FABIAN HANDBUCH: HANDBUCH DER HISTORISCHEN BUCHBESTÄNDE IN DEUTSCHLAND, ÖSTERREICH UND EUROPA SUB Logo
 
Home
HomeRegionen:Stadtregister:Abkürzungen
Volltextsuche:

trunkiert

BenutzerprofilLogin
Impressum
 Home > Oesterreich > Kaernten > Friesach

Bibliothek des Dominikanerklosters

Adresse. Dominikanerkonvent, Stadtgrabengasse 5, 9360 Friesach [Karte]
Telefon. (04268) 21 29-915

Unterhaltsträger. Österreichische Provinz des Dominikanerordens
Funktion. Historische Konventbibliothek.
Sammelgebiete. Theologie und Geschichte. - Der Altbestand wird nicht vermehrt.

Benutzungsmöglichkeiten. Nur nach Vereinbarung. - Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Südbahn Richtung Villach bis Friesach. - A 2 bis Abfahrt Semmering (Knoten Seebenstein), S 6 bzw. B 96 bis Scheifling, B 83 bis Friesach.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Das Dominikanerkloster in Friesach ist das älteste im deutschen Sprachraum und wurde bereits ein Jahr nach der päpstlichen Bestätigung des Ordens 1217 errichtet. Der neue Klosterbau gründete auf den Mauern einer Kapelle der Viktringer Zisterzienser, die durch einen Brand wenige Jahre zuvor zerstört worden war. Erst 1251 entstanden Konventgebäude und Kirche an jener Stelle, wo sie sich heute noch befinden.

1.2 Bis ins späte 13. Jh hatten die Salzburger Erzbischöfe in Friesach ihre Nebenresidenz. So entwickelte sich die Stadt zu einem bedeutenden kulturellen Zentrum des Mittelalters mit teils großen Bibliotheken, die jedoch spätere Jahrhunderte nicht überdauerten. Die Büchersammlung der Dominikaner bildet in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Sowohl aufgrund der inneren Auseinandersetzungen, welche die Etablierung der habsburgischen Herrschaft im Zuge des 14. und 15. Jhs mit sich brachten und die sich für Friesach wirtschaftlich nachteilig auswirkten, als auch durch Brände und andere Katastrophen des 16. und 17. Jhs ist der Niedergang der Stadt zu erklären.

1.3 Im 13. und 14. Jh soll der Konvent bis zu 100 Mönche gezählt haben. 1340 fiel das Kloster einem Brand zum Opfer und war im 15. bzw. 16. Jh jahrzehntelang fast verwaist. Erst die Gegenreformation brachte einen neuen Aufschwung. Neben der Seelsorge betrieben die Dominikaner eine Lateinschule (gegr. 1672), die jedoch 1700 nur noch von 34 Schülern besucht und 40 Jahre später aufgelöst wurde. Darüber hinaus gab es eine theologische Hauslehranstalt und 4 kleine deutsche Schulen. Ein weiterer Brand im Jahr 1673 vernichtete große Teile der Gebäude und die gesamte Bibliothek. Der Konvent verkleinerte sich im 18. und 19. Jh kontinuierlich, sodaß er 1847 nur mehr zwei Mitglieder zählte und das Gebäude 1858 an Dominikanerinnen verpachtet wurde. 1889 erfolgte eine Renovierung des Hauses, 1890 die Wiederbesiedlung durch eine männliche Kommunität.

1.4 Durch die Zerstörung des Klosters 1673 ist die alte Bibliothek verlorengegangen. Die überkommenen Bestände sind - soweit sie dem historischen Buchgut zuzurechnen sind - in erster Linie aus Nachlässen und Schenkungen hervorgegangen und nicht sehr umfangreich. Einzelne Donatoren sind nicht mehr festzustellen. Die Wirren der beiden Weltkriege dürften ohne nennenswerte Folgen für die Büchersammlung geblieben sein. Heute ist die Bibliothek ohne Verwendung. Lediglich für die ältesten Werke des 16. Jhs und für die Inkunabeln existiert ein Katalog.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Bei einem Gesamtbestand von rund 7500 Bdn entfallen 2000 auf das 19. Jh, 150 auf das 18. Jh, 50 auf das 17. Jh und 110 auf das 16. Jh. Darüber hinaus besitzt die Bibliothek 15 Inkunabeln.

2.2 Rund 90 Prozent (2100 Bde) des historischen Buchgutes sind deutschsprachig, die restlichen 10 Prozent (230 Bde) verteilen sich auf die Sprachen Latein, Französisch und Italienisch. Dominikanerkloster

2.3 Die Drucke des 19. Jhs sind vor allem homiletische, liturgische und pastorale Behelfe sowie Lehrbücher bzw. Nachschlagewerke der wichtigsten theologischen Fächer (Bibel, Dogmatik, Moral). Dazu kommen noch einige historische Publikationen und ungeordnete Zeitschriften-(Periodika-) Bestände. Bei den bereits katalogisierten Titeln des 16. Jhs überwiegen die Homiletica (22 Titel), gefolgt von den Biblica (21), der patristischen Literatur (11), den Werken zur Liturgik (9), Altphilologie (9) und Dogmatik (8). Die übrigen Fachgebiete sind jeweils mit weniger als 3 Titeln vertreten. Zu nennen sind z. B. ein Breviarium ordinis praedicatorum (Venedig 1596), pastorale Handreichungen, wie Martin Eysengreins Beichtbuch (Ingolstadt 1579), und kontroverstheologische Schriften, wie De sacra communione sub utraque specie (Köln 1564). Auch eine frühe Sammlung der tridentinischen Dekrete (Concilium Tridentinum, Köln 1564) und die Vita Francisci Borgia von Petrus Ribadeneira (Rom 1596) fehlen nicht.

2.4 Inkunabeln. Die im Besitz der Bibliothek befindlichen 15 lateinischen Inkunabeln sind großteils homiletische bzw. patristische Sammlungen (z. B. Johannes Gritschs Quadragesimale, Straßburg: Georg Husner 1495; Meffreths Sermones de tempore, Basel: Nikolaus Kessler 1487; Bernhards von Clairvaux Sermones super Cantica Canticorum, Straßburg: Martin Flach 1497). Im Bestand findet sich auch ein Missale Salisburgense (Nürnberg: Georg Stuchs 1498).

3. KATALOGE

Verzeichnis der Drucke des 16. Jhs

[mschr., dreifach ausgeführt, geordnet nach Autoren, Druckort und Erscheinungsjahr, erstellt 1980 ff.]

Verzeichnis der Inkunabeln

[mschr., erstellt 1980 ff.]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Die profanen Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Friesach. Wien 1991 (Österreichische Kunsttopographie, 51) [zur Bibliothek S. XI-XII, 28-29]

Zedrosser, Thomas: Die Stadt Friesach in Kärnten. Ein Führer durch ihre Geschichte, Bau- und Kunstdenkmäler. 3. Aufl. Klagenfurt 1953 [zur Bibliothek S. 134-135]

Stand: Oktober 1994

Christoph Steiner


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.