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Istituto Storico Germanico - Biblioteca

Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts


Adresse. . Via Aurelia Antica 391, 00165 Roma
Telefon. . (06) 660 4921
Telefax. . (06) 662 3838
e-mail. [bibliothek]

Unterhaltsträger. . Bundesministerium für Bildung und Forschung der Bundesrepublik Deutschland
Funktion. Forschungsbibliothek.
Sammelgebiete. . Deutsche und italienische Geschichte sowie Kirchen- und Papstgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit; Faschismus und Nationalsozialismus; deutsche und italienische Regional- und Lokalgeschichte.

Benutzungsmöglichkeiten. . Präsenzbibliothek. - Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-13 Uhr und 15.30-19 Uhr, Freitag 9-15.30 Uhr. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegerät, CD-ROM-Terminal.
Hinweise für anreisende Benutzer.
Telefon. ische Anmeldung empfehlenswert. - Vom Hauptbahnhof ATAC-Busverbindung (Linie 64) bis Haltestelle Ponte Vittorio, weiter mit ATAC-Bus (Linien 98 oder 881) bis Haltestelle Domus Pacis, von dort Fußwegnähe (ca. 5 Minuten); oder U-Bahnverbindung (Linie A) bis Haltestelle Cornelia, von dort ATAC-Bus (Linien 889 oder 892) bis Haltestelle Domus Pacis. - Parkplätze vorhanden.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Deutsche Historische Institut in Rom wurde 1888 als Königlich Preussische Historische Station gegründet. Unmittelbarer Anlaß hierzu war die von Papst Leo XIII. im Jahre 1881 verfügte Öffnung des Vatikanischen Archivs für die Forschung. Zu den Aufgaben der Historischen Station Preussens in Rom gehörte laut Statut von 1888 die wissenschaftliche Erforschung deutscher Geschichte zunächst im Vatikanischen Archiv, sodann in den übrigen italienischen Archiven und Bibliotheken. Die Erschließung der im Vatikanischen Archiv überlieferten Quellen erfolgte in zwei großen Unternehmungen, die noch heute fortgeführt werden. Es sind dies die Nuntiaturberichte aus Deutschland und das sogenannte Repertorium Germanicum, eine Sammlung sämtlicher deutscher Betreffe in den vatikanischen Registerserien von 1378 bis 1517. Die für die Bearbeitung der Archivalien eingerichtete Handbibliothek umfaßte im Jahre 1902 3000 Bde zu Reformation, Spätmittelalter und Lokalgeschichte Deutschlands.

1.2 Unter der Leitung von Paul Fridolin Kehr (1903-1915) erfolgte die Hinwendung des Instituts zum Mittelalter. Für seine beiden Großprojekte - die systematische Erforschung und Veröffentlichung aller in den Archiven und Bibliotheken Italiens überlieferten Urkunden bis 1300, Kaiserurkunden und Reichssachen genannt, und die Sammlung aller Papsturkunden in Italien vor 1198 (Italia pontificia) - benötigte Kehr eine sehr schlagfertige Consultationsbibliothek mit den Schwerpunkten Mittelalter, Papst- und Kirchengeschichte, Historische Hilfswissenschaften und insbesondere italienische Regional- und Lokalgeschichte. 1913 zählte die Bibliothek bereits mehr als 30.000 Bde, darunter wertvolle historische Bestände. Neben beträchtlichen Etatmitteln sorgten auch zahlreiche Schenkungen deutscher und ausländischer Einrichtungen für diesen erheblichen Bestandszuwachs, darunter die der Generaldirektion der preußischen Staatsarchive, der Akademie der Wissenschaften in Berlin, der Göttinger Gelehrten Gesellschaft, der Vatikanischen Bibliothek und des Italienischen Historischen Instituts [Istituto Storico Italiano] in Rom. Zu den besonders wertvollen Schenkungen gehörte Mommsens Handexemplar der Monumenta Germaniae Historica, das das Institut vom preußischen Kultusministerium erhielt. Auch Privatpersonen gehörten zu den Förderern des Instituts, so insbesondere der Fürstbischof von Breslau, Kardinal Georg von Kopp (1837-1914), Fürst Max Egon von Fürstenberg und Graf Adalbert von Erbach-Fürstenau. Kehr und seinen Bibliothekaren Georg Leyh (1908-1910) und Karl Christ (1910-1914) verdankte das Institut seinen Ruf, in Rom die vollständigste Spezialbibliothek zur Geschichte der deutsch-italienischen Beziehungen und der römischen Kirche zu sein. Der Erste Weltkrieg bereitete dieser Entwicklung ein jähes Ende. Von 1913 bis 1915 wurde der Bestand ausschließlich aus Etatmitteln ergänzt. In der Zeit von 1915 bis 1922 schließlich blieb das Institut als Folge des Weltkriegs geschlossen.

