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Bibliothek in der Christuskirche

Adresse. Superintendentur Eisfeld-Hildburghausen, Schleusinger Str. 19, 98646 Hildburghausen [Karte]
Telefon. (03685) 70 66 02
Telefax. (03685) 70 66 02

Unterhaltsträger. Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Hildburghausen
Funktion. Spezialbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie des 16. bis 19. Jhs, Stadtgeschichte Hildburghausens und des Herzogtums Sachsen-Hildburghausen.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Vereinbarung. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung erwünscht. - Vom Bahnhof Hildburghausen Fußwegnähe (ca. 15 Minuten). - A 4 (E 40), Ausfahrt Erfurt-West; A 70 (E 48), Ausfahrt Hallstadt, B 4 bis Eisfeld, B 89. Parkplatz " An der Stadtmauer".

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die ältesten Bestände der Sammlung stammen aus der St. Lorenz-Kirche, die beim Stadtbrand vom 19. August 1778 völlig zerstört wurde. Die Sakristei im Unterstock des Turmes hielt jedoch dem Druck der Flammen stand, so daß die dort untergebrachte Kirchenbibliothek keinen Schaden erlitt. 1781 wurde die Kirche neu aufgebaut, ihre Einweihung als Stadtkirche (bis 1826 auch Landeskirche) erfolgte am 24. November 1785. Sie erhielt den Namen Christuskirche.

1.2 Die Bibliothek der St. Lorenz-Kirche entstand in der zweiten Hälfte des 16. Jhs, möglicherweise gehen ihre Anfänge aber schon bis in das Jahr 1530 zurück, als der Pfarrer Johann Weybringer († 1572) auf Empfehlung Luthers sein Amt antrat ( s. u. 2.11). Aus der Provenienz des Coburger Superintendenten Maximilian Mörlin (1516-1584) ist ein Band mit der Jahresangabe 1561 vorhanden. Zum Kernbestand der Kirchenbibliothek gehörten die deutschsprachige Ausgabe des Corpus Doctrinae Christianae (Jena 1570; auf dem Einband 1570) und die Apologia (Dresden 1584; Einband: Hiltburgkhaussen 1585). Für 1618 und 1619 sind Anschaffungen aus dem " Gotteskasten" belegt, für 1722 die Reparatur von Büchern. Die Bibliothek besaß ein eigenes Signet, ähnlich dem Exlibris der Schloßbibliothek. Rudolf Armin Human ( s. u. 4) gibt den Umfang der Kirchenbibliothek von St. Lorenz für das 18. Jh mit etwa 100 Bdn an: 59 Foliobände (Altenburger, Jenenser, Eislebener und Wittenberger Lutherausgaben, mehrere Kirchenordnungen, Werke der Symbolik), 27 Quartbände (meist exegetische Schriften) und 11 Oktavbände (Erbauungsliteratur). Aus der Stiftung des Hofverwalters und Postmeisters Johann Wilhelm Brunnquell (1656-1730) konnten weitere Werke angeschafft werden.

1.3 Um 1880 zählte die Sakristeibibliothek in der Christus-Kirche 347 Nummern. Human nennt in seiner Chronik ( s. u. 4) als Autoren u. a. Erasmus, Luther, Hieronymus Weller (1558), Lucas Osiander (1585), Andreas Musculus (1611), Johann Arndt (1625), Georg Calixt (1638), Abraham Calovius (1662), Friedrich Lanckisch (1677), Martin Geier (1709) und Johann Franz Buddeus (1711). Außerdem führt er Agenden und Gesangbücher, Regierungsblätter und Kirchenzeitungen auf. Erwähnenswert schien ihm die von der Heldburger Festung übernommene " Blitz-Bibel" ( s. u. 2.6).

1.4 Im Jahre 1838 stiftete Ernst Christian Friedrich Oberländer (1762-1838) ehemals " Tertius" an der Stadtschule Hildburghausen und Lehrer am Seminar, seit 1804 Pfarrer in Veilsdorf seine umfangreiche Bibliothek der Stadtkirche und dem Gymnasium, wofür ihm die Gemeinde ein Denkmal errichtete. Weil er wünschte, daß der Bestand nicht zersplittert würde, sondern als Ganzes fortbestünde, sollte die Stadtkirche sämtliche theologischen Werke erhalten und das Gymnasium falls es aufgelöst würde, die Bürgerschule alle übrigen Bücher, Kupferstiche und dergleichen. Den Geistlichen der Diözese und besonders den Pfarrern zu Veilsdorf sollte die Benutzung der theologischen Werke gestattet sein. Der dem Gymnasium gestiftete Teil (ältere historische und pädagogische Werke und Klassikerausgaben) umfaßte 1688 Bde (s. Hildburghausen, Bibliothek im Gymnasium Georgianum). Die etwa 600 Bde theologischer Literatur die Philologica waren 1876 ebenfalls dem Gymnasium übergeben worden ( s. u. 4, Human, Chronik, S. 393) wurden als geschlossene Sammlung hinter dem " Fürstenstand" der Kirche aufgestellt. Wie die Eintragungen in den Bänden belegen, war Oberländer ein sachkundiger Sammler.

