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Bibliothek des Collegium Borromäum

Adresse. Schoferstr. 1, 79098 Freiburg (Breisgau) [Karte]
Telefon. (0761) 2588-534
Bibliothekssigel. <Frei 25>

Unterhaltsträger. Erzbischöfliches Ordinariat
Funktion. Studienbibliothek für das Theologenkonvikt Collegium Borromäum. Sammelgebiet. Theologie.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9-12 Uhr und 14-17 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 10 Minuten). Straßenbahnverbindung (Linie 1 oder 2) bis Haltestelle Oberlinden. Parkmöglichkeiten in der Schloßberggarage.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Erzdiözese Freiburg als Zentrum der Katholiken im neuentstandenen Mittelstaat Baden wurde 1827 gegründet. 1828 folgte in dem eigens dafür erbauten Haus in der Burggasse die Eröffnung eines Priesterseminars (Kleriker in klausurartiger Vorbereitung auf den Pfarrdienst) und eines Konvikts (drei bis vier Jahrgänge Theologiestudenten). Mit dem Aufbau einer theologischen Studienbibliothek wurde begonnen. Die Unterbringung der beiden Institutionen in einem Haus führte jedoch zu disziplinarischen Schwierigkeiten und zu Auseinandersetzungen zwischen den staatlichen und kirchlichen Behörden, die im Jahre 1840 durch die Verlegung des Priesterseminars nach St. Peter im Schwarzwald beendet wurden. 1842 wurde dort der Seminarbetrieb aufgenommen. Außer der im Bibliotheksraum gesondert aufgestellten Bibliothek des Freiburger Domkapitels, die für Studienzwecke kaum geeignet war, und den aussortierten Dubletten wurde auch die gesamte Bibliothek nach St. Peter gebracht.

1.2 Für das Freiburger Konvikt oder Collegium

Theologicum stand zunächst keine Bibliothek zur Verfügung. Die Studenten wurden auf die Universitätsbibliothek verwiesen oder sollten ihre Lehrbücher selbst anschaffen. Da eine Studienbibliothek dennoch auf Dauer unerläßlich war, fand man neue Wege, ohne vorhandenen Bibliotheksetat einen Grundbestand alter und neuer Bücher zu beschaffen. Die erhaltenen Akten zeigen, wie die Konviktsbibliothek auf drei Wegen ihren Bestand vermehrte. Zunächst stifteten etliche Prälate und Pfarrer aus ihren Bibliotheken testamentarisch große Teile für die Konviktsbibliothek. Schon 1843 bis 1858 lassen sich über 300 Titel aus solchen Legaten nachweisen. Überdies wurden an jeweils einmalig bewilligten Mitteln in den 15 Jahren nach 1842 mindestens 1750 Gulden für Neuanschaffungen aufgebracht. So konnte man 500 Gulden für die Ersteigerung von immerhin 250 Büchern aus der Bibliothek des Domprätendenten Ambs (1845) bereitstellen. Schließlich vermochte man noch einige bei der allgemeinen Säkularisation vergessene Bibliotheken ausfindig zu machen so die in St. Trudpert im Münstertal gelagerte des Landkapitels Breisach mit über 1000 Titeln. Obwohl ihr Zustand als beklagenswert bezeichnet wurde, wurde sie katalogisiert und nach Freiburg ins Konvikt gebracht. Auf derartigen Wegen gewann die Bibliothek des Konvikts, das von 1849 bis 1857 aufgrund der Zeitereignisse wiederholt geschlossen war, bis zur zeitweisen Schließung im Kulturkampf in den siebziger Jahren neben vielen alten Werken einen beachtlichen neueren Bestand an Literatur des 19. Jhs, der deutlich über eine bloße Lehrbuchsammlung hinausging. Den erhaltenen Akten und Bücherverzeichnissen zufolge enthielt das Collegium zu Beginn des 20. Jhs eine umfangreiche Sammlung interessanter Altbestände sowie zahlreichliche Neuerwerbungen aus Buchkäufen und geistlichen Nachlässen und entwickelte sich nun offenbar recht günstig.

