FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
 Home > Deutschland > Baden-Wuerttemberg I - R > Marbach am Neckar
 Baden-Wuerttemberg A - H Baden-Wuerttemberg S - Z

Bibliothek des Cotta-Archivs

Adresse. Deutsches Literaturarchiv, Cotta-Archiv, Schillerhöhe 8-10, 71672 Marbach am Neckar; [Karte]
Postfach 1162, 71666 Marbach am Neckar
Telefon. (07144) 848-0
Telefax. (07144) 848-299
Bibliothekssigel. <Mar 1>

Unterhaltsträger. Deutsche Schillergesellschaft e. V. Marbach (Neckar); Zuwendungsempfängerin des Bundes, des Landes Baden-Württemberg, der Städte Stuttgart, Ludwigsburg, Marbach und des Landkreises Ludwigsburg
Funktion. . Öffentlich zugängliche Spezialbibliothek zum Cotta-Verlag. Dokumentation und buchhandels-, literatur- und sozialgeschichtliche Erschließung. Ausstellungen im Schiller-Nationalmuseum/Deutsches Literaturarchiv.
Sammelgebiete. Bücher, Zeitschriften und Zeitungen des Cotta-Verlages aus dem Zeitraum 1659-1863 mit Schwerpunkt auf der literarischen Produktion. Benutzungsmöglichkeiten. S. Schiller-Nationalmuseum/Deutsches Literaturarchiv. - Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8.30-17.30 Uhr. - Leihverkehr: nur nehmender Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. S. Schiller-Nationalmuseum/Deutsches Literaturarchiv.
Gedruckte Informationen. S. Schiller-Nationalmuseum/Deutsches Literaturarchiv.
Hinweise für anreisende Benutzer. S. Schiller-Nationalmuseum/Deutsches Literaturarchiv. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erwünscht.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Cotta-Archiv im Schiller-Nationalmuseum/Deutsches Literaturarchiv ist hervorgegangen aus dem historisch gewachsenen Archiv der J. G. Cottaschen Verlagsbuchhandlung Tübingen und Stuttgart. Es umfaßt das Verlags- und Geschäftsarchiv des Cotta-Verlages samt seiner Filiale in Berlin und seinen Zweiggründungen (Literarisch Artistische Anstalt, München u. a.) unter Einschluß der Archive der 1899 und 1901 übernommenen Verlage Wilhelm Hertz und A. G. Liebeskind. Sein Kern ist die Sammlung der Geschäftspapiere, die begonnen mit Johann Friedrich Cottas Buchführung (1787-1832) seit Georg von Cottas (1833-1863) Reorganisation der Registratur die Autoren- und interne Korrespondenz, Honorar-, Kalkulations-, Druckauftrags- und Cassabücher fast vollständig enthält. Zum geordneten Verlagsarchiv wurde die Sammlung unter Carl von Cotta (1863-1888). Ihm sind der Beginn der wissenschaftlichen Erschließung der Archivalien und die gezielte Erwerbung der historischen Verlagsproduktion zu verdanken, die nach dem Verkauf an Adolf Kröner (1889-1911) auch unter seinen Nachfolgern weiterbetrieben wurde.

1.2 Ausgelagert während des Zweiten Weltkrieges, blieb das Cotta-Archiv von Kriegsverlusten nahezu verschont. 1952 bis 1954 wurde das Archiv durch Adolf Robert Kröner, den damaligen Eigentümer des Verlages, an die Stuttgarter Zeitung verkauft. Deren Herausgeber Josef Eberle und Erich Schairer veranlaßten, daß das Archiv unter dem Namen " Cottasche Handschriftensammlung" 1952 dem Schiller-Nationalmuseum als Dauerleihgabe übergeben wurde. 1961 ging das Depositum als Stiftung der Stuttgarter Zeitung in den Besitz der Deutschen Schillergesellschaft über.

1.3 Große Teile des Buchbestandes des Archivs wurden im Schiller-Nationalmuseum/Deutsches Literaturarchiv deponiert. Im Hinblick auf dessen Sammlungs- und Erschließungsprofil (Sammlung, Erschließung und Dokumentation deutschsprachiger Literatur in Hss. und Druckerzeugnissen von 1750 an) und die vorhandenen Bibliotheksbestände wurde der Buchbestand des Verlagsarchivs aufgeteilt. Die Titel bis zum Erscheinungsjahr 1863 gelangten ins Schiller-Nationalmuseum/Deutsches Literaturarchiv, die danach erschienenen in die Württembergische Landesbibliothek in Stuttgart. Von der literarischen Produktion des Cotta-Verlages nach 1863 kamen allerdings die wichtigen Klassiker-Neuausgaben ins Cotta-Archiv.

