FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin

Impressum
     Home > Deutschland > Sachsen L -Z > Leipzig
     Sachsen A - K

Deutsches Buch- und Schriftmuseum

Adresse. Deutscher Platz 1, 04103 Leipzig, [Karte] s. Eintrag Die Deutsche Bibliothek (Leipzig)

1. BESTANDSGESCHICHTE

Deutsches Buch- und Schriftmuseum, Klemm-Sammlung

1.1 Am 29. Oktober 1884 konstituierte sich in Leipzig der " Centralverein für das gesammte Buchgewerbe", später " Deutscher Buchgewerbeverein". Zu seinen Aufgaben gehörte die " Errichtung und Unterhaltung eines deutschen Museums für das gesamte Buchgewerbe, verbunden mit Fachbibliothek und Journalisticum ...". Das Museum sollte für das Buchgewerbe, d. h. für alle mit Buchherstellung, Buchgestaltung und Buchvertrieb verbundenen Bereiche nach dem Vorbild der Kunstgewerbemuseen des 19. Jhs eine Stätte umfassender Muster- und Studiensammlungen aus Vergangenheit und Gegenwart sein. Damit wollte man die Gesccksbildung fördern und die Leistungs- und Konkurrenzfähigkeit des deutschen Buchgewerbes und speziell die der Leipziger Unternehmen steigern. Bevorzugter, jedoch nicht einziger Sammlungsgegenstand waren Bücher. Sie stellten nach buchgeschichtlichen oder buchgewerblichen Kriterien erworbene " Muster" als Bestandteile der Studiensammlungen dar und waren unabhängig von ihrem Inhalt Beispiele für die Verwendung und den Grad der handwerklichen oder technischen Beherrschung der Druck- und Reproduktionsverfahren, für die Buchgestaltung und den künstlerischen Schmuck. Sie sollten die Ausbreitung des Buchdruckes dokumentieren und druck- und typengeschichtliche Untersuchungen ermöglichen. Nicht zuletzt sollten sie in ihrer Gesamtheit Studienmaterial für den Umfang und die Art der Buchproduktion, für die Leistungsfähigkeit einzelner Drucker, einzelner Regionen und Orte bereitstellen. Außerdem erwarb man Fachliteratur zur Geschichte und zum gegenwärtigen Zustand des Buch- und Schriftwesens, die die Erschließung und Nutzung der vorhandenen Sammlungen gewährleistete und den Benutzern zur Verfügung gestellt wurde.

1.2 Mit der Übergabe der vom sächsischen Staat aus Privatbesitz angekauften Königlich Sächsischen Bibliographischen Sammlung (Klemm'sche Sammlung) an den Trägerverein als Dauerleihgabe am 2. Juni 1886 verfügte das Museum schon bald nach seiner Gründung über einen bedeutenden historischen Muster-Bestand von ca. 3000 historischen Drucken, darunter 650 Inkunabeln. Die Sammlung war in den Augen der Museumsgründer besonders geeignet, der angestrebten historischen Belehrung und beruflichen Bildung durch die unmittelbare Anschauung zu dienen. Heinrich Klemm (1819-1886), ein Bücherliebhaber und Büchersammler, hatte sein Bibliographisches Museum in Dresden mit einer besonderen Zwecksetzung zusammengetragen: " Es lag nicht in der Absicht des Besitzers dieser Sammlung, eine grosse Menge alter Drucke anzuhäufen, ... sondern der leitende Grundgedanke war die Vereinigung von kaum mehr als ein paar tausend besonders characteristischen Druckwerken behufs typologischer und bibliographischer Studien ... Ferner glaubt der Eigenthümer dieser Sammlung durch dieselbe auch instructiv auf die Buchdruckerkunst der Jetztzeit wirken zu können, da nicht so leicht an andern Orten die Gelegenheit zu finden sein dürfte, die verschiedenartigen älteren Typenformen in solcher systematischen Auf- und Zusammenstellung kennen zu lernen, worunter doch so viele sich befinden, die ein hohes künstlerisches Interesse erwecken und heute noch als mustergiltig zu betrachten sind" (Klemm, Beschreibender Katalog 1884, S. IV-V, s. u. 3.3) Die Sammlung zeichnete sich durch zahlreiche Spitzenstücke aus - darunter ein reich mit Miniaturen ausgestattetes Pergament-Exemplar der Gutenberg-Bibel, ein Catholicon, Werke der Erstdrucker zahlreicher deutscher und ausländischer Städte und eine größere Anzahl von illustrierten Inkunabeln.

1.3 Um im gleichen Maße die zweite, auf die Gegenwart bezogene Aufgabe erfüllen zu können, wurde eine moderne " Vorbildersammlung" aus der laufenden Produktion aufgebaut. Sie wurde durch Stiftungen der buchgewerblichen Firmen des In- und Auslandes, oft im Anschluß an die regelmäßig zu Kantate in der Buchhändlerbörse, nach 1888 im Deutschen Buchhändlerhaus stattfindenden Ausstellungen von Neuerscheinungen, ermöglicht. Damit konnten neue technische Verfahren und deren Möglichkeiten sowie beispielhafte buchgestalterische Leistungen der Gegenwart, z. B. der deutschen Buchkunstbewegung, demonstriert werden.

1.4 Nahezu ausschließlich auf dem Stiftungsweg kam auch neu erscheinende Fachliteratur in die Bibliothek. Erworben wurden Veröffentlichungen zu allen Bereichen des Buch- und Schriftwesens. Die Fachbibliothek war zwar zunächst nur für die " Gehilfen" des Buchgewerbes bestimmt gewesen, erlangte jedoch spätestens seit 1900 neben der des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig für das Buchwesen überregionale Bedeutung.

1.5 Nachdem das Museum durch die enge Zusammenarbeit mit dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig 1888 eine Unterkunft in Räumen des Deutschen Buchhändlerhauses gefunden hatte, wurde 1889 mit Konrad Burger (1856-1912) der erste hauptamtliche Betreuer als Kustos des Buchgewerbemuseums berufen. 1900 erhielt das Museum im Deutschen Buchgewerbehaus erstmals eigene Räume, womit sich die Unterbringungs- und Benutzungsmöglichkeiten für die Bestände wesentlich verbesserten. Im Jahre 1902 wurden eine " Dienstanweisung für die Verwaltung der Königlich Sächsischen Sammlung" und eine " Bibliotheksordnung" verabschiedet, aus denen hervorgeht, daß die Sammlung nach 1886 weiter vermehrt und auch grundsätzlich der Benutzung zugänglich gemacht wurde. Anschaffungen waren dem Museumsausschuß des Buchgewerbevereins vorzulegen, wonach der Vorstand entsprechende Vorschläge zur Anschaffung an das sächsische Innenministerium richten konnte. Aus dem von Heinrich Klemm gestifteten " Fonds zur Weiterführung der Sächsischen Bibliographischen Sammlung" konnten bis in die zwanziger Jahre rund 1440 weitere Titel für diesen Bestand angeschafft werden.

1.6 Weitaus stärker wuchsen die Bibliothek und die Sammlungen des Deutschen Buchgewerbevereins, auch wenn 1893 angemerkt wurde: " Keine eigenen Mittel zur Vermehrung; geeignetes Material wird von den Verlegern erbeten"; erst seit 1907 wurde ein bescheidener regelmäßiger Etat ausgewiesen. Der weitaus größte Teil der Bücher wurde als Schenkung erbeten. Auch die geschlossenen Sammlungen kamen ab und an als Geschenk in den Bestand; zumeist wurden sie aus außerordentlichen, einmaligen Mittelzuwendungen von einzelnen Förderern des Museums finanziert. Da in den statistischen Angaben zwischen Mustern und Fachliteratur nicht unterschieden wurde, umfaßt der jährliche Zuwachs in den Jahren 1900 bis 1914 im Schnitt mit 700 Titeln beide Bereiche. Der Bestand an historischen und modernen Mustern sowie an Fachliteratur zum gesamten Buchwesen verdoppelte sich von ca. 7700 Titeln im Jahre 1893 auf 14.000 im Jahre 1903 und stieg bis zum Ersten Weltkrieg auf rund 20.000. Dabei folgte man bei den Mustern Grundsätzen, wie sie von Heinrich Klemm für seine Sammlung vorgegeben waren. Die Fachliteratur spiegelte die thematische Weite der Museumskonzeption wider. Eine Abstimmung mit der seit 1841/44 bestehenden Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, die gleichfalls als Spezialbibliothek zum Buchwesen erweitert wurde, erfolgte nicht.

1.7 Unter den Direktoren Eduard Toennies (Amtszeit 1903-1904), Erich Willrich (1875-1914), Johannes Schinnerer (*1883) und Albert Schramm (1880-1937) konnten zwischen 1901 und 1914 aus Privatbesitz für die Bereiche Papier, Einband, Schrift, Zeugdruck und Buclerei größere Sammlungen erworben werden. Für den historischen Buchbestand sind zwei von Bedeutung: zum einen eine Sammlung historischer Bucheinbände vom 15. bis zum 19. Jh aus dem Besitz von Dr. Carl Becher (Karlsbad) mit einem Umfang von knapp 400 Titeln, die einen bei Heinrich Klemm nicht berücksichtigten buchhistorischen Bereich mit hervorragenden Beispielen abdeckte und die auch druckgeschichtlich eine interessante Bereicherung darstellte; zum anderen die 1910/11 erfolgte Schenkung aus dem Nachlaß des Wiener Hofrates und Papiersammlers Franz Bartsch (1836-1910), mit der eine größere Anzahl von Buntpapieren und spezielle Fachliteratur zur Papierfabrikation in den Bestand kam.

1.8 Die Erschließung der Sammlungen erhielt nicht zuletzt durch die Zugänge größeres Gewicht. Von Anfang an wurde ein alphabetischer Zettelkatalog geführt, der im Lesesaal zugänglich war. Seit 1901 ist von einem " Realkatalog über den Bücherbestand" die Rede, dessen Bearbeitung sich jedoch hinzog, weil die Bearbeitung der Blattsammlung und anderer Teilsammlungen (Vorbildersammlung, Künstlerverzeichnis u. a.) vordringlicher erschien, oft im Zusammenhang mit den gerade erfolgten Stiftungen oder mit den in der Öffentlichkeit stark beachteten Ausstellungen. Die für 1914 in Aussicht gestellte Drucklegung des Sachkataloges kam nicht zustande. Der Personalbestand des Museums wies erst seit 1916 eine Stelle für einen Direktorialassistenten aus, der als Bibliothekar fungierte. Einzelne Erschließungsarbeiten wurden befristet eingestellten wissenschaftlichen Hilfsarbeitern übertragen.

1.9 Im August 1913 wurde eine im Zusammenhang mit dem Sächsischen Stenographischen Landesamt begonnene Sammlung zur Schriftkunde aus Dresden übernommen. Von diesem Zeitpunkt an führte das Museum die beiden Bereiche Buch und Schrift im Namen. Vor allem ausländisches Material zur Buch- und Schriftgeschichte, darunter Muster und Fachliteratur von der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914 (Bugra), führte zu einer weiteren Auffüllung der Sammlungen. 1916 umfaßte der Buchbestand mehr als 30.000 Bde. Das Museum hatte den buchgewerblichen Rahmen verlassen und verstand sich seit 1915/16 zunehmend als Fachmuseum für die Geschichte von Schrift und Buch " aller Zeiten und Völker". Bei den Erwerbungen von Mustern und von Fachliteratur suchte man diesem Anspruch Rechnung zu tragen.

1.10 Der 1917 gegründete Deutsche Verein für Buchwesen und Schrifttum übernahm in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg die wissenschaftlichen, historischen und künstlerischen Sammlungen einschließlich der Fachbibliothek und der Sächsischen Bibliographischen Sammlung als Leihgaben zu Museums- und Ausstellungszwecken. Da der Verein wirtschaftlich zu schwach war und Etatmittel zur Bestandsvermehrung nicht regelmäßig verfügbar waren, stellten Schenkungen und Rezensionsexemplare für die Zeitschrift des Vereins und deren Literarisches Beiblatt die hauptsächlichen Erwerbungsarten dar. 1919 erhielt das Museum mehr als 7000 Bde zur Geschichte der Schrift aus dem Nachlaß des Oberregierungsrates Emil Clemens (1860-1915) als Stiftung. Wegen der existenzbedrohenden Finanznöte in der Inflation und Wirtschaftskrise wurde 1920/21 der Verkauf der Gutenberg-Bibel in Erwägung gezogen. Eine 1922/23 in Gang gesetzte " Bücher- und Graphikspende" für das Museum verhinderte dies und erlaubte weiterhin einen eingeschränkten Betrieb. Im Jahre 1925 waren trotz dieser Widrigkeiten Muster- und Fachbibliothek auf insgesamt ca. 50.000 Bde angewachsen. Ab 1926 beschränkte sich der Verein auf eine Rolle als Förderer der wissenschaftlichen und künstlerischen Bestrebungen des Museums. Der Deutsche Buchgewerbeverein übernahm wieder die Trägerschaft und stellte trotz anderer finanzieller Schwierigkeiten für die Unterhaltung und Vermehrung der Sammlungen erneut Zuschüsse zur Verfügung.