1.3 Im Zweiten Weltkrieg mußte die Bibliothek hohe Verluste durch Bombenschäden hinnehmen. Bereits 1941 wurden aus dem Seminar in St. Peter und dem Freiburger Konvikt die Inkunabeln, Hss. und besonders wertvolle Altbestände in den als sicher geltenden Tiefkeller des Ordinariatsgebäudes eingelagert. Angesichts der wachsenden Gefahren durch zunehmende Luftangriffe wurden im Ordinariatsarchiv 1944 nocls die wertvollsten Altbestände aussortiert und im Pfarrhaus von St. Märgen (Inkunabeln und Postinkunabeln) und im Glottertäler Pfarrhaus (Hss. und illustrierte Werke) dezentral deponiert. Dort überstanden sie den Krieg unbeschadet. Beim Luftangriff vom 27. November 1944 auf Freiburg trafen Bomben das vierstöckige Bibliotheksgebäude so unglücklich, daß alle dort verbliebenen Bücher verbrannten. Selbst die in einem Tiefschacht gesondert gelagerten alten Bücher gingen vollständig verloren. Dabei verbrannten auch alle Archivalien des Hauses, so daß heute nur noch Reste im Diözesanarchiv zu finden sind.

1.4 Anhand des Amtsblattes der Erzdiözese vom 15. Dezember 1945 lassen sich die Kriegsverluste in etwa rekonstruieren. Von den katalogmäßig erfaßten 36.300 Büchern (möglicherweise war der Bestand noch wesentlich größer) sind nur Reste (weniger als 20 Prozent, darunter vor allem die ausgelagerten wertvollen Werke) erhalten geblieben. Ein Bericht an die französische Besatzungsmacht hebt als Verlust eine " reichhaltige Sammlung von Werken der Aufklärungstheologie" sowie seltene Hochschulschriften des 18. Jhs hervor. Besonders gravierend waren die Verluste bei den jüngeren Beständen des 19. und 20. Jhs. Deshalb bat das Ordinariat den Klerus der Erzdiözese, " durch Abgabe von Lehrbüchern den zurückkehrenden Studierenden zu einem geordneten Studium behilflich zu sein". Das Ersuchen zielte auf zwei unterschiedliche Gruppen von Bibliotheken: Neuere theologische Literatur befand sich in zahlreichen Hausbibliotheken von Geistlichen. In vielen Pfarreien und ehemaligen Klöstern vermoderten " auf den Pfarrspeichern" oder " hinter Kachelöfen" alte Bücher, die wieder der Benutzung zugänglich gemacht werden sollten. Neben theologischer Massenliteratur des 17. und 18. Jhs fanden sich auch wertvolle ältere Werke. Eine wichtige Quelle wurden die Sammlungen von Theologieprofessoren, die sowohl aktuelle als auch historische Titel enthielten.