1.3 In der Nachkriegszeit kämpfte das Institut, das von Berlin aus nebenamtlich-kommissarisch geleitet wurde, um sein Fortbestehen. Wertvolle ältere Bestände gelangten seitdem nicht mehr in die Bibliothek. Im Gegenteil, Literatur zur Geschichte Spaniens und Frankreichs wurde an die Bibliothek der Monumenta Germaniae Historica in Berlin abgegeben, die bereits über eine Abteilung für die Geschichte Spaniens und Frankreichs verfügte. Hinter diesem Transfer stand der Plan Kehrs, die Bearbeitung der Papsturkundensammlungen für Spanien und Frankreich (Hispania pontificia und Gallia pontificia) nicht mehr von Rom, sondern von Berlin aus durchzuführen. Die 1905 gegründete Kunsthistorische Abteilung wurde ganz aufgelöst und ihre 3000 Bde zählende Bibliothek 1924 der Universitätsbibliothek und dem Kunsthistorischen Seminar der Universität Kiel überwiesen. Nach der Wiedereröffnung des Instituts im Jahre 1923 konnte die Bibliothek aufgrund beschränkter finanzieller Mittel nur relativ bescheiden ergänzt werden. Die weiteren Geschicke des Instituts - die Vereinigung mit dem Österreichischen Historischen Institut nach dem sogenannten Anschluß im Jahre 1938, die Auslagerung nach Österreich und Deutschland von 1943 bis 1946, die Rückführung nach Rom 1946 und die Unterbringung im Vatikan von 1947 bis 1953 - waren Episoden und blieben ohne weiterreichenden Einfluß auf die Bestände seiner Bibliothek.

1.4 Nach der Wiedereröffnung des Instituts am 30. Oktober 1953 kam es zu einem umfangreichen Bestandszuwachs der Bibliothek aus Etatmitteln, zumal es nun darum ging, die Lücken der Kriegs- und Nachkriegszeit zu schließen. Walther Holtzmann, dem Leiter des Instituts (1953-1961), gelang es, die Einrichtung im Geiste von Kehr zu neuem Leben zu erwecken. Die Wiederaufnahme der Arbeit an den alten Institutsprojekten (Nuntiaturberichte, Repertorium Germanicum, Toskanaforschungen) sowie der Abschluß der Italia pontificia waren Anlaß, die historischen Bestände in den traditionellen Schwerpunktsbereichen der Bibliothek punktuell zu ergänzen oder zu vervollständigen, häufig in Form von Reprints oder Photokopien. Mit der in den sechziger Jahren einsetzenden Historisierung des Faschismus und Nationalsozialismus war jedoch auch eine verstärkte Hinwendung des Instituts zur Zeitgeschichte zwangsläufig vorgegeben. Erst in den achtziger und neunziger Jahren des 20. Jhs weckte der Zugang zu den bislang verschlossenen Archiven zweier kurialer Behörden - der Pönitentiarie und der Inquisition - erneut das Interesse der Bibliothek am Erwerb historisch relevanter Bestände.