1.4 Das Schnittjahr 1863, zugleich Todesjahr Georg von Cottas, erklärt sich aus der Geschichte des deutschen " Klassiker"-Verlages des 19. Jhs. Über ihn informiert die auf die Bestände des Cotta-Archivs zurückgreifende Dauerausstellung im Schiller-Nationalmuseum, " Cotta und das 19. Jahrhundert: Aus der literarischen Arbeit eines Verlages". Durch die Konzentration auf Klassiker- und Weltliteratur-Ausgaben verlor der Verlag zunehmend den Kontakt mit der wichtigen zeitgenössischen Literatur, die von anderen, " modernen" Verlagen verlegt wurde. Zudem wandte sich das aktuelle Programm unter Carl von Cotta und Adolf Kröner stark den Biographien und den historischen Wissenschaften zu. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Verbindung mit Bismarck, die schließlich zur Herausgabe der Gedanken und Erinnerungen führte (1898). Das bibliothekarische Erwerbungsprofil des Archivs orientiert sich (in Zusammenarbeit mit der Bibliothek des Schiller-Nationalmuseums/Deutsches Literaturarchiv) an der Ergänzung der Bestände der literarischen Verlagsproduktion.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Der historische Bestand des Cotta-Archivs umfaßt nach einer Auszählung am Regal insgesamt 5197 Titel mit 8174 Bdn. Reihen und mehrbändige Werke mit 460 Titeln (in 1973 Bdn) und Zeitschriften mit 58 Titeln (in 1421 Bdn) bilden ein (auch numerisches) Schwergewicht. Ungezählt blieben die Korrekturexemplare, die in 53 Archivkästen gesondert verwahrt werden.

2.2 Ohne Jahresangabe sind 90 Titel (Cotta 28, sonstige Cotta-Verlage 8). Zwischen 1450 und 1699 sind 64 Titel und ein Faksimile (Cotta 55) erschienen, zwischen 1700 und 1799 559 (Cotta 274, sonstige Cotta 64) und im Zeitraum von 1800 bis 1899 4424 (Cotta 2556, Hertz 172, sonstige Cotta 254). Entsprechend der Sammlungsgeschichte liegt der Akzent auf der unmittelbar von Cotta verlegten Produktion, die ein wenn auch lückenhaftes, so doch repräsentatives Bild der Verlagsproduktion vom 17. bis 19. Jh gibt. Sie ist mit insgesamt 2928 Titeln vertreten; hinzu kommen 172 Titel des Hertz-Verlags und 325 Titel anderer Cotta-Verlage. (Die 294 Titel der Kapselschriften 8° wurden nicht noch einmal eigens nach Verlagen gezählt.) Titel des Cotta-Verlags machen 56 Prozent oder rechnet man seine Zweigverlage dazu 64,14 Prozent des historischen Bestandes aus.

2.3 Den Schwerpunkt bilden 4511 deutschsprachige Titel, davon ohne Jahresangabe 11, aus dem 15. bis 17. Jh 11, aus dem 18. Jh 428 und aus dem 19. Jh 3943. Außerdem sind Übersetzungen aus dem Englischen (52) und Französischen (27) oder aus anderen Sprachen vorhanden. Der lateinische Bestand umfaßt 231 Titel, der englische 19 und der französische 60.

Systematische Übersicht

2.4 Die jetzige Aufstellung der Bestände des Cotta-Archivs geht auf ihre Doppelfunktion als Arbeits- und Archivbibliothek des Verlags zurück. Sie verbindet - benutzungsorientiert pragmatische und systematische Gesichtspunkte. Die Aufstellung des Oktav-Bestandes ist alphabetisch, wobei die Forschungsliteratur zu Goethe und Schiller den Autoren beigestellt ist. Getrennt aufgestellt sind die Bibelformate, die Quart- oder Folio- und die Großformate (Mappen- und Tafelwerke).

2.5 Der Bestand dokumentiert die literarische Arbeit des Verlags, der sich seit den neunziger Jahren des 18. Jhs um den Alleinverlag der Werke Goethes und Schillers und ihnen nahestehender Autoren (Herder, Wilhelm und Alexander von Humboldt) bemühte und 1838 mit der Übernahme des Göschen-Verlags sein Klassiker-Programm um die Autoren Lessing, Klopstock und Wieland vervollständigte. Bis 1867 verlegte der Cotta-Verlag diese Autoren, durch das " Klassiker"-Privileg geschützt, als Monopolist. Dabei ist das Programm nach philologischem Aufwand und Ausstattung breit diversifiziert: von der Leseausgabe bis zur kritischen Gesamtausgabe, von der billigen Volksausgabe über die Miniatur- bis zur Prachtausgabe.