1.5 Einige Beispiele können dies verdeutlichen: Eines der vielen Verkaufsangebote kam aus Hambrücken (Kreis Bruchsal) vom 23. Januar 1951: " Auf den Speichern des Pfarrhauses befinden sich viele alte Bücher" (z. B. 4 Bde Augustinus, Basel 1556, beide Summen des Thomas von Aquin aus dem frühen 16. Jh, etc.). " Die meisten Bände sind in Leder gebunden." Auch Pfarrer Kälble aus Hofweier meldete am 20. Ja- nuar 1970 vom Speicher seines Pfarrhauses etliche alte Bücher und sandte eine Liste von über 50 Titeln des 16. bis 18. Jhs. Aus der Antwort von Generalvikar Robert Schlund geht hervor, daß Hofweier bereits 1910 über 70 Titel an das Domkapitel abgegeben hatte, die in die Konviktsbibliothek eingestellt worden waren. Viele Bibliotheken von Geistlichen kamen auf diesem Wege ins Konvikt im Unterschied zu früher nun überwiegend durch Kauf. Als Beispiel sei die Bibliothek des Denkmalpflegers Joseph Sauer genannt, welche Prof. Johannes Fincke aufgenommen hatte (50 seltene Werke des 15. bis 18. Jhs). 1973 wurden bei der Neuorganisation der Ordinariatsbibliothek 700 Bde aus dem 16. bis 18. Jh an das Collegium abgegeben.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der heutige Bestand von etwa 75.000 Bdn ist in drei Gruppen aufgestellt und katalogisiert. Die beiden Hauptgruppen beinhalten die Werke vor 1800 und nach 1800. In der Gruppe vor 1800 besteht keine chronologische oder systematische Ordnung, sondern ein Numerus currens. Davor stehen als dritte Gruppe die Inkunabeln (162 Titel), die im Freiburger Inkunabelverzeichnis von Vera Sack vollständig (mit Angaben über die Vorbesitzer) verzeichnet sind. Davon stammen etwa drei Fünftel (107 Titel) aus dem erzbischöflichen Diözesanarchiv, die mit anderen Altbeständen 1973 an die Konviktsbibliothek im Collegium Borromäum abgegeben wurden. Ca. 2500 Werke des 16. bis 18. Jhs sind gesondert aufgestellt, wovon 700 aus dem Diözesanarchiv stammen. Diese Sammlung ist durch einen gesonderten alphabetischen Autorenkatalog erschlossen und auf diesem Wege zugänglich. Aus der Bibliothek des Domkapitels lassen sich bis 1800 noch etwa 330 Titel nachweisen. Darunter sind etwa 65 Inkunabeln, die in den Inkunabelbestand des Diözesanarchivs inkorporiert wurden und in der oben erwähnten Zahl (107 Titel) einbegriffen sind. Da die reichen Bestände seit 1800 meist aus Privatnachlässen stammen und ihrem Zugang entsprechend aufgestellt wurden, läßt sich der Bestand aus dem 19. Jh nur schätzen: hochgerechnet etwa 12.000 Bde, knapp ein Fünftel des Gesamtbestandes.

2.2 Unter den älteren Beständen vor 1800 dominiert das Lateinische mit zwei Dritteln (1550 Titel) vor dem Deutschen (700). Daneben haben italienische und französische Werke mit zusammen annähernd 140 Titeln keine nennenswerte Bedeutung. Im 19. Jh spielen lateinische Schriften unter den zahlreichen aus Legaten von Pfarrern und Professoren stammenden Werken kaum mehr eine Rolle.

Systematische Übersicht

2.3 Die Kataloge gliedern den Bestand in Titel vor und nach 1800. Eine weitere Systematik existiert nicht. So läßt sich das Profil der Bibliothek nur nach dem Augenschein und aufgrund der Hochrechnung einzelner untersuchter Teile skizzieren.

2.4 Die Inkunabeln setzen sich vor allem zusammen aus Bibelausgaben (z. B. Basel: Amerbach 1482) und -Kommentaren (Nikolaus von Lyra in verschiedenen Ausgaben), Kirchenväter-Editionen und Werken mittelalterlicher Theologen aus dem späten 15. und 16. Jh (etwa Bonaventuras Werke, Köln 1484; auch 1530). Unter den relativ wenigen Werken zum Kirchenrecht (Dekretalen) und zum weltlichen Recht ist vor allem Ulrich Zasius' Neue stattrechten und statuten der loblichen Statt Fryburg im Brysgow gelegen (Basel 1520) zu nennen. Einige frühe humanistische Ausgaben antiker Autoren wie Boetius' De Consolatione (Koburger 1486), Petrarcas De vita solitaria und Secretum de contempu mundi (beide Straßburg, nicht nach 1473), Pico della Mirandolas Opera omnia (Straßburg 1504) und Marsilius Ficinus' De triplici vita (Basel, nicht nach 1498) sind vorhanden.