1.11 Die Erschließung der Bestände wurde unter den Direktoren Albert Schramm und Hans H. Bockwitz (1884-1954) intensiver betrieben: ein neuer alphabetischer Zettelkatalog unter Einschluß der Zugänge von der Bugra wurde 1921 abgeschlossen; mit der Anlage eines Standortkataloges wurde begonnen. Er umfaßte 1925 34 Bde. Die Arbeit an einem Sachkatalog wurde wieder aufgenommen, die Fachliteratur wurde neu geordnet und systematisch aufgestellt. 1922 begann man mit der Anlage buchkundlicher Spezialkataloge, zunächst einem Katalog für Inkunabeln und Renaissancedrucke und einem Künstlerkatalog. 1925 erschien ein Verzeichnis der Inkunabeln, die geplante Publizierung weiterer Bestands- und Sammlungsverzeichnisse kam jedoch wegen der Finanz- und Personalnöte des Vereins nicht zustande. 1928 schließlich wurde die Sächsische Bibliographische Sammlung neu geordnet und ihre Gliederung auf acht Gruppen erweitert. Man begann mit einem Standort- und einem Schlagwortkatalog dieses Bestandes.

1.12 In den folgenden Jahren wuchsen ungeachtet der finanziellen, räumlichen und organisatorischen Probleme die Bestände der Muster- und Fachbibliothek des Deutschen Buchgewerbevereins weiter an. Es waren auch jetzt vor allem Stiftungen, wie die 1934 und 1937 übernommenen Einbände und die Bibliothek des Buchbinders Paul Kersten (1865-1943), die einzelne Sammelgebiete bereicherten. 1940 konnten eigene Räume in einem Erweiterungsbau des Deutschen Buchgewerbehauses bezogen werden, womit sich die Benutzungs-, Arbeits- und Magazinierungsmöglichkeiten verbesserten. Im Jahre 1943 belief sich der Buchbestand auf rund 62.000 Titel.

1.13 Die Kriegsverluste des Museums waren erheblich. Allein beim größten Luftangriff am 4. Dezember 1943 auf das Graphische Viertel Leipzigs, in dessen Mitte das Buchmuseum untergebracht war, gingen nach Verlustberechnungen vom März und November 1944 ca. 60.000 Bücher verloren. Betroffen waren nahezu alle nicht ausgelagerten oder nicht in den Kellerräumen untergebrachten Bestände der Bibliothek und der Sammlungen im Eigentum des Deutschen Buchgewerbevereins, während die Sächsische Bibliographische Sammlung vor den Folgen des Luftkriegs verschont blieb. Zu den direkten Kriegsschäden kam als Kriegsfolge Ende September 1945 die gezielte Beschlagnahme der wertvollsten, ausgelagerten Stücke der Sächsischen Bibliographischen Sammlung, der Forrer-Zeugdruck-Sammlung und der Becher-Einband-Sammlung durch die sowjetische Besatzungsmacht am Auslagerungsort im Erzgebirge (57 Hss., 131 Inkunabeln und 14 Drucke des 16. bis 19. Jhs sowie 382 Bde der Becher-Einbandsammlung) und deren Verbringung nach Moskau (Lenin-Bibliothek, heute Russische Staatsbibliothek).

1.14 Nach der Auflösung des Deutschen Buchgewerbevereins als Träger des Museums und Eigentümer des größten Teils der Sammlungen im Juni 1949 wurden diese am 2. Dezember 1950 durch die Stadt Leipzig in das Eigentum der Deutschen Bücherei übertragen. Nach den Schätzungen von 1946 und einer 1950 zur Übergabe angefertigten Aufstellung über die Sammlungsgegenstände zählten Fach- und Musterbibliothek zusammen noch etwas mehr als 6800 Titel davon 4317 erhaltene Bände der Sächsischen Bibliographischen Sammlung. Die Verluste betrugen demnach gut 90 Prozent des Gesamtbestandes von 1943 und betrafen vor allem die Sammlungen des Buchgewerbevereins einschließlich der Fachbibliothek. Das Museum erhielt innerhalb der Bibliothek den Status einer Abteilung. Es verfolgte in seiner Erwerbungspolitik ebenso wie in seiner Öffentlichkeitsarbeit die tradierten Aufgaben, akzentuierte sie im Bibliotheksumfeld und übernahm sukzessive Aufgaben im Gesamtgefüge der Bibliothek. Die Erschließungsmittel wurden rekonstruiert, ergänzt und neu aufgebaut, wobei die Systematik von Mustersammlung und Fachbibliothek beibehalten wurde. Die erhaltenen Bestände der Sächsischen Bibliographischen Sammlung, die des Buchgewerbevereins und die seit der Eingliederung in die Deutsche Bücherei aus den kontinuierlich zur Verfügung stehenden Erwerbungsmitteln beschafften Zugänge wurden nun unter dem Namen Klemm-Sammlung zu einer Sammlung zusammengefaßt. Die Klemm-Sammlung umfaßt damit die Werke (museale Drucke wie Fachliteratur), die vor der Sammelzeit der Bibliothek oder außerhalb ihres Sammelgebietes liegen und wird laufend vermehrt. Sie enthält wieder knapp 54.000 Bde, davon sind rund 21.700 " Muster". Im Ensemble der Sammlungen des Museums ist sie eine der beiden großen Buchsammlungen und bildet eine wesentliche Grundlage für die Arbeit als einer Dokumentationsstelle für die Buchkultur. Sie steht als Studiensammlung der wissenschaftlichen Benutzung zur Verfügung und wird durch eigene und fremde Ausstellungen, durch Publikationen u. ä. wirksam. Sie ist wegen ihrer Spezifik nur in den museumseigenen Katalogen nachgewiesen.

1.15 Zu den Kriegsverlusten zählten auch jene Bestände, die die Entwicklung des Buches am Beginn des 20. Jhs dokumentieren, insbesondere die der deutschen Buchkunstbewegung. Es lag nahe, dafür die seit 1920 in der Deutschen Bücherei zunächst zur Aufnahme von " Luxus- und Privatdrucken" und deren Katalogisierung " nach ästhetischen Gesichtspunkten" bestehende und später mit der Sammlung und Erschließung von gut gestalteten Büchern der Gegenwart einschließlich des Gebrauchsbuchs befaßte Abteilung Künstlerische Drucke als Sammlung in das Museum einzugliedern. Der inzwischen auf mehr als 32.600 Bde angewachsene Bestand musealer Drucke, eine Auswahl aus dem Zugang der Deutschen Bücherei, ist nach speziellen Gestaltungsmerkmalen, nach Künstlern und Druckern und weiteren Aspekten erschlossen. Zur Dokumentation der Buchkunst außerhalb Deutschlands werden in diesem Zusammenhang auch die schönsten Bücher aus dem Ausland gesammelt und zugänglich gemacht. Der Bestand der Stiftung Buchkunst resultiert aus Übernahmen von den internationalen Buchkunst-Ausstellungen und -Wettbewerben.

1.16 Unter den Zugängen nach 1950 ist die Übernahme von 296 Titeln aus dem aufgelösten historischen Bestand der Leipziger Stadtbibliothek im Jahre 1953 zu erwähnen. Es handelte sich dabei sowohl um museale Drucke vom 15. bis zum 19. Jh als auch um Fachliteratur. 1962 stiftete der Rat der Stadt dem Museum zum fünfzigjährigen Bestehen der Deutschen Bücherei eine Mentelin-Bibel (1466) in einem zeitgenössischen Nürnberger Lederschnitteinband aus diesem Bestand. Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig

1.17 Am 28. Dezember 1959 übereignete der Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig seine gleichfalls vom Krieg stark in Mitleidenschaft gezogene Bibliothek der Deutschen Bücherei zur Nutzung in der Abteilung Deutsches Buch- und Schriftmuseum.

1.18 Die Schaffung einer eigenen berufsständischen Fachbibliothek gehört zu den großen historischen Verdiensten des 1825 gegründeten Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Die Anfänge seiner Bibliothek in den vierziger Jahren des 19. Jhs gehen auf die Initiative der Leipziger Buchhändler zurück. Als 1840 die Vierhundertjahrfeier zur Erfindung der Buchdruckerkunst unter reger Anteilnahme der Öffentlichkeit begangen wurde, erhob sich unter den Buchhändlern der Wunsch, " die Zeugnisse der eigenen Geschichte zu sammeln, zu bewahren und zu verarbeiten" (Börsenverein der Deutschen Buchhändler 1914, S. 22, s. u. 4.3). 1841 gab Friedrich Fleischer (1794-1863), der Gründer des Vereins der Buchhändler zu Leipzig, den Anstoß zur Sammeltätigkeit, indem er dem Vorstand des Börsenvereins den Vorschlag zur Sammlung der zahlreich erschienenen Säkularschriften unterbreitete. Der Aufruf des Börsenvereins an deren Herausgeber brachte solch zahlreiche Stiftungen ein, daß die Sammlung bereits 1842 den versammelten Buchhändlern mit einem Verzeichnis vorgeführt werden konnte. Die Anregung zur Schaffung einer eigentlichen " Buchhändlerbibliothek", die " aus der Mitte des Buchhandels" entstehen sollte, ging 1843 vom Leipziger Verleger Wilhelm Ambrosius Barth (1760-1813) aus mit einem Antrag an die Generalversammlung der Leipziger Buchhändler, " eine Bibliothek zu gründen und ... die Herren Verleger zu ersuchen, ein Exemplar ihrer ... Verlagsartikel zu derselben zu liefern" (Börsenblatt 10, 1843, S. 525). Der Vorstand des Börsenvereins nahm 1844 das Anerbieten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig an, dessen umfängliche Fachbibliothek in seine Obhut zu nehmen und auszubauen. Diese Bibliothek wurde mit dem Nachlaß von Paul Gotthelf Kummer (1750-1835) sowie mit dem durch den Börsenverein 1845 angekauften Nachlaß des Buchhändlers Johann Carl Scltz (1809-1843) vereinigt. In den folgenden Jahren wurde der stetig wachsende Bestand nur nebenamtlich vom jeweiligen Schriftführer des Börsenvereins betreut.

1.19 Mit der Ernennung Albrecht Kirchhoffs (1827-1902), des Begründers der wissenschaftlichen Geschichtsschreibung des Buchhandels, zum ersten selbständigen Bibliothekar (1861), begann ihre systematische Entwicklung zur bedeutendsten buchhändlerischen Fachbibliothek. " Kirchhoff legte den Rahmen fest, innerhalb dessen sich der Auf- und Ausbau der Bibliothek vollzog" (Goldfriedrich 1922, S. 27, s. u. 4.3), er bestimmte die Grenzen und Grundsätze der Bibliothekspolitik, die im wesentlichen auch für seine Nachfolger im Amt, F. Hermann Meyer (1823-1892) und Konrad Burger maßgebend blieben, wie der letzte wissenschaftliche Bibliothekar Johann Goldfriedrich (1870-1945), der zugleich das Amt des Archivars des Börsenvereins betreute, feststellte. Kirchhoffs Klassifikationssystem, das im gedruckten Systematischen Bibliothekskatalog (Bd 1, 1885 von F. Hermann Meyer bearbeitet) verankert ist, bildet auch heute noch die Grundlage für die Ordnung des Buchbestandes. Als 1888 die Bibliothek im neu erbauten Buchhändlerhaus ihr Domizil bekam, war sie in internationalen Fachkreisen bereits als eine Sammlung ersten Ranges bekannt.

1.20 Der Buchbestand wuchs bis 1914 auf 34.000 Bde, hatte 1925 ca. 50.000 Bde und zählte 1943 62.000 Bde (darunter 279 Hss.) und 40.000 Verlagskataloge, 1432 Aktenfaszikel und 65.000 Geschäftsrundschreiben (Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken 33, 1942). Wie aus dem gedruckten Katalog hervorgeht, enthielt die Bibliothek die gesamte fachspezifische Literatur zur Geschichte und zum Herstellungs- und Vertriebsprozeß des Buches in einmaliger Vollständigkeit, verzeichnete aber auch umfangreiche Bestände zur Geschichte der Schrift und der Beschreibstoffe, der Buchausstattung und des Bucheinbandes sowie zu den Randgebieten Bibliographie, Bibliophilie und Bibliothekswissenschaft. Hinzu kamen umfangreiche Blattsammlungen in folgender Bestandsgröße (Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken 26-27, 1936): 3200 Briefe und Autographen von Buchhändlern und Buchdruckern, 4050 Portraits, 7300 Signete, 10.000 Bl. Buchschmuck, 1200 Bl. Proben von Papier und Wasserzeichen. Parallel zum Buchbestand nach dem Kirchhoffschen Ordnungsprinzip angelegt, bilden die Blattsammlungen gleichsam den illustrativen Teil zu den verschiedenen Abteilungen der Bibliothek und bieten, in mehrere Spezialgruppen gegliedert, Anschauungsmaterial zur gesamten buchkundlichen Thematik.

1.21 Der Zerstörung des Leipziger Graphischen Viertels durch Bombenangriffe fiel mit dem Buchhändlerhaus auch die Bibliothek des Börsenvereins 1943 zu einem erheblichen Teil zum Opfer. 1945 waren noch knapp 20.000 Bde erhalten. Nach der Übertragung des Eigentums an den Buchbeständen (zu den Archivalien s. u. 1.23) an die Deutsche Bücherei wurde die Bibliothek neu geordnet, katalogisiert und wieder der Benutzung zugänglich gemacht. Sie steht als geschlossene Sammlung im Deutschen Buch- und Schriftmuseum zur Verfügung. Die Zusammenführung der beiden Fachbibliotheken führte zu einem gewissen Ausgleich der Kriegsverluste beider Sammelstätten und zu einer Konzentration erstrangigen Quellenmaterials.

