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Bibliothek des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) - Bestand Berlin

Adresse. Altensteinstr. 51 (Eingang Altensteinstr. 53), 14195 Berlin; [Karte]
Postanschrift: Postfach 33 02 20, 14172 Berlin
Telefon. (030) 8 30 01-122
Telefax. (030) 8 30 01-222
Bibliothekssigel. <B 232>

Unterhaltsträger. Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland, Hauptgeschäftsstelle Stuttgart
Funktion. Spezialbibliothek für Diakoniewissenschaft und Grenzgebiete (Fürsorge und Sozialwissenschaften).
Sammelgebiete. Geschichte der Diakonie und Grenzgebiete (Theologie, Fürsorge, Sozialwissenschaften, Pädagogik u. a.).

Benutzungsmöglichkeiten. Ausleihbibliothek (bis auf Präsenzbestand). Rara und Exemplare, die vor 1900 erschienen sind, werden nicht verliehen; vor 1945 erschienene oder laufende Zeitschriftenjahrgänge können nur im Lesesaal eingesehen werden. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9-12 Uhr und 13-16 Uhr, Freitag 9-12 Uhr und 13-15 Uhr. Leihverkehr: kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm- und Mikrofiche-Lesegerät.
Gedruckte Informationen. Information für Bibliotheksbenutzer Listen der Neuerwerbungen. - Schade, Heidemarie (Bearb.): Berliner Bibliotheken. Bd Sozialwissenschaften: Politik, Gesellschaft. Berlin 1981, S. 26-27; Bd Geschichtswissenschaften. Berlin 1982, S. 17-18; Bd Erziehungswissenschaft/Pädagogik, Philosophie, Religion/Theologie. Berlin 1990, S. 23-25. Hinweise für anreisende Benutzer. U-Bahnverbindung (Linie U 1) bis Haltestelle Dahlem-Dorf oder Thielplatz; U-Bahnverbindung (Linie U 9) bis Rathaus Steglitz, von dort S-Bahnverbindung (Linie S 1) bis Lichterfelde West. Parkplätze vor dem Haus.

Deutschland

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Gründung der Bibliothek geht auf einen Aufruf des Central-Ausschusses für die Innere Mission (CA) zurück, Jahresberichte und sonstige Drucksachen der Anstalten und Einrichtungen der Inneren Mission zu sammeln. Am 5. Juni 1849 wurden die Agenten des CA angewiesen, alle erreichbaren Berichte über Anstalten und Vereine einzusenden, um dadurch " eine möglichst vollständige Bibliothek aller in das Gebiet der inneren Mission gehörigen Arbeiten zusammenzubringen, welche für jetzt und alle Zukunft von unschätzbarem Werte sein wird." Im Jahre 1864 setzten verstärkte Bemühungen um den Aufbau einer Bibliothek ein. Der Prediger Friedrich Salomo Oldenberg (1820-1894), der Generalsuperintendent in Posen Johannes Hesekiel (1886-1910) und der Wichernschüler Friedrich Meyeringh (1825-1891) wurden beauftragt, einen Katalog der bereits vorhandenen Bestände zu erarbeiten und für die anzuschaffenden Schriften eine Desideratenliste herzustellen. Außerdem sollte ein Bibliotheksstempel angefertigt werden mit der Bezeichnung " Bibliothek des Central-Ausschusses". Auf vielen Exemplaren des Bestandes ist dieser Stempel nachweisbar. Eine " Umordnung und Katalogisierung", die " keine geringe Arbeit" erfordert hat, erwähnt der 30. Jahresbericht des CA aus dem Jahre 1879. Auch wird die Bibliothek als bereits bekannt bezeichnet. Sie hatte schon damals einen festen Benutzerkreis, der mit " Materialien für literarische Zwecke, für Referate und Vorträge in kirchlichen und freien Versammlungen, vor allem aber für unmittelbare Gemeindearbeit" versorgt wurde. Pfarrer D. Adolf Stahl (1884-1960), Direktor der wissenschaftlichen Abteilung des CA, datierte den eigentlichen Anfang der Bibliothek in das Jahr 1894. In der Bibliotheksordnung und dem Jahrbuch der Deutschen Bibliotheken wird das Jahr 1890 genannt.

