FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
 Home > Deutschland > Bayern I - R  > Neuburg a. d. Donau
 Bayern A - H Bayern S - Z

Bibliothek des Descartes-Gymnasiums

Adresse. Frauenplatz B 88, 86633 Neuburg a. d. Donau [Karte]
Telefon. (08431) 2174
Telefax. (08431) 4 22 21

Unterhaltsträger. Landkreis Neuburg-Schrobenhausen
Funktion. Gymnasialbibliothek.
Sammelgebiete. Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung nach Voranmeldung. Ausleihe in der Regel nur für Lehrer und Schüler des Gymnasiums. Leihverkehr: in Einzelfällen möglich.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät (nur für neuere Bestände).
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche oder telefonische Anmeldung erforderlich. Fußwegnähe vom Bahnhof (ca. 10 Minuten). - Von Norden: A 9, Ausfahrt Ingolstadt-Nord, B 10; von Süden: A 9, Ausfahrt Manching. Kaum Parkmöglichkeiten in der Nähe.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Bestandsgeschichte der Bibliothek steht in engem Zusammenhang mit der wechselreichen Schulgeschichte. Das Neuburger Gymnasium hat seinen Ursprung in dem 1614 im Zuge der Gegenreformation gegründeten Jesuitengymnasium (Ducale Gymnasium Societatis Jesu Neoburgense); Vorgänger war die von Pfalzgraf Ottheinrich begründete Lateinschule von 1556. In enger Verbindung mit dem Gymnasium stand ein " Präbendhaus", das im 17. Jh als Schülerheim für Alumnen errichtet wurde, die aus armen Verhältnissen stammten. Gymnasium und Schülerheim, das spätere Studienseminar, standen bis ins 19. Jh in enger Verbindung miteinander. Beide Einrichtungen wechselten mehrmals das Gebäude, bis sie 1816 im Zuge der Säkularisation in die Räumlichkeiten des aufgelösten Ursulinenklosters am Frauenplatz umzogen.

1.2 Bis 1872 wurden Gymnasium und Seminar in Personalunion von einem geistlichen Studiendirektor geleitet, 1872 vollzog sich die Trennung. Das Gymnasium nannte sich 1891 Königliche Humanistische Bildungsanstalt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die ehemals städtische Realschule, gegründet 1859, angegliedert und zur Oberrealschule ausgebaut.

1.3 Zur Bestandsgeschichte der Schulbibliothek gibt es wenig Unterlagen und kaum Hinweise in der Literatur. Ein Katalogisierungswerk und ein Erfassungsverzeichnis liegen erst für die Zeit nach 1945 vor. Die besonderen schulgeschichtlichen Bedingungen zeigen jedoch, daß ein über Jahrhunderte gewachsener Bestand nicht mehr vorliegen kann. Zwar verfügte das Jesuitengymnasium über eine umfangreiche Bibliothek 1617 übernahm es z. B. den Gesamtbestand des Gymnasium illustre in Lauingen -, der größte Teil dieses Bestandes ging aber 1822 an die 1803 gegründete Staatliche Provinzialbibliothek Neuburg, die Bestände zahlreicher säkularisierter Klöster aufnahm, so auch 10.000 Bde des ehemaligen Jesuitenkollegs Neuburg.

1.4 Im Zuge der Trennung von Seminar und Schule blieb ein weiterer Teil des Bestandes beim Studienseminar. Noch 1879 verfügte das Gymnasium über keine eigene Lehrerbibliothek, wie ein Schreiben des Rektors an die Königliche Regierung bezeugt; die hierfür vorgesehenen Mittel waren an die Provinzialbibliothek überwiesen worden. Erst in diesem Jahr wurde eine eigene Lehrerbibliothek eingerichtet, doch ging weiterhin die Hälfte des Etats (1892/93 500 von 1000 Mark) an die Provinzialbibliothek. Diese Regelung scheint bis zum Ersten Weltkrieg üblich gewesen zu sein.

