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Eichsfeld-Bibliothek im Eichsfelder Heimatmuseum

Adresse. Kollegiengasse 10, 37308 Heilbad Heiligenstadt [Karte]
Telefon. (03606) 61 26 18
Telefax. (03606) 4004 Unterhaltsträger. Stadt Heilbad Heiligenstadt
Funktion. Spezialbibliothek. Sammelgebiet. Geschichte des Eichsfeldes.

Benutzungsmöglichkeiten. Präsenzbibliothek. Benutzung im Rahmen der Öffnungszeiten des Museums und nach Vereinbarung: Dienstag bis Freitag 10-12.30 Uhr und 14-16.30 Uhr, Samstag und Sonntag 14-16 Uhr. Leihverkehr: nicht angeschlossen.
Technische Einrichtungen für den Benutzer. Kopiergerät.
Hinweise für anreisende Benutzer. Telefonische Anmeldung erwünscht. Vom Bahnhof Fußwegnähe (ca. 15 Minuten) in Richtung Rathaus. A 7 (E 45), Ausfahrt Hedemünden, B 80 über Witzleben; A 4 (E 40), Ausfahrt Gotha, B 247 über Mühlhausen. Parkplatz über Lindenallee.

1. BESTANDSGESCHICHTE

1.1 Der Dingelstedter Kreiswundarzt und Sanitätsrat Karl Wilhelm Joseph Strecker (1818-1887) vermachte der Stadt Heiligenstadt testamentarisch seine aus Muscheln, Käfern, Schmetterlingen und Vögeln bestehende reichhaltige Naturaliensammlung und legte damit den Grund für das Eichsfelder Heimatmuseum. 1906 bildete sich der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde, der eine Sammlung von Altertümern aufbaute, die im Städtischen Museum der Bürgerschule notdürftig untergebracht war. Als 1928 das Gebäude des Jesuitenkollegiums von der Stadt übernommen wurde, erwachte der Gedanke eines Heimatmuseums zu neuem Leben; es gelang dem Heimatverein unter dem Vorsitz des Heimatforschers Studienrat Johannes Müller (1884-1957) in den folgenden Jahren, dort acht Zimmer zur kostenlosen Nutzung zu erhalten. Müllers Absicht, für die Kreise Duderstadt, Worbis und Mühlhäuser Land ein gemeinsames Eichsfeld-Museum zu schaffen, da es sich um ein seit alters her zusammenhängendes Kulturgebiet handele, ließ sich aber nicht verwirklichen.

1.2 Um dem Museumsprojekt eine breitere Basis zu verschaffen, beschloß der Heimatverein die Gründung eines Fördervereins, der im Mai 1931 als Verein für das Eichsfelder Heimatmuseum e. V. gebildet wurde. Er brachte die Einrichtung des Museums voran, die Bestände des bisherigen Museums der Stadt Heiligenstadt wurden u. a. als Leihgaben übernommen. Die neue Bildungsstätte wurde am 1. April 1932 eingeweiht. Sie fand besonders unter den zahlreichen Vereinen (ehemaliger) Eichsfelder, von denen heute nahezu 40 existieren, große Resonanz. Die Bücherei des Vereins für Eichsfeldische Heimatkunde war im Arbeitszimmer des Museums untergebracht.

1.3 Heute nutzen Museum und Stadtarchiv gemeinsam den 1740 errichteten Barockbau des ehemaligen Jesuitenkollegs, der bis 1929 als Gymnasium diente. Die ständige Ausstellung des Museums zeigt Exponate aus der Streckerschen Naturaliensammlung, zur Geologie, Vorgeschichte und zur Kulturgeschichte des Eichsfeldes sowie zur Stadtgeschichte Heiligenstadts. Eines der ältesten Rechtsbücher, die Willkür der Stadt Heiligenstadt, stammt aus dem Jahre 1335 (Faksimile-Ausgabe 1997). Das Original befindet sich im Stadtarchiv. Weitere Anziehungspunkte sind Werke sakraler Kunst des Eichsfeldes. Bemerkenswert ist ein zwischen 1414 und 1517 geführtes Mirakelbuch vom Wallfahrtsort Elende mit 465 Eintragungen, das ein kulturgeschichtlich interessantes Zeugnis der Marienverehrung darstellt (Leihgabe der Propsteikirche St. Marien).

1.4 Die Eichsfeld-Bibliothek enthält Veröffentlichungen, die sich mit Orten und Persönlichkeiten dieser traditionsreichen Kulturlandschaft befassen oder die die Region als Ganzes darstellen. Dabei findet der Eichsfelder Chronist Johann Wolf (1743-1826) besondere Würdigung (s. u. 2.3). Der Schwerpunkt der Sammlung liegt im 20. Jh. Seit 1997 besteht ein Geschichts- und Museumsverein e. V. Heilbad Heiligenstadt, der sich u. a. die Förderung der Museumsbibliothek zur Aufgabe gestellt hat.