1.2 In die Zeit von 1898 bis 1920 fallen die Arbeiten Gustav Spahns, der seit etwa 1906 ein Zugangsbuch führte. In den Jahren 1926 bis 1930 wurde die Bibliotheksarbeit intensiv gefördert. Inzwischen war der Bestand auf etwa 40.000 Bde angewachsen. Bibliotheksleiterin war seit 1927 die Bibliothekarin Dr. rer. pol. Elisabeth Suersen. Zu ihrer Aufgabe gehörte u. a. der wissenschaftliche Aufbau der Bibliothek und die Arbeit am heutigen Systematischen Katalog. Ende 1930 wurden 391 deutsche, 63 ausländische und internationale Zeitschriften gehalten. Im Jahr 1930 wurden 4000 Bde an 1318 Benutzer ausgeliehen. Von Oktober bis März 1931 betrug die Anzahl der Neuerwerbungen 1650 Bde.

1.3 Am 15. November 1926 erwarb die Bibliothek aus dem Rauhen Haus in Hamburg eine wertvolle Sammlung von Anstaltsberichten, Broschüren und Zeitschriften, die auch Exemplare aus dem Besitz des Begründers der Inneren Mission, Johann Hinrich Wichern (1808-1881), und des Altonaer Diakonissenhausvorstehers Pastor D. Theodor Schäfer (1846-1914) enthielt. Schäfer, selbst Verfasser und Herausgeber zahlreicher Veröffentlichungen, gilt als erster Systematiker auf dem Gebiet der Inneren Mission. Der Plan, ein umfassendes Bücherverzeichnis der Bibliothek herauszugeben, konnte nur z. T. verwirklicht werden. Anfang Mai 1930 erschien als erster Band der Katalog der Abteilung " Liebestätigkeit und Wohlfahrtspflege". Nach dem Erscheinen zweier weiterer Kataloge der Abteilungen " Rechtswissenschaft" und " Pädagogik und Psychologie" ( s. u. 3.3) im Sommer 1931 mußte das Vorhaben aus finanziellen Gründen abgebrochen werden.

1.4 Die Auseinandersetzung mit den sozialen Fragen als neuen Strömungen in der Theologie und der Aufarbeitung der eigenen Geschichte veranlaßte den CA, ein eigenes Forschungsinstitut zu begründen. Im Jahre 1927 entstand das Institut für Sozialethik und Wissenschaft der Inneren Mission an der Universität Berlin, dessen Leiter der Professor für Systematische Theologie und Präsident des CA Reinhold Seeberg (1859-1935) wurde. Zunächst war es im Berliner Schloß untergebracht, zog aber 1930 auf das Universitätsgelände um. Das Institut wurde vom CA finanziell getragen, der auch die im Aufbau befindliche Bibliothek förderte. Das Material für die Handapparate der Vorlesungen, Seminare und Übungen kam sowohl aus dem Bestand der Universitätsbibliothek als auch aus der CA-Bibliothek. Zunächst hatte man mit einer Handbibliothek begonnen, die im Laufe der Jahre auf etwa 4000 Bde anwuchs. Bereits 1934 mußte das Institut vom Universitätsgelände in die Behrenstraße 41 verlegt werden. Die Einschränkungen der Mittel und die Begründung einer neuen Richtung innerhalb der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät durch das Hauptamt für Volkswohlfahrt führten schließlich dazu, daß Seebergs Institut auf Anordnung des damaligen Reichsministers für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung Bernhard Rust am 23. März 1938 geschlossen wurde. Der CA übernahm die Institutsbibliothek, die, als Sondersammlung aufgestellt, den alten Bestand der CA-Bibliothek ergänzt ( s. u. 2.15).

1.5 In den Kriegsjahren hatte die Bibliothek, abgesehen von Einbandschäden, die durch Auslagerung eines Teils der Sammlung entstanden sind, keine Verluste zu beklagen. Um 1950 umfaßte sie ca. 49.000 Bde. In der Zeit von 1951 bis 1953 wurden die Bestände in den Berliner Gesamtkatalog aufgenommen. Durch diesen Nachweis nahm die Ausleihe wieder allmählich zu. Altbestände an Büchern und Zeitschriften, die es in den Westberliner Bibliotheken nicht gab, konnten z. T. hier gefunden werden. Der Leihverkehr erfolgte über die Freie Universität. In diese Zeit fallen die Neuordnung des Lesesaals, die Revision des Bestandes (1958 bis 1964) mit ca. 51.000 Bdn, die Erweiterung des Berliner Leihverkehrs auf die Öffentlichen Bibliotheken (1958) und die Aufnahme der Zeitschriften für den Druckkatalog der Arbeitsgemeinschaft für das Archiv- und Bibliothekswesen in der evangelischen Kirche. Unter dem Sigel CJM (Central-Bibliothek der Inneren Mission) wurden ca. 1000 Zeitschriften aufgenommen, davon ca. 630 mit einmaligem Titelnachweis.