1.5 Mit der Angliederung der städtischen Realschule übernahm das Gymnasium 1945 einen Teilbestand der Bücher der alten Realschulbibliothek, wie auch einige Signaturen bezeugen. Andererseits erfolgte nach 1945 eine Neuordnung der Lehrerbibliothek, wobei der Bestand nicht unbeträchtlich verringert wurde. 1963 wurden, veranlaßt durch kultusministerielle Entscheidung von 1962, 500 vor 1850 erschienene Bände an die Staatliche Provinzialbibliothek Neuburg abgegeben.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand umfaßt ca. 15.000 Titel in ca. 18.000 Bdn (geschätzt). Die Bücher befinden sich, in Fachbereiche gegliedert, mehrheitlich im für Lehrer und Schüler zugänglichen Bibliothekssaal. Der historische Bestand beträgt 1463 Titel (gezählt) in 1756 Bdn (hochgerechnet) und ist teilweise im Archivraum der Schule untergebracht. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bedingt durch die geschichtliche Entwicklung der Schule und der Bibliothek stammt der historische Bestand ausschließlich aus dem 19. Jh. Ältere Werke sind nicht vertreten, da diese 1963 an die Staatliche Provinzialbibliothek abgegeben worden sind.

2.3 Etwa drei Viertel des historischen Bestandes sind in deutscher Sprache. Der Rest entfällt in erster Linie auf die Alten Sprachen, wobei es sich vorwiegend um lateinische und griechische Textausgaben handelt. Ein Kuriosum stellt eine neugriechische Übersetzung von Goethes Die Leiden des jungen Werther (1878) dar. Daneben findet sich eine geringe Anzahl englischer, französischer und italienischer Textausgaben im Bestand.

Systematische Übersicht

2.4 Die Beschreibung des Bestandes erfolgte anhand der Aufstellung und anhand eines Auszugs aus dem Katalog, der derzeit mit EDV erstellt wird. Dabei wurde die im Gymnasialbereich gängige Einteilung in Sachgruppen vorgenommen.

2.5 Das Fachgebiet Altphilologie enthält Paulys Real-Enzyklopädie (ab 1894), ferner Egidio Forcellini, Totius Latinitatis Lexicon (1858-1860), Charles Du Fresne, Glossarium mediae et infimae Latinitatis (1883-1887) und eine Auswahl von Wörterbüchern zur lateinischen und griechischen Sprache; insgesamt ca. 20 Lexika und 24 Titel zur Altertumskunde. Auf Texte, Kommentare und Übersetzungen lateinischer Schriftsteller entfallen 138 Titel, auf die griechischer 207. Bei den Texten wurde vor allem Wert auf Vollständigkeit der Autoren gelegt, wobei die Ausgaben durch Nachdrucke und Neuausgaben in den letzten Jahren erheblich ergänzt wurden. Didaktik, Literatur- und Sprachwissenschaft sind mit 126 Titeln vertreten. Auch hier bilden die Neuanschaffungen den wesentlichen Teil.

2.6 Der Fachbereich Germanistik ist mit einem guten Bestand von Autoren in Ausgaben des 19. Jhs vertreten, z. B. Goethe (Cotta 1853), Wieland (Göschen 1853), Schiller (Cotta 1853), Herder (1820), Platen (1853), Klopstock (1854), Freiligrath (1886) und Lessing (1853). Insgesamt finden sich 139 Titel an literarischen Texten aus dem 19. Jh. Sekundärliteratur einschließlich didaktischer Literatur umfaßt 133 Titel.

2.7 In der Sachgruppe Geschichte ist ein Bestand an Bavarica aus dem 19. Jh (58 Titel) vorhanden. Zur Geschichte Deutschlands und der europäischen Staaten liegen Grundlagenwerke vor (159 Titel). Zahlreiche Bände aus Randbereichen der Geschichte spiegeln Interessengebiete der zweiten Hälfte des 19. Jhs wider.

