deutsch als auch auf Polnisch eine umfangreichere Darstellung der polnischen Bibliotheksgeschichte. Als eine allgemeine Einführung zum Thema kann in dieser Situation das populärwissenschaftliche Werk von Barbara Bienkowska und Halina Chamerska dienen: Books in Poland. Past and Present. Wiesbaden 1993 (Publishing, Bibliography, Libraries, and Archives in Russia and Eastern Europe 1); vgl. auch Ryszard Ergetowski: Universitätsbibliotheken und Bibliotheken der Akademie der Wissenschaften in Polen. Abriß der Geschichte. Frankfurt a. M. 1981. Eine Übersicht über die ältere Literatur zur Bibliotheksgeschichte Polens bietet Bogumila Kosmanowa: Przeglad badan nad historia bibliotek w Polsce [Übersicht über die Untersuchungen zur Geschichte der Bibliotheken in Polen]. In: Rocznik Biblioteki Narodowej [Jahrbuch der Nationalbibliothek] 16 (1980) S. 47-78. - Die Besitzer bedeutender polnischer Büchersammlungen haben ihre Biogramme in: Polski Slownik Biograficzny [Polnisches Biographisches Lexikon]. 37 Bde. Kraków und Wroclaw 1935-1998; repr. der Bände 1-31, Wroclaw 1989-; vgl. auch Slownik Pracowników Ksiazki Polskiej [Lexikon von Personen, die am polnischen Buchwesen mitgewirkt haben]. Irena Treichel (Red.). Warszawa 1972; Supplement. Warszawa 1986. - Die einzelnen Bibliothekstypen Polens werden kurz dargestellt in: Encyklopedia wiedzy o ksiazce [Enzyklopädie des Wissens über das Buch]. Aleksander Birkenmajer u. a. (Red.). Wroclaw 1971. - Seit 1914 erscheint eine laufende polnische bibliologische Bibliographie, ab 1952 herausgegeben durch das Bibliographische Institut der Nationalbibliothek in Warschau. Sie erscheint seit 1981 unter dem Titel Polska Bibliografia Bibliologiczna [Polnische bibliologische Bibliographie]. Eine retrospektive Auswahlbibliographie (bis 1985) enthält Krystyna Bednarska-Ruszajowa: Das polnische Buchwesen. Bibliographische Einführung. Frankfurt a. M. 1994 (Arbeiten und Bibliographien zum Buch- und Bibliothekswesen 11). Diese Bibliographien betreffen auch die Geschichte der polnischen Bibliotheken. - Zu erwähnen sind auch Biblioteki na wschodnich ziemiach II Rzeczypospolitej. Informator

[Bibliotheken in den Ostgebieten der II. Republik. Ein Register]. Barbara Bienkowska (Red.). Poznan 1998; Urszula Paszkiewicz: Rekopismienne inwentarze i katalogi bibliotek z ziem wschodnich Rzeczypospolitej (spis za lata 1553-1939) [Handschriftliche Inventare und Kataloge der Bibliotheken aus den Ostgebieten der Republik (Verzeichnis für die Jahre 1553 bis 1939)]. Warszawa 1996; dies.: Bibliografia inwentarzy i katalogów ksiegozbiorów polskich i zalozonych w Polsce do 1939 roku [Bibliographie der Inventare und Kataloge der polnischen und in Polen gegründeten Büchersammlungen bis 1939]. 2 Bde. Warszawa 1990; dies.: Inwentarze i katalogi bibliotek z ziem wschodnich Rzeczypospolitej (spis za lata 1510-1939) [Inventare und Kataloge der Bibliotheken aus den Ostgebieten der Republik (Verzeichnis für die Jahre 1510 bis 1939)]. Warszawa 1998. - Um den Rahmen des Beitrags nicht zu sprengen, wird in den folgenden Anmerkungen nur die wichtigste Literatur angegeben.

[2] Historia Polski w liczbach. Ludnosc. Terytorium

[Die Geschichte Polens in Zahlen. Bevölkerung. Territorium]. Bearb. von Andrzej Wyczanski u. a. Warszawa 1993

[3] Eine umfassende Darstellung der polnischen Buchgeschichte im Mittelalter ist Edward Potkowski: Ksiazka rekopismienna w kulturze Polski sredniowiecznej [Das handschriftliche Buch in der Kultur Polens im Mittelalter]. Warszawa 1984 [dort auch eine umfangreiche Bibliographie zur Bibliotheksgeschichte, S. 244-260]

[4] Jerzy Dowiat: Historia Kosciola Katolickiego w Polsce do polowy XV wieku [Die Geschichte der Katholischen Kirche in Polen bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts]. Warszawa 1968; Jerzy Kloczowski: Dzieje polskiego chrzescijanstwa

[Die Geschichte des polnischen Christentums]. Bd 1. Paris 1987

[5] Pawel Czartoryski: Szkolnictwo i oswiata. Zwiazki naukowe z osrodkami zagranicznymi [Schulwesen und Bildung. Die Beziehungen mit den ausländischen wissenschaftlichen Zentren]. In: Historia nauki polskiej [Die Geschichte der polnischen Wissenschaft]. Bogdan Suchodolski (Red.). Wroclaw 1970. Bd 1, S. 33-44