1.5 Im Jahre 1824 erhielt die Stadtkirchenbibliothek 4 Bücher aus der aufgelösten Hugenotten-Kirche, " der ersten und einzigen in den Sächsischen Landen Ernestinischer Linie", die 1721 für die zwölf französischen Emigranten-Familien, die sich in Hildburghausen niedergelassen hatten, erbaut worden war. Mit der Schließung der Hofkirche kamen 1847 Teile ihrer Bibliothek (Bibeln, Kirchenordnungen und Agenden) an die Stadtkirche. Bei der Aufteilung der ehemaligen jüngeren Schloßbibliothek (1886) wurde auch die Stadtkirche bedacht. Weiteren Zuwachs erfuhr die Bibliothek im 19. Jh durch Bestände aus der Bibliothek der Herzoglich Sachsen-Meiningischen Ephorie Hildburghausen (um 1812), aus Sammlungen von Lesezirkeln (um 1839), aus der sieben Orte umfassenden Bibliothek der Lesevereine, der Bibliothek des Bezirkslehrer-Vereines Hildburghausen, der Bürgerschule Hildburghausen, der Lehrerbibliothek des Gymnasiums, der Schule Mupperg, der älteren Volksbibliothek Hildburghausen und aus der " Bibliothek Dr. L. Nonne".

1.6 Im Jahre 1909 wurden die beiden Hildburghäuser evangelischen Gemeinden vereinigt. Die Bestände aus der 1774 eingeweihten Neustädter Kirche, der sogenannten Waisenkirche (seit 1921 Apostelkirche), wurden ebenfalls der Bibliothek in der Stadtkirche übergeben. Es handelte sich insgesamt um 570 Nummern, die 8 Abteilungen zugeordnet waren (Vereine, Erbauung, Kirchenpolitik, Exegetik, Theologie, Zeitschriften, Kirchenrecht, Weltliche Literatur).

1.7 Nach dem Tod des Kirchenrates, Chronisten, Heimatforschers und (von 1901 bis 1920) Superintendenten Rudolf Armin Human (1843-1923) gelangte 1923 ein Teil seines Nachlasses in die Kirchenbibliothek, darunter auch Bücher aus seiner Studienzeit. Von 1855 bis 1863 hatte er das Hildburghäuser Gymnasium besucht und anschließend in Erlangen und Leipzig Theologie, Jura, Philosophie und orientalische Sprachen studiert. 1866 trat er in den Dienst der Sachsen-Meiningischen Landeskirche. Von 1895 bis 1923 war Human Vorsitzender des Vereins für Sachsen-Meiningische Geschichte und Landeskunde, seine Forschungen schlugen sich in zahlreichen Aufsätzen zur Stadt- und Landesgeschichte und in der 1886 veröffentlichten Stadtchronik nieder. Die Kirchenbibliothek übernahm aus seinem Nachlaß die theologischen, pädagogischen und historischen Werke sowie einschlägige Manuskripte und Materialien.

1.8 Einige Bände stammen aus der Stadtkirche Heldburg, deren Bibliothek nach einer Einbandprägung bereits um 1655 bestand. " Aus dem Bücherschranke Joh. Christoph Gendners aus Heldburg", der 1778 erster Hof- und Stadtdiakon in Hildburghausen und seit 1792 bis zu seinem Tod im Jahre 1815 Superintendent in Eisfeld war, sind zahlreiche Bände vorhanden.

1.9 Die aus den genannten Quellen gebildete Bibliothek ist im ehemaligen " Fürstenstand" der Kirche, auch " Fürstenloge" genannt, aufgestellt. Seit 1964 sind Erschließungsarbeiten im Gange, die 1992/93 zu einem ersten Abschluß führten. Auch in Zukunft wird der Bestand durch Geschenke und Übernahmen ergänzt werden.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Von ca. 5200 Bdn Gesamtbestand gehören 4721 (90,1 Prozent) zum historischen Bestand: 16. Jh 147 Bde (3,1 Prozent), 17. Jh 470 (10 Prozent), 18. Jh 1589 (33,6 Prozent), 19. Jh 2515 (53,3 Prozent). Hiervon sind 4346 Bde (92,1 Prozent) deutschsprachig, 331 Bde (7 Prozent) in Latein, 12 Bde in Englisch und 32 Bde in sonstigen Sprachen.