2.6 Den Klassiker-Akzent der Verlagsarbeit bildet der Bestand in einer Vielzahl von Erstdrucken und mehrbändigen Ausgaben der Werke Goethes und Schillers ab (einige mit eigenhändigen Eintragungen und Korrekturen). Für die Arbeiten an den kritischen Ausgaben des 19. Jhs wurde zudem eine Fülle von Erst- und Frühdrucken ihrer Werke erworben, so daß sowohl der Schiller- als auch der Goethe-Bestand als Sonderbestände anzusehen sind. Die Schiller-Primärliteratur umfaßt 613 Titel, davon 8 ohne Jahresangabe, aus dem 18. Jh 69 und aus dem 19. Jh 536 (dabei von Cotta 239). Die Sekundärliteratur macht 93 Titel aus (davon 83 aus dem 19. Jh). Zu den 744 Titeln Goethe-Primärliteratur (davon ohne Jahresangabe 3, aus dem 18. Jh 191 und aus dem 19. Jh 550, von diesen wiederum 335 bei Cotta verlegt) kommen 95 Titel Sekundärliteratur, davon 81 aus dem 19. Jh.

2.7 Weitere Schwerpunkte innerhalb eines von der Cottaschen Verlagsproduktion dominierten Bestandes sind die lateinischen Biblia und Historica des 17. und 18. Jhs (insgesamt 29); Taschenbücher, Almanache und Jahrbücher des 18. und 19. Jhs mit insgesamt 161 Titeln (18. Jh 42, davon 28 Cotta, 19. Jh 118, davon 93 Cotta) in der Handbibliothek (Hb 2), die Nachschlagewerke der Abteilung Hb 1 sowie die historischen Verlagskataloge der Abteilung Hb 5. Die Mappen-, Tafel- und Stichwerke, welche Lithographien, Kupfer- und Stahlstiche enthalten und in der Signaturgruppe " Cotta 4°/2°" und " Großformate" zusammengefaßt sind, umfassen insgesamt 158 Titel (19. Jh 133).

2.8 Besonders erwähnenswert sind die 58 Titel (in 1421 Bdn) freihand aufgestellter Zeitungen und politischer, literarischer und kultureller Zeitschriften der Abteilung Hb 7. Aus der Cotta-Produktion sind hier hervorzuheben die Europäischen Annalen, Allgemeinen politischen Annalen, Neuen Politischen Annalen (zusammen 1795-1832), die Deutsche Vierteljahrs-Schrift (1838-1870), Hesperus, Horen, Polizeifama, Polytechnisches Journal (1820-1896), Propyläen, Über Kunst und Alterthum etc. Die unikalen Redaktionsexemplare der Allgemeinen Zeitung (1798-1899), des Morgenblatts für gebildete Stände (1807-1865) und des Auslands (1828-1893) enthalten die handschriftlich beigefügten Namen der Beiträger oder Honorarempfänger.

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[Zettelkatalog nach PI mit gegebener Wortfolge (die Aufnahmen sind auch in die Kataloge der Bibliothek des Deutschen Literaturarchivs eingearbeitet)]

Standortkatalog [Zettelkatalog]

Die Bestände sind im Zentralkatalog Baden-Württemberg und in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Schiller, Herbert: Das Cotta'sche Archiv. Ein Schatzhaus schwäbischer und deutscher Kultur. In: Schwaben. Monatshefte für Volkstum und Kultur (1939) S. 455-460

Übergabe des Cotta-Archivs an das Schiller-Nationalmuseum. In: Jahrbuch der Deutschen Schillergesellschaft 6 (1962) S. 617-630

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Lohrer, Liselotte: Cotta. Dokumente Handschriften - Bücher aus drei Jahrhunderten. Ausstellungskatalog. Stuttgart 1959

Bestandsverzeichnis des Cotta-Archivs. Teil 1. Dichter und Schriftsteller. Bearb.: Liselotte Lohrer. Stuttgart 1963

Goethe und Cotta. Bearb.: Dorothea Kuhn aus den Beständen des Cotta-Archivs (Stiftung der Stuttgarter Zeitung). Marbach/Neckar 1976 (Marbacher Magazin 1)

Quodlibet. Illustrationen aus dem Cotta-Verlag in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bearb.: Dorothea Kuhn aus den Beständen des Cotta-Archivs (Stiftung der Stuttgarter Zeitung). Marbach/Neckar 1977 (Marbacher Magazin 4)

Cotta und das 19. Jahrhundert. Aus der literarischen Arbeit eines Verlags. Ständige Ausstellung des Schiller- Nationalmuseums und des Deutschen Literaturarchivs Marbach am Neckar. Ausstellung und Katalog [von] Dorothea Kuhn unter Mitarbeit von Anneliese Kunz und Margot Pehle. Stuttgart 1980

Kussmaul, Ingrid: Die Nachlässe und Sammlungen des Deutschen Literaturarchivs Marbach am Neckar. Ein Verzeichnis. Marbach/Neckar 1983, S. 75-91

Stand: Oktober 1992

Bernhard Fischer


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.