[6] Dzieje Uniwersytetu Jagiellonskiego w latach 1364-1764 [Die Geschichte der Jagiellonischen Universität in den Jahren 1364 bis 1764]. Kazimierz Lepszy (Red.). Kraków 1964. Bd 1, S. 20-42; Jerzy Zathey: Biblioteka Jagiellonska w latach 1364-1492 [Die Jagiellonische Bibliothek in den Jahren 1364 bis 1492]. In: Historia Biblioteki Jagiellonskiej [Die Geschichte der Jagiellonischen Bibliothek]. Bd 1: 1364-1775. Ignacy Zarebski (Red.). Kraków 1966, S. 3-21

[7] Edward Potkowski: Ksiazka rekopismienna ... (Anm. 3), S. 36-37, 39

[8] Maria Hornowska, Halina Zdzitowiecka-Jasienska: Zbiory rekopismienne w Polsce sredniowiecznej [Die Handschriftensammlungen im mittelalterlichen Polen]. Warszawa 1947

[9] Adam Vetulani: Krakowska biblioteka katedralna w swietle swego inwentarza z r. 1110 [Die Krakauer Dombibliothek im Lichte ihres Inventars aus dem Jahre 1110]. In: Slavia Antiqua 4 (1953) S. 163-192

[10] Karol Maleczynski: Gall Anonim [Gallus Anonymus]. In: Polski Slownik Biograficzny. Bd 7. Kraków 1948-1958, S. 227-230

[11] Edward Potkowski: Ksiazka rekopismienna ...(Anm. 3), S. 43

[12] Ludwik Ehrlich: Pawel Wlodkowic i Stanislaw ze Skarbimierza [Pawel Wlodkowic und Stanislaw aus Skarbimierz]. Warszawa 1954; Stanislaw Belch: Paulus Vladimiri and his Doctrine concerning International Law and Publics. Den Haag 1965

[13] Fryderyk Papée: Dlugosz, Jan [Ioannes Longinus]. In: Polski Slownik Biograficzny. Bd 5. Kraków 1939-1946, S. 176-180

[14] [Red.]: Ostroróg, Jan. In: Polski Slownik Biograficzny. Bd 24. Wroclaw u. a. 1979, S. 502-505

[15] Teresa Michalowska: Sredniowiecze [Das Mittelalter]. Warszawa 1996

[16] Jerzy Zathey: Biblioteka Jagiellonska ...(Anm. 6), S. 22-130

[17] Edward Potkowski: Ksiazka rekopismienna ... (Anm. 3), S. 201-203

[18] Ebenda, S. 183-191

[19] Ebenda, S. 217

[20] Ebenda, S. 194-198

[21] Janusz Tazbir: Die polnische Kultur des 16. Jahrhunderts. In: Reinhold Olesch und Hans Rothe (Hrsg.): Fragen der polnischen Kultur im 16. Jahrhundert. Gießen 1980. Bd 1, S. 391

[22] Andrzej Wyczanski: Polska w Europie XVI stulecia

[Polen im Europa des 16. Jahrhunderts]. Warszawa 1973, S. 185-186

[23] Janusz Tazbir: Geschichte der polnischen Toleranz. Warszawa 1977, S. 52-67

[24] Ludwik Grzebien: Organizacja bibliotek jezuickich w Polsce od XVI do XVIII wieku [Die Organisation der Jesuitenbibliotheken in Polen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert]. In: Archiwa, Biblioteki i Muzea Koscielne [Kirchliche Archive, Bibliotheken und Museen] 30 (1975) S. 223-278; 31 (1975) S. 225-280

[25] Pawel Rybicki: Organizacja nauki w Polsce. Akademia Krakowska [Wissenschaftsorganisation in Polen. Die Krakauer Akademie]. In: Historia nauki polskiej [Die Geschichte der polnischen Wissenschaft]. Wroclaw 1970. Bd 1, S. 230-237; Andrzej Wyczanski: Polska w Europie ...(Anm. 22), S. 193-197

[26] ] Alodia Kawecka-Gryczowa: Z dziejów polskiej ksiazki w okresie Renesansu [Zur Geschichte des polnischen Buches in der Renaissance]. Wroclaw 1975, S. 116-117, vgl. auch Jan Pirozynski: Der Buchhandel in Polen in der Renaissance-Zeit. In: Beiträge zur Geschichte des Buchwesens im konfessionellen Zeitalter. Herbert G. Göpfert u. a. (Hrsg.). Wiesbaden 1985, S. 267-294

[27] Jerzy Ziomek: Renesans [Die Renaissance]. Warszawa 1973

[28] Zur Geschichte der polnischen Bibliotheken im 16. Jahrhundert vgl. Krystyna Korotajowa: Biblioteki [Bibliotheken]. In: Slownik literatury staropolskiej. Sredniowiecze. Renesans. Barok [Lexikon der altpolnischen Literatur. Mittelalter. Renaissance. Barock]. Teresa Michalowska (Red.). Wroclaw 1990, S. 89-95 [mit Bibliographie]

[29] Jan Pirozynski: Royal Book Collections in Poland during the Renaissance. In: Libraries & Culture 24 (1989) Heft 1, S. 21-32 [mit weiteren Literaturangaben zu diesem Thema]