1.5 Sondermittel ermöglichten im Laufe der Zeit Ankäufe wichtiger Spezialsammlungen für die Bibliothek. Im Jahre 1976 wurde so die ca. 10.000 Bde und Broschüren umfassende Sammlung zur Geschichte des Faschismus von Duilio Susmel erworben und 1980 Teile der Bibliothek des ehemaligen faschistischen Korporations- und Erziehungsministers Giuseppe Bottai. Aus der Bibliothek von Professor Rodolfo De Mattei kamen 512 Bde zu Machiavelli, Guicciardini und Campanella in die Institutsbibliothek. Zu den Schenkungen an das Institut gehören 224 Bde aus dem Besitz des deutschen Botschafters beim Quirinal, Rolf Lahr (1974), ca. 800 Bde von dem Kulturattaché Heinz Holldack (1976) und ca. 600 Bde und Sonderdrucke, die der ehemalige stellvertretende Institutsdirektor, Wolfgang Hagemann, der Bibliothek vermachte.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Eine vollständige Auszählung des Alphabetischen und des Systematischen Katalogs für die Bestandsbeschreibung war nicht möglich. Den Bestandsangaben liegen Teilauszählungen des Systematischen Katalogs und anschließende Hochrechnungen und Schätzungen zugrunde, wobei die unterschiedliche Bestandsdichte der einzelnen Bereiche berücksichtigt wurde.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Bei einem Gesamtbestand von ca. 145.000 Bdn entfallen etwa 13.000 Titel auf den historischen Bestand (vor 1900). Der größte Teil davon stammt aus dem 19. Jh. Die Bibliothek besitzt ferner 3 Inkunabeln, etwa 200 Titel aus dem 16. Jh, ca. 600 aus dem 17. und ca. 1200 aus dem 18. Jh.

2.3 Das Institut ist auf die Erforschung der in Italien überlieferten Quellen zur deutsch-italienischen Geschichte spezialisiert. Entsprechend dominieren im historischen Bestand zum Mittelalter die lateinische und die italienische Sprache. Im übrigen Bestand herrschen Deutsch und Italienisch zu gleichen Teilen vor, mit deutlichem Abstand gefolgt von Englisch, Französisch und Spanisch. Werke in anderen europäischen Sprachen sind nur ausnahmsweise vorhanden.

Systematische Übersicht

2.4 Die systematische Aufstellung der Bibliothek in 11 Hauptgruppen (Signaturen A-L) folgt im wesentlichen der Gliederung des von Bernhard Bess im Jahre 1903 angelegten und von Georg Leyh und Karl Christ überarbeiteten und erweiterten Systematischen Katalogs (s. u. 3.2 ). Hinzu kommt als zwölfte Gruppe die Bibliothek Susmel (Sign. B. S.), die lediglich Literatur nach 1914 umfaßt (s. o. 1.5). Periodika tragen die Signatur Zs.

2.5 Im Lesesaal stehen die zu einer Gruppe (A) zusammengefaßten Nachschlagewerke, vorwiegend Bibliographien, Enzyklopädien und Personenlexika. Der historische Bestand umfaßt insgesamt ca. 700 Titel, von denen 9 aus dem 16. Jh, 12 aus dem 17. Jh, ca. 40 aus dem 18. Jh und ca. 600 aus dem 19. Jh stammen. Dazu gehören Titel wie Christian Gottlieb Jöchers Gelehrtenlexikon (Leipzig 1750 ff.), Johann Albert Fabricius' Bibliotheca Latina (Florenz 1858-1859) und Gaetano Moronis Dizionario di erudizione storico-ecclesiastica (Venedig 1840 ff.). Die Gruppe schließt auch wichtige Quelleneditionen ein, wie Jean Dumonts Corps universel diplomatique du droit des gens (Amsterdam 1726 ff.), die Monumenta Germaniae Historica (Hannover u. a. 1826-), Mignes Patrologia latina (Paris 1878-1974) sowie die alte und neue Ausgabe von Lodovico Antonio Muratoris Rerum italicarum scriptores (Mailand 1723-1751; Città di Castello 1900-1968).

2.6 Zu den Historischen Hilfswissenschaften (B) gehören ca. 400 Titel vor 1900, die sich gliedern in einen Titel aus dem 16., 2 Titel aus dem 17., 30 Titel aus dem 18. und ca. 350 Titel aus dem 19. Jh. Die Paläographie ist überdurchschnittlich gut vertreten, nicht zuletzt dank einer umfangreichen Sammlung von Tafelwerken wie z. B. dem monumentalen Archivio paleografico italiano von Ernesto Monaci (Rom 1882 ff.). Dasselbe gilt für die Diplomatik. Jean Mabillons De re diplomatica ist nicht nur in den beiden Pariser Ausgaben von 1681 und 1709, sondern auch in der von Adimari besorgten dritten Auflage (Neapel 1789) vorhanden. Erwähnenswerte Germanica des Bestandes sind Victor Gardthausen, Griechische Palaeographie (Leipzig 1879) und Johannes Heumann, Commentarii de re diplomatica imperatorum ac regum Germanorum (Nürnberg 1745) und Commentarii de re diplomatica imperatricum augustarum ac reginarum Germaniae (Nürnberg 1749).