1.22 Der Bibliotheksbestand gliedert sich in vier Gruppen, die unterschiedlich erhalten geblieben sind: Fachliteratur, alte museale Drucke, Archivalien und Blattsammlungen. Die Fachbibliothek hat der Krieg auf knapp ein Drittel reduziert. An buchhändlerischen Katalogen deutscher und ausländischer Verlage und Antiquariate, vorwiegend des 19. und 20. Jhs, sind ca. 20.000 vorhanden, weiter ca. 17.000 Blätter, größtenteils zu den Gruppen Buchschmuck (ca. 10.000) und Buchhändlerportraits (ca. 4000). Viele der Bildnisse stammen aus den Icones Bibliopolarum et Typographicorum, die der Nürnberger Buchhändler Friedrich Roth-Scholtz (1687-1736) ab 1726 herausgab. Für die Erschließung der Gruppe Buchschmuck konnte der Deutsche Buchgewerbeverein seinerzeit Hans Wolff gewinnen, der das reichhaltige Material zur Ausstattung des alten Buches in einer 1911 bis 1913 erschienenen Monographie Die Buchornamentik im 15. und 16. Jahrhundert veröffentlichte. Die Druckersignete sind Kriegsverlust, wie auch die durch Konrad Burgers Publikationen bekannte Exlibris-Sammlung (1897) und die Buchhändleranzeigen des 15. Jhs (1907). Von letzteren sind nur noch vier Stück vorhanden ( s. u. 2.14).

1.23 Glücklicherweise blieben die buchhändlerischen Archivalien (60.000) und die Geschäftsrundschreiben (65.000) größtenteils erhalten. Sie werden seit 1991 als Depositum des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels betreut und zugänglich gemacht. Einen Teil dieses singulären Materials, das Johann Goldfriedrich 1909 zum " Deutschen Buchhandelsarchiv" zusammenfaßte, wertete dieser für die vom zweiten Band an von ihm verfaßte Geschichte des deutschen Buchhandels (1886-1913) bereits aus. Für die Geschäftsrundschreiben legte Konrad Burger 1897 ein gedrucktes Verzeichnis vor mit " mehr als 20.000 Nachweisen über 15.000 buchhändlerische Firmen des 18. und 19. Jahrhunderts". Gegenwärtig wird an der rechnergestützten Verzeichung des Gesamtbestandes an Geschäftsrundschreiben gearbeitet. Die buchgeschichtlichen Archivalien enthalten u. a. Geschäftskorrespondenzen und -papiere, Verlagsverträge, kursächsische Privilegien und Buchhändlerbriefe. Die wertvolle Sammlung alter Buchhändlerbriefe des 15. und 16. Jhs ist Kriegsverlust. Erhalten blieben zwei umfangreiche, nach Kriegsschäden stark restaurierte Briefsammlungen zur Verlagsgeschichte des 18. und 19. Jhs: die Göschen-Sammlung mit 845 Originalbriefen aus der Verlagskorrespondenz des prominenten Klassikerverlegers Georg Joachim Göschen (1752-1828), darunter Briefe von Wieland, Klopstock und Herder sowie die Dr. Alphons-Dürr-Stiftung mit etwa 500 Autographen von Schriftstellern und Künstlern des 19. Jhs, die aus dem Briefwechsel des Leipziger Verlegers Alphons Dürr (1828-1908) stammen, darunter Briefe von Theodor Storm, Ludwig Richter und Moritz von Schwind. Weiterhin sind im Bestand erwähnenswert zwei Buchhändlernachlässe mit wichtigem Quellenmaterial zur Vor- und Frühgeschichte des Börsenvereins und zur Reformbewegung im Buchhandel im 19. Jh: das Kummersche Archiv enthält Schriftstücke und Drucksachen zur Geschichte des Börsenvereins und den frühen Reformversuchen von 1800 bis 1804, die Paul Gotthelf Kummer als Vorsitzender der Deputierten des Buchhandels zu Leipzig und als Initiator der ersten Buchhändler-Börse anlegte. Ebenfalls auf die Reformbewegung bezieht sich der Adolf von Krönersche Nachlaß, ein Konvolut Akten, die Kröner (1836-1911) von 1878 bis 1892 als Vorstandsmitglied und Vorsteher zu der von ihm eifrig betriebenen Reformbewegung des Börsenvereins zusammenstellte.

Lothar Poethe

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der historische Bestand beträgt 15.480 Titel. Er setzt sich zusammen aus 8060 Titeln der Klemm-Sammlung und 7420 Titeln der historischen Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig ( s. u. 2.34 ff.). Die Klemm-Sammlung

2.2 Bei einem Sammlungsbestand von insgesamt 21.145 Titeln (sogenannten " musealen Drucken") beträgt der Anteil der vor 1900 erschienenen Bücher rund 40 Prozent (8060 Titel der Klemm-Sammlung zuzüglich 575 museale Titel der Börsenvereinsbibliothek). Die Auszählung erfolgte anhand der Standortkataloge. Der Bestand ist in Gruppen in einem sachlich-chronologischen Ordnungsprinzip, nach Jahrhunderten und Epochen aufgestellt. Da eine Sacherschließung bisher fehlt und ein Erschließungskatalog für die musealen Drucke erst im Aufbau ist, sind größtenteils nur summarische Angaben zu einzelnen Sachgruppen, Literatur- und Buchgattungen möglich. In die Beschreibung der Klemm-Sammlung eingeschlossen wurden insgesamt 575 Titel musealen Charakters aus der separat erfaßten historischen Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Dieser in Ergänzung zur Fachliteratur gesammelte Bestand an alten Drucken (darunter 108 Inkunabeln) war in den Grundkatalogen der Bibliothek nicht aufgeführt; er wurde bei der Neukatalogisierung des gesamten Bestandes nach Übernahme der Bibliothek in das Deutsche Buch- und Schriftmuseum verzeichnet. Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.3 Der Bestand von 8635 Titeln umfaßt 758 Inkunabeln (8,8 Prozent), 1935 Titel aus dem 16. Jh (22,4 Prozent), 1017 aus dem 17. Jh (11,8 Prozent), 1717 aus dem 18. Jh (19,9 Prozent) und 3208 aus dem 19. Jh (37,2 Prozent).

2.4 Deutsche und lateinische Schriften bilden den größten Bestandteil (85 Prozent). Dabei stehen 4560 deutschsprachige Titel (52,8 Prozent), vorwiegend aus dem 18. und 19. Jh, an der Spitze. Es folgen 2818 lateinische (32,6 Prozent), die hauptsächlich aus dem 15. bis 17. Jh stammen. Französisch ist mit 610 Titeln, Englisch mit 220, Griechisch mit 45, Italienisch mit 172, Niederländisch mit 85 und Spanisch mit 32 vertreten. Auf sonstige Sprachen entfallen 210 Drucke. Den größten Anteil hat das 19. Jh mit 3208 Titeln (37,2 Prozent).

2.5 Unter den 758 Inkunabeln, darunter 13 Einblattdrucke, bilden 711 lateinische Drucke den größten Teil (94 Prozent). Deutsche Drucke sind mit 34 Titeln (4,5 Prozent) vertreten, 13 sind in weiteren Sprachen, davon je einer in Französisch, Englisch, Griechisch und Hebräisch, 6 in Italienisch und 3 in Niederländisch. Bei den 1935 Titeln des 16. Jhs überwiegen 1240 lateinische (64,2 Prozent); es folgen 638 deutsche (33 Prozent), weiter sind 8 französische Drucke, 4 hebräische, 27 griechische, 25 italienische, 2 niederländische und 11 spanische vorhanden. Auch im 17. Jh mit insgesamt 1017 Titeln hat das Lateinische mit 477 Titeln (46,9 Prozent) den größten Anteil; Deutsch folgt mit 356 (35 Prozent). Vertreten sind ferner Französisch (57 Titel), Englisch (6), Italienisch (56), Niederländisch (39) und Spanisch (10).

2.6 Vom 18. Jh an überwiegt der Anteil der deutschsprachigen Titel. Die 1717 Drucke des 18. Jhs verteilen sich auf 1010 deutsche (59 Prozent), 332 lateinische (19,3 Prozent), 30 englische, 211 französische (12,3 Prozent), 55 italienische und 24 in anderen Sprachen. Bei den 3208 Titeln des 19. Jhs machen 2550 deutschsprachige 80 Prozent aus; die übrigen Werke verteilen sich auf 56 lateinische, 185 englische, 334 französische und 82 in sonstigen Sprachen. Systematische Übersicht

2.7 Die Beschreibung folgt der Aufstellungssystematik des Standortkataloges. Die heutige Gliederung der Klemm-Sammlung entspricht im wesentlichen dem historischen Ordnungsprinzip, das Heinrich Klemm ursprünglich seinem Bibliographischen Museum mit ca. 3000 Bdn Hss., Inkunabeln und alten Drucken gegeben hat. Der Klemmsche Bestand war bei der Übernahme in entwicklungsgeschichtlicher Anordnung in fünf Abteilungen gegliedert; die Abteilung (I) enthielt das Bücherwesen vor Gutenberg mit vorwiegend spätmittelalterlichen Hss. und Holztafeldrucken als Vorläufern des typengedruckten Buches; die Abteilung (II) umfaßte die Drucke des 15. und 16. Jhs, die Abteilung (III) vorwiegend Drucke des 17. und 18. Jhs. Weitere Gruppen enthielten Inkunabel-Einzelblätter in Originalen und Reproduktionen sowie Fachliteratur. Nach dem Ankauf der Sammlung durch den sächsischen Staat im Jahre 1885 wurde der nun als Königlich Sächsische Bibliographische Sammlung (ab 1918 Sächsische Bibliographische Sammlung) geführte Bestand bis 1925 durch Erwerbungen auf 4400 Bde vergrößert. Bei einer Neuordnung 1928 erweiterte man die Gliederung der Sammlung auf acht Gruppen.

2.8 Die heutige Klemm-Sammlung ist keine abgeschlossene historische Buchsammlung. Sie umfaßt über den ursprünglichen Bestand der Sächsischen Bibliographischen Sammlung hinaus das gesamte alte Buchgut, das nach den Verlusten des Museums bei der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und der Auslagerung seiner wertvollsten Objekte erhalten blieb, sowie die Neuerwerbungen bis zum Erscheinungsjahr 1900. Die Neuzugänge von buch- und druckgeschichtlichen Beispielen aus allen Ländern und Epochen sowie die dazugehörige Fachliteratur erweitern und vervollständigen den Bestand. Dabei wird das traditionelle Sammelprinzip einer druckhistorischen Entwicklungsreihe fortgeführt.

2.9 Die traditionellen Sammelaufgaben haben sich unter Berücksichtigung des Buches als Gegenstand der wissenschaftlichen Forschung in den letzten Jahrzehnten beträchtlich erweitert. Im musealen Buchbestand sind heute Objekte aus allen Buch- und Literaturgattungen vertreten, die geeignet sind, das Buch als kulturhistorischen Gegenstand in seiner materiell-technischen und künstlerischen Erscheinungsform und in seiner literarischen und gesellschaftlichen Rezeptions- oder Wirkungsgeschichte zu dokumentieren. Daraus ergeben sich für die Auswahl eines " Musters" Kriterien verschiedener Art. Neben dem sachlich-inhaltlichen Gehalt und der kulturhistorischen Wichtigkeit eines Buches sind vor allem das Typische oder Besondere in seiner Herstellung, Gestaltung und Ausstattung von Bedeutung. Die Auswahlprinzipien orientieren sich an der Einordnung eines Objektes in die Druck- und Verlagsgeschichte. Dabei sind Schrift und Typographie, Illustration und Buchschmuck, Einband, Beschreibstoff und Papier des jeweiligen Buches gleichwertige Kriterien.

2.10 Die Aufstellung nach Zeitabschnitten, Druckorten und Druckern gestattet mit Hilfe des Standortkataloges den Überblick über die Entwicklung der Typographie einzelner Länder oder das Schaffen einzelner Verlage und Drucker. Die Bücher des 15. bis 19. Jhs sind in Anlehnung an die Gliederung Klemms in fünf Gruppen (I-V) geordnet, aus denen sich die Standortsignaturen ergeben: Gruppe (I) enthielt spätmittelalterliche Hss. als Vorläufer des gedruckten Buches; Gruppe (II) umfaßte Inkunabeln, aufgestellt in zwei Städte-Alphabeten der in- und ausländischen Druckorte (wobei Mainz als Erfinderstadt vorangeht) und innerhalb der Orte nach Offizinen geordnet; Gruppe (III) enthielt Drucke von 1501 bis 1560, sogenannte " Renaissancedrucke", wie die folgende vierte Gruppe; nach Druckorten, Druckern und Verlegern geordnet; Gruppe (IV) umfaßte Drucke vom Ende des 16. Jhs bis 1800 (vor Einsetzen der industriellen Buchproduktion); Gruppe (V) enthielt Drucke vom Anfang des 19. Jhs bis zur Gegenwart, angeordnet nach Länder-Alphabeten.

2.11 In der Gruppe (II) mit Inkunabeln sind, neben der Gruppe (I) mit den mittelalterlichen Hss., die größten Kriegsverluste zu beklagen. Von 752 Wiegendrucken gingen 131 verloren infolge der Auslagerung der wertvollsten Bestände, die 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und als " Kriegstrophäen" in die damalige Sowjetunion verbracht wurden. Zu den Verlusten im Bestand, der 1925 von Albert Schramm in einem gedruckten Katalog beschrieben wurde, zählen alle Unika, Rara und Rarissima, darunter das bekannte zweibändige Pergamentexemplar der 42-zeiligen Gutenberg-Bibel mit seinem einzigartigen reichen Miniatur- und Buchschmuck. Verloren gingen alle Erstdrucke aus den einzelnen Druckorten, die wertvollsten aus den Mainzer Offizinen von Gutenbergs Nachfolgern, Fust und Schöffer und Peter Schöffer, weiter fast alle illustrierten Inkunabeln und seltene Einblattdrucke. Wenn auch an einen Ausgleich der Kriegsverluste nicht zu denken war, so konnte der Bestand in den letzten Jahrzehnten doch um bemerkenswerte 137 Neuzugänge bereichert werden. Den wertvollsten Zuwachs von 108 Inkunabeln erhielt die Sammlung infolge der 1959 übernommenen Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. 29 Drucke sind durch Neuerwerbung zur Ergänzung der Sammlung hinzugekommen, so daß sich der heutige Bestand auf 758 Inkunabeln beläuft.