[30] Alodia Kawecka-Gryczowa: Biblioteka ostatniego Jagiellona. Pomnik kultury renesansowej [Die Bibliothek des letzten Jagiellonen. Ein Denkmal der Renaissancekultur]. Wroclaw 1988

[31] ] Die Sammlung umfaßte vermutlich 400 bis 500 Drucke und Handschriften, von denen noch etwa 50 Titel in Wolfenbüttel nachweisbar sind; s. Jan Pirozynski: Die Herzogin Sophie von Braunschweig-Wolfenbüttel aus dem Hause der Jagiellonen (1522-1575) und ihre Bibliothek. Wiesbaden 1992

[32] Irena Komasara: Ksiazka na dworach Wazów w Polsce

[Das Buch am Hof der Wasa-Könige in Polen]. Wroclaw 1994

[33] Leszek Hajdukiewicz: Ksiegozbiór i zainteresowania bibliofilskie Piotra Tomickiego na tle jego dzialalnosci kulturalnej [Büchersammlung und bibliophile Interessen von Piotr Tomicki im Lichte seiner kulturellen Tätigkeit]. Wroclaw 1961

[34] Ludwik Grzebien: Biblioteka biskupa Hieronima Rozrazewskiego, 1542-1600 [Die Bibliothek des Bischofs Hieronim Rozrazewski, 1542-1600]. In: Archiwa, Biblioteki i Muzea Koscielne 22 (1971) S. 61-168

[35] Wlodzimierz Budka: Biblioteka Decjuszów [Die Bibliothek der Familie Decius]. In: Silva Rerum 4 (1928) Heft 6-9, S. 110-126

[36] Waclawa Szelinska: Biblioteki profesorów Uniwersytetu Jagiellonskiego w XV i poczatkach XVI wieku [Die Bibliotheken der Professoren der Jagiellonischen Universität im 15. und am Anfang des 16. Jahrhunderts]. Wroclaw 1966

[37] Anna Lewicka-Kaminska: Renesansowy ksiegozbiór Mikolaja Czepla w Bibliotece Jagiellonskiej [Die Renaissancebibliothek von Mikolaj Czepiel in der Jagiellonischen Bibliothek]. Wroclaw 1956

[38] Leszek Hajdukiewicz: Biblioteka Macieja z Miechowa [Die Bibliothek von Maciej aus Miechów]. Wroclaw 1960

[39] Anna Lewicka-Kaminska: Biblioteka Jagiellonska w latach 1492-1655 [Die Jagiellonische Bibliothek in den Jahren 1492 bis 1655]. In: Historia Biblioteki Jagiellonskiej (Anm. 6), Bd 1, S. 133-271

[40] Maria Bogucka: Dzieje kultury polskiej do 1918 roku

[Die Geschichte der polnischen Kultur bis 1918]. Wroclaw 1991, S. 177-216; Czeslaw Hernas: Barok [Der Barock]. Warszawa 1978

[41] Irena Komasara: Jan III Sobieski - milosnik ksiag [Jan III. Sobieski - Buchliebhaber]. Wroclaw 1982

[42] Kamila Szuster: Biblioteka Lukasza Opalinskiego marszalka nadwornego koronnego (1612-1662) [Die Bibliothek von Lukasz Opalinski, Hofmarschall der Krone (1612-1662)]. Wroclaw 1971

[43] Leszek Hajdukiewicz: Nieznany inwentarz instrumentarium i biblioteki Jana Brozka z roku 1657 [Ein unbekanntes Inventar des Instrumentariums und der Bibliothek von Jan Brozek aus dem Jahre 1657]. In: Studia i Materialy do Dziejów Nauki Polskiej

[Studien und Materialien zur Geschichte der polnischen Wissenschaft]. Serie A, Bd 12. Wroclaw 1968, S. 303-325. Teile der Sammlung werden bis heute in der Jagiellonen-Bibliothek in Krakau aufbewahrt (s. den Handbucheintrag).

[44] Marian Pelczar: Heweliusz Jan, Hevelius. In: Slownik Pracowników ...(Anm. 1), S. 328

[45] Karolina Targosz: Hieronim Pinocci - Studium z dziejów kultury naukowej w Polsce w XVII wieku [Hieronymus Pinocci - Eine Studie zur Geschichte der wissenschaftlichen Kultur in Polen im 17. Jahrhundert]. Wroclaw 1967

[46] Przemyslaw Szafran: Z problematyki badawczej studiów nad mieszczanskimi ksiegozbiorami prywatnymi w Gdansku XVII-XVIII w. [Zur Frage der Studien über die privaten Büchersammlungen Danziger Bürger im 17. und 18. Jahrhundert]. In: Rocznik Gdanski [Danziger Jahrbuch] 31 (1971) S. 73-92

[47] Vgl. Czeslaw Pilichowski: Straty bibliotek i archiwów polskich podczas szwedzkiego ,,potopu`` 1655-1660 [Die Verluste der polnischen Bibliotheken und Archive während der schwedischen ,,Sintflut`` 1655-1660]. In: Polska w okresie drugiej wojny pólnocnej 1655-1660 [Polen während des Zweiten Nordischen Krieges 1655-1660]. Bd 2. Warszawa 1957, S. 451-479; ders.: Z dziejów szwedzkich zaborów bibliotek i archiwów polskich w XVII i XVIII wieku [Zur Geschichte des schwedischen Raubes polnischer Bibliotheken und Archive im 17. und 18. Jahrhundert]. In: Rocznik Gdanski 17/18 (1958/59) S. 127-179; s. auch den Handbucheintrag Uppsala, Universitätsbibliothek