1.6 Eine wesentliche Bestandserweiterung erfuhr die Bibliothek 1978 durch die Eingliederung der Fachbibliothek des Provinzial-Ausschusses für Innere Mission in der Provinz Brandenburg ( s. u. 2.16-2.17) und 1986 durch die sogenannte Wichern-Bibliothek ( s. u. 2.18-2.19), die größtenteils aus der Handbibliothek Johann Hinrich Wicherns bestand. Bereits 1926 waren Teilbestände der Sammlung übernommen worden ( s. o. 1.3).

1.7 Im Jahre 1985 erfolgte die Aufnahme der Bibliothek in die Zeitschriftendatenbank (ZDB). Der Gesamtbestand beträgt z. Z. über 82.000 Bde. Seit August 1994 sind Erwerbung und Katalogisierung auf EDV (BIS-LOK) umgestellt, die Eröffnung eines Benutzerkatalogs (OPAC) wird 1995 erfolgen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Die Bibliothek setzt sich aus vier Teilen zusammen. Den Kern der Sammlung bildet die Bibliothek des Central-Ausschusses, die auch einen Teil der Bibliothek des Rauhen Hauses (1926 erworben) umfaßt. Die 1938 übernommene Bibliothek des Instituts für Sozialethik und Wissenschaft der Inneren Mission ( s. u. 2.15) ist getrennt aufgestellt. Hinzugekommen sind 1978 die Fachbibliothek des Provinzial-Ausschusses für Innere Mission in der Provinz Brandenburg ( s. u. 2.16-2.17) und 1986 die sogenannte Wichern-Bibliothek ( s. u. 2.18-2.19). Die vier Sammlungen werden getrennt beschrieben.

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Von dem Gesamtbestand mit ca. 27.400 Titeln in ca. 82.000 Bdn sind 7568 Titel vor 1900 erschienen, davon 7527 Titel im 19. Jh (99 Prozent), 36 Titel im 18. Jh, 2 Titel im 17. Jh und 3 Titel im 16. Jh (ohne Sondersammlungen, s. u. 2.15 ff.). Die fremdsprachige Literatur vor 1900 umfaßt 436 Titel, davon entfallen auf Englisch 190, auf Französisch 155 und auf sonstige Fremdsprachen 91 Titel. Ausgezählt wurde der Systematische Katalog ( s. u. 3.2).

Systematische Übersicht

2.3 Die Bibliothek des Central-Ausschusses ist nach 12 Hauptsachgruppen gegliedert, die in der Reihenfolge der Systematik beschrieben werden. Zu den Abteilungen " Liebestätigkeit und Wohlfahrtspflege", " Rechtswissenschaft" sowie " Pädagogik und Psychologie" liegen gedruckte Kataloge aus den Jahren 1930 und 1931 vor ( s. u. 3.3).

2.4 In der Abteilung Innere Mission mit 559 Titeln geben neben den Untergruppen Allgemeines, Geschichte und Organisation 240 Titel einen Einblick in die Entstehungsgeschichte der Inneren Mission in den Städten und Ländern Deutschlands. 95 Titel entfallen auf die Stadt- und Dorfmission, 85 Titel auf die Anfänge der Inneren Mission im Ausland (England, Frankreich, USA usw.). Erwähnenswert sind u. a. Johann Hinrich Wichern, Die innere Mission der deutschen evangelischen Kirche (Hamburg 1849, Neudruck 1933), seine grundlegende Denkschrift über Aufgaben und Organisation des von ihm ins Leben gerufenen Werkes, im Auftrage des CA entstanden; ferner die Denkschrift des Sozialpolitikers und Mitglieds des CA Theodor Lonn (1831-1905), Die Aufgabe der Kirche und ihrer inneren Mission gegenüber den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Kämpfen der Gegenwart (anonym, hrsg. vom CA Berlin 1884); die von Theodor Schäfer herausgegebene sechsbändige Geschichte der Inneren Mission in Deutschland (Hamburg 1878-1883), von seinen Mitarbeitern für Hannover, Württemberg, Bayern, Lübeck, Bremen und Schlesien geschrieben, sowie sein für den Berufsunterricht in Brüder-, Diakonen- und Diakonissen-Anstalten verfaßter Leitfaden der inneren Mission (Hamburg 1887).

