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Bibliothek der Diözese Feldkirch

Adresse. Klosterstr. 2, 6804 Feldkirch-Altenstadt [Karte]
Telefon. (05522) 399 18

Unterhaltsträger. Diözese Feldkirch
Funktion. Diözesanbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie, Vorarlbergensien.
Benutzungsmöglichkeiten. Nach Vereinbarung. - Alte Drucke, schwer ersetzbare Bücher, Periodika und Nachschlagewerke sind Präsenzbestand, der in der Regel auch nicht kopiert wird. Die übrigen Werke können gegen Gebühr entlehnt werden. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benützer. Eingeschränkte Kopiermöglichkeit (s. o.).
Hinweise für anreisende Benützer. Bahnverbindungen aus Richtung Innsbruck (Westbahn), Lindau/D und Buchs/CH bis Station Feldkirch, von dort Autobuslinie 60 bis Kloster Altenstadt. - A 14 (Rheintal-Autobahn) bis Ausfahrt Feldkirch-Nord/Rankweil. Parkplatz beim Kloster.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Vorarlberg gehörte seit der Christianisierung im 4./5. Jh zum Romanenbistum Chur. Der nördliche Teil des Landes kam ebenso wie die Ostschweiz im Frühmittelalter in alemannische Hand und damit an das Bistum Konstanz. Ein kleines gebirgiges Grenzgebiet gelangte zu Augsburg.

1.2 Bis in das 19. Jh besaß Vorarlberg weder ein politisches noch ein kirchliches Zentrum innerhalb der Landesgrenzen. Nach einem vergeblichen Anlauf Josefs II. im Jahr 1783 kam es nach dem Wiener Kongreß zu einer Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse durch den Wiener Hof. Der Vorarlberger Anteil des 1827 aufgehobenen Bistums Konstanz stand seit 1815 zur Disposition. Die Anteile von Chur und Augsburg wurden 1818 damit vereint und das ganze Land dem Bischof von Brixen übertragen. In Feldkirch sollte ein Weihbischof als Generalvikar für Vorarlberg eingesetzt werden. So blieb es auch 1922, als Vorarlberg Teil der Apostolischen Administratur Innsbruck-Feldkirch wurde. Ein eigenes Vorarlberger Bistum war zwar schon 1818 (Bulle Ex imposito Pius' VII.) vorgesehen; es kam aber erst 1968 zustande.

1.3 Sieben Vorarlberger Klöster wurden im 18. und 19. Jh aufgehoben, ihre Bibliotheken zerstreut und teilweise vernichtet: 1773 das seit 1649 bestehende Jesuitenkolleg in Feldkirch, unter Josef II. das Minoritenkloster Viktorsberg, die Franziskanerinnenklöster Thalbach und St. Anna in Bregenz sowie das Klarissenkloster Valduna bei Rankweil, 1803 das Priorat St. Johann der Benediktiner von Ottobeuren in Feldkirch, 1806 - unter bayerischer Regierung - die im 11. Jh gegründete Benediktinerabtei Mehrerau bei Bregenz. Die Bibliothek der Diözese Feldkirch (BDF) bewahrt etwa 300 Bde, die aus dem Feldkircher Jesuitenkolleg stammen, und wenige aus den Klöstern Viktorsberg, Valduna und Mehrerau. In der Stadt Feldkirch, der Heimat namhafter Humanisten, gab es eine Büchersammlung aus Legaten - u. a. von Hieronymus Münzer (1437-1508) -, deren Rest zusammen mit Büchern anderer Provenienz 1929 aus dem Besitz der Pfarre Marul an die Feldkircher Stadtbibliothek gekommen ist.

1.4 In der BDF finden sich auch Bände aus dem Besitz des Bregenzer Pfarrers Johann Caspar Boch (1671-1750) und des Augsburger Generalvikars Anton Mätzler (1780-1857) aus Langenegg im Bregenzerwald. Boch gründete in Bregenz ein Priesterseminar und stattete es mit seiner etwa 3000 Bde umfassenden Bibliothek aus. Das Seminar bestand nur wenige Jahre; ein Teil der Büchersammlung gelangte über ein von den Erben des Stifters in Bregenz errichtetes Benefizium an die BDF. Anton Mätzler vermachte dem Dekanat Bregenzerwald Bücher aus seiner bedeutenden Bibliothek, die er z. T. von der Königlichen Bibliothek (Staatsbibliothek München) aus dorthin gelangten Beständen säkularisierter bayerischer Klöster erworben hatte. Ignaz Tiburtius Fritz (1788-1842) hatte seine etwa 600 Einheiten umfassende Büchersammlung der Pfarre seines Geburtsortes Mittelberg im Kleinwalsertal vermacht; Werke seiner Landshuter Lehrer J. M. Sailer und P. B. Zimmer prägen den Bestand. Die etwa 200 Bde aus dem Besitz des Pfarrers Zeno Tobler von Altenstadt (†1734) repräsentieren vorwiegend barocke Scholastik und Kanonistik. Auch sie sind nun in der BDF.