[48] Polska w epoce oswiecenia. Panstwo, spoleczenstwo, kultura [Polen zur Zeit der Aufklärung. Staat, Gesellschaft, Kultur]. Boguslaw Lesniodorski (Red.). Warszawa 1971; Mieczyslaw Klimowicz: Oswiecenie [Die Aufklärung]. Warszawa 1980

[49] Barbara Bienkowska, Halina Chamerska: Zarys dziejów ksiazki [Ein Abriß der Buchgeschichte]. Warszawa 1987, S. 223-234; Zbigniew Golinski: Biblioteki i czytelnictwo [Bibliotheken und Lesepublikum]. In: Slownik literatury polskiego Oswiecenia [Lexikon der Literatur zur polnischen Aufklärung]. Teresa Kostkiewiczowa (Red.). Wroclaw 1991, S. 28-36; Jan Pirozynski, Krystyna Ruszajowa: Der Forschungsstand zur Geschichte polnischer Privatbibliotheken im 18. Jahrhundert. In: Wolfenbütteler Notizen zur Buchgeschichte 18/19 (1993/94) Heft 1, S. 37-51

[50] Piotr Bankowski: Biblioteka Publiczna Zaluskich i jej twórcy [Die Öffentliche Zaluski-Bibliothek und ihre Stifter]. Warszawa 1959; Marian Lodynski: Biblioteka Rzeczypospolitej Zaluskich Zwana na tle ówczesnych bibliotek zagranicznych [Die Zaluski-Bibliothek der Republik auf dem Hintergrund der zeitgenössischen ausländischen Bibliotheken]. In: Z dziejów ksiazki i bibliotek w Warszawie [Zur Buch- und Bibliotheksgeschichte in Warschau]. Stanislaw Tazbir (Red.). Warszawa 1961, S. 12-50; Jan Kozlowski: Z dziejów Biblioteki braci Zaluskich, 1747-1773 [Zur Geschichte der Bibliothek der Brüder Zaluski, 1747-1773]. In: Kwartalnik Historii Nauki i Techniki

[Vierteljahresschrift für die Geschichte der Wissenschaft und Technik] 25 (1981) S. 57-86; ders.: Biblioteka Zaluskich w dwunastu odslonach [Die Zaluski-Bibliothek in zwölf Aufzügen]. In: Biblioteka Zaluskich. Corona urbis et orbis. Wystawa w 250 rocznice otwarcia Biblioteki Zaluskich w Warszawie [Ausstellung anläßlich des 250. Jahrestages der Eröffnung der Zaluski-Bibliothek in Warschau]. Warszawa 1998, S. 15-49

[51] Bibliotheca Senatus Gedanensis: 1596-1996. Dzieje i zbiory [Geschichte und Büchersammlungen]. Maria Babnis, Zbigniew Nowak (Red.). Gdansk 1998

[52] Jan Chrzciciel Albertrandi (1731-1808), seit 1790 Königlicher Bibliothekar, hat einen umfangreichen Sachkatalog der Bibliothek des Königs erarbeitet. Vgl. auch Waclaw Olszewicz: Biblioteka króla Stanislawa Augusta [Die Bibliothek des Königs Stanislaw August]. In: Przeglad Biblioteczny [Bibliotheksrundschau] 5 (1931), S. 14-57; ders.: Biblioteka królewska na Zamku Warszawskim [Die Königliche Bibliothek im Warschauer Schloß]. In: Roczniki Biblioteczne [Bibliotheksjahrbücher] 13 (1969) Heft 3/4, S. 557-569; Hanna Laskarzewska: Dzieje wedrówek biblioteki ostatniego polskiego króla. Warszawa - Krzemieniec - Kijów [Die Geschichte der Wanderungen der Bibliothek des letzten polnischen Königs. Warschau - Krzemieniec - Kiev]. In: Rocznik Warszawski [Warschauer Jahrbuch] 26 (1996) S. 27-46

[53] Jan Daniel Janocki: Nachricht von denen in der Hochgräflich Zaluskischen Bibliothek sich befindenden raren polnischen Büchern. 5 Bde. Dresden und Breslau 1747-1753; ders.: Specimen catalogi codicum manuscriptorum Bibliothecae Zaluscianae. Dresden 1752

[54] Marian Lodynski: Hugo Kollataj a bibliotekarstwo polskie [Hugo Kollataj und das polnische Bibliothekswesen]. In: Przeglad Biblioteczny 20 (1952) S. 183-221; ders.: U kolebki polskiej polityki bibliotecznej, 1774-1794 [Die Anfänge der polnischen Bibliothekspolitik, 1774-1794]. Warszawa 1935

[55] Marian Lodynski: Biblioteka Szkoly Rycerskiej 1767-1794 [Die Bibliothek der Ritterschule 1767-1794]. Warszawa 1930

[56] Jan Pirozynski, Krystyna Ruszajowa: Der Forschungsstand ...(Anm. 49), S. 41 [dort weitere Literaturangaben]