2.5 Volksmission, Evangelisation, Apologetik (220 Titel) waren Anliegen des CA seit seiner Gründung. Wenn auch diese Bestrebungen erst nach 1916 durch den Rostocker Theologieprofessor und späteren Leipziger Stadtsuperintendenten Gerhard Hilbert (1868-1936) neue Impulse erfahren haben, so ist bereits seit früherer Zeit Schrifttum vorhanden, das sich mit den Fragen der Entkirchlichung und Entchristlichung auseinandersetzt. So finden sich in dieser Abteilung Titel wie z. B. C. H. Wilken, Die christliche Colportage, insonderheit die auf dem Lande und in den kleinen Städten (Stralsund 1852), Johann Hinrich Wichern, Die Verpflichtung der Kirche zum Kampf gegen die Widersacher des Glaubens (Hamburg 1863), Adolf Stoecker, Die Schriftenverbreitung als Mittel der Evangelisation (Leipzig 1886), die Schriften zur Apologetik von Christian Eduard Baumstark (Frankfurt 1872), Carl Heinrich Stirm (Stuttgart 1836), Franz Ludwig Steinmeyer (Berlin 1866), Carl Adolf Gerhard von Zezschwitz (Leipzig 1866) und Johann Heinrich August Ebrard (Gütersloh 1874). Außerdem sind die Jahresberichte und Reihen der Traktatgesellschaften des In- und Auslandes sowie die Berichte der Vereinigungen und Verbände zur Gemeinschaftspflege vorhanden ( z. B. Verhandlungen der Gnadauer Pfingstkonferenz, 1888 ff.).

2.6 In der Abteilung Theologie mit insgesamt 1531 Titeln sind neben den einschlägigen theologischen Werken 246 Titel zur Geschichte der Landeskirchen Deutschlands nachgewiesen sowie zahlreiche Berichte der Bibel- und Missionsgesellschaften des In- und Auslandes. Eine Bereicherung erfuhr diese Abteilung durch den Kauf der Kritischen Gesamtausgabe der Werke Martin Luthers (Weimar 1883 ff.), die dem Berliner Theologieprofessor Friedrich Mahling (1865-1933) als Leihgabe zur Verfügung gestellt worden war.

2.7 Die Abteilung Philosophie umfaßt nur 25 Titel und ist vermutlich mit dem zunehmendem Bedarf an apologetischer Literatur entstanden. Hier wurde Material gesammelt zur Auseinandersetzung mit den Einwirkungen philosophischer Lehren auf die Weltanschauung der Gegenwart. Die materialistischen Gedanken Ernst Haeckels und seine Lebenslehre hatten im letzten Drittel des 19. Jhs starken Einfluß auf die freidenkerischen und z. T. freireligiösen Kreise. Auch die Auseinandersetzung mit dem Materialismus und Darwinismus sind dokumentiert. Es seien genannt Adolf Baumgarten, Einige bescheidene Einwendungen gegen die Theorie Darwin's von der Abstammung des Menschen (Coburg 1879), Oskar Schmidt, Darwinismus und Sozialdemokratie (Bonn 1878), Ernst Haeckel, Die Welträtsel (Bonn 1899), John Lichtenstein, Zur Kritik des modernen Materialismus (Cincinnati 1873). Weitere Titel liegen von Frédéric de Rougemont, Johannes Huber und Friedrich Albert Lange vor. Hinzu kommen im eigentlichen Sinne philosophische Schriften wie die Werkausgaben Kants, Kierkegaards, Nietzsches und anderer.

2.8 Die Abteilung " Liebestätigkeit und Wohlfahrtspflege" enthält 1750 Titel, darunter 174 aus dem Besitz Johann Hinrich Wicherns. Sie sind für die Erforschung der Geschichte der Diakonie sowie der Fürsorge von Bedeutung. Hier finden sich sowohl graue Literatur als auch Standardwerke. Das Kleinschrifttum enthält vorwiegend Jahresberichte und Gelegenheitsschriften der Fürsorgeeinrichtungen, Gesellschaften und Vereine des In- und Auslandes, so aus dem Besitz Wicherns: Jahresberichte der Armenanstalten in Celle, Hamburg, Leipzig und weiteren Orten; Schriften der Armen- und Krankenvereine u. a. in Altona, Bremen, Berlin; Berichte der sogenannten " Rettungshäuser" und " Rettungsanstalten" in Berlin, Düsseldorf, Kornthal und anderen deutschen Orten, aber auch aus dem Ausland, z. B. aus Memel, Reval, Bächtelen/Bern, Mettray/Tours, New York, Ohio, Philadelphia; Berichte der Gefängnisanstalten und der Vereine zur Besserung der Strafgefangenen in Berlin, Düsseldorf, Danzig und weiteren Orten; Veröffentlichungen der Heil- und Pflegeanstalten in Stetten, Kirchheim u. T., Winnenden und weiteren Orten; ferner die Schriften zur Fürsorge betreffend Wanderer, Obdachlose, Arbeiterkolonien, Wanderarbeitsstätten, Arbeitshäuser, Herbergswesen, Bettler und Vagabunden, Auswanderer, Deutsche im Ausland, Binnenschiffermission, Seemannsmission usw. (insgesamt 136 Titel), Alkoholgefährdete (75 Titel), Sittlichkeitsfragen, Mädchenhandel und Prostitution (100 Titel). An Beispielen für Monographien sind zu nennen Otto von Gerlach, Die kirchliche Armenpflege. Nach dem Englischen des Thomas Chalmers (Berlin 1847, mit Marginalien Wicherns), Theodor Schäfer, Die weibliche Diakonie (Hamburg 1880-1883), Johann Gerhard W. Uhlhorn, Die christliche Liebestätigkeit (Stuttgart 1882-1890), Victor Böhme, Das Armenwesen in 77 deutschen Städten (Dresden 1880).