2.8 Das Interesse an italienischer Literatur zeigt sich an einem kleinen Bestand mit Bänden aus dem Vocabolario degli Accademici della Crusca (1863 ff.), dem Dizionario della Lingua Italiana von Niccolò Tommaseo und Bernardo Bellini (1861-1879) und einer Reihe italienischer Textausgaben (10 Titel). Entsprechend der Ausrichtung des Königlichen Gymnasiums sind englische und französische Werke unterschiedlich vertreten. Im Französischen handelt es sich um ca. 60 Titel (einschließlich Lexika), im Englischen beschränkt sich der Bestand auf einige Shakespeare- und Byronausgaben sowie wenige Titel zur Didaktik und einzelne Lexika (23 Titel).

2.9 Die Sachgruppe Mathematik und Naturwissenschaften weist 175 Titel auf. Hierzu zählen Werke aus den Bereichen Physik, Chemie, Geologie, Zoologie und Astronomie. Die Gruppe Geographie enthält vor allem einige ältere Lehrwerke (66 Titel).

2.10 Im Bereich Pädagogik, Psychologie und Schulrecht umfaßt der Bestand 51 Titel, vornehmlich Kleinschriften und Sammlungen (Schulrecht, Schulordnungen), aber auch übergreifende Darstellungen. Die Abteilungen Philosophie und Religion umfassen zusammen 41 Titel, darunter einige in lateinischer Sprache.

2.11 Die Sachgruppe Kunst ist im historischen Bestand nur schwach vertreten (34 Titel), ebenso der Fachbereich Gesellschaft, Staat und Wirtschaft (11 Titel). Die Gruppen Volkskunde und Orientalistik weisen zusammen 10 Titel aus dem 19. Jh auf, darunter eine Bibelausgabe in hebräischer Sprache (1887).

2.12 Im Archivraum aufgestellt sind einige Zeitschriften und Gesetzessammlungen des 19. Jhs und der Jahrhundertwende (insgesamt 31 Titel), die je nach Interesse der Direktoren über mehrere Jahre hin angeschafft wurden und dem Bestand der Schule erhalten geblieben sind ( z. B. Jahrbuch für Philologie, 1831 ff., Byzantinische Zeitschrift, 1892 ff. und Berliner Zeitschrift für das Gymnasialwesen, 1866 ff.). Das Reichsgesetzblatt (1818-1900) ist ebenso vertreten wie das Ministerialblatt für Kirchen- und Schulangelegenheiten im Königreich Bayern (1865 ff.). Im Bibliothekssaal befindet sich das Kollektaneen-Blatt für die Geschichte Bayerns, insbesondere des ehemaligen Herzogtums Neuburg (1841 ff.).

3. KATALOGE

Alphabetischer Autoren- und Titelkatalog

[in Zettelform; nach hauseigenen Regeln]

Alphabetischer EDV-Katalog [nach RAK-WB; im Aufbau]

Die per EDV erfaßten Bestände sind im Katalog des Bibliotheksverbundes Bayern (BVB-KAT) nachgewiesen. Zeitschriften sind nicht in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) verzeichnet.

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Brunnemayer, Joseph Philipp: Jahres-Bericht über die Königlich-Baierische Studienanstalt zu Neuburg. In: Jahresbericht des Descartes-Gymnasiums 1972/73, S. 19-21

Griebsch, Anton: Geschichte der Neuburger Studiengenossenschaft 1885-1960. Festschrift zum 75. Stiftungsfest 1960. Neuburg 1960

Hamp, Karl: Die äussere Entwicklung der humanistischen Lehr- und Erziehungsanstalten in Neuburg a. D. Neuburg 1914

Kühmoser, Karl; Schefers, Hermann: 100 Jahre Neuburger Studiengenossenschaft 1885-1985. Neuburg 1985

Niedermayr, Hans: Aus der Geschichte unseres Gymnasiums. In: Jahresbericht des Descartes-Gymnasiums 1974/75, S. 22-24

Sedelmayer, Josef; Radlmaier, Lorenz: Geschichte des Studienseminars Neuburg a. D. Neuburg 1926

Stand: November 1995

Hartmut Stadelmann

Petra Schwiewager


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.