2.7 Der Bestand der Gruppe Archive und Bibliotheken (C) ist nur im Bereich der italienischen und vatikanischen Quellenbeschreibung einigermaßen vollständig. Vorhanden sind einschlägige Werke von Bernard de Montfaucons Diarium Italicum (Paris 1702) bis zu den Inventaren von Giuseppe Mazzatinti (Forlì 1890 ff.). Den historischen Bestand der Gruppe bilden 5 Titel des 17., 20 Titel des 18. und ca. 400 Titel des 19. Jhs.

2.8 In der Gruppe Allgemeine Weltgeschichte (D) finden sich übergreifende Darstellungen zu einzelnen Epochen in chronologischer Abfolge. Zum historischen Bestand sind ca. 300 Titel der Gruppe zu zählen, darunter 13 aus dem 16., 20 aus dem 17., ca. 50 aus dem 18. und ca. 250 aus dem 19. Jh. Von den Germanica sind zu nennen Johann Philipp Abelin, Theatrum europaeum oder Beschreibung aller Geschichten ...vom Jahr 1617 biss zu Ausgang des 1718ten Jahres (Frankfurt 1662-1738), Wilhelm Oncken, Beiträge zur neueren Geschichte (Gießen 1885), Hans Prutz, Staatengeschichte des Abendlandes im Mittelalter (Berlin 1885-1887) und Leopold von Ranke, Weltgeschichte (Leipzig 1886-1888). In der Unterabteilung Mittelalter tfallen 220 Titel auf die Geschichte der Kreuzzüge, darunter Biagio Terzi di Lauria, Siria sacra (Rom 1695) und die einschlägigen Werke von Reinhold Röhricht.

2.9 In der Gruppe Kulturgeschichte (E) finden sich ca. 1000 vor 1900 gedruckte Titel, davon stammen einer aus dem 15., 30 aus dem 16., 22 aus dem 17., ca. 130 aus dem 18. und ca. 800 aus dem 19. Jh. Größere historische Einzelbestände sind zur Bildungs- und Universitätsgeschichte sowie zu verschiedenen Repräsentanten der Geistesgeschichte nur aus dem 19. Jh vorhanden. Als Alte Drucke finden sich jedoch die Epistolae breviores (Venedig 1554) und die Epistolae familiares (Venedig: Ioannes de Cereto alias Tacuinus de Tridino 1498) von Franciscus Philelphus. Deutsche Drucke sind u. a. Johann Georg Schelhorn, Amoenitates Literariae (Frankfurt und Leipzig 1730-1731) und Ergötzlichkeiten aus der Kirchenhistorie und Literatur (Ulm und Leipzig 1762-1764); Johann Andreas Fabricius, Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit (Leipzig 1752-1754); Johann Stephan Pütter, Versuch einer academischen Gelehrten-Geschichte (Göttingen 1765) und Johann Samuel Ersch und Johann Gottfried Gruber, Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste (Leipzig 1818-1889).