2.9 Die 164 Titel der Abteilung Rechtswissenschaft enthalten hauptsächlich Sozial- und Kirchenrecht aus der zweiten Hälfte des 19. Jhs. Unter den 163 Titeln der Abteilung Pädagogik und Psychologie finden sich Schriften zur Geschichte der Pädagogik, Anstaltserziehung, Heilpädagogik, Methodik, Schulorganisation und Verwaltung u. a. Carl von Raumer, Geschichte der Pädagogik (Stuttgart 1846-1854), Carl Ernst, Grundzüge für die künftige Gestaltung des christlichen Volksschulwesens (Bielefeld 1849), Christian von Palmer, Evangelische Pädagogik (Stuttgart 1855) und August Hermann Francke, Pädagogische Schriften (Langensalza 1885). Auch Literatur des Auslands ist vertreten, z. B. Report of the School belonging to the German Church, Hooper-Square, Goodman's Fields (Camberwell 1850) oder Beiträge zur Geschichte der ehstländischen Ritter- und Domschule zu Reval (Reval 1869).

2.10 Die 634 Titel umfassende Abteilung Sozial-, Staats- und Wirtschaftswissenschaften enthält zahlreiche Schriften zur Sozialen Frage. Themen sind vor allem bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen für die Arbeiter, die Gleichberechtigung der Frau und die Auseinandersetzung mit der Sozialdemokratie. Im Bestand finden sich z. B. von August Bebel Die Frau und der Sozialismus (Zürich, i. e. Leipzig 1879) und Der radikale deutsche Sozialismus und die christliche Gesellschaft (Wittenberg 1877) von Rudolf Todt, dem Superintendenten in Brandenburg und Mitbegründer des Zentralvereins für Sozialreform, ein auf Anregung Adolf Stoeckers geschriebener erster Versuch einer christlichen Sozialethik aus der Sicht des Neuen Testaments. Zu nennen sind außerdem die Schriften des Literaturhistorikers und Sozialpolitikers Aimé Huber, in denen er die Eingliederung der Arbeiter in die bürgerliche Gesellschaft und die Bildung von Arbeitergenossenschaften nach britischem Vorbild mit Gewinnbeteiligung der Arbeiter anregte, wie z. B. Die Selbsthilfe der arbeitenden Klassen durch Wirtschaftsvereine und innere Ansiedlung (anonym, Berlin 1848), Über die cooperativen Arbeiterassociationen in England (Berlin 1852) und Innere Mission und Association. Eine Denkschrift an den Kirchentag von 1853 (Berlin 1853), Über Arbeiter-Coalitionen (Berlin 1865, alle aus dem Besitz Wicherns).

2.11 Der Bestand der Abteilung Geschichte, Volkstum, Völkerkunde mit insgesamt 85 Titeln zeigt wenig Profil. Es handelt sich hauptsächlich um die einschlägigen Standardwerke von Lamprecht, Oncken, Ranke und Treitschke. Bemerkenswert sind in der Untergruppe Volkstum 34 Titel über das Judentum.

2.12 In der Abteilung Biographien (375 Titel) finden sich die Lebensbeschreibungen von Persönlichkeiten aus der Diakonie wie August Hermann Francke, Wilhelm Löhe, Jean Frédéric Oberlin, Louise Scheppler, Amalie Sieveking, Johann Hinrich Wichern und anderen. Die Abteilung Allgemeines umfaßt 77 Titel an einführenden Werken, Überblicksdarstellungen und Lexika.

