FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
 Home > Oesterreich > Burgenland > Eisenstadt

Burgenländische Landesbibliothek

Adresse. Landhaus, Freiheitsplatz 1, 7000 Eisenstadt
Telefon. (02682) 600 23 58 und 600 23 49
Telefax. (02682) 61 884
Bibliothekssigel. <1305>

Unterhaltsträger. Land Burgenland
Funktionen. Amtsbibliothek der Landesregierung; Studienbibliothek für die wissenschaftlichen Belange des Burgenlandes und Sammlung sämtlicher burgenländischer Druckschriften.
Sammelgebiete. 1. Allgemeine Sammelgebiete: Geschichte und Landeskunde des Burgenlandes, alle auf dem Gebiet des Burgenlandes erschienenen Druckschriften sowie alle Werke burgenländischer Autoren. Ferner Juridica, Theologie und Standardwerke wissenschaftlicher Literatur, insbesondere der historischen, Kultur- und Sozialwissenschaften. - 2. Besondere Sammelgebiete: Historische Hungarica, Herrschaftsgeschichte des burgenländischen Raumes, Geschichte der Türkenkriege, Franz Liszt (Materialien aus dem 20. Jh).

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Donnerstag 8-12 Uhr, 12.30-15.30 Uhr; Dienstag 8-12 Uhr, 12.30-18 Uhr; Freitag 8-12.30 Uhr. - Leihverkehr: ÖLV, internat. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergerät, Online-PC, Mikrofilm-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Buslinie ab Wien, Südtirolerplatz bzw. Bahnhof Wien-Mitte; Bahnverbindung ab Südbahnhof durchgehend oder Umsteigen in Neusiedl am See; ab Bahnhof Meidling bis Müllendorf, dann Bus nach Eisenstadt. - B 16, ab Ebreichsdorf A 3.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Nach der Aufnahme des Burgenlandes als neues Bundesland in die Republik Österreich und der Einrichtung der Landesregierung 1922 wurde noch im selben Jahr mit dem Aufbau einer Landesbibliothek begonnen. Die Bibliothek bildete mit dem Landesarchiv die Verwaltungsabteilung A 8 und befand sich in Sauerbrunn, dem damaligen Sitz der Landesregierung, in der Tannenblatt-Villa. Da die Landesbibliothek nicht an bestehende Sammlungen anschließen konnte und ein gewachsener historischer Bestand nicht existierte, setzte sich der Grundstock zunächst nur aus Dubletten der Österreichischen Nationalbibliothek und der Universitätsbibliothek Wien zusammen. Der Sammeltätigkeit des ersten Landesbibliothekars Paul Eitler waren in der wirtschaftlich angespannten Situation des neuen Bundeslandes finanzielle Grenzen gesetzt. Als die Bibliothek 1930 in das neuerbaute Landhaus nach Eisenstadt übersiedelte, umfaßte sie nach acht Jahren ihres Bestehens 2565 Bde. Erst danach konnten Erwerbs- und Sammeltätigkeit in großzügigerem Umfang begonnen werden.

1.2 Gemäß ihres Auftrages, alle Druckschriften zu Geschichte und Landeskunde des Burgenlandes zu sammeln, begannen die Bediensteten der Landesbibliothek nun auch mit dem Erwerb historischen Buchgutes. Allerdings sind darüber heute keine schriftlichen Aufzeichnungen mehr erhalten. Die Unterlagen der Verwaltung gingen im Zuge der militärischen Besetzung des Landhauses im Zweiten Weltkrieg verloren, als auf Anordnung der Besatzung im August 1945 die Bibliothek (damals rund 10.000 Bde) in aller Eile in das alte, leerstehende Leinner-Haus in der Rusterstraße übersiedelt werden mußte. Es ließ sich jedoch feststellen, daß ein Großteil des bereits vor 1945 vorhandenen historischen Bestandes aus der Bibliothek des Landesmuseums und aus mehreren kleineren Lehrerhand- und Schulbüchereien gespeist worden war.

1.3 Um dem Anspruch einer Studienbibliothek für die Erforschung der Geschichte des Burgenlandes, das durch eine mehr als tausendjährige Geschichte mit Ungarn verbunden ist, gerecht werden zu können, erwarb die Landesbibliothek in den folgenden Jahren vermehrt wissenschaftliche Werke über die Geschichte des ungarischen Königreiches bzw. seiner westlichen Komitate. Dabei wurde Buchgut auch antiquarisch angekauft. Ein Großteil dieser Werke ist in ungarischer Sprache verfaßt.