[57] Ebenda, S. 42-43

[58] Wladyslaw Slodkowski: Dzieje biblioteki Krasickiego w swietle odnalezionych dokumentów [Die Geschichte der Bibliothek von Krasicki im Lichte der gefundenen Dokumente]. In: Pamietnik Literacki [Literarisches Tagebuch] 60 (1969) Heft 3, S. 211-219; Inwentarz biblioteki Ignacego Krasickiego z 1810 r. [Das Inventar der Bibliothek von Ignacy Krasicki aus dem Jahre 1810]. Bearb. von Sante Graciotti und Jadwiga Rudnicka. Wroclaw 1973

[59] Maria Bogucka: Dzieje kultury polskiej ...(Anm. 40), S. 258-402

[60] Ebenda; Julian Krzyzanowski: Dzieje literatury polskiej

[Die Geschichte der polnischen Literatur]. Warszawa 1979, S. 235-585

[61] Ryszard Marciniak, Andrzej Mezynski: Polskie biblioteki wielkoziemianskie (rodowe, ordynackie i fundacyjne) wokresie zaborów. Stan badan i postulaty badawcze [Polnische Familienmajorats-, Stiftungs- und Magnatenbibliotheken in der Zeit der Teilungen. Forschungsstand und Forderungen an die Forschung]. In: Studia o Ksiazce [Studien zum Buch] 15 (1985) S. 191-210; 16 (1986) S. 235-263

[62] Helena Kozerska: Warszawska Biblioteka Uniwersytecka w latach 1832-1871 [Die Warschauer Universitätsbibliothek in den Jahren 1832 bis 1871]. Warszawa 1967

[63] Michal Brensztejn: Biblioteka Uniwersytecka w Wilnie do r. 1832 [Die Universitätsbibliothek in Wilna bis 1832]. Wilno 1925

[64] Witold Nowodworski: Bibliograficznych ksiag dwoje Joachima Lelewela. Studium historyczno-bibliograficzne na tle epoki [Zwei Bibliographien von Joachim Lelewel. Eine historisch-bibliographische Studie vor dem Hintergrund der Epoche]. Wroclaw 1959; Michal Ambros: Ksiegozbiór Lelewela w Uniwersyteckiej Bibliotece Publicznej [Die Büchersammlung von Lelewel in der Öffentlichen Universitätsbibliothek]. In: Ateneum Wilenskie

[Wilnaer Athenaeum] 8 (1931/32) S. 328-333

[65] Dawid Fajnhauz: Anicety Renier - zapomniany dzialacz tajnego bibliotekarstwa polskiego w XIX wieku

[Anicety Renier - ein vergessener Mitarbeiter des geheimen polnischen Bibliothekswesens im 19. Jahrhundert]. In: Przeglad Biblioteczny 26 (1958) S. 173-180

[66] Bogdan Horodyski: Zarys dziejów Biblioteki Ordynacji Zamojskiej [Abriß der Geschichte der Zamojski-Majoratsbibliothek]. In: Studia nad ksiazka poswiecone pamieci Kazimierza Piekarskiego [Studien über das Buch, dem Gedächtnis von Kazimierz Piekarski gewidmet]. Alodia Kawecka-Gryczowa, Kazimierz Budzyk (Red.). Wroclaw 1951, S. 295-341

[67] Jan Muszkowski: Biblioteka Ordynacji Krasinskich w latach 1844-1930 [Die Krasinski-Majoratsbibliothek in den Jahren 1844 bis 1930]. Warszawa 1930; Witold Kamieniecki: Straty Biblioteki Ordynacji Krasinskich w zakresie zbiorów rekopismiennych [Die Verluste der Krasinski-Majoratsbibliothek im Bereich der Handschriftensammlungen]. In: Straty bibliotek i archiwów warszawskich w zakresie rekopismiennych zródel historycznych [Verluste der Warschauer Bibliotheken und Archive im Bereich der handschriftlichen Geschichtsquellen]. Piotr Bankowski (Red.). Bd 3. Warszawa 1955, S. 143-176

[68] Zygmunt Wdowiszewski: Straty archiwalne Biblioteki Przezdzieckich w Warszawie [Die Verluste von Archivalien der Przezdziecki-Bibliothek in Warschau]. In: Straty bibliotek ...(Anm. 67), Bd 3, S. 375-395

[69] Jadwiga Rudnicka: Biblioteka Wilanowska. Dwiescie lat jej dziejów 1741-1932 [Die Bibliothek von Wilanów. Zweihundert Jahre ihrer Geschichte 1741-1932]. Warszawa 1967

[70] Karol Buczek: Z przeszlosci Muzeum XX Czartoryskich oraz przyczynki do dziejów biblioteki poryckiej

[Aus der Vergangenheit des Museums der Fürsten Czartoryski und Beiträge zur Geschichte der Bibliothek in Poryck]. In: Przeglad Biblioteczny 10 (1936) S. 181-199; Adam Homecki: Kraków - Muzeum Narodowe. Biblioteka Czartoryskich

[Krakau - Nationalmuseum. Die Czartoryski-Bibliothek]. In: Danuta Kamolowa und Krystyna Muszynska: Zbiory rekopisów w bibliotekach i muzeach w Polsce [Handschriftensammlungen in den Bibliotheken und Museen Polens]. Warszawa 1988, S. 116-131