1.5 Am Ende des Zweiten Weltkrieges hatte das Museum in seinen Beständen große Verluste zu beklagen, auch die Bibliothek wurde in Mitleidenschaft gezogen. Durch Ankäufe und Schenkungen, vor allem durch die Übernahme der Redaktionsbibliothek der seit 1961 erschienenen Eichsfelder Heimathefte, konnten entstandene Lücken wieder geschlossen werden. Wiederholt im Bestand auftretende Provenienzen sind die Gymnasialbibliothek Heiligenstadt, aus der z. B. die Bücher stammen, die Johannes Wolf besaß, und der Verein für Eichsfeldische Heimatkunde. Standardwerke sind mehrfach vorhanden, dem Kleinschrifttum der Region wird besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

2. BESTANDSBESCHREIBUNG

Chronologische Übersicht und Übersicht nach Sprachen

2.1 Die Bibliothek zählt über 3000 Bde, von denen etwa 500 (16,7 Prozent), überwiegend aus dem 19. Jh und in deutscher Sprache, zum historischen Bestand gehören. Genauere Angaben sind z. Z. nicht möglich, da sich das Museum noch in der Phase der Neugestaltung befindet. Systematische Übersicht

2.2 Der älteste Druck, ein großformatiges Hebdomadarium et Commune Sanctorum, Cantui Gregoriano Moguntino et Breviario Romano accomodatum (Mainz 1665) mit Text und Noten ist in der Ausstellung zu sehen. In mehreren Exemplaren ist Das Eichsfeld (Sondershausen 1845) von dem aus Nordhausen stammenden Carl Duval (1808-1853) vorhanden; eines enthält zusätzliche Bilder von Städten und Landschaften. Die Einführung des Christenthums auf dem Eichsfelde durch den hl. Bonifacius (Mainz 1847) verfaßte Conrad Zehrt (1806-1897), Domkapitular und Bischöflicher Kommissarius in Heiligenstadt. Er schrieb u. a. die Eichsfeldische Kirchengeschichte des 19. Jhs (Heiligenstadt 1892). Der Jahres-Bericht des landwirthschaftlichen Districts-Vereins des Eichsfeldes für das Jahr 1855 (Heiligenstadt [1856]) enthält Vorschläge zur Hebung der Kultur- und Industrieverhältnisse in dieser zeitweilig stark benachteiligten Region. Von Josephine Holzmärker-Gerbode liegen Sagen, Märchen und Legenden des Eichsfeldes (Worbis 1864) vor. Zu nennen sind überdies Das Eichsfeld (Heiligenstadt 1886), eine geographisch-historische Übersicht für den Heimatkunde-Unterricht von dem Seminarlehrer Christian Werner, Das Eichsfeld (Barmen [1892]) von Theodor Oßwald und Das Buch vom Eichsfelde (Heiligenstadt 1900) von Heinrich Leineweber.

2.3 Der Lizentiat Johann Wolf (s. o. 1.4), Mitglied der Akademie nützlicher Wissenschaften zu Erfurt und zuletzt Kanonikus im Peters-Stift zu Nörten, erwarb sich Verdienste um die Erforschung der Geschichte des Eichsfeldes und Heiligenstadts. Vorhanden sind von ihm u. a. die Politische Geschichte des Eichsfeldes (Göttingen 1792-1793; das Exemplar " ex libris Joan. Wolf 1793" enthält Nachträge von seiner Hand), Historische Abhandlung von den geistlichen Kommissarien im Erzstifte Mainz, besonders von denen im Eichsfelde (Göttingen 1797), Diplomatische Geschichte des Peters-Stiftes zu Nörten (Erfurt 1799; ebenfalls mit hschr. Ergänzungen Wolfs), Geschichte und Beschreibung der Stadt Heiligenstadt (Göttingen 1800), Kritische Abhandlung über den Hülfensberg im Harzdepartement, im Königreich Westphalen (Göttingen 1808), Das Geschlecht der edlen Herren von Rosdorf (Göttingen 1812), Geschichte des Gymnasiums zu Heiligenstadt von 1575-1774 (Göttingen 1813), Kurze Geschichte des deutschen Kirchengesangs im Eichsfeld (Göttingen 1815), Katholisches Gebetbuch mit beigefügten Bibelsprüchen (Heiligenstadt 1816), Denkwürdigkeiten der Stadt Worbis und ihrer Umgegend (Göttingen 1818), Eichsfeldisches Urkundenbuch (Göttingen 1819) und Die heiligen Märtyrer Serpius und Bacchus, Kirchen-Patronen zu Kreuzeber auf dem Eichsfelde (Göttingen 1823), nebst historischen Nachrichten von der dortigen Kirche. Aus Wolfs Privatbibliothek stammt die Schrift In Rechten und Geschichte wohlgegründete Beantwortung der Frage: Ob die deutsche Nazion noch verbunden seye, die mit dem Papste eingegangenen aschaffenburger Konkordaten zu halten? (Heiligenstadt 1789) von dem Obergerichtsadvokaten Jakob Franz Fuhrmeister.