2.2 Hinzu kommen 8 Inkunabeln, darunter Dialogi (Augsburg: Johann Wiener, um 1475/59; GW 11396) von Papst Gregor I., Expositio Psalterii (Basel: Johannes de Amerbach 1491; GW 6163) des Cassiodor, De passione Christi (Hagenau: Henricus Gran 1498) des Guillermus Parisiensis und Summa de veritate (Köln: Heinrich Quentell 1499; H 1421) des Thomas von Aquin.

Systematische Übersicht

2.3 Zur Gruppe " Geschichte, Heimatgeschichte, Kirchengeschichte, Biographien" wurden 918 Bde zusammengefaßt (17,9 Prozent; 16. Jh 22, 17. Jh 78, 18. Jh 227, 19. Jh 591). Vorhanden sind die Hennebergische Chronica (Straßburg 1599) von Cyriakus Spangenberg, Historien und Bücher (Straßburg 1630) des Flavius Josephus, die Untersuchung theologischer Streitigkeiten (Halle 1759-1760) und die Geschichte der Religionspartheyen (Halle 1766) von Siegmund Jacob Baumgarten und Christliche Alterthümer (Breslau 1768-1769) von Anthony Blackmore (recte von Joseph Bingham), mit einer Vorrede von Friedrich Eberhard Rambach. Erwähnenswert sind weiterhin die Vollständige Kirchengeschichte des Neuen Testaments (Heilbronn und Rothenburg o. d. T. 1770-1788) von Johann Lorenz von Mosheim, die Kurze Geschichte der Remonstranten (Lemgo 1781-1784) von Jakob Regenboog und die anonyme Vollständige Geschichte der Hußiten seit der Hinrichtung Johann Hußens bis auf die gänzliche Vertilgung aller Protestanten im Königreich Böhmen (Leipzig 1783).

2.4 Ueber den Einfluß des vormaligen Petersklosters Benedictiner-Ordens zu Erfurt (Erfurt 1804) auf die religiös-moralische und wissenschaftliche Kultur berichtete Placidus Muth, der die Schrift der Herzogin Charlotte von Sachsen-Hildburghausen widmete. Muth (1753-1821) war der letzte Abt des Klosters und von 1796 bis 1800 Rektor der Erfurter Universität. Das Handbuch der protestantischen Polemik gegen die römisch-katholische Kirche (Leipzig 1865) von Karl Hase ist mit handschriftlichen Kommentaren von Human versehen.

2.5 Zur Ortsgeschichte ist zahlreiches Kleinschrifttum vorhanden, u. a. Einige Worte bey der Einweihung des Israelitischen Bethauses am 30. August 1811 zu Hildburghausen (Hildburghausen 1811) von Josef Mich[ael] Hirsch. Seßhafte Juden gab es in Hildburghausen nachweislich seit 1331, eine Gemeinde seit 1720.

Unter den Biographien sind hervorzuheben die Vitae theologorum Altorphinorum (Nürnberg und Altdorf 1722) von Gustav Georg Zeltner, die Kurtz-gefaßte Historie der gedruckten Bibel-Version und andern Schriften D. Mart. Lutheri, In der Beschreibung des Lebens und Fatorum Hanns Luffts (Nürnberg und Altdorf 1727), erläutert durch Gustav Georg Zeltner, und das Denkmal der schuldigen Hochachtung und Liebe gestiftet ...

Herrn D. Gotthilf August Francken (Halle 1770) von Johann Georg Knapp.

2.6 Theologie und Religionswissenschaft sind mit 344 Bdn vertreten (7,3 Prozent; 16. Jh 27, 17. Jh 64, 18. Jh 132, 19. Jh 121), hinzu kommen 115 Dissertationen überwiegend theologischen Inhalts (16. Jh 48, 17. Jh 67). Vorhanden sind die Concordia (Tübingen 1580) und die deutschsprachige Jenaer Lutherausgabe. Bei dem im Volksmund als " Blitz-Bibel" bezeichneten Buch handelt es sich um einen Band der Altenburger Lutherausgabe, Der Siebend Theil aller Deutschen Bücher und Schrifften ... Martini Lutheri (Altenburg 1652). Er enthält den Eintrag des Amtsverwalters Andreas Dürfeldt († 1699) über das Gewitter am 25. Juli 1680, als der Blitz in der Amtsstube des Schlosses von Heldburg " diesen Siebenten Tomum Lutheri dergestaldt, wie vor Augen ist", traf.