[71] Jerzy Wagner: Biblioteka nieborowska Radziwillów [Die Radziwill-Bibliothek in Nieborów]. In: Rocznik Muzeum Narodowego w Warszawie [Jahrbuch des Nationalmuseums in Warschau] 5 (1960) S. 211-266

[72] Maria Kocójowa: ,,Pamiatkom ojczystym ocalonym z burzy dziejowej``. Muzeum Emeryka Hutten-Czapskiego [,,Für die nationalen Gedenkstätten gerettet aus dem Sturm der Geschichte``. Das Museum von Emeryk Hutten-Czapski]. Kraków 1978

[73] Michal Rolle: Ateny Wolynskie [Athen in Wolhynien]. Lwów 1923; Hanna Laskarzewska: Dzieje wedrówek ... (Anm. 52), S. 34-37

[74] ] Jan Trzynadlowski: Zaklad Narodowy imienia Ossolinskich 1817-1967. Zarys dziejów [Das Ossolinski-Nationalinstitut 1817-1967. Abriß der Geschichte]. Wroclaw 1967

[75] ] Karol Estreicher: Bibliografia polska

[Polnische Bibliographie]. Teil 1: Stulecie XIX [Das 19. Jahrhundert]. 7 Bde. Kraków 1870-1882; Bibliografia polska XIX stulecia. Lata 1881-1900 [Polnische Bibliographie des 19. Jahrhunderts. Die Jahre 1881 bis 1900]. 4 Bde. Kraków 1906-1916; Bibliografia polska. Bibliographie polonaise. Teil 1: Bibliografia polska XIX stulecia [Polnische Bibliographie des 19. Jahrhunderts]. Karol Estreicher (Red.). 2. Ausgabe, Bde 1-16, Kraków 1959-1991; Teil 2: Druki 1455-1889 w ukladzie chronologicznym [Drucke aus den Jahren 1455 bis 1889 in chronologischer Ordnung]. 4 Bde. Kraków 1882-1890; Teil 3: Obejmujaca druki stuleci XV-XVIII w ukladzie abecadlowym [Umfaßt die Druckwerke des 15. bis 18. Jahrhunderts in alphabetischer Ordnung]. 11 Bde. Kraków 1891-1908. - Die Bibliographie haben der Sohn Stanislaw und der Enkel Karol Estreicher fortgesetzt (Bde 12-23, Kraków 1910-1951). Eine besondere Arbeitsstelle an der Jagiellonischen Universität arbeitet am Abschluß der Bibliographie. Vgl. hierzu Ksiega pamiatkowa ku czci Karola Estreichera, 1827-1908. Studia i rozprawy [Festschrift zu Ehren von Karol Estreicher, 1827-1908. Studien und Abhandlungen]. Kraków 1964

[76] Anna Jedrzejowska: Biblioteka Uniwersytetu Jana Kazimierza we Lwowie [Die Jan-Kazimierz-Universitätsbibliothek in Lemberg]. Lwów 1926

[77] ] Andrzej Wojtkowski: Edward Raczynski i jego dzielo [Edward Raczynski und sein Werk]. Poznan 1929; Miejska Biblioteka Publiczna im. Edwarda Raczynskiego w Poznaniu 1829-1979: sto piecdziesiat lat w sluzbie narodu [Die öffentliche Edward-Raczynski-Stadtbibliothek in Posen 1829-1979: Einhundertfünfzig Jahre im Dienst der Nation]. Warszawa 1979

[78] Stanislaw Bodniak: Biblioteka Kórnicka [Die Bibliothek in Kurnik]. In: Stefan Wierczynski (Hrsg.). Biblioteki wielkopolskie i pomorskie [Bibliotheken Großpolens und Pommerns]. Poznan 1929, S. 191-218; Ryszard Marciniak, Andrzej Mezynski: Biblioteka Kórnicka - zarys historii 1826-1976 [Die Bibliothek in Kurnik - Abriß der Geschichte 1826-1976]. In: Studia o Ksiazce 7 (1977) S. 3-31

[79] Jadwiga Kolodziejska: Biblioteki publiczne. Glówne kierunki rozwoju [Die öffentlichen Bibliotheken. Hauptrichtungen ihrer Entwicklung]. Warszawa 1972, S. 38-47

[80] Bartlomiej Szyndler: Dzieje cenzury w Polsce do 1918 r.

[Die Geschichte der Zensur in Polen bis 1918]. Kraków 1993; Paulina Buchwald-Pelcowa: Cenzura w dawnej Polsce. Miedzy prasa drukarska a stosem [Die Zensur im alten Polen. Zwischen Druckerpresse und Scheiterhaufen]. Warszawa 1997

[81] Andrzej Mezynski: Biblioteka Polska w Paryzu. Rys historyczny, zbiory, dzien dzisiejszy [Die Polnische Bibliothek in Paris. Historischer Abriß, Sammlungen, Gegenwart]. In: Przeglad Biblioteczny 51 (1983) S. 13-25

[82] Adam Lewak: Straty Biblioteki Batignolskiej w zakresie zbiorów rekopismiennych [Die Verluste der Batignolleschen Bibliothek im Bereich der Handschriftensammlungen]. In: Straty bibliotek ... (Anm. 67), Bd 3, S. 123-142

