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Domstiftsbibliothek St. Petri

Adresse. An der Petrikirche 6, 02625 Bautzen [Karte]
Telefon. (03591) 4 41 02
Telefax. (03591) 4 41 24
Bibliothekssigel. <BDB> (Bautzner Domstiftsbibliothek)

Unterhaltsträger. Bischöfliches Ordinariat des Bistums Dresden-Meißen
Funktion. . Kirchen- und regionalgeschichtliche Forschungsbibliothek; theologische Bibliothek des Domkapitels und des Ordinariats.
Sammelgebiete. Theologie, insbesondere Kirchengeschichte; ferner Lusatica, Saxonica. - Der historische Bestand wird gelegentlich aus Priesternachlässen erweitert.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8-12 Uhr und 13-16 Uhr. - Leihverkehr: kirchl. Leihverkehr.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät, Mikrofilm-Lesegerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Anmeldung empfehlenswert. Fußwegnähe ab Bahnhof (ca. 20 Minuten). A 4 (E 40), Ausfahrt Bautzen-West. B 6 ab Dresden. Öffentliche Parkplätze im Stadtzentrum.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Zu Beginn des 13. Jhs errichtete Bischof Bruno II. von Meißen (reg. 1209-1228) an der um 1000 in Bautzen begründeten Pfarrkirche ein Kollegiatstift. Mit der Errichtung des Kollegiatkapitels war 1350 die Einrichtung einer Bibliothek verbunden. Die ältesten Hss. stammen aus dem 14. und 15. Jh. Es sind liturgische Bücher für Messe und Chorgebet in der Bautzener Domkirche (25 Meißner Missale, 37 römische Missale verschiedener Diözesen, 46 komplette Ausgaben von Brevieren, 25 Brevierteile, 8 Manuale und 18 Meißner Breviere). Um die Bibliothek machte sich besonders der Bautzener Domdekan und Apostolische Administrator des Bistums Meißen in der Lausitz Johann Leisentrit (1527-1587) verdient. Er ordnete die vorhandene Bibliothek und hinterließ seine eigene umfangreiche Büchersammlung der Stiftsbibliothek. Als bedeutender Reformtheologe und als pastoralliturgischer Schriftsteller verfaßte er selbst über 30 Titel, die sich sämtlich in der Domstiftsbibliothek befinden. Hinzu kommen auf Grund der Auseinandersetzung mit der reformatorischen Bewegung die Schriften der Reformatoren. So besitzt die Bibliothek zeitgenössische Schriften von Luther und Melanchthon.

1.2 Der Bautzener Domdekan und Bibliothekar Bischof Johann Jakob Joseph Wosky von Bärenstamm (1692-1771) richtete für die Bibliothek anläßlich des Umbaus des Bautzener Domdekanats 1744 eigene Bibliotheksräume ein, in denen noch heute der Hauptteil der Bibliothek untergebracht ist. Die Zugehörigkeit der Lausitz zu Böhmen bis 1635 und die Ausbildung der Lausitzer katholischen Theologen, später auch der sächsischen, seit 1728 in dem vom Domkapitel St. Petri in Prag errichteten Wendischen Seminar St. Petri auf der Kleinseite in Prag hatten zur Folge, daß theologische, kirchengeschichtliche und landeshistorische Veröffentlichungen des 17. bis 19. Jhs in tschechischer Sprache zahlreich in der Bibliothek vertreten sind. Unter der Regierung von Bischof Wosky von Bärenstamm ordneten die Bautzener Domherren Johann Joseph von Hauptmann (1709-1772) und Johann Augustin Jacubetz (1700-1778) die Bibliothek und erarbeiteten die ersten Kataloge.

1.3 Im 19. Jh widmete der Bautzener Domdekan und Bischof Franz Georg Lock (1751-1831) der Bibliothek besondere Aufmerksamkeit und erwarb zahlreiche Werke. Als theologischer Vertreter der katholischen Aufklärung böscher Prägung sammelte er vor allem kirchliche Reformliteratur und pädagogische Arbeiten, aber auch Kinder- und Jugendliteratur der ersten Jahrzehnte des 19. Jhs. Unter ihm ordnete der Bautzener Kanonikus Franz Prihonsky (1788-1859) die Bibliothek neu und legte auch neue Kataloge an. Sowohl Bischof Franz Georg Lock als auch der Kanonikus Franz Prihonsky waren mit dem tschechischen Religionsphilosophen Bernard Bolzano (1781-1848) und dem tschechischen Literaten Jan Dobrovsky (1753-1829) freundschaflich verbunden, so daß sich in der Bibliothek sowohl Hss. der beiden letztgenannten wie auch deren Werke finden. Gegenwärtig erfolgen Zugänge auf den Schwerpunktgebieten vorwiegend durch die Übernahme von Bibliotheken aus Priesternachlässen.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Bei einem Gesamtbestand von 18.324 Bdn beträgt der historische Bestand der Kapitelbibliothek 11.043 Titel. Darunter befinden sich 106 Inkunabeln; 716 Titel stammen aus dem 16. Jh, 1058 aus dem 17. Jh, 2306 aus dem 18. Jh und 6640 aus dem 19. Jh. Das Erscheinungsjahr für 15 Titel konnte nicht ermittelt werden.