2.4 Johann Georg Lingemann (1770-1830), seit 1797 Professor für Physik und Mathematik am Heiligenstädter Gymnasium, führte von 1800 bis 1806 die Vermessungsarbeiten im Eichsfeld durch. Er fertigte eine SpecialCharte vom ehemaligen Eichsfelde an (Weimar 1806). Lingemann regte für Heiligenstadt die Kontaktaufnahme zu Pestalozzi in der Schweiz an. Seit 1805 Gymnasialdirektor, hielt er am 15. November 1809 eine Rede über die Grundzüge des großen Charakters (Heiligenstadt 1809). 1817 gab er, angeregt durch Friedrich Ludwig Jahn, die Nachricht von der Turn-Anstalt des Gymnasiums zu Heiligenstadt als Einladungsschrift zur öffentlichen Prüfung heraus. Leben, Reisen und Lieder (Hamburg [1829]) veröffentlichte der in Heiligenstadt tätige Schuster, Musikkünstler und Dichter Johannes Weinrich (1793-1855), der sich " Hans Sachs II." nannte. Von Karl Strecker, dem Anreger des Museums, ist das erst nach seinem Tode veröffentlichte Stammbuch der Familie Strecker ( Wien 1896) im Bestand.

2.5 Als biographisches Nachschlagewerk kann die Zeitungsausschnitt-Sammlung von 454 Biographien Hervorragender Männer und Frauen des Eichsfeldes dienen, die der Heiligenstädter Seminaroberlehrer Augustin Apel (1867-1937) verfaßte und vom 1. März 1926 bis zum 31. März 1927 im Eichsfelder Volksblatt veröffentlichte.

2.6 Zur Geschichte von Heiligenstadt sind u. a. die Rede, gehalten am Erinnerungs-Feste der Kampfgenossen aus den Jahren 1813, 14 und 15 (Heiligenstadt 1838) von Joseph Gassmann, das Statut der Stadt Heiligenstadt vom 17. März 1831, die Neue Marktordnung für die Stadt Heiligenstadt vom 28. März 1837 und die Straßen-Ordnung für die Stadt Heiligenstadt von 1841 im Bestand. Die Belagerung von Heiligenstadt durch 6 Fürsten und 7 Grafen im Jahre 1404 (Göttingen 1838) schilderte in einem dramatischen Gedicht der Lehrer am Heiligenstädter Gymnasium Franz Seydewitz. Auch zu anderen Orten im Eichsfeld sind gedruckte Ortschroniken sowie zahlreiches Kleinschrifttum vorhanden, so das Urkundenbuch der Stadt Duderstadt bis zum Jahre 1500 (Hildesheim 1885), hrsg. von Julius Jaeger, Der Hülfensberg im Eichsfelde (Heiligenstadt 1853) von dem Pfarrverweser Philipp Schäfer und das Reglement für die Zwangs-Arbeits-Anstalt zu Worbis (Weimar 1839).

2.7 Über das Schulwesen informiert der Entwurf, nach welchem die bisher sogenannten Lateinischen Schulen in den kurmainzischen Landen ... werden eingerichtet werden (Mainz 1773), Zur Pädagogik der Schule und des Hauses (Essen 1888) äußerte sich der " Altmeister der katholischen Pädagogik", Lorenz Kellner (1811-1892), dessen Lebensblätter (Freiburg 1897) seine Erinnerungen aus der Schulwelt enthalten. Er stammte aus Kalteneber bei Heiligenstadt.

2.8 Unter den Zeitungsbeständen aus dem 19. Jh befinden sich Jahrgänge des Mühlhäuser Anzeigers (1875-1883) und anderer Mühlhäuser Blätter, vom Worbiser Kreisblatt (1848-1907; mit Lücken), vom Nordhäuser Courier (1866-1889; mit Lücken) und vom Ober-Eichsfelder Kreis-Anzeiger (1868, 1870, 1878), der in Heiligenstadt erschien. Ergänzend können die Bestände des Stadtarchivs herangezogen werden. Heimatkundliche Beilagen und Heimatzeitschriften wurden im Eichsfeld erst im 20. Jh regelmäßig publiziert. Hinzuweisen ist noch auf den Eichsfelder Marien-Kalender (vorhanden ab Jg. 3, 1879).

3. KATALOGE

Alphabetischer Katalog

[in Zettelform, nach hauseigenen Regeln]

Inventarium 1968/1987

[Bestandsliste]

4. DARSTELLUNGEN ZUR GESCHICHTE DER BIBLIOTHEK

Müller, Johannes: Zur Entwicklung des Eichsfelder Heimatmuseums in Heiligenstadt. Heiligenstadt 1932

Barthel, Rolf: Unsere Bibliothek (I). In: Eichsfelder Heimathefte 6 (1966) S. 55-57

Stand: August 1997

Felicitas Marwinski


Quelle: Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland. Digitalisiert von Günter Kükenshöner.
Hrsg. von Bernhard Fabian. Hildesheim: Olms Neue Medien 2003.