2.10 Die Gruppe Kirchengeschichte (F) zeichnet sich durch große Reichhaltigkeit aus und umfaßt Literatur zu allen historisch relevanten Aspekten der katholischen Kirche. Der historische Bestand von ca. 1800 Titeln gliedert sich in 2 Titel des 15., ca. 80 Titel des 16., ca. 150 Titel des 17., 300 Titel des 18. und 1300 Titel des 19. Jhs. Im bibliographischen Bereich fällt der Catalogus scriptorum ecclesiasticorum von Johann Trithemius (Köln 1531) auf. Die Annales ecclesiastici von Cesare Baronio liegen in mehreren Ausgaben vor (z. B. Lucca 1738-1746, einschließlich der Critica von Antonius Pagius). Für die ältere Kirchengeschichte und die Patrologie sei auf Emanuel Schelstrates Antiquitas Ecclesiae (Rom 1692-1697) verwiesen. Ansonsten fehlen in diesem Bereich - sieht man vom Corpus scriptorum ecclesiasticorum Latinorum (Wien 1866 ff.) und dem Corpus Christianorum (Turnhout 1954 ff.) ab - nennenswerte Bestände. Der historische Bestand der Unterabteilung Kirchenrecht setzt sich aus 154 Titeln zusammen, von denen 27 aus dem 16., 19 aus dem 17., 24 aus dem 18. und 83 aus dem 19. Jh stammen. Das Corpus iuris canonici ist in mehreren Ausgaben vorhanden; die älteste wurde in Venedig bei O. Scotus gedruckt (1525-1528). Erwähnung verdient auch die Epistola apologetica de interdicto esu carnium von Erasmus (Basel: J. Froben 1522). Die allgemeine Papst- und Konziliengeschichte ist mit insgesamt 94 Titeln vor 1900 vertreten. Beachtlich ist der Bestand an Bullarien und sonstigen Sammlungen von Papsturkunden. Auf die Römische Kurie und ihre Verwaltung beziehen sich 198 Titel des historischen Bestandes. In der Hauptsache betreffen sie einzelne Bereiche der kurialen Einrichtungen, wie Konklave, Konsistorium, Kammer, Kanzlei, Nuntiaturen, Gerichtswesen und Inquisition.

2.11 Das Schrifttum zu den mittelalterlichen Orden weist nur für die Benediktiner und Franziskaner umfangreichere Bestände auf. Erwähnung verdient als frühes Quellenwerk der von Lucas Holstenius herausgegebene Codex regularum des Benedikt von Aniane (Paris 1663). Unter den älteren Darstellungen sind Magnoald Ziegelbauers Historia rei literariae ordinis S. Benedicti (Augsburg und Würzburg 1754) und Francesco Gonzagas De origine seraphicae religionis Franciscanae (Rom 1587) bemerkenswert. Aus der Neuzeit sind nur Werke zum Jesuitenorden vorhanden, was vermutlich mit dessen antireformatorischen Aktivitäten zusammenhängt. Eine kostbare Quelle dazu ist Elias Hasenmüllers Historia Iesuitici ordinis (Frankfurt 1594). Im übrigen liegen die Monumenta historica Societatis Jesu (Madrid 1894 ff.) geschlossen vor. In der kleinen Untergruppe Hagiographie überwiegen Heiligenviten und Martyrologien. Neben den Acta Sanctorum (Paris 1863 ff.) sei Angelo Roccas De canonizatione sanctorum commentarius (Rom 1601) genannt.

2.12 Die Kirchengeschichte des Mittelalters betreffen umfangreiche Bestände, die in der Regel aus dem 19. und 20. Jh stammen. Inhaltliche Schwerpunkte sind der Investiturstreit sowie die Pontifikate von Innozenz III. und Bonifaz VIII. Die Literatur zum großen abendländischen Schisma und zu den Reformkonzilien wurde im Zusammenhang mit der Bearbeitung des Repertorium Germanicum angeschafft. Die Kirchengeschichte des 16. Jhs betreffen 334 Titel vor 1900 (29 aus dem 16., 12 aus dem 17., 28 aus dem 18. und 265 aus dem 19. Jh). Sie dienen vor allem der Edition der Nuntiaturberichte. Neben dem Corpus Reformatorum (Halle 1834 ff.) und der Weimarer Luther-Ausgabe (1883 ff.) ist Sforza Pallavicinos Istoria del concilio di Trento (Rom 1664) zu nennen. Alte deutsche Drucke sind Johann Eck, Replica adversus scripta secunda Buceri apostatae super actis Ratisponae (Ingolstadt 1543), Joachim Camerarius, De Philippi Melanchthonis ortu, totius vitae curriculo et morte (Leipzig 1566), Joannes Cochlaeus, Historia de actis et scriptis Martini Lutheri Saxonis (Köln 1568), David Chytraeus, Historia Augustanae confessionis (Frankfurt 1578), Abraham Schultes, Annales evangelii passim per Europam decimo quinto salutis partae seculo renovati (Heidelberg 1618-1620), Caspar Ulenberg, Historia de vita ...praedicantium Lutheranorum ... (Köln 1622), Veit Ludwig von Seckendorf, Commentarius historicus et apologeticus de Lutheranismo (Frankfurt und Leipzig 1692), Gottfried Hecht, Vita Joannis Tezeli quaestoris sacri (Wittenberg 1717), Christian August Salig, Vollständige Historie der Augspurgischen Confession (Halle 1730-1745), Luther, Sämtliche Schriften, hrsg. von Johann Georg Walch (Halle 1739-1750) und Johann Lorenz von Mosheim, Geschichte der Kirchenverbesserung (Leipzig 1773). Die Kirchengeschichte vom Tridentiner Konzil bis in das 20. Jh ist deutlich schwächer vertreten.