2.12 Die druckhistorische Spezifik der Sammlung zielt auf die Belegung möglichst vieler Druckorte. Von den rund 250 Druckorten des 15. Jhs sind 88 vertreten, worunter 36 deutsche, 30 italienische und 11 niederländische den größten Anteil haben. Die Städte Mainz, Augsburg, Bamberg, Basel, Köln, Nürnberg, Straßburg und Venedig stellen die meisten Drucke. Der gängigen Literaturüberlieferung folgend dominieren inhaltlich Theologie, Rechtswissenschaft, Philosophie und literarische Texte, vorwiegend tradierte antike klassische Literatur, Grammatik und Rhetorik.

2.13 Obwohl die Studiensammlung nicht in erster Linie Zimelien von seltenen und kostbaren Exemplaren vereint, sondern vorrangig der Darstellung eines bestimmten Drucktyps in seinem ganzen Entwicklungsüberblick dient, so ist doch eine Anzahl wertvoller Wiegendrucke enthalten. Unter ihnen ist ein Einzelblatt aus der 42-zeiligen Bibel (mit Text Makkabäer I, Kap. 9 Schluß bis Kap. 10, Vers 1-44), das im Ausgleich für den Kriegsverlust der Gutenberg-Bibel 1955 aus dem internationalen Antiquariatsbuchhandel erworben werden konnte. Nach neuester Erkenntnis dürfte es aus der durch Teilung in alle Welt verstreuten zweiten Trierer Gutenberg-Bibel stammen. Von den bedeutenden Drucken Peter Schöffers in vorzüglicher typographisch-künstlerischer Ausstattung sind erhalten geblieben: die großformatige Hieronymus-Ausgabe der Epistolae von 1470, die neuesten Forschungen zufolge mit sieben weiteren Exemplaren zu einer Gruppe Mainzer Buchproduktion gehört, deren bemerkenswerte Buclerei in direkter Zusammenarbeit und auf Kosten des Verlegers erfolgte, sowie der Druck der Institutiones des Justinian von 1468 in einem Pergamentexemplar von schönster Erhaltung. Unter den Bibeldrucken ragt die erste deutsche Bibel hervor, die sogenannte " Mentelin-Bibel" von 1466, deren Wert noch gesteigert wird durch einen einzigartigen zeitgenössischen Nürnberger Lederschnitt-Einband. Dieses Unikat kam als Stiftung des Rates der Stadt Leipzig aus der in ihrem historischen Bestand aufgelösten Stadtbibliothek anläßlich des fünfzigjährigen Bestehens der Deutschen Bücherei 1962 in das Museum. Die neunte deutsche, sogenannte " Koberger-Bibel" von 1483, die als einer der schönsten illustrierten Bibeldrucke der vor-lutherischen Zeit gilt, ist in einem kolorierten Exemplar vorhanden.

2.14 Unter den illustrierten Inkunabeln finden sich weiter die 1493 bei Koberger erschienene Weltchronik von Hartmann Schedel in der lateinischen und deutschen Ausgabe in drei Exemplaren, zwei davon koloriert, sowie die von Günter Zainer in Augsburg 1472 gedruckte deutsche Ausgabe der Legenda aurea des Jacobus de Voragine (Leben der Heiligen, Sommerteil) und Sebastian Brants Narrenschiff in lateinischer Ausgabe, 1497 bei Bergmann von Olpe in Basel erschienen. Unter den venezianischen Drucken ist nennenswert die 1496 von Johann Hamann gedruckte Ausgabe von Johannes Regiomontanus' Epitoma in Almagestum Ptolemaei. Von den 13 Einblattdrucken, darunter zwei Unikate, stammen die wertvollsten aus der Bibliothek des Börsenvereins. Unter ihnen haben vier Stück der kostbaren Buchhändleranzeigen des 15. Jahrhunderts (von Konrad Burger 1907 publiziert) den Krieg überdauert, wovon die Bücheranzeige von Gheraert Leeu (Antwerpen 1491) ein Unikat ersten Ranges darstellt. Sie ist der einzige bebilderte buchhändlerische Prospekt der Inkunabelzeit mit einer Illustrationsprobe aus dem angekündigten Buch Historie van Melusijne und zugleich die einzige Bücheranzeige des 15. Jhs in niederländischer Sprache. Ein zweites Unikat ist die Flugschrift von Sebastian Brant Von der zwiefältigen Gans zu Gugenheim in lateinischer Fassung, De monstroso ansere atque porcellis (Basel: Bergmann von Olpe 1496; GW 5037).

2.15 Die Gruppe (III) mit den Drucken des 16. Jhs enthält zum überwiegenden Teil lateinisches Schrifttum mit 1240 Titeln (ca. 64 Prozent). Der Anteil an deutschsprachigen Titeln ist mit 638 nur halb so hoch. Die Druckorte mit der größten Anzahl von Drucken sind Augsburg (62), Frankfurt a. M. (45), Köln (75), Leipzig (86), Mainz (116), Nürnberg (53), Straßburg (80) und Wittenberg (135). Von den Druckorten des Auslands haben den größten Anteil Antwerpen (105), Basel (98), Paris (124) und Venedig (83). Von den bedeutenden Großunternehmen des Auslands sind nennenswert die Officina Plantiniana in Antwerpen und Leiden (92 Drucke) und die Offizin von Aldus Manutius (23).

2.16 Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen im 16. Jh erwartungsgemäß bei Theologie (240 Titel), Klassischer Philologie und Dichtung (290), darunter 75 Ausgaben griechischer und 145 lateinischer Autoren, neulateinischer (35) und humanistischer Literatur (52), darunter 14 von Erasmus, sowie einem Bestand von 266 Reformationsschriften. Bei diesen entfällt der überwiegende Produktionsanteil auf die mitteldeutschen Druckzentren Leipzig, Magdeburg und Wittenberg. Luther ist als Autor mit 52 Werken, Melanchthon mit 22 vertreten.

2.17 An bemerkenswerten illustrierten Renaissancedrucken, meist aus süddeutschen Offizinen, sind nennenswert die von Sebastian Brant herausgegebene Straßburger Vergil-Ausgabe von 1502, Ulrich Pinders Speculum passionis Jhesu Christi mit Holzschnitten von Hans Leonhard Schäufelin (Nürnberg 1507), die Erstausgabe von Maximilian I. Theuerdank (Nürnberg 1517), ein 1956 als Ersatz für den Kriegsverlust des Pergamentexemplars erworbenes Papierexemplar, dessen Provenienz im Exlibris auf Martin Pfinzing, einem jüngeren Verwandten des Mitverfassers Melchior Pfinzing hinweist, weiter die Ringerkunst von Fabian von Auerswald (Wittenberg 1539) sowie die Erstausgabe von Georg Rüxners Turnierbuch (Simmern 1530) und zwei weitere von 1532. Aus der Offizin von Sigmund Feyerabend in Frankfurt a. M. stammen ein Exemplar der Luther-Bibel von 1564 mit fein kolorierten Holzschnitten von Jost Amman und Sigmund Feyerabend, Ammans Frauentrachtenbuch von 1586 und das Kriegsbuch von Leonhardt Fronsperger (1571-1573). An Beispielen für wissenschaftliche Illustration seien genannt die Erstausgabe von Albrecht Dürers Underweysung der Messung, mit dem Zirckel und Richtscheyt (Nürnberg 1525), Johannes Stoefflers Coelestium rerum disciplinae (Mainz 1535), Johann Schöners Opera mathematica (Nürnberg 1551) und das Tierbuch des Begründers der modernen Zoologie Conrad Gesner, die Historia animalium (Zürich 1557-1563), sowie ein seltenes militärhistorisches Werk von Vegetius, De re militari, in französischer Ausgabe (Paris 1536), dessen interessante Provenienz im Exlibris den Drucker Ambroise Firmin Didot als Vorbesitzer ausweist. Unter den Pariser Drucken sind zwei der seltenen illustrierten Livres d'Heures in Pergamentdruck mit handgemaltem Buchschmuck hervorzuheben, ein koloriertes Exemplar der Heures à l'usage de Paris (Antoine Vérard für Guillaume Eustace 1520) und ein rubriziertes Exemplar der Heures à l'usage de Rome (Germain Hardouin 1534).

2.18 Die Gruppe (IV) enthält insgesamt 2734 Drucke aus dem 17. Jh (1017) und 18. Jh (1717). Die Sprachverteilung weist auch im 17. Jh das lateinische Schrifttum mit fast 47 Prozent vor dem deutschen aus. Im 18. Jh überwiegen entsprechend der Entwicklung der Buchproduktion deutsche Drucke mit 59 Prozent, der restliche Anteil entfällt auf lateinische (19,3 Prozent) und französische (12,3 Prozent), weitere Sprachen sind nur in geringer Anzahl vertreten (30 englische und 55 italienische Titel). Der Buchbestand bietet Anschauungsbeispiele für die Entwicklung der Typographie und Buchillustration mehrerer Epochen, vom Barock über das Rokoko bis zum Klassizismus. Inhaltlich sind in Auswahl alle Literaturgattungen und Wissenschaftsdisziplinen vertreten, vornehmlich jedoch die Geisteswissenschaften, während sich für die Realwissenschaften, Naturwissenschaften, Medizin und Technik wie auch für Kleinschrifttum und ephemere volkstümliche Literatur nur wenige Beispiele finden lassen. Lediglich Erbauungsliteratur ist in nennenswerter Anzahl vorhanden (85 Titel). Ein Schwerpunkt der Sammlung liegt in der Dokumentation der Verlagsproduktion einzelner Firmen, vornehmlich der Leipziger Drucker-Verleger.

2.19 Der Produktionsanteil einzelner Druckorte in diesem Zeitraum kommt überwiegend aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Die süddeutschen Städte Frankfurt a. M. (60 Drucke) und Nürnberg (95) sind stärker vertreten mit populärwissenschaftlicher und belehrender Literatur in reicher illustrativer Ausstattung für das gebildete bürgerliche Lesepublikum und mit illustrierten Bibeldrucken. Im 18. Jh haben als Verlagsorte der deutschen Literatur Berlin (130 Drucke) und Leipzig (320) einen größeren Anteil. Die Universitätsstädte Halle (49 Drucke), Jena (45) und Leipzig sind stärker vertreten mit Studien- und Gelehrtenliteratur für den Universitätsgebrauch. Bei den Druckzentren des Auslands im 17. und 18. Jh stellen die größte Anzahl von Drucken Amsterdam (128) und Leiden (60), darunter die Offizinen der Elzevir (55) und der Blaeu (13), sowie Paris (130). Im 18. Jh sind London (55 Drucke) und Wien (40) erwähnenswert.

2.20 Für die Druckkunst des 17. bis 18. Jhs sind alle bedeutenden Firmen und Persönlichkeiten des Druck- und Verlagswesens belegt. Leipzig als führende Buchstadt dominiert in Produktionsumfang und Firmenanzahl, insbesondere mit den Großverlegern Fritzsch, Gleditsch und Weidmann und dem von Philipp Erasmus Reich geführten Nachfolgeunternehmen Weidmanns Erben und Reich sowie den Drucker-Verlegern Bernhard und Gottlob Immanuel Breitkopf und Georg Joachim Göschen. Die klassizistische Buchkunst ist mit den Werken der führenden europäischen Drucker und Schriftschöpfer repräsentiert: Georg Joachim Göschen als bedeutendster deutscher Vertreter mit 55 Drucken, darunter der 42-bändigen Prachtausgabe der Werke Wielands (1794-1802, gebunden in 21 Bdn). Von den Meisterdruckern des Auslands sind im Bestand 22 Werke von Giambattista Bodoni aus der Stamperia Reale in Parma (darunter das Manuale tipografico, 1818) und 15 Ausgaben der Pariser Drucker François-Ambroise Didot und seiner Söhne Pierre (l'aîné) und Firmin Didot. Englands führender Drucker John Baskerville ist mit seinem Hauptwerk vertreten, der Vergil-Ausgabe (Birmingham 1757).

