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Domschul-Bibliothek

Adresse. Königstr. 17a, 24837 Schleswig [Karte]
Telefon. (04621) 814-177

Unterhaltsträger. Stadt Schleswig
Funktion. Gymnasialbibliothek.
Sammelgebiete. Entsprechend dem klassischen Schulfächerkanon mit besonderer Betonung der Antike und der Geschichte. Der Altbestand wird nicht vermehrt. Benutzungsmöglichkeiten. Nach Anmeldung und Rücksprache mit dem Direktor. - Leihverkehr: nicht angeschlossen. Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Schriftliche Anmeldung unbedingt erforderlich. Busverbindung ab Bahnhof (Linie 1 oder 4) Richtung Innenstadt bis Haltestelle Boststraße. A 7, Ausfahrt Schleswig-Jagel oder Schleswig-Schuby. Parkplätze vor dem Haus.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Die Domschule in Schleswig wird zwar urkundlich zuerst 1307 erwähnt, die noch heute bestehende Bibliothek wurde aber erst 1734 durch den damaligen Rektor Andreas Hoyer (1697-1752) gegründet. Im 18. Jh umfaßte sie nur einen Buchbestand von unter 100 Titeln. Der eigentliche Beginn der Schulbibliothek ist im ersten Jahrzehnt des 19. Jhs anzusetzen, als Georg Friedrich Schumacher (1771-1852) Konrektor, später Rektor des Gymnasiums wurde. Von nun an setzte die dänische Krone, nach 1866 der preußische Staat, Etatmittel für den Aufbau der Bibliothek aus. Es waren 1853 weniger als 133 Thlr. In den siebziger Jahren wuchs die Staatsbeihilfe auf ca. 250 Thlr jährlich. Hinzu kamen die Zinsen eines 1781 durch die Erben von Baron Wilhelm Moritz von Buseck gen. Münch (1665-1741), Kgl. Geheimrat und Landrat, Amtmann von Gottorf, vermachten Kapitals von 100 Thlrn. Eine wichtige Rolle spielten daneben Schenkungen und Legate, durch die die meist älteren Werke in die Bibliothek kamen, so die etwa 1000 Bde umfassende nachgelassene Büchersammlung des Generalsuperintendenten Christian Friedrich Callisen (1777-1861), die teilweise in den Bestand integriert wurde. Weitere umfangreiche Buchgeschenke machten Rektor Georg Friedrich Schumacher, der Kreisphysikus Dr. Karl Ferdinand Suadicani (1753-1824), der Generalsuperintendent Jacob Georg Christian Adler (1756-1834), der Vizekanzler des Obergerichts Friedrich Carl Heinrich von Ahlefeld (1785-1864) sowie der Etatsrat und Intendant Johann Eberhard Friedrich Scheffer (1752-ca. 1838).

1.2 Die Bibliothek wuchs rasch. Sie umfaßte 1818 ca. 500 Bde, 1822 ca. 1000 Bde, 1826 ca. 1300 Bde, 1862 bereits ca. 8500 Bde, 1888 ca. 15.800 und 1893 ca. 16.500 Bde. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Bibliothek keine Verluste. Nach dem Krieg wurde auf Anordnung der Militärregierung die nationalsozialistische Literatur ausgesondert.

1.3 Der umfangreiche Altbestand war bis 1981 in einem großen Dachbodenraum der Schule so unzureichend untergebracht, daß er in seiner Erhaltung gefährdet war. Die Schulleitung übergab deshalb im Einvernehmen mit dem Kultusministerium einen Teil des Buchbestandes in die Obhut des Landesarchivs Schleswig-Holstein in Schleswig (s. Eintrag dort, 2.17 f.). Im Oktober und Dezember 1981 wurden über 4000 Titel vornehmlich des 18. und 19. Jhs abgegeben. Im einzelnen waren dies: die Sammlung dänischer Werke und wissenschaftlicher Sekundärliteratur; fast alle Werke der schleswig-holsteinischen Literatur; Werke der Philosophie und Pädagogik, der Geschichte und der modernen Sprachen, der Theologie, der Naturwissenschaften und der Mathematik; der Bestand an antiken Schriftstellern und entsprechenden Philologien; eine große Zahl von Dissertationen preußischer Universitäten; Jahresberichte preußischer Schulen im 19. und 20. Jh bis etwa 1933 einschließlich wissenschaftlicher Beilagen; alle Zeitschriften des 18. und 19. Jhs.