2.13 Schrifttum zur Geschichte einzelner Länder - mit Ausnahme von Deutschland, Österreich und Italien - bildet eine eigene Gruppe (G) und stammt überwiegend aus dem 19. und 20. Jh (16. Jh ein Titel, 17. Jh 20, 18. Jh 20, 19. Jh ca. 800). Bei den Untergruppen Frankreich und Spanien ist zu berücksichtigen, daß die alten Bestände nach dem Ersten Weltkrieg an die Monumenta Germaniae Historica abgetreten wurden (s. o. 1.3 ).

2.14 Die Gruppe Deutsche Geschichte (H) ist neben der zur Geschichte Italiens die umfangreichste. Der historische Bestand beläuft sich auf insgesamt etwa 2200 Titel, von denen 30 aus dem 16., 50 aus dem 17., 250 aus dem 18. und ca. 1900 aus dem 19. Jh stammen. In der Untergruppe Mittelalter (bis 1517) dominiert die Reichsgeschichte in der Zeit der Ottonen und Staufer, nicht zuletzt wegen der engen Verbindung des Reiches mit Italien. Besonders reichhaltig sind die Bestände zur Rechts- und Verwaltungsgeschichte. Schwerpunkte bilden die Quellensammlungen (z. B. von Marquard Freher, Melchior Goldast und Johann Christian Lünig), die Regesta imperii (Frankfurt 1839 ff.) und Deutsche Reichstagsakten (München 1867 ff.). In der Untergruppe Reformation und Gegenreformation (1517-1648) ist der Bestand an Quellen und Sekundärliteratur nicht weniger reich, was mit der Bearbeitung der Nuntiaturberichte zusammenhängt. Insgesamt sind zu diesem Themenkomplex 410 Titel vor 1900 vorhanden (22 aus dem 16., 9 aus dem 17., 52 aus dem 18. und 327 aus dem 19. Jh). Erwähnung verdienen Johannes Sleidans Commentaria de statu religionis et rei publicae Carolo Quinto Caesare (Straßburg 1555) und Girolamo Faletis Prima parte delle guerre di Alamagna (Venedig 1552). Literatur zum Zeitraum von 1648 bis 1800 ist nur schwach vertreten. In der Untergruppe Geschichte des 19. und 20. Jhs schließlich findet sich nur ausnahmsweise ein Titel aus dem 19. Jh, so z. B. Peter Reichenspergers Kulturkampf, oder Friede in Staat und Kirche (Berlin 1876). Eigens hinzuweisen ist hier auf die Untergruppe Judentum und Antisemitismus, die 42 Titel aus dem 19. Jh einschließt, darunter die erste Auflage von Hermann Bahrs Interview über den Antisemitismus (Berlin 1894).

2.15 Es entspricht dem Selbstverständnis des Instituts als ehemalige preußische Einrichtung, daß die Literatur zur Geschichte Preußens als eigene Gruppe (J) aufgestellt ist. Dazu gehört auch Schrifttum zur Geschichte des Deutschen Ordens und der preußischen Provinzen. Viele Werke sind hier als Schenkungen eingegangen, wie z. B. die Acta Borussica (Berlin 1894 ff.), Hinterlassene Werke Friedrichs II. (Berlin 1788), der Codex diplomaticus Brandenburgensis (Berlin 1836-1868), die Monumenta Zollerana (Berlin 1852-1866), das Pommersche Urkundenbuch (Stettin 1868 ff.), Conrad Bornhaks Geschichte des preussischen Verwaltungsrechts (Berlin 1884-1886) und die Politische Correspondenz Friedrichs des Großen (Berlin 1879-1903). Zum historischen Bestand gehören in dieser Gruppe ca. 600 Titel, davon einer aus dem 17., 10 aus dem 18. und alle übrigen aus dem 19. Jh.