2.21 Die Kupferstichillustration des 17. und 18. Jhs ist mit den wichtigsten Werken präsent. Von den großen Kupferstichfolgen, die in den Familienunternehmen der De Bry und Merian in Frankfurt a. M. enstanden, finden sich die Collectiones peregrinationum in Indiam orientalem et Indiam occidentalem (Theodor de Bry 1590-1625), von Matthäus Merian die vielbändigen Ausgaben des Theatrum Europaeum (1635-1738) und eine fast vollständige Reihe der Topographien (1642-1672). Von den Blumen- und Insektenbüchern seiner Tochter Maria Sibylla Merian sind vorhanden das Neue Blumenbuch (Nürnberg 1680), eines von sechs bekannten Exemplaren, dessen feinste Kolorierung der Künstlerin selbst zugeschrieben wird, sowie zwei Ausgaben der Metamorphosis insectorum Surinamensium (Den Haag 1726 und Amsterdam 1730). Unter den naturwissenschaftlichen kolorierten Illustrationswerken sind weiter nennenswert die Sammlung verschiedener ausländischer und seltener Vögel von Johann Michael Seligmann (Nürnberg 1749-1776), die Monatlichen Insecten-Belustigungen von Roesel von Rosenhof (Nürnberg 1740-1761), von den Kräuter- und Pflanzenbüchern die von Christoph Jakob Trew und Nikolaus Friedrich Eisenberger herausgegebene Nürnberger Ausgabe des Herbarium (1757-1765) der Elizabeth Blackwell. Unter den Kartenwerken befindet sich eines der wenigen kolorierten Exemplare des Blaeu'schen Atlas maior in der neunbändigen niederländischen Ausgabe (Amsterdam 1648-1665) und Adam Friedrich Zürners Neuer Sächsischer Atlas (Amsterdam und Leipzig 1757). Nennenswert ist die erste deutsche Kunstgeschichte von Joachim von Sandrart, Teutsche Academie der edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste (Nürnberg und Frankfurt 1675-1679) und unter den Bilderbibeln die Kupfer-Bibel von Johann Jakob Scheuchzer (Augsburg und Ulm 1731-1735) sowie die Historische Bilderbibel von Johann Ulrich Krauß (Augsburg 1705). Von den großen, über Jahrhunderte herausgegebenen illustrierten Bibeldrucken ist die sogenannte " Endter-Bibel" des Nürnberger Verlegers Wolfgang Endter (mit 11 Ausgaben von 1662 bis 1768) vorhanden wie auch die " Stern-Bibel" der Lüneburger Druckerverleger Brüder Stern (7 Ausgaben, darunter die repräsentative von 1711).

2.22 Hervorzuheben ist der Bestand an französischer Buchkunst des 18. Jhs mit einer größeren Zahl von Pariser Drucken, darunter repräsentativen Prachtausgaben aus der Imprimerie Royale und Dauphin-Ausgaben. Aus der Blütezeit der französischen Buchillustration sind 40 Kupferstichwerke zu nennen, insbesondere zwei sechsbändige Werkausgaben Molières, eine in Quart mit Illustrationen von François Boucher (1734), die andere in Oktav von Moreau le jeune illustriert (1773), ferner die von Beaumarchais veranlaßte Kehler Voltaire-Ausgabe in 92 Bdn (1785-1789). Dieser Bestand zeichnet sich durch seine zeitgenössischen Einbände aus, die für die Sammlung von Bedeutung sind, da die wertvolle historische Einbandsammlung des Museums zu den Kriegsverlusten gehört und der alte Klemm'sche Bestand nur wenige historische Einbände enthält.

2.23 An Ausgaben zur deutschen Literatur des 17. und 18. Jhs sind ca. 220 Titel vorhanden. Unter den 40 Titeln Barockliteratur finden sich Werke von Johann Christian Günther, Hofmann von Hofmannswaldau, Daniel Caspar Lohenstein, Georg Neumarck, Martin Opitz, Johann Christian Troemer und Christian Weise. Die Literatur der Aufklärung und des Sturm und Drang (120 Titel) enthält einige Originalausgaben von Gellert, Klopstock, Lessing und Christian Felix Weiße, die klassische deutsche Literatur (120 Titel) mehrere Erstausgaben von Goethe, Herder und Schiller. Zeitgenössische Dramen- und Theaterliteratur ist mit 30 Titeln vertreten. Der Bestand vermittelt auch einen Überblick über die Illustration der Zeit, insbesondere Daniel Chodowiecki, Salomon Geßner, Johann Wilhelm Meil, Adam Friedrich Oeser sowie die Leipziger Kupferstecher sind vertreten.

2.24 Die Gruppe (V) hat mit 3208 Titeln aus dem 19. Jh den größten Anteil am historischen Buchbestand (37 Prozent). Die nach Ländern geordneten Druckbeispiele vermitteln einen repräsentativen Überblick über die Verlagsproduktion und stammen überwiegend aus Deutschland und den deutschprachigen Ländern (80 Prozent), der übrige Anteil entfällt im wesentlichen auf französische (10 Prozent) und englische Verlage (5 Prozent). Sie sind Anschauungsobjekte für den Industrialisierungsprozeß des Buchgewerbes im 19. Jh, in dessen Verlauf die handwerkliche Fertigung des Buches von der industriellen Massenproduktion abgelöst wurde und sich mit dem Einsatz neuer Techniken und Maschinen die Schrift- und Druckherstellung wie auch die Verfahren für die Bildreproduktion veränderten.

2.25 Die Buchinhalte spiegeln das ganze Spektrum der Literatur und der modernen Wissenschaften sowie insbesondere das Anwachsen der Literaturgattungen, die mit dem gesteigerten Lese- und Informationsbedürfnis entstanden und durch die enorme Steigerung der Buchproduktion zu Massenliteratur wurden. Die Sammlung enthält Beispiele für Almanache und Kalender, Zeitungen und Zeitschriften, Lexika, Kinder- und Jugendbücher, Unterhaltungsliteratur, volkstümliche und Trivialliteratur. Dieser Bestand wird weiter ergänzt, wobei der Nachweis eines bestimmten Buch- oder Publikationstypus Vorrang vor der Vollständigkeit eines Exemplares hat.

2.26 Der Bestand dokumentiert die Buchgestaltung und Illustrationskunst des 19. Jhs in voller Breite. Einen Schwerpunkt bilden die in größerer Anzahl vorhandenen illustrierten Ausgaben in den verschiedenen Illustrationstechniken und künstlerischen Stilrichtungen, unter denen alle bedeutenden Illustratoren des 19. Jhs mit ihren Hauptwerken zu finden sind, insbesondere Ludwig Richter, Moritz von Schwind, Theodor Hosemann, Adolph Menzel, Eugen Neureuther und Julius Schnorr von Carolsfeld. Die Sammlung bietet auch eine Fülle von Beispielen an schmucküberladenen historisierenden Prachtausgaben, die den Verfall der Buchkunst infolge der maschinell-technischen Herstellungsverfahren widerspiegeln. Hervorzuheben ist weiter ein Bestand von 55 englischen Pressendrucken, die als Vorläufer der am Ende des Jahrhunderts einsetzenden Erneuerungsbewegung der Buchkunst gelten. William Morris ist mit 17 Drucken seiner Kelmscott Press vertreten, darunter als Hauptwerke die 1892 erschienene Legenda aurea mit der nach ihr benannten " Golden Type", das mit der " Troy Type" 1892 gedruckte Werk The Recuyell of the Historyes of Troye und die 1896 erschienene Ausgabe der Werke Chaucers. Ferner sind aus der Chiswick Press 13 Drucke und aus der Ballantyne Press 14 Drucke vorhanden.

2.27 Zu den Schwerpunkten im Bestandsaufbau der Sammlung zählt eine möglichst lückenlose Darstellung der Leipziger Druck- und Verlagsgeschichte aus dem Zeitraum von 1500 bis 1900. Durch kontinuierlichen Neuzugang in den letzten Jahrzehnten ist dieser Bestand auf 1765 Drucke angewachsen (20 Prozent des historischen Bestandes). Die Drucke verteilen sich auf 16 des 15. Jhs, 86 des 16. Jhs, 320 des 17. und 18. Jhs und 1343 des 19. Jhs.

2.28 Eine inhaltliche Erschließung nach Sachgruppen und Buchgattungen ist bisher nur teilweise in einzelnen Bestandsgruppen vorhanden. Für die druckhistorisch gegliederte Sammlung war seinerzeit eine Übersicht über die Literaturinhalte des am Standort überschaubaren und im Alphabetischen Katalog nachgewiesenen Bestandes entbehrlich. Mit dem Wiederaufbau der im Kriege zerstörten Erschließungskataloge für die musealen Drucke begann in den achtziger Jahren die inhaltliche Erschließung der stark angewachsenen Sammlung, in der einzelne wertvolle Buchgattungen mit unterschiedlichem Titelumfang hervorzuheben sind. Die größtenteils deutschsprachigen Titel (ausgenommen die Emblemata) stammen vorwiegend aus dem 18. und 19. Jh.

2.29 Für die ephemere Literatur sind nur unvollständige Reihen und Einzelbeispiele vorhanden. Almanache, Taschenbücher und Kalender sind mit 125 Titeln vertreten ( u. a. der Göttinger Musenalmanach und der Revolutionsalmanach, hrsg. von Johann Christian Dieterich). Vollständige Reihen sind nicht vorhanden, da Einzelbeispiele als Belege für die Sammlung ausreichend sind. Von den 48 Kalendern stammen 4 aus dem 16. Jh.

2.30 An Zeitungen und Zeitschriften aus unterschiedlichen Fachgebieten sind 113 Titel vorhanden, aus dem 16. Jh 4 Neue Zeitungen, aus dem 17. Jh 4 Titel, darunter ein fast vollständiges Exemplar der Acta eruditorum, aus dem 18. Jh 27 und aus dem 19. Jh 78. Emblematische Literatur ist mit 34 Titeln vertreten. Aus dem 16. Jh stammen 9 Titel (darunter mehrere bei Plantin erschienene Ausgaben von Alciato und Sambucus), aus dem 17. Jh 24 und aus dem 18. Jh 5. Unter 130 Schulbüchern sind 16 ABC-Bücher. Einige Titel stammen aus dem 17. Jh. Hervorzuheben ist der Bestand an Kinder- und Jugendbüchern mit 450 Titeln (421 deutsche, 5 englische, 24 französische). Aus dem 18. Jh stammen 25 Titel (24 deutsche, ein französischer), aus dem 19. Jh 425, davon 144 aus der ersten Hälfte (133 deutsche, 2 englische, 9 französische) und 281 aus der Zeit nach 1850 (darunter 3 englische und 14 französische). Kinder- und Jugendzeitschriften sind mit 15 Titeln vertreten.

2.31 Der Bestand an historischer Fachliteratur zum Schreib- und Druckwesen enthält wertvolle Schreibmeisterbücher und alte Druckschriftproben sowie ältere Literatur zur Geschichte des Buchdrucks. Diese Literatur befindet sich in der Fachbibliothek der Klemm-Sammlung, die, nach Fachgruppen geordnet, die moderne internationale Fachliteratur zum Schrift- und Buchwesen enthält. Unter den Gruppen (C) Schrift und (D) Druck befindet sich eine Anzahl historischer Titel. Die Gruppe C enthält 51 Schreibmeisterbücher des 16. bis 19. Jhs sowie 85 Druckschriftprobenbücher und Einzelschriftproben des 18. und 19. Jhs. Unter den Schreibmeistern finden sich 36 deutsche Ausgaben (aus dem 16. Jh 3, aus dem 17. Jh eine, aus dem 18. Jh 17 und aus dem 19. Jh 15), unter denen Michael Baurenfeind, Andreas Kauffmann, Wolfgang Fugger und Johann Stäps vertreten sind. Weiter sind vorhanden 8 italienische Titel (5 aus dem 16. Jh, darunter Giovambattista Palatino, ein Titel aus dem 18. Jh und 2 aus dem 19. Jh), ferner 3 lateinische aus dem 16. Jh (darunter Urban Wyss) und ein niederländisches Schreibmeisterbuch aus dem 17. Jh von Erasmus van den Steene.

2.32 Die Druckschriftproben verteilen sich auf 60 deutsche (u. a. aus den Schriftgießereien von Breitkopf & Härtel und Tauchnitz in Leipzig, Prillwitz in Jena und Walbaum in Weimar), 7 französische, jeweils 2 englische und niederländische, eine italienische und eine russische Schriftprobe (Kaiserliche Moskauer Universitätsdruckerei, 1755).

2.33 Die Fachliteratur zur Geschichte des Buchdrucks in der Gruppe D enthält ca. 190 deutschsprachige Titel, die hauptsächlich aus dem 19. Jh stammen. Aus dem 18. Jh sind 3 Fachbücher hervorzuheben: von Christian Friedrich Geßner Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst (3 Bde, Leipzig 1740-1741) und Der in der Buchdruckerei wohlunterrichtete Lehrjunge (Leipzig 1743) sowie von Johann Heinrich Gottfried Ernesti Die Wol-eingerichtete Buchdruckerey (2. Auflage, Nürnberg 1733). Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.34 Bei einem Gesamtbestand von rund 19.200 Titeln beträgt der Anteil der vor 1900 erschienenen Bücher mit 7420 Titeln knapp 39 Prozent. Der historische Bestand gliedert sich in die Fachliteratur mit 6845 Titeln und 575 Titel musealen Charakters, von denen viele aus der Stiftung Dr. Albrecht Kirchhoff stammen, einer Schenkung, die der Bibliothekar 1875 anläßlich der Fünfzigjahrfeier des Börsenvereins der Bibliothek zukommen ließ. Die 575 Titel verteilen sich auf 108 Inkunabeln, 251 Titel des 16. Jhs, 115 des 17. Jhs, 62 des 18. Jhs und 39 des 19. Jhs. Dieser Bestand ist nicht im gedruckten Katalog aufgeführt, so daß die Kriegsverluste hier nicht zu überblicken sind. Von den in Otto Günthers Verzeichnis des Leipziger Inkunabelbesitzes (Die Wiegendrucke der Leipziger Sammlungen, Leipzig 1909-1910) registrierten 135 Titeln sind 101 erhalten geblieben sowie einige von diesem nicht mehr erfaßte. Die Beschreibung dieser musealen Objekte erfolgt in der Klemm-Sammlung ( s. o. 2.7 ff.).