2.7 Das Exemplar des Theologischen Sünden und Laster Systema (Hildburghausen und Jena 1691) des Hildburghäuser Superintendenten Johann Reinhard (1645-1691) enthält das Exlibris von S[ophia] A[lbertine], der Gemahlin von Herzog Ernst Friedrich I., und den Namenszug ihrer Tochter Sophie Charlotte (1685-1710). Philipp Jacob Speners Schriften sind in zahlreichen Ausgaben überliefert. Vorhanden sind ferner Gottfried Arnolds Historie und Beschreibung Der Mystischen Theologie (Frankfurt a. M. 1703) und Joachim Langes Licht und Recht (Halle und Leipzig 1732-1739).

2.8 Ehregott Nikolaus Bagge, Mitglied der Deutschen Gesellschaft zu Jena und der Societas Latina Jenensis, stellte Die Kraft des Todes Jesu in der Taufe (Jena 1766) am Beispiel der 1766 erfolgten Taufe von Salomon Moses aus Hamburg dar. Vorhanden sind die Briefe über die systematische Theologie zur Beförderung der Toleranz (Erfurt 1770-1771) von Carl Friedrich Bahrdt, Gedanken über den Babylonischen Stadt- und Thurmbau (Hildburghausen 1774) von Wilhelm Friedrich Hetzel und die Abhandlung Von dem Uebernatürlichen in den Gnadenwirkungen (Erlangen 1775) von Johann Zacharias Leonhard Junckheim. Die dem König Friedrich I. von Württemberg gewidmete Schrift 666 das apokalyptische Geheimniß, Offenbahrung Johannis XIII aufgeschlossen (Hildburghausen 1813) verfaßte Johann Andreas Genßler (1748-1831), Superintendent in Hildburghausen.

2.9 Herders und Lavaters Schriften gehen auf die Sammlung Oberländer zurück. Zu erwähnen sind Herders Erläuterungen zum Neuen Testament aus einer neueröffneten morgenländischen Quelle (Riga 1775) und Lavaters Jesus Messias, oder die Zukunft des Herrn. Nach der Offenbarung Johannes (Zürich 1780) sowie dessen Pontius Pilatus, Oder: Die Bibel im Kleinen und Der Mensch im Großen (Zürich 1782). Aus derselben Provenienz stammt die Mischnah oder der Text des Talmuds (Onolzbach 1760-1763), hrsg. und übersetzt von Johann Jacob Rabe.

2.10 Bibeln, Bibel-Teilausgaben und Bibel-Kommentare zählen 466 Bde (9,9 Prozent; 16. Jh 18, 17. Jh 82, 18. Jh 236, 19. Jh 130), darunter Das Alte Testament mit fleyß verteutscht (Nürnberg 1524) mit Illustrationen von Hans Springinklee, eine Lüneburger Stern-Bibel von 1650 mit verziertem Schnitt und Endter-Bibeln von 1674, 1708, 1710 und 1716. Eine weitere Ausgabe von 1788 wurde von Prinzessin Charlotte (1787-1847) anläßlich ihrer Konfirmation am 21. April 1803 der Schloßkirche gestiftet. Zwei Tübinger Bibeln stammen aus den Jahren 1729 und 1730, die Bibel-Prachtausgabe des Bibliographischen Instituts erschien in Hildburghausen und New York (1830-1831).

2.11 Aus der Brunnquellschen Stiftung ( s. o. 1.2) wurde 1759 das Novum Testamentum, harmonicum ... pro verbi dei et linguarum cultoribus editum (Nürnberg 1602) von Elias Hutter angeschafft, das Werk Concordantiae Bibliorum (Hannover 1618) wurde 1621 für die Kirchenbibliothek gebunden. Der Prophet Daniel Deudsch (Wittenberg 1530) enthält auf dem Titelblatt Luthers handschriftliche Widmung " M Johanni Weybringer Sui hospiti M Luther". Im Rahmen der ersten Kirchenvisitation 1528/29 hatte der Reformator 1529 den Pfarrer Johann Weybringer nach Hildburghausen empfohlen. Vorhanden sind außerdem Ecclesiastes oder Prediger Salomonis (Wittenberg 1563), ausgelegt durch Luther und übersetzt durch Justus Jonas, ein Commentarius super illustre propheti Jesaiae (Hamburg und Frankfurt a. M. 1695) von Sebastian Schmidt, der 1698 aus Mitteln des Hildburghäuser " Gotteskastens" angekauft wurde, ferner Die Psalmen Davids (Hildburghausen 1762, mit Kupfern und Noten) von Johann Matthäus und Der Bericht des Matthäus (Markus, Lukas, Johannes) von Jesu dem Messia (Altona 1792-1797), übersetzt von Johann Adrian Bolte.