2.16 Werke zur Geschichte der kleineren deutschen Territorien und Österreich-Ungarns sind in einer eigenen Gruppe (K) zusammengefaßt. Von etwa 1300 Titeln, die vor 1900 gedruckt wurden, stammen 3 aus dem 16., 20 aus dem 17., 130 aus dem 18. und die übrigen aus dem 19. Jh. Es handelt sich um regional- und lokalgeschichtliche Literatur zu den deutschen Staaten (ohne Preußen), Landschaften sowie Bistümern, Städten und Klöstern. Die historischen Bestände stammen in der Regel aus dem 19. Jh. Titel des 17. und 18. Jhs, wie die Monumenta Boica (München 1763 ff.), die Annales Hirsaugienses des Johann Trithemius (St. Gallen 1690), der Codex diplomaticus Hohenlohicus (Onolzbach 1753) und Friedrich Ernst Kettners Antiquitates Quedlinburgenses (Leipzig 1712), finden sich nur ausnahmsweise. Für die Geschichte Österreich-Ungarns gilt dieselbe Relation. Die historischen Bestände entstammen mehrheitlich dem 19. Jh, so die Fontes rerum Austriacarum (Wien 1849 ff.). Dagegen sind das 17. und 18. Jh nur mit wenigen Titeln vertreten, wie Franciscus Guillimannus' Habsburgiaca (Mailand 1605) und Johann Georg von Eckharts Origines ...familiae Habsburgo-Austriacae (Leipzig 1721).

2.17 Die Geschichte Italiens (L) ist mit Abstand die größte Gruppe in der Bibliothek. Entsprechend verfügt sie über den umfangreichsten historischen Bestand mit etwa 3300 Titeln. Auf das 16. Jh entfallen ca. 50 Titel, auf das 17. Jh 300, auf das 18. Jh 300 und auf das 19. Jh ca. 2700 Titel. Besonders reich ist der Bestand an urkundlichen und narrativen Quellen. Die großen Sammlungen von Ughelli, Muratori und Graeve-Burman bis zu den Historiae patriae monumenta (Turin 1836-1955) und den Fonti per la storia d'Italia (Rom 1887 ff.) sind in größtmöglicher Vollständigkeit vorhanden. Dies gilt nicht für die Rechtsgeschichte, die sich an Geschlossenheit auch hinsichtlich der Sekundärliteratur mit den übrigen Bereichen der Italien-Abteilung nicht messen kann. Bartolomeo Zucchis Breve historia della corona ferrea (Mailand 1609) ist jedoch vorhanden. Gut ausgestattet ist die Untergruppe Geschichte einzelner Familien und Persönlichkeiten. Zu den Schwerpunkten der Gruppe zählen ferner die Geschichte des Langobardenreiches, Reichsitalien unter den Franken, Ottonen und Staufern, das Risorgimento und der Faschismus.

2.18 Der bedeutendste Teilbereich sind die Untergruppen zur Regional- und Lokalgeschichte Italiens (Lb-Le). Der Anteil an historischen Beständen liegt hier besonders hoch. Sie gehen in der Regel auf Paul Fridolin Kehr zurück, der sie für die Arbeit an der Italia pontificia benötigte. Aber auch später blieb das Interesse des Instituts an der italienischen landesgeschichtlichen Literatur lebendig, so daß diese Sammlung heute, zusammen mit den entsprechenden Beständen der Vatikanischen Bibliothek, der Bibliotheca Hertziana und der im Deutschen Archäologischen Institut aufgestellten Bibliotheca Platneriana die größte Sammlung an Quellen und Darstellungen zur italienischen Regional- und Stadtgeschichte darstellt. Am Anfang steht Literatur zur Geschichte Roms. Von den frühen Werken seien nur Onofrio Panvinios De praecipuis urbis Romae sanctioribusque basilicis (Rom 1570) und Marco Attilio Serranos De septem urbis ecclesiis (Rom 1575) genannt. Dahinter folgen in alphabetischer Ordnung die Regionen und innerhalb derselben die Städte. Erwähnung verdienen die Statuta communis et civitatis Vercellarum (Vercelli 1541), Bernardo Corios Historia di Milano (Venedig 1554), Flaminio Corners Ecclesiae Venetae et Torcellanae (18 Bde, Venedig 1749), Giovanni Antonio Summontes Historia della città e regno di Napoli (Neapel 1675) und die Constitutiones regni utriusque Siciliae (Lyon 1568 und Venedig 1580).