2.35 Von den 6845 Titeln der Fachbibliothek stammt der überwiegende Teil (5325 Titel) aus dem 19. Jh (78 Prozent). Das 16. Jh ist mit 190 Titeln (2,8 Prozent) vertreten, das 17. Jh mit 344 (5 Prozent) und das 18. Jh mit 986 (14,5 Prozent).

2.36 Deutsche Schriften haben mit 3845 Titeln den größten Anteil (56,2 Prozent), die übrigen Titel verteilen sich sprachlich auf 726 lateinische (10,6 Prozent), 1126 französische (16,5 Prozent), 506 englische (7,4 Prozent), 261 italienische (3,8 Prozent), 223 niederländische (3,3 Prozent) und 51 spanische. Sonstige Sprachen sind mit 106 Werken vertreten. Im 16. Jh (141 Titel) und 17. Jh (256) stehen die lateinischen Drucke mit jeweils 74 Prozent an der Spitze, die deutschen sind im 16. Jh nur mit 15 Prozent (29), im 17. Jh mit 17 Prozent (60) vertreten. Im 18. Jh überwiegen die deutschen Drucke mit 59 Prozent (580), die lateinischen (210) sinken auf 21 Prozent, an französischen Titeln sind 104 vorhanden (11 Prozent), außerdem 35 italienische, 30 englische und 18 niederländische. Bei den Titeln des 19. Jhs ist der überwiegende Teil (60 Prozent) deutschsprachig (3175), es folgen 1000 französische (19 Prozent) und 473 englische (9 Prozent). Die übrigen Werke verteilen sich auf 212 italienische Titel, 195 niederländische, 45 spanische und 102 in sonstigen Sprachen. Systematische Übersicht

2.37 Die Auszählung des Buchbestandes erfolgte auf der Grundlage des gedruckten systematischen Kataloges der Bibliothek des Börsenvereins (Bd 1, 1885, von F. Hermann Meyer; Bd 2, 1902, Zuwachs 1885 bis 1901, von Konrad Burger). Er enthält nur den Bestand der Fachbibliothek und dient zugleich als deren Standortkatalog mit Kennzeichnung der Kriegsverluste. Für den Bestandszuwachs ab 1901 wurde der maschinenschriftlich geführte Standortkatalog benutzt, der nach der Übernahme der Bibliothek in das Deutsche Buch- und Schriftmuseum im Zuge der Neukatalogisierung der Bestände erarbeitet wurde.

2.38 Dem Katalog liegt das von Albrecht Kirchhoff um 1868 für die Ordnung der Bibliothek ausgearbeitete Klassifikationssystem zugrunde. Es gliedert sich in sieben Hauptgruppen, die wiederum in zahlreiche, fein gegliederte Untergruppen zerfallen: (A) Einleitendes und Allgemeines, (B) Die materielle Herstellung des Buches (Schrift; Schreibstoff, darunter Geschichte und Herstellung des Papiers; Vervielfältigungsverfahren, darunter Buchdruck, Holzschnitt, Metallstich, Lithographie, chemische Vervielfältigungsverfahren; Ausstattung des Buches; Bucheinband), (C) Geschichte des Buchhandels und der Buchdruckerkunst (darunter Statistik; Vereinswesen), (D) Der Vertrieb des Buches (buchhändlerische Zeitschriften; Organisation des Buchhandels; Reformbestrebungen; der geschäftliche Betrieb; Betriebsweise des Buchhandels); (E) Die Rechtsbeziehungen des Buches und Buchhandels (gewerbliches Recht; Urheber- und Verlagsrecht; Preßrecht); (F) Die Bücherkenntnis und Bücherliebe, (G) Die Bibliothekswissenschaft und (H) Handschriftliches.

2.39 Die nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten gebliebenen Bücher verteilen sich unterschiedlich auf die Fachgebiete. Trotz der substantiellen Verluste (der erste Band des Katalogs verzeichnete 1885 bereits 7564 Titel) ist der Bestand auch heute noch von grundsätzlicher Aussagekraft und in einzelnen Gruppen von einer Vollständigkeit und Reichhaltigkeit, die einmalig sein dürften. Einem großen Teil kommt heute über das rein Fachliche hinaus museale Bedeutung zu, etwa den Schreibmeisterbüchern, den Druckschriftproben- und Formatbüchern, den Meßkatalogen und alten Lehr- und Handbüchern. Von den Kriegsverlusten ist das Kerngebiet der Buchhandelsgeschichte am stärksten betroffen; von den Abhandlungen zur Geschichte einzelner Länder und von den biographischen Schriften ist fast nichts erhalten. Auch die Jubelschriften für 1837 und 1840 sind nicht mehr vorhanden. Besser erhalten ist der Bestand über die materielle Herstellung des Buches einschließlich der papierhistorischen Litertur, das Preßrecht sowie die Literatur aus den Randgebieten Bibliophilie, Bibliographie und Bibliothekswissenschaft. Die Beschreibung des Bestandes beschränkt sich auf ausgewählte Sachgruppen mit besonders wertvollem historischen Charakter.

2.40 Aus der Gruppe " Die materielle Herstellung des Buches" (B) sind hervorzuheben der Bestand an Schreibmeisterbüchern des 16. bis 19. Jhs (110 Titel), die Druckschriftprobenbücher des 18. und 19. Jhs (172 Titel) und ca. 320 alte Lehr- und Fachbücher für Schriftsetzer und Buchdrucker des 17. bis 19. Jhs, darunter 13 Formatbücher und 38 Lehrbücher für Korrektoren.

2.41 Der Bestand an Schreibmeisterbüchern (s. auch 2.31 Klemm-Sammlung) umfaßt 25 Titel aus dem 16. Jh (18 italienische, 3 deutsche, 2 lateinische, ein französischer und ein spanischer), 21 Titel aus dem 17. Jh (7 niederländische, 6 französische, 5 italienische, 3 deutsche), 49 Titel aus dem 18. Jh (17 französische, 13 deutsche, 6 englische, 6 spanische, 3 italienische, 2 lateinische, ein portugiesischer, ein niederländischer) und 15 Titel aus dem 19. Jh (7 italienische, 4 französische, 2 deutsche, ein englischer, ein portugiesischer). Unter den frühen Beispielen aus dem 16. Jh sind die wichtigsten italienischen Schreibmeister mit ihren Anleitungen vertreten (18 Titel), z. T. in Erstausgaben und Doppelstücken, wie Giovambattista Palatino (Rom 1540 und 1545), Giovanni Antonio Tagliente (Venedig 1524), Ludovico Vicentino (Rom 1522), Vespasiano Amphiareo (Venedig 1554). Von Proben deutscher Schreibmeister besaß die Bibliothek ursprünglich zwei wertvolle Unikate in Original-Pergamenthandschriften, davon ist die Gutte Ordnung von Georg Peschel, datiert auf 1571, Kriegsverlust. Erhalten geblieben ist die Hs. des bedeutendsten Schreibmeisters der Frühzeit, Johann Neudörffer d. Ä., " Ein gute Ordnung vnnd Kurtze vnnterricht aus denen die Jungen Zierlichs schreibens begirlich mit besonderer kunst vnd behendigkait vnterwisen vnd geübt mogen werden", Nürnberg 1538. Weiter ist zu nennen die Erstausgabe von Wolfgang Fuggers Ein nutzlich und wolgerundt Formular manncherley schönner schriefften (Nürnberg 1553). Aus dem 17. Jh sind Ausgaben der Autoren Jan van den Velde (Duytsche Exemplaren van Alderhande Gheschriften, Haarlem 1620-1621), Louis Senault und Louis Barbedor (Escritures, Paris 1647?, 1667 und 1669) erwähnenswert, aus dem 18. Jh die deutschen Johann Justus Toepffer (Gründliche Unterweisung ... in der Schreibe-Kunst, Leipzig 1744-1747) und Johann Friedrich Vicum (Der cantzleymäßige Schreibe-Schüler, Dresden 1755) sowie eines der kunstvollsten Schreibmeisterbücher, die Nova Escola des Portugiesen Manoel de Andrade de Figueiredo (Lissabon 1718).

2.42 Die Sammlung von Druckschriftproben enthält aus dem 17. Jh einen bemerkenswerten Titel aus der Stampa Vaticana (Andrea Brogiotto, Indice de carrateri, Rom 1628). Aus dem 18. Jh sind 54 Titel vorhanden (21 deutsche, 13 französische, 9 italienische, 4 niederländische, je 2 spanische und englische). Aus der Schriftgießerei und Druckerei von Johann Gottlob Immanuel Breitkopf in Leipzig liegen vor die Versuche im Landkartendruck von 1777 (Ueber den Druck der geographischen Karten und die Beschreibung des Reichs der Liebe, Zweiter Versuch im Satz und Druck geographischer Karten) und die Proben der Schriften von 1789. Ferner die bekannten zwei Proben mit der neuen Breitkopf-Fraktur; die eine von 1793 in Einige Lieder für Lebensfreuden, welcher in Konkurrenz die von Friedrich Unger in Berlin im gleichen Jahr herausgebrachte Probe einer neuen Art Deutscher Lettern mit dem mißglückten Fraktur-Schnitt von Didot folgte, sowie Ungers zweite Probe mit dem endgültigen Fraktur-Schnitt, mit der er 1794 Die neue Cecilia von Karl Philipp Moritz druckte, weiter die zweite Probe Breitkopfs, die sogenannte Jean-Paul-Fraktur, in der er die Palingenesien von Jean Paul druckte, die 1798 in Gera erschienen. Weiter finden sich Schriftproben von Johann Friedrich Blank in Augsburg (1799), Carl Ludwig Prillwitz in Jena (1790 und 1797) und Johann Michael Pramsteidl in Linz (1764).

2.43 Von den ausländischen Schriftkünstlern sind vertreten William Caslon, London (Specimen 1785), Pierre Simon Fournier le jeune, Paris (Caractères 1742 und Manuel typographique 1764), Giambattista Bodoni, Parma (Fregi i majuscole 1771 und das zweibändige Manuale tipografico in Ausgaben von 1788 und 1818), die Firma Ploos van Amstel in Amsterdam (Proeven von 1784 und 1790) und die Imprenta Real in Madrid (Caracteres 1793). Aus dem 19. Jh sind 117 Schriftproben vorhanden (70 deutsche, 17 französische, 12 niederländische, 9 italienische, 8 englische, eine russische). Unter den deutschen sind nennenswert die Leipziger Firmen Karl Tauchnitz (Proben von 1806, 1816, 1825 und 1837), Breitkopf & Härtel (Gesamtproben 1823 und 1889), Friedrich Nies (1835), F. A. Brockhaus (1846), Wilhelm Drugulin (1872-1874) und Alphons Dürr (1885-1887), die Frankfurter Firmen Andreäische Buchhandlung (1834) und Heinrich Ludwig Brönner (1823 und 1826), Joseph Engelmann in Heidelberg (Probe der Druckerei in Form einer anonymen Flugschrift von Joseph Görres 1808), und Genzsch & Heyse in Hamburg (1893). Weiter liegen vor aus der Hof- und Staatsdruckerei in Wien von Alois Auer die Alfabete des gesammten Erdkreises (1855), von Johann Enschedé en Zonen in Haarlem mehrere Proben von 1768 bis 1898 (die Letterproef von 1889 mit handschriftlicher Widmung der Firma für die Bibliothek des Börsenvereins) und aus der Druckerei der Akademie zu St. Petersburg eine Schriftprobe von 1820.

2.44 In der Untergruppe " Buchdruck" befindet sich ein Bestand von Lehr- und Fachbüchern der Buchdruckerkunst, darunter 7 Titel aus dem 17. Jh (5 deutsche und 2 lateinische), 44 Titel aus dem 18. Jh (24 deutsche, 13 französische, 3 niederländische, 2 lateinische, je ein englischer und italienischer) sowie 268 Titel aus dem 19. Jh (134 deutsche, 80 französische, 29 englische, 15 italienische, 7 niederländische und 3 spanische). Von den seltenen Formatbüchern und Korrekturanleitungen des 17. und 18. Jhs, die Martin Boghardt 1983 beschrieben hat, sind zu nennen als früheste Beispiele die Orthotypographia von Hieronymus Hornschuch in der lateinischen und deutschen Ausgabe (Leipzig 1608 und 1634) und Johann Ludwig Vietors Formatbüchlein (Herborn 1664 und Frankfurt a. M. 1679). Unter den ersten deutschen Fachbuchautoren sind vertreten Johann Heinrich Gottfried Ernesti, Die wohleingerichtete Buchdruckerei (Nürnberg 1721 und 1733), Christian Friedrich Geßner, Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerei (4 Bde, Leipzig 1740-1745) und Der in der Buchdruckerei wohlunterrichtete Lehrjunge (Leipzig 1743) sowie Christian Gottlob Täubel, Orthotypographisches Handbuch (Halle und Leipzig 1785), Kleines Formatbuch (Buchholz 1786), Allgemeines theoretisch-praktisches Wörterbuch der Buchdruckerkunst und Schriftgießerei ( Wien 1805-1809) und Neues Lehrbuch der Buchdruckerkunst ( Wien 1810). Aus dem 19. Jh ist die Anzahl der fremdsprachigen Titel, 90 französische und 30 englische, bemerkenswert. Erwähnenswert sind in der Gruppe " Innungswesen, Deposition und Lehrlingswesen" 35 meist deutschsprachige Titel des 17. bis 19. Jhs, darunter die Einrichtung des Postulats in Göschens Offizin (Leipzig 1795).