1.4 Schon vorher hatte die Schulbibliothek Bücher an staatliche Einrichtungen abgegeben: 1950 eine Reihe von Titeln an das Historische Seminar der Universität Kiel; am 17. April 1959 fast 700 Titel an die Landesbibliothek Kiel, im wesentlichen dänische Literatur vornehmlich des 19. Jhs.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

2.1 Der Gesamtbestand der Schulbibliothek betrug 1983 nach der Übergabe eines großen Teils des Altbestandes an das Landesarchiv ca. 11.400 Bde (ohne Zeitschriften). Es sind hier nur die in der Bibliothek der Domschule verbliebenen historischen Buchbestände von 1272 Titeln berücksichtigt. Deren wertvollster Teil (864 Titel) ist in einem besonderen Raum untergebracht, die übrigen 408 Titel sind freihand aufgestellt. Die Bestandsbeschreibung erfolgt anhand der Auszählung des Systematischen Zettelkatalogs (s. u. 3.1). Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.2 Der historische Bestand von insgesamt 1272 Titeln gliedert sich chronologisch in eine Inkunabel (Herodianus, Vita de Romanorum imperatorum, Basel 1493), 28 Titel aus dem 16. Jh, 48 aus dem 17. Jh, 256 aus dem 18. Jh sowie 939 Titel aus dem 19. Jh. Mit 699 der insgesamt 1272 Titel liegen 55 Prozent der Titel in deutscher Sprache vor. Sie stammen vor allem aus dem 18. Jh (90 Titel) und 19. Jh (604). 301 Titel (24 Prozent) sind in lateinischer Sprache verfaßt, davon sind 26 vor 1600 gedruckt, 39 im 17. Jh, 75 im 18. Jh sowie 161 im 19. Jh. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die 129 griechischen Werke vor allem aus dem 18. Jh (37 Titel) und 19. Jh (88). Hinzu kommen 77 französische sowie 45 englische Titel. Nach der Abgabe der dänischen Sammlungen befinden sich heute nur noch 17 dänische Werke im Bestand. Hinzu kommen 3 hebräische Bibeln sowie ein italienischer Titel. Systematische Übersicht

2.3 Die Beschreibung orientiert sich an der Größe der Systematikgruppen: Die umfangreichste Gruppe des in der Schule verbliebenen Altbestandes ist die Geschichte mit 556 Titeln, von denen etwa 40 vor 1800 erschienen sind. Der älteste Titel ist Sebastian Francks Germaniae Chronicon (Basel 1538). Aus dem 19. Jh liegen die einschlägigen Geschichtswerke von Droysen, Duncker, Ranke, Raumer, Waitz und Gibbon vor. Umfangreich dokumentiert sind die griechische und römische Geschichte ebenso wie die Geschichte Deutschlands, darunter auch ein kleiner Bestand zur schleswig-holsteinischen Geschichte und zur Geschichte Dänemarks (z. B. Johann Meursius' Historica Danica, Amsterdam 1638). Die restlichen Titel entfallen auf Quellen- und Urkundensammlungen, historische Darstellungen zur außerdeutschen Geschichte, Biographien, kulturgeschichtliche Werke und Sagen.

2.4 Da fast zwei Drittel des ehemaligen Bestandes zur Griechischen und Lateinischen Literatur und Philologie an das Landesarchiv Schleswig abgegeben wurden, umfaßt diese Sammlung heute nur noch 483 Titel. Sie gliedert sich in 220 Titel griechischer und 175 lateinischer Autoren in originalsprachigen Ausgaben und Übersetzungen. Hinzu kommen 19 Titel zur griechischen und 38 Titel zur lateinischen Philologie. Auf die Neulateiner entfallen 24 Titel. Die restlichen Titel stellen Werke zur Literaturwissenschaft und Mythologie sowie allgemeine Einführungen, Lehrbücher und Lexika zur Altertumswissenschaft. Als älteste Titel seien genannt Gulielmus Budaeus' Commentarii Linguae Graecae (Basel 1530) und Quintus Curtius Rufus' Historia Alexandri magni (Amsterdam 1664).

2.5 Aus dem Fachbereich Deutsche Literatur und Sprachwissenschaft sind von den ehemals etwa 600 Titeln über 400 abgegeben worden. Von den verbliebenen ca. 145 Titeln sind 23 vor 1800 erscheinen. Hier sind die Werke von Hans Sachs und Georg Rollenhagen (Sinreicher Froschmeuseler, Frankfurt 1730), Albrecht von Haller, Christian Fürchtegott Gellert und Johann Wilhelm Ludwig Gleim, Theodor Körner, den Gebrüdern August Wilhelm und Friedrich Schlegel, Johann Ludwig Tieck, Jean Paul, Friedrich Maximilian von Klinger und Heinrich von Kleist zu nennen.