2.2 7097 Titel erschienen in deutscher Spache, 3034 in Latein. Der Anteil der französischen Sprache beläuft sich auf 394 Titel, der der englischen auf 10; in anderen Sprachen (Hebräisch, Italienisch, Polnisch, Sorbisch und Tschechisch) wurden 298 Titel gezählt. Systematische Übersicht

2.3 Mit insgesamt 4230 Druckschriften liegt das Hauptgewicht der Kapitelbibliothek bei der Theologie. Bei den Inkunabeln handelt es sich um liturgische und homiletische Titel, darunter das 1485 von Peter Schöffer von Gernsheim gedruckte Meißner Missale, das älteste seiner Art; ihm folgen die von Melchior Lotter in Leipzig herausgegebenen liturgischen Bücher des alten Bistums Meißen. Im 16. Jh erschienen 406 Titel. Darunter befinden sich auch die Arbeiten von Leisentrit ( s. o. 1.1), ferner zahlreiche theologische Kontroversschriften katholischer und evangelischer Theologen. Der Schwerpunkt der im 17. Jh erschienenen 509 Titel liegt bei den theologischen Publikationen der Jesuiten. Aus dem 18. Jh stammen 895 Werke, dabei überwiegt die Predigtliteratur. Im 19. Jh erschienen 2400 Drucke, vor allem historische Arbeiten, zuzüglich 15 nicht zu datierender Titel. In deutscher Sprache liegen 2576 Werke vor, in Latein 1641, in Französisch 44, in Englisch 6 und in sonstigen Sprachen 63 Titel. Außerdem vorhanden sind 90 deutsche Hss., 109 lateinische sowie 3 in anderen Sprachen.

2.4 Der Bestand zur Kirchengeschichte umfaßt neben 3 Hss. 1836 deutsche Titel, 306 lateinische, 31 französische und 11 in anderen Sprachen. Von ihnen gehen 65 auf das 16. Jh zurück, 118 entstammen dem 17. Jh, 295 dem 18. Jh und 2206 dem 19. Jh.

2.5 Zur Kirchenmusik sind ab Beginn des 18. Jhs bis 1900 138 Titel vorhanden. Unter diesen finden sich zahlreiche Werke böscher Komponisten, aber auch Lausitzer Musiker sind vertreten. Der Bestand zur Kirchenmusik umfaßt im wesentlichen die in der Domkirche St. Petri in Bautzen gebrauchten Musikalien, die dann der Bibliothek übergeben wurden, darunter das von Domdekan Johann Leisentrit herausgegebene Gesangbuch Geistliche Lieder (Bautzen: Hans Wolrab 1567).

2.6 Zur Profangeschichte sind 664 Titel vorhanden. Davon stammen 33 aus dem 16. Jh, 110 aus dem 17. Jh, 265 aus dem 18. Jh und 256 aus dem 19. Jh. Wesentlichen Anteil haben insbesondere Werke in lateinischer Sprache aus dem 16. bis 18. Jh (insgesamt 120) sowie Ausgaben in französischer Sprache (insgesamt 136), vor allem aus dem 17. und 18. Jh. Schwerpunkte bilden Monographien zur Regionalgeschichte Sachsens und der Lausitz. Diese Abteilung erhält ihren besonderen Wert durch die Sammlung zahlreicher kleiner Schriften, die zu Jubiläen von Institutionen und Orten verfaßt wurden.

2.7 Die umfangreiche Gruppe Allgemeine Literatur enthält zwischen 1500 und 1900 insgesamt 3448 Titel. Bis zum 18. Jh sind die Werke lateinischer Klassiker (insgesamt 894 Titel) besonders zahlreich vertreten. Die französischsprachige Literatur (insgesamt 180 Titel) dominiert im 18. Jh. Von den 74 historischen Zeitschriften gehen 7 auf das 18. Jh zurück. Der Kartenbestand umfaßt bis 1800 4, bis 1900 31 Atlanten sowie von 1622 bis 1900 131 Karten zur Territorial- und Kirchengeschichte, vorrangig Böhmens und Sachsens.

3. KATALOGE

3.1 Moderne Kataloge

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln]

Systematischer Katalog [in Zettelform]

3.2 Historische Kataloge

Alphabetischer Katalog des 18. Jhs

Systematischer Katalog des 18. Jhs [hschr. Bandkataloge, im 18. Jh angelegt durch Johann Joseph von Hauptmann und Johann Augustin Jacubetz]

Alphabetischer Katalog des 19. Jhs

Systematischer Katalog des 19. Jhs [hschr. Bandkataloge, im 19. Jh angelegt durch Franz Prihonsky]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

4.1 Archivalien

Domstiftsarchiv: Quellen zur Geschichte der seit 1350 bestehenden Bibliothek des Domkapitels

Akten über die in der Bibliothek tätigen Personen sowie über das Rechnungswesen der Bibliothek

4.2 Darstellungen

Rudert, Otto: Die Geschichte des domstiftlichen Archives. In: Bautzener Geschichtshefte 14 (1936) Heft 2, S. 9-15; Heft 3, S. 20-24; Heft 4, S. 31-32 [Erwähnung der Bücherei zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges und des Stadtbrandes von 1634]

Neuhardt, Johannes: Die neu eröffnete Domschatzkammer von Bautzen. In: Das Münster 39 (1986) Heft 2, S. 149-156 [Erwähnung des Archivs und der Bibliothek des Domkapitels]

Domstiftsarchiv St. Petri in Bautzen. In: Führer durch die Bistumsarchive der katholischen Kirche in Deutschland. 2. Aufl. Siegburg 1991, S. 205-206

Stand: Oktober 1995

Siegfried Seifert


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.