2.13 Eine umfangreiche Sammlung von Kleinschrifttum und Grauer Literatur bilden die Anstaltsberichte mit 1680 Titeln. Das Schrifttum umfaßt u. a. Mutterhäuser (400 Titel), Brüderhäuser (122), Kranken- und Pflegeanstalten (55), Erziehungsheime und Waisenhäuser (315), Mädchenheime (58), Knabenerziehungsheime (157), Alters- und Siechenheime (65), Herbergen zur Heimat (112), Arbeiterkolonien (42) sowie Kinderkrippen, -gärten und -horte (33). Da der größte Teil der Anstalten der evangelischen Diakonie in Osteuropa (Polen, Baltikum, Sowjetunion) im Laufe der beiden Weltkriege liquidiert wurde und die Schwestern und Pastoren vertrieben wurden, sind die Nachweise ihrer ehemaligen Existenz, z. B. in den Jahresberichten und Gelegenheitsschriften, von besonderem Wert. Dazu zählen u. a. die Diakonissenanstalten und diakonischen Einrichtungen in Breslau (1850 ff.), Danzig (1857 ff.), Posen (1866 ff.), Stettin (1869 ff.), Mitau in Lettland (1865 ff.), Reval (Tallinn, 1867 ff.), Riga (1864 ff.), St. Petersburg (1859 ff.) und Königsberg (1850 ff.). Beachtenswert ist aus der Bibliothek Johann Hinrich Wicherns die dem Vicomte de Flavigny gewidmete Schrift des Druckers und Graphikers Auguste Rivaux aus Tours, Notice sur les Colonies agricoles d'Hambourg et de Mettray (Tours 1840, als Ms. vervielfältigt).

2.14 Die 305 Titel der Abteilung Zeitschriften setzen sich zusammen aus Zeitschriften der Inneren Mission sowie der Wohlfahrtspflege und Gesundheitsfürsorge, Mitteilungsblättern der Diakonissenanstalten und der Brüderhäuser, Kirchlichen Amtsblättern, Gesetzblättern sowie den Fachzeitschriften zu den Sachgruppen. Erwähnt seien das Monatsblatt von Beuggen (Basel 1829 ff.); die von Johann Hinrich Wichern herausgegebenen Fliegenden Blätter aus dem Rauhen Hause zu Horn bei Hamburg (Hamburg 1845 ff., repr. Berlin 1994 ff.); die im Auftrag der Centralleitung des Wohltätigkeitsvereins in Stuttgart von dem Friedrichshafener Stadtpfarrer und Oberinspektor am Staatswaisenhaus in Stuttgart Wilhelm Ferdinand Leube herausgegebenen Blätter für das Armenwesen (Stuttgart 1848 ff.) sowie die von dem Altonaer Diakonissenhausvorsteher Theodor Schäfer herausgegebene Monatsschrift für Diakonie und innere Mission (Hamburg 1877 ff., mit Exlibris Schäfers). Sondersammlungen Institut für Sozialethik und Wissenschaft der Inneren Mission

2.15 Der Bestand von ca. 3400 Bdn (Dubletten wurden 1954 an das Diakoniewissenschaftliche Institut in Heidelberg abgegeben) weist insgesamt 2374 Titel auf, davon sind 154 Titel im 19. Jh und 4 im 18. Jh erschienen. Der fremdsprachige Anteil ist minimal. Inhaltlich handelt es sich um Literatur aus den Gebieten Christentum und Soziale Frage, Ethik, Gesellschaftswissenschaft, Philosophie, Sozialwissenschaft, Sozialpolitik, Theologie und Wohlfahrtspflege. Als 1976 mit dem Aufbau eines neuen Alphabetischen Katalogs begonnen wurde, vereinigte man den Alphabetischen Institutskatalog mit dem Alphabetischen Katalog der alten CA-Bibliothek, um nicht mit drei Katalogen arbeiten zu müssen. Daneben ist noch ein Schlagwortkatalog vorhanden, der auch Zeitschriftenaufsätze erfaßt ( s. u. 3.2).