2.45 In der Gruppe " Geschichte des Buchhandels und der Buchdruckerkunst" (C), die in ihrem Kern von den größten Verlusten betroffen ist, blieb die Literatur zur " Vorgeschichte des Buchhandels" und zur " Geschichte der Erfindung und Verbreitung der Buchdruckerkunst" weitgehend erhalten, darunter viele Streitschriften für Laurens Janszoon Coster und andere Anwärter auf die Erfindung der beweglichen Druckletter. In der Untergruppe " Statistik" ist der quellengeschichtlich bedeutsame Bestand an alten Fachadreßbüchern und Meßkatalogen erfaßt. Die ehemals reiche Gruppe der Adreßbücher ist stark reduziert, besonders der Bestand an älteren lokalen Ausgaben. Aus der ersten Hälfte des 18. Jhs bis in das 19. Jh hinein sind jedoch einige interessante Verzeichnisse vorhanden, welche alle Buchhändler nennen, die die beiden großen Büchermessen besuchten. So blieb aus Kirchhoffs Stiftung das älteste bekannte deutsche Buchhändleradreßbuch erhalten, das Verzeichnis der meistlebenden Herren Buchhändler, welche die Leipziger und Franckfurter Messen insgemein zu besuchen pflegen (1741). Bemerkenswert ist das von Otto August Schulz 1839 zu Leipzig begonnene Adreßbuch für den deutschen Buchhandel und verwandte Geschäftszweige, das in einem vollständigen Exemplar vorliegt.

2.46 Zu den wertvollsten Beständen gehört eine der umfangreichsten Sammlungen von Meßkatalogen des 16. bis 19. Jhs. Als buchhandelsgeschichtliche Quellen sind sie in der Untergruppe " Statistik" erfaßt. Insgesamt sind 600 dieser ersten deutschen Novitätenverzeichnisse vorhanden. Auf die Meßorte entfallen 160 Frankfurter und 440 Leipziger Kataloge. Eine genaue Aufzählung des Bestandes ist im zweiten Band des Bibliothekskataloges von 1902 erhalten, zuzüglich 14 Kataloge des 16. und 17. Jhs, die später in den Bestand kamen. Hervorzuheben ist das Unikat des ersten deutschen Meßkatalogs, der für die Frankfurter Herbstmesse 1564 von dem Augsburger Buchhändler Georg Willer herausgegeben wurde. Die von Henning Große ab 1595 publizierten Leipziger Kataloge sind erst ab 1600 vorhanden. Von den 600 Katalogen stammen 97 aus dem 16. Jh (91 aus Frankfurt, 6 aus Leipzig). Schon im 17. Jh kehrt sich das Zahlenverhältnis um, von den 182 Katalogen sind 120 Leipziger und 62 Frankfurter, und im 18. Jh kommen von den 202 Katalogen nur 7 aus Frankfurt. Von der Ostermesse 1620 bis 1759 wurde der Leipziger Katalog konkurrenzlos von den Nachfolgern Henning Großes herausgegeben, von Michaelis 1759 an erschien er in der Weidmannschen Buchhandlung in Leipzig. Aus dem 19. Jh sind 119 Kataloge aus Leipzig vorhanden.

2.47 In der fein gegliederten Untergruppe " Vereinswesen" ist fast die gesamte Literatur verlorengegangen; das betrifft die Geschichte der Kreis- und Lokalvereine und der Verleger-, Sortimenter- und Gehilfenvereine wie auch den Börsenverein. Hier fehlen die frühen Geschäftsberichte und Statuten; vorhanden sind die Protokolle der Hauptversammlungen von 1825 bis 1836 und die Satzungen von 1887 und 1894. Zur Vorgeschichte des Vereins hat sich das älteste und wichtigste Werk erhalten, das nur in diesem einen Exemplar bekannt ist, das Erste Grundgesetz der neuerrichteten Buchhandlungsgesellschaft in Deutschland (Leipzig Ostermesse 1765).

2.48 Aus der Gruppe " Rechtsbeziehungen des Buches und Buchhandels" (E), die ebenfalls stärkste Verluste aufweist, ist die Untergruppe " Preßrecht" hervorzuheben mit einem seltenen Bestand von Indices der verbotenen Bücher. Die insgesamt 107 Titel aus dem 16. bis 19. Jh belegen die päpstlichen Indices librorum prohibitorum von 1568 an (75 Titel). Von Indices weltlicher und lokaler Behörden sind 27 Titel aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Frankreich und Spanien vorhanden.

2.49 Die Gruppe " Handschriftliches" (H), die die systematische Bestandsordnung beschließt, enthält handschriftliche Objekte verschiedenster Art. Es sind Hss. in Buchform, Aktenkonvolute und Briefwechsel zu buchkundlicher und buchhandelsgeschichtlicher Thematik, die wegen ihrer äußerlichen Form dem Bücherbestand zugeordnet wurden. Ursprünglich zählte der Bestand 288 Hss. aus dem 16. bis 20. Jh, von denen ca. 100 verlorengingen. Hervorzuheben sind die Schreibmeisterbücher von Johann Neudörffer und das verlorengegangene von Georg Peschel; von dem Frankfurter Buchhändler Sigmund Feyerabend als ältestes Handlungsbuch das sogenannte Meßregister von 1565, eine " Copey" der bei seinen Geschäftsabschlüssen geführten Kladde sowie seine " Taxatio librorum", eine handschriftliche Schätzung seines Verlagsbestandes an juristischer Literatur, datiert zwischen 1590 und 1595; eine Strazze der Buchhandlung Karl Tauchnitz in Leipzig von der Ostermesse 1799 angefangen; die Statuten für den Verein der Buchhändler zu Leipzig von 1832, 1852 und 1863, aus der Stiftung von Albrecht Kirchhoff dessen " Collectaneen zur Geschichte des Buchhandels" sowie die 25 Bde der " Regesten des Leipziger Buchhandels aus den Akten des Leipziger Stadtarchivs".

Lieselotte Reuschel

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetische Kataloge:

Alphabetischer Katalog der musealen Drucke und der Fachliteratur der Klemm-Sammlung und der Fachliteratur der Börsenvereinsbibliothek

[in Zettelform, bis Erscheinungsjahr 1973 nach PI; ab Erscheinungsjahr 1974 nach RAK]

Alphabetischer Katalog der musealen Drucke der Klemm-Sammlung, Altbestand bis Zugangsjahr 1956

[in Zettelform, nach PI] Sachkataloge:

Sachkatalog der selbständig erschienenen Fachliteratur der Klemm-Sammlung, der Börsenvereinsbibliothek und der Sammlung Künstlerische Drucke

[in Zettelform; Gruppenschlagwortkatalog mit 20 Hauptgruppen]

Sachkatalog der musealen Drucke der Klemm-Sammlung

[in Zettelform, ab Erscheinungsjahr 1501; nach Sachgruppen und Buchgattungen geordnet, buchtechnische und -künstlerische sowie buchhistorische Besonderheiten für spätere detaillierte Erschließung gekennzeichnet]

Sachkatalog der Inkunabeln der Klemm-Sammlung und der Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler

[8 Zettelkataloge, geordnet nach Sachbegriffen, Druckern, Schriftarten; Auswertung der Illustrationen nach Motiven, des Buchschmucks, des Einbandes, der Exlibris und der Provenienz] Standortkataloge:

Standortkatalog der Fachbibliothek der Klemm-Sammlung

[in Bandform, geordnet nach 19 Sachgruppen]

Standortkatalog der musealen Handschriften und Drucke der Klemm-Sammlung

[in Bandform, 9 Gruppen; darunter in den Gruppen 2 bis 5 Drucke des 15. bis 19. Jhs nach Zeitabschnitten geordnet]

3.2 Moderne Sonderkataloge

Funke, Fritz: Beschreibender Katalog der Schreibmeisterbücher des 16.-19. Jahrhunderts. Leipzig 1953 [Bestand der Klemm-Sammlung; Ms.]

Sammlung historischer Bucheinbände des 15.-19. Jahrhunderts von Dr. Karl Becher. Bestand des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Bücherei Leipzig seit 1911 [1992; Ms.]

Schramm, Albert: Die Inkunabeln. Leipzig 1925 (Kataloge des Deutschen Buchmuseums zu Leipzig) [gedruckter, mschr. um die Neuerwerbungen ergänzter Inkunabelkatalog, geordnet nach Druckorten; alphabetisches Drucker-, Verfasser- und Titelregister]

3.3 Historische Kataloge

Klemm, Heinrich: Beschreibender Catalog des Bibliographischen Museums. Dresden 1884; 2. Aufl. unter dem Titel: Katalog des Museums Klemm. Dresden, Leipzig 1885 Zugangsbücher:

Altes Zugangsbuch der Klemm-Sammlung 1886 [Übergabe-Journal zum Ankauf der Königlich-Sächsischen Bibliographischen Sammlung, geordnet nach fünf Abteilungen]

Zugangsbuch der Königlich-Sächsischen Bibliographischen Sammlung bzw. der Klemm-Sammlung 1889-1920 bzw. 1929-1940, 1948 ff. [in Bandform]

Zugangsbuch des Buchgewerbe-Vereins 1944-1952 [in Bandform; nach Vernichtung der alten Zugangsbücher neu erstellt, geführt bis 1952]

3.4 Kataloge inkorporierter Bibliotheken

Katalog der Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. 2 Bde. Leipzig 1885-1902; Zuwachsverzeichnisse 1-20. 1902-1920 [Systematischer Katalog, zugleich Standortkatalog]

Standortkatalog der Fachliteratur der Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Zuwachs 1920-1944 [in Bandform, Systematischer Katalog, zugleich Standortkatalog]

Standortkatalog der musealen Drucke der Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler [in Bandform, nach Numerus currens]

Alphabetischer Katalog der musealen Drucke der Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler [in Zettelform, nach PI]

Verzeichnis der in der Bibliothek des Börsenvereins der deutschen Buchhändler vorhandenen Geschäftsrundschreiben über Gründung, Kauf, Verkauf usw. buchhändlerischer Geschäfte. Leipzig 1897 [alphabetisch nach Firmennamen geordnet]

Bettina Rüdiger

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Bestand Wirtschaftsministerium:

Nr. 637 Deutscher Buchgewerbeverein, Förderung der reproduzierenden graphischen Künste, Klemm'sche bibliographische Sammlung (1884-1886); Nr. 638 Deutscher Buchgewerbeverein zu Leipzig, Prof. von Weißenbach'sche Sammlung (1897-1909); Nr. 639 Deutscher Buchgewerbeverein, Königlich Sächsische Bibliographische Sammlung in Leipzig (Klemm'sche Sammlung) (1900-1906); Nr. 640 Königlich Sächsische Bibliographische Sammlung (früher Klemm'sche Sammlung), Deutscher Buchgewerbeverein (1900-1906); Nr. 641 Deutscher Buchgewerbeverein, Sächsische Bibliographische (früher Klemm'sche) Sammlung, Die 42zeilige Gutenberg-Bibel (1907-1925); Nr. 642 Die Sächsisch Bibliographische Sammlung (Klemm-Sammlung) (1926-1935); Nr. 643 Deutscher Buchgewerbeverein, Neubau für die Lehrsammlungen (1928 [tatsächlich 1924]-1934); Nr. 854 Deutscher Verein für Buchwesen und Schrifttum (1917-1920); Nr. 855 ders. (1920-1923); Nr. 856 ders. (1923-1926); Nr. 857 ders. (1926-1932); Nr. 858 ders. (1932-1937)

Sächsisches Staatsarchiv Leipzig:

Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, 8. Börsenbibliothek: Nr. 553 Dienstanweisung für den Bibliothekar der Börsenbibliothek (1869); Nr. 473 Bibliotheksverzeichnis der Börsenblatt-Redaktion (Mai 1876); Nr. 476 Kaufvertrag zwischen Börsenverein als Käufer und Heimrich Lempertz, Köln, als Verkäufer über eine wertvolle Sammlung von Büchern und Kunstgegenständen Juni (1876); Nr. 481 Anstellungsvertrag für Hermann Meyer, Leipzig, als Bibliothekar der Börsenbibliothek (April 1880); Nr. 482 Instruktion für die Verwaltung der Bibliothek des Börsenvereins (1880)

Stadtarchiv Leipzig: Kap. 35, Nr. 214, Bd 1 Buchhändler-Museum betr. Centralverein für das gesamte Buchgewerbe Deutscher Buchgewerbeverein zu Leipzig (1889[-1907]); Bd 2 Akten den Deutschen Buchgewerbeverein betr. (1908[-1924]); Bd 3 Akten den Deutschen Buchgewerbeverein Gesellschaft der Freunde des Deutschen Buch- und Schriftmuseums betr. (1924 ff.) 1943; Beih. 1 zu Kap. 35, Nr. 214; eih. 2 zu Kap. 35, Nr. 214

Stadtverordnetenversammlung und Rat der Stadt Leipzig 1945-1970 Nr. 122; Nr. 994; Nr. 3775; Nr. 3776; Nr. 3778 [darin Unterlagen zur Auflösung des Deutschen Buchgewerbevereins und Eigentumsübertragung an den Sammlungen an die Deutsche Bücherei]

Archiv der Deutschen Bücherei:

Nr. 151/2, Bd 1 Gesamtbetrieb; Angeschlossene Einrichtungen; Deutsches Buchmuseum; Akten des Geschäftsbetriebes im Buchmuseum (1946-1965); Nr. 546,4 Sammeltätigkeit; Sondersammlungen; Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler (1953-1963); Nr. 868 Beziehungen zu Institutionen; Zusammenarbeit mit dem Deutschen Buchgewerbeverein, Deutschem Verein für Buch- und Schriftkunde und dem Deutschen Buchmuseum (1919-1943)