2.19 Von den insgesamt 714 Periodika (Signatur Zs) reichen 141 in das 19. Jh zurück, mehrheitlich in dessen zweite Hälfte. 73 Titel stammen aus Deutschland, 54 aus Italien und 14 aus anderen europäischen Ländern. Zu den wenigen vollständigen Reihen aus der Zeit vor 1850 gehören das Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde (1820 ff., seit 1951 als Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters), die Bibliothèque de l'École des chartes (1839 ff.), das Archivio storico italiano (1842 ff.) sowie das Archiv für österreichische Geschichte (1848 ff.). Es finden sich auch seltene Zeitschriften wie beispielsweise Friedrich von Raumers Historisches Taschenbuch (1830 ff.) und Theodor Joseph Lacomblets Archiv für die Geschichte des Niederrheins (1832 ff.). Dabei handelt es sich durchwegs um Unikate in der römischen Bibliothekslandschaft. Dies gilt auch für das älteste Periodikum der Bibliothek, die von Ludwig von Baczko herausgegeben Annalen des Königreichs Preussen (Königsberg 1793).

Sondersammlung

2.20 Bei der Bibliothek Susmel handelt es sich um eine der besten und vollständigsten Spezialsammlungen zur Geschichte des italienischen Faschismus, die 1976 von dem aus Rijeka [ital. Fiume] stammenden Journalisten und Historiker Duilio Susmel (1919-1984) erworben wurde. Sie besteht aus 7905 Bdn, 1246 Broschüren und 159 Zeitungen des 20. Jhs und ist durch eigene Kataloge erschlossen.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[mschr., in Kartenform; Titelaufnahmen des alten Alphabetischen Katalogs (s. u. 3.2) wurden photomechanisch in das neue Format übertragen; Nachweis des Gesamtbestandes an Büchern und Zeitschriften, mit Ausnahme von Broschüren und Zeitungen der Bibliothek Susmel; Titelaufnahmen nach PI und seit 1996 nach RAK; angelegt 1974]

Systematischer Katalog

[in Kartenform, im Internationalen Format; hauseigene Systematik wie im alten Systematischen Katalog; angelegt nach 1923]

Kataloge der Bibliothek Susmel

[in Kartenform, im Internationalen Format; Titelaufnahmen nach PI, Ordnung nach hauseigener Systematik; angelegt 1985-1988]

Zeitschriftentitelverzeichnis

[in Blattform, im DIN-A4 Format; Gliederung in italienische, deutsche und ausländische Titel; angelegt 1997]

[alle Kataloge mschr.]

Ein EDV-Katalog ist geplant.

3.2 Historische Kataloge

Alphabetischer Katalog

[sogenannter Lipmanscher Kapsel-Katalog; 1902/3 von Bernhard Bess angelegt; Titelaufnahmen nach PI; bis 1974 in Gebrauch]

Systematischer Katalog

[hschr.; 9 Bde; 1903 von Bernhard Bess angelegt; geordnet nach hauseigener Systematik; bis 1923 in Gebrauch]

4. QUELLEN UND DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Die wichtigsten Quellen zur Geschichte der Bibliothek werden im Archiv des Deutschen Historischen Instituts in Rom aufbewahrt. Weitere Quellen liegen im Archiv der Monumenta Germaniae Historica in München, im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes in Berlin und in den National Archives in Washington, D. C.

4.2 Darstellungen

Deutsches Historisches Institut Rom. Istituto Storico Germanico 1888-1988. Rom 1988 [anläßlich der Zentenarfeier erschienene Broschüre]

Goldbrunner, Hermann: Von der Casa Tarpea zur Via Aurelia Antica. Zur

Geschichte der Bibliothek des 4 Deutschen Historischen Instituts in Rom. In: Reinhard Elze und Arnold Esch (Hrsg.): Das Deutsche Historische Institut in Rom 1888-1988. Tübingen 1990, S. 33-86 (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom 70)

Stand: September 1998

Hermann Goldbrunner

Ergänzt: September 2000