2.12 Zu den ältesten Drucken in der Gruppe " Gesangbücher, Gebetbücher und Noten" (148 Bde, 3,1 Prozent; 17. Jh 12, 18. Jh 42, 19. Jh 94) gehört das Christliche Bet-Büchlein (Gotha 1664) von Salomon Glass. Von dem Hildburghäusischen Gesang-Buch sind u. a. die Ausgaben 1703, 1734, 1741, 1760, 1763 und 1768 vorhanden. 1797 wurde es von Genßler und Ernesti neu ediert, beide hatten die Lieder dem Zeitgescck angepaßt und verflacht. Das seit 1807 gebräuchliche Reform-Gesangbuch enthielt zahlreiche Lieder des Hildburghäuser Regierungs- und Konsistorialrates Johann Christian Wagner (1747-1825). Es folgten die Ausgaben 1824, 1825, 1832, 1840, 1860, 1872, Anhang 1874, 1888, 1891, 1895 und 1899. Weitere Hildburghäuser Liederdichter waren der Generalsuperintendent Siegmund Basch (1700-1771; im Amt 1751-1756) und dessen Nachfolger Philipp Ernst Kern (1719-1776; im Amt 1759-1776) sowie Johann Georg Pfranger (1745-1790) und Michael Heinrich Reinhard (1676-1732), der von 1701 bis 1713 Rektor der Stadtschule war.

2.13 Die Gruppe " Predigten, Rhetorik, Erbauung" umfaßt 762 Bde (16. Jh 21, 17. Jh 109, 18. Jh 306, 19. Jh 326). Vorhanden sind die Postilla (Jena 1616; Einband: Kirche Hildburghausen 1618) von Johann Arndt, der Hochzeits-Redner (Leipzig 1700) von Georg Gottlob Pitzscnn, Der Redner, wie er auf die natürlichste und leichteste Weise zu bilden sey (Leipzig 1748) von Johann Friedrich Mayen und Geistliche Reden bey ausserordentlichen Fällen ... (Hildburghausen 1756) von Wilhelm Brunnquell. Weiterhin liegen vor die Anrede bei der Taufe eines Juden ( Wien 1785) von Johann Georg Fock und Kanzelvorträge zum Gebrauch bei Leseleichen (Nürnberg 1787-1790) von Johann Wilhelm Rose. Von den Vierteljährigen Mittheilungen aus den Arbeiten des Prediger-Vereins im Neustädter Kreise sind Bd 1 bis 4 (1824-1827) vorhanden.

2.14 Zur Erbauungsliteratur gehören die Segens-vollen Fußstapfen von August Hermann Francke (Halle 1709), die Evangelische Jesus-Schul (Nürnberg 1710) des Regensburger Predigers Philipp Ehr[e]nreich Wider, Sechs geistreiche Bücher vom Wahren Christenthum (Lemgo 1712) von Johann Arndt und dessen Viel-vermehrtes geistliches Paradis-Gärtlein (Lemgo 1713). Zur Befestigung des Glaubens verfaßte Christlieb Re(t)zendorf sein Dreyfaches Kleeblatt (Altdorf 1741), die Väterliche Warnung an die der Theologie ergebene studirende Jugend von dem Herrenhutischen Kirchenwesen und Mißionswercke wurde von Joachim Lange als Anhang zur Schrift Lebenslang (Halle und Leipzig 1744) herausgegeben. Weiterhin liegen vor der Triumph vor dem Todten-Bette (Hildburghausen 1764) von Philipp Ernst Kern, Kurze und zur Erbauung eingerichtete Einleitung in die Christliche Glaubens- und Sittenlehre (Hannover 1786) von Johann Friedrich Jacobi und Der frohe Landprediger (Lobenstein 1804) von Gottfried Benjamin Eisenscdt. Georg Friedrich Seiler zählt zu den häufig vertretenen Autoren.