1.5 1820 kam der aus dem Breisgau stammende Bernard Galura (1764-1856) als erster Weihbischof und Generalvikar nach Feldkirch. Er war selbst als Theologe und Katechet schriftstellerisch tätig und bemühte sich um die Hebung des Bildungsniveaus der Priester. Bei den Dekanaten sollten Büchereien geführt werden, die der Bischof mit Buchspenden förderte. Diese Praxis erhielt sich bis in die Zeit von Bischof Paul Rusch (1938-1968). Weil in Vorarlberg die Dekane aus den Reihen der Pfarrer gewählt werden und daher die Dekanatssitze wechseln, stieß das auf Schwierigkeiten. Auch in Pfarrhöfen hatten sich Bücher aus Nachlässen angesammelt, unter denen sich mitunter wertvolle Drucke fanden.

1.6 Am Sitz der Weihbischöfe in Feldkirch entstand eine Handbibliothek, die mit dem Archiv verwaltet wurde. Dr. Johannes Schöch (1887-1974), der Ludwig Rapps Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariats Vorarlberg weiterführte, sammelte vorwiegend Vorarlbergensien. Seit 1982 war man bestrebt, historische Bücherbestände aus Pfarrhäusern, wo sie meist weder angemessen gesichert noch benützbar sind, in das Archiv der Diözese zu übernehmen.

1.7 1994 wurde die BDF vom Archiv getrennt und erhielt ein eigenes Statut. Ein Teil der alten Drucke ist Depositum von Pfarren und anderen kirchlichen Stellen der Diözese. Nachdem schon seit 1982 Teile des Bestandes in Räumen des Klosters Altenstadt untergebracht worden waren, werden derzeit weitere - u. a. allgemein zugängliche Leseräume - adaptiert. Mit ihrer Fertigstellung ist 1996 zu rechnen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der bisher katalogisierte Bestand umfaßt einige Hss. und etwa 3000 Bde des Zeitraums 1481 bis 1880, ferner rund 300 Regalmeter später erschienene Literatur, insgesamt ca. 15.000 Bde. Er ist mit Ausnahme des künftig im Lesezimmer nach Sachgebieten angeordneten Freihandbestandes nach einem numerischen System aufgestellt und Benützern nicht zugänglich.

2.2 Die BDF besitzt 10 Inkunabeln, darunter 2 Koberger-Bibeln (Nürnberg 1481) sowie Augustinus' De civitate Dei und De trinitate (beide Straßburg 1494). Die Summa des Antonin von Florenz liegt in Ausgaben von 1496 (Straßburg) und 1511 (Basel) vor.

2.3 Aus dem frühen 16. Jh stammen Gregors Moralia (Basel 1503), eine Bibel von Petit (Paris 1504), der Medicinarius des Marsilius Ficinus (Straßburg 1505), das durch Jakob von Pforzheim 1507 in Basel gedruckte Directorium principalium sententiarum in primam et secundam partem summe alias dicte de mirabili scientia Dei des Albertus Magnus, das Stellarium corone benedicte Marie virginis des Pelbárt Temesvári (Belbartius) (Nürnberg 1509), der Augustin-Kommentar des Gastius (Basel: Herwagen 1513) und ein Band mit Schriften von Flavius Josephus (De antiquitatibus. De Judaico bello. De antiqua Judaeorum origine) aus dem Besitz des Konstanzer Humanisten Jakob Schulthaiß (Paris 1515). Zudem gibt es die 1581 bei Rihel in Straßburg erschienene deutsche Übersetzung von Schriften des Josephus (Historien und Bücher von Alten Jüdischen Geschichten. Vom Jüdischen Krieg. Wider Apionem Grammaticum. Von Meysterschafft der Vernunft. Der Machabeer Marter). Von Beatus Rhenanus sind die 1521 in Basel bei Froben erschienene Tertullian-Ausgabe und die Autores historiae ecclesiaticae (Basel: Froben 1535) vorhanden. Das Berthold ürstinger zugeschriebene Werk Onus ecclesiae (Köln 1531) und Alfons' de Castro Adversus omnes haereses (Paris 1543) vertreten die Zeit vor dem Tridentinum.