1.4 1972 konnten die Bestände der alten Bibliothek des traditionsreichen, 1845 begründeten Evangelischen Schulzentrums Oberschützen übernommen werden. Die Schwerpunkte dieser Sammlung von 2300 Bdn, im Gesamtbestand mit OS-Signatur gekennzeichnet, liegen in religiöser und Predigtliteratur, ädagogik sowie Ausgaben der Weltliteratur. Die universell ausgerichtete Bibliothek des Schriftstellers Ernst Joseph Görlich (1905-1973) mit 5384 Bdn fiel 1975 durch testamentarische Verfügung an die Landesbibliothek. Ein Fünftel dieser Werke ist vor 1900 erschienen. 1976 erfolgte der Ankauf der Bibliothek der Forschungs- und Kulturstelle der Österreicher aus den Donau-, Karpaten- und Sudetenländern mit 18.281 Bdn des 20. Jhs. Die Landesbibliothek verwahrt auch Teile der Bibliothek des 1875 gegründeten und 1918 aufgelösten Eisenstädter Casino-Vereines mit belletristischer und humoristischer Literatur des 19. Jhs in deutscher und ungarischer Sprache. Ein Teil dieser Sammlung ist in den Gesamtbestand eingegliedert, eine Anzahl restaurierungsbedürftiger Bände ist noch nicht katalogisiert.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Zählungen in Bänden erfolgten teilweise am Regal, teilweise nach den erhaltenen Eingangsbüchern. Die Angaben zu den Sachgruppen sind Titelzahlen. Innerhalb der Systematischen Übersicht, zu der auch der Schlagwortkatalog herangezogen wurde, sind Überschneidungen möglich, wenn ein Werk mehrere Sachgebiete berührt. Die Aufstellung folgt dem Numerus-currens-Prinzip.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Im Gesamtbestand von 89.823 Bdn sind 7767 Bde (8,5 Prozent) vor 1900 erschienen. Aus dem 16. Jh sind 11 Bde, aus dem 17. Jh 61, aus dem 18. Jh 935. Der Schwerpunkt des historischen Bestandes liegt mit 6760 Bdn (87 Prozent) im 19. Jh.

2.3 5124 Bde (66 Prozent) liegen in Deutsch vor. 1835 Bde (24 Prozent) in Ungarisch stammen beinahe ausschließlich aus dem 19. Jh, nur 28 Bde sind aus dem 18. Jh. 659 Bde (8,5 Prozent) in Latein entfallen hauptsächlich auf das 16. und 17. Jh. Der prozentuale Vergleich der Sprachenverteilung der Literatur des 18. und 19. Jhs ergibt für das 18. Jh 72 Prozent Deutsch, 24 Prozent Latein, 4 Prozent Ungarisch - für das 19. Jh 66 Prozent Deutsch, 6 Prozent Latein und 27 Prozent Ungarisch. In der großen Schwankung zwischen Ungarisch und Latein drückt sich das Festhalten an der Tradition des Lateinischen als Wissenschaftssprache im Königreich Ungarn aus. Weiters sind 53 Werke in französischer, 46 in altgriechischer, 25 in englischer, 7 in italienischer, je 2 in hebräischer und niederländischer, eines in japanischer Sprache und 13 Bde in slawischen Sprachen vorhanden. 65 Prozent des historischen Bestandes weisen Druckorte innerhalb der Monarchie auf, ein Viertel davon entfällt auf das Königreich Ungarn.

Systematische Übersicht

2.4 Das Hauptgewicht der Bibliothek liegt auf der Burgenländischen Landeskunde. Sie stellt 60 Prozent des historischen Bestandes, das sind ca. 3000 Titel in 4660 Bdn. Hierzu zählen wissenschaftliche und deskriptive Werke über das historische Gebiet, aus dem 1921 das Burgenland erwuchs. Also finden sich darunter historische Abhandlungen, Reise- und Landschaftsbeschreibungen, politische Literatur, Biographien und Genealogien, aber auch Juridica, Militaria und Theologica, sofern ein deutlicher regionaler Bezug zu orten ist. Auch Beschreibungen des gesamten Königreiches Ungarn oder Berichte über die Türkenbelagerung Wiens, die das Gebiet des heutigen Burgenlandes mitberücksichtigen, sind hier zu nennen, z. B. Ortelius redivivus et continuatus: oder der ungarischen Kriegsempörungen Historische Beschreibung (1665) oder Articuli Universorum statuum inclyti regni hungariae (Pottendorf 1668). Rund die Hälfte (1500 Titel) dieses Bestandes sind Hungarica. Als Austriaca, die die westungarischen Grenzgebiete oder deren Angelegenheiten mitbehandeln, sind rund 750 Titel zu betrachten. Etwa 500 Titel Austro-Hungarica betreffen thematisch die gesamte Monarchie, während sich ca. 270 Titel als eigentliche Burgenlandensia thematisch auf das Gebiet des heutigen Burgenlandes beschränken.