2.15 Die Bereiche Recht, Kirchenrecht und Liturgie umfassen 423 Bde (8,7 Prozent; 16. Jh 4, 17. Jh 29, 18. Jh 86, 19. Jh 304). Vorhanden sind ein Sachsenspiegel (Leipzig 1561), eine Agenda (Jena 1600) und ein Agend-Büchlein für die Nürnbergischen Kirchendiener in der Stadt und auf dem Lande (Nürnberg 1755). Adrian Beiers Sigillo confessionis, Von Geheimhaltung der Ohren-Beicht (Jena 1675) ist mit Joachim Schnobels Disputationes juridicae ad quinquaginta libros pandectarum (Jena 1658) zusammengebunden, die handschriftliche Anmerkungen aufweisen.

2.16 Die auf Befehl des Herzogs Ernst von Sachsen erneut herausgegebenen, das Kirchen- und Schulwesen betreffenden Ordnungen (Hildburghausen 1685) sind mit einem kostbaren silberbeschlagenen Einband versehen. Aus der Provenienz Rudolf Armin Human stammt das Ius ecclesiasticum protestantium usum hodiernum iuris canonici (Halle 1738-1744) von Justus Henning Boehmer, die Ausführlichere Anleitung für angehende Geistliche zur weisen und gewissenhaften Verwaltung ihres Amtes (Leipzig 1792) verfaßte Johann Georg Rosenmüller, Jean-Baptiste Says Darstellung der Nationalökonomie oder der Staatswirthschaft (Bd 2, Heidelberg 1818) wurde von Carl Eduard Morstadt aus dem Französischen übersetzt.

2.17 Zur Philosophie und Psychologie sind 244 Bde im Bestand (5,2 Prozent; 16. Jh einer, 17. Jh 5, 18. Jh 167, 19. Jh 71), darunter der Antimelancholicus oder Melancholey-Vertreiber (Leipzig 1691) von August Pfeiffer und die Historie Der Heydnischen Morale (Jena 1714) von Gottlieb Stolle, der von 1714 bis 1716 der erste Direktor des Fürstlichen Gymnasiums Ernestinum zu Hildburghausen war. Der größte Teil der philosophischen Schriften stammt aus dem Vorbesitz von Oberländer, darunter Essay de Theodicée oder Betrachtung Der Gütigkeit Gottes (Amsterdam 1720) von Leibniz, Vernünftige und schriftmäsige Gedanken vom Tode (Jena und Leipzig 1749) von Johan(n) Ernst Schubert, Von der Verpflichtung der Menschen, die Wahrheit zu reden (Göttingen 1750) von Johann David Michaelis, ein Beweis, daß die Menschliche Seele ewig lebt (Halle 1754) von Georg Friedrich Meyer, die Gewißheit der Geister, gründlich erwiesen durch unleugbare Historien (Nürnberg 1755) von Richard Baxter, Auserlesene Moralische Schriften von Plutarch (Zürich 1769-1774) und Erste Gründe der philosophischen Sitten-Lehre (Jena 1762) von Johann Georg Darjes.

2.18 Im Bestand sind der Analytische Versuch über die Seelenkräfte (Bremen und Leipzig 1770-1771) von Charles Bonnet, die Versuche über die Geschichte des Menschen (Leipzig 1774-1775) von Henry Lord Home und die Aussichten in die Ewigkeit (Markbreit 1775) von Johann Caspar Lavater. Außerdem sind vorhanden Betrachtungen über die vornehmsten Wahrheiten der Religion an Se. Durchlaucht den Erbprinzen von Braunschweig und Lüneburg (Braunschweig 1776) von Johann Friedrich Wilhelm Jerusalem und dessen Nachgelassene Schriften (Braunschweig 1792-1793) sowie Salomos Moral (Berlin und Stralsund 1782) von Daniel Philipp Troschel, Salomos Weisheit (Jena 1785) von Johann Gottfried Hasse, Adjunkt an der Philosophischen Fakultät Jena, und das Handbuch der Moral für den Bürgerstand (Halle 1790) von Carl Friedrich Bahrdt. Die Schrift Zweifel über die Kantischen Begriffe von Zeit und Raum (Nürnberg 1788) stammt von Adam Weishaupt, Ueber das Fundament des philosophischen Wissens von Carl Leonhard Reinhold (Jena 1791). Eine Kleine Seelenlehre für Kinder (Braunschweig 1791) schrieb Joachim Heinrich Campe, die Vorlesungen über die Pflichten und Rechte der Menschen (Gotha 1791-1792) des Gothaer Publizisten Rudolph Zacharias Becker fanden breite Resonanz. Vorhanden sind weiterhin Kants Zum ewigen Frieden (Königsberg 1795) und Fichtes Das System der Sittenlehre nach den Principien der Wissenschaftslehre (Jena und Leipzig 1798).