Archivalien des Deutschen Buch- und Schriftmuseums (Bruchstücke der Akten des Deutschen Buchgewerbevereins, die sich vor allem auf die Sächsisch Bibliographische Sammlung [Klemm'sche Sammlung] beziehen):

Vertrag zwischen sächsischem Staat und Centralverein (Buchgewerbeverein) betr. die Überlassung der Klemm-Sammlung 2. Juni 1886; Übernahme der Klemmschen Sammlung von der Königlichen Regierung 1886; Abschriften der Protokolle zur Übernahme der Klemmschen Sammlung vom 8. Juni 1886 und 24. August 1886; Akten der Königlich-Sächsischen Bibliographischen Sammlung (1886-1921); Akten des Central-Vereins für das gesamte Buchgewerbe, 7. Bd, I: H. Klemm in Dresden 1885; 17. Bd, IV: Museum (1886); Bd, den Klemm'schen Nachlaß betr. 1887-1889; Königliches Ministerium des Innern; Königlich Bibliographische Sammlung (1886-1896); (1886-1919); 1898-1932; Königlich-Sächsische Bibliographische Sammlung, 1909-1912, 1904-1917; Klemm-Sammlung 1919-1923; Protokolle der Vorstandssitzungen des Deutschen Vereins für Buchwesen und Schrifttum, Gesellschaft der Freunde des Deutschen Museums für Buch und Schrift (1917-1938)

Zugangsbücher s. o. 3.3

4.2 Gedruckte Quellen

Denkschrift des Königl. Sächsischen Ministeriums des Innern an den Sächsischen Landtag, den Erwerb der bibliographischen Sammlung des Commissionsrats H. Klemm in Dresden betreffend (Februar 1886). In: Schramm, Albert: Das Deutsche Buchmuseum zu Leipzig 1885-1925. Leipzig 1925, S. 95-101

Entwicklung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Bücherei Leipzig. Denkschrift. Leipzig, Frankfurt, Berlin 1994 Jahrbuch der Deutschen Bücherei. Leipzig 1 (1965)-26 (1990) [Statistische Angaben zu den Sammlungen]

Jahres- und Geschäftsbericht des Deutschen Buchgewerbevereins zu Leipzig für das Jahr 1901-1942. Leipzig. Teilweise in: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel Jahresbericht. Die Deutsche Bibliothek. Frankfurt am Main, Leipzig, Berlin 1991 ff. [Statistische Angaben zu den Sammlungen]

Lorck, Carl Berendt: Das Buchgewerbehaus in Leipzig. Denkschrift. Leipzig 1896

Lorck, Carl Berendt: Die Zukunft des Buchgewerbes in Leipzig. Leipzig 1884 Tätigkeitsbericht. Deutscher Verein für Buchwesen und Schrifttum (Deutsches Museum für Buch und Schrift zu Leipzig). Leipzig 1 (1918/19)-16 (1934)

Tätigkeitsbericht. Gesellschaft der Freunde des Deutschen Buch- und Schriftmuseums. Leipzig 1937-42 Vertrag mit der Königl. Sächsischen Regierung wegen der Klemmschen Sammlungen 2. Juni 1886. In: Schramm, Albert: Das Deutsche Buchmuseum zu Leipzig 1885-1925. Leipzig 1925, S. 101-102

Lothar Poethe

4.3 Darstellungen

Bockwitz, Hans Heinrich: Das Deutsche Buchmuseum zu Leipzig, Gründungsbesitz des Deutschen Buchgewerbevereins seit 1884. In: Meisterschüler-Kalender 1939. Leipzig 1939, S. 16-51

ders.: Das Deutsche Buchmuseum zu Leipzig. Sinn und Zweck, Aufgabe und Ziel. In: Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik 77 (1940) S. 215-238

ders.: Das Deutsche Museum für Buch und Schrift. Sein Werden und seine Ziele. Leipzig 1939

ders.: Das Deutsche Museum für Buch und Schrift 1884-1934. In: Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik 71 (1934) S. 623-664

ders.: Inhalt, Aufgaben und Ziele des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Bücherei. In: Papier und Druck 3 (1954) 11/12, S. 161-163, 183-187

örsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik 1914. Leipzig 1914

Das Buch als musealer Gegenstand. Symposium zum hundertjährigen Bestehen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Bücherei, 30. Oktober 1984. Leipzig 1985

Debes, Martha; Reuschel, Lieselotte: Die ehemalige Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. In: Deutsche Bücherei 1912-1962. (Hrsg.:) Deutsche Bücherei Leipzig 1962, S. 243-257

Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Bücherei. Deutsche Bücherei Leipzig 1960 (Neue Mitteilungen aus der Deutschen Bücherei 14); überarb. Ausg. 1988

Funke Fritz: Bibliothek und Museum. In: Jahrbuch der Deutschen Bücherei. Leipzig 1 (1965) S. 37-58

Funke, Fritz: Das Deutsche Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Bücherei in Leipzig. In: Gutenberg-Jahrbuch (1984) S. 194-210

Funke, Fritz: Tradition und Gegenwartsaufgaben des Deutschen Buch- und Schriftmuseums. In: Neue Museumskunde 7 (1964) Heft 4, S. 279-289

Funke, Fritz u. a.: Der Wiederaufbau des Bestandes im Deutschen Buch- und Schriftmuseum und die Pflege des kulturellen Erbes. In: Jahrbuch der Deutschen Bücherei. Leipzig 12 (1976) S. 67-101

Goldfriedrich, Johann: Die Bibliothek des Börsenvereins der deutschen Buchhändler zu Leipzig. In: Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik 59 (1922) S. 27-32

Lorck, Carl Berendt: Das deutsche Buchgewerbe-Museum im Buchhändlerhause zu Leipzig. Gegenwart und Zukunft. Leipzig 1890

Lorck, Carl Berendt: Das Deutsche Buchgewerbe-Museum in Leipzig. Gegenwart und Zukunft. Leipzig 1886

oethe, Lothar: Vom " Deutschen Kulturmuseum" zum " Deutschen Buchmuseum". Zur Geschichte des Deutschen Buch- und Schriftmuseums in der Weimarer Republik. Leipzig 1984. In: Jahrbuch der Deutschen Bücherei. Leipzig 20 (1984) S. 9-49

Poethe, Lothar: Die Zukunft des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Bücherei Leipzig. In: Dialog mit Bibliotheken 7 (1995) Heft 1, S. 17-22

Schinnerer, Johannes: Der Deutsche Buchgewerbeverein und seine Sammlungen. Leipzig [um 1913]

Schramm, Albert: Das Deutsche Buchgewerbe- und Schriftmuseum, sein jetziger Stand, sein Zweck und Ziel. In: Archiv für Buchgewerbe 52 (1915) S. 230-234, 260-263, 311-314, 356-358

Schramm, Albert: Das Deutsche Buchmuseum zu Leipzig 1885-1925. Leipzig 1925

Volkmann, Ludwig: Die Arbeit des Deutschen Buchgewerbevereins in 25 Jahren. In: Archiv für Buchgewerbe 46 (1909) S. 294-307

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Bestandsaufbau und Katalogisierung der Sammlung Künstlerische Drucke. Deutsche Bücherei Leipzig 1961 (Neue Mitteilungen aus der Deutschen Bücherei 23); überarb. Ausg. 1984

ie Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Deutsche Bücherei Leipzig 1960 (Neue Mitteilungen aus der Deutschen Bücherei 29)

Boghardt, Martin: " Der in der Buchdruckerei wohl unterrichtete Lehr-Junge". Bibliographische Beschreibung der im deutsch-sprachigen Raum zwischen 1608 und 1847 erschienenen typographischen Lehrbücher. In: Philobiblon 27 (1983) Heft 1, S. 3-57 [betr. Bestand des Deutschen Buch- und Schriftmuseums]

Burger, Konrad: Aus der Exlibris-Sammlung der Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler. Leipzig 1897 Burger, Konrad: Buchhändleranzeigen des 15. Jahrhunderts. Leipzig 1907 [betr. Bibliothek des Börsenvereins]

Chinesische Bambusherstellung:

Ein Bilderalbum aus dem 18. Jahrhundert. (Kommentar: Wolfgang Schlieder; Pan Jixing; Sybille Girmond.) Faksimile nach dem Original im Deutschen Buch- und Schriftmuseum. Berlin 1993

Dolgodrova, Tatjana: Die Miniaturen der Leipziger Pergament-Ausgabe der Gutenberg-Bibel zur Zeit in der Russischen Staatsbibliothek, Moskau ein hervorragendes Denkmal der Buchkunst. In: Gutenberg-Jahrbuch (1997) S. 64-75

Füssel, Stephan (Hrsg.): Georg Joachim Göschen 1752-1828. Dokumente zur Verlagsgeschichte aus den Beständen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums Leipzig. Ausstellung im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Bücherei Leipzig September - November 1992, in der Deutschen Bibliothek Frankfurt/Main Dezember 1992 Februar 1993. Leipzig 1992

Funke, Fritz: Originales Sammelgut im Deutschen Buch- und Schriftmuseum. In: Deutsche Bücherei 1912-1962. Leipzig 1962, S. 219-241

Funke, Fritz: Die Schreibmeisterbücher des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Bücherei. In: Zentralblatt für Bibliothekswesen 69 (1955) Heft 7/8, S. 257-283

Gerlach, Martin (Hrsg.): Das alte Buch und seine Ausstattung vom XV. bis zum XIX. Jahrhundert.

Wien, Leipzig 1918 (Die Quelle. Mappe 13) [enthält zahlreiche Beschreibungen und Abbildungen aus der Becher-Einbandsammlung des Museums]

Goldfriedrich, Johann (Hrsg.): Aus den Briefen der Göschen-Sammlung des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Leipzig 1918 (Jahresgabe der Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei 3)

Der Kinder Wundergarten. Neuerwerbungen von Kinder- und Jugendbüchern des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Bücherei Leipzig. Leipzig 1993

Die Klemm-Sammlung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums. Deutsche Bücherei Leipzig 1974 (Neue Mitteilungen aus der Deutschen Bücherei 30)

Die Papierhistorische Sammlung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums. Überarb. Neudr. Deutsche Bücherei Leipzig 1979 (Neue Mitteilungen aus der Deutschen Bücherei 46)

Die Papierhistorischen Sammlungen des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Bücherei Leipzig. Ausstellung im Leopold-Hoesch-Museum Düren, Papiermuseum, September Oktober 1991. Leipzig 1991 [mit einer Einführung in die Papierhistorischen Sammlungen von Wolfgang Schlieder]

Poethe, Lothar: " Wo ist die Gutenbergbibel?" Die wertvollsten Bestände des Deutschen Buch- und Schriftmuseums in Leipzig als Kriegsbeute. In: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte 7 (1997) S. 241-301

Reihe, Hans: Die buchhändlerischen Archivalien der ehemaligen Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig im Deutschen Buch- und Schriftmuseum. In: Jahrbuch der Deutschen Bücherei. Leipzig 14 (1978) S. 53-74

Reuschel, Lieselotte: Ungehobene Schätze im Bestand der buchhändlerischen Archivalien der ehemaligen Bibliothek des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. In: Jahrbuch der Deutschen Bücherei. Leipzig 26 (1990) S. 58-71

Reuschel, Lieselotte: Die verschollene Gutenbergbibel des Deutschen Buch- und Schriftmuseums in Leipzig und ihre Abbildungen. In: Leipziger Jahrbuch zur Buchgeschichte 2 (1992) S. 35-42

Schaefer, Helma: Einbandsammlungen und Einbandforschung. Aufbau, Erschließung und Wirkung der Einbandsammlung des Deutschen Buch- und Schriftmuseums der Deutschen Bücherei. In: Jahrbuch der Deutschen Bücherei. Leipzig 7 (1971) S. 93-112

Schätze aus dem Deutschen Buch- und Schriftmuseum. Leipzig 1984 (Neujahrsgabe der Deutschen Bücherei Leipzig 1985)

Schätze der ehemaligen Bibliothek des Börsenvereins der deutschen Buchhändler zu Leipzig. Leipzig 1961 (Neujahrsgabe der Deutschen Bücherei 1962); Neuausg. zum 150jährigen Bestehen des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. Leipzig 1975

Schinnerer, Johannes: Fälschungen in alten Handschriften und Druckwerken. In: Zeitschrift für Bücherfreunde. N. F. V (1913/14) Heft 1, S. 97-111 [betr. Objekte der Kgl. Sächs. Bibliogr. Sammlung]

Schlieder, Wolfgang: Riesaufdrucke: volkstümliche Grafik im alten Papiermachergewerbe. Leipzig 1988; dass. München 1989 [betr. Bestände des Deutschen Buch- und Schriftmuseums]

Schmidt, Frieder: Am Ziel und am Anfang: die Wasserzeichensammlung am Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Bücherei Leipzig. In: Das Papier 46 (1922) Heft 10, S. 606-610

Schramm, Albert: Die Bechersammlung im Deutschen Buchmuseum zu Leipzig. In: Monatsblätter für Bucheinbände und Handbindekunst 2 (1925) Heft 1, S. 9-13

Treu, Kurt: Die griechischen Handschriften des Deutschen Buch- und Schriftmuseums in Leipzig. In: Revue d'histoire des textes. Paris 6 (1976) S. 323-340

Wolff, Hans: Die Buchornamentik im 15. und 16. Jahrhundert: Deutschland. 2 Bde. Leipzig 1911-13 [betr. Blattsammung der Bibliothek des Börsenvereins]

Stand: Juni 1997

Bettina Rüdiger


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.