FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Deutschland > Nordrhein-Westfalen A - D > Bonn
 NRW E - L    NRW M - Z

Bibliothek des Bundesministeriums der Justiz (BMJ)

Adresse. Gustav-Heinemann-Straße 6, 5300 Bonn
Telefon. (0228) 58-4080-4716
Bibliothekssigel. <Bo 101>

Unterhaltsträger. Bundesrepublik Deutschland
Funktion. Behördenbibliothek.
Sammelgebiete. Rechts- und staatswissenschaftliche Literatur sowie angrenzende Nebengebiete.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Zulassung fremder Benutzer auf Antrag. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8-16 Uhr, Freitag 8-15 Uhr. Leihverkehr: DLV.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Reader-Printer.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung erforderlich. - U-Bahnverbindung ab Hauptbahnhof (Linien 16 oder 63) bis Haltestelle Max-Löbner-Straße, Linie 66 bis Haltestelle Robert-Schuman-Platz.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bibliothek des am 20. September 1949 errichteten Bundesministeriums der Justiz (BMJ) besaß einen Anfangsbestand von knapp 12.000 Bdn, die aus den Verwaltungsbüchereien von Zentraleinrichtungen in den westlichen Besatzungszonen übernommen waren. Darunter befanden sich auch vereinzelte Werke aus der zuletzt rund 200.000 Bde umfassenden Bibliothek des Reichsjustizministeriums, deren Bestände teils durch Kriegseinwirkung, teils durch Auslagerung verloren gegangen sind und nur mit den noch zu Kriegsende in Berlin befindlichen Resten in die Rechtsstelle des Berliner Magistrats eingestellt wurden.

1.2 Der Nachholbedarf an juristischer Literatur, vor allem an Entscheidungssammlungen und Zeitschriftensequenzen, war groß. Durch Antiquariatskäufe konnten die Lücken nur teilweise und zeitlich in größeren Abständen geschlossen werden. Deshalb war der Erwerb der beiden über jahrzehntelange Bestandspflege gesammelten Gelehrtenbibliotheken Gustav Radbruch (1878-1949) und Hermann von Mangoldt (1895-1953) aus deren Nachlässen im Jahre 1950 bzw. 1953 eine außerordentlich wertvolle Bereicherung des Buchbestandes. Weitere geschlossen erworbene Sammlungen besitzt die Bibliothek des BMJ nicht.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Bibliothek Radbruch

2.1 Die Bibliothek Radbruch wurde dank der Bemühungen des ersten Bundesministers der Justiz, Dr. Thomas Dehler, Anfang 1950 erworben. Sie steht separat. Sämtliche Bücher sind durch Exlibris gekennzeichnet. Einige Werke Radbruchs wurden vom Verkauf ausgenommen und verblieben bei der Witwe. Die Bibliothek umfaßt 1700 Titel und ca. 900 Broschüren und Sonderdrucke. Davon entfallen jeweils ein Titel auf das 16. und 17. Jh, 28 auf das 18. Jh und 251 auf das 19. Jh, der Rest ist neueren Datums.

2.2 Hervorhebung verdienen die vollständige Sammlung der Entscheidungen des Reichsgerichts in Strafsachen (RGSt) und eine Sammlung rechtswissenschaftlicher Zeitschriften (u. a. von Radbruch mit herausgegeben). Vertreten sind auch die Hauptwerke der bedeutenden Rechtsphilosophen und eine Reihe von Werken der bekanntesten Staatsrechtslehrer. Zur Strafrechtsdogmatik sind neben den gängigen Lehrbüchern der damaligen Zeit viele richtungsweisende Monographien (Alsberg, Beling, Bindung, Bunke, Ebermayer u. a.) vorhanden. Gesetzesentwürfe und Literatur zur Gesetzesreform (einmal mit eigenhändiger Begründung Radbruchs) sind ebenso vertreten wie Publikationen, die ihn angeregt und beeinflußt haben. Die Autoren reichen einerseits bis Julius Clarus (Alexandrinus) oder Cesare Beccaria zurück. Andererseits gehen die von seinem Lehrer Franz von Liszt (1851-1919) vermittelten und eigenständig von Radbruch weiter verfolgten Neuerungsgedanken vor allem im materiellen Strafrecht, im kriminalwissenschaftlichen Bereich, aber auch im Strafvollzug schon auf die Anfangszeit des Jhs zurück. Die bei der ersten Strafrechtsreform (1904) führenden Theoretiker und Praktiker sind mit einem Teil ihrer Werke ebenfalls in der Bibliothek vertreten. Schließlich sind Titel vorhanden, mit denen nach dem Ersten Weltkrieg die von ihm als Reichsjustizminister unterstützten Reformen aufgegriffen wurden. Zum Thema " Vorarbeiten, Entwürfe und Reformvorschläge" sind 61 Titel vorhanden; " Einzeldarstellungen zur Kriminologie" umfassen 33 Titel, " Strafvollstreckung und Strafvollzug" 59 Titel.