2.19 Der Gruppe " Sprache, Literatur, Kunst, Musik" gehören 169 Bde an (16. Jh 4, 17. Jh 12, 18. Jh 89, 19. Jh 64). Der Bestand enthält u. a. Latium in compendio, Oder Der Geschwinde Latiner (Altenburg 1736) von Christian Heinrich Weiße und Der geschwinde Hebräer (Leipzig und Eisenach 1741) von Johann Traugott Leberecht Danz. Die Anleitung zur Historie der Gelahr[t]heit (Jena 1727) stammt von Gottlieb Stolle. Zu nennen sind ferner Martin Opitz' Teutsche Gedichte (Frankfurt a. M. 1746), John Miltons Wieder-erobertes Paradies, nebst desselben Samson (Basel 1752), eine Sterbe-Bibel in Poesie und Prose (Königsberg 1763) von dem Mohrunger Diakon Sebastian Friedrich Trescho und der Preiß der Gerechtigkeit und Menschenliebe (Basel 1768) von Voltaire. Der aus dem Meiningischen stammende Pfarrer zu Schweina Johann Christian Hörning gab anonym Nichts von ohngefähr (verschiedene Auflagen, Magdeburg und Helmstedt 1768-1770) und Etwas von Ohngefähr (Frankfurt a. M. und Leipzig 1769) heraus, Poetische Gebete für Prediger (Coburg 1798) veröffentlichte Johann Ludwig Tobias Zizmann. Das Reformationsbüchlein (Hildburghausen 1817), eine Erzählung für Kinder von Ludwig Nonne, ist auch in Ausgaben von 1818 und 1832 vorhanden. Unter dem Titel Des Dorfpfarrers Feierstunden (Hildburghausen 1852) erschienen Gedichte von Johannes Hauck, einige davon in Hildburghäuser Mundart.

2.20 200 Medaillen oder Schaumünzen und Bildnisse sind in Christian Junckers Werk Das Guldene und Silberne Ehren-Gedächtniß Des Theuren Gottes-Lehrern D. Martini Lutheri (Frankfurt a. M. und Leipzig 1706) zusammengestellt. Aus Oberländers Bibliothek stammen Lessings Untersuchung Wie die Alten den Tod gebildet (Hannover 1774), die Archaeologie der Baukunst der Griechen und Römer (Weimar 1801) von Christian Ludwig Stieglitz, die mit Lithographien ausgestatteten Sinnbilder und Kunstvorstellungen der alten Christen (Altona 1825) von Friedrich Münter und die Abhandlung Ueber die Musik der alten Hebräer (Erlangen 1779) von August Friedrich Pfeiffer.

2.21 Die Literatur zum Schulwesen, zur Pädagogik und zur Katechetik umfaßt 282 Bde (6 Prozent; 16. Jh 2, 17. Jh 6, 18. Jh 100, 19. Jh 174). Vorhanden ist u. a. Johann Jacob Rambachs Wohl-unterrichteter Catechet (Jena 1739). Die Treue Hirten-Sorge vor die Lämmer (Jena 1740) von dem Oberweißbacher Pfarrer Johann Paul Friedel ist ein Lehrbuch. Christian Fürchtegott Gellert übersetzte Jacob Saurins Schrift Kurzer Begriff der Christlichen Glaubens- und Sittenlehre in Form eines Catechismus (Chemnitz 1749) aus dem Französischen, die Rechtgläubige Lehre (Riga 1770) von Jeromonach Platon, Erzbischof zu Moskau, wurde als Lehrbuch für den russischen Großfürsten Paul Petrowitsch verfaßt. Georg Friedrich Seiler machte sich Von der frühen Bildung künftiger Prediger einige Gedanken (Erlangen 1773). Die Bibliothek besitzt 3 Auflagen der Schrift Der Taubstumme und seine Bildung von Johann Daniel Heil (Hildburghausen und Meiningen 1863, 1870, 1880).

2.22 Die Gruppe " Naturkunde, Medizin und Geographie" umfaßt 75 Bde (1,6 Prozent; 17. Jh 3, 18. Jh 29, 19. Jh 43), darunter die Geogenie oder Erklärung der mosaischen Erderschaffung nach physikalischen und mathematischen Grundsätzen (Bd 1, Berlin 1780) von Johann Esaias Silberschlag, Landwirthschafts-Predigten (Heilbronn und Rothenburg o. d. T. 1794) von Johann Ferdinand Schlez und die Abbildung Des Indianischen Christen-Staats (Halle 1727) von Mathurin Veyssière de la Croze, übersetzt von Georg Christian Bohnstedt. Die illustrierte Beschreibung von Arabien (Kopenhagen 1772) von Carsten Niebuhr enthält noch den Lieferschein der Buchhandlung J. D. Meusel & Co. in Coburg vom 29. Dezember 1825.