2.5 Die theologische Literatur umfaßt 675 Titel. Davon betreffen 391 Werke die katholische, 284 die lutherisch reformierte Kirche. Letztere stammen zum Großteil aus der Schulbibliothek von Oberschützen. 111 dieser Werke sind lateinisch, 198 ungarisch, 4 in anderen Sprachen verfaßt (2 hebräische und 2 griechische Bibeln). Mit 180 Titeln liegt eine deutliche Gewichtung auf den Predigtbüchern (Petrus Lossius' Arbor vitae, 1667). Weiters sind ein größerer Bestand zur Exegese und mehrere Andachts- und Erbauungsbücher bzw. Werke zur Wallfahrt vorhanden, z. B. Alexius Jordánskys Kurze Beschreibung der Gnadenbilder der seligsten Jungfrau Mutter Gottes Maria, welche im Königreich Hungarn, und der zu demselben gehörigen Theile und Ländern öffentlich verehrt werden (Preßburg 1836). Die Werke von Ignaz Aurel Feßler (1756-1839), des in Zurndorf im heutigen Burgenland geborenen Kirchenmannes, liegen in mehreren Ausgaben vor.

2.6 331 Titel entfallen auf Genealogie (Stammbäume, Almanache, Sammlungen von Biographien), Heraldik und Familiengeschichte des Adels. 172 dieser Titel sind deutschsprachig, 148 ungarisch und 11 lateinisch. Neben den überwiegenden Habsburgensia herrschen Werke über die burgenländischen Adelsfamilien, die Batthyány, Erdödy und Nádasdy, vor. Das Haus Esterházy ist mit 34 Titeln zur Familiengeschichte zu nennen, z. B. Trophaeum nobilissimae ac antiquissimae domus estorasianae (Wien 1700). Mitglieder dieser Adelsfamilie sind auch als Autoren diverser Schriften anderer Fachgebiete, wie zwei mariologischen Werken des 17. Jhs von Paulus Estoras, vertreten. Dieses Sammelgebiet wird durch antiquarische Ankäufe gezielt erweitert.

2.7 Literatur zu den Türkenkriegen ist ein für das Burgenland besonders bedeutsames Sammelgebiet. Die 318 Werke reichen von zeitgenössischen Beschreibungen von Kriegszügen und Schlachten über die historische Rezeption bis zum Ende des 19. Jhs. Auch unter den Militaria nehmen die Türkenkriege eine Sonderstellung ein. 236 Titel sind deutsch, 39 ungarisch, 37 lateinisch und 6 in anderen Sprachen. Auch dieser Bestand wird noch erweitert.

2.8 Die vorwiegend die ungarische Reichshälfte der Monarchie betreffenden Juridica zählen 240 Titel. Statistische Materialien der königlich-ungarischen Komitatsverwaltungen, vorwiegend aus dem letzten Drittel des 19. Jhs, liegen mit 144 Titeln vor, 192 Werke sind Landschafts- und Reisebeschreibungen mit ethnographischer Ausrichtung (ausschließlich des zur Landesgeschichte zählenden nachmalig burgenländischen Gebietes), darunter Pietro Liones L'origine del danubio (Venedig 1685). 156 Titel der zweiten Hälfte des 19. Jhs sind politisches Schrifttum. Belletristik, teilweise durchsetzt mit religiöser Erbauungsliteratur, ist mit rund 400 Titeln vertreten. Etwa 150 Titel zählen zur literaturwissenschaftlichen Sekundärliteratur, beinahe ebenso groß ist die Anzahl der Biographien. Die Naturwissenschaften sind mit 190 Titeln vertreten.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Nominalkatalog

[Zettelkatalog nach Hausregeln, seit 1972 geführt]

Schlagwortkatalog

[Zettelkatalog nach Hausregeln]

Online-Katalog [Bibos 1]

Zeitschriftenbestände sind in der Österreichischen Zeitschriftendatenbank nachgewiesen.

3.2 Historischer Katalog

Systematischer Bandkatalog

[hschr., nach Hausregeln, geführt von 1934 bis 1972]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Archivalien zur Gründung der Bibliothek und einzelnen Geschäftsgängen befinden sich im Burgenländischen Landesarchiv.

Unterlagen zur Erwerbung vor 1945 sind Kriegsverlust.

4.2 Darstellungen

Ernst, August: 50 Jahre Burgenländische Landesbibliothek. In: Burgenländische Heimatblätter 34 (1972) Heft 2, S. 49-65

Semmelweis, Karl: 40 Jahre Burgenländische Landesbibliothek. In: Burgenländische Heimatblätter 24 (1962) Heft 3, S. 97-104

Semmelweis, Karl: Der Buchdruck auf dem Gebiet des Burgenlandes bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts (1582-1823). Eisenstadt 1972 (Burgenländische Forschungen, Sonderheft IV) [mit Hinweisen auf Bestände der Bibliothek]

Stand: Dezember 1991

Jakob Michael Perschy


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
'''Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003. '''