[83] Adam Lewak: Zbiory biblioteki Rapperswilskiej (Rekopisy)

[Die Sammlungen der Rapperswiler Bibliothek (Handschriften)]. Warszawa 1929

[84] Andrzej Klossowski: Historia ksiazki polskiej za granica. Problemy badawcze [Die Geschichte des polnischen Buches im Ausland. Forschungsprobleme]. Warszawa 1980; ders.: Na Obczyznie. Ludzie polskiej ksiazki

[In der Fremde. Menschen des polnischen Buches]. Wroclaw 1984

[85] Wojciech Roszkowski (Pseud. Andrzej Albert): Najnowsza historia Polski 1918-1980 [Die neuste Geschichte Polens 1918-1980]. London 1989, S. 15-292

[86] 2 Bde. Warszawa und Kraków 1916; repr. Kraków 1991

[87] Marian Lodynski: Rola Edwarda Kuntzego w bibliotekarstwie polskim [Die Rolle von Edward Kuntze im polnischen Bibliothekswesen]. In: Przeglad Biblioteczny 25 (1957) S. 97-105

[88] Marek Skwarnicki: Zarys rozwoju koncepcji i organizacji Biblioteki Narodowej w Warszawie 1918-1954 [Abriß der Entwicklung des Programms und der Organisation der Nationalbibliothek in Warschau 1918-1954]. In: Z zagadnien teorii i praktyki bibliotekarskiej. Studia poswiecone pamieci Józefa Grycza [Zur bibliothekarischen Theorie und Praxis. Studien zum Gedenken an Józef Grycz]. Wroclaw 1954, S. 89-130; Andrzej Piber: Biblioteka Narodowa w pierwszym dziesiecioleciu dzialalnosci (1928-1939) [Die Nationalbibliothek im ersten Jahrzehnt ihrer Tätigkeit (1928-1939)]. In: 50 lat Biblioteki Narodowej Warszawa 1928-1978 [50 Jahre Nationalbibliothek Warschau 1928-1978]. Witold Stankiewicz u. a. (Red.). Warszawa 1984, S. 65-83

[89] Zofia Gaca-Dabrowska: Bibliotekarstwo II Rzeczypospolitej

[Das Bibliothekswesen in der II. Republik]. Wroclaw 1983; Jadwiga Kolodziejska: Publiczne biblioteki samorzadowe w okresie miedzywojennym [Die öffentlichen Bibliotheken der Selbstverwaltungen in der Zwischenkriegszeit]. Warszawa 1967; Zbigniew Slowinski: Polskie biblioteki naukowe w okresie miedzywojennym. Próba oceny [Die polnischen wissenschaftlichen Bibliotheken in der Zwischenkriegszeit. Versuch einer Bilanz]. In: Rocznik Biblioteki Narodowej 16 (1980) S. 203-218; vgl. auch: Barbara Bienkowska, Hanna Chamerska: Zarys dziejów ksiazki (Anm. 49), S. 351-364

[90] Czeslaw Madajczyk: Polityka III Rzeszy w okupowanej Polsce

[Die Politik des Dritten Reichs im okkupierten Polen]. Warszawa 1970. Bd 1, S. 83-206; Czeslaw Luczak: Polska i Polacy w drugiej wojnie swiatowej [Polen und die Polen während des Zweiten Weltkrieges]. Poznan 1993 (Dzieje narodu, panstwa i kultury 5)

[91] Vgl. Jan Pirozynski, Krystyna Ruszajowa: Die nationalsozialistische Bibliothekspolitik in Polen während des Zweiten Weltkrieges. In: Bibliotheken während des Nationalsozialismus. Teil 1. Peter Vodosek, Manfred Komorowski (Hrsg.). Wiesbaden 1989, S. 199-225 (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buchwesens 16); Antje Rapmund: Die deutsche Bibliothekspolitik in der Tschechoslowakei und in Polen während des Zweiten Weltkrieges. Diss. Humboldt-Universität. Berlin 1993; Andrzej Mezynski: Kommando Paulsen pazdziernik-grudzien 1939 r. [Das Kommando Paulsen, Oktober bis Dezember 1939]. Warszawa 1994; ders.: Wissenschaftliche Bibliotheken im Generalgouvernement. Fakten und Mythen. In: Antonius Jammers (Hrsg.): Die Beziehungen der Berliner Staatsbibliothek nach Polen. Reflexionen zur Zeit- und Bestandsgeschichte. Berlin 1997, S. 47-80

[92] Barbara Bienkowska: Straty bibliotek polskich w czasie II wojny swiatowej [Die Verluste der polnischen Bibliotheken während des Zweiten Weltkrieges]. Warszawa 1994, S. 43-44

[93] Ebenda, S. 45-47

[94] Alodia Kawecka-Gryczowa: Ochrona zbiorów Biblioteki Narodowej [Die Sicherung der Bestände der Nationalbibliothek]. In: Walka o dobra kultury [Der Kampf um die Kulturgüter]. Stanislaw Lorentz (Red.). Warszawa 1970. Bd 1, S. 218-220