2.23 Unter den Nachschlagewerken (94 Bde, 2 Prozent; 17. Jh 3, 18. Jh 47, 19. Jh 44) finden sich Onomasticon theologicum (Wittenberg 1557) von Theophil Lebeus (eigentlich David Chytraeus), Allgemeines Biblisches Lexikon (Frankfurt a. M. 1728-1731) von Daniel Schneider und Concordantiae particularum Ebraeo-Chaldaicarum (Jena 1744) von Christian Nolde (1626-1683). David Gottlieb Niemeyers Bibliothek für Prediger und Freunde der theologischen Literatur (Halle 1796-1812) wurde von dem hallischen Kanzler August Hermann Niemeyer und Heinrich Balthasar Wagnitz neu bearbeitet und fortgesetzt. Das Hildburghäuser Exemplar erhielt W. Bernhardt 1816 als Geschenk des Kanzlers, 1838 besaß es der Rektor Zinner, der es der Stadtkirche stiftete. Aus Oberländers Nachlaß ist dieses Werk noch ein zweites Mal vorhanden.

2.24 Zeitschriften sind mit 681 Bdn (14,4 Prozent; 18. Jh 128, 19. Jh 553) im Bestand. Die in Halle von Siegmund Jacob Baumgarten herausgegebenen Theologischen Bedenken sind vollständig vorhanden (Jg. 1-7, 1744-1750), ebenso Der Müssiggänger (Zittau und Leipzig 1764), als Übersetzung von Samuel Johnsons englischer moralischer Wochenschrift The Idler. Die Nova Acta Historico-Ecclesiastica sind von 1758 bis 1773 vorhanden, von dem Sonntagsblatt, zur Ehre der Offenbarung, das auch unter dem Titel Schriftforscher erschien und von 1791 bis 1795 von Wilhelm Friedrich Hezel herausgegeben wurde, sind einzelne Hefte vorhanden. Anfangs in Gotha, später in Schnepfenthal, kam die Zeitung für Landprediger und Schullehrer (1, 1793; 3, 1795; 5, 1797) heraus, die Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte und Altertumskunde ist ab Bd 1 (1852/54) vorhanden.

2.25 Die Hildburghäusischen wöchentlichen Anzeigen (Jg. 1-18, 1767-1784) wurden als Hildburghäusische wöchentliche Frag- und Anzeigen (1789-1797) fortgesetzt. Vom Wochen- und Anzeigenblatt sind die Jahrgänge 1865 bis 1874 und vom Hildburghäuser Kreisblatt die Jahrgänge 1875 bis 1898 im Bestand, das Herzoglich Sachsen-Meiningische Regierungs- und Intelligenzblatt ist von Jahrgang 1 (1827) bis 38 (1864) vorhanden, die Verhandlungen des Landtags des Herzogtums Sachsen-Meiningen ab 1832 mit Lücken. Von der Dorfzeitung, die von Ludwig Nonne begründet wurde, sind nur einzelne Jahrgänge nachweisbar.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach RAK]

Standortkatalog

[in Zettelform, nach RAK]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Human, Rudolf Armin: Chronik der Stadt Hildburghausen. Hildburghausen 1886 [S. 392-394 über die Alte Kirchenbibliothek von St. Lorenz, die " Blitz-Bibel" und die Sakristeibibliothek der Christuskirche]

Human, Rudolf Armin: Stiftungen und Vermächtnisse der Diözese Hildburghausen. Hildburghausen 1906 (Schriften des Vereins für Sachsen-Meiningische Geschichte und Landeskunde 54)

Michael, Karl Heinrich Friedrich: 600 Jahre Kirche und Schule. In: Hildburghausen, 1324-1924. Festschrift zur 600-Jahrfeier der Stadt 13. Juli 1924. Hildburghausen 1924 [zur Kirche S. 28-49]

Fischer, M. L. M.: Die Christuskirche in Hildburghausen 1785-1935. Hildburghausen 1935 [S. 21 über die Oberländer-Bibliothek]

Roß, Karl-Heinz: [Bibliothek in der Christuskirche]. In: Hanspeter Wulff-Woesten: Große Zeit in kleiner Stadt. Geschichte und Geschichten um die Christuskirche Hildburghausen. Hildburghausen 1993, S. 157-159

Stand: Januar 1997

Felicitas Marwinski

Karl-Heinz Roß


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.