Fachbibliothek des Provinzial-Ausschusses für Innere Mission in der Provinz Brandenburg

2.16 Eine beachtliche Bestandserweiterung erfuhr die Bibliothek durch die Aufnahme der Fachbibliothek im Jahre 1978 ( s. o. 1.6). Die über Druckkataloge ( s. u. 3.3) erschlossene Sammlung beginnt mit der Tätigkeit des Pastors und Wichernschülers Friedrich Meyeringh ( s. o. 1.1), der im Laufe seiner Arbeit als Reiseagent des CA allmählich eine Anzahl von Broschüren, Anstalts- und Vereinsberichten, Monographien und Drucksachen erworben hatte, die er im Jahre 1885 dem Provinzial-Ausschuß für Innere Mission in der Provinz Brandenburg zur Verfügung stellte. Meyeringh hatte die Literatur bereits systematisch in 18 Gruppen geordnet.

2.17 Dieser Grundbestand konnte im Laufe der Jahre ergänzt werden. Der erste Druckkatalog erschien im Dezember 1895. Er erfaßt 1037 Bde einschließlich der einschlägigen Artikel aus Zeitschriften und Sammelbänden. Im Jahre 1900 wurde ein Nachtrag notwendig, der weitere 447 Bde aufführt. Nach weiteren 17 Jahren (Neujahr 1912) gab der Provinzial-Ausschuß einen neuen Katalog heraus, der in sechs Jahren vorbereitet worden war. Er ist systematisch gegliedert und verzeichnet ca. 3800 Titel in ca. 4500 Bdn. Davon sind ca. 2250 Titel im 19. Jh und 5 im 18. Jh erschienen. Der fremdsprachige Anteil liegt unter einem Prozent. Seit dem Umzug von der Wallotstraße (Berlin-Grunewald) in die Teutonenstraße (Berlin-Nikolassee) befand sich die Bibliothek in einem Lagerraum des Dienstgebäudes, wo sie in Kisten verpackt den Krieg fast unversehrt überstand. Anfang Oktober 1978 konnte sie im Altbaumagazin der Bibliothek aufgestellt werden. Inhaltlich deckt die Sammlung (gemäß der Systematik des Katalogs) folgende Bereiche ab: Provinzial- und Landesvereine für Innere Mission, Brüderanstalten, Diakonissenhäuser, Stadtvereine für die Innere Mission, Städtisches Armenwesen, Gefängnisgesellschaften, Rettungsanstalten, Erziehungsvereine, Kleinkinderanstalten, Blödsinnigen- und Idiotenanstalten, Jünglingsheime und Herbergen, Frauenvereine für Armen- und Krankenpflege, Mägdeherbergen, " Magdalenensache", Sonntagsfrage, Schriftenverbreitung (Colportage), Arbeiterfrage, Schule und Innere Mission.

Wichern-Bibliothek

2.18 Es handelt es sich um eine Sammlung von ca. 8000 Bdn, die sich aus der Handbibliothek Johann Hinrich Wicherns und der theologischen Bibliothek des Rauhen Hauses zusammensetzt. Der Landesverband Hamburg erwarb diese Bücher vom Rauhen Haus. Im Jahre 1950 kamen sie nach Bethel (Geschäftsstelle des CA-West). Seit 1957 befanden sie sich in der Hauptgeschäftsstelle des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland (neuer Name der Dienststelle nach der Fusion mit dem Hilfswerk der EKD) in Stuttgart. Wegen der unterschiedlichen Berücksichtigung der Sammelschwerpunkte (nach 1957 erschienene Literatur befindet sich in Stuttgart, Literatur vor 1957 in Berlin) aber auch wegen der stärkeren Nachfrage nach historischen Beständen in Verbindung mit dem Archiv kamen die Bücher 1986 nach Berlin.

2.19 Die Sammlung ist über einen Alphabetischen Katalog erschlossen ( s. u. 3.2) und in 9 Sachgruppen aufgestellt. Die ca. 8000 Bde enthalten 5900 Titel der Sachgruppen Bibel, Kirchengeschichte, Systematische Theologie, Konfessionskunde, Praktische Theologie, Innere Mission, Nachschlagewerke, Periodika und Sonstiges. Davon sind 4660 Titel im 19. Jh erschienen, auf das 18. Jh entfallen 140 Titel, auf das 17. Jh 36 Titel. Wie bei der CA-Bibliothek umfaßt auch hier der fremdsprachige Bestandteil (insgesamt ca. 20 Titel) vorwiegend angelsächsische und französische Literatur vor lateinischer und sonstiger. Von den 4660 Titeln sind ca. 600 (13 Prozent) mit dem Besitzvermerk und oft auch handschriftlichen Marginalien Johann Hinrich Wicherns versehen. Wicherns Bibliothek umfaßte ehemals insgesamt vermutlich ca. 1000 Titel zeitgenössischer Literatur, vornehmlich zur Inneren Mission und Sozialen Frage, Anstaltsdiakonie, Fürsorge und Krankenpflege. Die Sammlung enthält auch Traktate wie die von der Englischen Traktatgesellschaft in London herausgegebenen Tracts published by the English Monthly Tract Society (London 1838-1848).

3. KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach PI, ab 1975 nach RAK; umfaßt den Bestand der CA-Bibliothek und des Instituts für Sozialethik und Wissenschaft der Inneren Mission]

Die Bestände sind im Berliner Gesamtkatalog (bis 1990) und in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Moderne Sonderkataloge

CA-Bibliothek:

Systematischer Katalog

Schlagwortkatalog

Bibliothek des Instituts für Sozialethik und Wissenschaft der Inneren Mission:

Schlagwortkatalog

[enthält auch Zeitschriftenaufsätze]

[alle Kataloge in Zettelform]

Wichern-Bibliothek:

Alphabetischer Katalog

[in Karteiform]

3.3 Historische Kataloge

Katalog der Abteilung Liebestätigkeit und Wohlfahrtspflege. Hrsg. von der Bibliothek des Central-Ausschusses für Innere Mission. Berlin-Spandau 1930

Katalog der Abteilung Rechtswissenschaft. Hrsg. von der Centralbibliothek der Inneren Mission. Berlin-Spandau 1931

Katalog der Abteilung Pädagogik und Psychologie. Hrsg. von der Central-Bibliothek der Inneren Mission. Berlin-Spandau 1931

Fachbibliothek des Provinzial-Ausschusses für Innere Mission in der Provinz Brandenburg:

Katalog der Fachbibliothek des Provinzial-Ausschusses für Innere Mission in der Provinz Brandenburg. Berlin 1895 Nachtrag 1. Berlin 1900 (Neuausg.) Berlin 1912 Nachtrag 1. Berlin 1913

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Geschäftsakten der Bibliothek, ADW, CA, 91-92 Zugangsbuch 1906 ff. Gedruckte Quellen: Kirchliches Jahrbuch. Hrsg. von Johannes Schneider. Gütersloh 56 (1929) S. 118; 57 (1930) S. 133; 58 (1931) S. 282-283

4.2 Darstellungen

Deppe, Leonhard: Die Bibliothek des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche in Deutschland Bestand Berlin. Ein Beitrag zu ihrer Geschichte. Berlin 1984 [unveröff. Ms.]

Deppe, Leonhard: Die Central-Bibliothek der Inneren Mission in Berlin. In: Die Innere Mission 56 (1966) Heft 5, S. 234-236

Die Fachbibliothek der Inneren Mission. In: Die Innere Mission 39 (1949) Heft 5/6, S. 40

Fachbibliothek für Innere Mission. In: Handbuch der freien evangelischen Liebestätigkeit in der Provinz Brandenburg. [Berlin-]Spandau [1925], S. 77-78

Gerhardt, Martin: Ein Jahrhundert Innere Mission. Gütersloh 1948, Teil 1: S. 135, 248; Teil 2: S. 19-20, 313-314, 316, 413

Noske, Gerhard: Lebendige Diakoniegeschichte. Ein Haus in Berlin kann erzählen. In: Berliner Sonntagsblatt 21 (1966) Nr. 38 vom 18. September, S. 4

Oertel, Annemarie: Die Zentralbibliothek der Inneren Mission. In: Die Innere Mission 43 (1953) Heft 2, S. 51-53

Stahl, Adolf: Die Bibliothek des Central-Ausschusses für Innere Mission in ihrer Bedeutung für Wissenschaft und Praxis. In: Die Innere Mission 23 (1928) Heft 5, S. 191-198 [auch als Sonderdruck erschienen] Die Wissenschaftliche Abteilung. In: Aus der Arbeit der Liebe. 65. Bericht des CA. 1927/30. Berlin-Lichterfelde 1931, S. 42-44

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Wichern-Bibliothek: Deppe, Leonhard: Wichern-Bibliothek. Bücher aus dem Besitz von Johann Hinrich und Johannes Wichern in der Bibliothek des Diakonischen Werkes der EKD Bestand Berlin. Neustadt 1995 (Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche 20) [im Druck]

Rund achttausend Bände der Wichern-Bibliothek in Berlin. Für Forschung auf dem Gebiet der Diakonie. In: Berliner Sonntagsblatt 41 (1986) Nr. 43 vom 26. Oktober, S. 1 Wichern-Bibliothek in Bielefeld neu aufgestellt. In: Westfalen-Blatt vom 27. März 1952

Stand: November 1994

Leonhard Deppe


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.