2.6 Alle übrigen Sachgruppen enthalten nach den Abgaben heute nur noch weniger als jeweils 50 Titel: Von den ursprünglich 333 Titeln zur Philosophie besitzt die Bibliothek nur noch 30, darunter Dubletten der abgegebenen Werke Kants, Hegels, Fichtes, Kierkegaards und Moses Mendelssohns. Aus dem Bereich Theologie sind nur noch 23 Titel erhalten, darunter verschiedene hebräische und lateinische Bibeln aus dem 17. und 18. Jh, z. B. ein Vetus Testamentum von 1730 und ein Testamentum Novum von 1619. Die Geographie wies ursprünglich fast 300 Titel auf, von denen nur 13 erhalten sind, so Christoph Cellarius' Notitiae orbis antiqui (Leipzig 1706) oder James Bruces Cartes et figures de voyage en Nubie (Paris 1792). Von den ebenfalls über 300 Titeln zur Staatswissenschaft verblieben nur 10, darunter Samuel Pufendorfs Les devoirs de l'homme (Amsterdam 1707). Von über 300 Titeln zur Pädagogik behielt die Schule 5, darunter Johann Friedrich Herbarts Pädagogische Schriften (Leipzig 1873) und Ernst Moritz Arndts Fragmente über Menschenbildung (Altona 1805). Im Bereich Mathematik sind noch 2 Titel vorhanden, bei den Naturwissenschaften 5, darunter von Linnés Systema naturae (Leipzig 1788). Die verbliebenen Altbestände in den übrigen Fächern sind nicht erwähnenswert. Sämtliche literarischen und kritischen Zeitschriften wurden abgegeben.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; nach Hausregeln; geführt seit ca. 1909]

Systematischer Katalog

[in Zettelform; gliedert den Bestand in 15 Hauptsachgruppen]

Die Bestände sind weder im Norddeutschen Zentralkatalog noch in der Zeitschriftendatenbank (ZDB) nachgewiesen.

3.2 Historische Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform; begonnen von Bibliothekar Prof. Dr. August Sach, der die Bibliothek bis zu seinem Weggang nach Hadersleben 1889 leitete; geführt bis ca. 1909]

Verzeichnis der Büchersammlung der Königlichen Domschule. Schleswig 1862

[gedruckter Systematischer Katalog; nicht in der Schule vorhanden; im Bestand des Landesarchivs Schleswig]

Realkatalog der Lehrerbibliothek

[Systematischer Katalog in Bandform; begonnen im ausgehenden 19. Jh; in ihm sind die 15 Sachgruppen mit Untergruppen gemäß dem Fächerkanon des Gymnasiums aufgeführt; Kopie in der Bibliothek des Landesarchivs Schleswig, in der der dort verwahrte Bestand gekennzeichnet ist]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

In den meisten Schulprogrammen der Domschule finden sich Hinweise auf Bestandszugänge und Stiftungen an die Bibliothek, besonders in den Jahren 1852/53, 1857/58 und 1865-1915.

Zugangsverzeichnis 1869-1913/14 [begonnen vom damaligen Direktor Dr. Heinrich Keck]

Zugangsverzeichnis 1914-1978 Zugangsverzeichnis 1980 ff. [alle Zugangsverzeichnisse hschr.]

4.2 Darstellungen

Hinrichsen, Lor[enz]: Die Schleswiger Domschule im neunzehnten Jahrhundert. Teil I: Die Schleswiger Domschule in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts. Schleswig 1902, S. 1-36 [zur Bibliothek S. 29 f.];

Teil II: Die Domschule unter G. Fr. Schumachers Rektorat (1820-1835). Schleswig 1903, S. 1-27 [zur Bibliothek S. 26 f.];

Teil III: Die Domschule unter G. Fr. Schumachers Rektorat (1820-1835) (Fortsetzung); Olshausens Rektorat und die Vakanzverwaltung durch Lübker (1835-1837); Jungclaussens Rektorat (1837-1855). Schleswig 1907, S. 1-42 [zur Bibliothek S. 40];

Teil IV: Jungclaussens Rektorat (1837-1855) (Fortsetzung). Schleswig 1909, S. 1-36 [zur Bibliothek S. 23; es handelt sich jeweils um wiss. Beilagen zu den Schulprogrammen]

Sach, August: Geschichte der Stadt Schleswig. Schleswig 1875 [zur Bibliothek besonders S. 216]

Schumacher, Georg F.: Genrebilder aus dem Leben eines 70jährigen Schulmannes, ernsten und humoristischen Inhalts. Schleswig 1841, repr. Flensburg 1983 [Darstellung des Direktors und Bibliotheksgründers]

Skierka, Joachim: Bibliotheca scholae cathedralis Slesvicensis. In: Beiträge zur Schleswiger Stadtgeschichte 29 (1984) S. 22-51 [S. 47-48: Verzeichnis der Stifter und Förderer der Bibliothek; gekürzter Text einer mschr. Fassung, die in der Stadt- und Zentralbücherei Schleswig hinterlegt ist]

Stand: März 1994

Joachim Skierka


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.