2.3 Zu den von Radbruch besonders verfolgten Themen (Abschaffung der Todes- und Zuchthausstrafe, Einführung sichernder und bessernder Maßregeln im Strafvollzug sowie bedingter Straferlaß) ist das dazugehörige Spezialschrifttum einschließlich der seinerzeit geführten rechtspolitischen Diskussion vorhanden (Schuldlehre: 17; Handlung(slehre): 25; Strafe und Strafarten: 28). Zur Abtreibungsproblematik (S 218) finden sich Publikationen von Autoren aus den verschiedensten politischen und religiösen Lagern. Ausländische Strafrechtsliteratur ist mit 120 Titeln vertreten. Die Gesamtzahl der zum Strafrecht, Strafverfahren und zur Kriminologie vorhandenen Titel beträgt 636. Die Rechtsphilosophie weist 138 Titel, das Staatsrecht einschließlich Verfassungslehre und -geschichte 190 Titel auf (darunter eine Pufendorf-Ausgabe von 1734).

2.4 Bei der nicht-juristischen Literatur (ca. ein Drittel des Bestandes) sind neben Kant-Literatur (24 Titel) Werke der kulturphilosophisch orientierten " südwestdeutschen Schule" des Neukantianismus und weitere Werke zur Philosophie und Pädagogik vorhanden. Zur Historiographie, der klassischen Philologie und der deutschen Literatur finden sich Werke, die Radbruchs literarische und künstlerische Neigungen widerspiegeln. Daneben ist Literatur zu sozialen Fragen und zum Sozialismus vorhanden. Bibliothek von Mangoldt

2.5 Die 1953 angekaufte Bibliothek wurde in den allgemeinen Bestand eingearbeitet. Der juristische Teil (nur dieser wurde erworben) bestand aus rund 1660 Bdn vornehmlich staats- und verwaltungsrechtlicher Literatur, überwiegend Buchveröffentlichungen des 20. Jhs. Daneben sind gängige Werke aus der Zeit vor 1900 vorhanden. Über die eigentlichen Fachgebiete hinaus gibt der Buchbestand einen Einblick in die vielseitigen wissenschaftlichen Interessengebiete von Mangoldts und erlaubt eine Rekonstruktion der Grundlagen für seine Tätigkeit als einer der Hauptkommentatoren zum Grundgesetz. Die Sammlung enthält 215 Dissertationen.

3. KATALOGE

3.1 Bibliothek Radbruch

Systematischer Katalog

[hschr.; 14 Hauptgruppen Rechtsliteratur, 9 Hauptgruppen Sonstiges]

Alphabetische Kurztitelliste

[mschr., Angaben zum Erscheinungsjahr oder Sonderdruckausgaben sind selten vermerkt]

Allgemeiner Alphabetischer Katalog

[enthält für die Sonderaufstellung ein vorangestelltes " R" vor der Signatur des Konvoluts]

3.2 Bibliothek von Mangoldt

Thematische Listen [nach 9 Fachgebieten]

Dissertationenliste

Die Bestände sind nicht im Zentralkatalog Nordrhein-Westfalen nachgewiesen.

Stand: Mai 1989

Franz Potthoff


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.