2.5 Im 16. Jh spielen humanistische Editionen biblischer und patristischer Texte sowie antiker Autoren eine prominente Rolle; so sind die Kirchenväter-Ausgaben von Augustinus, Ambrosius, Cyprian, Athanasius, Basilius, Origenes u. a. in den meist vom Humanistenkreis um Erasmus von Rotterdam betreuten Basler Froben-Ausgaben vorhanden. Anteilsmäßig sind die Titel aus dem 15. und 16. Jh zu 40 Prozent der alten Theologie zuzuordnen (Biblia, Patres, mittelalterliche Theologie). Humanistische Werke einschließlich Editionen antiker Autoren machen fast ein Viertel aus. Dagegen befassen sich nur 10 Prozent der Titel mit geistlichem und weltlichem Recht. Ein Viertel entfällt auf Moraltheologie, Homiletik und Katechetik sowie auf Kirchengeschichte. Die reformatorische Theologie, etwa Luthers Theologia Teutsch (1518) und Melanchthons Schriften, spielen nur eine untergeordnete Rolle.

2.6 Ab dem 17. Jh nimmt neben der Kontroverstheologie die praktische theologisch homiletische und katechetische Literatur weiter zu. Geistliche wie profane historische Werke bilden eine große Einzelgruppe. Dagegen nimmt die Rechtsliteratur, kirchliche wie herrschaftliche, nur noch geringen Raum ein. Andere Bereiche wie Medizin, Naturwissenschaften oder Landesbeschreibungen sind nur vereinzelt vertreten und spielen eine untergeordnete Rolle, obwohl interessante Werke darunter vorhanden sind. Als ältester Titel sei der Hortus sanitatis (Mainz 1491) mit allen Holzschnitten genannt.

2.7 Ab 1945 bestimmen nachgelassene Sammlungen von Geistlichen und Theologieprofessoren den neueren Teil der Bibliothek. Dementsprechend herrschen neben pastoralen, homiletische und katechetische Werke vor. Es findet sich aber auch reichlich historische Literatur. Einen Schwerpunkt bilden kultur- und kunsthistorische Schriften. Die wohl bemerkenswerteste Sammlung stammt von Pfarrer Helmut Ginter, aus dessen Nachlaß über 4000 Titel nach 1962 in die Bibliothek kamen. Neben vielen Werken der Praktischen Theologie enthält diese Privatbibliothek eine umfangreiche Sammlung zur Bau- und Kunstgeschichte des Elsaß und Badens aus dem 19. Jh. Eine Liste von geistlichen Stiftern zwischen 1981 und 1987 umfaßt immerhin 35 Donatoren (darunter die Professoren Bernhard Welte, Wolfgang Müller, August Franzen sowie Domkapitular Willi Vomstein) auch mit Werken vor 1900.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Katalog der Titel vor 1800 [Zettelkatalog, alphabetisch nach Autoren und Sachtiteln, in Anlehnung an P I]

Katalog der Titel nach 1800 [Zettelkatalog nach Autoren und Sachtiteln, in Anlehnung an P I]

Die Bestände sind weder im Zentralkatalog Baden-Württemberg noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Bandkatalog der Bibliothek St. Peter von 1846 [enthält im wesentlichen die aus dem Freiburger Seminar nach St. Peter verbrachten 4800 Werke; die Neuzugänge 1842 bis 1846 sind gekennzeichnet]

Bandkatalog der Bibliothek des Domkapitels [z. Z. nicht auffindbar]

3.3 Gedruckter Spezialkatalog der Inkunabeln

Sack, Vera: Die Inkunabeln der Universitätsbibliothek und anderer öffentlicher Sammlungen in Freiburg i. Br. und Umgebung. 3 Bde, Wiesbaden 1985 [enthält 162 Inkunabeln des Collegium Borromäum, worin die 107 des Erzbischöflichen Diözesanarchivs inkorporiert worden sind]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Im Erzbischöflichen Diözesanarchiv: Aus dem Collegium Borromäum (Restbestände): Coll. Borr./Bibl. Nrn. 124, 130, 153

Diözesanarchiv: Nrn. B 2 - 32/315/16; B 2 - 320-22; B 2 - 331. Generalia/Klerus

4.2 Darstellungen

Reinhard, Wilhelm: Die Anfänge des Priesterseminars und theologischen Konvikts der Erzdiözese Freiburg. In: Freiburger Diözesan-Archiv N. F. 29 (1928) S. 184-223

Stand: Juni 1992

Heinz Holeczek


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.