2.4 Der Bestand zur Homiletik enthält u. a. die Homilien Haymo von Halberstadts (Köln 1534) und Johannes Wilds Postille (Antwerpen 1563). Besonders zahlreich sind die Schriften Johann Michael Sailers (34 Titel, z. T. in mehreren Ausgaben), der im ehemals konstanzischen Bistumsteil großen Einfluß ausübte. Um die Mitte des 19. Jhs trat die in Brixen neuscholastisch ausgebildete Priestergeneration an die Stelle der früheren, was sich in ihren Büchernachlässen niederschlug.

2.5 Dem 16. Jh entstammt auch ein Teil der hauptsächlich Schulliteratur umfassenden Bücher aus dem Besitz Johann Chrysostomus Rellings. Darunter finden sich von Johann Eck besorgte Editionen von Schriften des Aristoteles (Augsburg 1519/1520), die Brugnoli-Ausgabe von Ciceros De officiis (Venedig 1506) und die Polyanthea des Nanus Mirabellius (Basel 1512). Anton Mätzler sind Ausgaben der Schriften von Kirchenvätern zu verdanken, z. B. jene des Augustinus (Löwen 1761-1769), ferner Bullarien, Werke zur Kirchengeschichte (u. a. von Jean Hardouin), Liturgik (z. B. von Edmond Martène) und Exegese. Vorwiegend aus dem Churer und süddeutschen Raum liegen zahlreiche Liturgiebücher aus dem 16. bis 19. Jh vor.

2.6 Außer den erwähnten Bibeln (s. o. 2.2-2.3) besitzt die BDF 7 Vulgata-Ausgaben aus dem 17. und 18. Jh sowie einige aus dem 19. Jh. Die aus Pfarrhäusern stammenden Bestände umfassen vorwiegend die jeweils zeittypische Schultheologie und Praktische Theologie. Neben anderen schwäbischen Autoren ist Abraham a Sancta Clara gut vertreten (7 Titel, z. T. Konvolute von Predigt-Einzelausgaben). Daneben finden sich auch Historica, vor allem Tirolensien und Vorarlbergensien aus dem 19. Jh.

3.KATALOGE

3.1 Moderne allgemeine Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach RAK; ein Zweitexemplar ohne Nebeneintragungen befindet sich am Hauptsitz der Diözesanverwaltung im Diözesanhaus Feldkirch]

Schlagwortkatalog

[in Zettelform]

3.2 Moderner Sonderkatalog

Schlagwortkatalog zu den Vorarlbergensien

[in Zettelform]

3.3 Historische Kataloge

Katalog der Bibliothek des Priesterseminars Kronhalden/Bregenz, um 1735

[Bandkatalog; verzeichnet Teile des Bestandes Boch der BDF; verwahrt im Archiv der Diözese Feldkirch, Sig. PA Bregenz-Mariahilf Fz. 3]

Legat Anton Mätzlers, Verzeichnis der Bücher 1856 [verwahrt im Archiv der Diözese Feldkirch, Sig. Dekanat Bregenzerwald Sch. 1]

Katalog der Pfarrbibliothek Mittelberg, um 1840

[Band- und Zettelkatalog des Bestandes I. T. Fritz]

5. VERÖFFENTLICHUNGEN ZU DEN BESTÄNDEN

Podhradsky, Gerhard: Johann Chrysostomus Rellings Bücher aus dem Feldkircher Jesuitenkolleg (1649-1773). In: Montfort 44 (1992) S. 160-182 [enthält Katalog und Vorbesitzerbiographien dieses Bestandes]

Topographisch-historische Beschreibung des Generalvikariats Vorarlberg. 8 Bde; Bd 1-4. Hrsg. von Ludwig Rapp. Brixen 1894-1902; Bd 5-6. Hrsg. von Andreas Ulmer. Dornbirn 1924-1937; Bd 7-8. Hrsg. von Andreas Ulmer und Johannes Schöch. Dornbirn 1965-1971 [erwähnen gelegentlich Büchersammlungen in Pfarren ohne nähere Beschreibung, u. a. die Bestände Boch (Bd 2, S. 522) und Mätzler (Bd 5, S. 321)]

Stand: August 1995

Gerhard Podhradsky


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.