[95] Barbara Bienkowska: Straty bibliotek polskich ... (Anm. 92), S. 47-50

[96] Andrzej Mezynski: Die Verluste der polnischen Bibliotheken während des Zweiten Weltkrieges im Lichte neuer Archivforschungen. In: Displaced books - Bücherrückgabe aus zweierlei Sicht. Beiträge und Materialien zur Bestandsgeschichte deutscher Bibliotheken in Zusammenhang mit NS-Zeit und Krieg. Laurentius (Sonderheft 1999) S. 29-33; vgl. auch Straty bibliotek w czasie II wojny swiatowej w granicach Polski z 1945 roku. Wstepny raport o stanie wiedzy

[Die Verluste der Bibliotheken während des Zweiten Weltkrieges innerhalb der Grenzen Polens im Jahre 1945. Ein einführender Bericht über den Wissensstand]. 2 Bde. Andrzej Mezynski (Red.); Bd 3: Bibliographie. Bearb. von Urszula Paszkiewicz. Warszawa 1994. Man hat hier die Verluste auf rund 66 Prozent des Buchbestandes geschätzt.

[97] Wojciech Roszkowski: Najnowsza historia ... (Anm. 85), S. 479-1063

[98] Barbara Bienkowska, Halina Chamerska: Tysiac lat ksiazki i bibliotek w Polsce [Tausend Jahre Bücher und Bibliotheken in Polen]. Wroclaw 1992, S. 168-196

[99] Lucjan Bilinski: Library Legislation in Poland. In: Maria Kocójowa, Alicja Altenberger (Hrsg.). Modern Libraries and Librarianship in Poland. Kraków 1995, S. 53-57

[100] Die Bibliothek des Ossolinski-Nationalinstituts in Breslau wurde 1995 kraft eines Sejm-Gesetzes zu einer Stiftung und gehört seither nicht mehr zur Polnischen Akademie der Wissenschaften.

[101] Zofia Gaca-Dabrowska: Research Libraries in Poland. In: Modern Libraries ...(Anm. 99), S. 27-31

[102] Jadwiga Kolodziejska: Public Libraries in Poland (Part 1). In: Modern Libraries ...(Anm. 99), S. 36-40; Jacek Wojciechowski: Modern Public Libraries in Poland (Part 2). In: ebenda, S. 41-47; vgl. auch Rocznik Statystyczny [Statistisches Jahrbuch] 57 (1997)

[103] Marcin Drzewiecki: Biblioteki szkolne i pedagogiczne w Polsce: rola w procesie dydaktycznym i miejsce w krajowej sieci biblioteczno-informacyjnej [Schul- und Pädagogische Bibliotheken in Polen: Ihre Rolle im didaktischen Prozeß und ihr Platz im Bibliotheks- und Informationsnetz des Landes]. Warszawa 1991

[104] Alle Angaben beruhen auf: Rocznik Statystyczny 57 (1997); vgl. auch Stefan Kubów: Das polnische Bibliothekswesen in der Zeit der Transformation des Staates. In: Proceedings des deutsch-polnischen Symposiums vom 19.-23. Februar 1996. ,,Bibliotheksmarketing - Kooperation und spezielle Dienstleistungsangebote als Voraussetzung für ein modernes Bibliotheksmarketing``. [Berlin 1996] S. 43-49; Jadwiga Sadowska, Elzbieta Stefanczyk: Informator o bibliotekach i osrodkach informacji w Polsce 1996/1997 [Vademecum über die Bibliotheken und Informationszentren in Polen 1996/97]. Warszawa 1997

[105] Andrzej Klossowski: Die Nationalbibliothek in Warschau. Ihre Sammlungen und Tätigkeit. Warszawa 1994

[106] Barbara Karamac: Library of the Polish Sejm. In: Parliamentary Libraries and Research Services in Central and Eastern Europe. The Hague 1998, S. 121-139

[107] ] Marek Andrzejewski: Biblioteki mniejszosci narodowych w Polsce w okresie miedzywojennym: zarys problematyki [Die Bibliotheken nationaler Minderheiten in Polen zwischen den Weltkriegen: Abriß der Probleme]. In: Roczniki Biblioteczne 31 (1987) S. 85-107; Krzysztof Pilarczyk: Przewodnik po bibliografiach polskich judaików [Ein Führer über die Bibliographien polnischer Judaica]. Kraków 1992, S. 88-97, 126; Zofia Jaroszewicz-Piereslawcew: W poszukiwaniu ksiegozbiorów historycznych mniejszosci narodowych istniejacych przed 1939 r. [Auf der Suche nach den historischen Büchersammlungen, die bis 1939 den nationalen Minderheiten gehörten]. In: Symposia Bibliologica. Dokumentacja zbiorów historycznych. Wspólpraca krajowa i miedzynarodowa. Skutki II wojny swiatowej dla bibliotek polskich [Dokumentation der historischen Büchersammlungen. Die in- und ausländische Zusammenarbeit. Die Folgen des Zweiten Weltkrieges für die polnischen Bibliotheken]. Hanna Laskarzewska (Red.) Warszawa 1995, S. 55-61

[108] Bozena Wyrozumska: Die Macht des freien Wortes. In: Der Zensur zum Trotz. Das gefesselte Wort und die Freiheit in Europa. Ausstellung im Zeughaus der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel vom 13. Mai bis 6. Oktober 1991. Wolfenbüttel 1991, S. 265-283


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.